Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 122. Augsburg, 1. Mai 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Regierung, auf Wildbads Flor bedacht, ließ sogleich (schon mit Anlage einer schönen Straße beschäftigt) nach Vermehrung der Quellen graben, und ist so glücklich, auf eine doppelt so große Wassermasse ihre beabsichtigten Verbesserungen gründen zu können.

Nicht im Willen der Regierung, nicht an den Mitteln würde es fehlen, sollte nicht das Resultat der Verbesserungen ein ruhmwürdiges werden; es ist zu hoffen, daß die mit so wichtigem, aber auch zugleich so schwerem Werke betrauten Techniker, im Sinne der väterlichsten Regierung, würdig und schnell ihre Aufgabe zu lösen verstehen werden.

Auch für den der Privat-Industrie zugewiesenen Theil der nöthigen Verbesserungen trat reges Leben in dem Städtchen ein, und jeder suchte nach Kräften den vortheilhaft veränderten Verhältnissen zu genügen. Es dürfte ein Gewinn für Wildbad seyn, daß ein in der Nähe begüterter Graf es auf sich nehmen wollte, nach Ankauf des einzigen zu Wildbad disponiblen, unweit der Quellen gelegenen Grundes, auf demselben eine Reihe von Gebäuden zu errichten, die, in Verbindung mit einem Restaurant, von Blumen und Promenaden umgeben, um so mehr ein angenehmer Aufenthalt werden dürften, als keine Mühe und kein Geldopfer zu groß erschien, um den einmal gefaßten Entschluß würdig zu vollenden.

Ein großes Glück für den Eigenthümer wie für die Gesellschaft ist es, daß der zu Entwurf und Ausführung der Plane erwählte Baumeister, Architekt Pfeilsticker, (ein Schüler des für die Kunst zu früh verstorbenen Professors Heigelin) trotz seiner Jugend die Talente und Kenntnisse im höchsten Grade besitzt, die zu Entwurf des Planes nöthig waren; diejenige Ausdauer und rastlose Thätigkeit ferner, die allein es möglich machten, unter den allerschwierigsten, durch die Oertlichkeit bedingten Verhältnissen, ganz allein das große Geschäft, in die allergeringsten Details einzudringen genöthigt, so völlig und so schnell zu vollenden. Am ersten Junius wird das Etablissement, welchem der Name "Bellevue" gegeben wurde, eröffnet werden, und mit 125 Zimmern die Aufnahmsfähigkeit Wildbads für Fremde, besonders der höheren Classen, erweitert haben.

Um, ohne Arzt zu seyn, auf die Heilkraft der Quellen zurückzukommen, so sind es vor Allem Wunden, dann Rheuma, Gicht und eine Menge weiblicher Krankheitszustände, welche durch die Bäder Wildbads erfahrungsmäßig seit Jahrhunderten geheilt werden; eine neuere, aber nicht minder erprobte Erscheinung ist die, daß das Trinken des so reinen und nur durch seine Wärme von der angenehmsten Trinkquelle sich unterscheidenden Wassers die bösartigsten Halsleiden, veraltete, keinem andern Mittel weichende Husten, Magenübel, Würmer, besonders bei Kindern, eben so völlig als auf eine leichte Art zu heilen vermag.

Die mit den balsamischen Ausdünstungen der umgebenden Tannenwaldungen geschwängerte Luft endlich gehört mit zu den Erleichterungen manchen Uebels.

Das Klima, über welches hie und da die irrigsten Begriffe, worüber wahrhaft spaßhafte Dinge anzuführen wären, immer noch bestehen, ist um 1 Grad mit dem Stuttgarts verschieden, welchem eine gelinde atmosphärische Temperatur nirgends abgesprochen werden kann.

Die Britten sind es vor Allen, die sich durch die wildschöne Natur, die sie mit dem schottischen Hochlande vergleichen, angezogen fühlen, und denen der Ruhm gebührt, mit mancher Selbstverläugnung die oft rauhe Schale, des Kernes wegen, ertragen zu haben, indem sie in der Zeit des Mangels an Unterkunftmitteln sich freudig in Beschränkungen ergaben, denen sich deutsche Familien nicht unterzogen haben dürften. Mögen diese Zeilen mit dazu beitragen, jene Nebeldünste völlig zu zerstreuen, welche, den neuen Strahlen Wildbads vergebens widerstehend, um dieselben häufig von Neid, häufiger von Unkenntniß gesammelt werden wollen!

[1601]

Todes-Anzeige.

Es hat Gott dem Allmächtigen in seinem unerforschlichen Rathschlusse gefallen, heute Abends um 7 Uhr, mit allen heiligen Sterbsacramenten versehen, meine innigstgeliebte Gemahlin,
Agnese Gräfin von Butler-Cloncbough, geb. Freyin von Spiering,
nach einem mehrmonatlichen Krankenlager, im 26sten Lebensjahre, in Folge einer Lungenlähmung, im sechsten Jahre unserer so glücklichen Ehe, in ein besseres Daseyn abzurufen.

Indem ich mich der traurigen Pflicht entledige, sämmtliche Verwandte und Freunde von diesem für mich so derben Trauerfalle in Kenntniß zu setzen, empfehle ich mich und meine beiden unmündigen Kinder, unter Verbittung aller Beileidsbezeugungen, Ihrem geneigten Andenken. - München, den 24 April 1840.

Karl Graf von Butler, k. b. Kammerjunker, Lieutenant im k. Cuirassierregimente Prinz Karl und Ordonnanzofficier Sr. königl. Hoheit des Kronprinzen von Bayern, mit seinen beiden unmündigen Kindern, im Namen sämmtlicher Verwandten.

Die Regierung, auf Wildbads Flor bedacht, ließ sogleich (schon mit Anlage einer schönen Straße beschäftigt) nach Vermehrung der Quellen graben, und ist so glücklich, auf eine doppelt so große Wassermasse ihre beabsichtigten Verbesserungen gründen zu können.

Nicht im Willen der Regierung, nicht an den Mitteln würde es fehlen, sollte nicht das Resultat der Verbesserungen ein ruhmwürdiges werden; es ist zu hoffen, daß die mit so wichtigem, aber auch zugleich so schwerem Werke betrauten Techniker, im Sinne der väterlichsten Regierung, würdig und schnell ihre Aufgabe zu lösen verstehen werden.

Auch für den der Privat-Industrie zugewiesenen Theil der nöthigen Verbesserungen trat reges Leben in dem Städtchen ein, und jeder suchte nach Kräften den vortheilhaft veränderten Verhältnissen zu genügen. Es dürfte ein Gewinn für Wildbad seyn, daß ein in der Nähe begüterter Graf es auf sich nehmen wollte, nach Ankauf des einzigen zu Wildbad disponiblen, unweit der Quellen gelegenen Grundes, auf demselben eine Reihe von Gebäuden zu errichten, die, in Verbindung mit einem Restaurant, von Blumen und Promenaden umgeben, um so mehr ein angenehmer Aufenthalt werden dürften, als keine Mühe und kein Geldopfer zu groß erschien, um den einmal gefaßten Entschluß würdig zu vollenden.

Ein großes Glück für den Eigenthümer wie für die Gesellschaft ist es, daß der zu Entwurf und Ausführung der Plane erwählte Baumeister, Architekt Pfeilsticker, (ein Schüler des für die Kunst zu früh verstorbenen Professors Heigelin) trotz seiner Jugend die Talente und Kenntnisse im höchsten Grade besitzt, die zu Entwurf des Planes nöthig waren; diejenige Ausdauer und rastlose Thätigkeit ferner, die allein es möglich machten, unter den allerschwierigsten, durch die Oertlichkeit bedingten Verhältnissen, ganz allein das große Geschäft, in die allergeringsten Details einzudringen genöthigt, so völlig und so schnell zu vollenden. Am ersten Junius wird das Etablissement, welchem der Name „Bellevue“ gegeben wurde, eröffnet werden, und mit 125 Zimmern die Aufnahmsfähigkeit Wildbads für Fremde, besonders der höheren Classen, erweitert haben.

Um, ohne Arzt zu seyn, auf die Heilkraft der Quellen zurückzukommen, so sind es vor Allem Wunden, dann Rheuma, Gicht und eine Menge weiblicher Krankheitszustände, welche durch die Bäder Wildbads erfahrungsmäßig seit Jahrhunderten geheilt werden; eine neuere, aber nicht minder erprobte Erscheinung ist die, daß das Trinken des so reinen und nur durch seine Wärme von der angenehmsten Trinkquelle sich unterscheidenden Wassers die bösartigsten Halsleiden, veraltete, keinem andern Mittel weichende Husten, Magenübel, Würmer, besonders bei Kindern, eben so völlig als auf eine leichte Art zu heilen vermag.

Die mit den balsamischen Ausdünstungen der umgebenden Tannenwaldungen geschwängerte Luft endlich gehört mit zu den Erleichterungen manchen Uebels.

Das Klima, über welches hie und da die irrigsten Begriffe, worüber wahrhaft spaßhafte Dinge anzuführen wären, immer noch bestehen, ist um 1 Grad mit dem Stuttgarts verschieden, welchem eine gelinde atmosphärische Temperatur nirgends abgesprochen werden kann.

Die Britten sind es vor Allen, die sich durch die wildschöne Natur, die sie mit dem schottischen Hochlande vergleichen, angezogen fühlen, und denen der Ruhm gebührt, mit mancher Selbstverläugnung die oft rauhe Schale, des Kernes wegen, ertragen zu haben, indem sie in der Zeit des Mangels an Unterkunftmitteln sich freudig in Beschränkungen ergaben, denen sich deutsche Familien nicht unterzogen haben dürften. Mögen diese Zeilen mit dazu beitragen, jene Nebeldünste völlig zu zerstreuen, welche, den neuen Strahlen Wildbads vergebens widerstehend, um dieselben häufig von Neid, häufiger von Unkenntniß gesammelt werden wollen!

[1601]

Todes-Anzeige.

Es hat Gott dem Allmächtigen in seinem unerforschlichen Rathschlusse gefallen, heute Abends um 7 Uhr, mit allen heiligen Sterbsacramenten versehen, meine innigstgeliebte Gemahlin,
Agnese Gräfin von Butler-Cloncbough, geb. Freyin von Spiering,
nach einem mehrmonatlichen Krankenlager, im 26sten Lebensjahre, in Folge einer Lungenlähmung, im sechsten Jahre unserer so glücklichen Ehe, in ein besseres Daseyn abzurufen.

Indem ich mich der traurigen Pflicht entledige, sämmtliche Verwandte und Freunde von diesem für mich so derben Trauerfalle in Kenntniß zu setzen, empfehle ich mich und meine beiden unmündigen Kinder, unter Verbittung aller Beileidsbezeugungen, Ihrem geneigten Andenken. – München, den 24 April 1840.

Karl Graf von Butler, k. b. Kammerjunker, Lieutenant im k. Cuirassierregimente Prinz Karl und Ordonnanzofficier Sr. königl. Hoheit des Kronprinzen von Bayern, mit seinen beiden unmündigen Kindern, im Namen sämmtlicher Verwandten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0015" n="0975"/>
        <p>Die Regierung, auf Wildbads Flor bedacht, ließ sogleich (schon mit Anlage einer schönen Straße beschäftigt) nach Vermehrung der Quellen graben, und ist so glücklich, auf eine doppelt so große Wassermasse ihre beabsichtigten Verbesserungen gründen zu können.</p><lb/>
        <p>Nicht im Willen der Regierung, nicht an den Mitteln würde es fehlen, sollte nicht das Resultat der Verbesserungen ein ruhmwürdiges werden; es ist zu hoffen, daß die mit so wichtigem, aber auch zugleich so schwerem Werke betrauten Techniker, im Sinne der väterlichsten Regierung, würdig und schnell ihre Aufgabe zu lösen verstehen werden.</p><lb/>
        <p>Auch für den der Privat-Industrie zugewiesenen Theil der nöthigen Verbesserungen trat reges Leben in dem Städtchen ein, und jeder suchte nach Kräften den vortheilhaft veränderten Verhältnissen zu genügen. Es dürfte ein Gewinn für Wildbad seyn, daß ein in der Nähe begüterter Graf es auf sich nehmen wollte, nach Ankauf des einzigen zu Wildbad disponiblen, unweit der Quellen gelegenen Grundes, auf demselben eine Reihe von Gebäuden zu errichten, die, in Verbindung mit einem Restaurant, von Blumen und Promenaden umgeben, um so mehr ein angenehmer Aufenthalt werden dürften, als keine Mühe und kein Geldopfer zu groß erschien, um den einmal gefaßten Entschluß würdig zu vollenden.</p><lb/>
        <p>Ein großes Glück für den Eigenthümer wie für die Gesellschaft ist es, daß der zu Entwurf und Ausführung der Plane erwählte Baumeister, Architekt Pfeilsticker, (ein Schüler des für die Kunst zu früh verstorbenen Professors Heigelin) trotz seiner Jugend die Talente und Kenntnisse im höchsten Grade besitzt, die zu Entwurf des Planes nöthig waren; diejenige Ausdauer und rastlose Thätigkeit ferner, die allein es möglich machten, unter den allerschwierigsten, durch die Oertlichkeit bedingten Verhältnissen, ganz allein das große Geschäft, in die allergeringsten Details einzudringen genöthigt, so völlig und so schnell zu vollenden. Am ersten Junius wird das Etablissement, welchem der Name &#x201E;Bellevue&#x201C; gegeben wurde, eröffnet werden, und mit 125 Zimmern die Aufnahmsfähigkeit Wildbads für Fremde, besonders der höheren Classen, erweitert haben.</p><lb/>
        <p>Um, ohne Arzt zu seyn, auf die Heilkraft der Quellen zurückzukommen, so sind es vor Allem Wunden, dann Rheuma, Gicht und eine Menge weiblicher Krankheitszustände, welche durch die Bäder Wildbads erfahrungsmäßig seit Jahrhunderten geheilt werden; eine neuere, aber nicht minder erprobte Erscheinung ist die, daß das Trinken des so reinen und nur durch seine Wärme von der angenehmsten Trinkquelle sich unterscheidenden Wassers die bösartigsten Halsleiden, veraltete, keinem andern Mittel weichende Husten, Magenübel, Würmer, besonders bei Kindern, eben so völlig als auf eine leichte Art zu heilen vermag.</p><lb/>
        <p>Die mit den balsamischen Ausdünstungen der umgebenden Tannenwaldungen geschwängerte Luft endlich gehört mit zu den Erleichterungen manchen Uebels.</p><lb/>
        <p>Das Klima, über welches hie und da die irrigsten Begriffe, worüber wahrhaft spaßhafte Dinge anzuführen wären, immer noch bestehen, ist um 1 Grad mit dem Stuttgarts verschieden, welchem eine gelinde atmosphärische Temperatur nirgends abgesprochen werden kann.</p><lb/>
        <p>Die Britten sind es vor Allen, die sich durch die wildschöne Natur, die sie mit dem schottischen Hochlande vergleichen, angezogen fühlen, und denen der Ruhm gebührt, mit mancher Selbstverläugnung die oft rauhe Schale, des Kernes wegen, ertragen zu haben, indem sie in der Zeit des Mangels an Unterkunftmitteln sich freudig in Beschränkungen ergaben, denen sich deutsche Familien nicht unterzogen haben dürften. Mögen diese Zeilen mit dazu beitragen, jene Nebeldünste völlig zu zerstreuen, welche, den neuen Strahlen Wildbads vergebens widerstehend, um dieselben häufig von Neid, häufiger von Unkenntniß gesammelt werden wollen!</p>
      </div><lb/>
      <div type="jAnnouncements">
        <div xml:id="jAn1601" type="jAn" n="2">
          <head>[1601]</head><lb/>
          <p>Todes-Anzeige.</p><lb/>
          <p>Es hat Gott dem Allmächtigen in seinem unerforschlichen Rathschlusse gefallen, heute Abends um 7 Uhr, mit allen heiligen Sterbsacramenten versehen, meine innigstgeliebte Gemahlin,<lb/>
Agnese Gräfin von Butler-Cloncbough, geb. Freyin von Spiering,<lb/>
nach einem mehrmonatlichen Krankenlager, im 26sten Lebensjahre, in Folge einer Lungenlähmung, im sechsten Jahre unserer so glücklichen Ehe, in ein besseres Daseyn abzurufen.</p><lb/>
          <p>Indem ich mich der traurigen Pflicht entledige, sämmtliche Verwandte und Freunde von diesem für mich so derben Trauerfalle in Kenntniß zu setzen, empfehle ich mich und meine beiden unmündigen Kinder, unter Verbittung aller Beileidsbezeugungen, Ihrem geneigten Andenken. &#x2013; München, den 24 April 1840.</p><lb/>
          <p>Karl Graf von Butler, k. b. Kammerjunker, Lieutenant im k. Cuirassierregimente Prinz Karl und Ordonnanzofficier Sr. königl. Hoheit des Kronprinzen von Bayern, mit seinen beiden unmündigen Kindern, im Namen sämmtlicher Verwandten.</p>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0975/0015] Die Regierung, auf Wildbads Flor bedacht, ließ sogleich (schon mit Anlage einer schönen Straße beschäftigt) nach Vermehrung der Quellen graben, und ist so glücklich, auf eine doppelt so große Wassermasse ihre beabsichtigten Verbesserungen gründen zu können. Nicht im Willen der Regierung, nicht an den Mitteln würde es fehlen, sollte nicht das Resultat der Verbesserungen ein ruhmwürdiges werden; es ist zu hoffen, daß die mit so wichtigem, aber auch zugleich so schwerem Werke betrauten Techniker, im Sinne der väterlichsten Regierung, würdig und schnell ihre Aufgabe zu lösen verstehen werden. Auch für den der Privat-Industrie zugewiesenen Theil der nöthigen Verbesserungen trat reges Leben in dem Städtchen ein, und jeder suchte nach Kräften den vortheilhaft veränderten Verhältnissen zu genügen. Es dürfte ein Gewinn für Wildbad seyn, daß ein in der Nähe begüterter Graf es auf sich nehmen wollte, nach Ankauf des einzigen zu Wildbad disponiblen, unweit der Quellen gelegenen Grundes, auf demselben eine Reihe von Gebäuden zu errichten, die, in Verbindung mit einem Restaurant, von Blumen und Promenaden umgeben, um so mehr ein angenehmer Aufenthalt werden dürften, als keine Mühe und kein Geldopfer zu groß erschien, um den einmal gefaßten Entschluß würdig zu vollenden. Ein großes Glück für den Eigenthümer wie für die Gesellschaft ist es, daß der zu Entwurf und Ausführung der Plane erwählte Baumeister, Architekt Pfeilsticker, (ein Schüler des für die Kunst zu früh verstorbenen Professors Heigelin) trotz seiner Jugend die Talente und Kenntnisse im höchsten Grade besitzt, die zu Entwurf des Planes nöthig waren; diejenige Ausdauer und rastlose Thätigkeit ferner, die allein es möglich machten, unter den allerschwierigsten, durch die Oertlichkeit bedingten Verhältnissen, ganz allein das große Geschäft, in die allergeringsten Details einzudringen genöthigt, so völlig und so schnell zu vollenden. Am ersten Junius wird das Etablissement, welchem der Name „Bellevue“ gegeben wurde, eröffnet werden, und mit 125 Zimmern die Aufnahmsfähigkeit Wildbads für Fremde, besonders der höheren Classen, erweitert haben. Um, ohne Arzt zu seyn, auf die Heilkraft der Quellen zurückzukommen, so sind es vor Allem Wunden, dann Rheuma, Gicht und eine Menge weiblicher Krankheitszustände, welche durch die Bäder Wildbads erfahrungsmäßig seit Jahrhunderten geheilt werden; eine neuere, aber nicht minder erprobte Erscheinung ist die, daß das Trinken des so reinen und nur durch seine Wärme von der angenehmsten Trinkquelle sich unterscheidenden Wassers die bösartigsten Halsleiden, veraltete, keinem andern Mittel weichende Husten, Magenübel, Würmer, besonders bei Kindern, eben so völlig als auf eine leichte Art zu heilen vermag. Die mit den balsamischen Ausdünstungen der umgebenden Tannenwaldungen geschwängerte Luft endlich gehört mit zu den Erleichterungen manchen Uebels. Das Klima, über welches hie und da die irrigsten Begriffe, worüber wahrhaft spaßhafte Dinge anzuführen wären, immer noch bestehen, ist um 1 Grad mit dem Stuttgarts verschieden, welchem eine gelinde atmosphärische Temperatur nirgends abgesprochen werden kann. Die Britten sind es vor Allen, die sich durch die wildschöne Natur, die sie mit dem schottischen Hochlande vergleichen, angezogen fühlen, und denen der Ruhm gebührt, mit mancher Selbstverläugnung die oft rauhe Schale, des Kernes wegen, ertragen zu haben, indem sie in der Zeit des Mangels an Unterkunftmitteln sich freudig in Beschränkungen ergaben, denen sich deutsche Familien nicht unterzogen haben dürften. Mögen diese Zeilen mit dazu beitragen, jene Nebeldünste völlig zu zerstreuen, welche, den neuen Strahlen Wildbads vergebens widerstehend, um dieselben häufig von Neid, häufiger von Unkenntniß gesammelt werden wollen! [1601] Todes-Anzeige. Es hat Gott dem Allmächtigen in seinem unerforschlichen Rathschlusse gefallen, heute Abends um 7 Uhr, mit allen heiligen Sterbsacramenten versehen, meine innigstgeliebte Gemahlin, Agnese Gräfin von Butler-Cloncbough, geb. Freyin von Spiering, nach einem mehrmonatlichen Krankenlager, im 26sten Lebensjahre, in Folge einer Lungenlähmung, im sechsten Jahre unserer so glücklichen Ehe, in ein besseres Daseyn abzurufen. Indem ich mich der traurigen Pflicht entledige, sämmtliche Verwandte und Freunde von diesem für mich so derben Trauerfalle in Kenntniß zu setzen, empfehle ich mich und meine beiden unmündigen Kinder, unter Verbittung aller Beileidsbezeugungen, Ihrem geneigten Andenken. – München, den 24 April 1840. Karl Graf von Butler, k. b. Kammerjunker, Lieutenant im k. Cuirassierregimente Prinz Karl und Ordonnanzofficier Sr. königl. Hoheit des Kronprinzen von Bayern, mit seinen beiden unmündigen Kindern, im Namen sämmtlicher Verwandten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (?): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_122_18400501
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_122_18400501/15
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 122. Augsburg, 1. Mai 1840, S. 0975. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_122_18400501/15>, abgerufen am 24.11.2024.