Allgemeine Zeitung. Nr. 113. Augsburg, 22. April 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. MittwochNr. 113. 22. April 1840.Spanien. Madrid, 9 April. In Folge der Anforderung des Herzogs de la Victoria, daß die Regierung den Brigadier Linage zum Marechal de Camp erheben solle, hat sich das Ministerium aufgelöst. Der Kriegsminister, der des Innern, und der Marineminister erklärten, daß sie es weder mit ihrem Ehrgefühl, noch mit den, als verantwortlichen Rathgebern der Krone ihnen obliegenden Pflichten vereinbaren könnten, einen Officier, der sich in offnen Widerstand gegen das von der Regierung aufgestellte politische System versetzt hatte, durch Ertheilung eines höheren Grades auszuzeichnen. Da sie aber darauf gefaßt seyn mußten, daß eine allerhöchste Person dem Verlangen des Herzogs willfahren werde, so reichten schon am 5 Abends jene drei Minister ihre Entlassung ein, welche in den Handen Ihrer Maj. der Königin-Regentin verblieb. Hr. Perez de Castro und der Justizminister bewiesen größere Nachgiebigkeit, und brachten vermuthlich ihre Privatgefühle der ihnen eingewurzelten Ueberzeugung zum Opfer, daß ihr Austritt aus dem Cabinette für den Staat von Verderben seyn werde. Es wurde gestern Abend ein Courier an Espartero zurückbefördert, um seine weiteren Bestimmungen über die Umgestaltung des Ministeriums einzuholen, und dem Brigadier Linage die Ernennung zum Marechal de Camp zu überbringen. Da nun aber die Majorität des Congresses vielleicht nicht geneigt seyn dürfte, den Nachfolgern der ausgetretenen Minister ihre Unterstützung zu gewähren, so liegt die Auflösung der Cortes in dem Reiche der Möglichkeit. Vorläufig hat der Congreß seine Sitzungen eingestellt, da Hr. Perez de Castro anzeigen ließ, daß die Minister verhindert wären, denselben beizuwohnen. Aus allem diesem ergibt sich, daß die bloße Weigerung, eine von dem Obergeneral vorgeschlagene Beförderung zu bewilligen, hinreichte, um ein Ministerium aufzulösen, und das Land in eine neue bedenkliche Krisis zu versetzen - ein Umstand, der eine Bestätigung ist der in meinem Schreiben vom 13 v. M. ausgesprochenen Andeutung, daß die Institutionen, mit denen man den Thron Isabellens II umgeben hat, theils von der Regierung, theils von dem Obergeneral, theils auch von den constitutionellen Rigoristen selbst auf ziemlich willkürliche Weise gehandhabt werden. Die Exaltirten können ihre Freude über die neue Demüthigung, welcher der Herzog de la Victoria die verantwortlichen Rathgeber der Krone ausgesetzt hat, nicht laut genug zu erkennen geben. Gestern Mittag traf abermals ein Courier aus dem Hauptquartier des Herzogs hier ein, wodurch natürlich die öffentliche Neugierde aufs höchste gespannt wurde. Er überbrachte jedoch nur die Nachricht, daß der Obrist Zurbano am 5 bei Pitarque das 7te und 8te aragonische Bataillon niedermachte, so daß nur etwa 100 Mann entkamen, und 419 in Gefangenschaft geriethen. Cabrera befindet sich, zuverlässigen Nachrichten zufolge, todtkrank in Mora de Ebro. Am 1 war auch Forcadell dort. Ein Theil der Truppen Espartero's bewegt sich nach jenem Punkte zu. - Gestern Abend gegen 7 Uhr überreichte der englische Gesandte in feierlicher Audienz seine Beglaubigungsschreiben an Ihre Maj. die Königin-Regentin. Der Gesandte hielt dabei folgende Anrede: "Indem ich die Ehre habe, Ew. Maj. das Schreiben Ihrer Maj. der Königin von England zu überreichen, welches mich als außerordentlichen Gesandten Ihrer Maj. bei Ihrer Maj. der Königin Isabelle II, Ew. Maj. erlauchten Tochter, beglaubigt, bin ich von meiner Monarchin insbesondere beauftragt, Ew. Maj. die Versicherungen von dem lebhaften Interesse zu erneuern, welches die Königin von England an dem Wohlergehen und dem Glück Ihrer katholischen Maj. und an dem Ew. Maj. nimmt, so wie auch den aufrichtigen Wunsch Ihrer Maj. auszusprechen, daß die Freundschafts- und Allianzverhältnisse, welche gegenwärtig glücklicherweise zwischen den Kronen von Großbritannien und Spanien bestehen, immer mehr befestigt werden mögen. Meine erhabene Monarchin hat mir auch befohlen, Ew. Maj. die sie beseelende glühende (ardiente) Hoffnung auszusprechen, daß die edlen Anstrengungen und hochherzigen Opfer des spanischen Volkes für die Rechte seiner rechtmäßigen Monarchin und für die verfassungsmäßige Freiheit durch einen vollständigen Triumph gekrönt werden, und die spanische Nation alsbald einer vollkommenen Ruhe und eines stets zunehmenden Wohlstandes genießen werde." Die Königin-Regentin erwiederte: "Hr. Minister, ich habe Sie mit großem Vergnügen den Antheil darlegen hören, welchen Ihre erlauchte Monarchin an der Wohlfahrt der spanischen Nation nimmt, so wie auch ihre aufrichtigen Wünsche, die Bande der Freundschaft, die uns glücklicherweise vereinigen, zu befestigen. Ich meines Theils werde dazu beitragen, nicht bloß von eigener Neigung, sondern auch von Dankbarkeit geleitet. Um mir so edle Gesinnungen darzulegen, konnte Ihre Maj. die Königin Victoria unstreitig kein würdigeres Organ, als Sie, Hr. Minister, auswählen. Ich hege, so wie Ihre Maj. die Königin von England, die schmeichelhafte Hoffnung, alsbald die hochherzigen Anstrengungen des spanischen Volkes für den verfassungsmäßigen Thron meiner erlauchten Tochter durch den Sieg gekrönt zu sehen." Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. MittwochNr. 113. 22. April 1840.Spanien. Madrid, 9 April. In Folge der Anforderung des Herzogs de la Victoria, daß die Regierung den Brigadier Linage zum Marechal de Camp erheben solle, hat sich das Ministerium aufgelöst. Der Kriegsminister, der des Innern, und der Marineminister erklärten, daß sie es weder mit ihrem Ehrgefühl, noch mit den, als verantwortlichen Rathgebern der Krone ihnen obliegenden Pflichten vereinbaren könnten, einen Officier, der sich in offnen Widerstand gegen das von der Regierung aufgestellte politische System versetzt hatte, durch Ertheilung eines höheren Grades auszuzeichnen. Da sie aber darauf gefaßt seyn mußten, daß eine allerhöchste Person dem Verlangen des Herzogs willfahren werde, so reichten schon am 5 Abends jene drei Minister ihre Entlassung ein, welche in den Handen Ihrer Maj. der Königin-Regentin verblieb. Hr. Perez de Castro und der Justizminister bewiesen größere Nachgiebigkeit, und brachten vermuthlich ihre Privatgefühle der ihnen eingewurzelten Ueberzeugung zum Opfer, daß ihr Austritt aus dem Cabinette für den Staat von Verderben seyn werde. Es wurde gestern Abend ein Courier an Espartero zurückbefördert, um seine weiteren Bestimmungen über die Umgestaltung des Ministeriums einzuholen, und dem Brigadier Linage die Ernennung zum Marechal de Camp zu überbringen. Da nun aber die Majorität des Congresses vielleicht nicht geneigt seyn dürfte, den Nachfolgern der ausgetretenen Minister ihre Unterstützung zu gewähren, so liegt die Auflösung der Cortes in dem Reiche der Möglichkeit. Vorläufig hat der Congreß seine Sitzungen eingestellt, da Hr. Perez de Castro anzeigen ließ, daß die Minister verhindert wären, denselben beizuwohnen. Aus allem diesem ergibt sich, daß die bloße Weigerung, eine von dem Obergeneral vorgeschlagene Beförderung zu bewilligen, hinreichte, um ein Ministerium aufzulösen, und das Land in eine neue bedenkliche Krisis zu versetzen – ein Umstand, der eine Bestätigung ist der in meinem Schreiben vom 13 v. M. ausgesprochenen Andeutung, daß die Institutionen, mit denen man den Thron Isabellens II umgeben hat, theils von der Regierung, theils von dem Obergeneral, theils auch von den constitutionellen Rigoristen selbst auf ziemlich willkürliche Weise gehandhabt werden. Die Exaltirten können ihre Freude über die neue Demüthigung, welcher der Herzog de la Victoria die verantwortlichen Rathgeber der Krone ausgesetzt hat, nicht laut genug zu erkennen geben. Gestern Mittag traf abermals ein Courier aus dem Hauptquartier des Herzogs hier ein, wodurch natürlich die öffentliche Neugierde aufs höchste gespannt wurde. Er überbrachte jedoch nur die Nachricht, daß der Obrist Zurbano am 5 bei Pitarque das 7te und 8te aragonische Bataillon niedermachte, so daß nur etwa 100 Mann entkamen, und 419 in Gefangenschaft geriethen. Cabrera befindet sich, zuverlässigen Nachrichten zufolge, todtkrank in Mora de Ebro. Am 1 war auch Forcadell dort. Ein Theil der Truppen Espartero's bewegt sich nach jenem Punkte zu. – Gestern Abend gegen 7 Uhr überreichte der englische Gesandte in feierlicher Audienz seine Beglaubigungsschreiben an Ihre Maj. die Königin-Regentin. Der Gesandte hielt dabei folgende Anrede: „Indem ich die Ehre habe, Ew. Maj. das Schreiben Ihrer Maj. der Königin von England zu überreichen, welches mich als außerordentlichen Gesandten Ihrer Maj. bei Ihrer Maj. der Königin Isabelle II, Ew. Maj. erlauchten Tochter, beglaubigt, bin ich von meiner Monarchin insbesondere beauftragt, Ew. Maj. die Versicherungen von dem lebhaften Interesse zu erneuern, welches die Königin von England an dem Wohlergehen und dem Glück Ihrer katholischen Maj. und an dem Ew. Maj. nimmt, so wie auch den aufrichtigen Wunsch Ihrer Maj. auszusprechen, daß die Freundschafts- und Allianzverhältnisse, welche gegenwärtig glücklicherweise zwischen den Kronen von Großbritannien und Spanien bestehen, immer mehr befestigt werden mögen. Meine erhabene Monarchin hat mir auch befohlen, Ew. Maj. die sie beseelende glühende (ardiente) Hoffnung auszusprechen, daß die edlen Anstrengungen und hochherzigen Opfer des spanischen Volkes für die Rechte seiner rechtmäßigen Monarchin und für die verfassungsmäßige Freiheit durch einen vollständigen Triumph gekrönt werden, und die spanische Nation alsbald einer vollkommenen Ruhe und eines stets zunehmenden Wohlstandes genießen werde.“ Die Königin-Regentin erwiederte: „Hr. Minister, ich habe Sie mit großem Vergnügen den Antheil darlegen hören, welchen Ihre erlauchte Monarchin an der Wohlfahrt der spanischen Nation nimmt, so wie auch ihre aufrichtigen Wünsche, die Bande der Freundschaft, die uns glücklicherweise vereinigen, zu befestigen. Ich meines Theils werde dazu beitragen, nicht bloß von eigener Neigung, sondern auch von Dankbarkeit geleitet. Um mir so edle Gesinnungen darzulegen, konnte Ihre Maj. die Königin Victoria unstreitig kein würdigeres Organ, als Sie, Hr. Minister, auswählen. 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Da sie aber darauf gefaßt seyn mußten, daß eine allerhöchste Person dem Verlangen des Herzogs willfahren werde, so reichten schon am 5 Abends jene drei Minister ihre Entlassung ein, welche in den Handen Ihrer Maj. der Königin-Regentin verblieb. Hr. Perez de Castro und der Justizminister bewiesen größere Nachgiebigkeit, und brachten vermuthlich ihre Privatgefühle der ihnen eingewurzelten Ueberzeugung zum Opfer, daß ihr Austritt aus dem Cabinette für den Staat von Verderben seyn werde. Es wurde gestern Abend ein Courier an Espartero zurückbefördert, um seine weiteren Bestimmungen über die Umgestaltung des Ministeriums einzuholen, und dem Brigadier Linage die Ernennung zum Marechal de Camp zu überbringen. Da nun aber die Majorität des Congresses vielleicht nicht geneigt seyn dürfte, den Nachfolgern der ausgetretenen Minister ihre Unterstützung zu gewähren, so liegt die Auflösung der Cortes in dem Reiche der Möglichkeit. Vorläufig hat der Congreß seine Sitzungen eingestellt, da Hr. Perez de Castro anzeigen ließ, daß die Minister verhindert wären, denselben beizuwohnen. Aus allem diesem ergibt sich, daß die bloße Weigerung, eine von dem Obergeneral vorgeschlagene Beförderung zu bewilligen, hinreichte, um ein Ministerium aufzulösen, und das Land in eine neue bedenkliche Krisis zu versetzen – ein Umstand, der eine Bestätigung ist der in meinem Schreiben vom 13 v. M. ausgesprochenen Andeutung, daß die Institutionen, mit denen man den Thron Isabellens II umgeben hat, theils von der Regierung, theils von dem Obergeneral, theils auch von den constitutionellen Rigoristen selbst auf ziemlich willkürliche Weise gehandhabt werden. Die Exaltirten können ihre Freude über die neue Demüthigung, welcher der Herzog de la Victoria die verantwortlichen Rathgeber der Krone ausgesetzt hat, nicht laut genug zu erkennen geben. Gestern Mittag traf abermals ein Courier aus dem Hauptquartier des Herzogs hier ein, wodurch natürlich die öffentliche Neugierde aufs höchste gespannt wurde. Er überbrachte jedoch nur die Nachricht, daß der Obrist Zurbano am 5 bei Pitarque das 7te und 8te aragonische Bataillon niedermachte, so daß nur etwa 100 Mann entkamen, und 419 in Gefangenschaft geriethen. Cabrera befindet sich, zuverlässigen Nachrichten zufolge, todtkrank in Mora de Ebro. Am 1 war auch Forcadell dort. Ein Theil der Truppen Espartero's bewegt sich nach jenem Punkte zu. – Gestern Abend gegen 7 Uhr überreichte der englische Gesandte in feierlicher Audienz seine Beglaubigungsschreiben an Ihre Maj. die Königin-Regentin. Der Gesandte hielt dabei folgende Anrede: „Indem ich die Ehre habe, Ew. Maj. das Schreiben Ihrer Maj. der Königin von England zu überreichen, welches mich als außerordentlichen Gesandten Ihrer Maj. bei Ihrer Maj. der Königin Isabelle II, Ew. Maj. erlauchten Tochter, beglaubigt, bin ich von meiner Monarchin insbesondere beauftragt, Ew. Maj. die Versicherungen von dem lebhaften Interesse zu erneuern, welches die Königin von England an dem Wohlergehen und dem Glück Ihrer katholischen Maj. und an dem Ew. Maj. nimmt, so wie auch den aufrichtigen Wunsch Ihrer Maj. auszusprechen, daß die Freundschafts- und Allianzverhältnisse, welche gegenwärtig glücklicherweise zwischen den Kronen von Großbritannien und Spanien bestehen, immer mehr befestigt werden mögen. Meine erhabene Monarchin hat mir auch befohlen, Ew. Maj. die sie beseelende glühende (ardiente) Hoffnung auszusprechen, daß die edlen Anstrengungen und hochherzigen Opfer des spanischen Volkes für die Rechte seiner rechtmäßigen Monarchin <hi rendition="#g">und für die verfassungsmäßige Freiheit</hi> durch einen vollständigen Triumph gekrönt werden, und die spanische Nation alsbald einer vollkommenen Ruhe und eines stets zunehmenden Wohlstandes genießen werde.“ Die Königin-Regentin erwiederte: „Hr. Minister, ich habe Sie mit großem Vergnügen den Antheil darlegen hören, welchen Ihre erlauchte Monarchin an der Wohlfahrt der spanischen Nation nimmt, so wie auch ihre aufrichtigen Wünsche, die Bande der Freundschaft, die uns glücklicherweise vereinigen, zu befestigen. Ich meines Theils werde dazu beitragen, nicht bloß von eigener Neigung, sondern auch von Dankbarkeit geleitet. Um mir so edle Gesinnungen darzulegen, konnte Ihre Maj. die Königin Victoria unstreitig kein würdigeres Organ, als Sie, Hr. Minister, auswählen. Ich hege, so wie Ihre Maj. die Königin von England, die schmeichelhafte Hoffnung, alsbald die hochherzigen Anstrengungen des spanischen Volkes für den verfassungsmäßigen Thron meiner erlauchten Tochter durch den Sieg gekrönt zu sehen.“</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [0897/0001]
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Mittwoch
Nr. 113.
22. April 1840.
Spanien.
_ Madrid, 9 April. In Folge der Anforderung des Herzogs de la Victoria, daß die Regierung den Brigadier Linage zum Marechal de Camp erheben solle, hat sich das Ministerium aufgelöst. Der Kriegsminister, der des Innern, und der Marineminister erklärten, daß sie es weder mit ihrem Ehrgefühl, noch mit den, als verantwortlichen Rathgebern der Krone ihnen obliegenden Pflichten vereinbaren könnten, einen Officier, der sich in offnen Widerstand gegen das von der Regierung aufgestellte politische System versetzt hatte, durch Ertheilung eines höheren Grades auszuzeichnen. Da sie aber darauf gefaßt seyn mußten, daß eine allerhöchste Person dem Verlangen des Herzogs willfahren werde, so reichten schon am 5 Abends jene drei Minister ihre Entlassung ein, welche in den Handen Ihrer Maj. der Königin-Regentin verblieb. Hr. Perez de Castro und der Justizminister bewiesen größere Nachgiebigkeit, und brachten vermuthlich ihre Privatgefühle der ihnen eingewurzelten Ueberzeugung zum Opfer, daß ihr Austritt aus dem Cabinette für den Staat von Verderben seyn werde. Es wurde gestern Abend ein Courier an Espartero zurückbefördert, um seine weiteren Bestimmungen über die Umgestaltung des Ministeriums einzuholen, und dem Brigadier Linage die Ernennung zum Marechal de Camp zu überbringen. Da nun aber die Majorität des Congresses vielleicht nicht geneigt seyn dürfte, den Nachfolgern der ausgetretenen Minister ihre Unterstützung zu gewähren, so liegt die Auflösung der Cortes in dem Reiche der Möglichkeit. Vorläufig hat der Congreß seine Sitzungen eingestellt, da Hr. Perez de Castro anzeigen ließ, daß die Minister verhindert wären, denselben beizuwohnen. Aus allem diesem ergibt sich, daß die bloße Weigerung, eine von dem Obergeneral vorgeschlagene Beförderung zu bewilligen, hinreichte, um ein Ministerium aufzulösen, und das Land in eine neue bedenkliche Krisis zu versetzen – ein Umstand, der eine Bestätigung ist der in meinem Schreiben vom 13 v. M. ausgesprochenen Andeutung, daß die Institutionen, mit denen man den Thron Isabellens II umgeben hat, theils von der Regierung, theils von dem Obergeneral, theils auch von den constitutionellen Rigoristen selbst auf ziemlich willkürliche Weise gehandhabt werden. Die Exaltirten können ihre Freude über die neue Demüthigung, welcher der Herzog de la Victoria die verantwortlichen Rathgeber der Krone ausgesetzt hat, nicht laut genug zu erkennen geben. Gestern Mittag traf abermals ein Courier aus dem Hauptquartier des Herzogs hier ein, wodurch natürlich die öffentliche Neugierde aufs höchste gespannt wurde. Er überbrachte jedoch nur die Nachricht, daß der Obrist Zurbano am 5 bei Pitarque das 7te und 8te aragonische Bataillon niedermachte, so daß nur etwa 100 Mann entkamen, und 419 in Gefangenschaft geriethen. Cabrera befindet sich, zuverlässigen Nachrichten zufolge, todtkrank in Mora de Ebro. Am 1 war auch Forcadell dort. Ein Theil der Truppen Espartero's bewegt sich nach jenem Punkte zu. – Gestern Abend gegen 7 Uhr überreichte der englische Gesandte in feierlicher Audienz seine Beglaubigungsschreiben an Ihre Maj. die Königin-Regentin. Der Gesandte hielt dabei folgende Anrede: „Indem ich die Ehre habe, Ew. Maj. das Schreiben Ihrer Maj. der Königin von England zu überreichen, welches mich als außerordentlichen Gesandten Ihrer Maj. bei Ihrer Maj. der Königin Isabelle II, Ew. Maj. erlauchten Tochter, beglaubigt, bin ich von meiner Monarchin insbesondere beauftragt, Ew. Maj. die Versicherungen von dem lebhaften Interesse zu erneuern, welches die Königin von England an dem Wohlergehen und dem Glück Ihrer katholischen Maj. und an dem Ew. Maj. nimmt, so wie auch den aufrichtigen Wunsch Ihrer Maj. auszusprechen, daß die Freundschafts- und Allianzverhältnisse, welche gegenwärtig glücklicherweise zwischen den Kronen von Großbritannien und Spanien bestehen, immer mehr befestigt werden mögen. Meine erhabene Monarchin hat mir auch befohlen, Ew. Maj. die sie beseelende glühende (ardiente) Hoffnung auszusprechen, daß die edlen Anstrengungen und hochherzigen Opfer des spanischen Volkes für die Rechte seiner rechtmäßigen Monarchin und für die verfassungsmäßige Freiheit durch einen vollständigen Triumph gekrönt werden, und die spanische Nation alsbald einer vollkommenen Ruhe und eines stets zunehmenden Wohlstandes genießen werde.“ Die Königin-Regentin erwiederte: „Hr. Minister, ich habe Sie mit großem Vergnügen den Antheil darlegen hören, welchen Ihre erlauchte Monarchin an der Wohlfahrt der spanischen Nation nimmt, so wie auch ihre aufrichtigen Wünsche, die Bande der Freundschaft, die uns glücklicherweise vereinigen, zu befestigen. Ich meines Theils werde dazu beitragen, nicht bloß von eigener Neigung, sondern auch von Dankbarkeit geleitet. Um mir so edle Gesinnungen darzulegen, konnte Ihre Maj. die Königin Victoria unstreitig kein würdigeres Organ, als Sie, Hr. Minister, auswählen. Ich hege, so wie Ihre Maj. die Königin von England, die schmeichelhafte Hoffnung, alsbald die hochherzigen Anstrengungen des spanischen Volkes für den verfassungsmäßigen Thron meiner erlauchten Tochter durch den Sieg gekrönt zu sehen.“
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