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Allgemeine Zeitung. Nr. 115. Augsburg, 24. April 1840.

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der im Jahr 1832 diese Gegenden besuchte, noch die beste. *) Die Bevölkerung dieses, aus ungefähr dreißig großen und kleinen Inseln bestehenden Archipelagus, die sämmtlich in chinesischen Specialkarten verzeichnet sind, ist nicht bekannt. Die vorzüglichsten der zu Tscheou schan gehörigen Inseln sind Ting hai, Kintang, Ju schan und Puto. Diese letztere ist dem Buddha geheiliget und wird daher nach seinem Namen genannt. Die Insel Tsong-ming oder erhabene Klarheit, welche hie und da auch zur Tschu san-Gruppe gerechnet wird, deren südlichste Spitze bis zum 31° 30' nördlicher Breite sich erstreckt, liegt der Mündung des Kiang gegenüber, ungefähr drei deutsche Meilen vom festen Lande entfernt. Sie besteht aus fettem, angeschwemmtem Schlamm und ist außerordentlich fruchtbar. Nach Lindsay's Schätzung enthielte sie über eine halbe Million Einwohner. Auf allen diesen Inselgruppen, zu den größten Handelsplätzen längs der chinesischen Küste, in Hia men (Amoy), Ning po (Liampo), Schang hai und Tscha po, von wo aus die Dschonken nach Japan gehen, hatten die Engländer noch am Anfange des achtzehnten Jahrhunderts, gleichwie alle andern seefahrenden Nationen, freien Zutritt. Im Jahre 1757 ward aber, wie gesagt, der Handel mit den Bewohnern des großen westlichen Oceans einzig und allein auf die Kreishauptstadt Kuang tong beschränkt und daselbst überdieß einer privilegirten Compagnie übergeben, Pao hing, Sicherheitskaufleute, gemeinhin Hong genannt. Man ersieht aus allen Maaßregeln, welche die chinesische Regierung seit dieser Zeit gegen die Fremden und den auswärtigen Handel in Canton genommen hat, daß sie befürchtete, es möchte einstens durch die Handelsverbindungen mit den fernen Barbaren die Selbstständigkeit des Reiches bedroht werden. Man suchte deßhalb diesem Verkehre durch hohe Abgaben und allerlei andere Beschränkungen Hindernisse in den Weg zu legen und den Fremden so viel als möglich den Aufenthalt in Canton und Macao zu verbittern. Vielleicht, so dachte die Regierung wahrscheinlich, würden die gewinnsüchtigen Barbaren, wenn man es ihnen recht arg macht, doch endlich den Handel freiwillig aufgeben. Diese hemmenden Maaßregeln sind aber den gewinnsüchtigen chinesischen Kauf- und Gewerbsleuten nicht weniger verhaßt, als den Fremden. Es ist deßhalb höchst wahrscheinlich, daß wenn die Engländer gen China ziehen, ein großer Theil der gewerblichen und handeltreibenden Bevölkerung der südlichen und südöstlichen Kreise des Reiches sich mit ihnen gegen ihre eigene Regierung verbinden möchte. Die Masse der chinesischen Bevölkerung hegt keineswegs einen solchen Haß und Abscheu gegen die Fremden, wie die regierenden Mandarine und Mandschu. Es wurden die englischen Schmuggler, welche seit dem Jahre 1830 die nordöstlichen Küsten des Mittelreiches besuchten, allenthalben, wo die Beamten das Volk nicht gewaltsam zurückzuhalten vermochten, mit Zuvorkommenheit aufgenommen. Man will Geld verdienen und reich werden, um die Freuden eines sinnlichen Lebens erkaufen zu können. Ob die einheimische Regierung darüber zu Grunde gehe oder nicht - darnach fragen, die Mandarine ausgenommen, nur wenige Bewohner des Mittelreiches.

[1496]

Todes-Anzeige.

Den 1 dieses Monats um halb 2 Uhr in der Frühe hat es dem Allmächtigen gefallen, meinen innigst geliebten Vater, den Grafen Clemens August von Waldkirch, königl. bayer'schen Kämmerer, königl. bayer. und großherzogl. baden'schen geheimen Rath, Hofoberjägermeister, Großkreuz des königl. bayer'schen St. Georgi-, dann des großherzogl. baden'schen Ordens der Treue und des Bähringer-Löwen, in einem Alter von 82 Jahren 6 Monaten und 13 Tagen, versehen mit den heiligen Sterbsacramenten, in ein besseres Leben abzurufen.

Indem der Unterzeichnete seine Verwandten und Freunde von diesem traurigen Ereignisse in Kenntniß zu setzen die Ehre hat, bittet derselbe um Ihre stille Theilnahme und fortwährendes Wohlwollen

Mannheim, den 4 April 1840

für mich und meine zwei abwesenden Geschwister Maximilian Graf v. Waldkirch, großherzoglich badischer Kämmerer

[1499]

Aus Griechenland. Einer der schlagendsten Beweise für die Behauptung, daß die griechische Nation erkannt habe, was ihr noth thut, und daß sie fest entschlossen ist, sich unter den gebildeten Nationen den Platz zu erringen, der ihr gebührt, ist unstreitig die außerordentliche Regsamkeit, welche sich auf dem Gebiete der Litteratur kund gibt. Schon lange ehe die politische Selbstständigkeit errungen war, gab es Männer unter ihr, die an tüchtiger und vielseitiger Bildung sich mit europäischen Gelehrten des ersten Ranges messen konnten, und die durch patriotische aufopfernde Thätigkeit jenes große Ereigniß vorbereiteten. Namen zu nennen wäre überflüssig, da sie in Jedermanns Munde sind; daß aber dieß Streben nicht erloschen ist, daß es im Gegentheil auch unter der jüngern Generation fortlebt und webt, davon kann man sich durch einen wenn auch flüchtigen Blick auf die neuere griechische Litteratur die erfreulichste Ueberzeugung verschaffen. So hat namentlich vor kurzem der erste Theil eines Werks die Presse verlassen, welches der philologischen Litteratur eines jeden Volkes Ehre machen würde; ich meine nämlich das altgriechisch-neugriechische Lexikon von Skarlatos Byzantios (spr. Visandios), welches nicht allein für jeden Griechen, sondern auch für jeden Kenner der altgriechischen und jeden Freund der neugriechischen Sprache von hohem Interesse ist. Der Verfasser, geboren in Konstantinopel um das Jahr 1800, besitzt eine gründliche Kenntniß des Altgriechischen und eine unglaubliche Belesenheit nicht allein in der altgriechischen, sondern auch in der modernen europäischen Litteratur; dabei kommt ihm ein ausgezeichnetes Gedächtniß zu Statten, so z. B. als er im Jahre 1821 nach einer asiatischen Festung exilirt wurde, und er, wie alle seine Unglücksgenossen, kein Buch bei sich führen durfte, vermochte er den ganzen Homer aus dem Gedächtniß niederzuschreiben, und zwar mit einer schönen, dem Stereotypdrucke vollkommen ähnlichen Hand. Einen Band dieser Handschrift sah der Kronprinz von Bayern im Jahre 1833 bei dem Grafen von Armansperg; von 1828-1830 wurde er als Assessor im Ministerium des Innern angestellt, wurde jedoch 1831 in das Cultusministerium versetzt. Bei der Ankunft der Regentschaft wurde er zum Ministerialrath ernannt, und später auch mit der Verwesung der Staatsprocuratur bei der heiligen Synode beauftragt. Inzwischen beschäft gte er sich mit der Abfassung eines Wörterbuchs der neu- und altgriechischen Sprache, welches bei aller Gedrängtheit sehr tüchtig ist. Später in Nauplia privatisirend, unternahm er auf Veranlassung des Buchhändlers Koromilas die Herausgabe des obenerwähnten Lexikons, welches sich nicht allein durch seinen innern Gehalt, sondern auch durch seine äußere typographische Aus attung vortheilhaft auszeichnet und dem Verleger wahrhaft Ehre macht. Das typographische Etablissement von Hrn. Koromilas, aus dem das obige Werk hervorgegangen, liefert überhaupt einen überraschenden Beweis von den reißenden Fortschritten, die auch dieser Zweig der Industrie in Griechenland in den neuesten Zeiten gemacht hat - ein Fortschritt, der das geistige Leben beurkundet, welches sich in dem jungen Königreiche zu regen begonnen hat, und immer mehr sich entwickelt. Der Inhaber des erwähnten Etablissements, mit welchem auch eine Schriftgießerei verbunden

*) Report of Proceedings on a Voyage to the northern Ports of China, London 1833. 97.

der im Jahr 1832 diese Gegenden besuchte, noch die beste. *) Die Bevölkerung dieses, aus ungefähr dreißig großen und kleinen Inseln bestehenden Archipelagus, die sämmtlich in chinesischen Specialkarten verzeichnet sind, ist nicht bekannt. Die vorzüglichsten der zu Tscheou schan gehörigen Inseln sind Ting hai, Kintang, Ju schan und Puto. Diese letztere ist dem Buddha geheiliget und wird daher nach seinem Namen genannt. Die Insel Tsong-ming oder erhabene Klarheit, welche hie und da auch zur Tschu san-Gruppe gerechnet wird, deren südlichste Spitze bis zum 31° 30' nördlicher Breite sich erstreckt, liegt der Mündung des Kiang gegenüber, ungefähr drei deutsche Meilen vom festen Lande entfernt. Sie besteht aus fettem, angeschwemmtem Schlamm und ist außerordentlich fruchtbar. Nach Lindsay's Schätzung enthielte sie über eine halbe Million Einwohner. Auf allen diesen Inselgruppen, zu den größten Handelsplätzen längs der chinesischen Küste, in Hia men (Amoy), Ning po (Liampo), Schang hai und Tscha po, von wo aus die Dschonken nach Japan gehen, hatten die Engländer noch am Anfange des achtzehnten Jahrhunderts, gleichwie alle andern seefahrenden Nationen, freien Zutritt. Im Jahre 1757 ward aber, wie gesagt, der Handel mit den Bewohnern des großen westlichen Oceans einzig und allein auf die Kreishauptstadt Kuang tong beschränkt und daselbst überdieß einer privilegirten Compagnie übergeben, Pao hing, Sicherheitskaufleute, gemeinhin Hong genannt. Man ersieht aus allen Maaßregeln, welche die chinesische Regierung seit dieser Zeit gegen die Fremden und den auswärtigen Handel in Canton genommen hat, daß sie befürchtete, es möchte einstens durch die Handelsverbindungen mit den fernen Barbaren die Selbstständigkeit des Reiches bedroht werden. Man suchte deßhalb diesem Verkehre durch hohe Abgaben und allerlei andere Beschränkungen Hindernisse in den Weg zu legen und den Fremden so viel als möglich den Aufenthalt in Canton und Macao zu verbittern. Vielleicht, so dachte die Regierung wahrscheinlich, würden die gewinnsüchtigen Barbaren, wenn man es ihnen recht arg macht, doch endlich den Handel freiwillig aufgeben. Diese hemmenden Maaßregeln sind aber den gewinnsüchtigen chinesischen Kauf- und Gewerbsleuten nicht weniger verhaßt, als den Fremden. Es ist deßhalb höchst wahrscheinlich, daß wenn die Engländer gen China ziehen, ein großer Theil der gewerblichen und handeltreibenden Bevölkerung der südlichen und südöstlichen Kreise des Reiches sich mit ihnen gegen ihre eigene Regierung verbinden möchte. Die Masse der chinesischen Bevölkerung hegt keineswegs einen solchen Haß und Abscheu gegen die Fremden, wie die regierenden Mandarine und Mandschu. Es wurden die englischen Schmuggler, welche seit dem Jahre 1830 die nordöstlichen Küsten des Mittelreiches besuchten, allenthalben, wo die Beamten das Volk nicht gewaltsam zurückzuhalten vermochten, mit Zuvorkommenheit aufgenommen. Man will Geld verdienen und reich werden, um die Freuden eines sinnlichen Lebens erkaufen zu können. Ob die einheimische Regierung darüber zu Grunde gehe oder nicht – darnach fragen, die Mandarine ausgenommen, nur wenige Bewohner des Mittelreiches.

[1496]

Todes-Anzeige.

Den 1 dieses Monats um halb 2 Uhr in der Frühe hat es dem Allmächtigen gefallen, meinen innigst geliebten Vater, den Grafen Clemens August von Waldkirch, königl. bayer'schen Kämmerer, königl. bayer. und großherzogl. baden'schen geheimen Rath, Hofoberjägermeister, Großkreuz des königl. bayer'schen St. Georgi-, dann des großherzogl. baden'schen Ordens der Treue und des Bähringer-Löwen, in einem Alter von 82 Jahren 6 Monaten und 13 Tagen, versehen mit den heiligen Sterbsacramenten, in ein besseres Leben abzurufen.

Indem der Unterzeichnete seine Verwandten und Freunde von diesem traurigen Ereignisse in Kenntniß zu setzen die Ehre hat, bittet derselbe um Ihre stille Theilnahme und fortwährendes Wohlwollen

Mannheim, den 4 April 1840

für mich und meine zwei abwesenden Geschwister Maximilian Graf v. Waldkirch, großherzoglich badischer Kämmerer

[1499]

Aus Griechenland. Einer der schlagendsten Beweise für die Behauptung, daß die griechische Nation erkannt habe, was ihr noth thut, und daß sie fest entschlossen ist, sich unter den gebildeten Nationen den Platz zu erringen, der ihr gebührt, ist unstreitig die außerordentliche Regsamkeit, welche sich auf dem Gebiete der Litteratur kund gibt. Schon lange ehe die politische Selbstständigkeit errungen war, gab es Männer unter ihr, die an tüchtiger und vielseitiger Bildung sich mit europäischen Gelehrten des ersten Ranges messen konnten, und die durch patriotische aufopfernde Thätigkeit jenes große Ereigniß vorbereiteten. Namen zu nennen wäre überflüssig, da sie in Jedermanns Munde sind; daß aber dieß Streben nicht erloschen ist, daß es im Gegentheil auch unter der jüngern Generation fortlebt und webt, davon kann man sich durch einen wenn auch flüchtigen Blick auf die neuere griechische Litteratur die erfreulichste Ueberzeugung verschaffen. So hat namentlich vor kurzem der erste Theil eines Werks die Presse verlassen, welches der philologischen Litteratur eines jeden Volkes Ehre machen würde; ich meine nämlich das altgriechisch-neugriechische Lexikon von Skarlatos Byzantios (spr. Visandios), welches nicht allein für jeden Griechen, sondern auch für jeden Kenner der altgriechischen und jeden Freund der neugriechischen Sprache von hohem Interesse ist. Der Verfasser, geboren in Konstantinopel um das Jahr 1800, besitzt eine gründliche Kenntniß des Altgriechischen und eine unglaubliche Belesenheit nicht allein in der altgriechischen, sondern auch in der modernen europäischen Litteratur; dabei kommt ihm ein ausgezeichnetes Gedächtniß zu Statten, so z. B. als er im Jahre 1821 nach einer asiatischen Festung exilirt wurde, und er, wie alle seine Unglücksgenossen, kein Buch bei sich führen durfte, vermochte er den ganzen Homer aus dem Gedächtniß niederzuschreiben, und zwar mit einer schönen, dem Stereotypdrucke vollkommen ähnlichen Hand. Einen Band dieser Handschrift sah der Kronprinz von Bayern im Jahre 1833 bei dem Grafen von Armansperg; von 1828-1830 wurde er als Assessor im Ministerium des Innern angestellt, wurde jedoch 1831 in das Cultusministerium versetzt. Bei der Ankunft der Regentschaft wurde er zum Ministerialrath ernannt, und später auch mit der Verwesung der Staatsprocuratur bei der heiligen Synode beauftragt. Inzwischen beschäft gte er sich mit der Abfassung eines Wörterbuchs der neu- und altgriechischen Sprache, welches bei aller Gedrängtheit sehr tüchtig ist. Später in Nauplia privatisirend, unternahm er auf Veranlassung des Buchhändlers Koromilas die Herausgabe des obenerwähnten Lexikons, welches sich nicht allein durch seinen innern Gehalt, sondern auch durch seine äußere typographische Aus attung vortheilhaft auszeichnet und dem Verleger wahrhaft Ehre macht. Das typographische Etablissement von Hrn. Koromilas, aus dem das obige Werk hervorgegangen, liefert überhaupt einen überraschenden Beweis von den reißenden Fortschritten, die auch dieser Zweig der Industrie in Griechenland in den neuesten Zeiten gemacht hat – ein Fortschritt, der das geistige Leben beurkundet, welches sich in dem jungen Königreiche zu regen begonnen hat, und immer mehr sich entwickelt. Der Inhaber des erwähnten Etablissements, mit welchem auch eine Schriftgießerei verbunden

*) Report of Proceedings on a Voyage to the northern Ports of China, London 1833. 97.
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[0918/0014] der im Jahr 1832 diese Gegenden besuchte, noch die beste. *) Die Bevölkerung dieses, aus ungefähr dreißig großen und kleinen Inseln bestehenden Archipelagus, die sämmtlich in chinesischen Specialkarten verzeichnet sind, ist nicht bekannt. Die vorzüglichsten der zu Tscheou schan gehörigen Inseln sind Ting hai, Kintang, Ju schan und Puto. Diese letztere ist dem Buddha geheiliget und wird daher nach seinem Namen genannt. Die Insel Tsong-ming oder erhabene Klarheit, welche hie und da auch zur Tschu san-Gruppe gerechnet wird, deren südlichste Spitze bis zum 31° 30' nördlicher Breite sich erstreckt, liegt der Mündung des Kiang gegenüber, ungefähr drei deutsche Meilen vom festen Lande entfernt. Sie besteht aus fettem, angeschwemmtem Schlamm und ist außerordentlich fruchtbar. Nach Lindsay's Schätzung enthielte sie über eine halbe Million Einwohner. Auf allen diesen Inselgruppen, zu den größten Handelsplätzen längs der chinesischen Küste, in Hia men (Amoy), Ning po (Liampo), Schang hai und Tscha po, von wo aus die Dschonken nach Japan gehen, hatten die Engländer noch am Anfange des achtzehnten Jahrhunderts, gleichwie alle andern seefahrenden Nationen, freien Zutritt. Im Jahre 1757 ward aber, wie gesagt, der Handel mit den Bewohnern des großen westlichen Oceans einzig und allein auf die Kreishauptstadt Kuang tong beschränkt und daselbst überdieß einer privilegirten Compagnie übergeben, Pao hing, Sicherheitskaufleute, gemeinhin Hong genannt. Man ersieht aus allen Maaßregeln, welche die chinesische Regierung seit dieser Zeit gegen die Fremden und den auswärtigen Handel in Canton genommen hat, daß sie befürchtete, es möchte einstens durch die Handelsverbindungen mit den fernen Barbaren die Selbstständigkeit des Reiches bedroht werden. Man suchte deßhalb diesem Verkehre durch hohe Abgaben und allerlei andere Beschränkungen Hindernisse in den Weg zu legen und den Fremden so viel als möglich den Aufenthalt in Canton und Macao zu verbittern. Vielleicht, so dachte die Regierung wahrscheinlich, würden die gewinnsüchtigen Barbaren, wenn man es ihnen recht arg macht, doch endlich den Handel freiwillig aufgeben. Diese hemmenden Maaßregeln sind aber den gewinnsüchtigen chinesischen Kauf- und Gewerbsleuten nicht weniger verhaßt, als den Fremden. Es ist deßhalb höchst wahrscheinlich, daß wenn die Engländer gen China ziehen, ein großer Theil der gewerblichen und handeltreibenden Bevölkerung der südlichen und südöstlichen Kreise des Reiches sich mit ihnen gegen ihre eigene Regierung verbinden möchte. Die Masse der chinesischen Bevölkerung hegt keineswegs einen solchen Haß und Abscheu gegen die Fremden, wie die regierenden Mandarine und Mandschu. Es wurden die englischen Schmuggler, welche seit dem Jahre 1830 die nordöstlichen Küsten des Mittelreiches besuchten, allenthalben, wo die Beamten das Volk nicht gewaltsam zurückzuhalten vermochten, mit Zuvorkommenheit aufgenommen. Man will Geld verdienen und reich werden, um die Freuden eines sinnlichen Lebens erkaufen zu können. Ob die einheimische Regierung darüber zu Grunde gehe oder nicht – darnach fragen, die Mandarine ausgenommen, nur wenige Bewohner des Mittelreiches. [1496] Todes-Anzeige. Den 1 dieses Monats um halb 2 Uhr in der Frühe hat es dem Allmächtigen gefallen, meinen innigst geliebten Vater, den Grafen Clemens August von Waldkirch, königl. bayer'schen Kämmerer, königl. bayer. und großherzogl. baden'schen geheimen Rath, Hofoberjägermeister, Großkreuz des königl. bayer'schen St. Georgi-, dann des großherzogl. baden'schen Ordens der Treue und des Bähringer-Löwen, in einem Alter von 82 Jahren 6 Monaten und 13 Tagen, versehen mit den heiligen Sterbsacramenten, in ein besseres Leben abzurufen. Indem der Unterzeichnete seine Verwandten und Freunde von diesem traurigen Ereignisse in Kenntniß zu setzen die Ehre hat, bittet derselbe um Ihre stille Theilnahme und fortwährendes Wohlwollen Mannheim, den 4 April 1840 für mich und meine zwei abwesenden Geschwister Maximilian Graf v. Waldkirch, großherzoglich badischer Kämmerer [1499] Aus Griechenland. Einer der schlagendsten Beweise für die Behauptung, daß die griechische Nation erkannt habe, was ihr noth thut, und daß sie fest entschlossen ist, sich unter den gebildeten Nationen den Platz zu erringen, der ihr gebührt, ist unstreitig die außerordentliche Regsamkeit, welche sich auf dem Gebiete der Litteratur kund gibt. Schon lange ehe die politische Selbstständigkeit errungen war, gab es Männer unter ihr, die an tüchtiger und vielseitiger Bildung sich mit europäischen Gelehrten des ersten Ranges messen konnten, und die durch patriotische aufopfernde Thätigkeit jenes große Ereigniß vorbereiteten. Namen zu nennen wäre überflüssig, da sie in Jedermanns Munde sind; daß aber dieß Streben nicht erloschen ist, daß es im Gegentheil auch unter der jüngern Generation fortlebt und webt, davon kann man sich durch einen wenn auch flüchtigen Blick auf die neuere griechische Litteratur die erfreulichste Ueberzeugung verschaffen. So hat namentlich vor kurzem der erste Theil eines Werks die Presse verlassen, welches der philologischen Litteratur eines jeden Volkes Ehre machen würde; ich meine nämlich das altgriechisch-neugriechische Lexikon von Skarlatos Byzantios (spr. Visandios), welches nicht allein für jeden Griechen, sondern auch für jeden Kenner der altgriechischen und jeden Freund der neugriechischen Sprache von hohem Interesse ist. Der Verfasser, geboren in Konstantinopel um das Jahr 1800, besitzt eine gründliche Kenntniß des Altgriechischen und eine unglaubliche Belesenheit nicht allein in der altgriechischen, sondern auch in der modernen europäischen Litteratur; dabei kommt ihm ein ausgezeichnetes Gedächtniß zu Statten, so z. B. als er im Jahre 1821 nach einer asiatischen Festung exilirt wurde, und er, wie alle seine Unglücksgenossen, kein Buch bei sich führen durfte, vermochte er den ganzen Homer aus dem Gedächtniß niederzuschreiben, und zwar mit einer schönen, dem Stereotypdrucke vollkommen ähnlichen Hand. Einen Band dieser Handschrift sah der Kronprinz von Bayern im Jahre 1833 bei dem Grafen von Armansperg; von 1828-1830 wurde er als Assessor im Ministerium des Innern angestellt, wurde jedoch 1831 in das Cultusministerium versetzt. Bei der Ankunft der Regentschaft wurde er zum Ministerialrath ernannt, und später auch mit der Verwesung der Staatsprocuratur bei der heiligen Synode beauftragt. Inzwischen beschäft gte er sich mit der Abfassung eines Wörterbuchs der neu- und altgriechischen Sprache, welches bei aller Gedrängtheit sehr tüchtig ist. Später in Nauplia privatisirend, unternahm er auf Veranlassung des Buchhändlers Koromilas die Herausgabe des obenerwähnten Lexikons, welches sich nicht allein durch seinen innern Gehalt, sondern auch durch seine äußere typographische Aus attung vortheilhaft auszeichnet und dem Verleger wahrhaft Ehre macht. Das typographische Etablissement von Hrn. Koromilas, aus dem das obige Werk hervorgegangen, liefert überhaupt einen überraschenden Beweis von den reißenden Fortschritten, die auch dieser Zweig der Industrie in Griechenland in den neuesten Zeiten gemacht hat – ein Fortschritt, der das geistige Leben beurkundet, welches sich in dem jungen Königreiche zu regen begonnen hat, und immer mehr sich entwickelt. Der Inhaber des erwähnten Etablissements, mit welchem auch eine Schriftgießerei verbunden *) Report of Proceedings on a Voyage to the northern Ports of China, London 1833. 97.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 115. Augsburg, 24. April 1840, S. 0918. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_115_18400424/14>, abgerufen am 25.11.2024.