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Allgemeine Zeitung. Nr. 54. Augsburg, 23. Februar 1840.

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Lauf zu lassen. Es hat in der That den Anschein, als ob Sie, Hr. Graf, der Meinung wären, das osmanische Ministerium beabsichtige, Recriminationen zu erheben gegen den Hrn. Admiral Lalande wegen der Theilnahme an dem Entschlusse des Kapudan Pascha's, eine Theilnahme, die durch den vom Dolmetscher des letztern erstatteten Bericht ihm zugeschrieben wird. Mein Schreiben setzte Sie von meiner persönlichen Ansicht darüber und von meinem Wunsche in Kenntniß, Sie durch die Communication dieses Documents in den Stand zu setzen, diese Ansicht, wenn Sie es für zweckmäßig erachten sollten, vor den Augen der ganzen Welt zu rechtfertigen, denn sie Andern aufzudrängen, konnte ich, wie Sie wohl einsehen werden, mir nicht leicht anmaßen. - Ew. Exc. nehmen von dem Umstande, daß ich die mehrerwähnte Piece dem diplomatischen Corps communicirte, Veranlassung zu Ihrer Zuschrift. Es ist wahr, daß einige Mitglieder dieses Corps sich in dem Besitze des von dem Dolmetscher verfaßten Berichts befinden; es dürfte Ihnen indessen unbekannt seyn, daß nur auf deren ausdrückliches Verlangen eine Abschrift davon gegeben ward. Da die hohe Pforte es sich zum Grundsatze gemacht, keine von den Angelegenheiten, die sich an die ägyptische Frage knüpfen, ihren Alliirten zu verheimlichen, glaubte sie dem ausgesprochenen Wunsche einiger Repräsentanten hinsichtlich der Mittheilung jenes Rapports nachkommen zu müssen, und bei mehr als einer Gelegenheit konnte sich die französische Gesandtschaft selbst überzeugen, daß dieser Grundsatz auch ihr gegenüber auf das scrupulöseste befolgt werde. Selbst in dem besprochenen Falle ward ihr ein neuer Beweis davon geliefert, indem ich mich, ohne ein ausdrückliches Begehren abzuwarten, beeilte, Sie von dem fraglichen Documente in Kenntniß zu setzen. Ich glaube schließlich noch folgende Bemerkung beifügen zu müssen: könnte wohl billigerweise die Pforte ein gerechter Tadel treffen, weil sie glaubte, einer so förmlichen Erklärung (wie die des Hrn. Avedik) ein Gewicht beilegen zu müssen, einer Erklärung, die sich auf Thatsachen bezieht, welche ihre Interessen so nahe berühren? Freilich kann in den Augen Ihres Gouvernements, in Ihren eigenen Augen, Hr. Graf, das Zeugniß eines französischen Admirals keinem Zweifel unterworfen seyn. Sie werden indessen mir die Gerechtigkeit widerfahren lassen anzuerkennen, daß die Aussage eines ottomanischen Beamten ebenfalls die Beachtung seines Gouvernements verdiente. Ich habe die Ehre etc.

Ostindien und Afghanistan.

Unsere Erfolge in Afghanistan kommen uns theuer zu stehen, und verwickeln uns immer tiefer in einen Strudel von Verhältnissen und Intriguen, aus denen gar kein Entkommen ist. Die Russen, die Afghanen selbst und die Sikhs machen uns gleich viel zu schaffen, wenn auch auf verschiedene Weise. Die Russen sind zuverlässigen Berichten zufolge mit einem starken Commissariat in Astrabad angelangt, angeblich um nach Khiwa zu gehen; da aber einer ihrer Agenten zu Bukhara wegen einer Lieferung von Lebensmitteln unterhandelt, so glaubt man allgemein, daß eine Division der russischen Armee nach Bukhara, die andere nach Herat bestimmt sey. (?) Dorthin soll, wie man sagt, im Frühjahr ein englisches Corps abgehen; bekanntlich sollte schon im Junius vorigen Jahrs gleich nach der Einnahme von Kandahar ein englisches Corps dahin sich wenden, aber die eifrigen Freundschaftsbezeugungen Kamrams ließen den Plan, der ohnehin große Schwierigkeiten bot, wieder aufgeben; rücken aber die Russen, wie man erwartet, gegen Mesched vor, so muß ein englisches Corps nach Herat rücken, was nur durch Absendung neuer Truppen aus Indien geschehen kann, denn unsere Regimenter in Afghanistan zählen, die Infanterieregimenter kaum 500 Mann, die Reiterei höchstens 300 Pferde. Zudem spricht sich die Abneigung und der Haß gegen Schah Schudscha in Afghanistan so entschieden aus, daß man die Truppenzahl nicht wohl schwächen kann. Wer nur immer aus Afghanistan zurückkehrt, sagt ganz offen, daß Schah Schudscha auch nicht einen Monat sich halten würde, wenn die Engländer abzögen. Dieser Haß gegen Schah Schudscha, dem man nicht verzeihen kann, daß er sein Land den Feringis überlieferte, macht im Rücken unserer Armee Alles lebendig; die Veste des Khans von Khelat, die auf dem Wege von Kandahar nach Schikarpur liegt, mußte gestürmt werden, und die Kheiberis machen den Marsch von Kabul nach Peschawer höchst unsicher. Man will jetzt jedem der drei bedeutendsten Häuptlinge derselben jährlich 30,000 Rupien zahlen, damit sie die Pässe offen und das Land ruhig halten, und hofft damit zum Ziele zu kommen, da ihnen Dost Mohammed in den letzten Jahren nie mehr als 12,000 Rupien gezahlt haben soll; aber man hat allen Grund zu vermuthen, daß No Nihal Singh, der Enkel Rundschit Singhs, sie aufreizt, wenigstens ward versichert, daß man eine Correspondenz zwischen beiden aufgefangen habe, die dem Oberst Wade (brittischen Residenten zu Lahore) eingehändigt worden, und welche hierüber keinen Zweifel übrig lasse. Dieß gibt eine Einsicht in die Gesinnung der Sikhs, die keine tröstlichen Aussichten eröffnet; sie sollen sich auch so hochmüthig gegen die durchreisenden Officiere, und selbst gegen ganze Corps benehmen, daß es eines speciellen Befehls bedurfte, um Thätlichkeiten mit ihnen vorzubeugen. Sie sprechen in ihrem Hochmuth ganz laut davon, uns nach Calcutta zu jagen. Ich fürchte sehr, daß jetzt weit mehr ein Einverständniß zwischen den Sikhs und andern indischen Fürsten zu besorgen ist, als je früher unter Rundschit Singh. Auch sollen in Mervar zwischen Oberst Sutherland und Man Singh neue Zerwürfnisse ausgebrochen seyn, die gewiß nicht zufällig sind, denn Man Singh ist ausgelernt in aller orientalischen Verstellungskunst. (Bombay Bl.)

Lauf zu lassen. Es hat in der That den Anschein, als ob Sie, Hr. Graf, der Meinung wären, das osmanische Ministerium beabsichtige, Recriminationen zu erheben gegen den Hrn. Admiral Lalande wegen der Theilnahme an dem Entschlusse des Kapudan Pascha's, eine Theilnahme, die durch den vom Dolmetscher des letztern erstatteten Bericht ihm zugeschrieben wird. Mein Schreiben setzte Sie von meiner persönlichen Ansicht darüber und von meinem Wunsche in Kenntniß, Sie durch die Communication dieses Documents in den Stand zu setzen, diese Ansicht, wenn Sie es für zweckmäßig erachten sollten, vor den Augen der ganzen Welt zu rechtfertigen, denn sie Andern aufzudrängen, konnte ich, wie Sie wohl einsehen werden, mir nicht leicht anmaßen. – Ew. Exc. nehmen von dem Umstande, daß ich die mehrerwähnte Piece dem diplomatischen Corps communicirte, Veranlassung zu Ihrer Zuschrift. Es ist wahr, daß einige Mitglieder dieses Corps sich in dem Besitze des von dem Dolmetscher verfaßten Berichts befinden; es dürfte Ihnen indessen unbekannt seyn, daß nur auf deren ausdrückliches Verlangen eine Abschrift davon gegeben ward. Da die hohe Pforte es sich zum Grundsatze gemacht, keine von den Angelegenheiten, die sich an die ägyptische Frage knüpfen, ihren Alliirten zu verheimlichen, glaubte sie dem ausgesprochenen Wunsche einiger Repräsentanten hinsichtlich der Mittheilung jenes Rapports nachkommen zu müssen, und bei mehr als einer Gelegenheit konnte sich die französische Gesandtschaft selbst überzeugen, daß dieser Grundsatz auch ihr gegenüber auf das scrupulöseste befolgt werde. Selbst in dem besprochenen Falle ward ihr ein neuer Beweis davon geliefert, indem ich mich, ohne ein ausdrückliches Begehren abzuwarten, beeilte, Sie von dem fraglichen Documente in Kenntniß zu setzen. Ich glaube schließlich noch folgende Bemerkung beifügen zu müssen: könnte wohl billigerweise die Pforte ein gerechter Tadel treffen, weil sie glaubte, einer so förmlichen Erklärung (wie die des Hrn. Avedik) ein Gewicht beilegen zu müssen, einer Erklärung, die sich auf Thatsachen bezieht, welche ihre Interessen so nahe berühren? Freilich kann in den Augen Ihres Gouvernements, in Ihren eigenen Augen, Hr. Graf, das Zeugniß eines französischen Admirals keinem Zweifel unterworfen seyn. Sie werden indessen mir die Gerechtigkeit widerfahren lassen anzuerkennen, daß die Aussage eines ottomanischen Beamten ebenfalls die Beachtung seines Gouvernements verdiente. Ich habe die Ehre etc.

Ostindien und Afghanistan.

Unsere Erfolge in Afghanistan kommen uns theuer zu stehen, und verwickeln uns immer tiefer in einen Strudel von Verhältnissen und Intriguen, aus denen gar kein Entkommen ist. Die Russen, die Afghanen selbst und die Sikhs machen uns gleich viel zu schaffen, wenn auch auf verschiedene Weise. Die Russen sind zuverlässigen Berichten zufolge mit einem starken Commissariat in Astrabad angelangt, angeblich um nach Khiwa zu gehen; da aber einer ihrer Agenten zu Bukhara wegen einer Lieferung von Lebensmitteln unterhandelt, so glaubt man allgemein, daß eine Division der russischen Armee nach Bukhara, die andere nach Herat bestimmt sey. (?) Dorthin soll, wie man sagt, im Frühjahr ein englisches Corps abgehen; bekanntlich sollte schon im Junius vorigen Jahrs gleich nach der Einnahme von Kandahar ein englisches Corps dahin sich wenden, aber die eifrigen Freundschaftsbezeugungen Kamrams ließen den Plan, der ohnehin große Schwierigkeiten bot, wieder aufgeben; rücken aber die Russen, wie man erwartet, gegen Mesched vor, so muß ein englisches Corps nach Herat rücken, was nur durch Absendung neuer Truppen aus Indien geschehen kann, denn unsere Regimenter in Afghanistan zählen, die Infanterieregimenter kaum 500 Mann, die Reiterei höchstens 300 Pferde. Zudem spricht sich die Abneigung und der Haß gegen Schah Schudscha in Afghanistan so entschieden aus, daß man die Truppenzahl nicht wohl schwächen kann. Wer nur immer aus Afghanistan zurückkehrt, sagt ganz offen, daß Schah Schudscha auch nicht einen Monat sich halten würde, wenn die Engländer abzögen. Dieser Haß gegen Schah Schudscha, dem man nicht verzeihen kann, daß er sein Land den Feringis überlieferte, macht im Rücken unserer Armee Alles lebendig; die Veste des Khans von Khelat, die auf dem Wege von Kandahar nach Schikarpur liegt, mußte gestürmt werden, und die Kheiberis machen den Marsch von Kabul nach Peschawer höchst unsicher. Man will jetzt jedem der drei bedeutendsten Häuptlinge derselben jährlich 30,000 Rupien zahlen, damit sie die Pässe offen und das Land ruhig halten, und hofft damit zum Ziele zu kommen, da ihnen Dost Mohammed in den letzten Jahren nie mehr als 12,000 Rupien gezahlt haben soll; aber man hat allen Grund zu vermuthen, daß No Nihal Singh, der Enkel Rundschit Singhs, sie aufreizt, wenigstens ward versichert, daß man eine Correspondenz zwischen beiden aufgefangen habe, die dem Oberst Wade (brittischen Residenten zu Lahore) eingehändigt worden, und welche hierüber keinen Zweifel übrig lasse. Dieß gibt eine Einsicht in die Gesinnung der Sikhs, die keine tröstlichen Aussichten eröffnet; sie sollen sich auch so hochmüthig gegen die durchreisenden Officiere, und selbst gegen ganze Corps benehmen, daß es eines speciellen Befehls bedurfte, um Thätlichkeiten mit ihnen vorzubeugen. Sie sprechen in ihrem Hochmuth ganz laut davon, uns nach Calcutta zu jagen. Ich fürchte sehr, daß jetzt weit mehr ein Einverständniß zwischen den Sikhs und andern indischen Fürsten zu besorgen ist, als je früher unter Rundschit Singh. Auch sollen in Mervar zwischen Oberst Sutherland und Man Singh neue Zerwürfnisse ausgebrochen seyn, die gewiß nicht zufällig sind, denn Man Singh ist ausgelernt in aller orientalischen Verstellungskunst. (Bombay Bl.)

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Lauf zu lassen. Es hat in der That den Anschein, als ob Sie, Hr. Graf, der Meinung wären, das osmanische Ministerium beabsichtige, Recriminationen zu erheben gegen den Hrn. Admiral Lalande wegen der Theilnahme an dem Entschlusse des Kapudan Pascha's, eine Theilnahme, die durch den vom Dolmetscher des letztern erstatteten Bericht ihm zugeschrieben wird. Mein Schreiben setzte Sie von meiner persönlichen Ansicht darüber und von meinem Wunsche in Kenntniß, Sie durch die Communication dieses Documents in den Stand zu setzen, diese Ansicht, wenn Sie es für zweckmäßig erachten sollten, vor den Augen der ganzen Welt zu rechtfertigen, denn sie Andern aufzudrängen, konnte ich, wie Sie wohl einsehen werden, mir nicht leicht anmaßen. &#x2013; Ew. Exc. nehmen von dem Umstande, daß ich die mehrerwähnte Piece dem diplomatischen Corps communicirte, Veranlassung zu Ihrer Zuschrift. Es ist wahr, daß einige Mitglieder dieses Corps sich in dem Besitze des von dem Dolmetscher verfaßten Berichts befinden; es dürfte Ihnen indessen unbekannt seyn, daß nur auf deren ausdrückliches Verlangen eine Abschrift davon gegeben ward. Da die hohe Pforte es sich zum Grundsatze gemacht, keine von den Angelegenheiten, die sich an die ägyptische Frage knüpfen, ihren Alliirten zu verheimlichen, glaubte sie dem ausgesprochenen Wunsche einiger Repräsentanten hinsichtlich der Mittheilung jenes Rapports nachkommen zu müssen, und bei mehr als einer Gelegenheit konnte sich die französische Gesandtschaft selbst überzeugen, daß dieser Grundsatz auch <hi rendition="#g">ihr</hi> gegenüber auf das scrupulöseste befolgt werde. Selbst in dem besprochenen Falle ward ihr ein neuer Beweis davon geliefert, indem ich mich, ohne ein ausdrückliches Begehren abzuwarten, beeilte, Sie von dem fraglichen Documente in Kenntniß zu setzen. Ich glaube schließlich noch folgende Bemerkung beifügen zu müssen: könnte wohl billigerweise die Pforte ein gerechter Tadel treffen, weil sie glaubte, einer so förmlichen Erklärung (wie die des Hrn. Avedik) ein Gewicht beilegen zu müssen, einer Erklärung, die sich auf Thatsachen bezieht, welche ihre Interessen so nahe berühren? Freilich kann in den Augen Ihres Gouvernements, in Ihren eigenen Augen, Hr. Graf, das Zeugniß eines französischen Admirals keinem Zweifel unterworfen seyn. Sie werden indessen mir die Gerechtigkeit widerfahren lassen anzuerkennen, daß die Aussage eines ottomanischen Beamten ebenfalls die Beachtung seines Gouvernements verdiente. Ich habe die Ehre etc.</p>
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[0432/0008] Lauf zu lassen. Es hat in der That den Anschein, als ob Sie, Hr. Graf, der Meinung wären, das osmanische Ministerium beabsichtige, Recriminationen zu erheben gegen den Hrn. Admiral Lalande wegen der Theilnahme an dem Entschlusse des Kapudan Pascha's, eine Theilnahme, die durch den vom Dolmetscher des letztern erstatteten Bericht ihm zugeschrieben wird. Mein Schreiben setzte Sie von meiner persönlichen Ansicht darüber und von meinem Wunsche in Kenntniß, Sie durch die Communication dieses Documents in den Stand zu setzen, diese Ansicht, wenn Sie es für zweckmäßig erachten sollten, vor den Augen der ganzen Welt zu rechtfertigen, denn sie Andern aufzudrängen, konnte ich, wie Sie wohl einsehen werden, mir nicht leicht anmaßen. – Ew. Exc. nehmen von dem Umstande, daß ich die mehrerwähnte Piece dem diplomatischen Corps communicirte, Veranlassung zu Ihrer Zuschrift. Es ist wahr, daß einige Mitglieder dieses Corps sich in dem Besitze des von dem Dolmetscher verfaßten Berichts befinden; es dürfte Ihnen indessen unbekannt seyn, daß nur auf deren ausdrückliches Verlangen eine Abschrift davon gegeben ward. Da die hohe Pforte es sich zum Grundsatze gemacht, keine von den Angelegenheiten, die sich an die ägyptische Frage knüpfen, ihren Alliirten zu verheimlichen, glaubte sie dem ausgesprochenen Wunsche einiger Repräsentanten hinsichtlich der Mittheilung jenes Rapports nachkommen zu müssen, und bei mehr als einer Gelegenheit konnte sich die französische Gesandtschaft selbst überzeugen, daß dieser Grundsatz auch ihr gegenüber auf das scrupulöseste befolgt werde. Selbst in dem besprochenen Falle ward ihr ein neuer Beweis davon geliefert, indem ich mich, ohne ein ausdrückliches Begehren abzuwarten, beeilte, Sie von dem fraglichen Documente in Kenntniß zu setzen. Ich glaube schließlich noch folgende Bemerkung beifügen zu müssen: könnte wohl billigerweise die Pforte ein gerechter Tadel treffen, weil sie glaubte, einer so förmlichen Erklärung (wie die des Hrn. Avedik) ein Gewicht beilegen zu müssen, einer Erklärung, die sich auf Thatsachen bezieht, welche ihre Interessen so nahe berühren? Freilich kann in den Augen Ihres Gouvernements, in Ihren eigenen Augen, Hr. Graf, das Zeugniß eines französischen Admirals keinem Zweifel unterworfen seyn. Sie werden indessen mir die Gerechtigkeit widerfahren lassen anzuerkennen, daß die Aussage eines ottomanischen Beamten ebenfalls die Beachtung seines Gouvernements verdiente. Ich habe die Ehre etc. Ostindien und Afghanistan. _ Bombay, 1 Jan. Unsere Erfolge in Afghanistan kommen uns theuer zu stehen, und verwickeln uns immer tiefer in einen Strudel von Verhältnissen und Intriguen, aus denen gar kein Entkommen ist. Die Russen, die Afghanen selbst und die Sikhs machen uns gleich viel zu schaffen, wenn auch auf verschiedene Weise. Die Russen sind zuverlässigen Berichten zufolge mit einem starken Commissariat in Astrabad angelangt, angeblich um nach Khiwa zu gehen; da aber einer ihrer Agenten zu Bukhara wegen einer Lieferung von Lebensmitteln unterhandelt, so glaubt man allgemein, daß eine Division der russischen Armee nach Bukhara, die andere nach Herat bestimmt sey. (?) Dorthin soll, wie man sagt, im Frühjahr ein englisches Corps abgehen; bekanntlich sollte schon im Junius vorigen Jahrs gleich nach der Einnahme von Kandahar ein englisches Corps dahin sich wenden, aber die eifrigen Freundschaftsbezeugungen Kamrams ließen den Plan, der ohnehin große Schwierigkeiten bot, wieder aufgeben; rücken aber die Russen, wie man erwartet, gegen Mesched vor, so muß ein englisches Corps nach Herat rücken, was nur durch Absendung neuer Truppen aus Indien geschehen kann, denn unsere Regimenter in Afghanistan zählen, die Infanterieregimenter kaum 500 Mann, die Reiterei höchstens 300 Pferde. Zudem spricht sich die Abneigung und der Haß gegen Schah Schudscha in Afghanistan so entschieden aus, daß man die Truppenzahl nicht wohl schwächen kann. Wer nur immer aus Afghanistan zurückkehrt, sagt ganz offen, daß Schah Schudscha auch nicht einen Monat sich halten würde, wenn die Engländer abzögen. Dieser Haß gegen Schah Schudscha, dem man nicht verzeihen kann, daß er sein Land den Feringis überlieferte, macht im Rücken unserer Armee Alles lebendig; die Veste des Khans von Khelat, die auf dem Wege von Kandahar nach Schikarpur liegt, mußte gestürmt werden, und die Kheiberis machen den Marsch von Kabul nach Peschawer höchst unsicher. Man will jetzt jedem der drei bedeutendsten Häuptlinge derselben jährlich 30,000 Rupien zahlen, damit sie die Pässe offen und das Land ruhig halten, und hofft damit zum Ziele zu kommen, da ihnen Dost Mohammed in den letzten Jahren nie mehr als 12,000 Rupien gezahlt haben soll; aber man hat allen Grund zu vermuthen, daß No Nihal Singh, der Enkel Rundschit Singhs, sie aufreizt, wenigstens ward versichert, daß man eine Correspondenz zwischen beiden aufgefangen habe, die dem Oberst Wade (brittischen Residenten zu Lahore) eingehändigt worden, und welche hierüber keinen Zweifel übrig lasse. Dieß gibt eine Einsicht in die Gesinnung der Sikhs, die keine tröstlichen Aussichten eröffnet; sie sollen sich auch so hochmüthig gegen die durchreisenden Officiere, und selbst gegen ganze Corps benehmen, daß es eines speciellen Befehls bedurfte, um Thätlichkeiten mit ihnen vorzubeugen. Sie sprechen in ihrem Hochmuth ganz laut davon, uns nach Calcutta zu jagen. Ich fürchte sehr, daß jetzt weit mehr ein Einverständniß zwischen den Sikhs und andern indischen Fürsten zu besorgen ist, als je früher unter Rundschit Singh. Auch sollen in Mervar zwischen Oberst Sutherland und Man Singh neue Zerwürfnisse ausgebrochen seyn, die gewiß nicht zufällig sind, denn Man Singh ist ausgelernt in aller orientalischen Verstellungskunst. (Bombay Bl.)

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 54. Augsburg, 23. Februar 1840, S. 0432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_054_18400223/8>, abgerufen am 23.11.2024.