Allgemeine Zeitung. Nr. 74. Augsburg, 14. März 1840.einen ziemlich skandalösen Streit mit seinem jüngern Bruder, Lord John Churchill, Vertrautem des Herzogs von Sussex und Anhänger der Regierung. Dem Standard zufolge steht es mit Lord Durhams Gesundheit so schlimm, daß seine Freunde ernstliche Besorgnisse hegen. Am 6 März saß das Haus der Lords ganz kurze Zeit. Die auf China bezüglichen Papiere wurden auf den Tisch niedergelegt. Lord Londonderry fragte, ob die Regierung durch ihren Gesandten in Spanien Bericht erhalten habe über die Erklärung der Hauptstadt jenes, nach neuerlichen Schilderungen so "friedlichen Landes" in Belagerungszustand. Lord Melbourne verneinte die Frage. Des Herzogs v. Richmond Bill zur Befreiung der Pferderennen von einigen alten lästigen Bestimmungen ging durch die Committee. Unter den im Hause der Gemeinen am 6 März übergebenen zahlreichen Petitionen bemerkte man eine von den Fabricanten in Leeds, worin über die Stadezölle auf der Elbe Beschwerde geführt wurde; ferner mehrere Bittschriften zu Gunsten Frosts, so wie auch des im Grafschaftsgefängniß zu Monmouth erkrankten Chartistenführers Vincent. Da man aus Gesundheitsrücksichten den Sheriff Wheelton freigelassen habe, und den Sheriff Evans wahrscheinlich freilassen werde, so möge man diese Rücksicht der Menschlichkeit auch für Vincent gelten lassen. Hr. Hume rügte es, daß der Oberrichter von Ober-Canada seit anderthalb Jahren sich in England aufhalte, und knüpfte daran die Frage, ob in Nieder-Canada die Habeas-Corpus-Acte suspendirt sey. Lord J. Russell antwortete, im Verfolg der temporären Aufhebung der Verfassung dieser Provinz sey unter dem Gouvernement Sir John Colborne's auch die Habeas-Corpus-Acte suspendirt, und die dießfallsige Ordonnanz, wie er glaube, seitdem erneuert worden, doch werde die Suspension schwerlich lange in Kraft bleiben. Sir James Graham bemerkte, indem er auf die zur Einsicht aufliegenden Papiere in Betreff China's deutete, er vermisse darunter einen Bericht über einen höchst wichtigen Vorgang, nämlich über die von New-Yorker Zeitungen gemeldete Remonstration nordamerikanischer Kaufleute gegen die Blokade des Hafens von Canton, deßgleichen den officiellen Bericht über das Seegefecht, das zwischen chinesischen und englischen Kriegsschiffen vorgefallen. Lord J. Russell antwortete, in Abwesenheit Lord Palmerstons, über die berührten beiden Punkte habe die Regierung bis jetzt keine officielle Nachricht. Sir J. Graham: er habe gehört, daß der Regierung ein Brief über die Blokade zugekommen, welchen Capitän Elliot an den verstorbenen Admiral Maitland geschrieben, das sey nun allerdings ein officielles Document. Ob die Regierung es nachträglich mittheilen werde? Lord J. Russell: "Einige Briefe der Art liegen im Archiv, enthalten aber nichts Näheres über jene Punkte. Zudem sind es Briefe, die, wenn ich mich recht entsinne, nicht wohl vorgelegt werden könnten; indessen muß ich sie noch einmal einsehen, ehe ich bestimmt darüber antworten kann." Hr. Goulburn fragt, ob es wahr, daß der Zinsfuß der Schatzkammerscheine von 1 3/4 auf 2 1/4 Pence erhöht worden. Hr. E. J. Stanley, Secretär des Schatzamtes, antwortet, er glaube, daß es richtig sey. Sofort wurde Lord J. Russells Bill zum summarischen Schutz der Parlamentsdrucker weiter berathen, und schließlich mit 203 gegen 54, also mit der großen Mehrheit von 149 Stimmen angenommen. Sir J. Graham stellte den Antrag, den Sheriff Evans gegen Caution seiner Haft zu entlassen, vertauschte aber, nach langer Discussion, diesen Vorschlag mit einem andern: nämlich ihn temporär zu entlassen, und auf den 6 April wieder vor die Schranken des Hauses zu bescheiden. Der Radicale Hr. T. Duncombe schlug als Amendement vor, die Entlassung möge unbedingt seyn; dieses ward aber mit 118 gegen 31 Stimmen verneint, und Sir J. Grahams Motion mit 129 gegen 47 Stimmen angenommen. Lord J. Russell stimmte in der Majorität. Noch am nämlichen Abend kehrte Hr. Evans in den Schooß seiner Familie zurück. Der durch Hrn. Macleods Austritt erledigte Parlamentssitz für die schottische Grafschaft Inverneß ist wieder einem Liberalen zugefallen: Hr. Morrison wurde vor dem torystischen Bewerber Fraser mit 353 gegen 307 Stimmen gewählt. (Courier.) Es heißt in der City allgemein, der Schatzkanzler habe es sich so eingerichtet, daß er hoffen könne, die laufenden Bedürfnisse der Regierung zu decken, ohne zu einer neuen Anleihe zu greifen. Dieß hat den Consols (s. den Börsenartikel) eine Festigkeit gegeben, die sie seit einer Reihe von Tagen nicht gezeigt. Frankreich. Paris, 9 März. Der Generallieutenant Graf Dupont, Großkreuz des Ordens des heil. Ludwigs und der Ehrenlegion, vormaliger Deputirter und Kriegsminister unter der Restauration, ist in Paris in einem Alter von 76 Jahren gestorben. In dem Conferenzsaale der Deputirtenkammer sah man am 9 März nur wenige Deputirte. Auch erschien kein Minister. Die Budgetscommission ist fast die einzige, die in ihren Versammlungen fortfährt. Sie ist mit ihrer Arbeit schon sehr vorgerückt. Die andern Commissionen warten erst auf die Erklärungen der Minister. Der Moniteur antwortet in Betreff der gestern erwähnten Frage der Presse wegen Einführung des schwarzen Cabinets: "Nein, es ist an den vorgeblichen Nachrichten der Presse nicht ein wahres Wort; wir sind ermächtigt, sie in allen Punkten für falsch zu erklären." (Galignani's Messenger.) Hr. Thiers ist fortwährend der Hauptgegenstand der Erörterung der Journale, da kein anderer die öffentliche Aufmerksamkeit so sehr in Anspruch nimmt, und die Umstände, unter denen er wieder ans Ruder gelangt ist, ihm nothwendig einen hohen Grad von Wichtigkeit ertheilen, als Zielpunkt entweder der Lobpreisungen seiner Anhänger, oder der Angriffe von Seite seiner Gegner. Die Ansichten der englischen Journale über das neue Pariser Cabinet werden von den französischen Journalen vielfach ausgezogen, und da sie den Eindruck erhalten zu haben scheinen, daß zwischen Hrn. Thiers und dem Souverän kein aufrichtiges Einverständniß stattfinde, so antwortet der Constitutionnel, der in dem Rufe steht, das halb officielle Organ des neuen Conseilpräsidenten zu seyn, dem Journal des Debats, von dem er behauptet, daß es diesen Eindruck hervorgebracht habe, und wirft ihm in sehr bittern Ausdrücken diese Insinuationen vor, die, wie er sagt, eben so unpolitisch als falsch seyen. "Diese Sprache, bemerkt der Constitutionnel, ist deßwegen ganz besonders unklug, weil das Journal des Debats von den englischen Blättern nicht nur als das Organ der conservativen Partei, sondern auch als das des Hofs angesehen wird. Man erwäge den dadurch in England hervorgebrachten Eindruck, wo das Königthum in Frankreich als erbittert und besiegt dargestellt wird. Läßt sich wohl annehmen, daß unsere Regierung in ihren Verhältnissen zu Europa dadurch größere Stärke gewinnen werde, daß man sie als von innern Spaltungen heimgesucht darstellt? Wir wissen, daß diese nicht vorhanden sind. Wir wissen aus authentischen Zeugnissen, daß die Ansichten des Cabinets in vollkommenem Einklang mit denen der Krone stehen. Während aber ein Minister einen ziemlich skandalösen Streit mit seinem jüngern Bruder, Lord John Churchill, Vertrautem des Herzogs von Sussex und Anhänger der Regierung. Dem Standard zufolge steht es mit Lord Durhams Gesundheit so schlimm, daß seine Freunde ernstliche Besorgnisse hegen. Am 6 März saß das Haus der Lords ganz kurze Zeit. Die auf China bezüglichen Papiere wurden auf den Tisch niedergelegt. Lord Londonderry fragte, ob die Regierung durch ihren Gesandten in Spanien Bericht erhalten habe über die Erklärung der Hauptstadt jenes, nach neuerlichen Schilderungen so „friedlichen Landes“ in Belagerungszustand. Lord Melbourne verneinte die Frage. Des Herzogs v. Richmond Bill zur Befreiung der Pferderennen von einigen alten lästigen Bestimmungen ging durch die Committee. Unter den im Hause der Gemeinen am 6 März übergebenen zahlreichen Petitionen bemerkte man eine von den Fabricanten in Leeds, worin über die Stadezölle auf der Elbe Beschwerde geführt wurde; ferner mehrere Bittschriften zu Gunsten Frosts, so wie auch des im Grafschaftsgefängniß zu Monmouth erkrankten Chartistenführers Vincent. Da man aus Gesundheitsrücksichten den Sheriff Wheelton freigelassen habe, und den Sheriff Evans wahrscheinlich freilassen werde, so möge man diese Rücksicht der Menschlichkeit auch für Vincent gelten lassen. Hr. Hume rügte es, daß der Oberrichter von Ober-Canada seit anderthalb Jahren sich in England aufhalte, und knüpfte daran die Frage, ob in Nieder-Canada die Habeas-Corpus-Acte suspendirt sey. Lord J. Russell antwortete, im Verfolg der temporären Aufhebung der Verfassung dieser Provinz sey unter dem Gouvernement Sir John Colborne's auch die Habeas-Corpus-Acte suspendirt, und die dießfallsige Ordonnanz, wie er glaube, seitdem erneuert worden, doch werde die Suspension schwerlich lange in Kraft bleiben. Sir James Graham bemerkte, indem er auf die zur Einsicht aufliegenden Papiere in Betreff China's deutete, er vermisse darunter einen Bericht über einen höchst wichtigen Vorgang, nämlich über die von New-Yorker Zeitungen gemeldete Remonstration nordamerikanischer Kaufleute gegen die Blokade des Hafens von Canton, deßgleichen den officiellen Bericht über das Seegefecht, das zwischen chinesischen und englischen Kriegsschiffen vorgefallen. Lord J. Russell antwortete, in Abwesenheit Lord Palmerstons, über die berührten beiden Punkte habe die Regierung bis jetzt keine officielle Nachricht. Sir J. Graham: er habe gehört, daß der Regierung ein Brief über die Blokade zugekommen, welchen Capitän Elliot an den verstorbenen Admiral Maitland geschrieben, das sey nun allerdings ein officielles Document. Ob die Regierung es nachträglich mittheilen werde? Lord J. Russell: „Einige Briefe der Art liegen im Archiv, enthalten aber nichts Näheres über jene Punkte. Zudem sind es Briefe, die, wenn ich mich recht entsinne, nicht wohl vorgelegt werden könnten; indessen muß ich sie noch einmal einsehen, ehe ich bestimmt darüber antworten kann.“ Hr. Goulburn fragt, ob es wahr, daß der Zinsfuß der Schatzkammerscheine von 1 3/4 auf 2 1/4 Pence erhöht worden. Hr. E. J. Stanley, Secretär des Schatzamtes, antwortet, er glaube, daß es richtig sey. Sofort wurde Lord J. Russells Bill zum summarischen Schutz der Parlamentsdrucker weiter berathen, und schließlich mit 203 gegen 54, also mit der großen Mehrheit von 149 Stimmen angenommen. Sir J. Graham stellte den Antrag, den Sheriff Evans gegen Caution seiner Haft zu entlassen, vertauschte aber, nach langer Discussion, diesen Vorschlag mit einem andern: nämlich ihn temporär zu entlassen, und auf den 6 April wieder vor die Schranken des Hauses zu bescheiden. Der Radicale Hr. T. Duncombe schlug als Amendement vor, die Entlassung möge unbedingt seyn; dieses ward aber mit 118 gegen 31 Stimmen verneint, und Sir J. Grahams Motion mit 129 gegen 47 Stimmen angenommen. Lord J. Russell stimmte in der Majorität. Noch am nämlichen Abend kehrte Hr. Evans in den Schooß seiner Familie zurück. Der durch Hrn. Macleods Austritt erledigte Parlamentssitz für die schottische Grafschaft Inverneß ist wieder einem Liberalen zugefallen: Hr. Morrison wurde vor dem torystischen Bewerber Fraser mit 353 gegen 307 Stimmen gewählt. (Courier.) Es heißt in der City allgemein, der Schatzkanzler habe es sich so eingerichtet, daß er hoffen könne, die laufenden Bedürfnisse der Regierung zu decken, ohne zu einer neuen Anleihe zu greifen. Dieß hat den Consols (s. den Börsenartikel) eine Festigkeit gegeben, die sie seit einer Reihe von Tagen nicht gezeigt. Frankreich. Paris, 9 März. Der Generallieutenant Graf Dupont, Großkreuz des Ordens des heil. Ludwigs und der Ehrenlegion, vormaliger Deputirter und Kriegsminister unter der Restauration, ist in Paris in einem Alter von 76 Jahren gestorben. In dem Conferenzsaale der Deputirtenkammer sah man am 9 März nur wenige Deputirte. Auch erschien kein Minister. Die Budgetscommission ist fast die einzige, die in ihren Versammlungen fortfährt. Sie ist mit ihrer Arbeit schon sehr vorgerückt. Die andern Commissionen warten erst auf die Erklärungen der Minister. Der Moniteur antwortet in Betreff der gestern erwähnten Frage der Presse wegen Einführung des schwarzen Cabinets: „Nein, es ist an den vorgeblichen Nachrichten der Presse nicht ein wahres Wort; wir sind ermächtigt, sie in allen Punkten für falsch zu erklären.“ (Galignani's Messenger.) Hr. Thiers ist fortwährend der Hauptgegenstand der Erörterung der Journale, da kein anderer die öffentliche Aufmerksamkeit so sehr in Anspruch nimmt, und die Umstände, unter denen er wieder ans Ruder gelangt ist, ihm nothwendig einen hohen Grad von Wichtigkeit ertheilen, als Zielpunkt entweder der Lobpreisungen seiner Anhänger, oder der Angriffe von Seite seiner Gegner. Die Ansichten der englischen Journale über das neue Pariser Cabinet werden von den französischen Journalen vielfach ausgezogen, und da sie den Eindruck erhalten zu haben scheinen, daß zwischen Hrn. Thiers und dem Souverän kein aufrichtiges Einverständniß stattfinde, so antwortet der Constitutionnel, der in dem Rufe steht, das halb officielle Organ des neuen Conseilpräsidenten zu seyn, dem Journal des Débats, von dem er behauptet, daß es diesen Eindruck hervorgebracht habe, und wirft ihm in sehr bittern Ausdrücken diese Insinuationen vor, die, wie er sagt, eben so unpolitisch als falsch seyen. „Diese Sprache, bemerkt der Constitutionnel, ist deßwegen ganz besonders unklug, weil das Journal des Débats von den englischen Blättern nicht nur als das Organ der conservativen Partei, sondern auch als das des Hofs angesehen wird. Man erwäge den dadurch in England hervorgebrachten Eindruck, wo das Königthum in Frankreich als erbittert und besiegt dargestellt wird. Läßt sich wohl annehmen, daß unsere Regierung in ihren Verhältnissen zu Europa dadurch größere Stärke gewinnen werde, daß man sie als von innern Spaltungen heimgesucht darstellt? Wir wissen, daß diese nicht vorhanden sind. Wir wissen aus authentischen Zeugnissen, daß die Ansichten des Cabinets in vollkommenem Einklang mit denen der Krone stehen. Während aber ein Minister <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0002" n="0586"/> einen ziemlich skandalösen Streit mit seinem jüngern Bruder, Lord John Churchill, Vertrautem des Herzogs von Sussex und Anhänger der Regierung.</p><lb/> <p>Dem <hi rendition="#g">Standard</hi> zufolge steht es mit Lord <hi rendition="#g">Durhams</hi> Gesundheit so schlimm, daß seine Freunde ernstliche Besorgnisse hegen.</p><lb/> <p>Am 6 März saß das <hi rendition="#g">Haus der Lords</hi> ganz kurze Zeit. Die auf China bezüglichen Papiere wurden auf den Tisch niedergelegt. Lord <hi rendition="#g">Londonderry</hi> fragte, ob die Regierung durch ihren Gesandten in Spanien Bericht erhalten habe über die Erklärung der Hauptstadt jenes, nach neuerlichen Schilderungen so „friedlichen Landes“ in Belagerungszustand. Lord <hi rendition="#g">Melbourne</hi> verneinte die Frage. Des Herzogs v. <hi rendition="#g">Richmond</hi> Bill zur Befreiung der Pferderennen von einigen alten lästigen Bestimmungen ging durch die Committee.</p><lb/> <p>Unter den im <hi rendition="#g">Hause der Gemeinen</hi> am 6 März übergebenen zahlreichen Petitionen bemerkte man eine von den Fabricanten in Leeds, worin über die Stadezölle auf der Elbe Beschwerde geführt wurde; ferner mehrere Bittschriften zu Gunsten Frosts, so wie auch des im Grafschaftsgefängniß zu Monmouth erkrankten Chartistenführers Vincent. Da man aus Gesundheitsrücksichten den Sheriff Wheelton freigelassen habe, und den Sheriff Evans wahrscheinlich freilassen werde, so möge man diese Rücksicht der Menschlichkeit auch für Vincent gelten lassen. Hr. <hi rendition="#g">Hume</hi> rügte es, daß der Oberrichter von Ober-Canada seit anderthalb Jahren sich in England aufhalte, und knüpfte daran die Frage, ob in Nieder-Canada die Habeas-Corpus-Acte suspendirt sey. Lord J. <hi rendition="#g">Russell</hi> antwortete, im Verfolg der temporären Aufhebung der Verfassung dieser Provinz sey unter dem Gouvernement Sir John Colborne's auch die Habeas-Corpus-Acte suspendirt, und die dießfallsige Ordonnanz, wie er glaube, seitdem erneuert worden, doch werde die Suspension schwerlich lange in Kraft bleiben. Sir James <hi rendition="#g">Graham</hi> bemerkte, indem er auf die zur Einsicht aufliegenden Papiere in Betreff China's deutete, er vermisse darunter einen Bericht über einen höchst wichtigen Vorgang, nämlich über die von New-Yorker Zeitungen gemeldete Remonstration nordamerikanischer Kaufleute gegen die Blokade des Hafens von Canton, deßgleichen den officiellen Bericht über das Seegefecht, das zwischen chinesischen und englischen Kriegsschiffen vorgefallen. Lord J. <hi rendition="#g">Russell</hi> antwortete, in Abwesenheit Lord Palmerstons, über die berührten beiden Punkte habe die Regierung bis jetzt keine officielle Nachricht. Sir J. <hi rendition="#g">Graham</hi>: er habe gehört, daß der Regierung ein Brief über die Blokade zugekommen, welchen Capitän Elliot an den verstorbenen Admiral Maitland geschrieben, das sey nun allerdings ein officielles Document. Ob die Regierung es nachträglich mittheilen werde? Lord J. <hi rendition="#g">Russell</hi>: „Einige Briefe der Art liegen im Archiv, enthalten aber nichts Näheres über jene Punkte. Zudem sind es Briefe, die, wenn ich mich recht entsinne, nicht wohl vorgelegt werden könnten; indessen muß ich sie noch einmal einsehen, ehe ich bestimmt darüber antworten kann.“ Hr. <hi rendition="#g">Goulburn</hi> fragt, ob es wahr, daß der Zinsfuß der Schatzkammerscheine von 1 3/4 auf 2 1/4 Pence erhöht worden. Hr. E. J. <hi rendition="#g">Stanley</hi>, Secretär des Schatzamtes, antwortet, er glaube, daß es richtig sey. Sofort wurde Lord J. <hi rendition="#g">Russells</hi> Bill zum summarischen Schutz der Parlamentsdrucker weiter berathen, und schließlich mit 203 gegen 54, also mit der großen Mehrheit von 149 Stimmen <hi rendition="#g">angenommen</hi>. Sir J. <hi rendition="#g">Graham</hi> stellte den Antrag, den Sheriff Evans gegen Caution seiner Haft zu entlassen, vertauschte aber, nach langer Discussion, diesen Vorschlag mit einem andern: nämlich ihn temporär zu entlassen, und auf den 6 April wieder vor die Schranken des Hauses zu bescheiden. Der Radicale Hr. T. <hi rendition="#g">Duncombe</hi> schlug als Amendement vor, die Entlassung möge unbedingt seyn; dieses ward aber mit 118 gegen 31 Stimmen verneint, und Sir J. Grahams Motion mit 129 gegen 47 Stimmen <hi rendition="#g">angenommen</hi>. Lord J. <hi rendition="#g">Russell</hi> stimmte in der Majorität. Noch am nämlichen Abend kehrte Hr. Evans in den Schooß seiner Familie zurück.</p><lb/> <p>Der durch Hrn. Macleods Austritt erledigte Parlamentssitz für die schottische Grafschaft <hi rendition="#g">Inverneß</hi> ist wieder einem Liberalen zugefallen: Hr. Morrison wurde vor dem torystischen Bewerber Fraser mit 353 gegen 307 Stimmen gewählt.</p><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Courier</hi>.) Es heißt in der City allgemein, der Schatzkanzler habe es sich so eingerichtet, daß er hoffen könne, die laufenden Bedürfnisse der Regierung zu decken, ohne zu einer neuen Anleihe zu greifen. Dieß hat den Consols (s. den Börsenartikel) eine Festigkeit gegeben, die sie seit einer Reihe von Tagen nicht gezeigt.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Frankreich.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 9 März.</dateline> <p/><lb/> <p>Der Generallieutenant Graf Dupont, Großkreuz des Ordens des heil. Ludwigs und der Ehrenlegion, vormaliger Deputirter und Kriegsminister unter der Restauration, ist in Paris in einem Alter von 76 Jahren gestorben.</p><lb/> <p>In dem Conferenzsaale der Deputirtenkammer sah man am 9 März nur wenige Deputirte. Auch erschien kein Minister. Die Budgetscommission ist fast die einzige, die in ihren Versammlungen fortfährt. Sie ist mit ihrer Arbeit schon sehr vorgerückt. Die andern Commissionen warten erst auf die Erklärungen der Minister.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Moniteur</hi> antwortet in Betreff der gestern erwähnten Frage der <hi rendition="#g">Presse</hi> wegen Einführung des schwarzen Cabinets: „Nein, es ist an den vorgeblichen Nachrichten der Presse nicht ein wahres Wort; wir sind ermächtigt, sie in allen Punkten für falsch zu erklären.“</p><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Galignani's Messenger</hi>.) Hr. Thiers ist fortwährend der Hauptgegenstand der Erörterung der Journale, da kein anderer die öffentliche Aufmerksamkeit so sehr in Anspruch nimmt, und die Umstände, unter denen er wieder ans Ruder gelangt ist, ihm nothwendig einen hohen Grad von Wichtigkeit ertheilen, als Zielpunkt entweder der Lobpreisungen seiner Anhänger, oder der Angriffe von Seite seiner Gegner. Die Ansichten der englischen Journale über das neue Pariser Cabinet werden von den französischen Journalen vielfach ausgezogen, und da sie den Eindruck erhalten zu haben scheinen, daß zwischen Hrn. Thiers und dem Souverän kein aufrichtiges Einverständniß stattfinde, so antwortet der <hi rendition="#g">Constitutionnel</hi>, der in dem Rufe steht, das halb officielle Organ des neuen Conseilpräsidenten zu seyn, dem <hi rendition="#g">Journal des Débats</hi>, von dem er behauptet, daß es diesen Eindruck hervorgebracht habe, und wirft ihm in sehr bittern Ausdrücken diese Insinuationen vor, die, wie er sagt, eben so unpolitisch als falsch seyen. „Diese Sprache, bemerkt der <hi rendition="#g">Constitutionnel</hi>, ist deßwegen ganz besonders unklug, weil das Journal des Débats von den englischen Blättern nicht nur als das Organ der conservativen Partei, sondern auch als das des Hofs angesehen wird. Man erwäge den dadurch in England hervorgebrachten Eindruck, wo das Königthum in Frankreich als erbittert und besiegt dargestellt wird. Läßt sich wohl annehmen, daß unsere Regierung in ihren Verhältnissen zu Europa dadurch größere Stärke gewinnen werde, daß man sie als von innern Spaltungen heimgesucht darstellt? Wir wissen, daß diese nicht vorhanden sind. Wir wissen aus authentischen Zeugnissen, daß die Ansichten des Cabinets in vollkommenem Einklang mit denen der Krone stehen. Während aber ein Minister<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0586/0002]
einen ziemlich skandalösen Streit mit seinem jüngern Bruder, Lord John Churchill, Vertrautem des Herzogs von Sussex und Anhänger der Regierung.
Dem Standard zufolge steht es mit Lord Durhams Gesundheit so schlimm, daß seine Freunde ernstliche Besorgnisse hegen.
Am 6 März saß das Haus der Lords ganz kurze Zeit. Die auf China bezüglichen Papiere wurden auf den Tisch niedergelegt. Lord Londonderry fragte, ob die Regierung durch ihren Gesandten in Spanien Bericht erhalten habe über die Erklärung der Hauptstadt jenes, nach neuerlichen Schilderungen so „friedlichen Landes“ in Belagerungszustand. Lord Melbourne verneinte die Frage. Des Herzogs v. Richmond Bill zur Befreiung der Pferderennen von einigen alten lästigen Bestimmungen ging durch die Committee.
Unter den im Hause der Gemeinen am 6 März übergebenen zahlreichen Petitionen bemerkte man eine von den Fabricanten in Leeds, worin über die Stadezölle auf der Elbe Beschwerde geführt wurde; ferner mehrere Bittschriften zu Gunsten Frosts, so wie auch des im Grafschaftsgefängniß zu Monmouth erkrankten Chartistenführers Vincent. Da man aus Gesundheitsrücksichten den Sheriff Wheelton freigelassen habe, und den Sheriff Evans wahrscheinlich freilassen werde, so möge man diese Rücksicht der Menschlichkeit auch für Vincent gelten lassen. Hr. Hume rügte es, daß der Oberrichter von Ober-Canada seit anderthalb Jahren sich in England aufhalte, und knüpfte daran die Frage, ob in Nieder-Canada die Habeas-Corpus-Acte suspendirt sey. Lord J. Russell antwortete, im Verfolg der temporären Aufhebung der Verfassung dieser Provinz sey unter dem Gouvernement Sir John Colborne's auch die Habeas-Corpus-Acte suspendirt, und die dießfallsige Ordonnanz, wie er glaube, seitdem erneuert worden, doch werde die Suspension schwerlich lange in Kraft bleiben. Sir James Graham bemerkte, indem er auf die zur Einsicht aufliegenden Papiere in Betreff China's deutete, er vermisse darunter einen Bericht über einen höchst wichtigen Vorgang, nämlich über die von New-Yorker Zeitungen gemeldete Remonstration nordamerikanischer Kaufleute gegen die Blokade des Hafens von Canton, deßgleichen den officiellen Bericht über das Seegefecht, das zwischen chinesischen und englischen Kriegsschiffen vorgefallen. Lord J. Russell antwortete, in Abwesenheit Lord Palmerstons, über die berührten beiden Punkte habe die Regierung bis jetzt keine officielle Nachricht. Sir J. Graham: er habe gehört, daß der Regierung ein Brief über die Blokade zugekommen, welchen Capitän Elliot an den verstorbenen Admiral Maitland geschrieben, das sey nun allerdings ein officielles Document. Ob die Regierung es nachträglich mittheilen werde? Lord J. Russell: „Einige Briefe der Art liegen im Archiv, enthalten aber nichts Näheres über jene Punkte. Zudem sind es Briefe, die, wenn ich mich recht entsinne, nicht wohl vorgelegt werden könnten; indessen muß ich sie noch einmal einsehen, ehe ich bestimmt darüber antworten kann.“ Hr. Goulburn fragt, ob es wahr, daß der Zinsfuß der Schatzkammerscheine von 1 3/4 auf 2 1/4 Pence erhöht worden. Hr. E. J. Stanley, Secretär des Schatzamtes, antwortet, er glaube, daß es richtig sey. Sofort wurde Lord J. Russells Bill zum summarischen Schutz der Parlamentsdrucker weiter berathen, und schließlich mit 203 gegen 54, also mit der großen Mehrheit von 149 Stimmen angenommen. Sir J. Graham stellte den Antrag, den Sheriff Evans gegen Caution seiner Haft zu entlassen, vertauschte aber, nach langer Discussion, diesen Vorschlag mit einem andern: nämlich ihn temporär zu entlassen, und auf den 6 April wieder vor die Schranken des Hauses zu bescheiden. Der Radicale Hr. T. Duncombe schlug als Amendement vor, die Entlassung möge unbedingt seyn; dieses ward aber mit 118 gegen 31 Stimmen verneint, und Sir J. Grahams Motion mit 129 gegen 47 Stimmen angenommen. Lord J. Russell stimmte in der Majorität. Noch am nämlichen Abend kehrte Hr. Evans in den Schooß seiner Familie zurück.
Der durch Hrn. Macleods Austritt erledigte Parlamentssitz für die schottische Grafschaft Inverneß ist wieder einem Liberalen zugefallen: Hr. Morrison wurde vor dem torystischen Bewerber Fraser mit 353 gegen 307 Stimmen gewählt.
(Courier.) Es heißt in der City allgemein, der Schatzkanzler habe es sich so eingerichtet, daß er hoffen könne, die laufenden Bedürfnisse der Regierung zu decken, ohne zu einer neuen Anleihe zu greifen. Dieß hat den Consols (s. den Börsenartikel) eine Festigkeit gegeben, die sie seit einer Reihe von Tagen nicht gezeigt.
Frankreich.
_ Paris, 9 März.
Der Generallieutenant Graf Dupont, Großkreuz des Ordens des heil. Ludwigs und der Ehrenlegion, vormaliger Deputirter und Kriegsminister unter der Restauration, ist in Paris in einem Alter von 76 Jahren gestorben.
In dem Conferenzsaale der Deputirtenkammer sah man am 9 März nur wenige Deputirte. Auch erschien kein Minister. Die Budgetscommission ist fast die einzige, die in ihren Versammlungen fortfährt. Sie ist mit ihrer Arbeit schon sehr vorgerückt. Die andern Commissionen warten erst auf die Erklärungen der Minister.
Der Moniteur antwortet in Betreff der gestern erwähnten Frage der Presse wegen Einführung des schwarzen Cabinets: „Nein, es ist an den vorgeblichen Nachrichten der Presse nicht ein wahres Wort; wir sind ermächtigt, sie in allen Punkten für falsch zu erklären.“
(Galignani's Messenger.) Hr. Thiers ist fortwährend der Hauptgegenstand der Erörterung der Journale, da kein anderer die öffentliche Aufmerksamkeit so sehr in Anspruch nimmt, und die Umstände, unter denen er wieder ans Ruder gelangt ist, ihm nothwendig einen hohen Grad von Wichtigkeit ertheilen, als Zielpunkt entweder der Lobpreisungen seiner Anhänger, oder der Angriffe von Seite seiner Gegner. Die Ansichten der englischen Journale über das neue Pariser Cabinet werden von den französischen Journalen vielfach ausgezogen, und da sie den Eindruck erhalten zu haben scheinen, daß zwischen Hrn. Thiers und dem Souverän kein aufrichtiges Einverständniß stattfinde, so antwortet der Constitutionnel, der in dem Rufe steht, das halb officielle Organ des neuen Conseilpräsidenten zu seyn, dem Journal des Débats, von dem er behauptet, daß es diesen Eindruck hervorgebracht habe, und wirft ihm in sehr bittern Ausdrücken diese Insinuationen vor, die, wie er sagt, eben so unpolitisch als falsch seyen. „Diese Sprache, bemerkt der Constitutionnel, ist deßwegen ganz besonders unklug, weil das Journal des Débats von den englischen Blättern nicht nur als das Organ der conservativen Partei, sondern auch als das des Hofs angesehen wird. Man erwäge den dadurch in England hervorgebrachten Eindruck, wo das Königthum in Frankreich als erbittert und besiegt dargestellt wird. Läßt sich wohl annehmen, daß unsere Regierung in ihren Verhältnissen zu Europa dadurch größere Stärke gewinnen werde, daß man sie als von innern Spaltungen heimgesucht darstellt? Wir wissen, daß diese nicht vorhanden sind. Wir wissen aus authentischen Zeugnissen, daß die Ansichten des Cabinets in vollkommenem Einklang mit denen der Krone stehen. Während aber ein Minister
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |