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Allgemeine Zeitung. Nr. 94. Augsburg, 3. April 1840.

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Sie wissen Alle, was die Coalition gewollt hat, die Coalition, an welcher ich so viel Theil genommen, als ich nehmen konnte. (Gelächter.) Ich trat in diese Coalition aus ganz einfachen Motiven. Ich glaubte, in ihr den Gedanken zu sehen, daß bei der Berathung aller ernsten Interessen Frankreichs, von denen vielleicht seine Zukunft, seine Macht, sein Einfluß abhängt, daß bei dieser Berathung Männer, die von sehr verschiedenen politischen Gesichtspunkten ausgehen, ihre redliche Einsicht und ihre treue Mitwirkung zum Wohl des Landes gemeinsam geltend machen könnten. Ich sah also in dem Gedanken der Coalition und in dem parlamentarischen Princip ein Mittel, das Interesse Frankreichs von jedem andern Interesse genau zu scheiden. Am Tage, wo die Revolution vollbracht worden, sind wir, ich und meine Freunde, mit unserm persönlichen Recht isolirt geblieben. Dieses Recht wurde aufrecht erhalten, wurde anerkannt; wir wollten es ausüben; wir kamen im Vertrauen auf die vom Land übernommene politische Verpflichtung, um in Ihrer Mitte über die Revolution, welche wir nicht gemacht hatten, zu berathen und unser Recht als Staatsbürger zu üben. Eine Gelegenheit zeigte sich, welche dieses Recht noch edler, noch würdevoller, noch wichtiger machen konnte; ich ergriff diese Gelegenheit eifrig, und trat in eine Coalition, deren Princip die parlamentarische Regierung war. Wir erblickten hier ein ehrenvolles Terrain, auf welchem die, welche durch ihre Grundsätze fern gehalten wurden von jedem durch die Depositäre der Staatsgewalt ausgetheilten Amte, offen, loyal, ohne systematischen Oppositionsgeist über alle Interessen des Landes mit berathen konnten. Franzose, der ich bin, sah ich wohl, daß auch ihr Franzosen seyd; ich fühlte an dem Schlag meiner Pulse, daß auch in euren Adern französisches Blut rolle; ich erkannte, daß eure Herzen gleich dem meinigen sich höher hoben, wenn es die Ehre, die Würde, das Uebergewicht meines Vaterlandes galt; da konnte ich keiner andern Meinung seyn als ihr, und ich habe es laut verkündigt. Aber denkt wohl daran, je ernster ihr die Lage nennt, desto weniger dürft ihr euch in eine ungewisse, verhüllte Stellung setzen, desto entschiedener müßt ihr euch waffnen mit euren Principien, desto offener sie aussprechen am Lichte des Tages. Ihr sprecht von materiellen Interessen und sagt, daß die Versöhnung bereits in den Sachen liege. Aber nur das Zuwarten liegt in den Sachen, nicht die Versöhnung. Es bedarf einer starken Hand, eines unabhängigen Ministeriums, um zum allgemeinen Wohl des Landes die großen materiellen Interessen, welche es spalten, die Interessen der Producenten und der Consumenten, des Mutterlandes und der Colonien, des Weins und des Eisens zu versöhnen. Um ein System inmitten eines Volkes festzustellen, welches so große Einsicht in seine Interessen hat, bedarf es eines großen Ansehens der Regierung, einer hohen politischen Stellung, einer festen und energischen Principienerklärung, nicht jener matten Versuche der Verführung, die nur vergebliche Ausrufe an Männer sind, welche nicht kommen wollen. Wenn ich von den auswärtigen Angelegenheiten, deren ernste, unermeßliche Wichtigkeit Sie selbst verkündet haben, sprechen und dabei nichts verheimlichen, die Dinge ohne Uebertreibung darstellen wollte, würden Sie, Herr Präsident des Conseils und Minister der auswärtigen Angelegenheiten, da nicht besonders heute das Bedürfniß einer Stärke, einer Macht, eines großen Gewichts fühlen, das auf einen legitimen Einfluß im Lande sich stützen könnte? Dieß ist die Lage der Dinge, dieß die Stellung, für die ihr zu wirken habt, die ihr vertheidigen müßt. Minister, die ihr aus den Reihen der Opposition hervorgetreten, ihr dürft euch als Kinder der Revolution proclamiren, ihr dürft euch brüsten mit deren Stolz, ihr dürft vertrauen auf ihre Kraft; aber ihr müßt ihre Schuld bezahlen. Die Revolution hat dem Land in der Entwicklung, in der Stärke ihrer Principien eine neue Macht versprochen, welche seinen Einfluß, seine Würde, seine Industrie, seine Verbindungen, seine wenigstens geistige Herrschaft in der Welt stärken und erhöhen solle. Die Revolution muß ihre Schuld bezahlen, und auf euch ruht diese Schuld. Die Principien, welche nach fünfzehn Jahren einer fortgesetzten Opposition gesiegt haben, diese Principien sind Verpflichtungen gegen das Land für die Dinge, die man ihm versprochen. Bewaffnet euch keck und muthig mit den Kräften, welche der Revolution eigen sind, die ihr vollbracht habt. Ihr seyd uns die Anwendung dieser Kräfte, die energische, offene, unverhüllte Anwendung schuldig; ihr schuldet uns die ganze versprochene Stärke als Ersatz für die Stärke, die dem Lande genommen worden." (Die Antwort des Conseilpräsidenten findet sich in der heutigen Zeitung.)

Die Vereinigungsbill für die Canadas.

(Beschluß.)

Lord J. Russell fuhr fort: "Ich will keine Discussion über einen Punkt herbeiführen, der in Ober-Canada vor einiger Zeit so viele Aufregung veranlaßte: über die Frage der Verantwortlichkeit der Colonialgouverneure. Meine schon öfter ausgesprochene Meinung ist, die amtlichen Diener des Gouverneurs sollten genau derselben Verantwortlichkeit unterstellt seyn, wie die Minister im Mutterland; hingegen finde ich es unbillig, wenn das Repräsentantenhaus einer Colonie den Gouverneur für Acte verantwortlich machen will, zu denen er die Ordres direct von der Krone erhält. An diese legislativen Einrichtungen sollen sich dann Municipalinstitute mit einer beschränkten Besteuerungsbefugniß anreihen, und zu diesem Behuf Ober-Canada, wo solche townships theilweise schon bestehen, in fünfzehn, Nieder-Canada etwa in 25 Localbezirke eingetheilt werden." In Bezug auf Auswanderung bemerkte der Minister: "Sowohl in Ober- als in Nieder-Canada stehen der Einwanderung große Schwierigkeiten im Weg. Die Art, wie die Landtaxen aufgelegt werden und wie die Ländereienverkäufe in Ober-Canada zu geschehen pflegen, verlaßt viele aus England in Canada Eingewanderte, sogleich in die Vereinigten Staaten weiter zu ziehen, wo sie Taglöhner werden. Ein Heilmittel gegen dieses, dem Gedeihen der Colonie so hinderliche Uebel ist unerläßlich nöthig. Ich bin auch hinsichtlich Canada's entschieden für das System Hrn. Wakefields, das den Einwanderer in den Stand setzt, zu fixem Preis einen gewissen Flächenraum Landes zu erwerben, ohne auf den Auctionsmarkt zu gehen und hier mit Speculanten zu concurriren, welche bloß des Handels wegen, nicht zum Anbau, Land einzukaufen suchen. In Bezug auf die praktische Ausführung dieses Princips will ich zur Zeit nicht mehr sagen, da der Generalgouverneur eine eigene Depesche darüber einzusenden versprochen hat; doch kann ich nicht umhin, schon jetzt meine Ueberzeugung auszusprechen, daß im Zustande Canada's eine große und segensreiche Umwandlung binnen wenigen Jahren zu erwarten steht, wenn wir dafür sorgen, daß die Verwaltung der Kronländereien offen und öffentlich durch kundige Beamte von erprobter Redlichkeit geführt werde." (Hört!) Hr. Hume frägt, was hinsichtlich der parlamentarischen Wahlqualification in Canada beabsichtigt werde. Lord J. Russell antwortet, an dem Census für die Wähler solle nichts geändert, für die passitive Wahlberechtigung aber eine Qualification von 500 Pf.

Sie wissen Alle, was die Coalition gewollt hat, die Coalition, an welcher ich so viel Theil genommen, als ich nehmen konnte. (Gelächter.) Ich trat in diese Coalition aus ganz einfachen Motiven. Ich glaubte, in ihr den Gedanken zu sehen, daß bei der Berathung aller ernsten Interessen Frankreichs, von denen vielleicht seine Zukunft, seine Macht, sein Einfluß abhängt, daß bei dieser Berathung Männer, die von sehr verschiedenen politischen Gesichtspunkten ausgehen, ihre redliche Einsicht und ihre treue Mitwirkung zum Wohl des Landes gemeinsam geltend machen könnten. Ich sah also in dem Gedanken der Coalition und in dem parlamentarischen Princip ein Mittel, das Interesse Frankreichs von jedem andern Interesse genau zu scheiden. Am Tage, wo die Revolution vollbracht worden, sind wir, ich und meine Freunde, mit unserm persönlichen Recht isolirt geblieben. Dieses Recht wurde aufrecht erhalten, wurde anerkannt; wir wollten es ausüben; wir kamen im Vertrauen auf die vom Land übernommene politische Verpflichtung, um in Ihrer Mitte über die Revolution, welche wir nicht gemacht hatten, zu berathen und unser Recht als Staatsbürger zu üben. Eine Gelegenheit zeigte sich, welche dieses Recht noch edler, noch würdevoller, noch wichtiger machen konnte; ich ergriff diese Gelegenheit eifrig, und trat in eine Coalition, deren Princip die parlamentarische Regierung war. Wir erblickten hier ein ehrenvolles Terrain, auf welchem die, welche durch ihre Grundsätze fern gehalten wurden von jedem durch die Depositäre der Staatsgewalt ausgetheilten Amte, offen, loyal, ohne systematischen Oppositionsgeist über alle Interessen des Landes mit berathen konnten. Franzose, der ich bin, sah ich wohl, daß auch ihr Franzosen seyd; ich fühlte an dem Schlag meiner Pulse, daß auch in euren Adern französisches Blut rolle; ich erkannte, daß eure Herzen gleich dem meinigen sich höher hoben, wenn es die Ehre, die Würde, das Uebergewicht meines Vaterlandes galt; da konnte ich keiner andern Meinung seyn als ihr, und ich habe es laut verkündigt. Aber denkt wohl daran, je ernster ihr die Lage nennt, desto weniger dürft ihr euch in eine ungewisse, verhüllte Stellung setzen, desto entschiedener müßt ihr euch waffnen mit euren Principien, desto offener sie aussprechen am Lichte des Tages. Ihr sprecht von materiellen Interessen und sagt, daß die Versöhnung bereits in den Sachen liege. Aber nur das Zuwarten liegt in den Sachen, nicht die Versöhnung. Es bedarf einer starken Hand, eines unabhängigen Ministeriums, um zum allgemeinen Wohl des Landes die großen materiellen Interessen, welche es spalten, die Interessen der Producenten und der Consumenten, des Mutterlandes und der Colonien, des Weins und des Eisens zu versöhnen. Um ein System inmitten eines Volkes festzustellen, welches so große Einsicht in seine Interessen hat, bedarf es eines großen Ansehens der Regierung, einer hohen politischen Stellung, einer festen und energischen Principienerklärung, nicht jener matten Versuche der Verführung, die nur vergebliche Ausrufe an Männer sind, welche nicht kommen wollen. Wenn ich von den auswärtigen Angelegenheiten, deren ernste, unermeßliche Wichtigkeit Sie selbst verkündet haben, sprechen und dabei nichts verheimlichen, die Dinge ohne Uebertreibung darstellen wollte, würden Sie, Herr Präsident des Conseils und Minister der auswärtigen Angelegenheiten, da nicht besonders heute das Bedürfniß einer Stärke, einer Macht, eines großen Gewichts fühlen, das auf einen legitimen Einfluß im Lande sich stützen könnte? Dieß ist die Lage der Dinge, dieß die Stellung, für die ihr zu wirken habt, die ihr vertheidigen müßt. Minister, die ihr aus den Reihen der Opposition hervorgetreten, ihr dürft euch als Kinder der Revolution proclamiren, ihr dürft euch brüsten mit deren Stolz, ihr dürft vertrauen auf ihre Kraft; aber ihr müßt ihre Schuld bezahlen. Die Revolution hat dem Land in der Entwicklung, in der Stärke ihrer Principien eine neue Macht versprochen, welche seinen Einfluß, seine Würde, seine Industrie, seine Verbindungen, seine wenigstens geistige Herrschaft in der Welt stärken und erhöhen solle. Die Revolution muß ihre Schuld bezahlen, und auf euch ruht diese Schuld. Die Principien, welche nach fünfzehn Jahren einer fortgesetzten Opposition gesiegt haben, diese Principien sind Verpflichtungen gegen das Land für die Dinge, die man ihm versprochen. Bewaffnet euch keck und muthig mit den Kräften, welche der Revolution eigen sind, die ihr vollbracht habt. Ihr seyd uns die Anwendung dieser Kräfte, die energische, offene, unverhüllte Anwendung schuldig; ihr schuldet uns die ganze versprochene Stärke als Ersatz für die Stärke, die dem Lande genommen worden.“ (Die Antwort des Conseilpräsidenten findet sich in der heutigen Zeitung.)

Die Vereinigungsbill für die Canadas.

(Beschluß.)

Lord J. Russell fuhr fort: „Ich will keine Discussion über einen Punkt herbeiführen, der in Ober-Canada vor einiger Zeit so viele Aufregung veranlaßte: über die Frage der Verantwortlichkeit der Colonialgouverneure. Meine schon öfter ausgesprochene Meinung ist, die amtlichen Diener des Gouverneurs sollten genau derselben Verantwortlichkeit unterstellt seyn, wie die Minister im Mutterland; hingegen finde ich es unbillig, wenn das Repräsentantenhaus einer Colonie den Gouverneur für Acte verantwortlich machen will, zu denen er die Ordres direct von der Krone erhält. An diese legislativen Einrichtungen sollen sich dann Municipalinstitute mit einer beschränkten Besteuerungsbefugniß anreihen, und zu diesem Behuf Ober-Canada, wo solche townships theilweise schon bestehen, in fünfzehn, Nieder-Canada etwa in 25 Localbezirke eingetheilt werden.“ In Bezug auf Auswanderung bemerkte der Minister: „Sowohl in Ober- als in Nieder-Canada stehen der Einwanderung große Schwierigkeiten im Weg. Die Art, wie die Landtaxen aufgelegt werden und wie die Ländereienverkäufe in Ober-Canada zu geschehen pflegen, verlaßt viele aus England in Canada Eingewanderte, sogleich in die Vereinigten Staaten weiter zu ziehen, wo sie Taglöhner werden. Ein Heilmittel gegen dieses, dem Gedeihen der Colonie so hinderliche Uebel ist unerläßlich nöthig. Ich bin auch hinsichtlich Canada's entschieden für das System Hrn. Wakefields, das den Einwanderer in den Stand setzt, zu fixem Preis einen gewissen Flächenraum Landes zu erwerben, ohne auf den Auctionsmarkt zu gehen und hier mit Speculanten zu concurriren, welche bloß des Handels wegen, nicht zum Anbau, Land einzukaufen suchen. In Bezug auf die praktische Ausführung dieses Princips will ich zur Zeit nicht mehr sagen, da der Generalgouverneur eine eigene Depesche darüber einzusenden versprochen hat; doch kann ich nicht umhin, schon jetzt meine Ueberzeugung auszusprechen, daß im Zustande Canada's eine große und segensreiche Umwandlung binnen wenigen Jahren zu erwarten steht, wenn wir dafür sorgen, daß die Verwaltung der Kronländereien offen und öffentlich durch kundige Beamte von erprobter Redlichkeit geführt werde.“ (Hört!) Hr. Hume frägt, was hinsichtlich der parlamentarischen Wahlqualification in Canada beabsichtigt werde. Lord J. Russell antwortet, an dem Census für die Wähler solle nichts geändert, für die passitive Wahlberechtigung aber eine Qualification von 500 Pf.

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[0746/0010] Sie wissen Alle, was die Coalition gewollt hat, die Coalition, an welcher ich so viel Theil genommen, als ich nehmen konnte. (Gelächter.) Ich trat in diese Coalition aus ganz einfachen Motiven. Ich glaubte, in ihr den Gedanken zu sehen, daß bei der Berathung aller ernsten Interessen Frankreichs, von denen vielleicht seine Zukunft, seine Macht, sein Einfluß abhängt, daß bei dieser Berathung Männer, die von sehr verschiedenen politischen Gesichtspunkten ausgehen, ihre redliche Einsicht und ihre treue Mitwirkung zum Wohl des Landes gemeinsam geltend machen könnten. Ich sah also in dem Gedanken der Coalition und in dem parlamentarischen Princip ein Mittel, das Interesse Frankreichs von jedem andern Interesse genau zu scheiden. Am Tage, wo die Revolution vollbracht worden, sind wir, ich und meine Freunde, mit unserm persönlichen Recht isolirt geblieben. Dieses Recht wurde aufrecht erhalten, wurde anerkannt; wir wollten es ausüben; wir kamen im Vertrauen auf die vom Land übernommene politische Verpflichtung, um in Ihrer Mitte über die Revolution, welche wir nicht gemacht hatten, zu berathen und unser Recht als Staatsbürger zu üben. Eine Gelegenheit zeigte sich, welche dieses Recht noch edler, noch würdevoller, noch wichtiger machen konnte; ich ergriff diese Gelegenheit eifrig, und trat in eine Coalition, deren Princip die parlamentarische Regierung war. Wir erblickten hier ein ehrenvolles Terrain, auf welchem die, welche durch ihre Grundsätze fern gehalten wurden von jedem durch die Depositäre der Staatsgewalt ausgetheilten Amte, offen, loyal, ohne systematischen Oppositionsgeist über alle Interessen des Landes mit berathen konnten. Franzose, der ich bin, sah ich wohl, daß auch ihr Franzosen seyd; ich fühlte an dem Schlag meiner Pulse, daß auch in euren Adern französisches Blut rolle; ich erkannte, daß eure Herzen gleich dem meinigen sich höher hoben, wenn es die Ehre, die Würde, das Uebergewicht meines Vaterlandes galt; da konnte ich keiner andern Meinung seyn als ihr, und ich habe es laut verkündigt. Aber denkt wohl daran, je ernster ihr die Lage nennt, desto weniger dürft ihr euch in eine ungewisse, verhüllte Stellung setzen, desto entschiedener müßt ihr euch waffnen mit euren Principien, desto offener sie aussprechen am Lichte des Tages. Ihr sprecht von materiellen Interessen und sagt, daß die Versöhnung bereits in den Sachen liege. Aber nur das Zuwarten liegt in den Sachen, nicht die Versöhnung. Es bedarf einer starken Hand, eines unabhängigen Ministeriums, um zum allgemeinen Wohl des Landes die großen materiellen Interessen, welche es spalten, die Interessen der Producenten und der Consumenten, des Mutterlandes und der Colonien, des Weins und des Eisens zu versöhnen. Um ein System inmitten eines Volkes festzustellen, welches so große Einsicht in seine Interessen hat, bedarf es eines großen Ansehens der Regierung, einer hohen politischen Stellung, einer festen und energischen Principienerklärung, nicht jener matten Versuche der Verführung, die nur vergebliche Ausrufe an Männer sind, welche nicht kommen wollen. Wenn ich von den auswärtigen Angelegenheiten, deren ernste, unermeßliche Wichtigkeit Sie selbst verkündet haben, sprechen und dabei nichts verheimlichen, die Dinge ohne Uebertreibung darstellen wollte, würden Sie, Herr Präsident des Conseils und Minister der auswärtigen Angelegenheiten, da nicht besonders heute das Bedürfniß einer Stärke, einer Macht, eines großen Gewichts fühlen, das auf einen legitimen Einfluß im Lande sich stützen könnte? Dieß ist die Lage der Dinge, dieß die Stellung, für die ihr zu wirken habt, die ihr vertheidigen müßt. Minister, die ihr aus den Reihen der Opposition hervorgetreten, ihr dürft euch als Kinder der Revolution proclamiren, ihr dürft euch brüsten mit deren Stolz, ihr dürft vertrauen auf ihre Kraft; aber ihr müßt ihre Schuld bezahlen. Die Revolution hat dem Land in der Entwicklung, in der Stärke ihrer Principien eine neue Macht versprochen, welche seinen Einfluß, seine Würde, seine Industrie, seine Verbindungen, seine wenigstens geistige Herrschaft in der Welt stärken und erhöhen solle. Die Revolution muß ihre Schuld bezahlen, und auf euch ruht diese Schuld. Die Principien, welche nach fünfzehn Jahren einer fortgesetzten Opposition gesiegt haben, diese Principien sind Verpflichtungen gegen das Land für die Dinge, die man ihm versprochen. Bewaffnet euch keck und muthig mit den Kräften, welche der Revolution eigen sind, die ihr vollbracht habt. Ihr seyd uns die Anwendung dieser Kräfte, die energische, offene, unverhüllte Anwendung schuldig; ihr schuldet uns die ganze versprochene Stärke als Ersatz für die Stärke, die dem Lande genommen worden.“ (Die Antwort des Conseilpräsidenten findet sich in der heutigen Zeitung.) Die Vereinigungsbill für die Canadas. (Beschluß.) Lord J. Russell fuhr fort: „Ich will keine Discussion über einen Punkt herbeiführen, der in Ober-Canada vor einiger Zeit so viele Aufregung veranlaßte: über die Frage der Verantwortlichkeit der Colonialgouverneure. Meine schon öfter ausgesprochene Meinung ist, die amtlichen Diener des Gouverneurs sollten genau derselben Verantwortlichkeit unterstellt seyn, wie die Minister im Mutterland; hingegen finde ich es unbillig, wenn das Repräsentantenhaus einer Colonie den Gouverneur für Acte verantwortlich machen will, zu denen er die Ordres direct von der Krone erhält. An diese legislativen Einrichtungen sollen sich dann Municipalinstitute mit einer beschränkten Besteuerungsbefugniß anreihen, und zu diesem Behuf Ober-Canada, wo solche townships theilweise schon bestehen, in fünfzehn, Nieder-Canada etwa in 25 Localbezirke eingetheilt werden.“ In Bezug auf Auswanderung bemerkte der Minister: „Sowohl in Ober- als in Nieder-Canada stehen der Einwanderung große Schwierigkeiten im Weg. Die Art, wie die Landtaxen aufgelegt werden und wie die Ländereienverkäufe in Ober-Canada zu geschehen pflegen, verlaßt viele aus England in Canada Eingewanderte, sogleich in die Vereinigten Staaten weiter zu ziehen, wo sie Taglöhner werden. Ein Heilmittel gegen dieses, dem Gedeihen der Colonie so hinderliche Uebel ist unerläßlich nöthig. Ich bin auch hinsichtlich Canada's entschieden für das System Hrn. Wakefields, das den Einwanderer in den Stand setzt, zu fixem Preis einen gewissen Flächenraum Landes zu erwerben, ohne auf den Auctionsmarkt zu gehen und hier mit Speculanten zu concurriren, welche bloß des Handels wegen, nicht zum Anbau, Land einzukaufen suchen. In Bezug auf die praktische Ausführung dieses Princips will ich zur Zeit nicht mehr sagen, da der Generalgouverneur eine eigene Depesche darüber einzusenden versprochen hat; doch kann ich nicht umhin, schon jetzt meine Ueberzeugung auszusprechen, daß im Zustande Canada's eine große und segensreiche Umwandlung binnen wenigen Jahren zu erwarten steht, wenn wir dafür sorgen, daß die Verwaltung der Kronländereien offen und öffentlich durch kundige Beamte von erprobter Redlichkeit geführt werde.“ (Hört!) Hr. Hume frägt, was hinsichtlich der parlamentarischen Wahlqualification in Canada beabsichtigt werde. Lord J. Russell antwortet, an dem Census für die Wähler solle nichts geändert, für die passitive Wahlberechtigung aber eine Qualification von 500 Pf.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 94. Augsburg, 3. April 1840, S. 0746. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_094_18400403/10>, abgerufen am 09.11.2024.