Allgemeine Zeitung. Nr. 98. Augsburg, 7. April 1840.Zuvorkommenheit zu bewilligen. Die Discussion über die Adresse wird selbst von den Mitgliedern der Opposition mit Würde und Mäßigung geführt, und selbst Olozaga, von dem man heftige Angriffe erwartete, erklärte gestern ausdrücklich, daß er und seine Freunde die Regierung in Allem unterstützen würden, was zur schnelleren Beendigung des Bürgerkrieges beitragen könne. Die Rolle des Vermittlers, welche Olozaga übernahm, um die Frage wegen der Wiederherstellung der Fueros zu lösen, scheint ihm auch jetzt die allein haltbare zu seyn, und sich dadurch das Gerücht zu bestätigen, daß er einen geheimen Vergleich mit dem Ministerium eingegangen sey. Um Mitglied des Congresses bleiben zu können, mußte er aus dem Ayuntamiento austreten, an dessen Spitze nunmehr Hr. Ferrer steht. Die Debatten über die Adresse bieten übrigens dem Auslande wenig Bemerkenswerthes dar. Der Ministerpräsident erklärte, daß, wie auch die Verhältnisse Europa's sich gestalten möchten, das Bündniß Spaniens mit Frankreich und England nicht lockerer werden würde. Als Argueiles sein Bedauern ausdrückte, daß es der Regierung noch immer nicht gelungen sey, diejenigen Mächte, welche die Königin von Spanien noch nicht anerkannt hatten, zu freundlicheren Gesinnungen zu bewegen, erwiederte Hr. Perez de Castro, man könne jene Mächte nicht zwingen, und Spanien selbst dürfe sich von seiner Würde nichts vergeben. Zwischen der diesseitigen Regierung und der portugiesischen ist übrigens eine ernsthafte Spannung eingetreten, indem letztere, auf nichtige Ausfluchte gestützt, seit Jahren sich weigert, den Vertrag wegen der Beschiffung des Duero in Ausführung zu bringen. Hr. Perez de Castro schrieb diese üble Lage der Dinge dem Emporkommen der exaltirten Partei in Portugal zu, drückte indessen die Hoffnung aus, auf dem Wege der Unterhandlungen eine friedliche Auskunft zu finden. Wie sehr sich hier in Madrid der Geschmack an den Uebertreibungen der revolutionären Partei verliert, ist auch daraus zu entnehmen, daß von den zwei Blättern, auf welche sich schon seit längerer Zeit die Vertheidiger der Anarchie beschränkt sahen, nun auch das eine, "la Legalidad," aus Mangel an Abnehmern eingegangen ist, und nur das Eco del Comercio sich noch mit Mühe erhalten kann, während alle andern hier erscheinenden Tagesblätter das monarchische Princip, und das Bedürfniß, den Auswüchsen der Constitution durch strenge organische Gesetze abzuhelfen, mit Nachdruck und Aufrichtigkeit vertheidigen. Das Eco de Aragon vom 27 März schreibt von dem Kriegsschauplatz in Niederaragon vom 25: "Unsere Artillerie hat gestern in den Mauern des Forts von Castellote Bresche geschossen. Die schwarze Todesfahne, die auf den Mauern aufgesteckt war, wurde von einer Kugel abgerissen und durch den Wind in unser Lager getrieben, wo sie derbe Soldatenwitze anregte. Unsere Truppen verlangten zu stürmen, der Oberbefehlshaber jedoch will ihr Blut schonen und hält die Wirkungen seines Geschützes für hinreichend. Die Besatzung verlangt zu capituliren, ihre Bedingungen sind jedoch übertrieben. (Daß sie seither auf Gnade und Ungnade sich ergeben, wurde bereits berichtet.) Unsere Soldaten leiden furchtbar unter der Kälte, die durch eisige Winde noch unerträglicher gemacht ist. Der tapfere Commandant des Regiments Bourbon, Cendrera, ist noch nicht gestorben, und man hofft sein Aufkommen. - Nach Berichten aus Gerona vom 24 März haben in Catalonien die Carlistische Junta zu Berga und General Segarra die Ernennung Cabrera's zum Generalissimus der Armeen von Catalonien, Valencia, Aragon und Murcia anerkannt. In Berga wurde zur Feier der Ernennung, nachdem dieselbe den Truppen auf dem öffentlichen Platze verkündet worden war, ein Tedeum abgehalten. Großbritannien. London, 31 März. Die amtliche Gazette vom heutigen zeigt nun wirklich an, daß die Königin geruht habe, die sehr ehrenwerthe Lady Cecilia Letitia Underwood (älteste überlebende Tochter von Arthur Saunders, zweitem Grafen v. Arran, und von Elizabeth, Tochter von Richard Underwood Esq. in Dublin) für sich und ihre rechtmäßigen männlichen Erben zur herzoglichen Würde des vereinigten Königsreichs Großbritannien und Irland, unter dem Titel "Herzogin v. Inverneß," zu erheben. Womit die zweite Ehe des Herzogs von Sussex also anerkannt ist. In der Unterhaussitzung am 30 März bevorwortete Lord J. Russell mit einer Lobrede, worin er die Verdienste Lord J. Seatons (Sir J. Colborne's) in einem 45jährigen Staatsdienst schilderte, den Antrag, demselben, vom 23 März d. J. an gerechnet, eine Pension von 2000 Pf. St. jährlich für ihn und seine zwei überlebenden nächsten männlichen Erben zu bewilligen. Sir R. Peel und Sir H. Hardinge stimmten diesem Vorschlag mit Wärme bei; Hr. Hume aber wollte darin eine abermalige Verschleuderung der Staatsgelder erblicken, zumal da Sir J. Colborne, weit entfernt in Canada sich so besondere Verdienste um das Vaterland erworben zu haben, vielmehr durch unkluge Strenge nach Lord Gosfords Rücktritt, namentlich durch unnöthige Verhaftungen politisch Verdächtiger, wesentlich zum Ausbruch des zweiten Aufstandes beigetragen habe. Hume's Amendement auf Verwerfung der ministeriellen Resolution wurde mit 82 gegen 16 Stimmen verneint, und diese sofort für angenommen erklärt. - Hrn. Villiers Motion in Betreff der Korngesetze ist auf den 1 April vertagt. Seit gestern tragen sich die Toryjournale mit dem Gerücht, die Minister beabsichtigten eine Parlamentsauflösung, und zwar schon auf den 2 April. Als Grund wird theils die von den Ministern erlittene Niederlage bei zweiter Lesung der Stanley'schen Registrationsbill für Irland, theils ihre Furcht vor Sir J. Grahams auf den 7 April anstehender Motion wegen China's angeführt. In letzterer Beziehung sagt die Times: "Lord J. Russell hat ein so peremtorisches Umlaufschreiben, wie noch selten ein Minister, an die Unterhausmitglieder seiner Partei erlassen, um sie zu der Sitzung am 7 April einzuladen. Das Cabinet ist in Verlegenheit, was es in dieser Krisis thun soll. Einige der Minister schlagen vor, das Ergebniß der Abstimmung abzuwarten, und, wenn sie geschlagen werden, abzudanken; eine andere Fraction hält es für besser, die Demüthigung einer abermaligen Niederlage zu vermeiden und darum das Haus noch vor der Debatte aufzulösen, um so eine kurze Fristung ihres Machtbesitzes und noch ein vierteljähriges Salar zu gewinnen. Wir haben noch nicht vernommen, was diese weise und uneigennützige Körperschaft für einen Beschluß gefaßt hat." Nuri Effendi, außerordentlicher Botschafter der hohen Pforte auf einer Specialmission nach England, ist am 29 März in dem türkischen Gesandtschaftshotel in London, Bryanstone-Square, abgestiegen. (Courier.) Eine Privatcorrespondenz, auf die wir einiges Gewicht legen, benachrichtigt uns, daß ein Vertrag zwischen dem brittischen Cabinet und dem russischen Botschafter am Vorabend des Abschlusses stehe. Der Czar, um England ganz von der Sphäre Frankreichs abzulösen, hat Hrn. v. Brunnow neuerlich ermächtigt, dem Lord Palmerston mehrere wichtige Zugeständnisse zu machen. Die Thatsache, - daß ein türkischer Botschafter einer Conferenz der europäischen Großmächte über die Angelegenheiten der Türkei beiwohnt, zeigt schon allein an, daß Zuvorkommenheit zu bewilligen. Die Discussion über die Adresse wird selbst von den Mitgliedern der Opposition mit Würde und Mäßigung geführt, und selbst Olozaga, von dem man heftige Angriffe erwartete, erklärte gestern ausdrücklich, daß er und seine Freunde die Regierung in Allem unterstützen würden, was zur schnelleren Beendigung des Bürgerkrieges beitragen könne. Die Rolle des Vermittlers, welche Olozaga übernahm, um die Frage wegen der Wiederherstellung der Fueros zu lösen, scheint ihm auch jetzt die allein haltbare zu seyn, und sich dadurch das Gerücht zu bestätigen, daß er einen geheimen Vergleich mit dem Ministerium eingegangen sey. Um Mitglied des Congresses bleiben zu können, mußte er aus dem Ayuntamiento austreten, an dessen Spitze nunmehr Hr. Ferrer steht. Die Debatten über die Adresse bieten übrigens dem Auslande wenig Bemerkenswerthes dar. Der Ministerpräsident erklärte, daß, wie auch die Verhältnisse Europa's sich gestalten möchten, das Bündniß Spaniens mit Frankreich und England nicht lockerer werden würde. Als Argueiles sein Bedauern ausdrückte, daß es der Regierung noch immer nicht gelungen sey, diejenigen Mächte, welche die Königin von Spanien noch nicht anerkannt hatten, zu freundlicheren Gesinnungen zu bewegen, erwiederte Hr. Perez de Castro, man könne jene Mächte nicht zwingen, und Spanien selbst dürfe sich von seiner Würde nichts vergeben. Zwischen der diesseitigen Regierung und der portugiesischen ist übrigens eine ernsthafte Spannung eingetreten, indem letztere, auf nichtige Ausfluchte gestützt, seit Jahren sich weigert, den Vertrag wegen der Beschiffung des Duero in Ausführung zu bringen. Hr. Perez de Castro schrieb diese üble Lage der Dinge dem Emporkommen der exaltirten Partei in Portugal zu, drückte indessen die Hoffnung aus, auf dem Wege der Unterhandlungen eine friedliche Auskunft zu finden. Wie sehr sich hier in Madrid der Geschmack an den Uebertreibungen der revolutionären Partei verliert, ist auch daraus zu entnehmen, daß von den zwei Blättern, auf welche sich schon seit längerer Zeit die Vertheidiger der Anarchie beschränkt sahen, nun auch das eine, „la Legalidad,“ aus Mangel an Abnehmern eingegangen ist, und nur das Eco del Comercio sich noch mit Mühe erhalten kann, während alle andern hier erscheinenden Tagesblätter das monarchische Princip, und das Bedürfniß, den Auswüchsen der Constitution durch strenge organische Gesetze abzuhelfen, mit Nachdruck und Aufrichtigkeit vertheidigen. Das Eco de Aragon vom 27 März schreibt von dem Kriegsschauplatz in Niederaragon vom 25: „Unsere Artillerie hat gestern in den Mauern des Forts von Castellote Bresche geschossen. Die schwarze Todesfahne, die auf den Mauern aufgesteckt war, wurde von einer Kugel abgerissen und durch den Wind in unser Lager getrieben, wo sie derbe Soldatenwitze anregte. Unsere Truppen verlangten zu stürmen, der Oberbefehlshaber jedoch will ihr Blut schonen und hält die Wirkungen seines Geschützes für hinreichend. Die Besatzung verlangt zu capituliren, ihre Bedingungen sind jedoch übertrieben. (Daß sie seither auf Gnade und Ungnade sich ergeben, wurde bereits berichtet.) Unsere Soldaten leiden furchtbar unter der Kälte, die durch eisige Winde noch unerträglicher gemacht ist. Der tapfere Commandant des Regiments Bourbon, Cendrera, ist noch nicht gestorben, und man hofft sein Aufkommen. – Nach Berichten aus Gerona vom 24 März haben in Catalonien die Carlistische Junta zu Berga und General Segarra die Ernennung Cabrera's zum Generalissimus der Armeen von Catalonien, Valencia, Aragon und Murcia anerkannt. In Berga wurde zur Feier der Ernennung, nachdem dieselbe den Truppen auf dem öffentlichen Platze verkündet worden war, ein Tedeum abgehalten. Großbritannien. London, 31 März. Die amtliche Gazette vom heutigen zeigt nun wirklich an, daß die Königin geruht habe, die sehr ehrenwerthe Lady Cecilia Letitia Underwood (älteste überlebende Tochter von Arthur Saunders, zweitem Grafen v. Arran, und von Elizabeth, Tochter von Richard Underwood Esq. in Dublin) für sich und ihre rechtmäßigen männlichen Erben zur herzoglichen Würde des vereinigten Königsreichs Großbritannien und Irland, unter dem Titel „Herzogin v. Inverneß,“ zu erheben. Womit die zweite Ehe des Herzogs von Sussex also anerkannt ist. In der Unterhaussitzung am 30 März bevorwortete Lord J. Russell mit einer Lobrede, worin er die Verdienste Lord J. Seatons (Sir J. Colborne's) in einem 45jährigen Staatsdienst schilderte, den Antrag, demselben, vom 23 März d. J. an gerechnet, eine Pension von 2000 Pf. St. jährlich für ihn und seine zwei überlebenden nächsten männlichen Erben zu bewilligen. Sir R. Peel und Sir H. Hardinge stimmten diesem Vorschlag mit Wärme bei; Hr. Hume aber wollte darin eine abermalige Verschleuderung der Staatsgelder erblicken, zumal da Sir J. Colborne, weit entfernt in Canada sich so besondere Verdienste um das Vaterland erworben zu haben, vielmehr durch unkluge Strenge nach Lord Gosfords Rücktritt, namentlich durch unnöthige Verhaftungen politisch Verdächtiger, wesentlich zum Ausbruch des zweiten Aufstandes beigetragen habe. Hume's Amendement auf Verwerfung der ministeriellen Resolution wurde mit 82 gegen 16 Stimmen verneint, und diese sofort für angenommen erklärt. – Hrn. Villiers Motion in Betreff der Korngesetze ist auf den 1 April vertagt. Seit gestern tragen sich die Toryjournale mit dem Gerücht, die Minister beabsichtigten eine Parlamentsauflösung, und zwar schon auf den 2 April. Als Grund wird theils die von den Ministern erlittene Niederlage bei zweiter Lesung der Stanley'schen Registrationsbill für Irland, theils ihre Furcht vor Sir J. Grahams auf den 7 April anstehender Motion wegen China's angeführt. In letzterer Beziehung sagt die Times: „Lord J. Russell hat ein so peremtorisches Umlaufschreiben, wie noch selten ein Minister, an die Unterhausmitglieder seiner Partei erlassen, um sie zu der Sitzung am 7 April einzuladen. Das Cabinet ist in Verlegenheit, was es in dieser Krisis thun soll. Einige der Minister schlagen vor, das Ergebniß der Abstimmung abzuwarten, und, wenn sie geschlagen werden, abzudanken; eine andere Fraction hält es für besser, die Demüthigung einer abermaligen Niederlage zu vermeiden und darum das Haus noch vor der Debatte aufzulösen, um so eine kurze Fristung ihres Machtbesitzes und noch ein vierteljähriges Salar zu gewinnen. Wir haben noch nicht vernommen, was diese weise und uneigennützige Körperschaft für einen Beschluß gefaßt hat.“ Nuri Effendi, außerordentlicher Botschafter der hohen Pforte auf einer Specialmission nach England, ist am 29 März in dem türkischen Gesandtschaftshotel in London, Bryanstone-Square, abgestiegen. (Courier.) Eine Privatcorrespondenz, auf die wir einiges Gewicht legen, benachrichtigt uns, daß ein Vertrag zwischen dem brittischen Cabinet und dem russischen Botschafter am Vorabend des Abschlusses stehe. Der Czar, um England ganz von der Sphäre Frankreichs abzulösen, hat Hrn. v. Brunnow neuerlich ermächtigt, dem Lord Palmerston mehrere wichtige Zugeständnisse zu machen. Die Thatsache, – daß ein türkischer Botschafter einer Conferenz der europäischen Großmächte über die Angelegenheiten der Türkei beiwohnt, zeigt schon allein an, daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0002" n="0778"/> Zuvorkommenheit zu bewilligen. Die Discussion über die Adresse wird selbst von den Mitgliedern der Opposition mit Würde und Mäßigung geführt, und selbst Olozaga, von dem man heftige Angriffe erwartete, erklärte gestern ausdrücklich, daß er und seine Freunde die Regierung in Allem unterstützen würden, was zur schnelleren Beendigung des Bürgerkrieges beitragen könne. Die Rolle des Vermittlers, welche Olozaga übernahm, um die Frage wegen der Wiederherstellung der Fueros zu lösen, scheint ihm auch jetzt die allein haltbare zu seyn, und sich dadurch das Gerücht zu bestätigen, daß er einen geheimen Vergleich mit dem Ministerium eingegangen sey. Um Mitglied des Congresses bleiben zu können, mußte er aus dem Ayuntamiento austreten, an dessen Spitze nunmehr Hr. Ferrer steht. Die Debatten über die Adresse bieten übrigens dem Auslande wenig Bemerkenswerthes dar. Der Ministerpräsident erklärte, daß, wie auch die Verhältnisse Europa's sich gestalten möchten, das Bündniß Spaniens mit Frankreich und England nicht lockerer werden würde. Als Argueiles sein Bedauern ausdrückte, daß es der Regierung noch immer nicht gelungen sey, diejenigen Mächte, welche die Königin von Spanien noch nicht anerkannt hatten, zu freundlicheren Gesinnungen zu bewegen, erwiederte Hr. Perez de Castro, man könne jene Mächte nicht zwingen, und Spanien selbst dürfe sich von seiner Würde nichts vergeben. Zwischen der diesseitigen Regierung und der portugiesischen ist übrigens eine ernsthafte Spannung eingetreten, indem letztere, auf nichtige Ausfluchte gestützt, seit Jahren sich weigert, den Vertrag wegen der Beschiffung des Duero in Ausführung zu bringen. Hr. Perez de Castro schrieb diese üble Lage der Dinge dem Emporkommen der exaltirten Partei in Portugal zu, drückte indessen die Hoffnung aus, auf dem Wege der Unterhandlungen eine friedliche Auskunft zu finden. Wie sehr sich hier in Madrid der Geschmack an den Uebertreibungen der revolutionären Partei verliert, ist auch daraus zu entnehmen, daß von den zwei Blättern, auf welche sich schon seit längerer Zeit die Vertheidiger der Anarchie beschränkt sahen, nun auch das eine, „la Legalidad,“ aus Mangel an Abnehmern eingegangen ist, und nur das Eco del Comercio sich noch mit Mühe erhalten kann, während alle andern hier erscheinenden Tagesblätter das monarchische Princip, und das Bedürfniß, den Auswüchsen der Constitution durch strenge organische Gesetze abzuhelfen, mit Nachdruck und Aufrichtigkeit vertheidigen. </p><lb/> <p>Das <hi rendition="#g">Eco de Aragon</hi> vom 27 März schreibt von dem <hi rendition="#b">Kriegsschauplatz</hi> in Niederaragon vom 25: „Unsere Artillerie hat gestern in den Mauern des Forts von Castellote Bresche geschossen. 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Das Eco de Aragon vom 27 März schreibt von dem Kriegsschauplatz in Niederaragon vom 25: „Unsere Artillerie hat gestern in den Mauern des Forts von Castellote Bresche geschossen. Die schwarze Todesfahne, die auf den Mauern aufgesteckt war, wurde von einer Kugel abgerissen und durch den Wind in unser Lager getrieben, wo sie derbe Soldatenwitze anregte. Unsere Truppen verlangten zu stürmen, der Oberbefehlshaber jedoch will ihr Blut schonen und hält die Wirkungen seines Geschützes für hinreichend. Die Besatzung verlangt zu capituliren, ihre Bedingungen sind jedoch übertrieben. (Daß sie seither auf Gnade und Ungnade sich ergeben, wurde bereits berichtet.) Unsere Soldaten leiden furchtbar unter der Kälte, die durch eisige Winde noch unerträglicher gemacht ist. Der tapfere Commandant des Regiments Bourbon, Cendrera, ist noch nicht gestorben, und man hofft sein Aufkommen. – Nach Berichten aus Gerona vom 24 März haben in Catalonien die Carlistische Junta zu Berga und General Segarra die Ernennung Cabrera's zum Generalissimus der Armeen von Catalonien, Valencia, Aragon und Murcia anerkannt. In Berga wurde zur Feier der Ernennung, nachdem dieselbe den Truppen auf dem öffentlichen Platze verkündet worden war, ein Tedeum abgehalten.
Großbritannien.
_ London, 31 März.
Die amtliche Gazette vom heutigen zeigt nun wirklich an, daß die Königin geruht habe, die sehr ehrenwerthe Lady Cecilia Letitia Underwood (älteste überlebende Tochter von Arthur Saunders, zweitem Grafen v. Arran, und von Elizabeth, Tochter von Richard Underwood Esq. in Dublin) für sich und ihre rechtmäßigen männlichen Erben zur herzoglichen Würde des vereinigten Königsreichs Großbritannien und Irland, unter dem Titel „Herzogin v. Inverneß,“ zu erheben. Womit die zweite Ehe des Herzogs von Sussex also anerkannt ist.
In der Unterhaussitzung am 30 März bevorwortete Lord J. Russell mit einer Lobrede, worin er die Verdienste Lord J. Seatons (Sir J. Colborne's) in einem 45jährigen Staatsdienst schilderte, den Antrag, demselben, vom 23 März d. J. an gerechnet, eine Pension von 2000 Pf. St. jährlich für ihn und seine zwei überlebenden nächsten männlichen Erben zu bewilligen. Sir R. Peel und Sir H. Hardinge stimmten diesem Vorschlag mit Wärme bei; Hr. Hume aber wollte darin eine abermalige Verschleuderung der Staatsgelder erblicken, zumal da Sir J. Colborne, weit entfernt in Canada sich so besondere Verdienste um das Vaterland erworben zu haben, vielmehr durch unkluge Strenge nach Lord Gosfords Rücktritt, namentlich durch unnöthige Verhaftungen politisch Verdächtiger, wesentlich zum Ausbruch des zweiten Aufstandes beigetragen habe. Hume's Amendement auf Verwerfung der ministeriellen Resolution wurde mit 82 gegen 16 Stimmen verneint, und diese sofort für angenommen erklärt. – Hrn. Villiers Motion in Betreff der Korngesetze ist auf den 1 April vertagt.
Seit gestern tragen sich die Toryjournale mit dem Gerücht, die Minister beabsichtigten eine Parlamentsauflösung, und zwar schon auf den 2 April. Als Grund wird theils die von den Ministern erlittene Niederlage bei zweiter Lesung der Stanley'schen Registrationsbill für Irland, theils ihre Furcht vor Sir J. Grahams auf den 7 April anstehender Motion wegen China's angeführt. In letzterer Beziehung sagt die Times: „Lord J. Russell hat ein so peremtorisches Umlaufschreiben, wie noch selten ein Minister, an die Unterhausmitglieder seiner Partei erlassen, um sie zu der Sitzung am 7 April einzuladen. Das Cabinet ist in Verlegenheit, was es in dieser Krisis thun soll. Einige der Minister schlagen vor, das Ergebniß der Abstimmung abzuwarten, und, wenn sie geschlagen werden, abzudanken; eine andere Fraction hält es für besser, die Demüthigung einer abermaligen Niederlage zu vermeiden und darum das Haus noch vor der Debatte aufzulösen, um so eine kurze Fristung ihres Machtbesitzes und noch ein vierteljähriges Salar zu gewinnen. Wir haben noch nicht vernommen, was diese weise und uneigennützige Körperschaft für einen Beschluß gefaßt hat.“
Nuri Effendi, außerordentlicher Botschafter der hohen Pforte auf einer Specialmission nach England, ist am 29 März in dem türkischen Gesandtschaftshotel in London, Bryanstone-Square, abgestiegen.
(Courier.) Eine Privatcorrespondenz, auf die wir einiges Gewicht legen, benachrichtigt uns, daß ein Vertrag zwischen dem brittischen Cabinet und dem russischen Botschafter am Vorabend des Abschlusses stehe. Der Czar, um England ganz von der Sphäre Frankreichs abzulösen, hat Hrn. v. Brunnow neuerlich ermächtigt, dem Lord Palmerston mehrere wichtige Zugeständnisse zu machen. Die Thatsache, – daß ein türkischer Botschafter einer Conferenz der europäischen Großmächte über die Angelegenheiten der Türkei beiwohnt, zeigt schon allein an, daß
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