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Allgemeine Zeitung. Nr. 66. Augsburg, 6. März 1840.

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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag
Nr. 166
6 März 1840.

Spanien.

Der Madrider Correspondent des M. Chronicle begleitete in einem Briefe d. d. 18 Febr. die spanische Thronrede mit folgenden Bemerkungen: "Die in den Straßen versammelte Volksmenge ließ den königlichen Aufzug in feierlichem Schweigen an sich vorübergehen. Ihre Majestäten schienen mir übel auszusehen: die junge Königin in Folge ihres neulichen Unwohlseyns, ihre Mutter, die Regentin, in Folge des kalten Empfangs. Das Ganze sah einem Leichenzug ähnlich - dem Begräbniß einer Constitution. Was die Rede selbst betrifft, so mochte sie einem Perez de Castro und Comp. recht plausibel scheinen, aber es ist zu zweifeln, ob sie den auswärtigen Staatsgläubigern, den spanischen Municipalitäten und Provincialdeputationen, den Freunden einer freien Presse - was alles in diesem elenden ministeriellen Machwerk als Opfer bezeichnet ist - in demselben günstigen Licht erscheinen werde. Eine für das Volk beleidigendere Masse von Unaufrichtigkeit und schlechtverhehlten Machinationen gegen politische Freiheit ist, selbst in unsern constitutionellen Tagen, noch selten von Ministern als ein Verfassungsgaukelspiel zum Besten gegeben worden, und ein Ausbruch der Unzufriedenheit, wovon sich bereits die Symptome zeigen, kann nicht ausbleiben. Ueber die An- und Absichten dieser Thronrede täuscht sich Niemand in Madrid, und sie wird in den Cortes selbst auf eine Opposition stoßen, die sie in ihrer ganzen Nacktheit bloßstellen wird."

(Moniteur.) Telegrapische Depesche. Bayonne, 29 Febr. um 1 Uhr. Der französische Botschafter schreibt aus Madrid vom 25, daß die Emeute die Umgebungen des Cortespalastes nicht überschritten und keine Verzweigung bei der Bevölkerung gefunden habe, die sehr ruhig sey. Der 25 verlief ohne Unordnung. Madrid war vollkommen ruhig.

Der Univers bemerkt: "Man versichert, die Regierung habe noch andere Depeschen erhalten, als die, welche sie heute bekannt gemacht; diese letzten Nachrichten sollen von ernsterer Art seyn."

Großbritannien.

Im Verfolg der Unterhaussitzung vom 27 Febr. trug Hr. Langdale darauf an, die Einrichtungen der Asyl-Schulen in Chelsea, Southampton und Greenwich so zu modificiren, daß den Kindern katholischer und protestantisch-dissentirender Soldaten die Wohlthat des Unterrichts in diesen Instituten zu Theil werden könne, ohne daß ihrem Gewissen religiöser Zwang angethan werde. Der Kriegsminister, Hr. Macaulay, antwortete, der Resolution in dieser Form müsse er sich zwar widersetzen, doch werde wohl jedes Mitglied auf beiden Seiten des Hauses mit ihm die Meinung theilen, daß es eine grobe Ungerechtigkeit seyn würde, den vielen in der Armee dienenden Katholiken und Dissentern, ihres von dem der Hochkirche abweichenden Katechismus wegen, den Antheil an einer für die Armee im Allgemeinen bestimmten Wohlthat zu entziehen. Indeß habe die Sache ihre Schwierigkeiten, deren vorbereitende Lösung er der Regierung zu überlassen bitte. Hr. Langdale nahm auf diese, wie er sie nannte, sehr befriedigende Erklärung des Ministers seine Motion zurück. Hinsichtlich der langen Debatte, die sich hierauf über die Pension Sir John Newports, des vormaligen Controleurs des Schatzamtes, entspann, und in welcher die Minister abermals eine Niederlage erlitten, verweisen wir auf den unten folgenden Brief.

[irrelevantes Material] In der Oberhaussitzung am 28 Febr. übergab Viscount Strangford eine Petition der bei dem Gummihandel mit Portendic (Westafrika) betheiligten Londoner Kaufleute, worin sie sich über die fortwährenden Beeinträchtigungen ihres Handels durch die französischen Behörden von St. Louis im Senegal und die an der Küste stationirten französischen Schiffe beschweren, und dringend um Abhülfe bitten. Der edle Lord sprach, von Lord Aberdeen unterstützt, mit Nachdruck für die Sache der Bittsteller und gegen die Uebergriffe, welche Frankreich sich an so vielen Punkten der alten und neuen Welt gegen den brittischen Handel erlaube. Lord Melbourne räumte ein, daß die französischen Behörden in Westafrika ihre Vollmachten mißbraucht hätten, rieth aber, indem er den gereizten Ton gegen Frankreich tadelte, der bei der Opposition der beiden Parlamentshäuser mehr und mehr die Tagsordnung zu werden scheine, eine Sache nicht zu urgiren, über welche eben Verhandlungen im Gange seyen, indem in Paris eine Commission niedergesetzt sey, welche die Angelegenheiten wegen Portendics zu regeln habe. Die Torypairs waren mit dieser Erklärung sehr wenig zufrieden.

Die Subscriptionen für ein Wellington-Monument in Schottland nehmen einen glänzenden Fortgang; in Glasgow allein sind bereits 5000 Pf. unterzeichnet.

Der berühmte Schauspieler Charles Kemble hat seine Stelle als ein Censor der Theaterstücke (die Censur steht unter der Oberleitung des Lordkämmerers, dem die Aufsicht über die

Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag
Nr. 166
6 März 1840.

Spanien.

Der Madrider Correspondent des M. Chronicle begleitete in einem Briefe d. d. 18 Febr. die spanische Thronrede mit folgenden Bemerkungen: „Die in den Straßen versammelte Volksmenge ließ den königlichen Aufzug in feierlichem Schweigen an sich vorübergehen. Ihre Majestäten schienen mir übel auszusehen: die junge Königin in Folge ihres neulichen Unwohlseyns, ihre Mutter, die Regentin, in Folge des kalten Empfangs. Das Ganze sah einem Leichenzug ähnlich – dem Begräbniß einer Constitution. Was die Rede selbst betrifft, so mochte sie einem Perez de Castro und Comp. recht plausibel scheinen, aber es ist zu zweifeln, ob sie den auswärtigen Staatsgläubigern, den spanischen Municipalitäten und Provincialdeputationen, den Freunden einer freien Presse – was alles in diesem elenden ministeriellen Machwerk als Opfer bezeichnet ist – in demselben günstigen Licht erscheinen werde. Eine für das Volk beleidigendere Masse von Unaufrichtigkeit und schlechtverhehlten Machinationen gegen politische Freiheit ist, selbst in unsern constitutionellen Tagen, noch selten von Ministern als ein Verfassungsgaukelspiel zum Besten gegeben worden, und ein Ausbruch der Unzufriedenheit, wovon sich bereits die Symptome zeigen, kann nicht ausbleiben. Ueber die An- und Absichten dieser Thronrede täuscht sich Niemand in Madrid, und sie wird in den Cortes selbst auf eine Opposition stoßen, die sie in ihrer ganzen Nacktheit bloßstellen wird.“

(Moniteur.) Telegrapische Depesche. Bayonne, 29 Febr. um 1 Uhr. Der französische Botschafter schreibt aus Madrid vom 25, daß die Emeute die Umgebungen des Cortespalastes nicht überschritten und keine Verzweigung bei der Bevölkerung gefunden habe, die sehr ruhig sey. Der 25 verlief ohne Unordnung. Madrid war vollkommen ruhig.

Der Univers bemerkt: „Man versichert, die Regierung habe noch andere Depeschen erhalten, als die, welche sie heute bekannt gemacht; diese letzten Nachrichten sollen von ernsterer Art seyn.“

Großbritannien.

Im Verfolg der Unterhaussitzung vom 27 Febr. trug Hr. Langdale darauf an, die Einrichtungen der Asyl-Schulen in Chelsea, Southampton und Greenwich so zu modificiren, daß den Kindern katholischer und protestantisch-dissentirender Soldaten die Wohlthat des Unterrichts in diesen Instituten zu Theil werden könne, ohne daß ihrem Gewissen religiöser Zwang angethan werde. Der Kriegsminister, Hr. Macaulay, antwortete, der Resolution in dieser Form müsse er sich zwar widersetzen, doch werde wohl jedes Mitglied auf beiden Seiten des Hauses mit ihm die Meinung theilen, daß es eine grobe Ungerechtigkeit seyn würde, den vielen in der Armee dienenden Katholiken und Dissentern, ihres von dem der Hochkirche abweichenden Katechismus wegen, den Antheil an einer für die Armee im Allgemeinen bestimmten Wohlthat zu entziehen. Indeß habe die Sache ihre Schwierigkeiten, deren vorbereitende Lösung er der Regierung zu überlassen bitte. Hr. Langdale nahm auf diese, wie er sie nannte, sehr befriedigende Erklärung des Ministers seine Motion zurück. Hinsichtlich der langen Debatte, die sich hierauf über die Pension Sir John Newports, des vormaligen Controleurs des Schatzamtes, entspann, und in welcher die Minister abermals eine Niederlage erlitten, verweisen wir auf den unten folgenden Brief.

[irrelevantes Material] In der Oberhaussitzung am 28 Febr. übergab Viscount Strangford eine Petition der bei dem Gummihandel mit Portendic (Westafrika) betheiligten Londoner Kaufleute, worin sie sich über die fortwährenden Beeinträchtigungen ihres Handels durch die französischen Behörden von St. Louis im Senegal und die an der Küste stationirten französischen Schiffe beschweren, und dringend um Abhülfe bitten. Der edle Lord sprach, von Lord Aberdeen unterstützt, mit Nachdruck für die Sache der Bittsteller und gegen die Uebergriffe, welche Frankreich sich an so vielen Punkten der alten und neuen Welt gegen den brittischen Handel erlaube. Lord Melbourne räumte ein, daß die französischen Behörden in Westafrika ihre Vollmachten mißbraucht hätten, rieth aber, indem er den gereizten Ton gegen Frankreich tadelte, der bei der Opposition der beiden Parlamentshäuser mehr und mehr die Tagsordnung zu werden scheine, eine Sache nicht zu urgiren, über welche eben Verhandlungen im Gange seyen, indem in Paris eine Commission niedergesetzt sey, welche die Angelegenheiten wegen Portendics zu regeln habe. Die Torypairs waren mit dieser Erklärung sehr wenig zufrieden.

Die Subscriptionen für ein Wellington-Monument in Schottland nehmen einen glänzenden Fortgang; in Glasgow allein sind bereits 5000 Pf. unterzeichnet.

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[0521/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Freitag Nr. 166 6 März 1840. Spanien. Der Madrider Correspondent des M. Chronicle begleitete in einem Briefe d. d. 18 Febr. die spanische Thronrede mit folgenden Bemerkungen: „Die in den Straßen versammelte Volksmenge ließ den königlichen Aufzug in feierlichem Schweigen an sich vorübergehen. Ihre Majestäten schienen mir übel auszusehen: die junge Königin in Folge ihres neulichen Unwohlseyns, ihre Mutter, die Regentin, in Folge des kalten Empfangs. Das Ganze sah einem Leichenzug ähnlich – dem Begräbniß einer Constitution. Was die Rede selbst betrifft, so mochte sie einem Perez de Castro und Comp. recht plausibel scheinen, aber es ist zu zweifeln, ob sie den auswärtigen Staatsgläubigern, den spanischen Municipalitäten und Provincialdeputationen, den Freunden einer freien Presse – was alles in diesem elenden ministeriellen Machwerk als Opfer bezeichnet ist – in demselben günstigen Licht erscheinen werde. Eine für das Volk beleidigendere Masse von Unaufrichtigkeit und schlechtverhehlten Machinationen gegen politische Freiheit ist, selbst in unsern constitutionellen Tagen, noch selten von Ministern als ein Verfassungsgaukelspiel zum Besten gegeben worden, und ein Ausbruch der Unzufriedenheit, wovon sich bereits die Symptome zeigen, kann nicht ausbleiben. Ueber die An- und Absichten dieser Thronrede täuscht sich Niemand in Madrid, und sie wird in den Cortes selbst auf eine Opposition stoßen, die sie in ihrer ganzen Nacktheit bloßstellen wird.“ (Moniteur.) Telegrapische Depesche. Bayonne, 29 Febr. um 1 Uhr. Der französische Botschafter schreibt aus Madrid vom 25, daß die Emeute die Umgebungen des Cortespalastes nicht überschritten und keine Verzweigung bei der Bevölkerung gefunden habe, die sehr ruhig sey. Der 25 verlief ohne Unordnung. Madrid war vollkommen ruhig. Der Univers bemerkt: „Man versichert, die Regierung habe noch andere Depeschen erhalten, als die, welche sie heute bekannt gemacht; diese letzten Nachrichten sollen von ernsterer Art seyn.“ Großbritannien. _ London, 28 Febr. Im Verfolg der Unterhaussitzung vom 27 Febr. trug Hr. Langdale darauf an, die Einrichtungen der Asyl-Schulen in Chelsea, Southampton und Greenwich so zu modificiren, daß den Kindern katholischer und protestantisch-dissentirender Soldaten die Wohlthat des Unterrichts in diesen Instituten zu Theil werden könne, ohne daß ihrem Gewissen religiöser Zwang angethan werde. Der Kriegsminister, Hr. Macaulay, antwortete, der Resolution in dieser Form müsse er sich zwar widersetzen, doch werde wohl jedes Mitglied auf beiden Seiten des Hauses mit ihm die Meinung theilen, daß es eine grobe Ungerechtigkeit seyn würde, den vielen in der Armee dienenden Katholiken und Dissentern, ihres von dem der Hochkirche abweichenden Katechismus wegen, den Antheil an einer für die Armee im Allgemeinen bestimmten Wohlthat zu entziehen. Indeß habe die Sache ihre Schwierigkeiten, deren vorbereitende Lösung er der Regierung zu überlassen bitte. Hr. Langdale nahm auf diese, wie er sie nannte, sehr befriedigende Erklärung des Ministers seine Motion zurück. Hinsichtlich der langen Debatte, die sich hierauf über die Pension Sir John Newports, des vormaligen Controleurs des Schatzamtes, entspann, und in welcher die Minister abermals eine Niederlage erlitten, verweisen wir auf den unten folgenden Brief. _ In der Oberhaussitzung am 28 Febr. übergab Viscount Strangford eine Petition der bei dem Gummihandel mit Portendic (Westafrika) betheiligten Londoner Kaufleute, worin sie sich über die fortwährenden Beeinträchtigungen ihres Handels durch die französischen Behörden von St. Louis im Senegal und die an der Küste stationirten französischen Schiffe beschweren, und dringend um Abhülfe bitten. Der edle Lord sprach, von Lord Aberdeen unterstützt, mit Nachdruck für die Sache der Bittsteller und gegen die Uebergriffe, welche Frankreich sich an so vielen Punkten der alten und neuen Welt gegen den brittischen Handel erlaube. Lord Melbourne räumte ein, daß die französischen Behörden in Westafrika ihre Vollmachten mißbraucht hätten, rieth aber, indem er den gereizten Ton gegen Frankreich tadelte, der bei der Opposition der beiden Parlamentshäuser mehr und mehr die Tagsordnung zu werden scheine, eine Sache nicht zu urgiren, über welche eben Verhandlungen im Gange seyen, indem in Paris eine Commission niedergesetzt sey, welche die Angelegenheiten wegen Portendics zu regeln habe. Die Torypairs waren mit dieser Erklärung sehr wenig zufrieden. Die Subscriptionen für ein Wellington-Monument in Schottland nehmen einen glänzenden Fortgang; in Glasgow allein sind bereits 5000 Pf. unterzeichnet. Der berühmte Schauspieler Charles Kemble hat seine Stelle als ein Censor der Theaterstücke (die Censur steht unter der Oberleitung des Lordkämmerers, dem die Aufsicht über die

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 66. Augsburg, 6. März 1840, S. 0521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_066_18400306/1>, abgerufen am 19.04.2024.