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Allgemeine Zeitung. Nr. 106. Augsburg, 15. April 1840.

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spricht man höchstens noch wie von einer längst vergangenen Erscheinung. - In Serbien hat Alles schnell ein besseres Ansehen gewonnen, seit Fürst Michael an die Spitze der Regierung getreten. Verschiedene Gnadenacte sind seinem Regierungsantritte gefolgt, namentlich ist die Amnestie wegen politischer Vergehen, welche Fürst Michael schon vor seiner Reise nach Konstantinopel von der Wallachei aus anordnete, von der Regentschaft aber damals refusirt wurde, nun förmlich verkündet worden. Johann Obrenowitsch, der jüngere Bruder des Fürsten Milosch, und Hauptschuldiger des gegen das Statut gerichteten Aufstandsversuchs ist dadurch nrbst allen Theilnehmern vollkommen begnadigt. Eine zahlreiche Vertheilung von der Pforte übersandten Ordenszeichen trug ebenfalls dazu bei, Freude und Zufriedenheit zu verbreiten. Sämmtliche Minister, die Räthe des Fürsten, die Senatoren, der Metropolit, ein Bischof und mehrere andere Beamte, die den türkischen Orden noch nicht hatten, wurden damit beehrt.

Persien.

Der Semaphore schreibt aus Konstantinopel vom 28 März: "Die Nachrichten, welche uns das Dampfboot von Trapezunt aus Persien brachte, lauten sehr günstig über die französische Gesandtschaft, deren sämmtliche Mitglieder sich im besten Wohlseyn befanden. Mittheilungen aus Tauris zufolge war die Gesandtschaft nahe daran, Teheran zu erreichen. Von dort wollte Hr. v. Sercey unverzüglich weiter reisen, um den Schah einzuholen, welcher an der Spitze von 12,000 Mann seine Hauptstadt verlassen und nach Herat sich gewendet hat." - In einem Schreiben des Sud heißt es: "Die Ankunft des französischen Gesandten in Tauris war für die französischen Officiere, welche Hussein Chan nach Persien begleitet hatten, von großem Nutzen. Letztere litten an Allem Noth, waren in Elend und Verzweiflung und hatten noch keinen Denier ihres Solds bezogen. Hr. v. Sercey drang sogleich bei Hussein-Chan auf die volle Bezahlung dieses Solds; überdieß erhielt jeder der Officiere von Kahraman-Mirza ein Pferd von 250 Fr. Werth."

Ostindien.

Man erfährt aus Penang, daß die Siamesen der Compagnie Nachricht gegeben haben, daß sie Willens seyen den Radscha von Quedah wieder einzusetzen, nachdem sie sein Land geplündert und entvölkert haben. Man versichert, der Generalgouverneur werde es nur unter der Bedingung erlauben, wenn Siam der Compagnie das Recht zugestehe, die Haltung des Vertrags zwischen dem König von Siam und dem Radscha zu garantiren. Die Compagnie hat viel für die schlechte Abfassung ihres letzten Vertrags in dieser Hinsicht zu verantworten, da sie sich damals des Rechts beraubt hat sich auf irgend eine Art in die Angelegenheiten von Quedah zu mischen, was von Seite der Siamesen zu unerhörten Grausamkeiten geführt hat. - Mit Ausnahme des schimpflichen Opiumkriegs ist Alles friedlich in Indien: die Ruhe in Assam ist wieder hergestellt, die Nachrichten von Birma und Nepal sind günstig, nur gegen Dschudpur in Radschputana wird eine neue Demonstration nöthig seyn, und die Armee in Ludjana wird verstärkt, weil die Ruhe im Pendschab wahrscheinlich nicht von langer Dauer seyn wird. Das Corps in Beludschistan hat alle Burgen des Stamms der Ghilzis rasirt, und die Communication mit der Küste eröffnet.

spricht man höchstens noch wie von einer längst vergangenen Erscheinung. – In Serbien hat Alles schnell ein besseres Ansehen gewonnen, seit Fürst Michael an die Spitze der Regierung getreten. Verschiedene Gnadenacte sind seinem Regierungsantritte gefolgt, namentlich ist die Amnestie wegen politischer Vergehen, welche Fürst Michael schon vor seiner Reise nach Konstantinopel von der Wallachei aus anordnete, von der Regentschaft aber damals refusirt wurde, nun förmlich verkündet worden. Johann Obrenowitsch, der jüngere Bruder des Fürsten Milosch, und Hauptschuldiger des gegen das Statut gerichteten Aufstandsversuchs ist dadurch nrbst allen Theilnehmern vollkommen begnadigt. Eine zahlreiche Vertheilung von der Pforte übersandten Ordenszeichen trug ebenfalls dazu bei, Freude und Zufriedenheit zu verbreiten. Sämmtliche Minister, die Räthe des Fürsten, die Senatoren, der Metropolit, ein Bischof und mehrere andere Beamte, die den türkischen Orden noch nicht hatten, wurden damit beehrt.

Persien.

Der Semaphore schreibt aus Konstantinopel vom 28 März: „Die Nachrichten, welche uns das Dampfboot von Trapezunt aus Persien brachte, lauten sehr günstig über die französische Gesandtschaft, deren sämmtliche Mitglieder sich im besten Wohlseyn befanden. Mittheilungen aus Tauris zufolge war die Gesandtschaft nahe daran, Teheran zu erreichen. Von dort wollte Hr. v. Sercey unverzüglich weiter reisen, um den Schah einzuholen, welcher an der Spitze von 12,000 Mann seine Hauptstadt verlassen und nach Herat sich gewendet hat.“ – In einem Schreiben des Sud heißt es: „Die Ankunft des französischen Gesandten in Tauris war für die französischen Officiere, welche Hussein Chan nach Persien begleitet hatten, von großem Nutzen. Letztere litten an Allem Noth, waren in Elend und Verzweiflung und hatten noch keinen Denier ihres Solds bezogen. Hr. v. Sercey drang sogleich bei Hussein-Chan auf die volle Bezahlung dieses Solds; überdieß erhielt jeder der Officiere von Kahraman-Mirza ein Pferd von 250 Fr. Werth.“

Ostindien.

Man erfährt aus Penang, daß die Siamesen der Compagnie Nachricht gegeben haben, daß sie Willens seyen den Radscha von Quedah wieder einzusetzen, nachdem sie sein Land geplündert und entvölkert haben. Man versichert, der Generalgouverneur werde es nur unter der Bedingung erlauben, wenn Siam der Compagnie das Recht zugestehe, die Haltung des Vertrags zwischen dem König von Siam und dem Radscha zu garantiren. Die Compagnie hat viel für die schlechte Abfassung ihres letzten Vertrags in dieser Hinsicht zu verantworten, da sie sich damals des Rechts beraubt hat sich auf irgend eine Art in die Angelegenheiten von Quedah zu mischen, was von Seite der Siamesen zu unerhörten Grausamkeiten geführt hat. – Mit Ausnahme des schimpflichen Opiumkriegs ist Alles friedlich in Indien: die Ruhe in Assam ist wieder hergestellt, die Nachrichten von Birma und Nepal sind günstig, nur gegen Dschudpur in Radschputana wird eine neue Demonstration nöthig seyn, und die Armee in Ludjana wird verstärkt, weil die Ruhe im Pendschab wahrscheinlich nicht von langer Dauer seyn wird. Das Corps in Beludschistan hat alle Burgen des Stamms der Ghilzis rasirt, und die Communication mit der Küste eröffnet.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 106. Augsburg, 15. April 1840, S. 0848. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_106_18400415/8>, abgerufen am 09.11.2024.