Allgemeine Zeitung. Nr. 42. Augsburg, 11. Februar 1840.- Lord Brougham übergab dann eine Petition von einer Anzahl Londoner Einwohner um Verwendung bei der Krone für gänzliche Begnadigung der Monmouther Verurtheilten, und legte zu ihrer Unterstützung besonderes Gewicht auf die Meinungsverschiedenheit des Richtercollegiums über den reservirten formellen Rechtspunkt dieses Processes. Lord Normanby antwortete, diese Rücksicht allein habe die Krone bewogen, die wohlverdiente Todesstrafe jener Gefangenen in lebenslängliche Deportation zu verwandeln, außerdem würden die Minister Ihrer Maj. gerathen haben, dem Gesetz seinen Lauf zu lassen. (Hört!) - Der Bischof von Exeter vertagte seine Motion auf Fassung von Maaßregeln gegen die Socialisten. Der Herzog v. Wellington bemerkte, er habe in der Grafschaft Hantshire, deren Lordstatthalter er ist, bereits Schritte gegen diese Umtriebe gethan. Lord Colchester nahm seine angekündigte Motion wegen Errichtung eines französischen Militärhospitals auf Minorca oder einem Minorca benachbarten Inselchen zurück, weil er seitdem eingesehen, daß einige der darauf bezüglichen Papiere schicklicherweise nicht vorgelegt werden könnten. Uebrigens habe er diese Sache darum zur Sprache gebracht, weil Minorca bei seiner Lage auf halbem Weg zwischen der französischen und der afrikanischen Küste und im Besitz eines der schönsten Häfen im Mittelmeer, eine Position von hoher politischer Wichtigkeit und daher in früheren Kriegen immer als ein wünschenswerther Erwerb betrachtet worden sey. Jetzt wo Frankreich sich an beiden Punkten des Mittelmeers festgesetzt, würde es mit seinem großen Seearsenal in Toulon, mit Algier und im Besitz von Port Mahon auf Minorca den ganzen Handel des östlichen Mittelmeeres controliren können. Das Haus vertagte sich hierauf. In der Unterhaussitzung am 3 Febr. kam es wieder zu einer Discussion über den Fall Stockdale gegen Hansard, welcher ein "stehendes Tafelgericht" der gegenwärtigen Session bilden zu sollen scheint. Die Sheriffs werden in ihrer Haft täglich von theilnehmenden torystischen Fashionables besucht. (Auch Brougham hat sich im Anfang der Oberhaussitzung vom 4 ihrer angenommen.) Die vom andern Haus herabgebrachte Naturalisationsbill für Prinz Albert wurde zum ersten- und zweitenmal gelesen, und durch die Committee gefördert, nachdem Obrist Sibthorp sein Amendement, daß die Apanage im Ueberlebungsfalle des Prinzen, wenn er nicht wenigstens die Hälfte jedes Jahrs in England verlebe, wenn er eine fremde Prinzessin heirathe oder dem Protestantismus abtrünnig werde, aufhören solle, zurückgenommen hatte, und zwar auf Sir R. Peels Anrathen, welcher meinte, nachdem die Apanage von 30,000 Pfd. bewilligt sey, dürfe sie durch keine solche Beschränkung gefesselt werden, welche Mißtrauen gegen den erlauchten Prinzen verrathen würde. (M. Post.) Der einzige ergötzliche Zug, der die neulichen Debatten über die Apanage des Prinzen Albert bezeichnete, war die ausnehmende Thorheit, die Hr. Villiers, eines der Mitglieder für Wolverhampton, zum besten gab. Dieser intelligente junge Mann sagte dem Haus, er habe für Hrn. Hume's Vorschlag, die Apanage auf 21,000 Pf. zu reduciren, "aus Grundsatz" gestimmt; da dieser Vorschlag aber nicht durchgegangen, so wolle er jetzt "aus Grundsatz" lieber für die ministeriellen 50,000, als für die torystischen 30,000 stimmen, da er zwischen diesen Summen keinen besondern Unterschied sehe. Das Gelächter über diese "philosophy" war sehr groß, und wurde noch vergrößert durch die außerordentliche Gravität, womit Hr. Villiers zu behaupten fortfuhr, die Differenz (20,000 Pf. = 240,000 fl.) sey nicht der Rede werth. Die Sache verhielt sich aber bei diesem sehr redlichen Gentleman natürlich so: er wußte, daß Hrn. Hume's Amendement keine Chance hatte, der Regierung eine Niederlage beizubringen, darum konnte er gefahrlos den Sparsamen spielen, und stimmte für dasselbe. Hingegen hatte er eine Ahnung, daß das conservative Amendement durchgehen werde, und darum, trotz seiner Sparsamkeit, votirte er für die Regierung und die größere Summe. Glückliche Regierung, die einen so redlichen, weisen und feinunterscheidenden Freund hat!" - Auch der Spectator findet die Logik, die Lord Clarendons Bruder bei dieser Gelegenheit befolgte, fast mehr als sonderbar. Der radicale Spectator bemerkt in Beziehung auf die Debatten über Sir J. Y. Bullers Motion: "Heinrich IV von Frankreich hörte einmal eine lange gelehrte Discussion von Doctoren der Gottesgelahrtheit über katholische und protestantische Religion, da gab er sein Urtheil darüber dahin ab: "Il me semble que tous les deux ont raison." So geht es uns, nachdem wir die viertägige Controverse gehört und die beiderseitigen Argumentationen erwogen haben. Die Tories, scheint es uns, haben ziemlich gut bewiesen, daß die Whigs unfähig sind, das brittische Reich in diesen gefahrvollen Zeiten zu regieren; die Whigs, will es uns ferner bedünken, haben den nämlichen Beweis hinsichtlich der Tories geliefert. Tous les deux ont raison. Da die Wahl zwischen den beiden Factionen liegt, so sind die Aussichten des Landes, insofern sie von Staatsmännern abhängen, ziemlich melancholisch." Ein Sonntagsblatt will wissen, die neue Municipalreformbill für die irischen Städte, welche Lord Morpeth demnächst ins Parlament einzuführen ermächtigt ist, werde alle die hauptsächlichsten Aenderungen umfassen, welche die torystische Majorität des Oberhauses in voriger Session in diese Maaßregel einrückte, also namentlich den höheren gemeindlichen Wahlcensus. Nachrichten aus Monmouth vom 3 Febr. zufolge traf Tags zuvor der Gefängniß-Oberaufseher May daselbst ein, um die verurtheilten Chartisten, Frost und seine Genossen, an Bord der Gefangenenschiffe (hulks) zu bringen, von wo aus sie auf Lebenszeit nach einer Strafcolonie deportirt werden sollen. Morgens um 4 Uhr wurden die Gefangenen geweckt, ihnen die Abänderung ihrer Strafe verkündigt, ihre Betten und sonstigen Habseligkeiten zusammengepackt, und sie selbst mit Handschellen gefesselt, und unter einer starken Bedeckung der für die Dauer der Assisen nach Monmouth verlegten Londoner Polizei, schnell abgeführt. In den Straßen waren Abtheilungen von Lanciers aufgezogen. Sie wurden zunächst nach Bristol, und von dort auf die Hulks in Portsmouth gebracht. Alle drei erschienen sehr niedergeschlagen; Frost zumal, welcher Vater von sieben Kindern ist, scheint das Herz gebrochen zu seyn. Die Regierung scheint die Deportation beschleunigen zu wollen, um den, von den Tories aus Parteizwecken unterstützten Bestrebungen der Radicalen, welche die Königin und das Parlament mit Petitionen um gänzliche Begnadigung der Verurtheilten behelligen, factisch die Hoffnung abzuschneiden. Die fünf andern zum Tod Verurtheilten, die sich vor der Jury selbst schuldig bekannt, sollen im Gefängniß zu Monmouth drei Jahre sitzen und dann entlassen werden. (Sun.) Graf Sebastiani arbeitete gestern auf dem auswärtigen Amt. Se. Exc. wird erst nach der Vermählung der Königin von Manchester-House nach Paris abreisen - vermuthlich am 25 Febr. Frankreich. Paris, 6 Febr. Der Indicateur von Bordeaux meldet, daß Hr. Ferdinand Dannet, Erzbischof von Bordeaux, von dem Könige zu – Lord Brougham übergab dann eine Petition von einer Anzahl Londoner Einwohner um Verwendung bei der Krone für gänzliche Begnadigung der Monmouther Verurtheilten, und legte zu ihrer Unterstützung besonderes Gewicht auf die Meinungsverschiedenheit des Richtercollegiums über den reservirten formellen Rechtspunkt dieses Processes. Lord Normanby antwortete, diese Rücksicht allein habe die Krone bewogen, die wohlverdiente Todesstrafe jener Gefangenen in lebenslängliche Deportation zu verwandeln, außerdem würden die Minister Ihrer Maj. gerathen haben, dem Gesetz seinen Lauf zu lassen. (Hört!) – Der Bischof von Exeter vertagte seine Motion auf Fassung von Maaßregeln gegen die Socialisten. Der Herzog v. Wellington bemerkte, er habe in der Grafschaft Hantshire, deren Lordstatthalter er ist, bereits Schritte gegen diese Umtriebe gethan. Lord Colchester nahm seine angekündigte Motion wegen Errichtung eines französischen Militärhospitals auf Minorca oder einem Minorca benachbarten Inselchen zurück, weil er seitdem eingesehen, daß einige der darauf bezüglichen Papiere schicklicherweise nicht vorgelegt werden könnten. Uebrigens habe er diese Sache darum zur Sprache gebracht, weil Minorca bei seiner Lage auf halbem Weg zwischen der französischen und der afrikanischen Küste und im Besitz eines der schönsten Häfen im Mittelmeer, eine Position von hoher politischer Wichtigkeit und daher in früheren Kriegen immer als ein wünschenswerther Erwerb betrachtet worden sey. Jetzt wo Frankreich sich an beiden Punkten des Mittelmeers festgesetzt, würde es mit seinem großen Seearsenal in Toulon, mit Algier und im Besitz von Port Mahon auf Minorca den ganzen Handel des östlichen Mittelmeeres controliren können. Das Haus vertagte sich hierauf. In der Unterhaussitzung am 3 Febr. kam es wieder zu einer Discussion über den Fall Stockdale gegen Hansard, welcher ein „stehendes Tafelgericht“ der gegenwärtigen Session bilden zu sollen scheint. Die Sheriffs werden in ihrer Haft täglich von theilnehmenden torystischen Fashionables besucht. (Auch Brougham hat sich im Anfang der Oberhaussitzung vom 4 ihrer angenommen.) Die vom andern Haus herabgebrachte Naturalisationsbill für Prinz Albert wurde zum ersten- und zweitenmal gelesen, und durch die Committee gefördert, nachdem Obrist Sibthorp sein Amendement, daß die Apanage im Ueberlebungsfalle des Prinzen, wenn er nicht wenigstens die Hälfte jedes Jahrs in England verlebe, wenn er eine fremde Prinzessin heirathe oder dem Protestantismus abtrünnig werde, aufhören solle, zurückgenommen hatte, und zwar auf Sir R. Peels Anrathen, welcher meinte, nachdem die Apanage von 30,000 Pfd. bewilligt sey, dürfe sie durch keine solche Beschränkung gefesselt werden, welche Mißtrauen gegen den erlauchten Prinzen verrathen würde. (M. Post.) Der einzige ergötzliche Zug, der die neulichen Debatten über die Apanage des Prinzen Albert bezeichnete, war die ausnehmende Thorheit, die Hr. Villiers, eines der Mitglieder für Wolverhampton, zum besten gab. Dieser intelligente junge Mann sagte dem Haus, er habe für Hrn. Hume's Vorschlag, die Apanage auf 21,000 Pf. zu reduciren, „aus Grundsatz“ gestimmt; da dieser Vorschlag aber nicht durchgegangen, so wolle er jetzt „aus Grundsatz“ lieber für die ministeriellen 50,000, als für die torystischen 30,000 stimmen, da er zwischen diesen Summen keinen besondern Unterschied sehe. Das Gelächter über diese „philosophy“ war sehr groß, und wurde noch vergrößert durch die außerordentliche Gravität, womit Hr. Villiers zu behaupten fortfuhr, die Differenz (20,000 Pf. = 240,000 fl.) sey nicht der Rede werth. Die Sache verhielt sich aber bei diesem sehr redlichen Gentleman natürlich so: er wußte, daß Hrn. Hume's Amendement keine Chance hatte, der Regierung eine Niederlage beizubringen, darum konnte er gefahrlos den Sparsamen spielen, und stimmte für dasselbe. Hingegen hatte er eine Ahnung, daß das conservative Amendement durchgehen werde, und darum, trotz seiner Sparsamkeit, votirte er für die Regierung und die größere Summe. Glückliche Regierung, die einen so redlichen, weisen und feinunterscheidenden Freund hat!“ – Auch der Spectator findet die Logik, die Lord Clarendons Bruder bei dieser Gelegenheit befolgte, fast mehr als sonderbar. Der radicale Spectator bemerkt in Beziehung auf die Debatten über Sir J. Y. Bullers Motion: „Heinrich IV von Frankreich hörte einmal eine lange gelehrte Discussion von Doctoren der Gottesgelahrtheit über katholische und protestantische Religion, da gab er sein Urtheil darüber dahin ab: „Il me semble que tous les deux ont raison.“ So geht es uns, nachdem wir die viertägige Controverse gehört und die beiderseitigen Argumentationen erwogen haben. Die Tories, scheint es uns, haben ziemlich gut bewiesen, daß die Whigs unfähig sind, das brittische Reich in diesen gefahrvollen Zeiten zu regieren; die Whigs, will es uns ferner bedünken, haben den nämlichen Beweis hinsichtlich der Tories geliefert. Tous les deux ont raison. Da die Wahl zwischen den beiden Factionen liegt, so sind die Aussichten des Landes, insofern sie von Staatsmännern abhängen, ziemlich melancholisch.“ Ein Sonntagsblatt will wissen, die neue Municipalreformbill für die irischen Städte, welche Lord Morpeth demnächst ins Parlament einzuführen ermächtigt ist, werde alle die hauptsächlichsten Aenderungen umfassen, welche die torystische Majorität des Oberhauses in voriger Session in diese Maaßregel einrückte, also namentlich den höheren gemeindlichen Wahlcensus. Nachrichten aus Monmouth vom 3 Febr. zufolge traf Tags zuvor der Gefängniß-Oberaufseher May daselbst ein, um die verurtheilten Chartisten, Frost und seine Genossen, an Bord der Gefangenenschiffe (hulks) zu bringen, von wo aus sie auf Lebenszeit nach einer Strafcolonie deportirt werden sollen. Morgens um 4 Uhr wurden die Gefangenen geweckt, ihnen die Abänderung ihrer Strafe verkündigt, ihre Betten und sonstigen Habseligkeiten zusammengepackt, und sie selbst mit Handschellen gefesselt, und unter einer starken Bedeckung der für die Dauer der Assisen nach Monmouth verlegten Londoner Polizei, schnell abgeführt. In den Straßen waren Abtheilungen von Lanciers aufgezogen. Sie wurden zunächst nach Bristol, und von dort auf die Hulks in Portsmouth gebracht. Alle drei erschienen sehr niedergeschlagen; Frost zumal, welcher Vater von sieben Kindern ist, scheint das Herz gebrochen zu seyn. Die Regierung scheint die Deportation beschleunigen zu wollen, um den, von den Tories aus Parteizwecken unterstützten Bestrebungen der Radicalen, welche die Königin und das Parlament mit Petitionen um gänzliche Begnadigung der Verurtheilten behelligen, factisch die Hoffnung abzuschneiden. Die fünf andern zum Tod Verurtheilten, die sich vor der Jury selbst schuldig bekannt, sollen im Gefängniß zu Monmouth drei Jahre sitzen und dann entlassen werden. (Sun.) Graf Sebastiani arbeitete gestern auf dem auswärtigen Amt. Se. Exc. wird erst nach der Vermählung der Königin von Manchester-House nach Paris abreisen – vermuthlich am 25 Febr. Frankreich. Paris, 6 Febr. Der Indicateur von Bordeaux meldet, daß Hr. Ferdinand Dannet, Erzbischof von Bordeaux, von dem Könige zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0003" n="0331"/> – Lord <hi rendition="#g">Brougham</hi> übergab dann eine Petition von einer Anzahl Londoner Einwohner um Verwendung bei der Krone für gänzliche Begnadigung der Monmouther Verurtheilten, und legte zu ihrer Unterstützung besonderes Gewicht auf die Meinungsverschiedenheit des Richtercollegiums über den reservirten formellen Rechtspunkt dieses Processes. 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(Auch Brougham hat sich im Anfang der Oberhaussitzung vom 4 ihrer angenommen.) Die vom andern Haus herabgebrachte Naturalisationsbill für Prinz Albert wurde zum ersten- und zweitenmal gelesen, und durch die Committee gefördert, nachdem Obrist Sibthorp sein Amendement, daß die Apanage im Ueberlebungsfalle des Prinzen, wenn er nicht wenigstens die Hälfte jedes Jahrs in England verlebe, wenn er eine fremde Prinzessin heirathe oder dem Protestantismus abtrünnig werde, aufhören solle, zurückgenommen hatte, und zwar auf Sir R. <hi rendition="#g">Peels</hi> Anrathen, welcher meinte, nachdem die Apanage von 30,000 Pfd. bewilligt sey, dürfe sie durch keine solche Beschränkung gefesselt werden, welche Mißtrauen gegen den erlauchten Prinzen verrathen würde.</p><lb/> <p>(M. <hi rendition="#g">Post</hi>.) Der einzige ergötzliche Zug, der die neulichen Debatten über die Apanage des Prinzen Albert bezeichnete, war die ausnehmende Thorheit, die Hr. 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In der Unterhaussitzung am 3 Febr. kam es wieder zu einer Discussion über den Fall Stockdale gegen Hansard, welcher ein „stehendes Tafelgericht“ der gegenwärtigen Session bilden zu sollen scheint. Die Sheriffs werden in ihrer Haft täglich von theilnehmenden torystischen Fashionables besucht. (Auch Brougham hat sich im Anfang der Oberhaussitzung vom 4 ihrer angenommen.) Die vom andern Haus herabgebrachte Naturalisationsbill für Prinz Albert wurde zum ersten- und zweitenmal gelesen, und durch die Committee gefördert, nachdem Obrist Sibthorp sein Amendement, daß die Apanage im Ueberlebungsfalle des Prinzen, wenn er nicht wenigstens die Hälfte jedes Jahrs in England verlebe, wenn er eine fremde Prinzessin heirathe oder dem Protestantismus abtrünnig werde, aufhören solle, zurückgenommen hatte, und zwar auf Sir R. Peels Anrathen, welcher meinte, nachdem die Apanage von 30,000 Pfd. bewilligt sey, dürfe sie durch keine solche Beschränkung gefesselt werden, welche Mißtrauen gegen den erlauchten Prinzen verrathen würde.
(M. Post.) Der einzige ergötzliche Zug, der die neulichen Debatten über die Apanage des Prinzen Albert bezeichnete, war die ausnehmende Thorheit, die Hr. Villiers, eines der Mitglieder für Wolverhampton, zum besten gab. Dieser intelligente junge Mann sagte dem Haus, er habe für Hrn. Hume's Vorschlag, die Apanage auf 21,000 Pf. zu reduciren, „aus Grundsatz“ gestimmt; da dieser Vorschlag aber nicht durchgegangen, so wolle er jetzt „aus Grundsatz“ lieber für die ministeriellen 50,000, als für die torystischen 30,000 stimmen, da er zwischen diesen Summen keinen besondern Unterschied sehe. Das Gelächter über diese „philosophy“ war sehr groß, und wurde noch vergrößert durch die außerordentliche Gravität, womit Hr. Villiers zu behaupten fortfuhr, die Differenz (20,000 Pf. = 240,000 fl.) sey nicht der Rede werth. Die Sache verhielt sich aber bei diesem sehr redlichen Gentleman natürlich so: er wußte, daß Hrn. Hume's Amendement keine Chance hatte, der Regierung eine Niederlage beizubringen, darum konnte er gefahrlos den Sparsamen spielen, und stimmte für dasselbe. Hingegen hatte er eine Ahnung, daß das conservative Amendement durchgehen werde, und darum, trotz seiner Sparsamkeit, votirte er für die Regierung und die größere Summe. Glückliche Regierung, die einen so redlichen, weisen und feinunterscheidenden Freund hat!“ – Auch der Spectator findet die Logik, die Lord Clarendons Bruder bei dieser Gelegenheit befolgte, fast mehr als sonderbar.
Der radicale Spectator bemerkt in Beziehung auf die Debatten über Sir J. Y. Bullers Motion: „Heinrich IV von Frankreich hörte einmal eine lange gelehrte Discussion von Doctoren der Gottesgelahrtheit über katholische und protestantische Religion, da gab er sein Urtheil darüber dahin ab: „Il me semble que tous les deux ont raison.“ So geht es uns, nachdem wir die viertägige Controverse gehört und die beiderseitigen Argumentationen erwogen haben. Die Tories, scheint es uns, haben ziemlich gut bewiesen, daß die Whigs unfähig sind, das brittische Reich in diesen gefahrvollen Zeiten zu regieren; die Whigs, will es uns ferner bedünken, haben den nämlichen Beweis hinsichtlich der Tories geliefert. Tous les deux ont raison. Da die Wahl zwischen den beiden Factionen liegt, so sind die Aussichten des Landes, insofern sie von Staatsmännern abhängen, ziemlich melancholisch.“
Ein Sonntagsblatt will wissen, die neue Municipalreformbill für die irischen Städte, welche Lord Morpeth demnächst ins Parlament einzuführen ermächtigt ist, werde alle die hauptsächlichsten Aenderungen umfassen, welche die torystische Majorität des Oberhauses in voriger Session in diese Maaßregel einrückte, also namentlich den höheren gemeindlichen Wahlcensus.
Nachrichten aus Monmouth vom 3 Febr. zufolge traf Tags zuvor der Gefängniß-Oberaufseher May daselbst ein, um die verurtheilten Chartisten, Frost und seine Genossen, an Bord der Gefangenenschiffe (hulks) zu bringen, von wo aus sie auf Lebenszeit nach einer Strafcolonie deportirt werden sollen. Morgens um 4 Uhr wurden die Gefangenen geweckt, ihnen die Abänderung ihrer Strafe verkündigt, ihre Betten und sonstigen Habseligkeiten zusammengepackt, und sie selbst mit Handschellen gefesselt, und unter einer starken Bedeckung der für die Dauer der Assisen nach Monmouth verlegten Londoner Polizei, schnell abgeführt. In den Straßen waren Abtheilungen von Lanciers aufgezogen. Sie wurden zunächst nach Bristol, und von dort auf die Hulks in Portsmouth gebracht. Alle drei erschienen sehr niedergeschlagen; Frost zumal, welcher Vater von sieben Kindern ist, scheint das Herz gebrochen zu seyn. Die Regierung scheint die Deportation beschleunigen zu wollen, um den, von den Tories aus Parteizwecken unterstützten Bestrebungen der Radicalen, welche die Königin und das Parlament mit Petitionen um gänzliche Begnadigung der Verurtheilten behelligen, factisch die Hoffnung abzuschneiden. Die fünf andern zum Tod Verurtheilten, die sich vor der Jury selbst schuldig bekannt, sollen im Gefängniß zu Monmouth drei Jahre sitzen und dann entlassen werden.
(Sun.) Graf Sebastiani arbeitete gestern auf dem auswärtigen Amt. Se. Exc. wird erst nach der Vermählung der Königin von Manchester-House nach Paris abreisen – vermuthlich am 25 Febr.
Frankreich.
_ Paris, 6 Febr.
Der Indicateur von Bordeaux meldet, daß Hr. Ferdinand Dannet, Erzbischof von Bordeaux, von dem Könige zu
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