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Allgemeine Zeitung. Nr. 99. Augsburg, 8. April 1840.

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verbreiteten falschen Vorstellungen von unserm Vaterlande widerlegen und uns den Augen des deutschen Publicums so darstellen, wie wir sind, wie dieß z. B. Paget in seinem kürzlich über unser Vaterland erschienenen englischen Werke gethan. Indessen haben wir uns getäuscht, denn der Fürst hat in seinem Briefe in jeder Hinsicht theils übertriebene, theils ganz unrichtige Bemerkungen über Ofen und Pesth mitgetheilt. Zuerst greift er unser Klima an, indem er sagt, daß man wegen Nebel und Regen fast immer das Zimmer hüten müsse. Dieß wäre ihm nun zwar zu verzeihen, denn da er mehrere Jahre im Orient gelebt hat, so konnte er natürlicherweise unsern Winter eben nicht reizend finden; indessen würde mehr als Ein Land Europa's unser Klima gern gegen das seinige eintauschen. Diesem Punkte folgen politische Ansichten, Meinungen und Vorhersagungen, von denen wir schweigen, denn in dieser Beziehung ist jedes Wort des großen "Verstorbenen" grundlos. Es bedarf nur eines Blicks in unsere Geschichte, um zu wissen, daß die ungarische Nation der constitutionellen Regierung ihrer geliebten Fürsten jederzeit durch treue Anhänglichkeit entsprochen hat. In dieser Hinsicht also verdient jede Verdächtigung nur ein Achselzucken. *) Hierauf sagt uns das fragliche Schreiben eine sehr interessante Neuigkeit, daß nämlich in Pesth zwei gute Blätter seyen: das "Tagblatt" und der "Spiegel". Wir freuen uns, daß der hohe Reisende bei uns doch so leicht etwas Gutes aufzufinden gewußt hat. Doch wäre es unserer Meinung nach ziemlich gewesen, da er Ungarns Hauptstadt beschrieben, auch irgend eins der darin erscheinenden ungarischen Blätter, wenn auch nur tadelnd, zu erwähnen; denn am Ende werden die deutschen Leser glauben, daß in unserer Hauptstadt nicht ein einziges ungarisches Blatt erscheine. Es ist eine verdrießliche Sache, wenn ein Reisender bei seinem Urtheil über Länder und Völker, deren Sprache er nicht kennt, sich gezwungen sieht, sich bloß auf einige Personen seiner Umgebung zu verlassen, was häufig die üble Folge hat, daß bloß die Meinung einiger leidenschaftlichen Menschen vor das lesende Publicum kommt. Um dieses zu vermeiden, ist es nöthig, sich in Berührung mit Menschen aller Ansichten und Standpunkte zu setzen, die verschiedenen Meinungen mit einander zu vergleichen, sich in der Geschichte Raths zu erholen und dann seinem gesunden Urtheil und seiner Ueberzeugung zu folgen. Dieß that bei uns Miß Pardoe, die berühmte englische Reisende. Sie aber greift der Fürst schonungslos an, die edle Brittin, die in ihren geistvollen Schriften über den Orient hinlänglich bewiesen hat, daß es nicht ihre Art ist, nur Oberflächlichkeit zu verbreiten, sondern den wahren Charakter des Volks, das sie schildern will, zum Gegenstand ihres eifrigsten Studiums zu machen. - Bei der Berührung unserer Litteratur erwähnt der Fürst bloß Nikolaus v. Josika. Wenn man auch immer gestehen muß, daß er damit einen der glänzendsten Namen unserer Litteratur genannt, so darf doch nicht geläugnet werden, daß, wenn man unsere unsere Nationallitteratur dem Auslande andeuten will, man mehr als Einen Namen dabei erwähnen muß."

So weit die Auszüge aus dem erwähnten ungarischen Blatte. Wir fügen nur Weniges bei. Josika hat im Lande einen sehr gefeierten Namen, der ihn an die Spitze mehrerer hoffnungsvollen Talente zu stellen scheint. Gern räumen wir ihm die erste Stelle ein im Fache des National-Romans. Indessen erblicken wir auf andern Feldern der magyarischen schönen Litteratur auch andere Namen in nicht minder schönem Lichte strahlend, wenn wir auch nur auf die jetzt Lebenden uns beschränken wollen. Die Tagsblätter betreffend, möchten wir fragen: was würde man von einem Reisenden gesagt haben, der zur Zeit, da noch das ungarische Blatt Magyar Kurir in Wien herauskam, bei der Erwähnung der Journale dieser Stadt bloß geschrieben hätte: "Wien hat auch ein gutes Journal, den Magyar Kurir". Außer den in den "Pesther Briefen" erwähnten beiden deutschen Blättern erscheinen in Pesth wohl sechsmal so viel andere in der Nationalsprache, von denen wir nur folgende herausheben wollen: politischen Inhalts: die Hazai 's [fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen], der neuere Jelenkor und Rajzolatok; von wissenschaftlicher Richtung: [fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen] und Figyelmezö; belletristisch: [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt], Hasznos [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt], [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt], [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt] und besonders das Athenäum; ökonomisch-industriell: Ismertetö und [fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen]; dann die wissenschaftlichen Zeitschriften [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt] und [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Dabei nimmt es uns Wunder, daß dem Hrn. Verfasser nicht die ursächliche Verknüpfung einen, wenn auch nur eben so flüchtigen Blick, als die andern waren, auf die seit zwölf Jahren in Pesth bestehende, die wissenschaftliche und ästhetische Bildung der Nation nicht wenig fördernde, besonders aber das magyarische Volksthum hervorrufende ungarische Akademie richten ließ. - Zum Schlusse dieser kleinen Einrede haben wir das Vergnügen zu erklären, daß uns, die Einsender, nicht etwa gallsüchtige Polemik zu dieser Stimme vereint, sondern bloß der in uns immer rege Wunsch: dazu beizutragen, daß die im gebildeten Abendlande, namentlich in Deutschland gefaßten Vorstellungen von Ungarn von den sie noch so vielfach entstellenden Irrthümern nach und nach gereinigt und das Aufkommen neuer wo möglich verhütet werde, während wir auf der andern Seite dem Hrn. Verfasser für die Anführung mancher andern, wenn auch nicht schmeichelhaften, doch als wahr anerkannten Thatsachen hiemit öffentlich danken, da wohlbegründete Rügen, von so hoher Stellung ausgesprochen, mehr als tausend andere bessernd auf eine Nation wirken müssen, bei der, nach ihrem Eintritt ins neue Jahrhundert, das Bestreben erwacht ist, sich zu verjüngen, und in jugendlicher Frische einen in der Reihe der gebildeten europäischen Völker ihr schon längst angewiesenen beneidenswerthen Platz einzunehmen.

[1208]

Hoch oben am Gipfel des 6517 Fuß hohen Kaisersteines des Neustädter Schneeberges steht die Granitsäule, ein bleibend Denkmal der persönlichen Gegenwart Kaiser Franz des I.

Unten am Fuße des Berges gedenkt der Freund der Natur gewiß mit Dankbarkeit des hohen und gütigen Monarchen, wenn am Kaiserbrunnen die köstlichste Erfrischung den Wanderer erquickt. Nun aber soll ein drittes, erhabenes Denkmal an den unvergeßlichen, angebeteten Kaiser inmitten des Kaisersteines und des Kaiserbrunnens in einer bei 600 Fuß hohen Felsenwand erinnern.

Gewiß wird das Herz der zahllosen Vaterlandsfreunde von der süßesten Regung ergriffen, wenn sie die Einladung zur Errichtung

*) Hier thut das ungarische Blatt dem berühmten Reisenden offenbar höchlich Unrecht. Weit entfernt, die Ungarn irgend zu verdächtigen, erkennt er vielmehr in jedem Wort die edle Loyalität derselben an. Wir heben von vielen Stellen nur folgende aus: "Der Ungar scheint mir schon im Allgemeinen, wie er jetzt ist, einen sehr ehrenwerthen, für ein wohlmeinendes Gouvernement ganz ungefährlichen Nationalcharakter zu besitzen. Frei und ungebunden, ja fast ein wenig renommistisch in der Rede, ist er doch sehr bedächtig - vielleicht zu sehr manchmal - im Handeln, worin er sich z. B. ganz vom phantastischen Leichtsinn des Polen unterscheidet, wie auch darin, daß er seinen Beherrschern aufrichtig zugethan ist, trotz aller vorübergehenden Bezeugung von Unzufriedenheit. Dem Fremden, der mit einem noch so ungebärdig raisonnirenden Ungar zu lebhaft einstimmen wollte, würde es daher leicht eben so ergehen, wie dem unberufenen Schiedsrichter im Zadig mit dem streitenden Ehepaare. Dieß ist ein edler, schöner Zug des Volks, der auch, ungeachtet der ungünstigsten Verhältnisse, oft glänzend in seiner Geschichte hervortrat."

verbreiteten falschen Vorstellungen von unserm Vaterlande widerlegen und uns den Augen des deutschen Publicums so darstellen, wie wir sind, wie dieß z. B. Paget in seinem kürzlich über unser Vaterland erschienenen englischen Werke gethan. Indessen haben wir uns getäuscht, denn der Fürst hat in seinem Briefe in jeder Hinsicht theils übertriebene, theils ganz unrichtige Bemerkungen über Ofen und Pesth mitgetheilt. Zuerst greift er unser Klima an, indem er sagt, daß man wegen Nebel und Regen fast immer das Zimmer hüten müsse. Dieß wäre ihm nun zwar zu verzeihen, denn da er mehrere Jahre im Orient gelebt hat, so konnte er natürlicherweise unsern Winter eben nicht reizend finden; indessen würde mehr als Ein Land Europa's unser Klima gern gegen das seinige eintauschen. Diesem Punkte folgen politische Ansichten, Meinungen und Vorhersagungen, von denen wir schweigen, denn in dieser Beziehung ist jedes Wort des großen „Verstorbenen“ grundlos. Es bedarf nur eines Blicks in unsere Geschichte, um zu wissen, daß die ungarische Nation der constitutionellen Regierung ihrer geliebten Fürsten jederzeit durch treue Anhänglichkeit entsprochen hat. In dieser Hinsicht also verdient jede Verdächtigung nur ein Achselzucken. *) Hierauf sagt uns das fragliche Schreiben eine sehr interessante Neuigkeit, daß nämlich in Pesth zwei gute Blätter seyen: das „Tagblatt“ und der „Spiegel“. Wir freuen uns, daß der hohe Reisende bei uns doch so leicht etwas Gutes aufzufinden gewußt hat. Doch wäre es unserer Meinung nach ziemlich gewesen, da er Ungarns Hauptstadt beschrieben, auch irgend eins der darin erscheinenden ungarischen Blätter, wenn auch nur tadelnd, zu erwähnen; denn am Ende werden die deutschen Leser glauben, daß in unserer Hauptstadt nicht ein einziges ungarisches Blatt erscheine. Es ist eine verdrießliche Sache, wenn ein Reisender bei seinem Urtheil über Länder und Völker, deren Sprache er nicht kennt, sich gezwungen sieht, sich bloß auf einige Personen seiner Umgebung zu verlassen, was häufig die üble Folge hat, daß bloß die Meinung einiger leidenschaftlichen Menschen vor das lesende Publicum kommt. Um dieses zu vermeiden, ist es nöthig, sich in Berührung mit Menschen aller Ansichten und Standpunkte zu setzen, die verschiedenen Meinungen mit einander zu vergleichen, sich in der Geschichte Raths zu erholen und dann seinem gesunden Urtheil und seiner Ueberzeugung zu folgen. Dieß that bei uns Miß Pardoe, die berühmte englische Reisende. Sie aber greift der Fürst schonungslos an, die edle Brittin, die in ihren geistvollen Schriften über den Orient hinlänglich bewiesen hat, daß es nicht ihre Art ist, nur Oberflächlichkeit zu verbreiten, sondern den wahren Charakter des Volks, das sie schildern will, zum Gegenstand ihres eifrigsten Studiums zu machen. – Bei der Berührung unserer Litteratur erwähnt der Fürst bloß Nikolaus v. Jósika. Wenn man auch immer gestehen muß, daß er damit einen der glänzendsten Namen unserer Litteratur genannt, so darf doch nicht geläugnet werden, daß, wenn man unsere unsere Nationallitteratur dem Auslande andeuten will, man mehr als Einen Namen dabei erwähnen muß.“

So weit die Auszüge aus dem erwähnten ungarischen Blatte. Wir fügen nur Weniges bei. Jósika hat im Lande einen sehr gefeierten Namen, der ihn an die Spitze mehrerer hoffnungsvollen Talente zu stellen scheint. Gern räumen wir ihm die erste Stelle ein im Fache des National-Romans. Indessen erblicken wir auf andern Feldern der magyarischen schönen Litteratur auch andere Namen in nicht minder schönem Lichte strahlend, wenn wir auch nur auf die jetzt Lebenden uns beschränken wollen. Die Tagsblätter betreffend, möchten wir fragen: was würde man von einem Reisenden gesagt haben, der zur Zeit, da noch das ungarische Blatt Magyar Kurir in Wien herauskam, bei der Erwähnung der Journale dieser Stadt bloß geschrieben hätte: „Wien hat auch ein gutes Journal, den Magyar Kurir“. Außer den in den „Pesther Briefen“ erwähnten beiden deutschen Blättern erscheinen in Pesth wohl sechsmal so viel andere in der Nationalsprache, von denen wir nur folgende herausheben wollen: politischen Inhalts: die Hazai 's [fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen], der neuere Jelenkor und Rajzolatok; von wissenschaftlicher Richtung: [fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen] und Figyelmezö; belletristisch: [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt], Hasznos [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt], [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt], [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt] und besonders das Athenäum; ökonomisch-industriell: Ismértetö und [fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen]; dann die wissenschaftlichen Zeitschriften [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt] und [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Dabei nimmt es uns Wunder, daß dem Hrn. Verfasser nicht die ursächliche Verknüpfung einen, wenn auch nur eben so flüchtigen Blick, als die andern waren, auf die seit zwölf Jahren in Pesth bestehende, die wissenschaftliche und ästhetische Bildung der Nation nicht wenig fördernde, besonders aber das magyarische Volksthum hervorrufende ungarische Akademie richten ließ. – Zum Schlusse dieser kleinen Einrede haben wir das Vergnügen zu erklären, daß uns, die Einsender, nicht etwa gallsüchtige Polemik zu dieser Stimme vereint, sondern bloß der in uns immer rege Wunsch: dazu beizutragen, daß die im gebildeten Abendlande, namentlich in Deutschland gefaßten Vorstellungen von Ungarn von den sie noch so vielfach entstellenden Irrthümern nach und nach gereinigt und das Aufkommen neuer wo möglich verhütet werde, während wir auf der andern Seite dem Hrn. Verfasser für die Anführung mancher andern, wenn auch nicht schmeichelhaften, doch als wahr anerkannten Thatsachen hiemit öffentlich danken, da wohlbegründete Rügen, von so hoher Stellung ausgesprochen, mehr als tausend andere bessernd auf eine Nation wirken müssen, bei der, nach ihrem Eintritt ins neue Jahrhundert, das Bestreben erwacht ist, sich zu verjüngen, und in jugendlicher Frische einen in der Reihe der gebildeten europäischen Völker ihr schon längst angewiesenen beneidenswerthen Platz einzunehmen.

[1208]

Hoch oben am Gipfel des 6517 Fuß hohen Kaisersteines des Neustädter Schneeberges steht die Granitsäule, ein bleibend Denkmal der persönlichen Gegenwart Kaiser Franz des I.

Unten am Fuße des Berges gedenkt der Freund der Natur gewiß mit Dankbarkeit des hohen und gütigen Monarchen, wenn am Kaiserbrunnen die köstlichste Erfrischung den Wanderer erquickt. Nun aber soll ein drittes, erhabenes Denkmal an den unvergeßlichen, angebeteten Kaiser inmitten des Kaisersteines und des Kaiserbrunnens in einer bei 600 Fuß hohen Felsenwand erinnern.

Gewiß wird das Herz der zahllosen Vaterlandsfreunde von der süßesten Regung ergriffen, wenn sie die Einladung zur Errichtung

*) Hier thut das ungarische Blatt dem berühmten Reisenden offenbar höchlich Unrecht. Weit entfernt, die Ungarn irgend zu verdächtigen, erkennt er vielmehr in jedem Wort die edle Loyalität derselben an. Wir heben von vielen Stellen nur folgende aus: „Der Ungar scheint mir schon im Allgemeinen, wie er jetzt ist, einen sehr ehrenwerthen, für ein wohlmeinendes Gouvernement ganz ungefährlichen Nationalcharakter zu besitzen. Frei und ungebunden, ja fast ein wenig renommistisch in der Rede, ist er doch sehr bedächtig – vielleicht zu sehr manchmal – im Handeln, worin er sich z. B. ganz vom phantastischen Leichtsinn des Polen unterscheidet, wie auch darin, daß er seinen Beherrschern aufrichtig zugethan ist, trotz aller vorübergehenden Bezeugung von Unzufriedenheit. Dem Fremden, der mit einem noch so ungebärdig raisonnirenden Ungar zu lebhaft einstimmen wollte, würde es daher leicht eben so ergehen, wie dem unberufenen Schiedsrichter im Zadig mit dem streitenden Ehepaare. Dieß ist ein edler, schöner Zug des Volks, der auch, ungeachtet der ungünstigsten Verhältnisse, oft glänzend in seiner Geschichte hervortrat.“
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[0788/0012] verbreiteten falschen Vorstellungen von unserm Vaterlande widerlegen und uns den Augen des deutschen Publicums so darstellen, wie wir sind, wie dieß z. B. Paget in seinem kürzlich über unser Vaterland erschienenen englischen Werke gethan. Indessen haben wir uns getäuscht, denn der Fürst hat in seinem Briefe in jeder Hinsicht theils übertriebene, theils ganz unrichtige Bemerkungen über Ofen und Pesth mitgetheilt. Zuerst greift er unser Klima an, indem er sagt, daß man wegen Nebel und Regen fast immer das Zimmer hüten müsse. Dieß wäre ihm nun zwar zu verzeihen, denn da er mehrere Jahre im Orient gelebt hat, so konnte er natürlicherweise unsern Winter eben nicht reizend finden; indessen würde mehr als Ein Land Europa's unser Klima gern gegen das seinige eintauschen. Diesem Punkte folgen politische Ansichten, Meinungen und Vorhersagungen, von denen wir schweigen, denn in dieser Beziehung ist jedes Wort des großen „Verstorbenen“ grundlos. Es bedarf nur eines Blicks in unsere Geschichte, um zu wissen, daß die ungarische Nation der constitutionellen Regierung ihrer geliebten Fürsten jederzeit durch treue Anhänglichkeit entsprochen hat. In dieser Hinsicht also verdient jede Verdächtigung nur ein Achselzucken. *) Hierauf sagt uns das fragliche Schreiben eine sehr interessante Neuigkeit, daß nämlich in Pesth zwei gute Blätter seyen: das „Tagblatt“ und der „Spiegel“. Wir freuen uns, daß der hohe Reisende bei uns doch so leicht etwas Gutes aufzufinden gewußt hat. Doch wäre es unserer Meinung nach ziemlich gewesen, da er Ungarns Hauptstadt beschrieben, auch irgend eins der darin erscheinenden ungarischen Blätter, wenn auch nur tadelnd, zu erwähnen; denn am Ende werden die deutschen Leser glauben, daß in unserer Hauptstadt nicht ein einziges ungarisches Blatt erscheine. Es ist eine verdrießliche Sache, wenn ein Reisender bei seinem Urtheil über Länder und Völker, deren Sprache er nicht kennt, sich gezwungen sieht, sich bloß auf einige Personen seiner Umgebung zu verlassen, was häufig die üble Folge hat, daß bloß die Meinung einiger leidenschaftlichen Menschen vor das lesende Publicum kommt. Um dieses zu vermeiden, ist es nöthig, sich in Berührung mit Menschen aller Ansichten und Standpunkte zu setzen, die verschiedenen Meinungen mit einander zu vergleichen, sich in der Geschichte Raths zu erholen und dann seinem gesunden Urtheil und seiner Ueberzeugung zu folgen. Dieß that bei uns Miß Pardoe, die berühmte englische Reisende. Sie aber greift der Fürst schonungslos an, die edle Brittin, die in ihren geistvollen Schriften über den Orient hinlänglich bewiesen hat, daß es nicht ihre Art ist, nur Oberflächlichkeit zu verbreiten, sondern den wahren Charakter des Volks, das sie schildern will, zum Gegenstand ihres eifrigsten Studiums zu machen. – Bei der Berührung unserer Litteratur erwähnt der Fürst bloß Nikolaus v. Jósika. Wenn man auch immer gestehen muß, daß er damit einen der glänzendsten Namen unserer Litteratur genannt, so darf doch nicht geläugnet werden, daß, wenn man unsere unsere Nationallitteratur dem Auslande andeuten will, man mehr als Einen Namen dabei erwähnen muß.“ So weit die Auszüge aus dem erwähnten ungarischen Blatte. Wir fügen nur Weniges bei. Jósika hat im Lande einen sehr gefeierten Namen, der ihn an die Spitze mehrerer hoffnungsvollen Talente zu stellen scheint. Gern räumen wir ihm die erste Stelle ein im Fache des National-Romans. 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Verfasser für die Anführung mancher andern, wenn auch nicht schmeichelhaften, doch als wahr anerkannten Thatsachen hiemit öffentlich danken, da wohlbegründete Rügen, von so hoher Stellung ausgesprochen, mehr als tausend andere bessernd auf eine Nation wirken müssen, bei der, nach ihrem Eintritt ins neue Jahrhundert, das Bestreben erwacht ist, sich zu verjüngen, und in jugendlicher Frische einen in der Reihe der gebildeten europäischen Völker ihr schon längst angewiesenen beneidenswerthen Platz einzunehmen. [1208] Hoch oben am Gipfel des 6517 Fuß hohen Kaisersteines des Neustädter Schneeberges steht die Granitsäule, ein bleibend Denkmal der persönlichen Gegenwart Kaiser Franz des I. Unten am Fuße des Berges gedenkt der Freund der Natur gewiß mit Dankbarkeit des hohen und gütigen Monarchen, wenn am Kaiserbrunnen die köstlichste Erfrischung den Wanderer erquickt. Nun aber soll ein drittes, erhabenes Denkmal an den unvergeßlichen, angebeteten Kaiser inmitten des Kaisersteines und des Kaiserbrunnens in einer bei 600 Fuß hohen Felsenwand erinnern. Gewiß wird das Herz der zahllosen Vaterlandsfreunde von der süßesten Regung ergriffen, wenn sie die Einladung zur Errichtung *) Hier thut das ungarische Blatt dem berühmten Reisenden offenbar höchlich Unrecht. Weit entfernt, die Ungarn irgend zu verdächtigen, erkennt er vielmehr in jedem Wort die edle Loyalität derselben an. Wir heben von vielen Stellen nur folgende aus: „Der Ungar scheint mir schon im Allgemeinen, wie er jetzt ist, einen sehr ehrenwerthen, für ein wohlmeinendes Gouvernement ganz ungefährlichen Nationalcharakter zu besitzen. Frei und ungebunden, ja fast ein wenig renommistisch in der Rede, ist er doch sehr bedächtig – vielleicht zu sehr manchmal – im Handeln, worin er sich z. B. ganz vom phantastischen Leichtsinn des Polen unterscheidet, wie auch darin, daß er seinen Beherrschern aufrichtig zugethan ist, trotz aller vorübergehenden Bezeugung von Unzufriedenheit. Dem Fremden, der mit einem noch so ungebärdig raisonnirenden Ungar zu lebhaft einstimmen wollte, würde es daher leicht eben so ergehen, wie dem unberufenen Schiedsrichter im Zadig mit dem streitenden Ehepaare. Dieß ist ein edler, schöner Zug des Volks, der auch, ungeachtet der ungünstigsten Verhältnisse, oft glänzend in seiner Geschichte hervortrat.“

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 99. Augsburg, 8. April 1840, S. 0788. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_099_18400408/12>, abgerufen am 27.11.2024.