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Allgemeine Zeitung. Nr. 71. Augsburg, 11. März 1840.

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theilen wolle. Hiernach war auf Seite der bayerisch-würtembergischen Gesellschaft nur Vortheil ohne Gefahr und ohne Aufwand, und auf Seite des in Ulm gebildeten Filialvereins neben getheiltem Gewinn außer dem Aufwand für Schiffe und deren Führung noch die Gefahr eines mehrjährigen Zinsenverlustes bei den mit der Ausführung verknüpften eigenthümlichen Schwierigkeiten. Da jedoch dem Ulmer Filialverein es namentlich um die nach mehrjährigem Verzug endlich zu bewerkstelligende Dampfschifffahrt von Ulm an, welche die untere erst gewinnbringend machen kann, zu thun zu seyn schien, so waren die von ihm angebotenen Opfer erklärlich und zu erwarten, daß die Hauptgesellschaft unter den obwaltenden Verhältnissen und ohne Aussicht auf deren anderweitige gründliche Besserung das ihr gemachte Anerbieten willkommen heißen und annehmen werde. Nichtsdestoweniger beschloß sie, den Filialverein zwar als solchen aufzunehmen, ihm jedoch nur auf fünfzehn Jahre die Mitbefahrung der Donau zwischen Ulm und Regensburg zu gestatten, sodann aber von ihm die auf seine Kosten erbauten Schiffe zu einem vorausbestimmten Preise zu übernehmen. Ob der Filialverein in Ulm diese im Verhältniß zum vierzigjährigen Privilegium der Hauptgesellschaft ziemlich beengende Bedingung eingehen werde, ist nun die Frage, und es wird wohl auch davon abhängen, ob Ulm als der natürliche Anfangspunkt der Donauschifffahrt dieß auch für die Dampfschifffahrt werde oder nicht; endlich auch, ob die bayerisch-würtembergische Dampfschifffahrt überhaupt durch reichlichere Zufuhr von Passagieren und Gütern eine für die Actionnäre derselben erfreulichere Zukunft haben werde. Sollte in Ulm dagegen jene Bedingung als zu lästig nicht genehmigt werden, so fürchten wir für unsere Dampfschifffahrt wohl nicht mit Unrecht, daß dort Mittel und Wege gesucht werden, um den für dort so wichtigen Zweck auf eine für uns minder ersprießliche Weise zu erreichen.

Der k. dänische Bundestagsgesandte, Frhr. v. Pechlin, überbrachte vorgestern unserm Herzog den Sr. Durchl. von dem König Christian VIII von Dänemark verliehenen Elephantenorden. Die Verleihung desselben ist eine den herzoglichen Vorfahren schon in drei Generationen zu Theil gewordene Auszeichnung. Nachdem der Orden und ein Schreiben seines Souveräns von Frhrn. v. Pechlin überreicht worden, fand bei Sr. herzogl. Durchl. eine Galatafel statt, wobei Höchstdieselben mit den Insignien des Elephantenordens decorirt erschienen.

Heute ist der berühmte Astronom, Dr. Olbers, im 82sten Jahre seines Alters gestorben. Er war geboren am 11 Oct. 1758 zu Arbergen in der Nähe von Bremen, wo sein Vater Prediger war, und erhielt am 28 Dec. 1780 die Doctorwürde in Göttingen, nachdem er schon früher als Astronom sich bekannt gemacht hatte. Seine ausgezeichneten Verdienste um die Wissenschaft sind von den Gelehrten in und außerhalb Deutschland öffentlich anerkannt. Während seiner langen würdigen Lebensbahn erfreute er sich stets als Arzt, als Bürger und als Mensch des Vertrauens und der dankbaren Liebe, der Achtung und der Freundschaft seiner Mitbürger. (Bremer Z.)

Preußen.

Die Vermuthung, die ich schon früher ausgesprochen, daß der rheinische Landtag in die Jahre schwerlich einberufen werden würde, ist jetzt zur Gewißheit geworden. Man hat die Entdeckung gemacht, daß unser Landtag in der gewöhnlichen Reihenfolge denen der andern Provinzen um ein Jahr voraus sey, und daraus den natürlichsten Anlaß genommen, mit der Einberufung unserer Abgeordneten, die täglich dem Convocationsschreiben entgegensahen, einstweilen zu warten. Wenn man die hinlänglich besprochenen Vorgänge betrachtet, welche den Wahlen vorhergegangen und gefolgt sind, so kann dieser Beschluß des Gouvernements nur gebilligt werden. Es war fast nicht denkbar, daß die Sitzungen ohne irgend eine unangenehme Scene ablaufen würden, die, ohne der allgemeinen Sache zu nützen, nur neue Aufregung herbeigeführt hätten, während die Zeit auch hier ein Heilmittel bringen kann. Das System des ruhigen Hinhaltens, welches die Regierung bis jetzt beobachtet hat, ist nicht ohne gute Früchte geblieben, und hat, da sie sonst nicht verfehlt hat, gerechten Beschwerden abzuhelfen, viel dazu beigetragen, die ursprüngliche Aigrirung der Gemüther zu besänftigen. Was auch manche Blätter berichten mögen, die allgemeine Stimmung ist durchaus besser geworden, und wenn nicht hier und da protestantische Stimmen auf die ungeschickteste Weise verletzend selbst wieder einen kleinen Lärm erregten, so wäre von der ganzen Differenz kaum die Rede mehr. Ob die Indignation über die Ausweisung des Hrn. Laurent im Auslande so groß ist, als behauptet wird, wissen wir nicht, aber am Rhein hat sie, mit Ausnahme Aachens, wenig Sensation erregt, und auch dort hat die natürliche Bekümmerniß über die einem Landsmann widerfahrne Behandlung nicht gehindert, daß der Carneval mit größerm Aufwande und allgemeinerer Theilnahme als in früherer Zeit gefeiert wurde. Dort wie in Köln sind diese Tage ausgelassener Fröhlichkeit ohne die geringste Störung und Feindseligkeit gegen die Regierung begangen werden, zum Beweise, daß der wahre Bürgerstand sich wenig um autonomische Ansichten kümmert. - Ein Beschluß des Gouvernements, von welchem jetzt viel gesprochen wird, und wornach die katholischen Geistlichen künftig als Minimum ein Gehalt von 300 Thalern beziehen sollen, findet den allgemeinsten Beifall, da der Clerus offenbar zu schlecht bedacht ist, und auch in Belgien schon unter holländischer Herrschaft seine Stellung verbessert gesehen hat.

Rußland.

Der Courrier von Orenburg (?) schreibt: "Am 10 Jan. fand ein dritter Kampf zwischen der russischen und chiwa'schen Cavallerie statt, welche von dem Chan in Person commandirt wurde. Die sibirischen Kosaken und die Kirgisen fochten mit erstaunenswerther Tapferkeit. Die Reiterei des Chans floh bis zur Stadt Chiwa zurück. Wenn es unserer Infanterie und Cavallerie möglich gewesen wäre, nachzufolgen, so wäre die Stadt schon von unsern Truppen besetzt. Die Hälfte der Mannschaft des Chans kam um oder gerieth in Gefangenschaft, kaum ein Drittheil gelangte nach Chiwa. General Perowsky wird spätestens am 25 Jan. die Stadt erreichen, die sich ohne Zweifel auf Discretion ergeben wird. Diese wichtige Nachricht wurde durch Couriere nach Orenburg gebracht, welche in regelmäßigen Stationen zwischen dieser Stadt und der Armee aufgestellt sind. (Münch. pol. Ztg.)

Griechenland.

Das Journal des Debats vom 13 Jan. enthält in einem Leading-Article folgende Worte: "Die europäische Herrschaft (in Ländern der Türkei), würde sie weniger unterdrückend oder weniger verwünscht seyn, als die türkische Herrschaft? Griechenland liefert ein merkwürdiges Zeugniß, welchen Hindernissen und welchen Schwierigkeiten im Orient eine europäische Verwaltung begegnet." Soll das heißen, die gegenwärtige Regierung Griechenlands sey eben so unterdrückend und verwünscht, als die türkische? So schlimm meint es das Journal des Debats wohl nicht. Es hat nur einmal wieder aus dem alten Strom ein paar Phrasen heraufgeholt,

theilen wolle. Hiernach war auf Seite der bayerisch-würtembergischen Gesellschaft nur Vortheil ohne Gefahr und ohne Aufwand, und auf Seite des in Ulm gebildeten Filialvereins neben getheiltem Gewinn außer dem Aufwand für Schiffe und deren Führung noch die Gefahr eines mehrjährigen Zinsenverlustes bei den mit der Ausführung verknüpften eigenthümlichen Schwierigkeiten. Da jedoch dem Ulmer Filialverein es namentlich um die nach mehrjährigem Verzug endlich zu bewerkstelligende Dampfschifffahrt von Ulm an, welche die untere erst gewinnbringend machen kann, zu thun zu seyn schien, so waren die von ihm angebotenen Opfer erklärlich und zu erwarten, daß die Hauptgesellschaft unter den obwaltenden Verhältnissen und ohne Aussicht auf deren anderweitige gründliche Besserung das ihr gemachte Anerbieten willkommen heißen und annehmen werde. Nichtsdestoweniger beschloß sie, den Filialverein zwar als solchen aufzunehmen, ihm jedoch nur auf fünfzehn Jahre die Mitbefahrung der Donau zwischen Ulm und Regensburg zu gestatten, sodann aber von ihm die auf seine Kosten erbauten Schiffe zu einem vorausbestimmten Preise zu übernehmen. Ob der Filialverein in Ulm diese im Verhältniß zum vierzigjährigen Privilegium der Hauptgesellschaft ziemlich beengende Bedingung eingehen werde, ist nun die Frage, und es wird wohl auch davon abhängen, ob Ulm als der natürliche Anfangspunkt der Donauschifffahrt dieß auch für die Dampfschifffahrt werde oder nicht; endlich auch, ob die bayerisch-würtembergische Dampfschifffahrt überhaupt durch reichlichere Zufuhr von Passagieren und Gütern eine für die Actionnäre derselben erfreulichere Zukunft haben werde. Sollte in Ulm dagegen jene Bedingung als zu lästig nicht genehmigt werden, so fürchten wir für unsere Dampfschifffahrt wohl nicht mit Unrecht, daß dort Mittel und Wege gesucht werden, um den für dort so wichtigen Zweck auf eine für uns minder ersprießliche Weise zu erreichen.

Der k. dänische Bundestagsgesandte, Frhr. v. Pechlin, überbrachte vorgestern unserm Herzog den Sr. Durchl. von dem König Christian VIII von Dänemark verliehenen Elephantenorden. Die Verleihung desselben ist eine den herzoglichen Vorfahren schon in drei Generationen zu Theil gewordene Auszeichnung. Nachdem der Orden und ein Schreiben seines Souveräns von Frhrn. v. Pechlin überreicht worden, fand bei Sr. herzogl. Durchl. eine Galatafel statt, wobei Höchstdieselben mit den Insignien des Elephantenordens decorirt erschienen.

Heute ist der berühmte Astronom, Dr. Olbers, im 82sten Jahre seines Alters gestorben. Er war geboren am 11 Oct. 1758 zu Arbergen in der Nähe von Bremen, wo sein Vater Prediger war, und erhielt am 28 Dec. 1780 die Doctorwürde in Göttingen, nachdem er schon früher als Astronom sich bekannt gemacht hatte. Seine ausgezeichneten Verdienste um die Wissenschaft sind von den Gelehrten in und außerhalb Deutschland öffentlich anerkannt. Während seiner langen würdigen Lebensbahn erfreute er sich stets als Arzt, als Bürger und als Mensch des Vertrauens und der dankbaren Liebe, der Achtung und der Freundschaft seiner Mitbürger. (Bremer Z.)

Preußen.

Die Vermuthung, die ich schon früher ausgesprochen, daß der rheinische Landtag in die Jahre schwerlich einberufen werden würde, ist jetzt zur Gewißheit geworden. Man hat die Entdeckung gemacht, daß unser Landtag in der gewöhnlichen Reihenfolge denen der andern Provinzen um ein Jahr voraus sey, und daraus den natürlichsten Anlaß genommen, mit der Einberufung unserer Abgeordneten, die täglich dem Convocationsschreiben entgegensahen, einstweilen zu warten. Wenn man die hinlänglich besprochenen Vorgänge betrachtet, welche den Wahlen vorhergegangen und gefolgt sind, so kann dieser Beschluß des Gouvernements nur gebilligt werden. Es war fast nicht denkbar, daß die Sitzungen ohne irgend eine unangenehme Scene ablaufen würden, die, ohne der allgemeinen Sache zu nützen, nur neue Aufregung herbeigeführt hätten, während die Zeit auch hier ein Heilmittel bringen kann. Das System des ruhigen Hinhaltens, welches die Regierung bis jetzt beobachtet hat, ist nicht ohne gute Früchte geblieben, und hat, da sie sonst nicht verfehlt hat, gerechten Beschwerden abzuhelfen, viel dazu beigetragen, die ursprüngliche Aigrirung der Gemüther zu besänftigen. Was auch manche Blätter berichten mögen, die allgemeine Stimmung ist durchaus besser geworden, und wenn nicht hier und da protestantische Stimmen auf die ungeschickteste Weise verletzend selbst wieder einen kleinen Lärm erregten, so wäre von der ganzen Differenz kaum die Rede mehr. Ob die Indignation über die Ausweisung des Hrn. Laurent im Auslande so groß ist, als behauptet wird, wissen wir nicht, aber am Rhein hat sie, mit Ausnahme Aachens, wenig Sensation erregt, und auch dort hat die natürliche Bekümmerniß über die einem Landsmann widerfahrne Behandlung nicht gehindert, daß der Carneval mit größerm Aufwande und allgemeinerer Theilnahme als in früherer Zeit gefeiert wurde. Dort wie in Köln sind diese Tage ausgelassener Fröhlichkeit ohne die geringste Störung und Feindseligkeit gegen die Regierung begangen werden, zum Beweise, daß der wahre Bürgerstand sich wenig um autonomische Ansichten kümmert. – Ein Beschluß des Gouvernements, von welchem jetzt viel gesprochen wird, und wornach die katholischen Geistlichen künftig als Minimum ein Gehalt von 300 Thalern beziehen sollen, findet den allgemeinsten Beifall, da der Clerus offenbar zu schlecht bedacht ist, und auch in Belgien schon unter holländischer Herrschaft seine Stellung verbessert gesehen hat.

Rußland.

Der Courrier von Orenburg (?) schreibt: „Am 10 Jan. fand ein dritter Kampf zwischen der russischen und chiwa'schen Cavallerie statt, welche von dem Chan in Person commandirt wurde. Die sibirischen Kosaken und die Kirgisen fochten mit erstaunenswerther Tapferkeit. Die Reiterei des Chans floh bis zur Stadt Chiwa zurück. Wenn es unserer Infanterie und Cavallerie möglich gewesen wäre, nachzufolgen, so wäre die Stadt schon von unsern Truppen besetzt. Die Hälfte der Mannschaft des Chans kam um oder gerieth in Gefangenschaft, kaum ein Drittheil gelangte nach Chiwa. General Perowsky wird spätestens am 25 Jan. die Stadt erreichen, die sich ohne Zweifel auf Discretion ergeben wird. Diese wichtige Nachricht wurde durch Couriere nach Orenburg gebracht, welche in regelmäßigen Stationen zwischen dieser Stadt und der Armee aufgestellt sind. (Münch. pol. Ztg.)

Griechenland.

Das Journal des Débats vom 13 Jan. enthält in einem Leading-Article folgende Worte: „Die europäische Herrschaft (in Ländern der Türkei), würde sie weniger unterdrückend oder weniger verwünscht seyn, als die türkische Herrschaft? Griechenland liefert ein merkwürdiges Zeugniß, welchen Hindernissen und welchen Schwierigkeiten im Orient eine europäische Verwaltung begegnet.“ Soll das heißen, die gegenwärtige Regierung Griechenlands sey eben so unterdrückend und verwünscht, als die türkische? So schlimm meint es das Journal des Débats wohl nicht. Es hat nur einmal wieder aus dem alten Strom ein paar Phrasen heraufgeholt,

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[0565/0005] theilen wolle. Hiernach war auf Seite der bayerisch-würtembergischen Gesellschaft nur Vortheil ohne Gefahr und ohne Aufwand, und auf Seite des in Ulm gebildeten Filialvereins neben getheiltem Gewinn außer dem Aufwand für Schiffe und deren Führung noch die Gefahr eines mehrjährigen Zinsenverlustes bei den mit der Ausführung verknüpften eigenthümlichen Schwierigkeiten. Da jedoch dem Ulmer Filialverein es namentlich um die nach mehrjährigem Verzug endlich zu bewerkstelligende Dampfschifffahrt von Ulm an, welche die untere erst gewinnbringend machen kann, zu thun zu seyn schien, so waren die von ihm angebotenen Opfer erklärlich und zu erwarten, daß die Hauptgesellschaft unter den obwaltenden Verhältnissen und ohne Aussicht auf deren anderweitige gründliche Besserung das ihr gemachte Anerbieten willkommen heißen und annehmen werde. Nichtsdestoweniger beschloß sie, den Filialverein zwar als solchen aufzunehmen, ihm jedoch nur auf fünfzehn Jahre die Mitbefahrung der Donau zwischen Ulm und Regensburg zu gestatten, sodann aber von ihm die auf seine Kosten erbauten Schiffe zu einem vorausbestimmten Preise zu übernehmen. Ob der Filialverein in Ulm diese im Verhältniß zum vierzigjährigen Privilegium der Hauptgesellschaft ziemlich beengende Bedingung eingehen werde, ist nun die Frage, und es wird wohl auch davon abhängen, ob Ulm als der natürliche Anfangspunkt der Donauschifffahrt dieß auch für die Dampfschifffahrt werde oder nicht; endlich auch, ob die bayerisch-würtembergische Dampfschifffahrt überhaupt durch reichlichere Zufuhr von Passagieren und Gütern eine für die Actionnäre derselben erfreulichere Zukunft haben werde. Sollte in Ulm dagegen jene Bedingung als zu lästig nicht genehmigt werden, so fürchten wir für unsere Dampfschifffahrt wohl nicht mit Unrecht, daß dort Mittel und Wege gesucht werden, um den für dort so wichtigen Zweck auf eine für uns minder ersprießliche Weise zu erreichen. _ Wiesbaden, 29 Febr. Der k. dänische Bundestagsgesandte, Frhr. v. Pechlin, überbrachte vorgestern unserm Herzog den Sr. Durchl. von dem König Christian VIII von Dänemark verliehenen Elephantenorden. Die Verleihung desselben ist eine den herzoglichen Vorfahren schon in drei Generationen zu Theil gewordene Auszeichnung. Nachdem der Orden und ein Schreiben seines Souveräns von Frhrn. v. Pechlin überreicht worden, fand bei Sr. herzogl. Durchl. eine Galatafel statt, wobei Höchstdieselben mit den Insignien des Elephantenordens decorirt erschienen. _ Bremen, 2 März. Heute ist der berühmte Astronom, Dr. Olbers, im 82sten Jahre seines Alters gestorben. Er war geboren am 11 Oct. 1758 zu Arbergen in der Nähe von Bremen, wo sein Vater Prediger war, und erhielt am 28 Dec. 1780 die Doctorwürde in Göttingen, nachdem er schon früher als Astronom sich bekannt gemacht hatte. Seine ausgezeichneten Verdienste um die Wissenschaft sind von den Gelehrten in und außerhalb Deutschland öffentlich anerkannt. Während seiner langen würdigen Lebensbahn erfreute er sich stets als Arzt, als Bürger und als Mensch des Vertrauens und der dankbaren Liebe, der Achtung und der Freundschaft seiner Mitbürger. (Bremer Z.) Preußen. _ Vom Niederrhein, 5 März. Die Vermuthung, die ich schon früher ausgesprochen, daß der rheinische Landtag in die Jahre schwerlich einberufen werden würde, ist jetzt zur Gewißheit geworden. Man hat die Entdeckung gemacht, daß unser Landtag in der gewöhnlichen Reihenfolge denen der andern Provinzen um ein Jahr voraus sey, und daraus den natürlichsten Anlaß genommen, mit der Einberufung unserer Abgeordneten, die täglich dem Convocationsschreiben entgegensahen, einstweilen zu warten. Wenn man die hinlänglich besprochenen Vorgänge betrachtet, welche den Wahlen vorhergegangen und gefolgt sind, so kann dieser Beschluß des Gouvernements nur gebilligt werden. Es war fast nicht denkbar, daß die Sitzungen ohne irgend eine unangenehme Scene ablaufen würden, die, ohne der allgemeinen Sache zu nützen, nur neue Aufregung herbeigeführt hätten, während die Zeit auch hier ein Heilmittel bringen kann. Das System des ruhigen Hinhaltens, welches die Regierung bis jetzt beobachtet hat, ist nicht ohne gute Früchte geblieben, und hat, da sie sonst nicht verfehlt hat, gerechten Beschwerden abzuhelfen, viel dazu beigetragen, die ursprüngliche Aigrirung der Gemüther zu besänftigen. Was auch manche Blätter berichten mögen, die allgemeine Stimmung ist durchaus besser geworden, und wenn nicht hier und da protestantische Stimmen auf die ungeschickteste Weise verletzend selbst wieder einen kleinen Lärm erregten, so wäre von der ganzen Differenz kaum die Rede mehr. Ob die Indignation über die Ausweisung des Hrn. Laurent im Auslande so groß ist, als behauptet wird, wissen wir nicht, aber am Rhein hat sie, mit Ausnahme Aachens, wenig Sensation erregt, und auch dort hat die natürliche Bekümmerniß über die einem Landsmann widerfahrne Behandlung nicht gehindert, daß der Carneval mit größerm Aufwande und allgemeinerer Theilnahme als in früherer Zeit gefeiert wurde. Dort wie in Köln sind diese Tage ausgelassener Fröhlichkeit ohne die geringste Störung und Feindseligkeit gegen die Regierung begangen werden, zum Beweise, daß der wahre Bürgerstand sich wenig um autonomische Ansichten kümmert. – Ein Beschluß des Gouvernements, von welchem jetzt viel gesprochen wird, und wornach die katholischen Geistlichen künftig als Minimum ein Gehalt von 300 Thalern beziehen sollen, findet den allgemeinsten Beifall, da der Clerus offenbar zu schlecht bedacht ist, und auch in Belgien schon unter holländischer Herrschaft seine Stellung verbessert gesehen hat. Rußland. Der Courrier von Orenburg (?) schreibt: „Am 10 Jan. fand ein dritter Kampf zwischen der russischen und chiwa'schen Cavallerie statt, welche von dem Chan in Person commandirt wurde. Die sibirischen Kosaken und die Kirgisen fochten mit erstaunenswerther Tapferkeit. Die Reiterei des Chans floh bis zur Stadt Chiwa zurück. Wenn es unserer Infanterie und Cavallerie möglich gewesen wäre, nachzufolgen, so wäre die Stadt schon von unsern Truppen besetzt. Die Hälfte der Mannschaft des Chans kam um oder gerieth in Gefangenschaft, kaum ein Drittheil gelangte nach Chiwa. General Perowsky wird spätestens am 25 Jan. die Stadt erreichen, die sich ohne Zweifel auf Discretion ergeben wird. Diese wichtige Nachricht wurde durch Couriere nach Orenburg gebracht, welche in regelmäßigen Stationen zwischen dieser Stadt und der Armee aufgestellt sind. (Münch. pol. Ztg.) Griechenland. _ Ancona, 27 Febr. Das Journal des Débats vom 13 Jan. enthält in einem Leading-Article folgende Worte: „Die europäische Herrschaft (in Ländern der Türkei), würde sie weniger unterdrückend oder weniger verwünscht seyn, als die türkische Herrschaft? Griechenland liefert ein merkwürdiges Zeugniß, welchen Hindernissen und welchen Schwierigkeiten im Orient eine europäische Verwaltung begegnet.“ Soll das heißen, die gegenwärtige Regierung Griechenlands sey eben so unterdrückend und verwünscht, als die türkische? So schlimm meint es das Journal des Débats wohl nicht. Es hat nur einmal wieder aus dem alten Strom ein paar Phrasen heraufgeholt,

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 71. Augsburg, 11. März 1840, S. 0565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_071_18400311/5>, abgerufen am 19.04.2024.