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Allgemeine Zeitung. Nr. 47. Augsburg, 16. Februar 1840.

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nach den Parteiansichten der Leser des Journals brodirt und ajustirt. Dieß findet auch in dem vorliegenden Fall seine volle Anwendung. Ich kann Ihnen auf das bestimmteste versichern, daß von der entdeckten abermaligen großen Verschwörung, der Umzingelung des Hauses der Wittwe Bestuscheffs, und der Einäscherung dieses prächtigen Hotels (?) in der letzten Nacht des verflossenen Jahres, auch nicht ein Wort hier bekannt ist, was doch ganz unbedingt der Fall wäre, wenn 80 junge Officiere, viele Studenten, und gegen 100 junge Leute aus den höheren Kaufmannsfamilien zur Expedition gegen Khiwa abgeschickt worden wären. - Was die Nachrichten über diese Expedition selbst betrifft, so hätte der Redacteur des Commerce danach zu Anfang Januars in Paris mehr darüber gewußt, als der Kaiser in St. Petersburg zu Anfang des Februars. Ich kann nur auf die neuesten Nachrichten von der Expedition in der nordischen Biene vom 21 Jan. (2 Febr.) und dem Journal de St. Petersbourg vom 23 Jan. (4 Febr.) Bezug nehmen, und hinzufügen, wie ich unlängst, nebst einer sehr speciell gezeichneten Wege-Karte der, 1500 Werst betragenden Strecke von Orenburg nach Khiwa, einen Brief von einem Officier des Perowsky'schen Corps vor Augen gehabt habe, der einige interessante Details enthielt. Er war vom 5 Dec. n. St. aus Karawan Oseri, 105 Werst von Orenburg, datirt, und schilderte bei einer Kälte von 25°, mit nur am Feuer flüssig zu erhaltender Dinte, den Zustand der Armee als höchst zufriedenstellend. Die Soldaten waren mit Röcken und Mützen von Pelz bekleidet, und trugen unter starken Stiefeln bis an den Leib hinaufreichende Filzstrümpfe. Nur zwei Pferde und ein Kamel waren jedem Officier mitzunehmen erlaubt, 12,000 Kamele aber trugen die Mund-, Futter- und Brennvorräthe des Corps. Trotz dem, daß manches Bivouac in der Steppe mit wenig Feuer wird abgehalten, und viel "kalte Küche" gespeist werden müssen, brannte die Armee vor Begier, die Tausende von gefangenen Landsleuten zu befreien, die zu Tode Gemarterten zu rächen, und das Raubnest zu zerstören, dessen Bewohner so lange die Geißel der Nachbarländer gewesen sind. Der Erfolg dürfte bei so sorgfältig getroffenen Anordnungen und einer so zusammengesetzten Armee wohl nicht zweifelhaft seyn. (Wir verweisen auf das gestern gelieferte neueste Bulletin.)

Se. Maj. der Kaiser hielt gestern Vormittag Heerschau über die auf dem Admiralitätsplatze versammelten Garderegimenter aller Waffenabtheilungen. - Der Kaiser hat ein Rescript an den Oberbefehlshaber der activen Armee, Feldmarschall Fürsten Paskewitsch, erlassen, worin er ihm seine Anerkennung ausspricht für die Arbeiten, die im Laufe des Jahrs 1839 in den Festungen Neugeorgiewsk, Brzesc-Lithowsky und Iwangorod vollführt wurden. - Unsere überseeischen Dampfschifffahrts-Communicationen gewinnen mit jedem Jahre Erweiterungen. Der Kaiser hat in diesen Tagen befohlen, daß der schwedisch-norwegische Consul Broströhm auf den von ihm für diesen Zweck zu unterhaltenden Dampfschiffen Waarenladungen und Passagiere zwischen St. Petersburg und Dünkirchen zu befördern berechtigt sey, wobei ihm die gleichen Zollerleichterungen gestattet werden, deren sich die inländischen Dampfschifffahrtsgesellschaften zu erfreuen haben, nur mit der Beschränkung, daß diese neue Unternehmung durch ihre Fahrten der St. Petersburg-Lübeck'schen Dampfschifffahrt keinen Abbruch thue. - Im abgeschiedenen Jahr herrschte in unserm Norden eine enorm strenge Temperatur, wir haben bis an 28 und 30 Grad Reaumur Kälte mehrere Tage hintereinander gehabt. Man klagt nur, daß bis jetzt der ganze jenseits Moskau belegene südliche Theil des Reichs bei gleichstrenger Kälte ganz der Schneedecke entbehrt, so daß die entblößten Felder der ganzen Rauheit des nordischen Klima's ausgesetzt sind, was ein neues Mißrathen des Winterkorns im nächsten Sommer fürchten läßt. Mit dem neubegonnenen Jahr hat unsere Temperatur eine völlige Umgestaltung gewonnen. Der strenge Winter ist plötzlich gewichen, seit zwei Wochen hält Thauwetter an. Der Reaumur'sche Thermometer zeigt schon seit mehreren Tagen zwei bis drei Grad Wärme, das Wetterglas steht fortdauernd unter Regen. Wie es in dieser Beziehung jenseits Moskau aussieht, haben uns bis jetzt dortige Briefe noch nicht berichtet. Viele Gouvernements der mittlern und südlichen Region des Reichs leiden drückenden Mangel an Korn in Folge der für die größere Hälfte des Reichs im vergangenen Jahre so kargen Ernte.

Oesterreich.

Der in der Leipziger Allg. Zeitung behauptete Stellenwechsel des Grafen Ugarte, Gouverneurs von Mähren, mit dem Oberstburggrafen Grafen v. Chotek und des letztern Berufung nach Wien, an die Stelle des obersten Kanzlers Grafen Mittrowsky, welcher sich nach Angabe dieses Blattes ins Privatleben zurückziehen soll, ist eines von den zeitweilig immer wieder auftauchenden Gerüchten von entschiedener Unrichtigkeit. - Graf Mittrowsky, in einer Reihe von Jahren im Staatsdienste thätig, darin hocherfahren und des Monarchen volles Vertrauen genießend, steht den Geschäften seines ausgedehnten Wirkungskreises mit stets gleicher Thätigkeit vor, und wird, da seine Gesundheit dieselben nicht hemmt, sich gewiß nicht zum Nachtheile derselben davon zurückziehen. - Deutsche Blätter berichten aus Wien, daß vom 21 bis 24 Jan. ein Orkan gewüthet, welcher Hunderte von Häusern abgedeckt habe, und dessen die ältesten Leute sich nicht erinnern konnten. Ich kann Sie versichern, daß an dieser Nachricht kein wahres Wort ist. - Der gesammte Krankenstand des Wiener allgemeinen Krankenhauses betrug am 5 Febr. 2631, am 6 2652, am 7 2671, am 8 2651, am 9 2681, am 10 2504 Kranke. Vielleicht ist die bedeutende Verminderung des gestrigen Tages der seither eingetretenen trockenen und heitern Witterung beizumessen. - Heute ist das noch unverbürgte Gerücht im Umlauf, der k. k. Feldmarschalllieutenant, Graf Wratislaw von Mittrowitz, sey zum Chef der Militärsection im Staatsrathe gewählt.

Türkei.

Aus Konstantinopel nichts Neues. Man war dort des Wartens auf ein endliches Resultat der Berathungen der Großmächte hinsichtlich der Frage des Orients schon müde; die widersprechendsten Gerüchte waren über den Stand dieser Frage in Umlauf. Sicher scheint nur, daß im englischen Ministerrath wegen Annahme oder Verwerfung der russischen Propositionen Zwiespalt herrscht und deßhalb noch keine Entscheidung erfolgte. Zwar scheint der russische Gesandte, Hr. v. Butenieff, in der Hoffnung einer nahen Einigung Rußlands und Englands ziemlich sicher zu seyn, wie dieß in letzter Zeit seine geringe Rücksicht gegen den Repräsentanten Frankreichs, Hrn. v. Pontois, schließen läßt. Er soll sich in einem Sinne geäußert haben, als kümmere man sich gar nicht um das was Frankreich wünsche und verlange; die übrigen Großmächte würden wohl ohne Frankreichs Zuthun den Frieden des Orients nach der angenommenen Basis herzustellen im Stande seyn; alles was man Frankreich gestatten könne, sey - sich diesen Verfügungen anzuschließen etc. - Kiamil Pascha erzählte nach seiner Rückkehr aus Alexandrien verschiedene Aeußerungen Mehemed Ali's, die darauf hinzielen, die Pforte

nach den Parteiansichten der Leser des Journals brodirt und ajustirt. Dieß findet auch in dem vorliegenden Fall seine volle Anwendung. Ich kann Ihnen auf das bestimmteste versichern, daß von der entdeckten abermaligen großen Verschwörung, der Umzingelung des Hauses der Wittwe Bestuscheffs, und der Einäscherung dieses prächtigen Hotels (?) in der letzten Nacht des verflossenen Jahres, auch nicht ein Wort hier bekannt ist, was doch ganz unbedingt der Fall wäre, wenn 80 junge Officiere, viele Studenten, und gegen 100 junge Leute aus den höheren Kaufmannsfamilien zur Expedition gegen Khiwa abgeschickt worden wären. – Was die Nachrichten über diese Expedition selbst betrifft, so hätte der Redacteur des Commerce danach zu Anfang Januars in Paris mehr darüber gewußt, als der Kaiser in St. Petersburg zu Anfang des Februars. Ich kann nur auf die neuesten Nachrichten von der Expedition in der nordischen Biene vom 21 Jan. (2 Febr.) und dem Journal de St. Petersbourg vom 23 Jan. (4 Febr.) Bezug nehmen, und hinzufügen, wie ich unlängst, nebst einer sehr speciell gezeichneten Wege-Karte der, 1500 Werst betragenden Strecke von Orenburg nach Khiwa, einen Brief von einem Officier des Perowsky'schen Corps vor Augen gehabt habe, der einige interessante Details enthielt. Er war vom 5 Dec. n. St. aus Karawan Oseri, 105 Werst von Orenburg, datirt, und schilderte bei einer Kälte von 25°, mit nur am Feuer flüssig zu erhaltender Dinte, den Zustand der Armee als höchst zufriedenstellend. Die Soldaten waren mit Röcken und Mützen von Pelz bekleidet, und trugen unter starken Stiefeln bis an den Leib hinaufreichende Filzstrümpfe. Nur zwei Pferde und ein Kamel waren jedem Officier mitzunehmen erlaubt, 12,000 Kamele aber trugen die Mund-, Futter- und Brennvorräthe des Corps. Trotz dem, daß manches Bivouac in der Steppe mit wenig Feuer wird abgehalten, und viel „kalte Küche“ gespeist werden müssen, brannte die Armee vor Begier, die Tausende von gefangenen Landsleuten zu befreien, die zu Tode Gemarterten zu rächen, und das Raubnest zu zerstören, dessen Bewohner so lange die Geißel der Nachbarländer gewesen sind. Der Erfolg dürfte bei so sorgfältig getroffenen Anordnungen und einer so zusammengesetzten Armee wohl nicht zweifelhaft seyn. (Wir verweisen auf das gestern gelieferte neueste Bulletin.)

Se. Maj. der Kaiser hielt gestern Vormittag Heerschau über die auf dem Admiralitätsplatze versammelten Garderegimenter aller Waffenabtheilungen. – Der Kaiser hat ein Rescript an den Oberbefehlshaber der activen Armee, Feldmarschall Fürsten Paskewitsch, erlassen, worin er ihm seine Anerkennung ausspricht für die Arbeiten, die im Laufe des Jahrs 1839 in den Festungen Neugeorgiewsk, Brzesc-Lithowsky und Iwangorod vollführt wurden. – Unsere überseeischen Dampfschifffahrts-Communicationen gewinnen mit jedem Jahre Erweiterungen. Der Kaiser hat in diesen Tagen befohlen, daß der schwedisch-norwegische Consul Broströhm auf den von ihm für diesen Zweck zu unterhaltenden Dampfschiffen Waarenladungen und Passagiere zwischen St. Petersburg und Dünkirchen zu befördern berechtigt sey, wobei ihm die gleichen Zollerleichterungen gestattet werden, deren sich die inländischen Dampfschifffahrtsgesellschaften zu erfreuen haben, nur mit der Beschränkung, daß diese neue Unternehmung durch ihre Fahrten der St. Petersburg-Lübeck'schen Dampfschifffahrt keinen Abbruch thue. – Im abgeschiedenen Jahr herrschte in unserm Norden eine enorm strenge Temperatur, wir haben bis an 28 und 30 Grad Réaumur Kälte mehrere Tage hintereinander gehabt. Man klagt nur, daß bis jetzt der ganze jenseits Moskau belegene südliche Theil des Reichs bei gleichstrenger Kälte ganz der Schneedecke entbehrt, so daß die entblößten Felder der ganzen Rauheit des nordischen Klima's ausgesetzt sind, was ein neues Mißrathen des Winterkorns im nächsten Sommer fürchten läßt. Mit dem neubegonnenen Jahr hat unsere Temperatur eine völlige Umgestaltung gewonnen. Der strenge Winter ist plötzlich gewichen, seit zwei Wochen hält Thauwetter an. Der Réaumur'sche Thermometer zeigt schon seit mehreren Tagen zwei bis drei Grad Wärme, das Wetterglas steht fortdauernd unter Regen. Wie es in dieser Beziehung jenseits Moskau aussieht, haben uns bis jetzt dortige Briefe noch nicht berichtet. Viele Gouvernements der mittlern und südlichen Region des Reichs leiden drückenden Mangel an Korn in Folge der für die größere Hälfte des Reichs im vergangenen Jahre so kargen Ernte.

Oesterreich.

Der in der Leipziger Allg. Zeitung behauptete Stellenwechsel des Grafen Ugarte, Gouverneurs von Mähren, mit dem Oberstburggrafen Grafen v. Chotek und des letztern Berufung nach Wien, an die Stelle des obersten Kanzlers Grafen Mittrowsky, welcher sich nach Angabe dieses Blattes ins Privatleben zurückziehen soll, ist eines von den zeitweilig immer wieder auftauchenden Gerüchten von entschiedener Unrichtigkeit. – Graf Mittrowsky, in einer Reihe von Jahren im Staatsdienste thätig, darin hocherfahren und des Monarchen volles Vertrauen genießend, steht den Geschäften seines ausgedehnten Wirkungskreises mit stets gleicher Thätigkeit vor, und wird, da seine Gesundheit dieselben nicht hemmt, sich gewiß nicht zum Nachtheile derselben davon zurückziehen. – Deutsche Blätter berichten aus Wien, daß vom 21 bis 24 Jan. ein Orkan gewüthet, welcher Hunderte von Häusern abgedeckt habe, und dessen die ältesten Leute sich nicht erinnern konnten. Ich kann Sie versichern, daß an dieser Nachricht kein wahres Wort ist. – Der gesammte Krankenstand des Wiener allgemeinen Krankenhauses betrug am 5 Febr. 2631, am 6 2652, am 7 2671, am 8 2651, am 9 2681, am 10 2504 Kranke. Vielleicht ist die bedeutende Verminderung des gestrigen Tages der seither eingetretenen trockenen und heitern Witterung beizumessen. – Heute ist das noch unverbürgte Gerücht im Umlauf, der k. k. Feldmarschalllieutenant, Graf Wratislaw von Mittrowitz, sey zum Chef der Militärsection im Staatsrathe gewählt.

Türkei.

Aus Konstantinopel nichts Neues. Man war dort des Wartens auf ein endliches Resultat der Berathungen der Großmächte hinsichtlich der Frage des Orients schon müde; die widersprechendsten Gerüchte waren über den Stand dieser Frage in Umlauf. Sicher scheint nur, daß im englischen Ministerrath wegen Annahme oder Verwerfung der russischen Propositionen Zwiespalt herrscht und deßhalb noch keine Entscheidung erfolgte. Zwar scheint der russische Gesandte, Hr. v. Butenieff, in der Hoffnung einer nahen Einigung Rußlands und Englands ziemlich sicher zu seyn, wie dieß in letzter Zeit seine geringe Rücksicht gegen den Repräsentanten Frankreichs, Hrn. v. Pontois, schließen läßt. Er soll sich in einem Sinne geäußert haben, als kümmere man sich gar nicht um das was Frankreich wünsche und verlange; die übrigen Großmächte würden wohl ohne Frankreichs Zuthun den Frieden des Orients nach der angenommenen Basis herzustellen im Stande seyn; alles was man Frankreich gestatten könne, sey – sich diesen Verfügungen anzuschließen etc. – Kiamil Pascha erzählte nach seiner Rückkehr aus Alexandrien verschiedene Aeußerungen Mehemed Ali's, die darauf hinzielen, die Pforte

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[0373/0005] nach den Parteiansichten der Leser des Journals brodirt und ajustirt. Dieß findet auch in dem vorliegenden Fall seine volle Anwendung. Ich kann Ihnen auf das bestimmteste versichern, daß von der entdeckten abermaligen großen Verschwörung, der Umzingelung des Hauses der Wittwe Bestuscheffs, und der Einäscherung dieses prächtigen Hotels (?) in der letzten Nacht des verflossenen Jahres, auch nicht ein Wort hier bekannt ist, was doch ganz unbedingt der Fall wäre, wenn 80 junge Officiere, viele Studenten, und gegen 100 junge Leute aus den höheren Kaufmannsfamilien zur Expedition gegen Khiwa abgeschickt worden wären. – Was die Nachrichten über diese Expedition selbst betrifft, so hätte der Redacteur des Commerce danach zu Anfang Januars in Paris mehr darüber gewußt, als der Kaiser in St. Petersburg zu Anfang des Februars. Ich kann nur auf die neuesten Nachrichten von der Expedition in der nordischen Biene vom 21 Jan. (2 Febr.) und dem Journal de St. Petersbourg vom 23 Jan. (4 Febr.) Bezug nehmen, und hinzufügen, wie ich unlängst, nebst einer sehr speciell gezeichneten Wege-Karte der, 1500 Werst betragenden Strecke von Orenburg nach Khiwa, einen Brief von einem Officier des Perowsky'schen Corps vor Augen gehabt habe, der einige interessante Details enthielt. Er war vom 5 Dec. n. St. aus Karawan Oseri, 105 Werst von Orenburg, datirt, und schilderte bei einer Kälte von 25°, mit nur am Feuer flüssig zu erhaltender Dinte, den Zustand der Armee als höchst zufriedenstellend. Die Soldaten waren mit Röcken und Mützen von Pelz bekleidet, und trugen unter starken Stiefeln bis an den Leib hinaufreichende Filzstrümpfe. Nur zwei Pferde und ein Kamel waren jedem Officier mitzunehmen erlaubt, 12,000 Kamele aber trugen die Mund-, Futter- und Brennvorräthe des Corps. 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Maj. der Kaiser hielt gestern Vormittag Heerschau über die auf dem Admiralitätsplatze versammelten Garderegimenter aller Waffenabtheilungen. – Der Kaiser hat ein Rescript an den Oberbefehlshaber der activen Armee, Feldmarschall Fürsten Paskewitsch, erlassen, worin er ihm seine Anerkennung ausspricht für die Arbeiten, die im Laufe des Jahrs 1839 in den Festungen Neugeorgiewsk, Brzesc-Lithowsky und Iwangorod vollführt wurden. – Unsere überseeischen Dampfschifffahrts-Communicationen gewinnen mit jedem Jahre Erweiterungen. Der Kaiser hat in diesen Tagen befohlen, daß der schwedisch-norwegische Consul Broströhm auf den von ihm für diesen Zweck zu unterhaltenden Dampfschiffen Waarenladungen und Passagiere zwischen St. Petersburg und Dünkirchen zu befördern berechtigt sey, wobei ihm die gleichen Zollerleichterungen gestattet werden, deren sich die inländischen Dampfschifffahrtsgesellschaften zu erfreuen haben, nur mit der Beschränkung, daß diese neue Unternehmung durch ihre Fahrten der St. Petersburg-Lübeck'schen Dampfschifffahrt keinen Abbruch thue. – Im abgeschiedenen Jahr herrschte in unserm Norden eine enorm strenge Temperatur, wir haben bis an 28 und 30 Grad Réaumur Kälte mehrere Tage hintereinander gehabt. Man klagt nur, daß bis jetzt der ganze jenseits Moskau belegene südliche Theil des Reichs bei gleichstrenger Kälte ganz der Schneedecke entbehrt, so daß die entblößten Felder der ganzen Rauheit des nordischen Klima's ausgesetzt sind, was ein neues Mißrathen des Winterkorns im nächsten Sommer fürchten läßt. Mit dem neubegonnenen Jahr hat unsere Temperatur eine völlige Umgestaltung gewonnen. Der strenge Winter ist plötzlich gewichen, seit zwei Wochen hält Thauwetter an. Der Réaumur'sche Thermometer zeigt schon seit mehreren Tagen zwei bis drei Grad Wärme, das Wetterglas steht fortdauernd unter Regen. Wie es in dieser Beziehung jenseits Moskau aussieht, haben uns bis jetzt dortige Briefe noch nicht berichtet. Viele Gouvernements der mittlern und südlichen Region des Reichs leiden drückenden Mangel an Korn in Folge der für die größere Hälfte des Reichs im vergangenen Jahre so kargen Ernte. Oesterreich. _ Wien, 11 Febr. Der in der Leipziger Allg. Zeitung behauptete Stellenwechsel des Grafen Ugarte, Gouverneurs von Mähren, mit dem Oberstburggrafen Grafen v. Chotek und des letztern Berufung nach Wien, an die Stelle des obersten Kanzlers Grafen Mittrowsky, welcher sich nach Angabe dieses Blattes ins Privatleben zurückziehen soll, ist eines von den zeitweilig immer wieder auftauchenden Gerüchten von entschiedener Unrichtigkeit. – Graf Mittrowsky, in einer Reihe von Jahren im Staatsdienste thätig, darin hocherfahren und des Monarchen volles Vertrauen genießend, steht den Geschäften seines ausgedehnten Wirkungskreises mit stets gleicher Thätigkeit vor, und wird, da seine Gesundheit dieselben nicht hemmt, sich gewiß nicht zum Nachtheile derselben davon zurückziehen. – Deutsche Blätter berichten aus Wien, daß vom 21 bis 24 Jan. ein Orkan gewüthet, welcher Hunderte von Häusern abgedeckt habe, und dessen die ältesten Leute sich nicht erinnern konnten. Ich kann Sie versichern, daß an dieser Nachricht kein wahres Wort ist. – Der gesammte Krankenstand des Wiener allgemeinen Krankenhauses betrug am 5 Febr. 2631, am 6 2652, am 7 2671, am 8 2651, am 9 2681, am 10 2504 Kranke. Vielleicht ist die bedeutende Verminderung des gestrigen Tages der seither eingetretenen trockenen und heitern Witterung beizumessen. – Heute ist das noch unverbürgte Gerücht im Umlauf, der k. k. Feldmarschalllieutenant, Graf Wratislaw von Mittrowitz, sey zum Chef der Militärsection im Staatsrathe gewählt. Türkei. _ Von der türkischen Gränze, 31 Jan. Aus Konstantinopel nichts Neues. Man war dort des Wartens auf ein endliches Resultat der Berathungen der Großmächte hinsichtlich der Frage des Orients schon müde; die widersprechendsten Gerüchte waren über den Stand dieser Frage in Umlauf. Sicher scheint nur, daß im englischen Ministerrath wegen Annahme oder Verwerfung der russischen Propositionen Zwiespalt herrscht und deßhalb noch keine Entscheidung erfolgte. Zwar scheint der russische Gesandte, Hr. v. Butenieff, in der Hoffnung einer nahen Einigung Rußlands und Englands ziemlich sicher zu seyn, wie dieß in letzter Zeit seine geringe Rücksicht gegen den Repräsentanten Frankreichs, Hrn. v. Pontois, schließen läßt. Er soll sich in einem Sinne geäußert haben, als kümmere man sich gar nicht um das was Frankreich wünsche und verlange; die übrigen Großmächte würden wohl ohne Frankreichs Zuthun den Frieden des Orients nach der angenommenen Basis herzustellen im Stande seyn; alles was man Frankreich gestatten könne, sey – sich diesen Verfügungen anzuschließen etc. – Kiamil Pascha erzählte nach seiner Rückkehr aus Alexandrien verschiedene Aeußerungen Mehemed Ali's, die darauf hinzielen, die Pforte

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Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 47. Augsburg, 16. Februar 1840, S. 0373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_047_18400216/5>, abgerufen am 27.11.2024.