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Allgemeine Zeitung. Nr. 45. Augsburg, 14. Februar 1840.

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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag
Nr. 45.
14 Februar 1840
Spanien.

(Sentinelle des Pyrenees.) Einige Pariser Journale melden aus Quellen, die wir nicht kennen, daß die zu Passages stehenden englischen Streitkräfte den Befehl erhalten haben, diesen Hafen auf das Verlangen des spanischen Cabinets hin zu räumen. Wenn man unter Räumung den Abzug eines Theils der auf jenem Punkt befindlichen Truppen versteht, so ist die Angabe wahr, denn in den letzten Tagen sind etwa 160 Mann Infanterie mit all' ihren Officieren von Passages abgezogen und haben sich auf den sie erwartenden Dampfbooten eingeschifft. Von einer wirklichen Räumung ist keine Rede; 500 Mann halten Passages fortwährend besetzt, und diese Zahl ist unserer Ansicht nach mehr als hinreichend für eine wirkliche Occupation.

Großbritannien.

Am 6 Febr. Nachmittags lief das brittische Dampfpaketboot Ariel, von dem Dampfboot Firebrand escortirt, in den Hafen von Dover ein. An Bord desselben befand sich Se. Hoheit Prinz Albert, von seinem durchlauchtigen Vater dem regierenden Herzog und dem Erbprinzen von Sachsen-Coburg, dann von Lord Torrington und dem ehrenwerthen Obrist Grey begleitet. Die Landung erfolgte unter einer Salutation vom Hafencastell; eine Ehrenwache des 90sten Regiments war aufgezogen, und die Officiere der Garnison und der im Hafen liegenden Schiffe standen zum Empfang Ihrer Hoheiten in Bereitschaft. Die auf dem Hafendamm und den Werften versammelte Volksmenge begrüßte den Bräutigam der Königin mit lautem Zuruf. Der Prinz war von der Seekrankheit angegriffen, so daß die Aufwartung der Civil- und Militärbehörden der Stadt bis zum folgenden Morgen verschoben werden mußte. Heute (7) gegen Mittag wollte der Prinz über Canterbury nach London weiter reisen; eine Abtheilung Dragoner war zu seiner Escorte beordert. Die Journale enthalten das Programm über die Trauungsfeierlichkeit (welches wir morgen im Auszug liefern werden).

Der mächtige Wechsel, der in dem politischen Gang des Cabinets von St. James hinsichtlich der orientalischen Streitsache eben eintritt, verdient aus Ursachen, die ich später andeuten werde, Ihre ganze Aufmerksamkeit. Sey es, daß Lord Palmerston, von der Nothwendigkeit einmal ans Ziel zu gelangen durchdrungen und überzeugt, daß der russische Pacificationsplan die Erreichung desselben gewährleistete, es für zweckmäßig fand, auf die Seite der nordischen Höfe sich zu neigen, sey es, daß der Lord in einem Anfalle von Indignation über Frankreichs Benehmen minder schwierig geworden, gewiß ist, daß seine Aeußerungen und selbst seine Zusagen fast keinen Zweifel übrig ließen, es werde endlich ein Uebereinkommen zwischen den vier Mächten zu Stande kommen. Oesterreich und Preußen hatten, obwohl ersteres in der Folge selbst einige Modificationen der Brunnow'schen Propositionen vorgeschlagen, ihren eventuellen Beitritt versprochen; Palmerston schien unbedingt mit denselben einverstanden. Es war nun an Frankreich, alle Kräfte anzuspannen, alle Mittel anzuwenden, eine Combination zu zerreißen, durch die es plötzlich vereinzelt, und mit allen Gefahren bedroht war, die ein Zusammenhalten und eine feindselige Stellung der übrigen europäischen Mächte gegen Frankreich zur Folge hätte haben müssen. Ob ihm dieß völlig gelungen, kann ich nicht beurtheilen; doch ist gewiß, daß die von Brunnow gemachten Versuche für den Augenblick gänzlich paralysirt sind. Lord Palmerston wußte die Wendung, die seine Collegen plötzlich genommen, zu würdigen, und sah bald ein, daß an das Gelingen des von ihm adoptirten Plans kaum mehr zu denken sey. Er glaubte daher sich zur Ausarbeitung eines neuen Projects anschicken zu müssen, welches nach wenigen Tagen dem brittischen Conseil und Hrn. v. Brunnow vorgelegt wurde. Die einen fanden es noch immer zu russisch oder vielmehr in seinen Tendenzen zu anti-europäisch. Bei diesem Project waren wirklich die Brunnow'schen Grundlagen großentheils beibehalten. Hrn. v. Brunnow selbst erschien es mit Palmerstons frühern Zusagen zu sehr


Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag
Nr. 45.
14 Februar 1840
Spanien.

(Sentinelle des Pyrenées.) Einige Pariser Journale melden aus Quellen, die wir nicht kennen, daß die zu Passages stehenden englischen Streitkräfte den Befehl erhalten haben, diesen Hafen auf das Verlangen des spanischen Cabinets hin zu räumen. Wenn man unter Räumung den Abzug eines Theils der auf jenem Punkt befindlichen Truppen versteht, so ist die Angabe wahr, denn in den letzten Tagen sind etwa 160 Mann Infanterie mit all' ihren Officieren von Passages abgezogen und haben sich auf den sie erwartenden Dampfbooten eingeschifft. Von einer wirklichen Räumung ist keine Rede; 500 Mann halten Passages fortwährend besetzt, und diese Zahl ist unserer Ansicht nach mehr als hinreichend für eine wirkliche Occupation.

Großbritannien.

Am 6 Febr. Nachmittags lief das brittische Dampfpaketboot Ariel, von dem Dampfboot Firebrand escortirt, in den Hafen von Dover ein. An Bord desselben befand sich Se. Hoheit Prinz Albert, von seinem durchlauchtigen Vater dem regierenden Herzog und dem Erbprinzen von Sachsen-Coburg, dann von Lord Torrington und dem ehrenwerthen Obrist Grey begleitet. Die Landung erfolgte unter einer Salutation vom Hafencastell; eine Ehrenwache des 90sten Regiments war aufgezogen, und die Officiere der Garnison und der im Hafen liegenden Schiffe standen zum Empfang Ihrer Hoheiten in Bereitschaft. Die auf dem Hafendamm und den Werften versammelte Volksmenge begrüßte den Bräutigam der Königin mit lautem Zuruf. Der Prinz war von der Seekrankheit angegriffen, so daß die Aufwartung der Civil- und Militärbehörden der Stadt bis zum folgenden Morgen verschoben werden mußte. Heute (7) gegen Mittag wollte der Prinz über Canterbury nach London weiter reisen; eine Abtheilung Dragoner war zu seiner Escorte beordert. Die Journale enthalten das Programm über die Trauungsfeierlichkeit (welches wir morgen im Auszug liefern werden).

Der mächtige Wechsel, der in dem politischen Gang des Cabinets von St. James hinsichtlich der orientalischen Streitsache eben eintritt, verdient aus Ursachen, die ich später andeuten werde, Ihre ganze Aufmerksamkeit. Sey es, daß Lord Palmerston, von der Nothwendigkeit einmal ans Ziel zu gelangen durchdrungen und überzeugt, daß der russische Pacificationsplan die Erreichung desselben gewährleistete, es für zweckmäßig fand, auf die Seite der nordischen Höfe sich zu neigen, sey es, daß der Lord in einem Anfalle von Indignation über Frankreichs Benehmen minder schwierig geworden, gewiß ist, daß seine Aeußerungen und selbst seine Zusagen fast keinen Zweifel übrig ließen, es werde endlich ein Uebereinkommen zwischen den vier Mächten zu Stande kommen. Oesterreich und Preußen hatten, obwohl ersteres in der Folge selbst einige Modificationen der Brunnow'schen Propositionen vorgeschlagen, ihren eventuellen Beitritt versprochen; Palmerston schien unbedingt mit denselben einverstanden. Es war nun an Frankreich, alle Kräfte anzuspannen, alle Mittel anzuwenden, eine Combination zu zerreißen, durch die es plötzlich vereinzelt, und mit allen Gefahren bedroht war, die ein Zusammenhalten und eine feindselige Stellung der übrigen europäischen Mächte gegen Frankreich zur Folge hätte haben müssen. Ob ihm dieß völlig gelungen, kann ich nicht beurtheilen; doch ist gewiß, daß die von Brunnow gemachten Versuche für den Augenblick gänzlich paralysirt sind. Lord Palmerston wußte die Wendung, die seine Collegen plötzlich genommen, zu würdigen, und sah bald ein, daß an das Gelingen des von ihm adoptirten Plans kaum mehr zu denken sey. Er glaubte daher sich zur Ausarbeitung eines neuen Projects anschicken zu müssen, welches nach wenigen Tagen dem brittischen Conseil und Hrn. v. Brunnow vorgelegt wurde. Die einen fanden es noch immer zu russisch oder vielmehr in seinen Tendenzen zu anti-europäisch. Bei diesem Project waren wirklich die Brunnow'schen Grundlagen großentheils beibehalten. Hrn. v. Brunnow selbst erschien es mit Palmerstons frühern Zusagen zu sehr

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[0353/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Freitag Nr. 45. 14 Februar 1840 Spanien. (Sentinelle des Pyrenées.) Einige Pariser Journale melden aus Quellen, die wir nicht kennen, daß die zu Passages stehenden englischen Streitkräfte den Befehl erhalten haben, diesen Hafen auf das Verlangen des spanischen Cabinets hin zu räumen. Wenn man unter Räumung den Abzug eines Theils der auf jenem Punkt befindlichen Truppen versteht, so ist die Angabe wahr, denn in den letzten Tagen sind etwa 160 Mann Infanterie mit all' ihren Officieren von Passages abgezogen und haben sich auf den sie erwartenden Dampfbooten eingeschifft. Von einer wirklichen Räumung ist keine Rede; 500 Mann halten Passages fortwährend besetzt, und diese Zahl ist unserer Ansicht nach mehr als hinreichend für eine wirkliche Occupation. Großbritannien. _ London, 7 Febr. Am 6 Febr. Nachmittags lief das brittische Dampfpaketboot Ariel, von dem Dampfboot Firebrand escortirt, in den Hafen von Dover ein. An Bord desselben befand sich Se. Hoheit Prinz Albert, von seinem durchlauchtigen Vater dem regierenden Herzog und dem Erbprinzen von Sachsen-Coburg, dann von Lord Torrington und dem ehrenwerthen Obrist Grey begleitet. Die Landung erfolgte unter einer Salutation vom Hafencastell; eine Ehrenwache des 90sten Regiments war aufgezogen, und die Officiere der Garnison und der im Hafen liegenden Schiffe standen zum Empfang Ihrer Hoheiten in Bereitschaft. Die auf dem Hafendamm und den Werften versammelte Volksmenge begrüßte den Bräutigam der Königin mit lautem Zuruf. Der Prinz war von der Seekrankheit angegriffen, so daß die Aufwartung der Civil- und Militärbehörden der Stadt bis zum folgenden Morgen verschoben werden mußte. Heute (7) gegen Mittag wollte der Prinz über Canterbury nach London weiter reisen; eine Abtheilung Dragoner war zu seiner Escorte beordert. Die Journale enthalten das Programm über die Trauungsfeierlichkeit (welches wir morgen im Auszug liefern werden). ♂ London, 4 Febr.Der mächtige Wechsel, der in dem politischen Gang des Cabinets von St. James hinsichtlich der orientalischen Streitsache eben eintritt, verdient aus Ursachen, die ich später andeuten werde, Ihre ganze Aufmerksamkeit. Sey es, daß Lord Palmerston, von der Nothwendigkeit einmal ans Ziel zu gelangen durchdrungen und überzeugt, daß der russische Pacificationsplan die Erreichung desselben gewährleistete, es für zweckmäßig fand, auf die Seite der nordischen Höfe sich zu neigen, sey es, daß der Lord in einem Anfalle von Indignation über Frankreichs Benehmen minder schwierig geworden, gewiß ist, daß seine Aeußerungen und selbst seine Zusagen fast keinen Zweifel übrig ließen, es werde endlich ein Uebereinkommen zwischen den vier Mächten zu Stande kommen. Oesterreich und Preußen hatten, obwohl ersteres in der Folge selbst einige Modificationen der Brunnow'schen Propositionen vorgeschlagen, ihren eventuellen Beitritt versprochen; Palmerston schien unbedingt mit denselben einverstanden. Es war nun an Frankreich, alle Kräfte anzuspannen, alle Mittel anzuwenden, eine Combination zu zerreißen, durch die es plötzlich vereinzelt, und mit allen Gefahren bedroht war, die ein Zusammenhalten und eine feindselige Stellung der übrigen europäischen Mächte gegen Frankreich zur Folge hätte haben müssen. Ob ihm dieß völlig gelungen, kann ich nicht beurtheilen; doch ist gewiß, daß die von Brunnow gemachten Versuche für den Augenblick gänzlich paralysirt sind. Lord Palmerston wußte die Wendung, die seine Collegen plötzlich genommen, zu würdigen, und sah bald ein, daß an das Gelingen des von ihm adoptirten Plans kaum mehr zu denken sey. Er glaubte daher sich zur Ausarbeitung eines neuen Projects anschicken zu müssen, welches nach wenigen Tagen dem brittischen Conseil und Hrn. v. Brunnow vorgelegt wurde. Die einen fanden es noch immer zu russisch oder vielmehr in seinen Tendenzen zu anti-europäisch. Bei diesem Project waren wirklich die Brunnow'schen Grundlagen großentheils beibehalten. Hrn. v. Brunnow selbst erschien es mit Palmerstons frühern Zusagen zu sehr

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 45. Augsburg, 14. Februar 1840, S. 0353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_045_18400214/1>, abgerufen am 21.11.2024.