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Allgemeine Zeitung. Nr. 120. Augsburg, 29. April 1840.

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liegen, ziemlich lebhaft, die Kohlen haben einen bedeutenden Absatz, obwohl der Preis in größern Entfernungen durch die Transportkosten beträchtlich gesteigert wird. Im Jahre 1834 betrug die Ausbeute sämmtlicher Gruben des Rakonitzer Kreises gegen 840,000 Centner, gegenwärtig dürfte sie bereits eine Million Centner erreichen, da seitdem der Absatz sich vermehrt hat, und Kohlen und Kohks von Buschtierad auf größere Entfernungen, selbst nach Sachsen und nach Mähren verführt werden; im Verhältniß zur ganzen Ausdehnung des Kohlenfeldes aber ist die ganze ausgebrachte Masse noch unbedeutend, sie kann und wird auch gewiß im Verlauf der Zeiten auf das Mehrfache gesteigert werden.

Die Kohlengruben im Pilsner Kreise sind entfernter von der Hauptstadt, die Gegenden ihrer Verbreitung besitzen zum Theil noch reiche Waldungen, der Verbrauch ist daher viel eingeschränkter, dessen ungeachtet betrug bereits im Jahr 1834 die Ausbeute über eine halbe Million Centner, ein großer Theil davon wird in den Mineralwerken bei der Erzeugung der Schwefelsäure verbraucht. Bloß aus den bis jetzt eröffneten Gruben läßt sich das Quantum mit Leichtigkeit auf das Doppelte und Dreifache bringen, ohne die Gefahr einer baldigen Erschöpfung der Lager befürchten zu dürfen, denn allein auf den beiden Herrschaften Radnitz und Liblin, auf welchen ein von der großen westlichen liegenden Kohlenformation getrenntes Kohlenfeld verbreitet ist, betragen die bis jetzt vermessenen Kohlenlager mehr als eine Million Quadratklafter und die Mächtigkeit der Lager in diesem Felde beträgt drei bis fünf Klafter, welches eine Kohlenmasse in sehr mäßigem Anschlage von vier Millionen Kubikklaftern oder beiläufig 800 Millionen Centner darbietet; es wäre somit diese isolirte Ablagerung allein für die Dauer einiger Jahrhunderte ausreichend. Das große zusammenhängende Kohlenfeld von beiläufig 8 Quadratmeilen Ausdehnung, welches sich von Pilsen südwärts bis über Chotinschau, nordwärts bis gegen Plaß und westwärts bis Wscherau und Wilkischen erstreckt, und an dessen Rändern bereits eine Menge Gruben eröffnet sind, kann, in einem sehr geringen Verhältnisse angenommen, die zehnfache Masse von Kohle gegen das vorbenannte enthalten. Die Preise des Brennstoffs sind in diesen Gegenden so niedrig, die Gewinnung so wenig kostspielig, daß das Verführen auf gewöhnlichen Landstraßen bis Prag und auf größere Entfernungen von 20 bis 30 Meilen immer noch einen Gewinn abwirft; ein größerer Versuch, welcher im verflossenen Jahre mit 120,000 Centner Kohle gemacht wurde, welche auf gewöhnlicher Landstraße nach Budweis und von da auf der Eisenbahn weiter an die Donau und größtentheils nach Wien verführt wurde, gab so glänzende Resultate, daß für das laufende Jahr bereits Contracte zur Lieferung des doppelten Quantums abgeschlossen sind, noch größere Massen würden willkommene Aufnahme finden; wenn es möglich wäre, das dazu nöthige Fuhrwerk bis Budweis aufzubringen. Diese Kohlenmasse wurde und wird fast ausschließlich von den Kohlengruben der Herrschaft Liblin gewonnen, wodurch zugleich der Beweis factisch geführt wird, daß sich das Ausbringen auf das Mehrfache steigern läßt.

Diese wenigen Andeutungen werden hinreichen, um die Wichtigkeit des Kohlenreichthums in Böhmen zu zeigen; ihrer geographischen Lage nach scheinen diese Kohlenfelder vorzüglich geeignet, dem Mangel dieses Brennstoffs im südlichen Deutschland abzuhelfen, denn sie bilden gewissermaßen die Hauptniederlage dieses Materials in der ganzen Ländermasse, welche südlich von den Alpen und nördlich von den Sudeten, dem Erzgebirge, dem Thüringerwald und seinen Ausläufern an der rechten Seite des Mains begränzt wird, und nirgends in dem weiten Gebiete an der Nordseite der Alpen bis zu den genannten Gebirgszügen, welche Deutschland in das nördliche und südliche scheiden, nirgends von dem Winkel der Karpathen und Sudeten an der Gränze Schlesiens und Polens bis gegen die Westgränze von Deutschland an die Vogesen hin, ist ein so unermeßlicher Kohlenvorrath abgelagert als in den bezeichneten Gegenden von Böhmen. Nirgends überhaupt findet sich in dieser Ländermasse die eigentliche Schwarzkohlenformation, mit Ausnahme von Mähren; was von Kohlengebilden im südlichen Deutschland und im Donauthale zwischen den Alpen und dem Böhmerwalde vorkömmt, gehört entweder zu den wenig ausgiebigen Lagern der Gruppenformation, oder es sind vereinzelte Becken der Braunkohlenformation, von geringer Ausdehnung und ohne geognostischen Zusammenhang, kaum hinreichend um den Bedarf der Gegenden ihres Vorkommens zu decken, mithin ohne Einfluß in Hinsicht eines weitern Transports. Selbst die Ablagerungen von Schwarzkohle von Osloman und Rassitz in Mähren gehören geognostisch noch zu der kohlenführenden Flötzformation, welche längs dem Fuße der Sudeten in Böhmen verbreitet ist; es sind die am weitesten nach Süden vorgeschobenen Ausläufer derselben, sie treten daher auch in einer solchen Einschränkung auf, daß ihre Ausbeute sich nicht weit über die Gegend ihres Vorkommens verbreiten kann. Die allerdings nach ihrer Ausdehnung wichtige Kohlenformation von Ostrau in Oesterreichisch-Schlesien gehört ihrer Lage nach zum nördlichen Abhange der Sudeten. Unter den böhmischen Kohlenablagerungen liegen die des Pilsner-Kreises den Ländern, welche Brennstoff bedürfen, am nächsten und zur weitern Verführung am bequemsten. Die Eisenbahn von Budweis nach Linz erleichtert ihren Transport, und durch die Pilsener Eisenbahn, welche von Budweis bis zu den Kohlenwerken der Herrschaft Liblin führen wird, kommen diese in unmittelbare Verbindung mit der Donau bei Linz; die Kohlen können dann mit Leichtigkeit auf dem Strome aufwärts und abwärts fernern Gegenden zugeführt werden. Wenn man bedenkt, bis zu welchem erstaunlich hohen Preise das Brennmaterial in Wien gestiegen ist, wenn man ferner den ungeheuren Bedarf der Kaiserstadt ins Auge faßt, so ergibt sich von selbst, daß abgesehen von aller Concurrenz, welche hier statt finden und den Preis der Kohlen herabdrücken kann, diese Umstände allein schon einen sichern Absatz in solchen Quantitäten in Gewißheit stellen, daß bloß in dieser Hinsicht die Ausführung der neuen Pilsner Eisenbahn vollkommen gerechtfertigt erscheint, da sie eine ganz sichere Rente abwerfen muß, wenn auch alle andern Lasten, die noch zur Verführung kommen dürften, gar nicht in Anschlag gebracht werden. Es ist aber nicht allein Wien, es sind auch die Länder an der Donau aufwärts von Linz und die Dampfschiffe der Donau, welche einer bedeutenden Masse von böhmischen Kohlen einen sichern Absatz gewähren, da, wie sich aus dem Angeführten ergibt, in diesen Gegenden selbst nirgends ein Ersatz dafür vorhanden ist.

Es ist nun noch die Frage zu erörtern, ob die übrigen Kohlenablagerungen in andern Gegenden der Monarchie als den bisher bezeichneten einen nachtheiligen Einfluß auf den Absatz der böhmischen Kohlen und somit auf die Pilsner Eisenbahn ausüben können. Eine genaue Betrachtung der Verhältnisse und der Entfernungen dieser Kohlenlager läßt diese Fragen ruhig mit Nein! beantworten. Die Kohlen von Häring in Tyrol, so wie die reichen Braunkohlenlager von Judenburg und Leoben in Steyermark sind durch ihre Lage im Herzen der Alpen nur für ihre Umgebungen von Wichtigkeit, zu einer Verführung in ferne Gegenden fehlt es an Land- und Wasserstraßen, sie bleiben somit eben so, wie die reichen Schwarzkohlenlager des Bannates, ohne Einfluß; denn von diesen wird der Preis durch den langen Transport stromaufwärts in dem Grade gesteigert, daß den böhmischen Kohlen der Vorzug gesichert bleibt. Die Kohlen Dalmatiens, so reich auch die Niederlagen jenes Landes sind, liegen außer aller Verbindung mit den Ländern, für welche ein Transport aus Böhmen noch mit Vortheil möglich ist. Von andern Kohlenniederlagen, bei welchen diese Umstände nicht in Rechnung zu ziehen sind, ist zwar ein Einfluß in Beziehung auf Concurrenz vorhanden, er kommt aber bloß für den Absatz der Kohlen in Wien in Betrachtung. Bedenkt man jedoch den Bedarf an Brennstoff von mehr als 50,000 Feuerherden in den Haushaltungen und Fabriken Wiens, so ergibt sich, daß auch dieser Einfluß nicht hoch angeschlagen werden darf, weil niemals der Fall eintreten kann, daß die Kohlenfelder einer Gegend, wenn sie auch in sehr großem Maaßstabe ausgebeutet werden, allein im Stande sind, diesen Bedarf zu decken. Es werden also die Kohlengruben der Gegend von Wienerisch-Neustadt und Oedenburg, welche ihre Braunkohlen seit Jahren auf dem Neustädter Canale nach Wien liefern; es werden die reichen Schwarzkohlenlager von Ostrau, wenn sie dereinst durch die Kaiser Ferdinands-Nordbahn mit Wien in Verbindung kommen, was noch bis jetzt nicht der Fall ist, neben dem böhmischen ohne wechselseitige Hindernisse ihre Vorräthe der Hauptstadt zuführen, die angeführten Verhältnisse werden jedoch stets den Schwarzkohlen Böhmens den Vorrang sichern.

unknown

Alle Bestellungen auf die Allg. Zeitung außerhalb Augsburg bittet man bei den auf jeder Nro. der Zeitung bezeichneten resp. Postämtern, in Frankreich bei Hrn. Alexandre, Brandgasse Nro. 28, in Straßburg zu machen. - An die Redaction oder die Expedition gerichtete Bestellungen können nicht berücksichtigt werden.

liegen, ziemlich lebhaft, die Kohlen haben einen bedeutenden Absatz, obwohl der Preis in größern Entfernungen durch die Transportkosten beträchtlich gesteigert wird. Im Jahre 1834 betrug die Ausbeute sämmtlicher Gruben des Rakonitzer Kreises gegen 840,000 Centner, gegenwärtig dürfte sie bereits eine Million Centner erreichen, da seitdem der Absatz sich vermehrt hat, und Kohlen und Kohks von Buschtierad auf größere Entfernungen, selbst nach Sachsen und nach Mähren verführt werden; im Verhältniß zur ganzen Ausdehnung des Kohlenfeldes aber ist die ganze ausgebrachte Masse noch unbedeutend, sie kann und wird auch gewiß im Verlauf der Zeiten auf das Mehrfache gesteigert werden.

Die Kohlengruben im Pilsner Kreise sind entfernter von der Hauptstadt, die Gegenden ihrer Verbreitung besitzen zum Theil noch reiche Waldungen, der Verbrauch ist daher viel eingeschränkter, dessen ungeachtet betrug bereits im Jahr 1834 die Ausbeute über eine halbe Million Centner, ein großer Theil davon wird in den Mineralwerken bei der Erzeugung der Schwefelsäure verbraucht. Bloß aus den bis jetzt eröffneten Gruben läßt sich das Quantum mit Leichtigkeit auf das Doppelte und Dreifache bringen, ohne die Gefahr einer baldigen Erschöpfung der Lager befürchten zu dürfen, denn allein auf den beiden Herrschaften Radnitz und Liblin, auf welchen ein von der großen westlichen liegenden Kohlenformation getrenntes Kohlenfeld verbreitet ist, betragen die bis jetzt vermessenen Kohlenlager mehr als eine Million Quadratklafter und die Mächtigkeit der Lager in diesem Felde beträgt drei bis fünf Klafter, welches eine Kohlenmasse in sehr mäßigem Anschlage von vier Millionen Kubikklaftern oder beiläufig 800 Millionen Centner darbietet; es wäre somit diese isolirte Ablagerung allein für die Dauer einiger Jahrhunderte ausreichend. Das große zusammenhängende Kohlenfeld von beiläufig 8 Quadratmeilen Ausdehnung, welches sich von Pilsen südwärts bis über Chotinschau, nordwärts bis gegen Plaß und westwärts bis Wscherau und Wilkischen erstreckt, und an dessen Rändern bereits eine Menge Gruben eröffnet sind, kann, in einem sehr geringen Verhältnisse angenommen, die zehnfache Masse von Kohle gegen das vorbenannte enthalten. Die Preise des Brennstoffs sind in diesen Gegenden so niedrig, die Gewinnung so wenig kostspielig, daß das Verführen auf gewöhnlichen Landstraßen bis Prag und auf größere Entfernungen von 20 bis 30 Meilen immer noch einen Gewinn abwirft; ein größerer Versuch, welcher im verflossenen Jahre mit 120,000 Centner Kohle gemacht wurde, welche auf gewöhnlicher Landstraße nach Budweis und von da auf der Eisenbahn weiter an die Donau und größtentheils nach Wien verführt wurde, gab so glänzende Resultate, daß für das laufende Jahr bereits Contracte zur Lieferung des doppelten Quantums abgeschlossen sind, noch größere Massen würden willkommene Aufnahme finden; wenn es möglich wäre, das dazu nöthige Fuhrwerk bis Budweis aufzubringen. Diese Kohlenmasse wurde und wird fast ausschließlich von den Kohlengruben der Herrschaft Liblin gewonnen, wodurch zugleich der Beweis factisch geführt wird, daß sich das Ausbringen auf das Mehrfache steigern läßt.

Diese wenigen Andeutungen werden hinreichen, um die Wichtigkeit des Kohlenreichthums in Böhmen zu zeigen; ihrer geographischen Lage nach scheinen diese Kohlenfelder vorzüglich geeignet, dem Mangel dieses Brennstoffs im südlichen Deutschland abzuhelfen, denn sie bilden gewissermaßen die Hauptniederlage dieses Materials in der ganzen Ländermasse, welche südlich von den Alpen und nördlich von den Sudeten, dem Erzgebirge, dem Thüringerwald und seinen Ausläufern an der rechten Seite des Mains begränzt wird, und nirgends in dem weiten Gebiete an der Nordseite der Alpen bis zu den genannten Gebirgszügen, welche Deutschland in das nördliche und südliche scheiden, nirgends von dem Winkel der Karpathen und Sudeten an der Gränze Schlesiens und Polens bis gegen die Westgränze von Deutschland an die Vogesen hin, ist ein so unermeßlicher Kohlenvorrath abgelagert als in den bezeichneten Gegenden von Böhmen. Nirgends überhaupt findet sich in dieser Ländermasse die eigentliche Schwarzkohlenformation, mit Ausnahme von Mähren; was von Kohlengebilden im südlichen Deutschland und im Donauthale zwischen den Alpen und dem Böhmerwalde vorkömmt, gehört entweder zu den wenig ausgiebigen Lagern der Gruppenformation, oder es sind vereinzelte Becken der Braunkohlenformation, von geringer Ausdehnung und ohne geognostischen Zusammenhang, kaum hinreichend um den Bedarf der Gegenden ihres Vorkommens zu decken, mithin ohne Einfluß in Hinsicht eines weitern Transports. Selbst die Ablagerungen von Schwarzkohle von Osloman und Rassitz in Mähren gehören geognostisch noch zu der kohlenführenden Flötzformation, welche längs dem Fuße der Sudeten in Böhmen verbreitet ist; es sind die am weitesten nach Süden vorgeschobenen Ausläufer derselben, sie treten daher auch in einer solchen Einschränkung auf, daß ihre Ausbeute sich nicht weit über die Gegend ihres Vorkommens verbreiten kann. Die allerdings nach ihrer Ausdehnung wichtige Kohlenformation von Ostrau in Oesterreichisch-Schlesien gehört ihrer Lage nach zum nördlichen Abhange der Sudeten. Unter den böhmischen Kohlenablagerungen liegen die des Pilsner-Kreises den Ländern, welche Brennstoff bedürfen, am nächsten und zur weitern Verführung am bequemsten. Die Eisenbahn von Budweis nach Linz erleichtert ihren Transport, und durch die Pilsener Eisenbahn, welche von Budweis bis zu den Kohlenwerken der Herrschaft Liblin führen wird, kommen diese in unmittelbare Verbindung mit der Donau bei Linz; die Kohlen können dann mit Leichtigkeit auf dem Strome aufwärts und abwärts fernern Gegenden zugeführt werden. Wenn man bedenkt, bis zu welchem erstaunlich hohen Preise das Brennmaterial in Wien gestiegen ist, wenn man ferner den ungeheuren Bedarf der Kaiserstadt ins Auge faßt, so ergibt sich von selbst, daß abgesehen von aller Concurrenz, welche hier statt finden und den Preis der Kohlen herabdrücken kann, diese Umstände allein schon einen sichern Absatz in solchen Quantitäten in Gewißheit stellen, daß bloß in dieser Hinsicht die Ausführung der neuen Pilsner Eisenbahn vollkommen gerechtfertigt erscheint, da sie eine ganz sichere Rente abwerfen muß, wenn auch alle andern Lasten, die noch zur Verführung kommen dürften, gar nicht in Anschlag gebracht werden. Es ist aber nicht allein Wien, es sind auch die Länder an der Donau aufwärts von Linz und die Dampfschiffe der Donau, welche einer bedeutenden Masse von böhmischen Kohlen einen sichern Absatz gewähren, da, wie sich aus dem Angeführten ergibt, in diesen Gegenden selbst nirgends ein Ersatz dafür vorhanden ist.

Es ist nun noch die Frage zu erörtern, ob die übrigen Kohlenablagerungen in andern Gegenden der Monarchie als den bisher bezeichneten einen nachtheiligen Einfluß auf den Absatz der böhmischen Kohlen und somit auf die Pilsner Eisenbahn ausüben können. Eine genaue Betrachtung der Verhältnisse und der Entfernungen dieser Kohlenlager läßt diese Fragen ruhig mit Nein! beantworten. Die Kohlen von Häring in Tyrol, so wie die reichen Braunkohlenlager von Judenburg und Leoben in Steyermark sind durch ihre Lage im Herzen der Alpen nur für ihre Umgebungen von Wichtigkeit, zu einer Verführung in ferne Gegenden fehlt es an Land- und Wasserstraßen, sie bleiben somit eben so, wie die reichen Schwarzkohlenlager des Bannates, ohne Einfluß; denn von diesen wird der Preis durch den langen Transport stromaufwärts in dem Grade gesteigert, daß den böhmischen Kohlen der Vorzug gesichert bleibt. Die Kohlen Dalmatiens, so reich auch die Niederlagen jenes Landes sind, liegen außer aller Verbindung mit den Ländern, für welche ein Transport aus Böhmen noch mit Vortheil möglich ist. Von andern Kohlenniederlagen, bei welchen diese Umstände nicht in Rechnung zu ziehen sind, ist zwar ein Einfluß in Beziehung auf Concurrenz vorhanden, er kommt aber bloß für den Absatz der Kohlen in Wien in Betrachtung. Bedenkt man jedoch den Bedarf an Brennstoff von mehr als 50,000 Feuerherden in den Haushaltungen und Fabriken Wiens, so ergibt sich, daß auch dieser Einfluß nicht hoch angeschlagen werden darf, weil niemals der Fall eintreten kann, daß die Kohlenfelder einer Gegend, wenn sie auch in sehr großem Maaßstabe ausgebeutet werden, allein im Stande sind, diesen Bedarf zu decken. Es werden also die Kohlengruben der Gegend von Wienerisch-Neustadt und Oedenburg, welche ihre Braunkohlen seit Jahren auf dem Neustädter Canale nach Wien liefern; es werden die reichen Schwarzkohlenlager von Ostrau, wenn sie dereinst durch die Kaiser Ferdinands-Nordbahn mit Wien in Verbindung kommen, was noch bis jetzt nicht der Fall ist, neben dem böhmischen ohne wechselseitige Hindernisse ihre Vorräthe der Hauptstadt zuführen, die angeführten Verhältnisse werden jedoch stets den Schwarzkohlen Böhmens den Vorrang sichern.

unknown

Alle Bestellungen auf die Allg. Zeitung außerhalb Augsburg bittet man bei den auf jeder Nro. der Zeitung bezeichneten resp. Postämtern, in Frankreich bei Hrn. Alexandre, Brandgasse Nro. 28, in Straßburg zu machen. – An die Redaction oder die Expedition gerichtete Bestellungen können nicht berücksichtigt werden.

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liegen, ziemlich lebhaft, die Kohlen haben einen bedeutenden Absatz, obwohl der Preis in größern Entfernungen durch die Transportkosten beträchtlich gesteigert wird. Im Jahre 1834 betrug die Ausbeute sämmtlicher Gruben des Rakonitzer Kreises gegen 840,000 Centner, gegenwärtig dürfte sie bereits eine Million Centner erreichen, da seitdem der Absatz sich vermehrt hat, und Kohlen und Kohks von Buschtierad auf größere Entfernungen, selbst nach Sachsen und nach Mähren verführt werden; im Verhältniß zur ganzen Ausdehnung des Kohlenfeldes aber ist die ganze ausgebrachte Masse noch unbedeutend, sie kann und wird auch gewiß im Verlauf der Zeiten auf das Mehrfache gesteigert werden.</p><lb/>
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[0959/0015] liegen, ziemlich lebhaft, die Kohlen haben einen bedeutenden Absatz, obwohl der Preis in größern Entfernungen durch die Transportkosten beträchtlich gesteigert wird. Im Jahre 1834 betrug die Ausbeute sämmtlicher Gruben des Rakonitzer Kreises gegen 840,000 Centner, gegenwärtig dürfte sie bereits eine Million Centner erreichen, da seitdem der Absatz sich vermehrt hat, und Kohlen und Kohks von Buschtierad auf größere Entfernungen, selbst nach Sachsen und nach Mähren verführt werden; im Verhältniß zur ganzen Ausdehnung des Kohlenfeldes aber ist die ganze ausgebrachte Masse noch unbedeutend, sie kann und wird auch gewiß im Verlauf der Zeiten auf das Mehrfache gesteigert werden. Die Kohlengruben im Pilsner Kreise sind entfernter von der Hauptstadt, die Gegenden ihrer Verbreitung besitzen zum Theil noch reiche Waldungen, der Verbrauch ist daher viel eingeschränkter, dessen ungeachtet betrug bereits im Jahr 1834 die Ausbeute über eine halbe Million Centner, ein großer Theil davon wird in den Mineralwerken bei der Erzeugung der Schwefelsäure verbraucht. Bloß aus den bis jetzt eröffneten Gruben läßt sich das Quantum mit Leichtigkeit auf das Doppelte und Dreifache bringen, ohne die Gefahr einer baldigen Erschöpfung der Lager befürchten zu dürfen, denn allein auf den beiden Herrschaften Radnitz und Liblin, auf welchen ein von der großen westlichen liegenden Kohlenformation getrenntes Kohlenfeld verbreitet ist, betragen die bis jetzt vermessenen Kohlenlager mehr als eine Million Quadratklafter und die Mächtigkeit der Lager in diesem Felde beträgt drei bis fünf Klafter, welches eine Kohlenmasse in sehr mäßigem Anschlage von vier Millionen Kubikklaftern oder beiläufig 800 Millionen Centner darbietet; es wäre somit diese isolirte Ablagerung allein für die Dauer einiger Jahrhunderte ausreichend. Das große zusammenhängende Kohlenfeld von beiläufig 8 Quadratmeilen Ausdehnung, welches sich von Pilsen südwärts bis über Chotinschau, nordwärts bis gegen Plaß und westwärts bis Wscherau und Wilkischen erstreckt, und an dessen Rändern bereits eine Menge Gruben eröffnet sind, kann, in einem sehr geringen Verhältnisse angenommen, die zehnfache Masse von Kohle gegen das vorbenannte enthalten. Die Preise des Brennstoffs sind in diesen Gegenden so niedrig, die Gewinnung so wenig kostspielig, daß das Verführen auf gewöhnlichen Landstraßen bis Prag und auf größere Entfernungen von 20 bis 30 Meilen immer noch einen Gewinn abwirft; ein größerer Versuch, welcher im verflossenen Jahre mit 120,000 Centner Kohle gemacht wurde, welche auf gewöhnlicher Landstraße nach Budweis und von da auf der Eisenbahn weiter an die Donau und größtentheils nach Wien verführt wurde, gab so glänzende Resultate, daß für das laufende Jahr bereits Contracte zur Lieferung des doppelten Quantums abgeschlossen sind, noch größere Massen würden willkommene Aufnahme finden; wenn es möglich wäre, das dazu nöthige Fuhrwerk bis Budweis aufzubringen. Diese Kohlenmasse wurde und wird fast ausschließlich von den Kohlengruben der Herrschaft Liblin gewonnen, wodurch zugleich der Beweis factisch geführt wird, daß sich das Ausbringen auf das Mehrfache steigern läßt. Diese wenigen Andeutungen werden hinreichen, um die Wichtigkeit des Kohlenreichthums in Böhmen zu zeigen; ihrer geographischen Lage nach scheinen diese Kohlenfelder vorzüglich geeignet, dem Mangel dieses Brennstoffs im südlichen Deutschland abzuhelfen, denn sie bilden gewissermaßen die Hauptniederlage dieses Materials in der ganzen Ländermasse, welche südlich von den Alpen und nördlich von den Sudeten, dem Erzgebirge, dem Thüringerwald und seinen Ausläufern an der rechten Seite des Mains begränzt wird, und nirgends in dem weiten Gebiete an der Nordseite der Alpen bis zu den genannten Gebirgszügen, welche Deutschland in das nördliche und südliche scheiden, nirgends von dem Winkel der Karpathen und Sudeten an der Gränze Schlesiens und Polens bis gegen die Westgränze von Deutschland an die Vogesen hin, ist ein so unermeßlicher Kohlenvorrath abgelagert als in den bezeichneten Gegenden von Böhmen. Nirgends überhaupt findet sich in dieser Ländermasse die eigentliche Schwarzkohlenformation, mit Ausnahme von Mähren; was von Kohlengebilden im südlichen Deutschland und im Donauthale zwischen den Alpen und dem Böhmerwalde vorkömmt, gehört entweder zu den wenig ausgiebigen Lagern der Gruppenformation, oder es sind vereinzelte Becken der Braunkohlenformation, von geringer Ausdehnung und ohne geognostischen Zusammenhang, kaum hinreichend um den Bedarf der Gegenden ihres Vorkommens zu decken, mithin ohne Einfluß in Hinsicht eines weitern Transports. Selbst die Ablagerungen von Schwarzkohle von Osloman und Rassitz in Mähren gehören geognostisch noch zu der kohlenführenden Flötzformation, welche längs dem Fuße der Sudeten in Böhmen verbreitet ist; es sind die am weitesten nach Süden vorgeschobenen Ausläufer derselben, sie treten daher auch in einer solchen Einschränkung auf, daß ihre Ausbeute sich nicht weit über die Gegend ihres Vorkommens verbreiten kann. Die allerdings nach ihrer Ausdehnung wichtige Kohlenformation von Ostrau in Oesterreichisch-Schlesien gehört ihrer Lage nach zum nördlichen Abhange der Sudeten. Unter den böhmischen Kohlenablagerungen liegen die des Pilsner-Kreises den Ländern, welche Brennstoff bedürfen, am nächsten und zur weitern Verführung am bequemsten. Die Eisenbahn von Budweis nach Linz erleichtert ihren Transport, und durch die Pilsener Eisenbahn, welche von Budweis bis zu den Kohlenwerken der Herrschaft Liblin führen wird, kommen diese in unmittelbare Verbindung mit der Donau bei Linz; die Kohlen können dann mit Leichtigkeit auf dem Strome aufwärts und abwärts fernern Gegenden zugeführt werden. Wenn man bedenkt, bis zu welchem erstaunlich hohen Preise das Brennmaterial in Wien gestiegen ist, wenn man ferner den ungeheuren Bedarf der Kaiserstadt ins Auge faßt, so ergibt sich von selbst, daß abgesehen von aller Concurrenz, welche hier statt finden und den Preis der Kohlen herabdrücken kann, diese Umstände allein schon einen sichern Absatz in solchen Quantitäten in Gewißheit stellen, daß bloß in dieser Hinsicht die Ausführung der neuen Pilsner Eisenbahn vollkommen gerechtfertigt erscheint, da sie eine ganz sichere Rente abwerfen muß, wenn auch alle andern Lasten, die noch zur Verführung kommen dürften, gar nicht in Anschlag gebracht werden. Es ist aber nicht allein Wien, es sind auch die Länder an der Donau aufwärts von Linz und die Dampfschiffe der Donau, welche einer bedeutenden Masse von böhmischen Kohlen einen sichern Absatz gewähren, da, wie sich aus dem Angeführten ergibt, in diesen Gegenden selbst nirgends ein Ersatz dafür vorhanden ist. Es ist nun noch die Frage zu erörtern, ob die übrigen Kohlenablagerungen in andern Gegenden der Monarchie als den bisher bezeichneten einen nachtheiligen Einfluß auf den Absatz der böhmischen Kohlen und somit auf die Pilsner Eisenbahn ausüben können. Eine genaue Betrachtung der Verhältnisse und der Entfernungen dieser Kohlenlager läßt diese Fragen ruhig mit Nein! beantworten. Die Kohlen von Häring in Tyrol, so wie die reichen Braunkohlenlager von Judenburg und Leoben in Steyermark sind durch ihre Lage im Herzen der Alpen nur für ihre Umgebungen von Wichtigkeit, zu einer Verführung in ferne Gegenden fehlt es an Land- und Wasserstraßen, sie bleiben somit eben so, wie die reichen Schwarzkohlenlager des Bannates, ohne Einfluß; denn von diesen wird der Preis durch den langen Transport stromaufwärts in dem Grade gesteigert, daß den böhmischen Kohlen der Vorzug gesichert bleibt. Die Kohlen Dalmatiens, so reich auch die Niederlagen jenes Landes sind, liegen außer aller Verbindung mit den Ländern, für welche ein Transport aus Böhmen noch mit Vortheil möglich ist. Von andern Kohlenniederlagen, bei welchen diese Umstände nicht in Rechnung zu ziehen sind, ist zwar ein Einfluß in Beziehung auf Concurrenz vorhanden, er kommt aber bloß für den Absatz der Kohlen in Wien in Betrachtung. Bedenkt man jedoch den Bedarf an Brennstoff von mehr als 50,000 Feuerherden in den Haushaltungen und Fabriken Wiens, so ergibt sich, daß auch dieser Einfluß nicht hoch angeschlagen werden darf, weil niemals der Fall eintreten kann, daß die Kohlenfelder einer Gegend, wenn sie auch in sehr großem Maaßstabe ausgebeutet werden, allein im Stande sind, diesen Bedarf zu decken. Es werden also die Kohlengruben der Gegend von Wienerisch-Neustadt und Oedenburg, welche ihre Braunkohlen seit Jahren auf dem Neustädter Canale nach Wien liefern; es werden die reichen Schwarzkohlenlager von Ostrau, wenn sie dereinst durch die Kaiser Ferdinands-Nordbahn mit Wien in Verbindung kommen, was noch bis jetzt nicht der Fall ist, neben dem böhmischen ohne wechselseitige Hindernisse ihre Vorräthe der Hauptstadt zuführen, die angeführten Verhältnisse werden jedoch stets den Schwarzkohlen Böhmens den Vorrang sichern. unknown Alle Bestellungen auf die Allg. Zeitung außerhalb Augsburg bittet man bei den auf jeder Nro. der Zeitung bezeichneten resp. Postämtern, in Frankreich bei Hrn. Alexandre, Brandgasse Nro. 28, in Straßburg zu machen. – An die Redaction oder die Expedition gerichtete Bestellungen können nicht berücksichtigt werden.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 120. Augsburg, 29. April 1840, S. 0959. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_120_18400429/15>, abgerufen am 09.11.2024.