Allgemeine Zeitung. Nr. 68. Augsburg, 8. März 1840."Johannisburger-Wildniß" liegen, sind seit kurzem ein Raub der Flammen geworden. Allem Anschein nach waren diese Feuersbrünste angelegt, und es soll auch bereits mehreres verdächtige Gesindel von den Behörden eingezogen worden seyn. - Zu Thorn ist im vorigen Monat der letzte Dominicaner im alten Preußen verstorben. Johannes (mit dem Klosternamen Albertus) Babezki ward 99 Jahr alt und hat das säcularisirte Kloster, welchem er einst angehörte, um ein ganzes Menschenalter überlebt. Seine Mitbürger hatten sich daran gewöhnt, ihn als eine nicht mehr wiederkehrende Erscheinung aus früheren Jahrhunderten zu betrachten. Oesterreich. Wien, 3 März. Heute kurz vor Mittag ist Se. Maj. der König von Sachsen zum Besuch der Kaiserfamilie hier eingetroffen und in der Hofburg abgestiegen. Die Königin, seine Gemahlin, befindet sich bekanntlich schon seit einigen Wochen hier an der Seite Ihrer durchl. Schwester der Frau Erzherzogin Sophie. Der gemeinsame Aufenthalt beider Majestäten wird sich auf wenige Tage beschränken. Wien, 3 März. Die Abreise des französischen Botschafters, Grafen St. Aulaire, wird morgen, längstens übermorgen erfolgen. Wie verlautet, schickt sich Graf Woyna, unser Gesandter am schwedischen Hof an, mit nächstem auf seinen Posten zurückzukehren. Es mag mit dem, was Ihnen aus Wien gemeldet worden, nämlich daß Hr. Tatitscheff den Wunsch einer Verwendung in Petersburg hege, seine Richtigkeit haben, dessenungeachtet können Sie versichert seyn, daß seine Abberufung und die Ernennung des Grafen Tschernitscheff dermalen ganz ohne Grund ist. - Die Sammlungen in Mailand zum Besten der Verunglückten durch Ueberschwemmung zeigen sich ergiebig. In den sämmtlichen Pfarren dieser Hauptstadt gingen noch im vorigen Jahr 136,248 Lire ein; darunter befand sich eine Gabe des Cardinal-Erzbischofs von 4500 L. - Die ungarischen Stände haben sich über ein Nuncium vereinigt, welches den Zweck hat, Se. Maj. den Kaiser und König um Ernennung einer Reichstagsdeputation zu bitten, welche sich mit dem Entwurfe einer für das Königreich Ungarn zu errichtenden Nationalbank zu befassen hätte. Türkei. Von der türkischen Gränze, 23 Febr. Den Hospodaren der Moldau und Wallachei ist der Hattischerif von Gülhane von Seite der Pforte mit dem Bedeuten zugestellt worden, daß die neuen Anordnungen dem organischen Statut nicht derogiren. Zu Bucharest wurde der Hattischerif am 9 Febr. in Anwesenheit der ersten Bojaren mit vieler Feierlichkeit publicirt, und mit großer Freude aufgenommen. Der Minister des Auswärtigen ging dem mit Ueberbringung des Hattischerifs beauftragten Commissär bis an die Stufen des fürstlichen Palastes entgegen, an deren oberem Ende Fürst Ghika in Mitte seines ganzen Hofstaates wartete, und das Actenstück mit großen ceremoniellen Ehrfurchtsbezeugungen aus den Händen seines Ministers empfing. - Zwischen dem Fürsten Ghika und dem englischen Generalconsul, Hrn. Colquhoun, besteht seit einigen Tagen ein eben so ernster als bedauerlicher Conflict. Als erster Grund wird angeführt, daß sich der Generalconsul durch häufige Correspondenz mit dem als Hochverräther angeklagten Obristen Campiniano und andern der Regierung abholden Personen dem Fürsten entfremdet habe. Wichtigere Ursache scheinen aber folgende Umstände geliefert zu haben. Ein im Dienste des Consulats-Commis stehender Raya wurde nämlich kürzlich, weil er gegen das bestehende Verbot gegen Mitternacht glühende Kohlen auf der Gasse trug, arretirt und sollte eben auf die Wache gebracht werden, als sein Herr, der Commis, herbeieilte, den Nachtwächter mißhandelte und ihm seinen Diener entriß; auch hielt er einen Saccadji (Wasserträger im Dienste der Polizei) gefangen. Die Wache machte ihrerseits einen Versuch den Saccadji zu befreien, und den Consulats-Commis selbst zu verhaften, von welchem Vorhaben sie jedoch, da sich derselbe als Jonier, das heißt als englischer Unterthan, auswies, abstehen mußte. Auf erhaltene Kunde von diesen Vorfällen sandte Fürst Ghika, trotz der bereits bestehenden Spannung, seinen Adjutanten, Hrn. Jacobson, einen gebornen Engländer, an Hrn. Colquhoun, um diesen von Allem in genaue Kenntniß zu setzen, und als Genugthuung die Auslieferung des Commis zu verlangen. Colquhoun soll auf dieses Ansinnen mit Bitterkeit geantwortet, und sich sofort ein heftiger Notenwechsel entsponnen haben. Man hoffte, daß eine persönliche Zusammenkunft diesem Streite schnell ein Ende machen werde; allein, als diese wirklich veranstaltet wurde, entstand ein heftiger Wortwechsel, in dessen Verlauf Fürst Ghika erklärte, daß er jede persönliche Relation zwischen ihm und Hrn. Colquhoun als abgebrochen betrachte. Obwohl nun der französische Consul vermittelnd auftrat, so hört man doch, daß Fürst Ghika bereits officielle Schritte eingeleitet hat, um die Abberufung Hrn. Colquhouns zu veranlassen. Konstantinopel, 19 Febr. Am 14 d., als am ersten Tage des Kurban Bairams, begab sich der Sultan feierlich in die Moschee von Sultan Achmed, um daselbst das vorgeschrie-Gebet zu verrichten. Während der vier Bairamstage gaben die Batterien und die türkischen Kriegsschiffe die üblichen Kanonensalven. Gestern war große Aufwartung im Serail, wobei die obersten Würdenträger Sr. Hoh. dem Sultan ihre Glückwünsche aus obigem Anlasse darbrachten. - Bei der in meinem letzten Bericht erwähnten Abschiedsaudienz, welche der Sultan dem griechischen Staatsminister, Hrn. Zographos, gab, geruhte Se. Hoh. demselben das Rischani-Iftichar in Brillanten zu verleihen. - Der berühmte französische Historienmaler Horace Vernet ist am 17 l. M. von seiner nach Syrien unternommenen Reise in dieser Hauptstadt eingetroffen. „Johannisburger-Wildniß“ liegen, sind seit kurzem ein Raub der Flammen geworden. Allem Anschein nach waren diese Feuersbrünste angelegt, und es soll auch bereits mehreres verdächtige Gesindel von den Behörden eingezogen worden seyn. – Zu Thorn ist im vorigen Monat der letzte Dominicaner im alten Preußen verstorben. Johannes (mit dem Klosternamen Albertus) Babezki ward 99 Jahr alt und hat das säcularisirte Kloster, welchem er einst angehörte, um ein ganzes Menschenalter überlebt. Seine Mitbürger hatten sich daran gewöhnt, ihn als eine nicht mehr wiederkehrende Erscheinung aus früheren Jahrhunderten zu betrachten. Oesterreich. Wien, 3 März. Heute kurz vor Mittag ist Se. Maj. der König von Sachsen zum Besuch der Kaiserfamilie hier eingetroffen und in der Hofburg abgestiegen. Die Königin, seine Gemahlin, befindet sich bekanntlich schon seit einigen Wochen hier an der Seite Ihrer durchl. Schwester der Frau Erzherzogin Sophie. Der gemeinsame Aufenthalt beider Majestäten wird sich auf wenige Tage beschränken. Wien, 3 März. Die Abreise des französischen Botschafters, Grafen St. Aulaire, wird morgen, längstens übermorgen erfolgen. Wie verlautet, schickt sich Graf Woyna, unser Gesandter am schwedischen Hof an, mit nächstem auf seinen Posten zurückzukehren. Es mag mit dem, was Ihnen aus Wien gemeldet worden, nämlich daß Hr. Tatitscheff den Wunsch einer Verwendung in Petersburg hege, seine Richtigkeit haben, dessenungeachtet können Sie versichert seyn, daß seine Abberufung und die Ernennung des Grafen Tschernitscheff dermalen ganz ohne Grund ist. – Die Sammlungen in Mailand zum Besten der Verunglückten durch Ueberschwemmung zeigen sich ergiebig. In den sämmtlichen Pfarren dieser Hauptstadt gingen noch im vorigen Jahr 136,248 Lire ein; darunter befand sich eine Gabe des Cardinal-Erzbischofs von 4500 L. – Die ungarischen Stände haben sich über ein Nuncium vereinigt, welches den Zweck hat, Se. Maj. den Kaiser und König um Ernennung einer Reichstagsdeputation zu bitten, welche sich mit dem Entwurfe einer für das Königreich Ungarn zu errichtenden Nationalbank zu befassen hätte. Türkei. Von der türkischen Gränze, 23 Febr. Den Hospodaren der Moldau und Wallachei ist der Hattischerif von Gülhane von Seite der Pforte mit dem Bedeuten zugestellt worden, daß die neuen Anordnungen dem organischen Statut nicht derogiren. Zu Bucharest wurde der Hattischerif am 9 Febr. in Anwesenheit der ersten Bojaren mit vieler Feierlichkeit publicirt, und mit großer Freude aufgenommen. Der Minister des Auswärtigen ging dem mit Ueberbringung des Hattischerifs beauftragten Commissär bis an die Stufen des fürstlichen Palastes entgegen, an deren oberem Ende Fürst Ghika in Mitte seines ganzen Hofstaates wartete, und das Actenstück mit großen ceremoniellen Ehrfurchtsbezeugungen aus den Händen seines Ministers empfing. – Zwischen dem Fürsten Ghika und dem englischen Generalconsul, Hrn. Colquhoun, besteht seit einigen Tagen ein eben so ernster als bedauerlicher Conflict. Als erster Grund wird angeführt, daß sich der Generalconsul durch häufige Correspondenz mit dem als Hochverräther angeklagten Obristen Campiniano und andern der Regierung abholden Personen dem Fürsten entfremdet habe. Wichtigere Ursache scheinen aber folgende Umstände geliefert zu haben. Ein im Dienste des Consulats-Commis stehender Raya wurde nämlich kürzlich, weil er gegen das bestehende Verbot gegen Mitternacht glühende Kohlen auf der Gasse trug, arretirt und sollte eben auf die Wache gebracht werden, als sein Herr, der Commis, herbeieilte, den Nachtwächter mißhandelte und ihm seinen Diener entriß; auch hielt er einen Saccadji (Wasserträger im Dienste der Polizei) gefangen. Die Wache machte ihrerseits einen Versuch den Saccadji zu befreien, und den Consulats-Commis selbst zu verhaften, von welchem Vorhaben sie jedoch, da sich derselbe als Jonier, das heißt als englischer Unterthan, auswies, abstehen mußte. Auf erhaltene Kunde von diesen Vorfällen sandte Fürst Ghika, trotz der bereits bestehenden Spannung, seinen Adjutanten, Hrn. Jacobson, einen gebornen Engländer, an Hrn. Colquhoun, um diesen von Allem in genaue Kenntniß zu setzen, und als Genugthuung die Auslieferung des Commis zu verlangen. Colquhoun soll auf dieses Ansinnen mit Bitterkeit geantwortet, und sich sofort ein heftiger Notenwechsel entsponnen haben. Man hoffte, daß eine persönliche Zusammenkunft diesem Streite schnell ein Ende machen werde; allein, als diese wirklich veranstaltet wurde, entstand ein heftiger Wortwechsel, in dessen Verlauf Fürst Ghika erklärte, daß er jede persönliche Relation zwischen ihm und Hrn. Colquhoun als abgebrochen betrachte. Obwohl nun der französische Consul vermittelnd auftrat, so hört man doch, daß Fürst Ghika bereits officielle Schritte eingeleitet hat, um die Abberufung Hrn. Colquhouns zu veranlassen. Konstantinopel, 19 Febr. Am 14 d., als am ersten Tage des Kurban Bairams, begab sich der Sultan feierlich in die Moschee von Sultan Achmed, um daselbst das vorgeschrie-Gebet zu verrichten. Während der vier Bairamstage gaben die Batterien und die türkischen Kriegsschiffe die üblichen Kanonensalven. Gestern war große Aufwartung im Serail, wobei die obersten Würdenträger Sr. Hoh. dem Sultan ihre Glückwünsche aus obigem Anlasse darbrachten. – Bei der in meinem letzten Bericht erwähnten Abschiedsaudienz, welche der Sultan dem griechischen Staatsminister, Hrn. Zographos, gab, geruhte Se. Hoh. demselben das Rischani-Iftichar in Brillanten zu verleihen. – Der berühmte französische Historienmaler Horace Vernet ist am 17 l. M. von seiner nach Syrien unternommenen Reise in dieser Hauptstadt eingetroffen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0008" n="0544"/> „Johannisburger-Wildniß“ liegen, sind seit kurzem ein Raub der Flammen geworden. Allem Anschein nach waren diese Feuersbrünste angelegt, und es soll auch bereits mehreres verdächtige Gesindel von den Behörden eingezogen worden seyn. – Zu Thorn ist im vorigen Monat der letzte Dominicaner im alten Preußen verstorben. Johannes (mit dem Klosternamen Albertus) Babezki ward 99 Jahr alt und hat das säcularisirte Kloster, welchem er einst angehörte, um ein ganzes Menschenalter überlebt. Seine Mitbürger hatten sich daran gewöhnt, ihn als eine nicht mehr wiederkehrende Erscheinung aus früheren Jahrhunderten zu betrachten.</p><lb/> </div> </div> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Oesterreich.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 3 März.</dateline> <p> Heute kurz vor Mittag ist Se. Maj. der König von Sachsen zum Besuch der Kaiserfamilie hier eingetroffen und in der Hofburg abgestiegen. Die Königin, seine Gemahlin, befindet sich bekanntlich schon seit einigen Wochen hier an der Seite Ihrer durchl. Schwester der Frau Erzherzogin Sophie. 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In den sämmtlichen Pfarren dieser Hauptstadt gingen noch im vorigen Jahr 136,248 Lire ein; darunter befand sich eine Gabe des Cardinal-Erzbischofs von 4500 L. – Die ungarischen Stände haben sich über ein Nuncium vereinigt, welches den Zweck hat, Se. Maj. den Kaiser und König um Ernennung einer Reichstagsdeputation zu bitten, welche sich mit dem Entwurfe einer für das Königreich Ungarn zu errichtenden <hi rendition="#g">Nationalbank</hi> zu befassen hätte.</p><lb/> </div> </div> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Türkei.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Von der türkischen Gränze,</hi> 23 Febr.</dateline> <p> Den Hospodaren der Moldau und Wallachei ist der Hattischerif von Gülhane von Seite der Pforte mit dem Bedeuten zugestellt worden, daß die neuen Anordnungen dem organischen Statut nicht derogiren. Zu Bucharest wurde der Hattischerif am 9 Febr. in Anwesenheit der ersten Bojaren mit vieler Feierlichkeit publicirt, und mit großer Freude aufgenommen. Der Minister des Auswärtigen ging dem mit Ueberbringung des Hattischerifs beauftragten Commissär bis an die Stufen des fürstlichen Palastes entgegen, an deren oberem Ende Fürst Ghika in Mitte seines ganzen Hofstaates wartete, und das Actenstück mit großen ceremoniellen Ehrfurchtsbezeugungen aus den Händen seines Ministers empfing. – Zwischen dem Fürsten Ghika und dem englischen Generalconsul, Hrn. Colquhoun, besteht seit einigen Tagen ein eben so ernster als bedauerlicher Conflict. Als erster Grund wird angeführt, daß sich der Generalconsul durch häufige Correspondenz mit dem als Hochverräther angeklagten Obristen Campiniano und andern der Regierung abholden Personen dem Fürsten entfremdet habe. Wichtigere Ursache scheinen aber folgende Umstände geliefert zu haben. Ein im Dienste des Consulats-Commis stehender Raya wurde nämlich kürzlich, weil er gegen das bestehende Verbot gegen Mitternacht glühende Kohlen auf der Gasse trug, arretirt und sollte eben auf die Wache gebracht werden, als sein Herr, der Commis, herbeieilte, den Nachtwächter mißhandelte und ihm seinen Diener entriß; auch hielt er einen Saccadji (Wasserträger im Dienste der Polizei) gefangen. Die Wache machte ihrerseits einen Versuch den Saccadji zu befreien, und den Consulats-Commis selbst zu verhaften, von welchem Vorhaben sie jedoch, da sich derselbe als Jonier, das heißt als englischer Unterthan, auswies, abstehen mußte. Auf erhaltene Kunde von diesen Vorfällen sandte Fürst Ghika, trotz der bereits bestehenden Spannung, seinen Adjutanten, Hrn. Jacobson, einen gebornen Engländer, an Hrn. Colquhoun, um diesen von Allem in genaue Kenntniß zu setzen, und als Genugthuung die Auslieferung des Commis zu verlangen. Colquhoun soll auf dieses Ansinnen mit Bitterkeit geantwortet, und sich sofort ein heftiger Notenwechsel entsponnen haben. Man hoffte, daß eine persönliche Zusammenkunft diesem Streite schnell ein Ende machen werde; allein, als diese wirklich veranstaltet wurde, entstand ein heftiger Wortwechsel, in dessen Verlauf Fürst Ghika erklärte, daß er jede persönliche Relation zwischen ihm und Hrn. Colquhoun als abgebrochen betrachte. Obwohl nun der französische Consul vermittelnd auftrat, so hört man doch, daß Fürst Ghika bereits officielle Schritte eingeleitet hat, um die Abberufung Hrn. Colquhouns zu veranlassen. </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <byline> <docAuthor>*</docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Konstantinopel,</hi> 19 Febr.</dateline> <p> Am 14 d., als am ersten Tage des Kurban Bairams, begab sich der Sultan feierlich in die Moschee von Sultan Achmed, um daselbst das vorgeschrie-Gebet zu verrichten. Während der vier Bairamstage gaben die Batterien und die türkischen Kriegsschiffe die üblichen Kanonensalven. Gestern war große Aufwartung im Serail, wobei die obersten Würdenträger Sr. Hoh. dem Sultan ihre Glückwünsche aus obigem Anlasse darbrachten. – Bei der in meinem letzten Bericht erwähnten Abschiedsaudienz, welche der Sultan dem griechischen Staatsminister, Hrn. Zographos, gab, geruhte Se. Hoh. demselben das Rischani-Iftichar in Brillanten zu verleihen. – Der berühmte französische Historienmaler Horace Vernet ist am 17 l. M. von seiner nach Syrien unternommenen Reise in dieser Hauptstadt eingetroffen.</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [0544/0008]
„Johannisburger-Wildniß“ liegen, sind seit kurzem ein Raub der Flammen geworden. Allem Anschein nach waren diese Feuersbrünste angelegt, und es soll auch bereits mehreres verdächtige Gesindel von den Behörden eingezogen worden seyn. – Zu Thorn ist im vorigen Monat der letzte Dominicaner im alten Preußen verstorben. Johannes (mit dem Klosternamen Albertus) Babezki ward 99 Jahr alt und hat das säcularisirte Kloster, welchem er einst angehörte, um ein ganzes Menschenalter überlebt. Seine Mitbürger hatten sich daran gewöhnt, ihn als eine nicht mehr wiederkehrende Erscheinung aus früheren Jahrhunderten zu betrachten.
Oesterreich.
Wien, 3 März. Heute kurz vor Mittag ist Se. Maj. der König von Sachsen zum Besuch der Kaiserfamilie hier eingetroffen und in der Hofburg abgestiegen. Die Königin, seine Gemahlin, befindet sich bekanntlich schon seit einigen Wochen hier an der Seite Ihrer durchl. Schwester der Frau Erzherzogin Sophie. Der gemeinsame Aufenthalt beider Majestäten wird sich auf wenige Tage beschränken.
* Wien, 3 März. Die Abreise des französischen Botschafters, Grafen St. Aulaire, wird morgen, längstens übermorgen erfolgen. Wie verlautet, schickt sich Graf Woyna, unser Gesandter am schwedischen Hof an, mit nächstem auf seinen Posten zurückzukehren. Es mag mit dem, was Ihnen aus Wien gemeldet worden, nämlich daß Hr. Tatitscheff den Wunsch einer Verwendung in Petersburg hege, seine Richtigkeit haben, dessenungeachtet können Sie versichert seyn, daß seine Abberufung und die Ernennung des Grafen Tschernitscheff dermalen ganz ohne Grund ist. – Die Sammlungen in Mailand zum Besten der Verunglückten durch Ueberschwemmung zeigen sich ergiebig. In den sämmtlichen Pfarren dieser Hauptstadt gingen noch im vorigen Jahr 136,248 Lire ein; darunter befand sich eine Gabe des Cardinal-Erzbischofs von 4500 L. – Die ungarischen Stände haben sich über ein Nuncium vereinigt, welches den Zweck hat, Se. Maj. den Kaiser und König um Ernennung einer Reichstagsdeputation zu bitten, welche sich mit dem Entwurfe einer für das Königreich Ungarn zu errichtenden Nationalbank zu befassen hätte.
Türkei.
Von der türkischen Gränze, 23 Febr. Den Hospodaren der Moldau und Wallachei ist der Hattischerif von Gülhane von Seite der Pforte mit dem Bedeuten zugestellt worden, daß die neuen Anordnungen dem organischen Statut nicht derogiren. Zu Bucharest wurde der Hattischerif am 9 Febr. in Anwesenheit der ersten Bojaren mit vieler Feierlichkeit publicirt, und mit großer Freude aufgenommen. Der Minister des Auswärtigen ging dem mit Ueberbringung des Hattischerifs beauftragten Commissär bis an die Stufen des fürstlichen Palastes entgegen, an deren oberem Ende Fürst Ghika in Mitte seines ganzen Hofstaates wartete, und das Actenstück mit großen ceremoniellen Ehrfurchtsbezeugungen aus den Händen seines Ministers empfing. – Zwischen dem Fürsten Ghika und dem englischen Generalconsul, Hrn. Colquhoun, besteht seit einigen Tagen ein eben so ernster als bedauerlicher Conflict. Als erster Grund wird angeführt, daß sich der Generalconsul durch häufige Correspondenz mit dem als Hochverräther angeklagten Obristen Campiniano und andern der Regierung abholden Personen dem Fürsten entfremdet habe. Wichtigere Ursache scheinen aber folgende Umstände geliefert zu haben. Ein im Dienste des Consulats-Commis stehender Raya wurde nämlich kürzlich, weil er gegen das bestehende Verbot gegen Mitternacht glühende Kohlen auf der Gasse trug, arretirt und sollte eben auf die Wache gebracht werden, als sein Herr, der Commis, herbeieilte, den Nachtwächter mißhandelte und ihm seinen Diener entriß; auch hielt er einen Saccadji (Wasserträger im Dienste der Polizei) gefangen. Die Wache machte ihrerseits einen Versuch den Saccadji zu befreien, und den Consulats-Commis selbst zu verhaften, von welchem Vorhaben sie jedoch, da sich derselbe als Jonier, das heißt als englischer Unterthan, auswies, abstehen mußte. Auf erhaltene Kunde von diesen Vorfällen sandte Fürst Ghika, trotz der bereits bestehenden Spannung, seinen Adjutanten, Hrn. Jacobson, einen gebornen Engländer, an Hrn. Colquhoun, um diesen von Allem in genaue Kenntniß zu setzen, und als Genugthuung die Auslieferung des Commis zu verlangen. Colquhoun soll auf dieses Ansinnen mit Bitterkeit geantwortet, und sich sofort ein heftiger Notenwechsel entsponnen haben. Man hoffte, daß eine persönliche Zusammenkunft diesem Streite schnell ein Ende machen werde; allein, als diese wirklich veranstaltet wurde, entstand ein heftiger Wortwechsel, in dessen Verlauf Fürst Ghika erklärte, daß er jede persönliche Relation zwischen ihm und Hrn. Colquhoun als abgebrochen betrachte. Obwohl nun der französische Consul vermittelnd auftrat, so hört man doch, daß Fürst Ghika bereits officielle Schritte eingeleitet hat, um die Abberufung Hrn. Colquhouns zu veranlassen.
* Konstantinopel, 19 Febr. Am 14 d., als am ersten Tage des Kurban Bairams, begab sich der Sultan feierlich in die Moschee von Sultan Achmed, um daselbst das vorgeschrie-Gebet zu verrichten. Während der vier Bairamstage gaben die Batterien und die türkischen Kriegsschiffe die üblichen Kanonensalven. Gestern war große Aufwartung im Serail, wobei die obersten Würdenträger Sr. Hoh. dem Sultan ihre Glückwünsche aus obigem Anlasse darbrachten. – Bei der in meinem letzten Bericht erwähnten Abschiedsaudienz, welche der Sultan dem griechischen Staatsminister, Hrn. Zographos, gab, geruhte Se. Hoh. demselben das Rischani-Iftichar in Brillanten zu verleihen. – Der berühmte französische Historienmaler Horace Vernet ist am 17 l. M. von seiner nach Syrien unternommenen Reise in dieser Hauptstadt eingetroffen.
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