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Allgemeine Zeitung. Nr. 113. Augsburg, 22. April 1840.

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Charakter der Juden kein profanes Auge in das Heiligthum ihrer halb barbarischen Mysterien eindringen läßt. Daß die Juden es selbst eingestanden, beweist gar wenig, denn sie wußten sehr gut, daß man alle Torturen anwenden würde, um ihnen das Geständniß, das man von ihnen verlangte, abzupressen, sie machten es also lieber gleich nach der ersten Bastonnade. Wie dem auch seyn mag, die Sache macht hier und in ganz Syrien das größte Aufsehen, und da merkwürdigerweise ganz kürzlich auf der Insel Rhodos ein ganz ähnlicher Vorfall sich ereignete, indem dort den Juden die Ermordung eines griechischen Knaben, ebenfalls um sein Blut für ihr Osterbrod zu haben, Schuld gegeben ward und sie es ebenfalls vor dem dortigen türkischen Richter eingestanden, so ist man hier auf die weitere Untersuchung der Sache ungemein gespannt. Da diese vielleicht höchst merkwürdige Aufschlüsse über religiöse Mysterien der orientalischen Juden geben kann, so werde ich suchen mir das ganze Verhör zu verschaffen, um Ihnen dann das Wichtigste daraus mitzutheilen.

Das Amsterdamsche Handelsblad theilt im Auszug einen Brief des niederländischen Consuls in Beirut mit, worin es heißt: "Die Juden zu Damascus werden beschuldigt, einen Capucinermönch daselbst ermordet zu haben, aber alle Nachforschungen haben zu keinerlei Resultat geführt. Inzwischen wurden die Häupter der vornehmsten jüdischen Familien in den Kerker geworfen, und die Haussuchungen sind bisher ganz erfolglos geblieben. Ein junger Israelit ist in der Nacht vom 18 auf den 19 Febr. unter den Stockstreichen erlegen, die man ihm deßhalb ertheilte, weil er bezeugt hatte, er habe den bewußten Capuciner in ein türkisches Haus hineingehen sehen. Alle verständigen Personen glauben, diese ganze Beschuldigung sey das Werk der Localregierung, die, um einen Vorwand zu haben, den Juden Geld abzupressen, selbst den bewußten Priester aus dem Wege räumte, um die Schuld davon auf die Juden zu laden."

Ungarn.

In der Beilage Nro. 84 zur Allg. Zeitung vom 24 März befindet sich, mit der Ueberschrift "Ungarn", ein Schreiben des Hrn. F. Pulszky aus Preßburg vom 8 März, das einige Bemerkungen erfordert. Hr. Pulszky ist ein sehr junger Mann. Dieß soll nicht etwa als Entschuldigung gesagt seyn, wenn er entscheidend über "die sonst so gediegene Allg. Zeitung" und die "Ungarn betreffenden Artikel" in derselben sich vernehmen läßt, sondern als Beweis, wie sehr in diesem Jahrhundert Weisheit und Wahrheit auf seiner Seite seyn muß. Es ist daher sehr anmaßend von einem reiferen Manne, Bemerkungen über das zu wagen, was ein junger, der nach ungarischer Gewohnheit mit dem achtzehnten Jahr schon ausstudirt hat, dem Publicum zu eröffnen die Güte hatte. Zuvörderst muß für die Mehrzahl der Leser der Allg. Zeitung bemerkt werden, daß Hr. Ablegat Pulszky (wahrscheinlich Pulsky, aber weil s = sch im Ungarischen ist, ward wohl das slavische s in ß verwandelt) kein Magyare, sondern ein Slowak ist. Nach ihm sollen "kühne Gelehrte die wichtige Entdeckung gemacht haben, die March und die Leitha seyen nicht die Gränzflüsse der europäischen Civilisation." Diese Entdeckung haben sie aber leider nicht gemacht, sondern sie bleibt künftigen Zeiten hoffentlich aufbehalten. Zur europäischen Civilisation jenseits dieser Flüsse kann in Ungarn nur Einzelnes gerechnet werden, wie in jedem Lande ohne geordnete Gerichtspflege, ohne Polizei, ohne vollkommene Sicherheit, ohne ordentliche Straßen u. s. w. nicht anders seyn kann. Zu diesem Einzelnen gehören zum Theil eben jene Städte, welche Hr. Pulszky als Gegner der ungarischen Nationalität darstellen möchte, dann eine große Zahl der ersten Familien des Landes, und endlich einige aus den mindern. Wer letzteres für ungerecht hält, gebe sich die Mühe, die Restaurationen und Congregationen zu bereisen. Findet er da Spuren europäischer Civilisation in der Art, wie die ungeheure Mehrzahl des niedern Adels die wenigen Civilisirten fast überall übertäubt, so muß er seine Ansichten und Begriffe über Civilisation nicht diesseits jener Flüsse, sondern bei Wallachen und Bulgaren geschöpft haben, die freilich auch in Europa wohnen. - Dann läßt Hr. Pulszky sich über die Männer, welche Ungarn in der Allg. Zeitung besprachen, mit dem Urtheil vernehmen: "geistreich und oberflächlich, scharfsinnig und falsch, wohlmeinend und unbegründet." Da aber diese harten Aussprüche durch nichts begründet erscheinen, so kann ihm, unter herzlichem Bedauern, nur die Hälfte dieser Beinamen zurückgegeben werden. - Ferner handelt er die pia desideria mit wenigen Zeilen ab, wahrscheinlich wegen der Ueberschrift, die er "aus der alten schönen Perrückenzeit" herschreibt. Leider haben die Großväter der jetzigen jugendlichen Gesetzgeber des genialen Raths derselben entbehren müssen! Sie waren der Perrückenansicht, daß reife Erfahrung, große Studien, Vorsicht, Ueberlegung, bei Abfassung oder Aenderung von Gesetzen erforderlich seyen und konnten sich, ihrer obscuren Zeit gemäß, nicht auf die Höhe der Ansicht schwingen, daß Erfahrung verdumme, Untersuchung verwirre, Studium von grandiosen Generalansichten ablenke, und daß einzig dem zu folgen sey, was die Vernunft eines Jeden im Moment der ersten Erfassung eingebe. - Endlich wirft sich Hr. Pulszky auf den neuesten und über Ungarn schwächsten Berichterstatter der Allg. Zeitung. Dieser Reisende hat zu kurze Zeit in Ungarn verlebt, daß sein Urtheil eine Widerlegung nöthig machte. Er scheint übrigens einen Drang zu fühlen über jedes bereiste Land, kaum nachdem er es verlassen, etwas so Unbefangenes drucken zu lassen, als ob er es nie wieder besuchen wollte. Was übrigens Hr. Pulszky hier mit: c'est ainsi que l'on fait l'histoire! beweisen will, ist nicht zu errathen, da es wohl Niemand einfallen wird, solche Artikel zu einer Geschichte zu benützen. Nach seinem Eingang ist man begierig, die Aufschlüsse zu erfahren, welche der ungarische Gesetzgeber den Lesern der Allgemeinen Zeitung geben wird, um so mehr als er anführt, "daß selbst die treffendsten und richtigsten Bemerkungen jener Correspondenten kaum über die äußerste Oberfläche der ungarischen Zustände dringen und keiner von allen die eigentliche Bedeutung der dortigen Bewegungen erfaßte," und man vernimmt: "es sey der Kampf der ungarischen Nationalität mit dem Germanismus, den größtentheils die k. Freistädte vertreten," um den es sich in Ungarn handelt, und "mit jenem slavisch-illyrischen Element, das aus seinem Mittelpunkt Kroatien weit hin nach Kärnthen und Krain, nach Dalmatien und Serbien, nach Bosnien und der Herzegowina, ja bis tief nach Albanien hinein wirkt." Dieß sind wirkliche Entdeckungen zu nennen. Geschieht dieser Kampf mit oder ohne Wissen der Regierung? Eine natürliche Frage. Ohne? Dann ist sie Hrn. Pulszky Dank schuldig für dessen Andeutung. Mit demselben? Was gewänne sie, das slavische Element, wie er es sonderbarer Weise benennt, nicht allein auf Kosten des magyarischen, sondern auch des deutschen zu verbreiten? Und der Germanismus? Ist es um diesen besser Wurzel in Ungarn fassen zu machen, daß sie dort die lateinische Sprache, die der Gesetze und ihrer Erläuterungen, der Studien und der feststehenden Begriffe beibehalten wissen wollte? Und endlich die Städte? Hat man ihnen denn schon mehr als Eine Stimme, ihnen allen zusammen, zugestehen wollen? Haben sie mehrere Stimmen schon zurückgewiesen und fest 49 verlangt? - Dieß sind Fragen, die Hr. Pulszky, sie voraussetzend, beantworten hätte sollen, ehe er von einem Kampf dreier Nationalitäten dem Auslande vorerzählt. - Es konnte den Correspondenten der Allgemeinen Zeitung nicht einfallen, ein specielles Bild der gesammten Rechts- und Administrationsverhältnisse und Zustände Ungarns ihren Lesern zu bieten; deßhalb muß der Vorwurf, daß von der Selbstregierung der Comitate nichts gesagt worden, wegfallen. "Merkwürdig" mag diese allerdings seyn, "consequent ausgebildet" wohl nur für Hr. Pulszky und seine Freunde, und gewiß wären jene Leser demselben sehr verpflichtet, wenn er ihnen dieses gründlich beweisen wollte. Die Correspondenten aber werden wohl zu bitten Ursache haben, sie nicht mit klingenden Phrasen abfertigen, sondern gehörig widerlegen zu wollen und zwar gründlicher noch als es mit den Artikeln vom November 1839 und Februar 1840 geschehen, denen übrigens der Schreiber dieses ganz fremd ist.

Charakter der Juden kein profanes Auge in das Heiligthum ihrer halb barbarischen Mysterien eindringen läßt. Daß die Juden es selbst eingestanden, beweist gar wenig, denn sie wußten sehr gut, daß man alle Torturen anwenden würde, um ihnen das Geständniß, das man von ihnen verlangte, abzupressen, sie machten es also lieber gleich nach der ersten Bastonnade. Wie dem auch seyn mag, die Sache macht hier und in ganz Syrien das größte Aufsehen, und da merkwürdigerweise ganz kürzlich auf der Insel Rhodos ein ganz ähnlicher Vorfall sich ereignete, indem dort den Juden die Ermordung eines griechischen Knaben, ebenfalls um sein Blut für ihr Osterbrod zu haben, Schuld gegeben ward und sie es ebenfalls vor dem dortigen türkischen Richter eingestanden, so ist man hier auf die weitere Untersuchung der Sache ungemein gespannt. Da diese vielleicht höchst merkwürdige Aufschlüsse über religiöse Mysterien der orientalischen Juden geben kann, so werde ich suchen mir das ganze Verhör zu verschaffen, um Ihnen dann das Wichtigste daraus mitzutheilen.

Das Amsterdamsche Handelsblad theilt im Auszug einen Brief des niederländischen Consuls in Beirut mit, worin es heißt: „Die Juden zu Damascus werden beschuldigt, einen Capucinermönch daselbst ermordet zu haben, aber alle Nachforschungen haben zu keinerlei Resultat geführt. Inzwischen wurden die Häupter der vornehmsten jüdischen Familien in den Kerker geworfen, und die Haussuchungen sind bisher ganz erfolglos geblieben. Ein junger Israelit ist in der Nacht vom 18 auf den 19 Febr. unter den Stockstreichen erlegen, die man ihm deßhalb ertheilte, weil er bezeugt hatte, er habe den bewußten Capuciner in ein türkisches Haus hineingehen sehen. Alle verständigen Personen glauben, diese ganze Beschuldigung sey das Werk der Localregierung, die, um einen Vorwand zu haben, den Juden Geld abzupressen, selbst den bewußten Priester aus dem Wege räumte, um die Schuld davon auf die Juden zu laden.“

Ungarn.

In der Beilage Nro. 84 zur Allg. Zeitung vom 24 März befindet sich, mit der Ueberschrift „Ungarn“, ein Schreiben des Hrn. F. Pulszky aus Preßburg vom 8 März, das einige Bemerkungen erfordert. Hr. Pulszky ist ein sehr junger Mann. Dieß soll nicht etwa als Entschuldigung gesagt seyn, wenn er entscheidend über „die sonst so gediegene Allg. Zeitung“ und die „Ungarn betreffenden Artikel“ in derselben sich vernehmen läßt, sondern als Beweis, wie sehr in diesem Jahrhundert Weisheit und Wahrheit auf seiner Seite seyn muß. Es ist daher sehr anmaßend von einem reiferen Manne, Bemerkungen über das zu wagen, was ein junger, der nach ungarischer Gewohnheit mit dem achtzehnten Jahr schon ausstudirt hat, dem Publicum zu eröffnen die Güte hatte. Zuvörderst muß für die Mehrzahl der Leser der Allg. Zeitung bemerkt werden, daß Hr. Ablegat Pulszky (wahrscheinlich Pulsky, aber weil s = sch im Ungarischen ist, ward wohl das slavische s in ß verwandelt) kein Magyare, sondern ein Slowak ist. Nach ihm sollen „kühne Gelehrte die wichtige Entdeckung gemacht haben, die March und die Leitha seyen nicht die Gränzflüsse der europäischen Civilisation.“ Diese Entdeckung haben sie aber leider nicht gemacht, sondern sie bleibt künftigen Zeiten hoffentlich aufbehalten. Zur europäischen Civilisation jenseits dieser Flüsse kann in Ungarn nur Einzelnes gerechnet werden, wie in jedem Lande ohne geordnete Gerichtspflege, ohne Polizei, ohne vollkommene Sicherheit, ohne ordentliche Straßen u. s. w. nicht anders seyn kann. Zu diesem Einzelnen gehören zum Theil eben jene Städte, welche Hr. Pulszky als Gegner der ungarischen Nationalität darstellen möchte, dann eine große Zahl der ersten Familien des Landes, und endlich einige aus den mindern. Wer letzteres für ungerecht hält, gebe sich die Mühe, die Restaurationen und Congregationen zu bereisen. Findet er da Spuren europäischer Civilisation in der Art, wie die ungeheure Mehrzahl des niedern Adels die wenigen Civilisirten fast überall übertäubt, so muß er seine Ansichten und Begriffe über Civilisation nicht diesseits jener Flüsse, sondern bei Wallachen und Bulgaren geschöpft haben, die freilich auch in Europa wohnen. – Dann läßt Hr. Pulszky sich über die Männer, welche Ungarn in der Allg. Zeitung besprachen, mit dem Urtheil vernehmen: „geistreich und oberflächlich, scharfsinnig und falsch, wohlmeinend und unbegründet.“ Da aber diese harten Aussprüche durch nichts begründet erscheinen, so kann ihm, unter herzlichem Bedauern, nur die Hälfte dieser Beinamen zurückgegeben werden. – Ferner handelt er die pia desideria mit wenigen Zeilen ab, wahrscheinlich wegen der Ueberschrift, die er „aus der alten schönen Perrückenzeit“ herschreibt. Leider haben die Großväter der jetzigen jugendlichen Gesetzgeber des genialen Raths derselben entbehren müssen! Sie waren der Perrückenansicht, daß reife Erfahrung, große Studien, Vorsicht, Ueberlegung, bei Abfassung oder Aenderung von Gesetzen erforderlich seyen und konnten sich, ihrer obscuren Zeit gemäß, nicht auf die Höhe der Ansicht schwingen, daß Erfahrung verdumme, Untersuchung verwirre, Studium von grandiosen Generalansichten ablenke, und daß einzig dem zu folgen sey, was die Vernunft eines Jeden im Moment der ersten Erfassung eingebe. – Endlich wirft sich Hr. Pulszky auf den neuesten und über Ungarn schwächsten Berichterstatter der Allg. Zeitung. Dieser Reisende hat zu kurze Zeit in Ungarn verlebt, daß sein Urtheil eine Widerlegung nöthig machte. Er scheint übrigens einen Drang zu fühlen über jedes bereiste Land, kaum nachdem er es verlassen, etwas so Unbefangenes drucken zu lassen, als ob er es nie wieder besuchen wollte. Was übrigens Hr. Pulszky hier mit: c'est ainsi que l'on fait l'histoire! beweisen will, ist nicht zu errathen, da es wohl Niemand einfallen wird, solche Artikel zu einer Geschichte zu benützen. Nach seinem Eingang ist man begierig, die Aufschlüsse zu erfahren, welche der ungarische Gesetzgeber den Lesern der Allgemeinen Zeitung geben wird, um so mehr als er anführt, „daß selbst die treffendsten und richtigsten Bemerkungen jener Correspondenten kaum über die äußerste Oberfläche der ungarischen Zustände dringen und keiner von allen die eigentliche Bedeutung der dortigen Bewegungen erfaßte,“ und man vernimmt: „es sey der Kampf der ungarischen Nationalität mit dem Germanismus, den größtentheils die k. Freistädte vertreten,“ um den es sich in Ungarn handelt, und „mit jenem slavisch-illyrischen Element, das aus seinem Mittelpunkt Kroatien weit hin nach Kärnthen und Krain, nach Dalmatien und Serbien, nach Bosnien und der Herzegowina, ja bis tief nach Albanien hinein wirkt.“ Dieß sind wirkliche Entdeckungen zu nennen. Geschieht dieser Kampf mit oder ohne Wissen der Regierung? Eine natürliche Frage. Ohne? Dann ist sie Hrn. Pulszky Dank schuldig für dessen Andeutung. Mit demselben? Was gewänne sie, das slavische Element, wie er es sonderbarer Weise benennt, nicht allein auf Kosten des magyarischen, sondern auch des deutschen zu verbreiten? Und der Germanismus? Ist es um diesen besser Wurzel in Ungarn fassen zu machen, daß sie dort die lateinische Sprache, die der Gesetze und ihrer Erläuterungen, der Studien und der feststehenden Begriffe beibehalten wissen wollte? Und endlich die Städte? Hat man ihnen denn schon mehr als Eine Stimme, ihnen allen zusammen, zugestehen wollen? Haben sie mehrere Stimmen schon zurückgewiesen und fest 49 verlangt? – Dieß sind Fragen, die Hr. Pulszky, sie voraussetzend, beantworten hätte sollen, ehe er von einem Kampf dreier Nationalitäten dem Auslande vorerzählt. – Es konnte den Correspondenten der Allgemeinen Zeitung nicht einfallen, ein specielles Bild der gesammten Rechts- und Administrationsverhältnisse und Zustände Ungarns ihren Lesern zu bieten; deßhalb muß der Vorwurf, daß von der Selbstregierung der Comitate nichts gesagt worden, wegfallen. „Merkwürdig“ mag diese allerdings seyn, „consequent ausgebildet“ wohl nur für Hr. Pulszky und seine Freunde, und gewiß wären jene Leser demselben sehr verpflichtet, wenn er ihnen dieses gründlich beweisen wollte. Die Correspondenten aber werden wohl zu bitten Ursache haben, sie nicht mit klingenden Phrasen abfertigen, sondern gehörig widerlegen zu wollen und zwar gründlicher noch als es mit den Artikeln vom November 1839 und Februar 1840 geschehen, denen übrigens der Schreiber dieses ganz fremd ist.

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Ablegat Pulszky (wahrscheinlich Pulsky, aber weil s = sch im Ungarischen ist, ward wohl das slavische s in ß verwandelt) kein Magyare, sondern ein Slowak ist. Nach ihm sollen &#x201E;kühne Gelehrte die wichtige Entdeckung gemacht haben, die March und die Leitha seyen nicht die Gränzflüsse der europäischen Civilisation.&#x201C; Diese Entdeckung haben sie aber leider nicht gemacht, sondern sie bleibt künftigen Zeiten hoffentlich aufbehalten. Zur europäischen Civilisation jenseits dieser Flüsse kann in Ungarn nur Einzelnes gerechnet werden, wie in jedem Lande ohne geordnete Gerichtspflege, ohne Polizei, ohne vollkommene Sicherheit, ohne ordentliche Straßen u. s. w. nicht anders seyn kann. Zu diesem Einzelnen gehören zum Theil eben jene Städte, welche Hr. Pulszky als Gegner der ungarischen Nationalität darstellen möchte, dann eine große Zahl der ersten Familien des Landes, und endlich einige aus den mindern. Wer letzteres für ungerecht hält, gebe sich die Mühe, die Restaurationen und Congregationen zu bereisen. Findet er da Spuren europäischer Civilisation in der Art, wie die ungeheure Mehrzahl des niedern Adels die wenigen Civilisirten fast überall übertäubt, so muß er seine Ansichten und Begriffe über Civilisation nicht diesseits jener Flüsse, sondern bei Wallachen und Bulgaren geschöpft haben, die freilich auch in Europa wohnen. &#x2013; Dann läßt Hr. Pulszky sich über die Männer, welche Ungarn in der Allg. Zeitung besprachen, mit dem Urtheil vernehmen: &#x201E;geistreich und oberflächlich, scharfsinnig und falsch, wohlmeinend und unbegründet.&#x201C; Da aber diese harten Aussprüche durch nichts begründet erscheinen, so kann ihm, unter herzlichem Bedauern, nur die Hälfte dieser Beinamen zurückgegeben werden. &#x2013; Ferner handelt er die pia desideria mit wenigen Zeilen ab, wahrscheinlich wegen der Ueberschrift, die er &#x201E;aus der alten schönen Perrückenzeit&#x201C; herschreibt. Leider haben die Großväter der jetzigen jugendlichen Gesetzgeber des genialen Raths derselben entbehren müssen! Sie waren der Perrückenansicht, daß reife Erfahrung, große Studien, Vorsicht, Ueberlegung, bei Abfassung oder Aenderung von Gesetzen erforderlich seyen und konnten sich, ihrer obscuren Zeit gemäß, nicht auf die Höhe der Ansicht schwingen, daß Erfahrung verdumme, Untersuchung verwirre, Studium von grandiosen Generalansichten ablenke, und daß einzig dem zu folgen sey, was die Vernunft eines Jeden im Moment der ersten Erfassung eingebe. &#x2013; Endlich wirft sich Hr. Pulszky auf den neuesten und über Ungarn schwächsten Berichterstatter der Allg. Zeitung. Dieser Reisende hat zu kurze Zeit in Ungarn verlebt, daß sein Urtheil eine Widerlegung nöthig machte. Er scheint übrigens einen Drang zu fühlen über jedes bereiste Land, kaum nachdem er es verlassen, etwas so Unbefangenes drucken zu lassen, als ob er es nie wieder besuchen wollte. Was übrigens Hr. Pulszky hier mit: c'est ainsi que l'on fait l'histoire! beweisen will, ist nicht zu errathen, da es wohl Niemand einfallen wird, solche Artikel zu einer Geschichte zu benützen. Nach seinem Eingang ist man begierig, die Aufschlüsse zu erfahren, welche der ungarische Gesetzgeber den Lesern der Allgemeinen Zeitung geben wird, um so mehr als er anführt, &#x201E;daß selbst die treffendsten und richtigsten Bemerkungen jener Correspondenten kaum über die äußerste Oberfläche der ungarischen Zustände dringen und keiner von allen die eigentliche Bedeutung der dortigen Bewegungen erfaßte,&#x201C; und man vernimmt: &#x201E;es sey der Kampf der ungarischen Nationalität mit dem Germanismus, den größtentheils die k. 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Die Correspondenten aber werden wohl zu bitten Ursache haben, sie nicht mit klingenden Phrasen abfertigen, sondern gehörig widerlegen zu wollen und zwar gründlicher noch als es mit den Artikeln vom November 1839 und Februar 1840 geschehen, denen übrigens der Schreiber dieses ganz fremd ist.</p>
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[0901/0013] Charakter der Juden kein profanes Auge in das Heiligthum ihrer halb barbarischen Mysterien eindringen läßt. Daß die Juden es selbst eingestanden, beweist gar wenig, denn sie wußten sehr gut, daß man alle Torturen anwenden würde, um ihnen das Geständniß, das man von ihnen verlangte, abzupressen, sie machten es also lieber gleich nach der ersten Bastonnade. Wie dem auch seyn mag, die Sache macht hier und in ganz Syrien das größte Aufsehen, und da merkwürdigerweise ganz kürzlich auf der Insel Rhodos ein ganz ähnlicher Vorfall sich ereignete, indem dort den Juden die Ermordung eines griechischen Knaben, ebenfalls um sein Blut für ihr Osterbrod zu haben, Schuld gegeben ward und sie es ebenfalls vor dem dortigen türkischen Richter eingestanden, so ist man hier auf die weitere Untersuchung der Sache ungemein gespannt. Da diese vielleicht höchst merkwürdige Aufschlüsse über religiöse Mysterien der orientalischen Juden geben kann, so werde ich suchen mir das ganze Verhör zu verschaffen, um Ihnen dann das Wichtigste daraus mitzutheilen. Das Amsterdamsche Handelsblad theilt im Auszug einen Brief des niederländischen Consuls in Beirut mit, worin es heißt: „Die Juden zu Damascus werden beschuldigt, einen Capucinermönch daselbst ermordet zu haben, aber alle Nachforschungen haben zu keinerlei Resultat geführt. Inzwischen wurden die Häupter der vornehmsten jüdischen Familien in den Kerker geworfen, und die Haussuchungen sind bisher ganz erfolglos geblieben. Ein junger Israelit ist in der Nacht vom 18 auf den 19 Febr. unter den Stockstreichen erlegen, die man ihm deßhalb ertheilte, weil er bezeugt hatte, er habe den bewußten Capuciner in ein türkisches Haus hineingehen sehen. Alle verständigen Personen glauben, diese ganze Beschuldigung sey das Werk der Localregierung, die, um einen Vorwand zu haben, den Juden Geld abzupressen, selbst den bewußten Priester aus dem Wege räumte, um die Schuld davon auf die Juden zu laden.“ Ungarn. _ Aus Italien. In der Beilage Nro. 84 zur Allg. Zeitung vom 24 März befindet sich, mit der Ueberschrift „Ungarn“, ein Schreiben des Hrn. F. Pulszky aus Preßburg vom 8 März, das einige Bemerkungen erfordert. Hr. Pulszky ist ein sehr junger Mann. Dieß soll nicht etwa als Entschuldigung gesagt seyn, wenn er entscheidend über „die sonst so gediegene Allg. Zeitung“ und die „Ungarn betreffenden Artikel“ in derselben sich vernehmen läßt, sondern als Beweis, wie sehr in diesem Jahrhundert Weisheit und Wahrheit auf seiner Seite seyn muß. Es ist daher sehr anmaßend von einem reiferen Manne, Bemerkungen über das zu wagen, was ein junger, der nach ungarischer Gewohnheit mit dem achtzehnten Jahr schon ausstudirt hat, dem Publicum zu eröffnen die Güte hatte. Zuvörderst muß für die Mehrzahl der Leser der Allg. Zeitung bemerkt werden, daß Hr. Ablegat Pulszky (wahrscheinlich Pulsky, aber weil s = sch im Ungarischen ist, ward wohl das slavische s in ß verwandelt) kein Magyare, sondern ein Slowak ist. Nach ihm sollen „kühne Gelehrte die wichtige Entdeckung gemacht haben, die March und die Leitha seyen nicht die Gränzflüsse der europäischen Civilisation.“ Diese Entdeckung haben sie aber leider nicht gemacht, sondern sie bleibt künftigen Zeiten hoffentlich aufbehalten. Zur europäischen Civilisation jenseits dieser Flüsse kann in Ungarn nur Einzelnes gerechnet werden, wie in jedem Lande ohne geordnete Gerichtspflege, ohne Polizei, ohne vollkommene Sicherheit, ohne ordentliche Straßen u. s. w. nicht anders seyn kann. Zu diesem Einzelnen gehören zum Theil eben jene Städte, welche Hr. Pulszky als Gegner der ungarischen Nationalität darstellen möchte, dann eine große Zahl der ersten Familien des Landes, und endlich einige aus den mindern. Wer letzteres für ungerecht hält, gebe sich die Mühe, die Restaurationen und Congregationen zu bereisen. Findet er da Spuren europäischer Civilisation in der Art, wie die ungeheure Mehrzahl des niedern Adels die wenigen Civilisirten fast überall übertäubt, so muß er seine Ansichten und Begriffe über Civilisation nicht diesseits jener Flüsse, sondern bei Wallachen und Bulgaren geschöpft haben, die freilich auch in Europa wohnen. – Dann läßt Hr. Pulszky sich über die Männer, welche Ungarn in der Allg. Zeitung besprachen, mit dem Urtheil vernehmen: „geistreich und oberflächlich, scharfsinnig und falsch, wohlmeinend und unbegründet.“ Da aber diese harten Aussprüche durch nichts begründet erscheinen, so kann ihm, unter herzlichem Bedauern, nur die Hälfte dieser Beinamen zurückgegeben werden. – Ferner handelt er die pia desideria mit wenigen Zeilen ab, wahrscheinlich wegen der Ueberschrift, die er „aus der alten schönen Perrückenzeit“ herschreibt. Leider haben die Großväter der jetzigen jugendlichen Gesetzgeber des genialen Raths derselben entbehren müssen! Sie waren der Perrückenansicht, daß reife Erfahrung, große Studien, Vorsicht, Ueberlegung, bei Abfassung oder Aenderung von Gesetzen erforderlich seyen und konnten sich, ihrer obscuren Zeit gemäß, nicht auf die Höhe der Ansicht schwingen, daß Erfahrung verdumme, Untersuchung verwirre, Studium von grandiosen Generalansichten ablenke, und daß einzig dem zu folgen sey, was die Vernunft eines Jeden im Moment der ersten Erfassung eingebe. – Endlich wirft sich Hr. Pulszky auf den neuesten und über Ungarn schwächsten Berichterstatter der Allg. Zeitung. Dieser Reisende hat zu kurze Zeit in Ungarn verlebt, daß sein Urtheil eine Widerlegung nöthig machte. Er scheint übrigens einen Drang zu fühlen über jedes bereiste Land, kaum nachdem er es verlassen, etwas so Unbefangenes drucken zu lassen, als ob er es nie wieder besuchen wollte. Was übrigens Hr. Pulszky hier mit: c'est ainsi que l'on fait l'histoire! beweisen will, ist nicht zu errathen, da es wohl Niemand einfallen wird, solche Artikel zu einer Geschichte zu benützen. Nach seinem Eingang ist man begierig, die Aufschlüsse zu erfahren, welche der ungarische Gesetzgeber den Lesern der Allgemeinen Zeitung geben wird, um so mehr als er anführt, „daß selbst die treffendsten und richtigsten Bemerkungen jener Correspondenten kaum über die äußerste Oberfläche der ungarischen Zustände dringen und keiner von allen die eigentliche Bedeutung der dortigen Bewegungen erfaßte,“ und man vernimmt: „es sey der Kampf der ungarischen Nationalität mit dem Germanismus, den größtentheils die k. Freistädte vertreten,“ um den es sich in Ungarn handelt, und „mit jenem slavisch-illyrischen Element, das aus seinem Mittelpunkt Kroatien weit hin nach Kärnthen und Krain, nach Dalmatien und Serbien, nach Bosnien und der Herzegowina, ja bis tief nach Albanien hinein wirkt.“ Dieß sind wirkliche Entdeckungen zu nennen. Geschieht dieser Kampf mit oder ohne Wissen der Regierung? Eine natürliche Frage. Ohne? Dann ist sie Hrn. Pulszky Dank schuldig für dessen Andeutung. Mit demselben? Was gewänne sie, das slavische Element, wie er es sonderbarer Weise benennt, nicht allein auf Kosten des magyarischen, sondern auch des deutschen zu verbreiten? Und der Germanismus? Ist es um diesen besser Wurzel in Ungarn fassen zu machen, daß sie dort die lateinische Sprache, die der Gesetze und ihrer Erläuterungen, der Studien und der feststehenden Begriffe beibehalten wissen wollte? Und endlich die Städte? Hat man ihnen denn schon mehr als Eine Stimme, ihnen allen zusammen, zugestehen wollen? Haben sie mehrere Stimmen schon zurückgewiesen und fest 49 verlangt? – Dieß sind Fragen, die Hr. Pulszky, sie voraussetzend, beantworten hätte sollen, ehe er von einem Kampf dreier Nationalitäten dem Auslande vorerzählt. – Es konnte den Correspondenten der Allgemeinen Zeitung nicht einfallen, ein specielles Bild der gesammten Rechts- und Administrationsverhältnisse und Zustände Ungarns ihren Lesern zu bieten; deßhalb muß der Vorwurf, daß von der Selbstregierung der Comitate nichts gesagt worden, wegfallen. „Merkwürdig“ mag diese allerdings seyn, „consequent ausgebildet“ wohl nur für Hr. Pulszky und seine Freunde, und gewiß wären jene Leser demselben sehr verpflichtet, wenn er ihnen dieses gründlich beweisen wollte. Die Correspondenten aber werden wohl zu bitten Ursache haben, sie nicht mit klingenden Phrasen abfertigen, sondern gehörig widerlegen zu wollen und zwar gründlicher noch als es mit den Artikeln vom November 1839 und Februar 1840 geschehen, denen übrigens der Schreiber dieses ganz fremd ist.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 113. Augsburg, 22. April 1840, S. 0901. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_113_18400422/13>, abgerufen am 24.11.2024.