Allgemeine Zeitung. Nr. 105. Augsburg, 14. April 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. DienstagNr. 105. 14 April 1840Großbritannien. London, 7 April. Am 6 April Nachmittags hielt die Königin im St. James-Palast ein Lever, nachdem sie zuvor den fremden Gesandten Audienz ertheilt. Im diplomatischen Cirkel wurden unter Andern vorgestellt: Graf Quadt-Isny durch den würtembergischen Gesandten, Baron Jakob v. Rothschild und Hr. v. Philippsberg durch den österreichischen Geschäftsträger, Hrn. v. Hummelauer, Hr. Karl v. Eichthal durch den bayerischen Gesandten u. s. w. Glückwunschadressen zur Vermählung Ihrer Maj. wurden wieder in großer Anzahl überreicht. Nach dem Lever nahm die Königin eine Investitur des "ehrenwerthen militärischen Bath-Ordens" vor, welcher Prinz Albert als Ritter-Großkreuz dieses Ordens beiwohnte. Der Admiral Sir Henry Williams Bayntun wurde mit den Insignien eines Ritter-Großkreuzes decorirt, Generalmajor Sir J. Rose, Sir J. Watson, Contreadmiral Sir S. Pyn und Generalmajor Sir J. B. Savage zu Ritter-Commandeurs des Ordens ernannt. - Die Königin hat den Hofmaler und Akademiker Hrn. W. C. Roß nach Belgien beordert, um für Ihre Maj. das Porträt der Prinzessin Victoria von Sachsen-Coburg vor deren Vermählung mit dem Herzog von Nemours zu malen. Der Standard sprach vor einigen Tagen von einem Mißverständniß zwischen der Königin und Lord Melbourne, weßhalb ein angesagtes Lever wieder abbestellt worden sey, und von einer bevorstehenden Parlamentsauflösung. Da die ministeriellen Organe Globe und M. Chronicle nichts darauf erwiederten, so wollte das Toryblatt darin eine Bestätigung seiner Angabe finden. Jetzt erklärt der Globe dieselbe für durchaus grundlos. Das Lever sey bloß wegen eines plötzlichen Unwohlseyns der Königin verschoben worden, dieses Unwohlseyn aber keineswegs die Folge einer lebhaften Erörterung mit Lord Melbourne über die Frage der Parlamentsauflösung gewesen, und dieß zwar aus dem sehr triftigen Grunde nicht, weil an eine Parlamentsauflösung gar nie gedacht worden. In der Unterhaussitzung am 7 April begannen die wichtigen Debatten über Sir James Grahams Motion in Betreff der chinesischen Frage. Sir James gab in seiner Eröffnungsrede, unter Zugrundlegung der dem Hause darüber mitgetheilten Papiere, eine gedrängte Geschichte des Streits mit China, und schilderte die unermeßlichen Hülfsquellen des Reichs, mit welchem, nach seiner Behauptung, die Unbesonnenheit der Minister Großbritannien in einen ebenso ungerechten wie politisch unklugen Krieg gestürzt hat. Der sehr ehrenwerthe Baronet deutete auf die vorsichtigen und wohlbedachten Maaßregeln, welche frühere brittische Regierungen gegen China eingehalten, um jene Eifersucht auf Verbindungen mit dem Ausland nicht zu wecken, die einen so hervorstechenden Zug im chinesischen Nationalcharakter bilde, und contrastirte dieses Verfahren mit dem der jetzigen Regierung, welche mit der übelberathenen und unglücklichen Mission Lord Napiers begonnen habe, und auf dieser Bahn fortgefahren sey, bis sie einen völligen Bruch mit einer Macht herbeigeführt, mit welcher ein gutes Vernehmen aufrecht zu halten England durch jedes politische und commercielle Interesse aufgefordert gewesen sey; denn nicht weniger als ein Sechstel des gesammten Staatseinkommens von Großbritannien und Indien sey von den Verbindungen mit China abhängig. Sir James las die dem Handelsoberaufseher in China, Capitän Elliot, ertheilten Instructionen und andere einschlägige Documente ab, und schloß mit der bereits (in Nr. 99 der Allg. Ztg.) erwähnten Motion, welche, den Geist seiner Rede concentrirend, das jetzige Zerwürfniß mit China der Unklugheit und Saumsal der Regierung Schuld gab, als welche ihrem Repräsentanten in China nicht die geeigneten Weisungen zur Unterdrückung des Opiumhandels habe zugehen lassen, was durch ein ausdrückliches Votum zu erklären das Haus hiermit aufgefordert werde. Der Kriegsminister Hr. Macaulay vertheidigte die von der Verwaltung gegen China befolgte Politik in einem umfassenden, meisterhaften Vortrag, drückte die Hoffnung aus, daß das Parlament einem solchen auf Parteizwecke abgesehenen Vorschlag nicht beistimmen werde, und äußerte zugleich die Zuversicht, den Kampf, zu welchem England gezwungen worden, im Interesse der Nationalehre mit Energie verfolgt und zu einem siegreichen Ende geführt zu sehen. Beim Abgang der Post hatte Sir W. Follett auf der Oppositionsseite das Wort genommen, um Sir J. Grahams Motion zu unterstützen. Man erwartete allgemein, daß die Verhandlungen wenigstens zwei Sitzungen hindurch dauern würden. Frankreich. Paris, 9 April. (National.) Man meldet den Tod des Gegenadmirals Gallois, dessen Gesundheit schon lange schwankend war. Das Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. DienstagNr. 105. 14 April 1840Großbritannien. London, 7 April. Am 6 April Nachmittags hielt die Königin im St. James-Palast ein Lever, nachdem sie zuvor den fremden Gesandten Audienz ertheilt. Im diplomatischen Cirkel wurden unter Andern vorgestellt: Graf Quadt-Isny durch den würtembergischen Gesandten, Baron Jakob v. Rothschild und Hr. v. Philippsberg durch den österreichischen Geschäftsträger, Hrn. v. Hummelauer, Hr. Karl v. Eichthal durch den bayerischen Gesandten u. s. w. Glückwunschadressen zur Vermählung Ihrer Maj. wurden wieder in großer Anzahl überreicht. Nach dem Lever nahm die Königin eine Investitur des „ehrenwerthen militärischen Bath-Ordens“ vor, welcher Prinz Albert als Ritter-Großkreuz dieses Ordens beiwohnte. Der Admiral Sir Henry Williams Bayntun wurde mit den Insignien eines Ritter-Großkreuzes decorirt, Generalmajor Sir J. Rose, Sir J. Watson, Contreadmiral Sir S. Pyn und Generalmajor Sir J. B. Savage zu Ritter-Commandeurs des Ordens ernannt. – Die Königin hat den Hofmaler und Akademiker Hrn. W. C. Roß nach Belgien beordert, um für Ihre Maj. das Porträt der Prinzessin Victoria von Sachsen-Coburg vor deren Vermählung mit dem Herzog von Nemours zu malen. Der Standard sprach vor einigen Tagen von einem Mißverständniß zwischen der Königin und Lord Melbourne, weßhalb ein angesagtes Lever wieder abbestellt worden sey, und von einer bevorstehenden Parlamentsauflösung. Da die ministeriellen Organe Globe und M. Chronicle nichts darauf erwiederten, so wollte das Toryblatt darin eine Bestätigung seiner Angabe finden. Jetzt erklärt der Globe dieselbe für durchaus grundlos. Das Lever sey bloß wegen eines plötzlichen Unwohlseyns der Königin verschoben worden, dieses Unwohlseyn aber keineswegs die Folge einer lebhaften Erörterung mit Lord Melbourne über die Frage der Parlamentsauflösung gewesen, und dieß zwar aus dem sehr triftigen Grunde nicht, weil an eine Parlamentsauflösung gar nie gedacht worden. In der Unterhaussitzung am 7 April begannen die wichtigen Debatten über Sir James Grahams Motion in Betreff der chinesischen Frage. Sir James gab in seiner Eröffnungsrede, unter Zugrundlegung der dem Hause darüber mitgetheilten Papiere, eine gedrängte Geschichte des Streits mit China, und schilderte die unermeßlichen Hülfsquellen des Reichs, mit welchem, nach seiner Behauptung, die Unbesonnenheit der Minister Großbritannien in einen ebenso ungerechten wie politisch unklugen Krieg gestürzt hat. Der sehr ehrenwerthe Baronet deutete auf die vorsichtigen und wohlbedachten Maaßregeln, welche frühere brittische Regierungen gegen China eingehalten, um jene Eifersucht auf Verbindungen mit dem Ausland nicht zu wecken, die einen so hervorstechenden Zug im chinesischen Nationalcharakter bilde, und contrastirte dieses Verfahren mit dem der jetzigen Regierung, welche mit der übelberathenen und unglücklichen Mission Lord Napiers begonnen habe, und auf dieser Bahn fortgefahren sey, bis sie einen völligen Bruch mit einer Macht herbeigeführt, mit welcher ein gutes Vernehmen aufrecht zu halten England durch jedes politische und commercielle Interesse aufgefordert gewesen sey; denn nicht weniger als ein Sechstel des gesammten Staatseinkommens von Großbritannien und Indien sey von den Verbindungen mit China abhängig. Sir James las die dem Handelsoberaufseher in China, Capitän Elliot, ertheilten Instructionen und andere einschlägige Documente ab, und schloß mit der bereits (in Nr. 99 der Allg. Ztg.) erwähnten Motion, welche, den Geist seiner Rede concentrirend, das jetzige Zerwürfniß mit China der Unklugheit und Saumsal der Regierung Schuld gab, als welche ihrem Repräsentanten in China nicht die geeigneten Weisungen zur Unterdrückung des Opiumhandels habe zugehen lassen, was durch ein ausdrückliches Votum zu erklären das Haus hiermit aufgefordert werde. Der Kriegsminister Hr. Macaulay vertheidigte die von der Verwaltung gegen China befolgte Politik in einem umfassenden, meisterhaften Vortrag, drückte die Hoffnung aus, daß das Parlament einem solchen auf Parteizwecke abgesehenen Vorschlag nicht beistimmen werde, und äußerte zugleich die Zuversicht, den Kampf, zu welchem England gezwungen worden, im Interesse der Nationalehre mit Energie verfolgt und zu einem siegreichen Ende geführt zu sehen. Beim Abgang der Post hatte Sir W. Follett auf der Oppositionsseite das Wort genommen, um Sir J. Grahams Motion zu unterstützen. 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Philippsberg durch den österreichischen Geschäftsträger, Hrn. v. Hummelauer, Hr. Karl v. Eichthal durch den bayerischen Gesandten u. s. w. Glückwunschadressen zur Vermählung Ihrer Maj. wurden wieder in großer Anzahl überreicht. Nach dem Lever nahm die Königin eine Investitur des „ehrenwerthen militärischen Bath-Ordens“ vor, welcher Prinz Albert als Ritter-Großkreuz dieses Ordens beiwohnte. Der Admiral Sir Henry Williams Bayntun wurde mit den Insignien eines Ritter-Großkreuzes decorirt, Generalmajor Sir J. Rose, Sir J. Watson, Contreadmiral Sir S. Pyn und Generalmajor Sir J. B. Savage zu Ritter-Commandeurs des Ordens ernannt. – Die Königin hat den Hofmaler und Akademiker Hrn. W. C. 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Der sehr ehrenwerthe Baronet deutete auf die vorsichtigen und wohlbedachten Maaßregeln, welche frühere brittische Regierungen gegen China eingehalten, um jene Eifersucht auf Verbindungen mit dem Ausland nicht zu wecken, die einen so hervorstechenden Zug im chinesischen Nationalcharakter bilde, und contrastirte dieses Verfahren mit dem der jetzigen Regierung, welche mit der übelberathenen und unglücklichen Mission Lord Napiers begonnen habe, und auf dieser Bahn fortgefahren sey, bis sie einen völligen Bruch mit einer Macht herbeigeführt, mit welcher ein gutes Vernehmen aufrecht zu halten England durch jedes politische und commercielle Interesse aufgefordert gewesen sey; denn nicht weniger als ein <hi rendition="#g">Sechstel</hi> des gesammten Staatseinkommens von Großbritannien und Indien sey von den Verbindungen mit China abhängig. 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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Dienstag
Nr. 105.
14 April 1840 Großbritannien.
_ London, 7 April.
Am 6 April Nachmittags hielt die Königin im St. James-Palast ein Lever, nachdem sie zuvor den fremden Gesandten Audienz ertheilt. Im diplomatischen Cirkel wurden unter Andern vorgestellt: Graf Quadt-Isny durch den würtembergischen Gesandten, Baron Jakob v. Rothschild und Hr. v. Philippsberg durch den österreichischen Geschäftsträger, Hrn. v. Hummelauer, Hr. Karl v. Eichthal durch den bayerischen Gesandten u. s. w. Glückwunschadressen zur Vermählung Ihrer Maj. wurden wieder in großer Anzahl überreicht. Nach dem Lever nahm die Königin eine Investitur des „ehrenwerthen militärischen Bath-Ordens“ vor, welcher Prinz Albert als Ritter-Großkreuz dieses Ordens beiwohnte. Der Admiral Sir Henry Williams Bayntun wurde mit den Insignien eines Ritter-Großkreuzes decorirt, Generalmajor Sir J. Rose, Sir J. Watson, Contreadmiral Sir S. Pyn und Generalmajor Sir J. B. Savage zu Ritter-Commandeurs des Ordens ernannt. – Die Königin hat den Hofmaler und Akademiker Hrn. W. C. Roß nach Belgien beordert, um für Ihre Maj. das Porträt der Prinzessin Victoria von Sachsen-Coburg vor deren Vermählung mit dem Herzog von Nemours zu malen.
Der Standard sprach vor einigen Tagen von einem Mißverständniß zwischen der Königin und Lord Melbourne, weßhalb ein angesagtes Lever wieder abbestellt worden sey, und von einer bevorstehenden Parlamentsauflösung. Da die ministeriellen Organe Globe und M. Chronicle nichts darauf erwiederten, so wollte das Toryblatt darin eine Bestätigung seiner Angabe finden. Jetzt erklärt der Globe dieselbe für durchaus grundlos. Das Lever sey bloß wegen eines plötzlichen Unwohlseyns der Königin verschoben worden, dieses Unwohlseyn aber keineswegs die Folge einer lebhaften Erörterung mit Lord Melbourne über die Frage der Parlamentsauflösung gewesen, und dieß zwar aus dem sehr triftigen Grunde nicht, weil an eine Parlamentsauflösung gar nie gedacht worden.
In der Unterhaussitzung am 7 April begannen die wichtigen Debatten über Sir James Grahams Motion in Betreff der chinesischen Frage. Sir James gab in seiner Eröffnungsrede, unter Zugrundlegung der dem Hause darüber mitgetheilten Papiere, eine gedrängte Geschichte des Streits mit China, und schilderte die unermeßlichen Hülfsquellen des Reichs, mit welchem, nach seiner Behauptung, die Unbesonnenheit der Minister Großbritannien in einen ebenso ungerechten wie politisch unklugen Krieg gestürzt hat. Der sehr ehrenwerthe Baronet deutete auf die vorsichtigen und wohlbedachten Maaßregeln, welche frühere brittische Regierungen gegen China eingehalten, um jene Eifersucht auf Verbindungen mit dem Ausland nicht zu wecken, die einen so hervorstechenden Zug im chinesischen Nationalcharakter bilde, und contrastirte dieses Verfahren mit dem der jetzigen Regierung, welche mit der übelberathenen und unglücklichen Mission Lord Napiers begonnen habe, und auf dieser Bahn fortgefahren sey, bis sie einen völligen Bruch mit einer Macht herbeigeführt, mit welcher ein gutes Vernehmen aufrecht zu halten England durch jedes politische und commercielle Interesse aufgefordert gewesen sey; denn nicht weniger als ein Sechstel des gesammten Staatseinkommens von Großbritannien und Indien sey von den Verbindungen mit China abhängig. Sir James las die dem Handelsoberaufseher in China, Capitän Elliot, ertheilten Instructionen und andere einschlägige Documente ab, und schloß mit der bereits (in Nr. 99 der Allg. Ztg.) erwähnten Motion, welche, den Geist seiner Rede concentrirend, das jetzige Zerwürfniß mit China der Unklugheit und Saumsal der Regierung Schuld gab, als welche ihrem Repräsentanten in China nicht die geeigneten Weisungen zur Unterdrückung des Opiumhandels habe zugehen lassen, was durch ein ausdrückliches Votum zu erklären das Haus hiermit aufgefordert werde. Der Kriegsminister Hr. Macaulay vertheidigte die von der Verwaltung gegen China befolgte Politik in einem umfassenden, meisterhaften Vortrag, drückte die Hoffnung aus, daß das Parlament einem solchen auf Parteizwecke abgesehenen Vorschlag nicht beistimmen werde, und äußerte zugleich die Zuversicht, den Kampf, zu welchem England gezwungen worden, im Interesse der Nationalehre mit Energie verfolgt und zu einem siegreichen Ende geführt zu sehen. Beim Abgang der Post hatte Sir W. Follett auf der Oppositionsseite das Wort genommen, um Sir J. Grahams Motion zu unterstützen. Man erwartete allgemein, daß die Verhandlungen wenigstens zwei Sitzungen hindurch dauern würden.
Frankreich.
_ Paris, 9 April.
(National.) Man meldet den Tod des Gegenadmirals Gallois, dessen Gesundheit schon lange schwankend war. Das
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