Allgemeine Zeitung. Nr. 91. Augsburg, 31. März 1840.der Missionen zeigen sich an der großen Zahl von Priestern, die sie ausschicken; im Januar und Februar des gegenwärtigen Jahres sind 24 von hier nach Amerika, Australien und dem Orient abgegangen. Portugal. (Engl. Courier.) Nachrichten aus Lissabon bis zum 16 März zufolge ist die öffentliche Aufmerksamkeit in Portugal nur auf die Corteswahlen gerichtet. Die Miguelisten hatten in einer zu Lissabon gehaltenen Versammlung beschlossen sich in eine Gesellschaft zu organisiren unter dem Namen: "Os amigos de la monarchia velha, ou Realistas (die Freunde der alten Monarchie, oder die Royalisten)", die jedoch zunächst nur Wahlzwecke verfolgen sollte. Als die Regierung dieß in Erfahrung brachte, sowie daß diese Miguelisten sich mit den Septembristen zu verbünden beabsichtigten, ließ sie dieselben zum Anschluß an die Cartistenpartei einladen, mit dem Versprechen, daß in diesem Falle 16 wegen Theilnahme an der Verschwörung, die 1837 in Marnotas (einem Ort unfern von Lissabon) entdeckt ward, gefangen sitzende Miguelisten ihre Freiheit erhalten sollten. Die Miguelisten trauten diesem Versprechen nicht, und beharren auf ihrem Plan, sich mit den Septembristen zu verbinden. Man erwartet jedoch von diesem ihrem Entschluß keine unmittelbaren Folgen, da die Partei für die Corteswahl in keiner Weise vorbereitet ist. - Auf eine nachdrückliche Remonstration Lord Howard de Walden's soll jetzt die portugiesische Regierung im Begriff seyn, eine Commission zu ernennen, welche die Civil- und Militäransprüche brittischer Unterthanen an Portugal zu prüfen und zu entscheiden habe. (Die Ernennung einer gemischten Commission zu diesem Zweck hat Lord Palmerston bereits im Parlament angezeigt.) Niederlande. Vom Niederrhein, 25 März. Wenige Tage sind verflossen, seit die financiellen Gesetzentwürfe, so wie die Veränderungen im Grundgesetz vorgeschlagen wurden, und schon erheben sich die Journale, als Vorläufer der Generalstaaten, mit mehr oder minder Heftigkeit, aber jedenfalls mit einer Bestimmtheit dagegen, die kaum zweifeln läßt, daß man das Budget abermals verwerfen, und die Veränderungen im Grundgesetz nicht genügend finden wird. Ich will hier nicht von dem Arnhem'schen Courant reden, der die gesammten Vorschläge mit bitterem Hohne bespricht, und den König hinsichtlich der Civilliste persönlich angreift, sondern nur von dem so gemäßigten Handelsblad, das als Vorsprecher der reichen Kaufmannschaft und der Capitalisten immer eine besondere Beachtung verdient, mag man auch sonst mit seinen Krämeransichten und seinen breitgetretenen verwässerten Artikeln noch so wenig übereinstimmen. In seiner gestrigen Nummer enthält es einen langen Artikel über die "Begrootingswetten von 1840" woraus ich zur nähern Bezeichnung des Stands der Sachen folgende Hauptstellen entnehme: "Die Ansichten der Generalstaaten über die Finanzgesetze des vorigen Jahrs gingen dahin: wir wollen das Vergangene vergessen, wir wollen die vergangenen Irrthümer zu verbessern suchen, aber wir verlangen Garantien für die Zukunft, wir wünschen die Rückkehr auf den alten Weg unmöglich zu machen." Zu dem Ende, sagt das Handelsblad, ist eine Revision des Grundgesetzes nöthig, die Abschaffung des Syndicats und eine bessere Regulirung der Rechenkammer; nun sind aber die vorgeschlagenen Veränderungen im Grundgesetz sehr unbefriedigend, die Art, wie das Syndicat abgeschafft werden soll, wird dem allgemeinen Verlangen sehr wenig entsprechen, und hinsichtlich der Rechenkammer stehen wir noch auf demselben Punkt, wo wir im vorigen Jahr standen. Ueber die einzelnen Punkte des Budgets, so viel auch an ihnen auszusetzen ist, wollen wir nichts sagen, aber die Bemerkung, daß für das laufende Jahr auf Beiträge aus den Mitteln der ostindischen Besitzungen nicht zu rechnen sey, führt zu sehr traurigen Betrachtungen. Hierüber äußert sich nun das Handelsblad folgendermaßen: "Es ist dieser Punkt, es sind diese Worte, welche uns mit Traurigkeit erfüllen, weil sie viel, sehr viel in sich befaßen. Es scheint also ausgemacht, daß die Regierung hinsichtlich der Geldmittel der ostindischen Besitzungen auf dem verkehrtem Wege fortfahren will; daß sie dieß Jahr kein Geld für die Bedürfnisse der Nation daraus entnehmen kann, und daß alle Mittheilung über diesen Gegenstand von ihrem Gutdünken abhängen soll; daß sie alle Aufsicht und Controlle der Geldmittel der ostindischen Besitzungen den Generalstaaten entziehen will, so sehr, daß die Ausgaben für die Colonien, die bisher noch in dem von den Colonien handelnden Capitel des Budgets vorkamen, daraus weggelassen sind. Vergebens fragt man, was hat die Regierung gethan, und was will sie thun, um die Ausgaben zu bestreiten, welche sie mit den verworfenen 56 Millionen bestreiten wollte? Welche Uebereinkünfte sind mit der Handelsmaatschappy getroffen? Sind für die Zukunft minder nachtheilige Bedingungen geschlossen? Die Beantwortung dieser und hundert anderer Fragen liegt im Dunkeln. Es findet keine Offenherzigkeit, keine Mittheilung statt." Erwägt man, daß in den letzten Jahren namentlich die aus den Colonien gezogenen Geldmittel es waren, welche die niederländische Regierung mit ihren Ausgaben auf dem Laufenden erhielten, so erkennt man, daß allerdings hier der Stein des Anstoßes liegt; hier muß die Regierung früher oder später offenherzig zu Werke gehen, und je bälder sie es thut, desto besser, so schwer ihr immer auch der Schritt ankommen mag. Schweden. Stockholm, 10 März. Die von den sämmtlichen Reichsständen mit seltener Einigkeit angenommene Reformirung des Staatsraths in eine Ministerialregierung mit Departements wird mit Bestimmtheit in diesen Tagen ihre definitive Sanctionirung vom König erhalten. Dennoch verlautet nichts von einem höchsten Orts schon gefaßten Entschlusse in Bezug auf die Bildung des neuen Ministeriums, und selbst die sonst Eingeweihtesten versichern, daß die Wahl noch unentschieden sey. Der Graf Brahe hat sich noch nicht überreden lassen das Kriegsministerium zu übernehmen, und der beabsichtigte Schritt, die ganze Armee zu einem deßfallsigen Gesuche bei dem Grafen zu veranlassen, scheint auf Schwierigkeiten zu stoßen. Für die wichtige Stelle des Justizministers hat man in den letzten Tagen die Augen auf den Justizrath Bredberg geworfen - einen Mann, der sich als eines der ausgezeichnetsten Mitglieder des höchsten Gerichts eine hohe und allgemeine Achtung erworben hat, und dem nichts entgegensteht als seine unadelige Geburt. Der Ruf liberaler Gesinnungen hätte zwar auch sonst vielleicht einiges Bedenken erregen können, dürfte aber unter den jetzigen Umständen nicht als ein Grund der Ausschließung geltend gemacht werden. Wie wenig Einheit in der obern Verwaltung nach der bisherigen Einrichtung gewesen ist, und wie dringend nothwendig die jetzt beschlossene Reform war, geht vielfach aus den Debatten bei den Reichsständen hervor. So hat im geistlichen Stande selbst ein Organ der Regierung, der Bischof Heurlin, offen erklärt, daß er, während der Zeit seiner Verwaltung (er ist Staatssecretär der geistlichen Angelegenheiten) so wenig Kenntniß von den Regierungsangelegenheiten, welche durch die der Missionen zeigen sich an der großen Zahl von Priestern, die sie ausschicken; im Januar und Februar des gegenwärtigen Jahres sind 24 von hier nach Amerika, Australien und dem Orient abgegangen. Portugal. (Engl. Courier.) Nachrichten aus Lissabon bis zum 16 März zufolge ist die öffentliche Aufmerksamkeit in Portugal nur auf die Corteswahlen gerichtet. Die Miguelisten hatten in einer zu Lissabon gehaltenen Versammlung beschlossen sich in eine Gesellschaft zu organisiren unter dem Namen: „Os amigos de la monarchia velha, ou Realistas (die Freunde der alten Monarchie, oder die Royalisten)“, die jedoch zunächst nur Wahlzwecke verfolgen sollte. 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(Die Ernennung einer gemischten Commission zu diesem Zweck hat Lord Palmerston bereits im Parlament angezeigt.) Niederlande. Vom Niederrhein, 25 März. Wenige Tage sind verflossen, seit die financiellen Gesetzentwürfe, so wie die Veränderungen im Grundgesetz vorgeschlagen wurden, und schon erheben sich die Journale, als Vorläufer der Generalstaaten, mit mehr oder minder Heftigkeit, aber jedenfalls mit einer Bestimmtheit dagegen, die kaum zweifeln läßt, daß man das Budget abermals verwerfen, und die Veränderungen im Grundgesetz nicht genügend finden wird. Ich will hier nicht von dem Arnhem'schen Courant reden, der die gesammten Vorschläge mit bitterem Hohne bespricht, und den König hinsichtlich der Civilliste persönlich angreift, sondern nur von dem so gemäßigten Handelsblad, das als Vorsprecher der reichen Kaufmannschaft und der Capitalisten immer eine besondere Beachtung verdient, mag man auch sonst mit seinen Krämeransichten und seinen breitgetretenen verwässerten Artikeln noch so wenig übereinstimmen. In seiner gestrigen Nummer enthält es einen langen Artikel über die „Begrootingswetten von 1840“ woraus ich zur nähern Bezeichnung des Stands der Sachen folgende Hauptstellen entnehme: „Die Ansichten der Generalstaaten über die Finanzgesetze des vorigen Jahrs gingen dahin: wir wollen das Vergangene vergessen, wir wollen die vergangenen Irrthümer zu verbessern suchen, aber wir verlangen Garantien für die Zukunft, wir wünschen die Rückkehr auf den alten Weg unmöglich zu machen.“ Zu dem Ende, sagt das Handelsblad, ist eine Revision des Grundgesetzes nöthig, die Abschaffung des Syndicats und eine bessere Regulirung der Rechenkammer; nun sind aber die vorgeschlagenen Veränderungen im Grundgesetz sehr unbefriedigend, die Art, wie das Syndicat abgeschafft werden soll, wird dem allgemeinen Verlangen sehr wenig entsprechen, und hinsichtlich der Rechenkammer stehen wir noch auf demselben Punkt, wo wir im vorigen Jahr standen. Ueber die einzelnen Punkte des Budgets, so viel auch an ihnen auszusetzen ist, wollen wir nichts sagen, aber die Bemerkung, daß für das laufende Jahr auf Beiträge aus den Mitteln der ostindischen Besitzungen nicht zu rechnen sey, führt zu sehr traurigen Betrachtungen. Hierüber äußert sich nun das Handelsblad folgendermaßen: „Es ist dieser Punkt, es sind diese Worte, welche uns mit Traurigkeit erfüllen, weil sie viel, sehr viel in sich befaßen. Es scheint also ausgemacht, daß die Regierung hinsichtlich der Geldmittel der ostindischen Besitzungen auf dem verkehrtem Wege fortfahren will; daß sie dieß Jahr kein Geld für die Bedürfnisse der Nation daraus entnehmen kann, und daß alle Mittheilung über diesen Gegenstand von ihrem Gutdünken abhängen soll; daß sie alle Aufsicht und Controlle der Geldmittel der ostindischen Besitzungen den Generalstaaten entziehen will, so sehr, daß die Ausgaben für die Colonien, die bisher noch in dem von den Colonien handelnden Capitel des Budgets vorkamen, daraus weggelassen sind. Vergebens fragt man, was hat die Regierung gethan, und was will sie thun, um die Ausgaben zu bestreiten, welche sie mit den verworfenen 56 Millionen bestreiten wollte? Welche Uebereinkünfte sind mit der Handelsmaatschappy getroffen? Sind für die Zukunft minder nachtheilige Bedingungen geschlossen? Die Beantwortung dieser und hundert anderer Fragen liegt im Dunkeln. Es findet keine Offenherzigkeit, keine Mittheilung statt.“ Erwägt man, daß in den letzten Jahren namentlich die aus den Colonien gezogenen Geldmittel es waren, welche die niederländische Regierung mit ihren Ausgaben auf dem Laufenden erhielten, so erkennt man, daß allerdings hier der Stein des Anstoßes liegt; hier muß die Regierung früher oder später offenherzig zu Werke gehen, und je bälder sie es thut, desto besser, so schwer ihr immer auch der Schritt ankommen mag. Schweden. Stockholm, 10 März. Die von den sämmtlichen Reichsständen mit seltener Einigkeit angenommene Reformirung des Staatsraths in eine Ministerialregierung mit Departements wird mit Bestimmtheit in diesen Tagen ihre definitive Sanctionirung vom König erhalten. Dennoch verlautet nichts von einem höchsten Orts schon gefaßten Entschlusse in Bezug auf die Bildung des neuen Ministeriums, und selbst die sonst Eingeweihtesten versichern, daß die Wahl noch unentschieden sey. Der Graf Brahe hat sich noch nicht überreden lassen das Kriegsministerium zu übernehmen, und der beabsichtigte Schritt, die ganze Armee zu einem deßfallsigen Gesuche bei dem Grafen zu veranlassen, scheint auf Schwierigkeiten zu stoßen. Für die wichtige Stelle des Justizministers hat man in den letzten Tagen die Augen auf den Justizrath Bredberg geworfen – einen Mann, der sich als eines der ausgezeichnetsten Mitglieder des höchsten Gerichts eine hohe und allgemeine Achtung erworben hat, und dem nichts entgegensteht als seine unadelige Geburt. Der Ruf liberaler Gesinnungen hätte zwar auch sonst vielleicht einiges Bedenken erregen können, dürfte aber unter den jetzigen Umständen nicht als ein Grund der Ausschließung geltend gemacht werden. Wie wenig Einheit in der obern Verwaltung nach der bisherigen Einrichtung gewesen ist, und wie dringend nothwendig die jetzt beschlossene Reform war, geht vielfach aus den Debatten bei den Reichsständen hervor. 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Man erwartet jedoch von diesem ihrem Entschluß keine unmittelbaren Folgen, da die Partei für die Corteswahl in keiner Weise vorbereitet ist. – Auf eine nachdrückliche Remonstration Lord Howard de Walden's soll jetzt die portugiesische Regierung im Begriff seyn, eine Commission zu ernennen, welche die Civil- und Militäransprüche brittischer Unterthanen an Portugal zu prüfen und zu entscheiden habe. 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Es findet keine Offenherzigkeit, keine Mittheilung statt.“ Erwägt man, daß in den letzten Jahren namentlich die aus den Colonien gezogenen Geldmittel es waren, welche die niederländische Regierung mit ihren Ausgaben auf dem Laufenden erhielten, so erkennt man, daß allerdings hier der Stein des Anstoßes liegt; hier muß die Regierung früher oder später offenherzig zu Werke gehen, und je bälder sie es thut, desto besser, so schwer ihr immer auch der Schritt ankommen mag.</p><lb/> </div> </div> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Schweden.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Stockholm,</hi> 10 März.</dateline> <p> Die von den sämmtlichen Reichsständen mit seltener Einigkeit angenommene Reformirung des Staatsraths in eine Ministerialregierung mit Departements wird mit Bestimmtheit in diesen Tagen ihre definitive Sanctionirung vom König erhalten. 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Wie wenig Einheit in der obern Verwaltung nach der bisherigen Einrichtung gewesen ist, und wie dringend nothwendig die jetzt beschlossene Reform war, geht vielfach aus den Debatten bei den Reichsständen hervor. So hat im geistlichen Stande selbst ein Organ der Regierung, der Bischof Heurlin, offen erklärt, daß er, während der Zeit seiner Verwaltung (er ist Staatssecretär der geistlichen Angelegenheiten) so wenig Kenntniß von den Regierungsangelegenheiten, welche durch die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0724/0012]
der Missionen zeigen sich an der großen Zahl von Priestern, die sie ausschicken; im Januar und Februar des gegenwärtigen Jahres sind 24 von hier nach Amerika, Australien und dem Orient abgegangen.
Portugal.
(Engl. Courier.) Nachrichten aus Lissabon bis zum 16 März zufolge ist die öffentliche Aufmerksamkeit in Portugal nur auf die Corteswahlen gerichtet. Die Miguelisten hatten in einer zu Lissabon gehaltenen Versammlung beschlossen sich in eine Gesellschaft zu organisiren unter dem Namen: „Os amigos de la monarchia velha, ou Realistas (die Freunde der alten Monarchie, oder die Royalisten)“, die jedoch zunächst nur Wahlzwecke verfolgen sollte. Als die Regierung dieß in Erfahrung brachte, sowie daß diese Miguelisten sich mit den Septembristen zu verbünden beabsichtigten, ließ sie dieselben zum Anschluß an die Cartistenpartei einladen, mit dem Versprechen, daß in diesem Falle 16 wegen Theilnahme an der Verschwörung, die 1837 in Marnotas (einem Ort unfern von Lissabon) entdeckt ward, gefangen sitzende Miguelisten ihre Freiheit erhalten sollten. Die Miguelisten trauten diesem Versprechen nicht, und beharren auf ihrem Plan, sich mit den Septembristen zu verbinden. Man erwartet jedoch von diesem ihrem Entschluß keine unmittelbaren Folgen, da die Partei für die Corteswahl in keiner Weise vorbereitet ist. – Auf eine nachdrückliche Remonstration Lord Howard de Walden's soll jetzt die portugiesische Regierung im Begriff seyn, eine Commission zu ernennen, welche die Civil- und Militäransprüche brittischer Unterthanen an Portugal zu prüfen und zu entscheiden habe. (Die Ernennung einer gemischten Commission zu diesem Zweck hat Lord Palmerston bereits im Parlament angezeigt.)
Niederlande.
_ Vom Niederrhein, 25 März. Wenige Tage sind verflossen, seit die financiellen Gesetzentwürfe, so wie die Veränderungen im Grundgesetz vorgeschlagen wurden, und schon erheben sich die Journale, als Vorläufer der Generalstaaten, mit mehr oder minder Heftigkeit, aber jedenfalls mit einer Bestimmtheit dagegen, die kaum zweifeln läßt, daß man das Budget abermals verwerfen, und die Veränderungen im Grundgesetz nicht genügend finden wird. Ich will hier nicht von dem Arnhem'schen Courant reden, der die gesammten Vorschläge mit bitterem Hohne bespricht, und den König hinsichtlich der Civilliste persönlich angreift, sondern nur von dem so gemäßigten Handelsblad, das als Vorsprecher der reichen Kaufmannschaft und der Capitalisten immer eine besondere Beachtung verdient, mag man auch sonst mit seinen Krämeransichten und seinen breitgetretenen verwässerten Artikeln noch so wenig übereinstimmen. In seiner gestrigen Nummer enthält es einen langen Artikel über die „Begrootingswetten von 1840“ woraus ich zur nähern Bezeichnung des Stands der Sachen folgende Hauptstellen entnehme: „Die Ansichten der Generalstaaten über die Finanzgesetze des vorigen Jahrs gingen dahin: wir wollen das Vergangene vergessen, wir wollen die vergangenen Irrthümer zu verbessern suchen, aber wir verlangen Garantien für die Zukunft, wir wünschen die Rückkehr auf den alten Weg unmöglich zu machen.“ Zu dem Ende, sagt das Handelsblad, ist eine Revision des Grundgesetzes nöthig, die Abschaffung des Syndicats und eine bessere Regulirung der Rechenkammer; nun sind aber die vorgeschlagenen Veränderungen im Grundgesetz sehr unbefriedigend, die Art, wie das Syndicat abgeschafft werden soll, wird dem allgemeinen Verlangen sehr wenig entsprechen, und hinsichtlich der Rechenkammer stehen wir noch auf demselben Punkt, wo wir im vorigen Jahr standen. Ueber die einzelnen Punkte des Budgets, so viel auch an ihnen auszusetzen ist, wollen wir nichts sagen, aber die Bemerkung, daß für das laufende Jahr auf Beiträge aus den Mitteln der ostindischen Besitzungen nicht zu rechnen sey, führt zu sehr traurigen Betrachtungen. Hierüber äußert sich nun das Handelsblad folgendermaßen: „Es ist dieser Punkt, es sind diese Worte, welche uns mit Traurigkeit erfüllen, weil sie viel, sehr viel in sich befaßen. Es scheint also ausgemacht, daß die Regierung hinsichtlich der Geldmittel der ostindischen Besitzungen auf dem verkehrtem Wege fortfahren will; daß sie dieß Jahr kein Geld für die Bedürfnisse der Nation daraus entnehmen kann, und daß alle Mittheilung über diesen Gegenstand von ihrem Gutdünken abhängen soll; daß sie alle Aufsicht und Controlle der Geldmittel der ostindischen Besitzungen den Generalstaaten entziehen will, so sehr, daß die Ausgaben für die Colonien, die bisher noch in dem von den Colonien handelnden Capitel des Budgets vorkamen, daraus weggelassen sind. Vergebens fragt man, was hat die Regierung gethan, und was will sie thun, um die Ausgaben zu bestreiten, welche sie mit den verworfenen 56 Millionen bestreiten wollte? Welche Uebereinkünfte sind mit der Handelsmaatschappy getroffen? Sind für die Zukunft minder nachtheilige Bedingungen geschlossen? Die Beantwortung dieser und hundert anderer Fragen liegt im Dunkeln. Es findet keine Offenherzigkeit, keine Mittheilung statt.“ Erwägt man, daß in den letzten Jahren namentlich die aus den Colonien gezogenen Geldmittel es waren, welche die niederländische Regierung mit ihren Ausgaben auf dem Laufenden erhielten, so erkennt man, daß allerdings hier der Stein des Anstoßes liegt; hier muß die Regierung früher oder später offenherzig zu Werke gehen, und je bälder sie es thut, desto besser, so schwer ihr immer auch der Schritt ankommen mag.
Schweden.
_ Stockholm, 10 März. Die von den sämmtlichen Reichsständen mit seltener Einigkeit angenommene Reformirung des Staatsraths in eine Ministerialregierung mit Departements wird mit Bestimmtheit in diesen Tagen ihre definitive Sanctionirung vom König erhalten. Dennoch verlautet nichts von einem höchsten Orts schon gefaßten Entschlusse in Bezug auf die Bildung des neuen Ministeriums, und selbst die sonst Eingeweihtesten versichern, daß die Wahl noch unentschieden sey. Der Graf Brahe hat sich noch nicht überreden lassen das Kriegsministerium zu übernehmen, und der beabsichtigte Schritt, die ganze Armee zu einem deßfallsigen Gesuche bei dem Grafen zu veranlassen, scheint auf Schwierigkeiten zu stoßen. Für die wichtige Stelle des Justizministers hat man in den letzten Tagen die Augen auf den Justizrath Bredberg geworfen – einen Mann, der sich als eines der ausgezeichnetsten Mitglieder des höchsten Gerichts eine hohe und allgemeine Achtung erworben hat, und dem nichts entgegensteht als seine unadelige Geburt. Der Ruf liberaler Gesinnungen hätte zwar auch sonst vielleicht einiges Bedenken erregen können, dürfte aber unter den jetzigen Umständen nicht als ein Grund der Ausschließung geltend gemacht werden. Wie wenig Einheit in der obern Verwaltung nach der bisherigen Einrichtung gewesen ist, und wie dringend nothwendig die jetzt beschlossene Reform war, geht vielfach aus den Debatten bei den Reichsständen hervor. So hat im geistlichen Stande selbst ein Organ der Regierung, der Bischof Heurlin, offen erklärt, daß er, während der Zeit seiner Verwaltung (er ist Staatssecretär der geistlichen Angelegenheiten) so wenig Kenntniß von den Regierungsangelegenheiten, welche durch die
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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