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Allgemeine Zeitung. Nr. 81. Augsburg, 21. März 1840.

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an einem solchen Scheidewege nimmermehr zweifelhaft seyn." (Bei der Abstimmung entschied die Kammer für Beibehaltung des 30jährigen Schutzes.)

Diesen Morgen starb hier nach kurzem Krankenlager an einem Nervenschlag der pensionirte großh. bad. Oberpostdirector Frhr. Karl Heinrich von Fahnenberg, 61 Jahr alt. Er war in Freiburg geboren, welches damals noch zu Oesterreich gehörte. Im J. 1819 wurde er zum badischen Oberpostdirector ernannt, und zu dem größten Theile der ausgedehnten und wichtigen Verbesserungen, deren sich jetzt unser Postwesen erfreut, legte er den Grund. Im Jahr 1831 zog er sich hieher zurück, wo er sich unausgesetzt, so weit es seine Gesundheitsumstände zuließen, mit litterarischen Arbeiten beschäftigte. Durch manche seiner Werke ist er auch dem Auslande bekannt geworden. (Schw. M.)

Preußen.

Der Fränkische Courier sagt: "Dem Frankfurter Journal wurde kürzlich aus Aachen mitgetheilt, daß der Nuncius zu Brüssel das Benehmen des Hrn. Bischofs von Chersones im höchsten Grade gemißbilligt habe und letzterem einstweilen ein Kloster zum Aufenthaltsorte angewiesen worden sey. Die Böswilligkeit dieser "Mittheilung" war so einleuchtend, daß wir davon gar keine Notiz nehmen zu dürfen glaubten, und unser Urtheil wird durch eine Zuschrift, welche die Kölner Zeitung aus Aachen vom 12 März erhalten hat, vollkommen bestätigt. "Nachdem wir," lautet dieselbe, "die nöthigen Erkundigungen eingezogen, können wir jetzt das auch in der Kölnischen Zeitung am 7 d. über den Hrn. Bischof Laurent Mitgetheilte für durchaus falsch erklären. Derselbe hat weder irgend eine Weisung, wo er sich aufzuhalten habe, bekommen, noch hat sich auch der päpstliche Nuncius Fornari zu Brüssel in hohem oder geringem Grade mißbilligend über dessen Auftreten dahier geäußert."

Oesterreich.

Der im Verfolg meines Berichts vom 6 d. M. über die ungarische Eisenbahn am linken Ufer von der Ständetafel gefaßte Beschluß lautet der Preßburger Zeitung zufolge, wie folgt: "In Berücksichtigung des 25sten Art. 1836 und des Berichts des Central-Eisenbahnausschusses, dem gemäß jene Eisenbahn, welche Wien mit Preßburg, Pesth und Debreczin (nach dem Wunsche des Preßburger Comitats) verbindet, dem Interesse des größern Theils des Landes am meisten entspricht, beschließen die Stände, das Gesuch des Preßburger Comitats zu unterstützen und Sr. Maj. dem Kaiser und König zu unterbreiten. Damit jedoch die Gesellschaft der Bauunternehmer Beweise davon gebe, daß sie ernstlich gesonnen sey, Preßburg mit Pesth und Debreczin baldmöglichst in Verbindung zu setzen, und um hievon noch größere Gewißheit zu erlangen, verlangt die Ständetafel, daß 1) die Gesellschaft die Bahn von Preßburg bis Gänserndorf so lange nicht benützen soll, bis nicht zugleich die Bahn von Preßburg bis Debreczin damit verbunden seyn wird, und 2) daß die Gesellschaft auch die Arbeiten von Pesth gegen Debreczin beginne. Es verstehe sich übrigens von selbst, daß die Bahn in Ungarn im Sinne des 25sten Art. 1836 auch theilweise nach Gutdünken zu benützen ist." - Die über das Mercantil-Wechselrecht in in der gemischten Reichstagssitzung vom 2 d. M. vorgetragene Repräsentation an Se. Maj. lautet: "Ew. Maj.! Wie sehr die Nation die Nothwendigkeit eines Mercantil-Wechselrechts schon vor einem halben Jahrhundert empfand, beweist der 17te Art. 1792, wo den Ungarn zur Sicherung ihres Credits gestattet wurde, sich der Gerichtsbarkeit des Auslandes zu unterziehen. Um nun diesem so lange gefühlten Mangel abzuhelfen, unterbreiten wir beiliegende Gesetzesartikel-Entwürfe unterthänigst mit der Bitte, Ew. Maj. wolle allergnädigst geruhen, dem Gesetzesentwurfe die allerhöchste Genehmigung zu ertheilen. Zugleich eröffnen wir, daß wir einige damit in Verbindung stehende Gegenstände, ohne welche das Wechselrecht nicht erfolgreich wirken kann, z. B. die Schuldvormerkung, Concursordnung und einige Commercialgesetze, sobald die darüber begonnene Berathung geschlossen seyn wird, sammt dem Taxenverzeichnisse Ew. Maj. zur allergnädigsten Ansicht unterbreiten werden."

Morgen soll die Kundmachung des königlichen Erlasses stattfinden, zufolge dessen der Reichstag am 28 geschlossen werden soll. Da inzwischen noch viele dem Reichstag vorliegende Arbeiten unerledigt sind, so hegt man die Hoffnung, daß allerhöchsten Orts noch eine Prolongation gewährt werden dürfte.

Türkei.

In Serbien zeigen sich mehr und mehr die üblen Folgen, daß die kräftige Hand von Milosch fehlt. Die moralische Kraft der gegenwärtigen Regierung sinkt von Tag zu Tag tiefer, und die Uneinigkeit der Gewalthaber unter sich selbst trägt das Möglichste dazu bei ihr Ansehen gänzlich zu untergraben. Diese Herren sind wegen ihres Zwiespalts nicht im Stande einen kräftigen Beschluß zu fassen; daher kommt es, daß die wichtigsten und dringendsten Administrationsfragen auf die mit Ungeduld erwartete Ankunft des jungen Fürsten verschoben werden mußten, was im Volke schwer gefühlt wird. Daher Unzufriedenheit, in einigen entlegenen Districten sogar offene Widersetzlichkeit gegen das jetzige Gouvernement. Ob die Ankunft des Fürsten all' diese Uebelstände wird heben können, steht dahin. Viele und zum Theil gegründete Zweifel erheben sich dagegen. Fürst Michael ist zu jung und zu wenig selbstständig; er findet keine geordnete Administration, keine Basis, keine Männer auf die er sich stützen könnte, keine wirksamen Gesetze; im Gegentheil eine unzufriedene zur Anarchie sich hinneigende Nation - ein Zusammenfluß von Verhältnissen, die einem mit großer Erfahrung und den ausgezeichnetsten Eigenschaften ausgerüsteten Regenten noch immer eine höchst schwierige Aufgabe böten. Man fürchtet überdieß für die Person des Fürsten; man besorgt nämlich, daß die absolute Partei, welche der Entwicklung des öffentlichen Geistes bisher immer in den Weg trat, sich seiner bemächtigen und die alte Ordnung einzuführen trachten werde. Von dem durch Milosch organisirten - bei Einführung des organischen Statuts durch den Senat aufgelösten - regulären Militär hat die Regierung vor einiger Zeit etwa 150 Mann zusammengerafft, um daraus eine Ehren- oder Leibgarde für den jungen Fürsten zu bilden. Von diesen Leuten, die für das alte Regime noch viele Sympathie bewahren, von denen auch bekanntlich der schmählich mißlungene Gegenrevolutionsversuch, der dem Fürsten Milosch seinen Thron kostete, ausging, sind während der letzten Wochen etwa achtzig Mann mit Waffen und Bagage desertirt, was um so mehr beunruhigt als man Spuren haben will, daß diese Entweichungen mit dem Plane, sich der Person des Fürsten zu bemächtigen und ihn nach Kragujewatz, der alten Residenz, zu führen im Zusammenhange stehen. - Die Montenegriner verhalten sich seit einiger Zeit vollkommen ruhig; sie scheinen verblüfft über die unerfüllt gebliebene Zuflüsterung einer allgemeinen Empörung der Christen in der Türkei, wovon sie sich eine thaten- und gewinnreiche Zeit versprochen hatten, und wozu sie durch ihre frevelhaften kühnen Raubzüge die Einleitung zu bilden

an einem solchen Scheidewege nimmermehr zweifelhaft seyn.“ (Bei der Abstimmung entschied die Kammer für Beibehaltung des 30jährigen Schutzes.)

Diesen Morgen starb hier nach kurzem Krankenlager an einem Nervenschlag der pensionirte großh. bad. Oberpostdirector Frhr. Karl Heinrich von Fahnenberg, 61 Jahr alt. Er war in Freiburg geboren, welches damals noch zu Oesterreich gehörte. Im J. 1819 wurde er zum badischen Oberpostdirector ernannt, und zu dem größten Theile der ausgedehnten und wichtigen Verbesserungen, deren sich jetzt unser Postwesen erfreut, legte er den Grund. Im Jahr 1831 zog er sich hieher zurück, wo er sich unausgesetzt, so weit es seine Gesundheitsumstände zuließen, mit litterarischen Arbeiten beschäftigte. Durch manche seiner Werke ist er auch dem Auslande bekannt geworden. (Schw. M.)

Preußen.

Der Fränkische Courier sagt: „Dem Frankfurter Journal wurde kürzlich aus Aachen mitgetheilt, daß der Nuncius zu Brüssel das Benehmen des Hrn. Bischofs von Chersones im höchsten Grade gemißbilligt habe und letzterem einstweilen ein Kloster zum Aufenthaltsorte angewiesen worden sey. Die Böswilligkeit dieser „Mittheilung“ war so einleuchtend, daß wir davon gar keine Notiz nehmen zu dürfen glaubten, und unser Urtheil wird durch eine Zuschrift, welche die Kölner Zeitung aus Aachen vom 12 März erhalten hat, vollkommen bestätigt. „Nachdem wir,“ lautet dieselbe, „die nöthigen Erkundigungen eingezogen, können wir jetzt das auch in der Kölnischen Zeitung am 7 d. über den Hrn. Bischof Laurent Mitgetheilte für durchaus falsch erklären. Derselbe hat weder irgend eine Weisung, wo er sich aufzuhalten habe, bekommen, noch hat sich auch der päpstliche Nuncius Fornari zu Brüssel in hohem oder geringem Grade mißbilligend über dessen Auftreten dahier geäußert.“

Oesterreich.

Der im Verfolg meines Berichts vom 6 d. M. über die ungarische Eisenbahn am linken Ufer von der Ständetafel gefaßte Beschluß lautet der Preßburger Zeitung zufolge, wie folgt: „In Berücksichtigung des 25sten Art. 1836 und des Berichts des Central-Eisenbahnausschusses, dem gemäß jene Eisenbahn, welche Wien mit Preßburg, Pesth und Debreczin (nach dem Wunsche des Preßburger Comitats) verbindet, dem Interesse des größern Theils des Landes am meisten entspricht, beschließen die Stände, das Gesuch des Preßburger Comitats zu unterstützen und Sr. Maj. dem Kaiser und König zu unterbreiten. Damit jedoch die Gesellschaft der Bauunternehmer Beweise davon gebe, daß sie ernstlich gesonnen sey, Preßburg mit Pesth und Debreczin baldmöglichst in Verbindung zu setzen, und um hievon noch größere Gewißheit zu erlangen, verlangt die Ständetafel, daß 1) die Gesellschaft die Bahn von Preßburg bis Gänserndorf so lange nicht benützen soll, bis nicht zugleich die Bahn von Preßburg bis Debreczin damit verbunden seyn wird, und 2) daß die Gesellschaft auch die Arbeiten von Pesth gegen Debreczin beginne. Es verstehe sich übrigens von selbst, daß die Bahn in Ungarn im Sinne des 25sten Art. 1836 auch theilweise nach Gutdünken zu benützen ist.“ – Die über das Mercantil-Wechselrecht in in der gemischten Reichstagssitzung vom 2 d. M. vorgetragene Repräsentation an Se. Maj. lautet: „Ew. Maj.! Wie sehr die Nation die Nothwendigkeit eines Mercantil-Wechselrechts schon vor einem halben Jahrhundert empfand, beweist der 17te Art. 1792, wo den Ungarn zur Sicherung ihres Credits gestattet wurde, sich der Gerichtsbarkeit des Auslandes zu unterziehen. Um nun diesem so lange gefühlten Mangel abzuhelfen, unterbreiten wir beiliegende Gesetzesartikel-Entwürfe unterthänigst mit der Bitte, Ew. Maj. wolle allergnädigst geruhen, dem Gesetzesentwurfe die allerhöchste Genehmigung zu ertheilen. Zugleich eröffnen wir, daß wir einige damit in Verbindung stehende Gegenstände, ohne welche das Wechselrecht nicht erfolgreich wirken kann, z. B. die Schuldvormerkung, Concursordnung und einige Commercialgesetze, sobald die darüber begonnene Berathung geschlossen seyn wird, sammt dem Taxenverzeichnisse Ew. Maj. zur allergnädigsten Ansicht unterbreiten werden.“

Morgen soll die Kundmachung des königlichen Erlasses stattfinden, zufolge dessen der Reichstag am 28 geschlossen werden soll. Da inzwischen noch viele dem Reichstag vorliegende Arbeiten unerledigt sind, so hegt man die Hoffnung, daß allerhöchsten Orts noch eine Prolongation gewährt werden dürfte.

Türkei.

In Serbien zeigen sich mehr und mehr die üblen Folgen, daß die kräftige Hand von Milosch fehlt. Die moralische Kraft der gegenwärtigen Regierung sinkt von Tag zu Tag tiefer, und die Uneinigkeit der Gewalthaber unter sich selbst trägt das Möglichste dazu bei ihr Ansehen gänzlich zu untergraben. Diese Herren sind wegen ihres Zwiespalts nicht im Stande einen kräftigen Beschluß zu fassen; daher kommt es, daß die wichtigsten und dringendsten Administrationsfragen auf die mit Ungeduld erwartete Ankunft des jungen Fürsten verschoben werden mußten, was im Volke schwer gefühlt wird. Daher Unzufriedenheit, in einigen entlegenen Districten sogar offene Widersetzlichkeit gegen das jetzige Gouvernement. Ob die Ankunft des Fürsten all' diese Uebelstände wird heben können, steht dahin. Viele und zum Theil gegründete Zweifel erheben sich dagegen. Fürst Michael ist zu jung und zu wenig selbstständig; er findet keine geordnete Administration, keine Basis, keine Männer auf die er sich stützen könnte, keine wirksamen Gesetze; im Gegentheil eine unzufriedene zur Anarchie sich hinneigende Nation – ein Zusammenfluß von Verhältnissen, die einem mit großer Erfahrung und den ausgezeichnetsten Eigenschaften ausgerüsteten Regenten noch immer eine höchst schwierige Aufgabe böten. Man fürchtet überdieß für die Person des Fürsten; man besorgt nämlich, daß die absolute Partei, welche der Entwicklung des öffentlichen Geistes bisher immer in den Weg trat, sich seiner bemächtigen und die alte Ordnung einzuführen trachten werde. Von dem durch Milosch organisirten – bei Einführung des organischen Statuts durch den Senat aufgelösten – regulären Militär hat die Regierung vor einiger Zeit etwa 150 Mann zusammengerafft, um daraus eine Ehren- oder Leibgarde für den jungen Fürsten zu bilden. Von diesen Leuten, die für das alte Regime noch viele Sympathie bewahren, von denen auch bekanntlich der schmählich mißlungene Gegenrevolutionsversuch, der dem Fürsten Milosch seinen Thron kostete, ausging, sind während der letzten Wochen etwa achtzig Mann mit Waffen und Bagage desertirt, was um so mehr beunruhigt als man Spuren haben will, daß diese Entweichungen mit dem Plane, sich der Person des Fürsten zu bemächtigen und ihn nach Kragujewatz, der alten Residenz, zu führen im Zusammenhange stehen. – Die Montenegriner verhalten sich seit einiger Zeit vollkommen ruhig; sie scheinen verblüfft über die unerfüllt gebliebene Zuflüsterung einer allgemeinen Empörung der Christen in der Türkei, wovon sie sich eine thaten- und gewinnreiche Zeit versprochen hatten, und wozu sie durch ihre frevelhaften kühnen Raubzüge die Einleitung zu bilden

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[0647/0007] an einem solchen Scheidewege nimmermehr zweifelhaft seyn.“ (Bei der Abstimmung entschied die Kammer für Beibehaltung des 30jährigen Schutzes.) _ Baden, 16 März. Diesen Morgen starb hier nach kurzem Krankenlager an einem Nervenschlag der pensionirte großh. bad. Oberpostdirector Frhr. Karl Heinrich von Fahnenberg, 61 Jahr alt. Er war in Freiburg geboren, welches damals noch zu Oesterreich gehörte. Im J. 1819 wurde er zum badischen Oberpostdirector ernannt, und zu dem größten Theile der ausgedehnten und wichtigen Verbesserungen, deren sich jetzt unser Postwesen erfreut, legte er den Grund. Im Jahr 1831 zog er sich hieher zurück, wo er sich unausgesetzt, so weit es seine Gesundheitsumstände zuließen, mit litterarischen Arbeiten beschäftigte. Durch manche seiner Werke ist er auch dem Auslande bekannt geworden. (Schw. M.) Preußen. Der Fränkische Courier sagt: „Dem Frankfurter Journal wurde kürzlich aus Aachen mitgetheilt, daß der Nuncius zu Brüssel das Benehmen des Hrn. Bischofs von Chersones im höchsten Grade gemißbilligt habe und letzterem einstweilen ein Kloster zum Aufenthaltsorte angewiesen worden sey. Die Böswilligkeit dieser „Mittheilung“ war so einleuchtend, daß wir davon gar keine Notiz nehmen zu dürfen glaubten, und unser Urtheil wird durch eine Zuschrift, welche die Kölner Zeitung aus Aachen vom 12 März erhalten hat, vollkommen bestätigt. „Nachdem wir,“ lautet dieselbe, „die nöthigen Erkundigungen eingezogen, können wir jetzt das auch in der Kölnischen Zeitung am 7 d. über den Hrn. Bischof Laurent Mitgetheilte für durchaus falsch erklären. Derselbe hat weder irgend eine Weisung, wo er sich aufzuhalten habe, bekommen, noch hat sich auch der päpstliche Nuncius Fornari zu Brüssel in hohem oder geringem Grade mißbilligend über dessen Auftreten dahier geäußert.“ Oesterreich. _ Wien, 15 März. Der im Verfolg meines Berichts vom 6 d. M. über die ungarische Eisenbahn am linken Ufer von der Ständetafel gefaßte Beschluß lautet der Preßburger Zeitung zufolge, wie folgt: „In Berücksichtigung des 25sten Art. 1836 und des Berichts des Central-Eisenbahnausschusses, dem gemäß jene Eisenbahn, welche Wien mit Preßburg, Pesth und Debreczin (nach dem Wunsche des Preßburger Comitats) verbindet, dem Interesse des größern Theils des Landes am meisten entspricht, beschließen die Stände, das Gesuch des Preßburger Comitats zu unterstützen und Sr. Maj. dem Kaiser und König zu unterbreiten. Damit jedoch die Gesellschaft der Bauunternehmer Beweise davon gebe, daß sie ernstlich gesonnen sey, Preßburg mit Pesth und Debreczin baldmöglichst in Verbindung zu setzen, und um hievon noch größere Gewißheit zu erlangen, verlangt die Ständetafel, daß 1) die Gesellschaft die Bahn von Preßburg bis Gänserndorf so lange nicht benützen soll, bis nicht zugleich die Bahn von Preßburg bis Debreczin damit verbunden seyn wird, und 2) daß die Gesellschaft auch die Arbeiten von Pesth gegen Debreczin beginne. Es verstehe sich übrigens von selbst, daß die Bahn in Ungarn im Sinne des 25sten Art. 1836 auch theilweise nach Gutdünken zu benützen ist.“ – Die über das Mercantil-Wechselrecht in in der gemischten Reichstagssitzung vom 2 d. M. vorgetragene Repräsentation an Se. Maj. lautet: „Ew. Maj.! Wie sehr die Nation die Nothwendigkeit eines Mercantil-Wechselrechts schon vor einem halben Jahrhundert empfand, beweist der 17te Art. 1792, wo den Ungarn zur Sicherung ihres Credits gestattet wurde, sich der Gerichtsbarkeit des Auslandes zu unterziehen. Um nun diesem so lange gefühlten Mangel abzuhelfen, unterbreiten wir beiliegende Gesetzesartikel-Entwürfe unterthänigst mit der Bitte, Ew. Maj. wolle allergnädigst geruhen, dem Gesetzesentwurfe die allerhöchste Genehmigung zu ertheilen. Zugleich eröffnen wir, daß wir einige damit in Verbindung stehende Gegenstände, ohne welche das Wechselrecht nicht erfolgreich wirken kann, z. B. die Schuldvormerkung, Concursordnung und einige Commercialgesetze, sobald die darüber begonnene Berathung geschlossen seyn wird, sammt dem Taxenverzeichnisse Ew. Maj. zur allergnädigsten Ansicht unterbreiten werden.“ _ Preßburg, 14 März. Morgen soll die Kundmachung des königlichen Erlasses stattfinden, zufolge dessen der Reichstag am 28 geschlossen werden soll. Da inzwischen noch viele dem Reichstag vorliegende Arbeiten unerledigt sind, so hegt man die Hoffnung, daß allerhöchsten Orts noch eine Prolongation gewährt werden dürfte. Türkei. _ Von der türkischen Gränze, 5 März. In Serbien zeigen sich mehr und mehr die üblen Folgen, daß die kräftige Hand von Milosch fehlt. Die moralische Kraft der gegenwärtigen Regierung sinkt von Tag zu Tag tiefer, und die Uneinigkeit der Gewalthaber unter sich selbst trägt das Möglichste dazu bei ihr Ansehen gänzlich zu untergraben. Diese Herren sind wegen ihres Zwiespalts nicht im Stande einen kräftigen Beschluß zu fassen; daher kommt es, daß die wichtigsten und dringendsten Administrationsfragen auf die mit Ungeduld erwartete Ankunft des jungen Fürsten verschoben werden mußten, was im Volke schwer gefühlt wird. Daher Unzufriedenheit, in einigen entlegenen Districten sogar offene Widersetzlichkeit gegen das jetzige Gouvernement. Ob die Ankunft des Fürsten all' diese Uebelstände wird heben können, steht dahin. Viele und zum Theil gegründete Zweifel erheben sich dagegen. Fürst Michael ist zu jung und zu wenig selbstständig; er findet keine geordnete Administration, keine Basis, keine Männer auf die er sich stützen könnte, keine wirksamen Gesetze; im Gegentheil eine unzufriedene zur Anarchie sich hinneigende Nation – ein Zusammenfluß von Verhältnissen, die einem mit großer Erfahrung und den ausgezeichnetsten Eigenschaften ausgerüsteten Regenten noch immer eine höchst schwierige Aufgabe böten. Man fürchtet überdieß für die Person des Fürsten; man besorgt nämlich, daß die absolute Partei, welche der Entwicklung des öffentlichen Geistes bisher immer in den Weg trat, sich seiner bemächtigen und die alte Ordnung einzuführen trachten werde. Von dem durch Milosch organisirten – bei Einführung des organischen Statuts durch den Senat aufgelösten – regulären Militär hat die Regierung vor einiger Zeit etwa 150 Mann zusammengerafft, um daraus eine Ehren- oder Leibgarde für den jungen Fürsten zu bilden. Von diesen Leuten, die für das alte Regime noch viele Sympathie bewahren, von denen auch bekanntlich der schmählich mißlungene Gegenrevolutionsversuch, der dem Fürsten Milosch seinen Thron kostete, ausging, sind während der letzten Wochen etwa achtzig Mann mit Waffen und Bagage desertirt, was um so mehr beunruhigt als man Spuren haben will, daß diese Entweichungen mit dem Plane, sich der Person des Fürsten zu bemächtigen und ihn nach Kragujewatz, der alten Residenz, zu führen im Zusammenhange stehen. – Die Montenegriner verhalten sich seit einiger Zeit vollkommen ruhig; sie scheinen verblüfft über die unerfüllt gebliebene Zuflüsterung einer allgemeinen Empörung der Christen in der Türkei, wovon sie sich eine thaten- und gewinnreiche Zeit versprochen hatten, und wozu sie durch ihre frevelhaften kühnen Raubzüge die Einleitung zu bilden

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 81. Augsburg, 21. März 1840, S. 0647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_081_18400321/7>, abgerufen am 02.05.2024.