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Allgemeine Zeitung. Nr. 119. Augsburg, 28. April 1840.

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Staatsanleihen unmittelbar beizuschaffen; sowohl in dieser Hinsicht, als in Beziehung auf das Anleihen der bei ihr jeweils disponibeln Gelder, sollen ihr gleiche Befugnisse wie der Amortisationscasse zustehen, und dieselbe ermächtigt werden, Capitalien gegen 3 1/2procentige, auf Inhaber lautende Zehntschuldenscheine zu 500 fl. und 100 fl. aufzunehmen. Die Rückzahlung, welche spätestens 1845 beginnt, geschieht im Wege der Verloosung. (Oeffentl. Mitth.)

Preußen.

Die Deputirten der katholischen Bürgerschaft zu Posen, welche sich bekanntlich vor einiger Zeit nach Berlin begeben hatten, um sich in der erzbischöflichen Angelegenheit zu verwenden, sind zurückgekehrt, wie es heißt, sehr geschmeichelt durch die von hohen und höchstgestellten Personen ihnen zu Theil gewordene Höflichkeit. Bald nach ihrer Rückkehr ist ihnen auf ihr Immediatgesuch um Begnadigung des Erzbischofs von dem Minister des Innern auf Befehl des Königs Folgendes eröffnet worden: "Daß Se. Maj. der König die Aufrichtigkeit der religiösen Beweggründe ihres Gesuches zwar gern anerkenne, jedoch über die Begnadigung des Erzbischofs erst alsdann zu beschließen im Stande seyn werde, wenn der Erzbischof selbst zuvor zu seiner dem König eidlich angelobten Pflicht zurückkehrt, und Allerhöchstdemselben und den Landesgesetzen den Gehorsam erweist, durch welchen der kirchlichen Verwaltung bis zum Jahr 1837 der Friede, dessen Wiederherstellung des Königs Maj. mit den Bittstellern lebhaft wünsche, erhalten worden ist." (Leipz. A. Z.)

Der Erzbischof von Posen hat sich, wie man vernimmt, neuerdings an Se. Maj. den König durch ein Schreiben gewandt, in welchem er um die Erlaubniß, in seine Diöcese zurückkehren zu dürfen, nachsucht, und die Versicherungen seiner unwandelbaren Unterthanentreue wiederholt. Es ist jedoch zu fürchten, daß auch dieses Schreiben keinen andern Erfolg haben werde, als frühere Documente dieser Art, da darin eben so wenig, als früher, die Zusage ertheilt wird, zu demjenigen friedlichen, weder die Rechte des Staats noch die irgend einer Confession beeinträchtigenden Verfahren, zurückzukehren, welches der Prälat bis zu den bedauerlichen Ereignissen des Jahres 1837 beobachtet, und ihm bis dahin die Achtung nicht bloß seiner Diöcesanen, sondern auch der Regierung und des Landes gesichert hatte. Daß der Monarch geneigt sey, lieber Wohlwollen als Strenge walten zu lassen, geht aus mancherlei Anzeichen und auch aus der Antwort hervor, die der kürzlich hier erschienenen Deputation katholischer Bürger von Posen ertheilt wurde; um so mehr war daher zu erwarten, daß auch der Hr. Erzbischof endlich einen Schritt thue, den das Wohl seiner eigenen Diöcese so dringend erheischt. - Leider hat es sich mit dem Befinden des Hrn. Ministers von Altenstein nicht gebessert, derselbe ist vielmehr seit einigen Tagen so leidend, daß seine Freunde nicht ohne Besorgnisse sind. - Professor Mädler, bekannt besonders durch die treffliche Mondkarte, die er im Vereine mit Hrn. Wilhelm Beer herausgegeben, hat einen Ruf als Professor der Astronomie nach Dorpat erhalten und angenommen. Rußland kann, wie man sieht, der Rekrutirnng durch deutsche Gelehrte noch nicht entbehren, wie gern es sich auch das Ansehen geben möchte, neben einer nationalen Litteratur auch schon eine nationale Wissenschaft zu besitzen. Selbst in litterarischer Beziehung sieht er sich heutzutage noch veranlaßt, an das deutsche Forum zu appelliren, und so hat denn auch der bekannte Schriftsteller, Hr. Staatsrath Gretsch, kürzlich hier in deutscher Sprache eine Broschüre drucken lassen, in welcher er die Angriffe zu widerlegen sucht, die sich gegen ihn, Bulgarin, Senkowskij und Polewoy in H. Königs litterarischen Bildern aus Rußland befinden.

Schweden.

Die bis jetzt erfolgten Ministerernennungen sind Ihnen bekannt. Ich begnüge mich, einige Betrachtungen über die Stellung und Aussichten der theils schon ernannten, theils noch zu erwartenden neuen Minister mitzutheilen. Erstens muß es Jedermann auffallend erscheinen, da es doch jetzt die Bildung eines nagelneuen Cabinets und wie man behauptet, die endliche Annahme eines Systems gilt, daß die Ernennungen nur stückweise und nicht auf einmal erfolgen. Der wahre Grund hievon ist die Verlegenheit, worin man sich sieht, Präsidentenstühle und Gouverneursstellen genug auszufinden, um alle die Zurücktretenden gehörig zu versorgen, indem es schwerlich zu hoffen steht, daß die jetzigen Reichsstände ihnen irgend eine Nationalbelohnung für ihre Dienste votiren werden. "Versorgung" und "Pensionen" sind daher jetzt die Gegenstände der hochstrebendsten Ambitionen geworden, das Thema, um welches sich alle Gespräche in den vornehmen Cirkeln drehen, die Hebel der ganzen politischen Umwälzung unter dem Regierungspersonale. Es scheint gegen alle Vermuthung jetzt wiederum zweifelhaft, ob der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Frhr. v. Stjerneld, in seinem Amte fortfahren werde, indem seine zahlreichen Freunde im Constitutionsausschusse ihn schwerlich gegen eine Anklage vor dem Reichsgericht werden schützen können. Es gilt nämlich die Bürgschaft, die er im Namen der Ministercasse gezeichnet hat, für eine beträchtliche Anleihe, welche einer andern Casse zu gut gekommen ist, wobei dennoch die Schuld eigentlich seinen längst gestorbenen Vorgänger treffen sollte, dessen schon eingegangene Verbindung er nur erneuert haben soll. Während man officiell von dem blühenden Finanzzustande redet und schreibt, spricht man unter sich von einer geheimen Verschuldung der genannten (diplomatischen) Ministercasse von mehr als einer Million Rthlr. schwed. Banco oder nahe an 400,000 Rthlr. Hamb. Banco. Das Reichsgericht würde wahrscheinlich einiges Licht über diesen mißlichen Punkt werfen. Eine andere Anklage vor dem Reichsgericht, welche als gewiß betrachtet werden kann, ist diejenige, welche den Staatssecretär, der das bekannte Judenemancipationsdecret vom Jahr 1838 contrasignirt hatte, bedroht, nicht so sehr des materiellen Inhalts dieser Acte wegen, als vielmehr wegen ihrer vermeintlichen formellen Unconstitutionalität, indem eine legislative Maaßregel ohne Mitwirkung der Stände vorgenommen worden sey. Der betreffende Staatssecretär ist indessen schon längst auf einem Präsidentenstuhle in Sicherheit. Unter den Ex-Staatsräthen, welche noch zu versorgen sind, scheint die Placirung eines Grafen, mit neun Kindern und ohne Vermögen, besonders auf Schwierigkeiten zu stoßen, welche die vollständige Ergänzung des neuen Cabinets noch eine Zeit lang verzögern dürften. In einem Augenblick, wo alle nur aufzuspürenden Sinecuren schon so stark in Anspruch genommen sind, ist es nicht leicht, ein anständiges Unterkommen für eine solche Familie zu finden. - Was nun den Geist des neuen Ministeriums, so weit solches zum Vorschein gekommen, betrifft, so läßt sich dieser bis jetzt nur in einem einzigen Punkte mit einiger Wahrscheinlichkeit voraussehen. Zwei der neuernannten Minister, Posse und Führäus, beide von der Zolladministration ausgegangen, haben sich in diesem Verwaltungszweige als Anhänger der Handelsfreiheit und dem bisherigen Prohibitivwesen und übermäßigen Schutzzöllen abhold gezeigt. Der Vorschlag zu einer neuen Zolltaxe, an dessen Ausarbeitung beide thätigen Antheil genommen haben, ist auch in einer solchen liberaleren Richtung erschienen, und wird einer der ersten

Staatsanleihen unmittelbar beizuschaffen; sowohl in dieser Hinsicht, als in Beziehung auf das Anleihen der bei ihr jeweils disponibeln Gelder, sollen ihr gleiche Befugnisse wie der Amortisationscasse zustehen, und dieselbe ermächtigt werden, Capitalien gegen 3 1/2procentige, auf Inhaber lautende Zehntschuldenscheine zu 500 fl. und 100 fl. aufzunehmen. Die Rückzahlung, welche spätestens 1845 beginnt, geschieht im Wege der Verloosung. (Oeffentl. Mitth.)

Preußen.

Die Deputirten der katholischen Bürgerschaft zu Posen, welche sich bekanntlich vor einiger Zeit nach Berlin begeben hatten, um sich in der erzbischöflichen Angelegenheit zu verwenden, sind zurückgekehrt, wie es heißt, sehr geschmeichelt durch die von hohen und höchstgestellten Personen ihnen zu Theil gewordene Höflichkeit. Bald nach ihrer Rückkehr ist ihnen auf ihr Immediatgesuch um Begnadigung des Erzbischofs von dem Minister des Innern auf Befehl des Königs Folgendes eröffnet worden: „Daß Se. Maj. der König die Aufrichtigkeit der religiösen Beweggründe ihres Gesuches zwar gern anerkenne, jedoch über die Begnadigung des Erzbischofs erst alsdann zu beschließen im Stande seyn werde, wenn der Erzbischof selbst zuvor zu seiner dem König eidlich angelobten Pflicht zurückkehrt, und Allerhöchstdemselben und den Landesgesetzen den Gehorsam erweist, durch welchen der kirchlichen Verwaltung bis zum Jahr 1837 der Friede, dessen Wiederherstellung des Königs Maj. mit den Bittstellern lebhaft wünsche, erhalten worden ist.“ (Leipz. A. Z.)

Der Erzbischof von Posen hat sich, wie man vernimmt, neuerdings an Se. Maj. den König durch ein Schreiben gewandt, in welchem er um die Erlaubniß, in seine Diöcese zurückkehren zu dürfen, nachsucht, und die Versicherungen seiner unwandelbaren Unterthanentreue wiederholt. Es ist jedoch zu fürchten, daß auch dieses Schreiben keinen andern Erfolg haben werde, als frühere Documente dieser Art, da darin eben so wenig, als früher, die Zusage ertheilt wird, zu demjenigen friedlichen, weder die Rechte des Staats noch die irgend einer Confession beeinträchtigenden Verfahren, zurückzukehren, welches der Prälat bis zu den bedauerlichen Ereignissen des Jahres 1837 beobachtet, und ihm bis dahin die Achtung nicht bloß seiner Diöcesanen, sondern auch der Regierung und des Landes gesichert hatte. Daß der Monarch geneigt sey, lieber Wohlwollen als Strenge walten zu lassen, geht aus mancherlei Anzeichen und auch aus der Antwort hervor, die der kürzlich hier erschienenen Deputation katholischer Bürger von Posen ertheilt wurde; um so mehr war daher zu erwarten, daß auch der Hr. Erzbischof endlich einen Schritt thue, den das Wohl seiner eigenen Diöcese so dringend erheischt. – Leider hat es sich mit dem Befinden des Hrn. Ministers von Altenstein nicht gebessert, derselbe ist vielmehr seit einigen Tagen so leidend, daß seine Freunde nicht ohne Besorgnisse sind. – Professor Mädler, bekannt besonders durch die treffliche Mondkarte, die er im Vereine mit Hrn. Wilhelm Beer herausgegeben, hat einen Ruf als Professor der Astronomie nach Dorpat erhalten und angenommen. Rußland kann, wie man sieht, der Rekrutirnng durch deutsche Gelehrte noch nicht entbehren, wie gern es sich auch das Ansehen geben möchte, neben einer nationalen Litteratur auch schon eine nationale Wissenschaft zu besitzen. Selbst in litterarischer Beziehung sieht er sich heutzutage noch veranlaßt, an das deutsche Forum zu appelliren, und so hat denn auch der bekannte Schriftsteller, Hr. Staatsrath Gretsch, kürzlich hier in deutscher Sprache eine Broschüre drucken lassen, in welcher er die Angriffe zu widerlegen sucht, die sich gegen ihn, Bulgarin, Senkowskij und Polewoy in H. Königs litterarischen Bildern aus Rußland befinden.

Schweden.

Die bis jetzt erfolgten Ministerernennungen sind Ihnen bekannt. Ich begnüge mich, einige Betrachtungen über die Stellung und Aussichten der theils schon ernannten, theils noch zu erwartenden neuen Minister mitzutheilen. Erstens muß es Jedermann auffallend erscheinen, da es doch jetzt die Bildung eines nagelneuen Cabinets und wie man behauptet, die endliche Annahme eines Systems gilt, daß die Ernennungen nur stückweise und nicht auf einmal erfolgen. Der wahre Grund hievon ist die Verlegenheit, worin man sich sieht, Präsidentenstühle und Gouverneursstellen genug auszufinden, um alle die Zurücktretenden gehörig zu versorgen, indem es schwerlich zu hoffen steht, daß die jetzigen Reichsstände ihnen irgend eine Nationalbelohnung für ihre Dienste votiren werden. „Versorgung“ und „Pensionen“ sind daher jetzt die Gegenstände der hochstrebendsten Ambitionen geworden, das Thema, um welches sich alle Gespräche in den vornehmen Cirkeln drehen, die Hebel der ganzen politischen Umwälzung unter dem Regierungspersonale. Es scheint gegen alle Vermuthung jetzt wiederum zweifelhaft, ob der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Frhr. v. Stjerneld, in seinem Amte fortfahren werde, indem seine zahlreichen Freunde im Constitutionsausschusse ihn schwerlich gegen eine Anklage vor dem Reichsgericht werden schützen können. Es gilt nämlich die Bürgschaft, die er im Namen der Ministercasse gezeichnet hat, für eine beträchtliche Anleihe, welche einer andern Casse zu gut gekommen ist, wobei dennoch die Schuld eigentlich seinen längst gestorbenen Vorgänger treffen sollte, dessen schon eingegangene Verbindung er nur erneuert haben soll. Während man officiell von dem blühenden Finanzzustande redet und schreibt, spricht man unter sich von einer geheimen Verschuldung der genannten (diplomatischen) Ministercasse von mehr als einer Million Rthlr. schwed. Banco oder nahe an 400,000 Rthlr. Hamb. Banco. Das Reichsgericht würde wahrscheinlich einiges Licht über diesen mißlichen Punkt werfen. Eine andere Anklage vor dem Reichsgericht, welche als gewiß betrachtet werden kann, ist diejenige, welche den Staatssecretär, der das bekannte Judenemancipationsdecret vom Jahr 1838 contrasignirt hatte, bedroht, nicht so sehr des materiellen Inhalts dieser Acte wegen, als vielmehr wegen ihrer vermeintlichen formellen Unconstitutionalität, indem eine legislative Maaßregel ohne Mitwirkung der Stände vorgenommen worden sey. Der betreffende Staatssecretär ist indessen schon längst auf einem Präsidentenstuhle in Sicherheit. Unter den Ex-Staatsräthen, welche noch zu versorgen sind, scheint die Placirung eines Grafen, mit neun Kindern und ohne Vermögen, besonders auf Schwierigkeiten zu stoßen, welche die vollständige Ergänzung des neuen Cabinets noch eine Zeit lang verzögern dürften. In einem Augenblick, wo alle nur aufzuspürenden Sinecuren schon so stark in Anspruch genommen sind, ist es nicht leicht, ein anständiges Unterkommen für eine solche Familie zu finden. – Was nun den Geist des neuen Ministeriums, so weit solches zum Vorschein gekommen, betrifft, so läßt sich dieser bis jetzt nur in einem einzigen Punkte mit einiger Wahrscheinlichkeit voraussehen. Zwei der neuernannten Minister, Posse und Führäus, beide von der Zolladministration ausgegangen, haben sich in diesem Verwaltungszweige als Anhänger der Handelsfreiheit und dem bisherigen Prohibitivwesen und übermäßigen Schutzzöllen abhold gezeigt. Der Vorschlag zu einer neuen Zolltaxe, an dessen Ausarbeitung beide thätigen Antheil genommen haben, ist auch in einer solchen liberaleren Richtung erschienen, und wird einer der ersten

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[0950/0006] Staatsanleihen unmittelbar beizuschaffen; sowohl in dieser Hinsicht, als in Beziehung auf das Anleihen der bei ihr jeweils disponibeln Gelder, sollen ihr gleiche Befugnisse wie der Amortisationscasse zustehen, und dieselbe ermächtigt werden, Capitalien gegen 3 1/2procentige, auf Inhaber lautende Zehntschuldenscheine zu 500 fl. und 100 fl. aufzunehmen. Die Rückzahlung, welche spätestens 1845 beginnt, geschieht im Wege der Verloosung. (Oeffentl. Mitth.) Preußen. _ Aus dem Großherzogthum Posen, 18 April. Die Deputirten der katholischen Bürgerschaft zu Posen, welche sich bekanntlich vor einiger Zeit nach Berlin begeben hatten, um sich in der erzbischöflichen Angelegenheit zu verwenden, sind zurückgekehrt, wie es heißt, sehr geschmeichelt durch die von hohen und höchstgestellten Personen ihnen zu Theil gewordene Höflichkeit. Bald nach ihrer Rückkehr ist ihnen auf ihr Immediatgesuch um Begnadigung des Erzbischofs von dem Minister des Innern auf Befehl des Königs Folgendes eröffnet worden: „Daß Se. Maj. der König die Aufrichtigkeit der religiösen Beweggründe ihres Gesuches zwar gern anerkenne, jedoch über die Begnadigung des Erzbischofs erst alsdann zu beschließen im Stande seyn werde, wenn der Erzbischof selbst zuvor zu seiner dem König eidlich angelobten Pflicht zurückkehrt, und Allerhöchstdemselben und den Landesgesetzen den Gehorsam erweist, durch welchen der kirchlichen Verwaltung bis zum Jahr 1837 der Friede, dessen Wiederherstellung des Königs Maj. mit den Bittstellern lebhaft wünsche, erhalten worden ist.“ (Leipz. A. Z.) _ Berlin, 23 April. Der Erzbischof von Posen hat sich, wie man vernimmt, neuerdings an Se. Maj. den König durch ein Schreiben gewandt, in welchem er um die Erlaubniß, in seine Diöcese zurückkehren zu dürfen, nachsucht, und die Versicherungen seiner unwandelbaren Unterthanentreue wiederholt. Es ist jedoch zu fürchten, daß auch dieses Schreiben keinen andern Erfolg haben werde, als frühere Documente dieser Art, da darin eben so wenig, als früher, die Zusage ertheilt wird, zu demjenigen friedlichen, weder die Rechte des Staats noch die irgend einer Confession beeinträchtigenden Verfahren, zurückzukehren, welches der Prälat bis zu den bedauerlichen Ereignissen des Jahres 1837 beobachtet, und ihm bis dahin die Achtung nicht bloß seiner Diöcesanen, sondern auch der Regierung und des Landes gesichert hatte. Daß der Monarch geneigt sey, lieber Wohlwollen als Strenge walten zu lassen, geht aus mancherlei Anzeichen und auch aus der Antwort hervor, die der kürzlich hier erschienenen Deputation katholischer Bürger von Posen ertheilt wurde; um so mehr war daher zu erwarten, daß auch der Hr. Erzbischof endlich einen Schritt thue, den das Wohl seiner eigenen Diöcese so dringend erheischt. – Leider hat es sich mit dem Befinden des Hrn. Ministers von Altenstein nicht gebessert, derselbe ist vielmehr seit einigen Tagen so leidend, daß seine Freunde nicht ohne Besorgnisse sind. – Professor Mädler, bekannt besonders durch die treffliche Mondkarte, die er im Vereine mit Hrn. Wilhelm Beer herausgegeben, hat einen Ruf als Professor der Astronomie nach Dorpat erhalten und angenommen. Rußland kann, wie man sieht, der Rekrutirnng durch deutsche Gelehrte noch nicht entbehren, wie gern es sich auch das Ansehen geben möchte, neben einer nationalen Litteratur auch schon eine nationale Wissenschaft zu besitzen. Selbst in litterarischer Beziehung sieht er sich heutzutage noch veranlaßt, an das deutsche Forum zu appelliren, und so hat denn auch der bekannte Schriftsteller, Hr. Staatsrath Gretsch, kürzlich hier in deutscher Sprache eine Broschüre drucken lassen, in welcher er die Angriffe zu widerlegen sucht, die sich gegen ihn, Bulgarin, Senkowskij und Polewoy in H. Königs litterarischen Bildern aus Rußland befinden. Schweden. _ Stockholm, 6 April. Die bis jetzt erfolgten Ministerernennungen sind Ihnen bekannt. Ich begnüge mich, einige Betrachtungen über die Stellung und Aussichten der theils schon ernannten, theils noch zu erwartenden neuen Minister mitzutheilen. Erstens muß es Jedermann auffallend erscheinen, da es doch jetzt die Bildung eines nagelneuen Cabinets und wie man behauptet, die endliche Annahme eines Systems gilt, daß die Ernennungen nur stückweise und nicht auf einmal erfolgen. Der wahre Grund hievon ist die Verlegenheit, worin man sich sieht, Präsidentenstühle und Gouverneursstellen genug auszufinden, um alle die Zurücktretenden gehörig zu versorgen, indem es schwerlich zu hoffen steht, daß die jetzigen Reichsstände ihnen irgend eine Nationalbelohnung für ihre Dienste votiren werden. „Versorgung“ und „Pensionen“ sind daher jetzt die Gegenstände der hochstrebendsten Ambitionen geworden, das Thema, um welches sich alle Gespräche in den vornehmen Cirkeln drehen, die Hebel der ganzen politischen Umwälzung unter dem Regierungspersonale. Es scheint gegen alle Vermuthung jetzt wiederum zweifelhaft, ob der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Frhr. v. Stjerneld, in seinem Amte fortfahren werde, indem seine zahlreichen Freunde im Constitutionsausschusse ihn schwerlich gegen eine Anklage vor dem Reichsgericht werden schützen können. Es gilt nämlich die Bürgschaft, die er im Namen der Ministercasse gezeichnet hat, für eine beträchtliche Anleihe, welche einer andern Casse zu gut gekommen ist, wobei dennoch die Schuld eigentlich seinen längst gestorbenen Vorgänger treffen sollte, dessen schon eingegangene Verbindung er nur erneuert haben soll. Während man officiell von dem blühenden Finanzzustande redet und schreibt, spricht man unter sich von einer geheimen Verschuldung der genannten (diplomatischen) Ministercasse von mehr als einer Million Rthlr. schwed. Banco oder nahe an 400,000 Rthlr. Hamb. Banco. Das Reichsgericht würde wahrscheinlich einiges Licht über diesen mißlichen Punkt werfen. Eine andere Anklage vor dem Reichsgericht, welche als gewiß betrachtet werden kann, ist diejenige, welche den Staatssecretär, der das bekannte Judenemancipationsdecret vom Jahr 1838 contrasignirt hatte, bedroht, nicht so sehr des materiellen Inhalts dieser Acte wegen, als vielmehr wegen ihrer vermeintlichen formellen Unconstitutionalität, indem eine legislative Maaßregel ohne Mitwirkung der Stände vorgenommen worden sey. Der betreffende Staatssecretär ist indessen schon längst auf einem Präsidentenstuhle in Sicherheit. Unter den Ex-Staatsräthen, welche noch zu versorgen sind, scheint die Placirung eines Grafen, mit neun Kindern und ohne Vermögen, besonders auf Schwierigkeiten zu stoßen, welche die vollständige Ergänzung des neuen Cabinets noch eine Zeit lang verzögern dürften. In einem Augenblick, wo alle nur aufzuspürenden Sinecuren schon so stark in Anspruch genommen sind, ist es nicht leicht, ein anständiges Unterkommen für eine solche Familie zu finden. – Was nun den Geist des neuen Ministeriums, so weit solches zum Vorschein gekommen, betrifft, so läßt sich dieser bis jetzt nur in einem einzigen Punkte mit einiger Wahrscheinlichkeit voraussehen. Zwei der neuernannten Minister, Posse und Führäus, beide von der Zolladministration ausgegangen, haben sich in diesem Verwaltungszweige als Anhänger der Handelsfreiheit und dem bisherigen Prohibitivwesen und übermäßigen Schutzzöllen abhold gezeigt. Der Vorschlag zu einer neuen Zolltaxe, an dessen Ausarbeitung beide thätigen Antheil genommen haben, ist auch in einer solchen liberaleren Richtung erschienen, und wird einer der ersten

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 119. Augsburg, 28. April 1840, S. 0950. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_119_18400428/6>, abgerufen am 24.11.2024.