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Allgemeine Zeitung. Nr. 39. Augsburg, 8. Februar 1840.

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trotz dem, daß er fast den ganzen Weg zu Fuß neben uns herlaufen mußte, während Habib Allah ritt, und ihm nur selten auf eine halbe Stunde lang den Platz auf seinem Dromedar einräumte. Beide vertrugen sich übrigens auf das Beste mit einander, obgleich Habib Allah, wahrscheinlich als der Aeltere, immer den Ton einer gewissen Superiorität gegen seinen Gefährten beibehielt.

(Fortsetzung folgt.)

Deutsche Emigranten in Trinidad.

Ich habe Ihnen vor einiger Zeit von dem Versuch, deutsche Arbeiter in Brittisch-Guyana einzuführen, geschrieben, und hatte gehofft, daß die sehr humane Ordonnanz des Colonialministeriums, welche verbietet, mit Emigranten vor ihrer Ankunft Miethcontracte auf mehr als Ein Jahr zu machen, die Fortsetzung dieser Einführung in die Zuckercolonien von Westindien verhindern werde. Allein ich sehe leider, daß es den Pflanzern in Trinidad, einer der Inseln, welche am meisten neuer Hände bedürfen, gelungen ist, mehrere Schiffe voll deutscher Emigranten aus Havre einzuführen. Das erste war das französische Schiff Elisabeth; ich kann aber die Zahl der Deutschen, die es enthielt, nicht angeben. Das zweite war das Schiff La jeune France, Capitän Delaporte, von dessen Ankunft der Trinidad Standard vom 3 December schreibt: "Wir haben durch das Schiff La jeune France, das in 42 Tagen von Havre ankam, 260 neue Emigranten erhalten. Sie sind alle, wie wir hören, in guter Gesundheit, und mit der Behandlung, die sie von dem Capitän erhalten haben, wohl zufrieden. Wir hören, daß viele gute Mechaniker darunter sind. Sie haben vor ihrer Abreise von Havre ähnliche Verbindlichkeiten eingegangen, wie die, über welche Capitän Chevalier mit den Einwanderern, welche auf dem Schiff Elisabeth angekommen sind, übereingekommen war, sind aber wie die letztern hier benachrichtigt worden, daß sie nur dem Capitän Delaporte ihre Passage schuldig sind. Die Ankunft der deutschen Einwanderer dieser zwei Schiffe, so wie die der Amerikaner auf dem Schiff Metamora haben unsere Aussichten auf die Zukunft sehr gebessert, und wir wissen, daß nächstens neue Schiffe derselben Art erwartet werden, so daß Trinidad den 1 Januar 1840etwa 2000 Arbeiter mehr als im letzten Jahr besitzen wird. Wenn die Einwanderung in dieser Art fortfährt, so können viele ihrer gegenwärtigen Bewohner erleben, die Insel so bevölkert und reich als jede andere zu sehen." Dieß ist alles ganz gut für die Pflanzer in Trinidad, welche Arbeiter aus jeder Weltgegend und von jeder Farbe einführen, um ihre Neger durch Concurrenz auf billigen Lohn zu beschränken; aber es ist traurig zu sehen, daß deutsche Emigranten sich verführen lassen, in eine Zuckercolonie einzuwandern, deren Klima sie durchaus nicht aushalten können. Die englischen Emigrationscommissionen haben sich immer enthalten, englische Emigranten nach Westindien zu schicken, und die Pflanzer selbst haben nicht gewagt, in England oder Irland anzuwerben, lassen aber in Havre arme deutsche Auswanderer einschiffen, welche ihre Passage nicht bezahlen können, und daher bei ihrer Ankunft sich in Dienste eines Pflanzers begeben müssen, der ihre Schuld bezahlt. Dieß geschieht freilich in Nordamerika beständig, aber dort ist das Klima, außer in den Sklavenstaaten, der Art, daß der Einwanderer alle Aussicht hat seine Schuld abzuverdienen, und dann für sich selbst sorgen zu können. Aber Trinidad ist fast ausschließlich eine Zuckercolonie, und erfordert eine Art von Arbeit, welche nur Neger ohne Lebensgefahr verrichten können. Ich setze hier die Liste der Ausfuhr der Insel in den ersten eilf Monaten des letzten Jahres bei, weil aus ihr die Verhältnisse der verschiedenen Producte, und somit der erforderlichen Arbeit hervorgehen. Zucker 28,311,529 Pfund, Baumwolle 112,964, Kaffee 174,715, Cacao 2,559,768 Pf. Rum 9946 Gallonen, Melassen 834,609 Pf. und kleinere Artikel für 3164 Pf. St. Der Werth der Producte der Zuckercultur belief sich auf 357,000 Pf. St., und der aller übrigen Producte nur auf 48,000 Pf. Dieß ist kein Klima für Deutsche.

Ein weit vernünftigerer Plan ist die begonnene Einführung nordamerikanischer freier Neger und Creolen. Jedermann kennt die unglückliche Lage dieser Classe in den Nichtsklavenstaaten von Nordamerika, und es ist natürlich, daß sie suchen, ihre Industrie auf die westindischen Inseln zu verpflanzen, wo der Mangel an Händen ihnen eine gute Aufnahme bereitet, während ihre bessere Bildung und geschärftere Intelligenz den westindischen Negern zum heilsamen Beispiel dienen kann. Das Schiff Metamora brachte im Anfang Novembers die ersten 216 freien nordamerikanischen Neger und Mulatten nach Trinidad, und ein anderes Schiff wurde von Philadelphia erwartet. Sie fanden sogleich Arbeit, und bis zu Abgang der letzten Nachrichten schienen sie und die Pflanzer gleich mit einander zufrieden zu seyn. Ihre Zahl in Nordamerika beläuft sich auf etwa 600,000, und Westindien bietet ihnen ein Asyl, während es nur das Grab deutscher Colonisten seyn kann, denen weder die moralischen Verhältnisse einer ehemaligen Sklavencolonie, noch das tropische Klima, noch die Arbeit auf Zuckerpflanzungen angemessen sind.

Deutschland.

(Auszug aus dem Briefe eines Reisenden.) Wir waren in dem schönen München; folgen Sie baldmöglichst unserm Beispiel, der Augenblick ist günstig, bereits hat die Wintersaison begonnen, und die Salons öffnen gastlich ihre Pforten, durch welche ein bewegtes, buntgestaltiges Leben aus- und einzieht. Neben den alle drei Jahre wiederkehrenden Gästen, welche die eben eröffnete Ständeversammlung aus allen Theilen des Landes in die Hauptstadt gerufen, haben fast die meisten Länder Europa's ihre Repräsentanten geschickt, welche, da nun einmal das Reisen als Hauptbestandtheil fashionabler Bildung angenommen wird, sich vorzugsweise der sich in immer reicherer Kunstblüthe entfaltenden bayerischen Königsstadt zuwenden. Mehr und mehr wird die Zeit kommen, wo man von jedem Manne von Bildung verlangen wird, daß er zum mindesten einmal eine Wanderung nach München angetreten habe, um daselbst jene herrlichen Kunstschöpfungen anzustaunen, welche der schaffende Wille, und der an der Doppelbrust classischer, wie christlicher Kunst herangebildete Geist des deutschen Mediceers wie eine Zauberwelt in wenigen Jahren hervorgerufen. - Das altehrwürdige Rom, die ewige Weltstadt mit ihren Ruinen und Palästen, ihren Säulenhallen, Portiken und Statuen mag immerhin ihr verjährtes Recht behaupten, und magnetisch ihre Arme über den Erdball ausbreiten und fortfahren, Alle zu sich zu rufen, die gelobt, den Tempeldienst zu üben im Heiligthume der Kunst; München wie es durch König Ludwig geworden, darf darum nicht minder selbstvertrauend sein Haupt erheben. Wenn dort das neue Jahrhundert die Kunst schon in ihrer vollsten Blüthe gefunden, und der tiefblaue Himmel Hesperiens mit milden Frühlingslüften die jungen Keime gehegt, wenn die ehrwürdigen Reste und Zeugen einer classischen Vorzeit das sicher schirmende Dach darboten, unter welchem, einer Schwalbe gleich, die moderne Kunst ihr Nest sich bauen konnte, so hatte König Ludwig,
als er das königliche Gelübde gethan, der neudeutschen Kunst Schöpfer und Schirmherr zu seyn, die große Aufgabe zu lösen, in seinem München sich erst ein Rom und ein Griechenland zu schaffen, durch die Sterne die er berief, durch das Leben, das er weckte, einen classischen Himmel über die öde Fläche zu spannen, und dann erst mit der vollen Gluth seines deutschen Gemüths den fruchtbar erregten Boden zu bebauen. Darum war auch die herrliche Glyptothek seine erste Schöpfung, das erste Weihegeschenk, welches der begeisterte Fürst dem Genius seines Volkes brachte. Wenn gleich die Idee zur Walhalla noch früher seiner mit Liebe zum deutschen Vaterlande erfüllten Seele entstiegen seyn mochte, die Bahn, welche die Kunstentwicklung, die er sich im Geiste vorgezeichnet, zu nehmen hatte, mußte mit der classischen Epoche, der Mutter des Humanismus beginnen. Welche unschätzbare Kleinode schließen nicht diese Räume in ihren Mauern ein! Wie manche Kaiser- und Königsstadt blickt nicht mit Neid auf dieses nur München eigene Besitzthum! Und diese herrliche Sammlung ist das Werk nicht eines vollen Menschenalters und entstand nicht etwa auf die Weise, wie einst der fränkische Eroberer die Museen seiner Kaiserstadt füllte, sie wurde nicht einmal durch öffentliche Mittel gegründet, sondern verdankt ihre Entstehung nur dem hohen Kunstsinne des Herrschers, und der weisen großsinnigen Verwendung seines nicht unverhältnißmäßig großen Privatvermögens. - Mit diesen Gefühlen betraten wir die hohen Säle; mit jedem Schritte erhöhte sich unsere dankbare Verwunderung, und als wir den Kunsttempel verlassen hatten, winkte uns einladend rückwärts zur Seite die mit königlicher Pracht den Eintretenden umfangende Pinakothek, wir sahen vor uns die im Aeußern fast vollendete Basilika des heiligen Bonifacius, an welche sich, der Fronte der Glyptothek zugewendet und mit dem Säulenportale derselben harmonirend, ein kolossales Gebäude anschließen wird, dessen innere Räume die schöne Bestimmung haben sollen, zur Aufnahme der jährlich zur öffentlichen Beschauung und Preisbewerbung aufgestellten Producte der inländischen Industrie und Technik aus allen Theilen der Monarchie zu dienen. Auf diese Weise sahen wir auf Einer Fläche vereint die Repräsentanten der Religion, Kunst und Industrie. Welche ergiebige Goldquelle, bemerkte einer unserer Begleiter, gewähren diese edlen Schöpfungen, wenn wir die Sache vom nationalökonomischen Standpunkte aus betrachten wollen, dem ganzen Staate! Sehen Sie, fuhr er in seinem Eifer fort, jene Masse von Fremden, welche in steigender Progression mit jedem Jahre nur allein durch solche Kunstwerke nach Bayern gezogen werden, und nicht in der Hauptstadt allein ihr Geld verzehren, sondern auch in den Provinzen, durch welche sie ihr Weg führt. - Lassen Sie uns hievon schweigen, fiel ich ihm die Rede; warum dieß ewige Hindeuten nur auf materielle Interessen; lassen Sie uns diese beredten Zeugen einer nicht geträumten, sondern herrlich verwirklichten Humanität in den rings uns umgebenden Kunstwerken betrachten, und können Sie noch zweifeln, daß hiedurch ein höherer Sinn im Volke geweckt werde, als jener, der rechnend und abermals rechnend hinter den Zähltischen des alltäglichen Lebens hervorschaut? Der hohe Geist, der so edeln Samen auszustreuen vermöchte, verdiente es wohl, daß er auch der immer reicher aufblühenden Saat allgemein veredelter Gesinnung froh werde! -

Preußen.

Aus Nr. 23 der Beilage der Allg. Zeitung, Correspondenz aus Berlin, haben wir erfahren, daß hier große Spannung zwischen den Bürgern derselben Stadt, in Folge der Kölner Wirren, bestehe. Nichts kann unwahrer seyn. Es gibt schwerlich eine Stadt im Westen der preußischen Monarchie die weniger von diesen Wirren ergriffen worden wäre. Das freundliche Verhältniß der verschiedenen Confessionsverwandten unter sich und die Liebe zur Regierung ist ungestört geblieben. In einer solchen reinen Beamtenstadt war es auch kaum anders zu erwarten. Die Regierung hat keine unbedingte Adhäsion zu ihren proclamirten staatskirchenrechtlichen Grundsätzen verlangt; es bleiben hier die Meinungen, wie über so manches Andere in Preußen, frei. Im Westen der Monarchie, wo eine freie Synodalverfassung der protestantischen Kirche in den Landen der Jülichschen Erbschaft unter protestantischen, selbst unter katholischen Landesherren geschichtlich bestand, findet man nichts Abschreckendes in der Freiheit der katholischen Kirche unter protestantischen Fürsten, ob man sich gleich im Osten, wo das Consistorialsystem der evangelischen Kirche bestand, so daß die devolvirte bischöfliche Gewalt und die Staatshoheit sich mit einander verschmolzen, schwerer daran gewöhnen kann. Wenn im Westen selbst noch viele Protestanten Freiheit für ihre Kirche im Wesentlichen verlangen, ja in der neuen Kirchenordnung zum Theil besitzen, kann es auch nicht auffallen, daß die Freiheit der katholischen Kirche ziemlich ohne Arg angesehen wird. Daraus erklärt sich vielleicht auch, daß an so vielen andern Orten das Verhältniß unter den verschiedenen Confessionsverwandten ungetrübt geblieben. Es fragt sich übrigens noch, was die Aufregung mehr befördert hat, ob nämlich die Anklagen katholischer Schriftsteller gegen die Regierung das Zurlastlegen von Absichten, die sie nie gehabt, als weise Regierung nie haben darf, oder ob die unvorsichtigen Aeußerungen schriftstellernder Freunde der Regierung. Da jeder Streitende sich im Recht glaubt, so ist der Streit hart, allein eben darum wird der dereinstige Friede ein gründlicher langewährender seyn, wenn er gleich keine extreme Meinung befriedigen wird. Endete doch auch der Investiturstreit im Mittelalter endlich mit einem Vielen unangenehmen medius terminus! Um auf den berührten Berliner Correspondenzartikel zurückzukommen, sey nur noch bemerkt, daß in Arnsberg zufällig nur Aerzte Einer Confession sind, es also unmöglich ist, daß, wie dort berichtet, die einzelnen Confessionsverwandten in Folge der kirchlichen Wirren ihre Aerzte wechseln. Uebrigens könnte aber auch keine Stadt weniger als Arnsberg die gegen alle Confessionsverwandten gleichen landesväterlichen Absichten der Regierung verkennen, da seit 24 Jahren keine Stadt in der Monarchie verhältnißmäßig dem Wohlwollen der Regierung mehr verdankt, als Arnsberg. Allerdings werden hier inzwischen, wie jetzt wohl überall im Westen, die gemischten Ehen vom Geistlichen derjenigen Confession eingesegnet, der die Brautleute die Kinder bestimmt haben. Derjenige Theil, der nach den Verhältnissen zur Vorherrschaft in der Ehe prädestinirt ist - sey es nun durch Versorgung, Geld, Geist u. s. w - siegt auch hierin; so ist es immer gewesen, und wird es auch wohl bleiben, so daß das praktische Resultat des Streits der großen Gewalten immerhin nur ein geringes seyn wird.

Ein Katholik.

Tripolis.

Die Nachrichten der Touloner und Marseiller Blätter aus Tripolis lauten immer ungünstiger für die Türken. "Es scheint, sagt ein Schreiben, daß diese Regentschaft auf immer für die Pforte verloren ist. Sie würde viele Menschen und viel Geld in reinem Verlust opfern, wenn sie das Land noch länger zu behaupten versuchte. Der neue Pascha Askar Ali kam nach Tripolis mit dem Befehl, den Arabern keinerlei Concession zu machen, und dieß war ein unverbesserlicher Fehler.

trotz dem, daß er fast den ganzen Weg zu Fuß neben uns herlaufen mußte, während Habib Allah ritt, und ihm nur selten auf eine halbe Stunde lang den Platz auf seinem Dromedar einräumte. Beide vertrugen sich übrigens auf das Beste mit einander, obgleich Habib Allah, wahrscheinlich als der Aeltere, immer den Ton einer gewissen Superiorität gegen seinen Gefährten beibehielt.

(Fortsetzung folgt.)

Deutsche Emigranten in Trinidad.

Ich habe Ihnen vor einiger Zeit von dem Versuch, deutsche Arbeiter in Brittisch-Guyana einzuführen, geschrieben, und hatte gehofft, daß die sehr humane Ordonnanz des Colonialministeriums, welche verbietet, mit Emigranten vor ihrer Ankunft Miethcontracte auf mehr als Ein Jahr zu machen, die Fortsetzung dieser Einführung in die Zuckercolonien von Westindien verhindern werde. Allein ich sehe leider, daß es den Pflanzern in Trinidad, einer der Inseln, welche am meisten neuer Hände bedürfen, gelungen ist, mehrere Schiffe voll deutscher Emigranten aus Havre einzuführen. Das erste war das französische Schiff Elisabeth; ich kann aber die Zahl der Deutschen, die es enthielt, nicht angeben. Das zweite war das Schiff La jeune France, Capitän Delaporte, von dessen Ankunft der Trinidad Standard vom 3 December schreibt: „Wir haben durch das Schiff La jeune France, das in 42 Tagen von Havre ankam, 260 neue Emigranten erhalten. Sie sind alle, wie wir hören, in guter Gesundheit, und mit der Behandlung, die sie von dem Capitän erhalten haben, wohl zufrieden. Wir hören, daß viele gute Mechaniker darunter sind. Sie haben vor ihrer Abreise von Havre ähnliche Verbindlichkeiten eingegangen, wie die, über welche Capitän Chevalier mit den Einwanderern, welche auf dem Schiff Elisabeth angekommen sind, übereingekommen war, sind aber wie die letztern hier benachrichtigt worden, daß sie nur dem Capitän Delaporte ihre Passage schuldig sind. Die Ankunft der deutschen Einwanderer dieser zwei Schiffe, so wie die der Amerikaner auf dem Schiff Metamora haben unsere Aussichten auf die Zukunft sehr gebessert, und wir wissen, daß nächstens neue Schiffe derselben Art erwartet werden, so daß Trinidad den 1 Januar 1840etwa 2000 Arbeiter mehr als im letzten Jahr besitzen wird. Wenn die Einwanderung in dieser Art fortfährt, so können viele ihrer gegenwärtigen Bewohner erleben, die Insel so bevölkert und reich als jede andere zu sehen.“ Dieß ist alles ganz gut für die Pflanzer in Trinidad, welche Arbeiter aus jeder Weltgegend und von jeder Farbe einführen, um ihre Neger durch Concurrenz auf billigen Lohn zu beschränken; aber es ist traurig zu sehen, daß deutsche Emigranten sich verführen lassen, in eine Zuckercolonie einzuwandern, deren Klima sie durchaus nicht aushalten können. Die englischen Emigrationscommissionen haben sich immer enthalten, englische Emigranten nach Westindien zu schicken, und die Pflanzer selbst haben nicht gewagt, in England oder Irland anzuwerben, lassen aber in Havre arme deutsche Auswanderer einschiffen, welche ihre Passage nicht bezahlen können, und daher bei ihrer Ankunft sich in Dienste eines Pflanzers begeben müssen, der ihre Schuld bezahlt. Dieß geschieht freilich in Nordamerika beständig, aber dort ist das Klima, außer in den Sklavenstaaten, der Art, daß der Einwanderer alle Aussicht hat seine Schuld abzuverdienen, und dann für sich selbst sorgen zu können. Aber Trinidad ist fast ausschließlich eine Zuckercolonie, und erfordert eine Art von Arbeit, welche nur Neger ohne Lebensgefahr verrichten können. Ich setze hier die Liste der Ausfuhr der Insel in den ersten eilf Monaten des letzten Jahres bei, weil aus ihr die Verhältnisse der verschiedenen Producte, und somit der erforderlichen Arbeit hervorgehen. Zucker 28,311,529 Pfund, Baumwolle 112,964, Kaffee 174,715, Cacao 2,559,768 Pf. Rum 9946 Gallonen, Melassen 834,609 Pf. und kleinere Artikel für 3164 Pf. St. Der Werth der Producte der Zuckercultur belief sich auf 357,000 Pf. St., und der aller übrigen Producte nur auf 48,000 Pf. Dieß ist kein Klima für Deutsche.

Ein weit vernünftigerer Plan ist die begonnene Einführung nordamerikanischer freier Neger und Creolen. Jedermann kennt die unglückliche Lage dieser Classe in den Nichtsklavenstaaten von Nordamerika, und es ist natürlich, daß sie suchen, ihre Industrie auf die westindischen Inseln zu verpflanzen, wo der Mangel an Händen ihnen eine gute Aufnahme bereitet, während ihre bessere Bildung und geschärftere Intelligenz den westindischen Negern zum heilsamen Beispiel dienen kann. Das Schiff Metamora brachte im Anfang Novembers die ersten 216 freien nordamerikanischen Neger und Mulatten nach Trinidad, und ein anderes Schiff wurde von Philadelphia erwartet. Sie fanden sogleich Arbeit, und bis zu Abgang der letzten Nachrichten schienen sie und die Pflanzer gleich mit einander zufrieden zu seyn. Ihre Zahl in Nordamerika beläuft sich auf etwa 600,000, und Westindien bietet ihnen ein Asyl, während es nur das Grab deutscher Colonisten seyn kann, denen weder die moralischen Verhältnisse einer ehemaligen Sklavencolonie, noch das tropische Klima, noch die Arbeit auf Zuckerpflanzungen angemessen sind.

Deutschland.

(Auszug aus dem Briefe eines Reisenden.) Wir waren in dem schönen München; folgen Sie baldmöglichst unserm Beispiel, der Augenblick ist günstig, bereits hat die Wintersaison begonnen, und die Salons öffnen gastlich ihre Pforten, durch welche ein bewegtes, buntgestaltiges Leben aus- und einzieht. Neben den alle drei Jahre wiederkehrenden Gästen, welche die eben eröffnete Ständeversammlung aus allen Theilen des Landes in die Hauptstadt gerufen, haben fast die meisten Länder Europa's ihre Repräsentanten geschickt, welche, da nun einmal das Reisen als Hauptbestandtheil fashionabler Bildung angenommen wird, sich vorzugsweise der sich in immer reicherer Kunstblüthe entfaltenden bayerischen Königsstadt zuwenden. Mehr und mehr wird die Zeit kommen, wo man von jedem Manne von Bildung verlangen wird, daß er zum mindesten einmal eine Wanderung nach München angetreten habe, um daselbst jene herrlichen Kunstschöpfungen anzustaunen, welche der schaffende Wille, und der an der Doppelbrust classischer, wie christlicher Kunst herangebildete Geist des deutschen Mediceers wie eine Zauberwelt in wenigen Jahren hervorgerufen. – Das altehrwürdige Rom, die ewige Weltstadt mit ihren Ruinen und Palästen, ihren Säulenhallen, Portiken und Statuen mag immerhin ihr verjährtes Recht behaupten, und magnetisch ihre Arme über den Erdball ausbreiten und fortfahren, Alle zu sich zu rufen, die gelobt, den Tempeldienst zu üben im Heiligthume der Kunst; München wie es durch König Ludwig geworden, darf darum nicht minder selbstvertrauend sein Haupt erheben. Wenn dort das neue Jahrhundert die Kunst schon in ihrer vollsten Blüthe gefunden, und der tiefblaue Himmel Hesperiens mit milden Frühlingslüften die jungen Keime gehegt, wenn die ehrwürdigen Reste und Zeugen einer classischen Vorzeit das sicher schirmende Dach darboten, unter welchem, einer Schwalbe gleich, die moderne Kunst ihr Nest sich bauen konnte, so hatte König Ludwig,
als er das königliche Gelübde gethan, der neudeutschen Kunst Schöpfer und Schirmherr zu seyn, die große Aufgabe zu lösen, in seinem München sich erst ein Rom und ein Griechenland zu schaffen, durch die Sterne die er berief, durch das Leben, das er weckte, einen classischen Himmel über die öde Fläche zu spannen, und dann erst mit der vollen Gluth seines deutschen Gemüths den fruchtbar erregten Boden zu bebauen. Darum war auch die herrliche Glyptothek seine erste Schöpfung, das erste Weihegeschenk, welches der begeisterte Fürst dem Genius seines Volkes brachte. Wenn gleich die Idee zur Walhalla noch früher seiner mit Liebe zum deutschen Vaterlande erfüllten Seele entstiegen seyn mochte, die Bahn, welche die Kunstentwicklung, die er sich im Geiste vorgezeichnet, zu nehmen hatte, mußte mit der classischen Epoche, der Mutter des Humanismus beginnen. Welche unschätzbare Kleinode schließen nicht diese Räume in ihren Mauern ein! Wie manche Kaiser- und Königsstadt blickt nicht mit Neid auf dieses nur München eigene Besitzthum! Und diese herrliche Sammlung ist das Werk nicht eines vollen Menschenalters und entstand nicht etwa auf die Weise, wie einst der fränkische Eroberer die Museen seiner Kaiserstadt füllte, sie wurde nicht einmal durch öffentliche Mittel gegründet, sondern verdankt ihre Entstehung nur dem hohen Kunstsinne des Herrschers, und der weisen großsinnigen Verwendung seines nicht unverhältnißmäßig großen Privatvermögens. – Mit diesen Gefühlen betraten wir die hohen Säle; mit jedem Schritte erhöhte sich unsere dankbare Verwunderung, und als wir den Kunsttempel verlassen hatten, winkte uns einladend rückwärts zur Seite die mit königlicher Pracht den Eintretenden umfangende Pinakothek, wir sahen vor uns die im Aeußern fast vollendete Basilika des heiligen Bonifacius, an welche sich, der Fronte der Glyptothek zugewendet und mit dem Säulenportale derselben harmonirend, ein kolossales Gebäude anschließen wird, dessen innere Räume die schöne Bestimmung haben sollen, zur Aufnahme der jährlich zur öffentlichen Beschauung und Preisbewerbung aufgestellten Producte der inländischen Industrie und Technik aus allen Theilen der Monarchie zu dienen. Auf diese Weise sahen wir auf Einer Fläche vereint die Repräsentanten der Religion, Kunst und Industrie. Welche ergiebige Goldquelle, bemerkte einer unserer Begleiter, gewähren diese edlen Schöpfungen, wenn wir die Sache vom nationalökonomischen Standpunkte aus betrachten wollen, dem ganzen Staate! Sehen Sie, fuhr er in seinem Eifer fort, jene Masse von Fremden, welche in steigender Progression mit jedem Jahre nur allein durch solche Kunstwerke nach Bayern gezogen werden, und nicht in der Hauptstadt allein ihr Geld verzehren, sondern auch in den Provinzen, durch welche sie ihr Weg führt. – Lassen Sie uns hievon schweigen, fiel ich ihm die Rede; warum dieß ewige Hindeuten nur auf materielle Interessen; lassen Sie uns diese beredten Zeugen einer nicht geträumten, sondern herrlich verwirklichten Humanität in den rings uns umgebenden Kunstwerken betrachten, und können Sie noch zweifeln, daß hiedurch ein höherer Sinn im Volke geweckt werde, als jener, der rechnend und abermals rechnend hinter den Zähltischen des alltäglichen Lebens hervorschaut? Der hohe Geist, der so edeln Samen auszustreuen vermöchte, verdiente es wohl, daß er auch der immer reicher aufblühenden Saat allgemein veredelter Gesinnung froh werde! –

Preußen.

Aus Nr. 23 der Beilage der Allg. Zeitung, Correspondenz aus Berlin, haben wir erfahren, daß hier große Spannung zwischen den Bürgern derselben Stadt, in Folge der Kölner Wirren, bestehe. Nichts kann unwahrer seyn. Es gibt schwerlich eine Stadt im Westen der preußischen Monarchie die weniger von diesen Wirren ergriffen worden wäre. Das freundliche Verhältniß der verschiedenen Confessionsverwandten unter sich und die Liebe zur Regierung ist ungestört geblieben. In einer solchen reinen Beamtenstadt war es auch kaum anders zu erwarten. Die Regierung hat keine unbedingte Adhäsion zu ihren proclamirten staatskirchenrechtlichen Grundsätzen verlangt; es bleiben hier die Meinungen, wie über so manches Andere in Preußen, frei. Im Westen der Monarchie, wo eine freie Synodalverfassung der protestantischen Kirche in den Landen der Jülichschen Erbschaft unter protestantischen, selbst unter katholischen Landesherren geschichtlich bestand, findet man nichts Abschreckendes in der Freiheit der katholischen Kirche unter protestantischen Fürsten, ob man sich gleich im Osten, wo das Consistorialsystem der evangelischen Kirche bestand, so daß die devolvirte bischöfliche Gewalt und die Staatshoheit sich mit einander verschmolzen, schwerer daran gewöhnen kann. Wenn im Westen selbst noch viele Protestanten Freiheit für ihre Kirche im Wesentlichen verlangen, ja in der neuen Kirchenordnung zum Theil besitzen, kann es auch nicht auffallen, daß die Freiheit der katholischen Kirche ziemlich ohne Arg angesehen wird. Daraus erklärt sich vielleicht auch, daß an so vielen andern Orten das Verhältniß unter den verschiedenen Confessionsverwandten ungetrübt geblieben. Es fragt sich übrigens noch, was die Aufregung mehr befördert hat, ob nämlich die Anklagen katholischer Schriftsteller gegen die Regierung das Zurlastlegen von Absichten, die sie nie gehabt, als weise Regierung nie haben darf, oder ob die unvorsichtigen Aeußerungen schriftstellernder Freunde der Regierung. Da jeder Streitende sich im Recht glaubt, so ist der Streit hart, allein eben darum wird der dereinstige Friede ein gründlicher langewährender seyn, wenn er gleich keine extreme Meinung befriedigen wird. Endete doch auch der Investiturstreit im Mittelalter endlich mit einem Vielen unangenehmen medius terminus! Um auf den berührten Berliner Correspondenzartikel zurückzukommen, sey nur noch bemerkt, daß in Arnsberg zufällig nur Aerzte Einer Confession sind, es also unmöglich ist, daß, wie dort berichtet, die einzelnen Confessionsverwandten in Folge der kirchlichen Wirren ihre Aerzte wechseln. Uebrigens könnte aber auch keine Stadt weniger als Arnsberg die gegen alle Confessionsverwandten gleichen landesväterlichen Absichten der Regierung verkennen, da seit 24 Jahren keine Stadt in der Monarchie verhältnißmäßig dem Wohlwollen der Regierung mehr verdankt, als Arnsberg. Allerdings werden hier inzwischen, wie jetzt wohl überall im Westen, die gemischten Ehen vom Geistlichen derjenigen Confession eingesegnet, der die Brautleute die Kinder bestimmt haben. Derjenige Theil, der nach den Verhältnissen zur Vorherrschaft in der Ehe prädestinirt ist – sey es nun durch Versorgung, Geld, Geist u. s. w – siegt auch hierin; so ist es immer gewesen, und wird es auch wohl bleiben, so daß das praktische Resultat des Streits der großen Gewalten immerhin nur ein geringes seyn wird.

Ein Katholik.

Tripolis.

Die Nachrichten der Touloner und Marseiller Blätter aus Tripolis lauten immer ungünstiger für die Türken. „Es scheint, sagt ein Schreiben, daß diese Regentschaft auf immer für die Pforte verloren ist. Sie würde viele Menschen und viel Geld in reinem Verlust opfern, wenn sie das Land noch länger zu behaupten versuchte. Der neue Pascha Askar Ali kam nach Tripolis mit dem Befehl, den Arabern keinerlei Concession zu machen, und dieß war ein unverbesserlicher Fehler.

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          <p> (<hi rendition="#g">Auszug aus dem Briefe eines Reisenden</hi>.) Wir waren in dem schönen München; folgen Sie baldmöglichst unserm Beispiel, der Augenblick ist günstig, bereits hat die Wintersaison begonnen, und die Salons öffnen gastlich ihre Pforten, durch welche ein bewegtes, buntgestaltiges Leben aus- und einzieht. Neben den alle drei Jahre wiederkehrenden Gästen, welche die eben eröffnete Ständeversammlung aus allen Theilen des Landes in die Hauptstadt gerufen, haben fast die meisten Länder Europa's ihre Repräsentanten geschickt, welche, da nun einmal das Reisen als Hauptbestandtheil fashionabler Bildung angenommen wird, sich vorzugsweise der sich in immer reicherer Kunstblüthe entfaltenden bayerischen Königsstadt zuwenden. Mehr und mehr wird die Zeit kommen, wo man von jedem Manne von Bildung verlangen wird, daß er zum mindesten einmal eine Wanderung nach München angetreten habe, um daselbst jene herrlichen Kunstschöpfungen anzustaunen, welche der schaffende Wille, und der an der Doppelbrust classischer, wie christlicher Kunst herangebildete Geist des deutschen Mediceers wie eine Zauberwelt in wenigen Jahren hervorgerufen. &#x2013; Das altehrwürdige Rom, die ewige Weltstadt mit ihren Ruinen und Palästen, ihren Säulenhallen, Portiken und Statuen mag immerhin ihr verjährtes Recht behaupten, und magnetisch ihre Arme über den Erdball ausbreiten und fortfahren, Alle zu sich zu rufen, die gelobt, den Tempeldienst zu üben im Heiligthume der Kunst; München wie es durch König Ludwig geworden, darf darum nicht minder selbstvertrauend sein Haupt erheben. Wenn dort das neue Jahrhundert die Kunst schon in ihrer vollsten Blüthe gefunden, und der tiefblaue Himmel Hesperiens mit milden Frühlingslüften die jungen Keime gehegt, wenn die ehrwürdigen Reste und Zeugen einer classischen Vorzeit das sicher schirmende Dach darboten, unter welchem, einer Schwalbe gleich, die moderne Kunst ihr Nest sich bauen konnte, so hatte König Ludwig,<lb/>
als er das königliche Gelübde gethan, der neudeutschen Kunst Schöpfer und Schirmherr zu seyn, die große Aufgabe zu lösen, in seinem München sich erst ein Rom und ein Griechenland zu schaffen, durch die Sterne die er berief, durch das Leben, das er weckte, einen classischen Himmel über die öde Fläche zu spannen, und dann erst mit der vollen Gluth seines deutschen Gemüths den fruchtbar erregten Boden zu bebauen. Darum war auch die herrliche <hi rendition="#g">Glyptothek</hi> seine erste Schöpfung, das erste Weihegeschenk, welches der begeisterte Fürst dem Genius seines Volkes brachte. Wenn gleich die Idee zur <hi rendition="#g">Walhalla</hi> noch früher seiner mit Liebe zum deutschen Vaterlande erfüllten Seele entstiegen seyn mochte, die Bahn, welche die Kunstentwicklung, die er sich im Geiste vorgezeichnet, zu nehmen hatte, mußte mit der classischen Epoche, der Mutter des Humanismus beginnen. Welche unschätzbare Kleinode schließen nicht diese Räume in ihren Mauern ein! Wie manche Kaiser- und Königsstadt blickt nicht mit Neid auf dieses nur München eigene Besitzthum! Und diese herrliche Sammlung ist das Werk nicht eines vollen Menschenalters und entstand nicht etwa auf die Weise, wie einst der fränkische Eroberer die Museen seiner Kaiserstadt füllte, sie wurde nicht einmal durch öffentliche Mittel gegründet, sondern verdankt ihre Entstehung nur dem hohen Kunstsinne des Herrschers, und der weisen großsinnigen Verwendung seines nicht unverhältnißmäßig großen Privatvermögens. &#x2013; Mit diesen Gefühlen betraten wir die hohen Säle; mit jedem Schritte erhöhte sich unsere dankbare Verwunderung, und als wir den Kunsttempel verlassen hatten, winkte uns einladend rückwärts zur Seite die mit königlicher Pracht den Eintretenden umfangende <hi rendition="#g">Pinakothek</hi>, wir sahen vor uns die im Aeußern fast vollendete <hi rendition="#g">Basilika</hi> des heiligen Bonifacius, an welche sich, der Fronte der Glyptothek zugewendet und mit dem Säulenportale derselben harmonirend, ein kolossales Gebäude anschließen wird, dessen innere Räume die schöne Bestimmung haben sollen, zur Aufnahme der jährlich zur öffentlichen Beschauung und Preisbewerbung aufgestellten Producte der inländischen Industrie und Technik aus allen Theilen der Monarchie zu dienen. Auf diese Weise sahen wir auf Einer Fläche vereint die Repräsentanten der Religion, Kunst und Industrie. Welche ergiebige Goldquelle, bemerkte einer unserer Begleiter, gewähren diese edlen Schöpfungen, wenn wir die Sache vom nationalökonomischen Standpunkte aus betrachten wollen, dem ganzen Staate! Sehen Sie, fuhr er in seinem Eifer fort, jene Masse von Fremden, welche in steigender Progression mit jedem Jahre nur allein durch solche Kunstwerke nach Bayern gezogen werden, und nicht in der Hauptstadt allein ihr Geld verzehren, sondern auch in den Provinzen, durch welche sie ihr Weg führt. &#x2013; Lassen Sie uns hievon schweigen, fiel ich ihm die Rede; warum dieß ewige Hindeuten nur auf materielle Interessen; lassen Sie uns diese beredten Zeugen einer nicht geträumten, sondern herrlich verwirklichten Humanität in den rings uns umgebenden Kunstwerken betrachten, und können Sie noch zweifeln, daß hiedurch ein höherer Sinn im Volke geweckt werde, als jener, der rechnend und abermals rechnend hinter den Zähltischen des alltäglichen Lebens hervorschaut? Der hohe Geist, der so edeln Samen auszustreuen vermöchte, verdiente es wohl, daß er auch der immer reicher aufblühenden Saat allgemein veredelter Gesinnung froh werde! &#x2013;</p><lb/>
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          <p> Aus Nr. 23 der Beilage der Allg. Zeitung, Correspondenz aus Berlin, haben wir erfahren, daß hier große Spannung zwischen den Bürgern derselben Stadt, in Folge der Kölner Wirren, bestehe. Nichts kann unwahrer seyn. Es gibt schwerlich eine Stadt im Westen der preußischen Monarchie die weniger von diesen Wirren ergriffen worden wäre. Das freundliche Verhältniß der verschiedenen Confessionsverwandten unter sich und die Liebe zur Regierung ist ungestört geblieben. In einer solchen reinen Beamtenstadt war es auch kaum anders zu erwarten. Die Regierung hat keine unbedingte Adhäsion zu ihren proclamirten staatskirchenrechtlichen Grundsätzen verlangt; es bleiben hier die Meinungen, wie über so manches Andere in Preußen, frei. Im Westen der Monarchie, wo eine freie Synodalverfassung der protestantischen Kirche in den Landen der Jülichschen Erbschaft unter protestantischen, selbst unter katholischen Landesherren geschichtlich bestand, findet man nichts Abschreckendes in der Freiheit der katholischen Kirche unter protestantischen Fürsten, ob man sich gleich im Osten, wo das Consistorialsystem der evangelischen Kirche bestand, so daß die devolvirte bischöfliche Gewalt und die Staatshoheit sich mit einander verschmolzen, schwerer daran gewöhnen kann. Wenn im Westen selbst noch viele Protestanten Freiheit für ihre Kirche im Wesentlichen verlangen, ja in der neuen Kirchenordnung zum Theil besitzen, kann es auch nicht auffallen, daß die Freiheit der katholischen Kirche ziemlich ohne Arg angesehen wird. Daraus erklärt sich vielleicht auch, daß an so vielen andern Orten das Verhältniß unter den verschiedenen Confessionsverwandten ungetrübt geblieben. Es fragt sich übrigens noch, was die Aufregung mehr befördert hat, ob nämlich die Anklagen katholischer Schriftsteller gegen die Regierung das Zurlastlegen von Absichten, die sie nie gehabt, als weise Regierung nie haben darf, oder ob die unvorsichtigen Aeußerungen schriftstellernder Freunde der Regierung. Da jeder Streitende sich im Recht glaubt, so ist der Streit hart, allein eben darum wird der dereinstige Friede ein gründlicher langewährender seyn, wenn er gleich keine extreme Meinung befriedigen wird. Endete doch auch der Investiturstreit im Mittelalter endlich mit einem Vielen unangenehmen medius terminus! Um auf den berührten Berliner Correspondenzartikel zurückzukommen, sey nur noch bemerkt, daß in Arnsberg zufällig nur Aerzte Einer Confession sind, es also unmöglich ist, daß, wie dort berichtet, die einzelnen Confessionsverwandten in Folge der kirchlichen Wirren ihre Aerzte wechseln. Uebrigens könnte aber auch keine Stadt weniger als Arnsberg die gegen alle Confessionsverwandten gleichen landesväterlichen Absichten der Regierung verkennen, da seit 24 Jahren keine Stadt in der Monarchie verhältnißmäßig dem Wohlwollen der Regierung mehr verdankt, als Arnsberg. Allerdings werden hier inzwischen, wie jetzt wohl überall im Westen, die gemischten Ehen vom Geistlichen derjenigen Confession eingesegnet, der die Brautleute die Kinder bestimmt haben. Derjenige Theil, der nach den Verhältnissen zur Vorherrschaft in der Ehe prädestinirt ist &#x2013; sey es nun durch Versorgung, Geld, Geist u. s. w &#x2013; siegt auch hierin; so ist es immer gewesen, und wird es auch wohl bleiben, so daß das praktische Resultat des Streits der großen Gewalten immerhin nur ein geringes seyn wird.</p><lb/>
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        <p>Die Nachrichten der Touloner und Marseiller Blätter aus Tripolis lauten immer ungünstiger für die Türken. &#x201E;Es scheint, sagt ein Schreiben, daß diese Regentschaft auf immer für die Pforte verloren ist. Sie würde viele Menschen und viel Geld in reinem Verlust opfern, wenn sie das Land noch länger zu behaupten versuchte. Der neue Pascha Askar Ali kam nach Tripolis mit dem Befehl, den Arabern keinerlei Concession zu machen, und dieß war ein unverbesserlicher Fehler.<lb/></p>
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[0308/0012] trotz dem, daß er fast den ganzen Weg zu Fuß neben uns herlaufen mußte, während Habib Allah ritt, und ihm nur selten auf eine halbe Stunde lang den Platz auf seinem Dromedar einräumte. Beide vertrugen sich übrigens auf das Beste mit einander, obgleich Habib Allah, wahrscheinlich als der Aeltere, immer den Ton einer gewissen Superiorität gegen seinen Gefährten beibehielt. (Fortsetzung folgt.) Deutsche Emigranten in Trinidad. **London, 30 Jan. Ich habe Ihnen vor einiger Zeit von dem Versuch, deutsche Arbeiter in Brittisch-Guyana einzuführen, geschrieben, und hatte gehofft, daß die sehr humane Ordonnanz des Colonialministeriums, welche verbietet, mit Emigranten vor ihrer Ankunft Miethcontracte auf mehr als Ein Jahr zu machen, die Fortsetzung dieser Einführung in die Zuckercolonien von Westindien verhindern werde. Allein ich sehe leider, daß es den Pflanzern in Trinidad, einer der Inseln, welche am meisten neuer Hände bedürfen, gelungen ist, mehrere Schiffe voll deutscher Emigranten aus Havre einzuführen. Das erste war das französische Schiff Elisabeth; ich kann aber die Zahl der Deutschen, die es enthielt, nicht angeben. Das zweite war das Schiff La jeune France, Capitän Delaporte, von dessen Ankunft der Trinidad Standard vom 3 December schreibt: „Wir haben durch das Schiff La jeune France, das in 42 Tagen von Havre ankam, 260 neue Emigranten erhalten. Sie sind alle, wie wir hören, in guter Gesundheit, und mit der Behandlung, die sie von dem Capitän erhalten haben, wohl zufrieden. Wir hören, daß viele gute Mechaniker darunter sind. Sie haben vor ihrer Abreise von Havre ähnliche Verbindlichkeiten eingegangen, wie die, über welche Capitän Chevalier mit den Einwanderern, welche auf dem Schiff Elisabeth angekommen sind, übereingekommen war, sind aber wie die letztern hier benachrichtigt worden, daß sie nur dem Capitän Delaporte ihre Passage schuldig sind. Die Ankunft der deutschen Einwanderer dieser zwei Schiffe, so wie die der Amerikaner auf dem Schiff Metamora haben unsere Aussichten auf die Zukunft sehr gebessert, und wir wissen, daß nächstens neue Schiffe derselben Art erwartet werden, so daß Trinidad den 1 Januar 1840etwa 2000 Arbeiter mehr als im letzten Jahr besitzen wird. Wenn die Einwanderung in dieser Art fortfährt, so können viele ihrer gegenwärtigen Bewohner erleben, die Insel so bevölkert und reich als jede andere zu sehen.“ Dieß ist alles ganz gut für die Pflanzer in Trinidad, welche Arbeiter aus jeder Weltgegend und von jeder Farbe einführen, um ihre Neger durch Concurrenz auf billigen Lohn zu beschränken; aber es ist traurig zu sehen, daß deutsche Emigranten sich verführen lassen, in eine Zuckercolonie einzuwandern, deren Klima sie durchaus nicht aushalten können. Die englischen Emigrationscommissionen haben sich immer enthalten, englische Emigranten nach Westindien zu schicken, und die Pflanzer selbst haben nicht gewagt, in England oder Irland anzuwerben, lassen aber in Havre arme deutsche Auswanderer einschiffen, welche ihre Passage nicht bezahlen können, und daher bei ihrer Ankunft sich in Dienste eines Pflanzers begeben müssen, der ihre Schuld bezahlt. Dieß geschieht freilich in Nordamerika beständig, aber dort ist das Klima, außer in den Sklavenstaaten, der Art, daß der Einwanderer alle Aussicht hat seine Schuld abzuverdienen, und dann für sich selbst sorgen zu können. Aber Trinidad ist fast ausschließlich eine Zuckercolonie, und erfordert eine Art von Arbeit, welche nur Neger ohne Lebensgefahr verrichten können. Ich setze hier die Liste der Ausfuhr der Insel in den ersten eilf Monaten des letzten Jahres bei, weil aus ihr die Verhältnisse der verschiedenen Producte, und somit der erforderlichen Arbeit hervorgehen. Zucker 28,311,529 Pfund, Baumwolle 112,964, Kaffee 174,715, Cacao 2,559,768 Pf. Rum 9946 Gallonen, Melassen 834,609 Pf. und kleinere Artikel für 3164 Pf. St. Der Werth der Producte der Zuckercultur belief sich auf 357,000 Pf. St., und der aller übrigen Producte nur auf 48,000 Pf. Dieß ist kein Klima für Deutsche. Ein weit vernünftigerer Plan ist die begonnene Einführung nordamerikanischer freier Neger und Creolen. Jedermann kennt die unglückliche Lage dieser Classe in den Nichtsklavenstaaten von Nordamerika, und es ist natürlich, daß sie suchen, ihre Industrie auf die westindischen Inseln zu verpflanzen, wo der Mangel an Händen ihnen eine gute Aufnahme bereitet, während ihre bessere Bildung und geschärftere Intelligenz den westindischen Negern zum heilsamen Beispiel dienen kann. Das Schiff Metamora brachte im Anfang Novembers die ersten 216 freien nordamerikanischen Neger und Mulatten nach Trinidad, und ein anderes Schiff wurde von Philadelphia erwartet. Sie fanden sogleich Arbeit, und bis zu Abgang der letzten Nachrichten schienen sie und die Pflanzer gleich mit einander zufrieden zu seyn. Ihre Zahl in Nordamerika beläuft sich auf etwa 600,000, und Westindien bietet ihnen ein Asyl, während es nur das Grab deutscher Colonisten seyn kann, denen weder die moralischen Verhältnisse einer ehemaligen Sklavencolonie, noch das tropische Klima, noch die Arbeit auf Zuckerpflanzungen angemessen sind. Deutschland. ✠München. (Auszug aus dem Briefe eines Reisenden.) Wir waren in dem schönen München; folgen Sie baldmöglichst unserm Beispiel, der Augenblick ist günstig, bereits hat die Wintersaison begonnen, und die Salons öffnen gastlich ihre Pforten, durch welche ein bewegtes, buntgestaltiges Leben aus- und einzieht. Neben den alle drei Jahre wiederkehrenden Gästen, welche die eben eröffnete Ständeversammlung aus allen Theilen des Landes in die Hauptstadt gerufen, haben fast die meisten Länder Europa's ihre Repräsentanten geschickt, welche, da nun einmal das Reisen als Hauptbestandtheil fashionabler Bildung angenommen wird, sich vorzugsweise der sich in immer reicherer Kunstblüthe entfaltenden bayerischen Königsstadt zuwenden. Mehr und mehr wird die Zeit kommen, wo man von jedem Manne von Bildung verlangen wird, daß er zum mindesten einmal eine Wanderung nach München angetreten habe, um daselbst jene herrlichen Kunstschöpfungen anzustaunen, welche der schaffende Wille, und der an der Doppelbrust classischer, wie christlicher Kunst herangebildete Geist des deutschen Mediceers wie eine Zauberwelt in wenigen Jahren hervorgerufen. – Das altehrwürdige Rom, die ewige Weltstadt mit ihren Ruinen und Palästen, ihren Säulenhallen, Portiken und Statuen mag immerhin ihr verjährtes Recht behaupten, und magnetisch ihre Arme über den Erdball ausbreiten und fortfahren, Alle zu sich zu rufen, die gelobt, den Tempeldienst zu üben im Heiligthume der Kunst; München wie es durch König Ludwig geworden, darf darum nicht minder selbstvertrauend sein Haupt erheben. Wenn dort das neue Jahrhundert die Kunst schon in ihrer vollsten Blüthe gefunden, und der tiefblaue Himmel Hesperiens mit milden Frühlingslüften die jungen Keime gehegt, wenn die ehrwürdigen Reste und Zeugen einer classischen Vorzeit das sicher schirmende Dach darboten, unter welchem, einer Schwalbe gleich, die moderne Kunst ihr Nest sich bauen konnte, so hatte König Ludwig, als er das königliche Gelübde gethan, der neudeutschen Kunst Schöpfer und Schirmherr zu seyn, die große Aufgabe zu lösen, in seinem München sich erst ein Rom und ein Griechenland zu schaffen, durch die Sterne die er berief, durch das Leben, das er weckte, einen classischen Himmel über die öde Fläche zu spannen, und dann erst mit der vollen Gluth seines deutschen Gemüths den fruchtbar erregten Boden zu bebauen. Darum war auch die herrliche Glyptothek seine erste Schöpfung, das erste Weihegeschenk, welches der begeisterte Fürst dem Genius seines Volkes brachte. Wenn gleich die Idee zur Walhalla noch früher seiner mit Liebe zum deutschen Vaterlande erfüllten Seele entstiegen seyn mochte, die Bahn, welche die Kunstentwicklung, die er sich im Geiste vorgezeichnet, zu nehmen hatte, mußte mit der classischen Epoche, der Mutter des Humanismus beginnen. Welche unschätzbare Kleinode schließen nicht diese Räume in ihren Mauern ein! Wie manche Kaiser- und Königsstadt blickt nicht mit Neid auf dieses nur München eigene Besitzthum! Und diese herrliche Sammlung ist das Werk nicht eines vollen Menschenalters und entstand nicht etwa auf die Weise, wie einst der fränkische Eroberer die Museen seiner Kaiserstadt füllte, sie wurde nicht einmal durch öffentliche Mittel gegründet, sondern verdankt ihre Entstehung nur dem hohen Kunstsinne des Herrschers, und der weisen großsinnigen Verwendung seines nicht unverhältnißmäßig großen Privatvermögens. – Mit diesen Gefühlen betraten wir die hohen Säle; mit jedem Schritte erhöhte sich unsere dankbare Verwunderung, und als wir den Kunsttempel verlassen hatten, winkte uns einladend rückwärts zur Seite die mit königlicher Pracht den Eintretenden umfangende Pinakothek, wir sahen vor uns die im Aeußern fast vollendete Basilika des heiligen Bonifacius, an welche sich, der Fronte der Glyptothek zugewendet und mit dem Säulenportale derselben harmonirend, ein kolossales Gebäude anschließen wird, dessen innere Räume die schöne Bestimmung haben sollen, zur Aufnahme der jährlich zur öffentlichen Beschauung und Preisbewerbung aufgestellten Producte der inländischen Industrie und Technik aus allen Theilen der Monarchie zu dienen. Auf diese Weise sahen wir auf Einer Fläche vereint die Repräsentanten der Religion, Kunst und Industrie. Welche ergiebige Goldquelle, bemerkte einer unserer Begleiter, gewähren diese edlen Schöpfungen, wenn wir die Sache vom nationalökonomischen Standpunkte aus betrachten wollen, dem ganzen Staate! Sehen Sie, fuhr er in seinem Eifer fort, jene Masse von Fremden, welche in steigender Progression mit jedem Jahre nur allein durch solche Kunstwerke nach Bayern gezogen werden, und nicht in der Hauptstadt allein ihr Geld verzehren, sondern auch in den Provinzen, durch welche sie ihr Weg führt. – Lassen Sie uns hievon schweigen, fiel ich ihm die Rede; warum dieß ewige Hindeuten nur auf materielle Interessen; lassen Sie uns diese beredten Zeugen einer nicht geträumten, sondern herrlich verwirklichten Humanität in den rings uns umgebenden Kunstwerken betrachten, und können Sie noch zweifeln, daß hiedurch ein höherer Sinn im Volke geweckt werde, als jener, der rechnend und abermals rechnend hinter den Zähltischen des alltäglichen Lebens hervorschaut? Der hohe Geist, der so edeln Samen auszustreuen vermöchte, verdiente es wohl, daß er auch der immer reicher aufblühenden Saat allgemein veredelter Gesinnung froh werde! – Preußen. *Arnsberg. Aus Nr. 23 der Beilage der Allg. Zeitung, Correspondenz aus Berlin, haben wir erfahren, daß hier große Spannung zwischen den Bürgern derselben Stadt, in Folge der Kölner Wirren, bestehe. Nichts kann unwahrer seyn. Es gibt schwerlich eine Stadt im Westen der preußischen Monarchie die weniger von diesen Wirren ergriffen worden wäre. Das freundliche Verhältniß der verschiedenen Confessionsverwandten unter sich und die Liebe zur Regierung ist ungestört geblieben. In einer solchen reinen Beamtenstadt war es auch kaum anders zu erwarten. Die Regierung hat keine unbedingte Adhäsion zu ihren proclamirten staatskirchenrechtlichen Grundsätzen verlangt; es bleiben hier die Meinungen, wie über so manches Andere in Preußen, frei. Im Westen der Monarchie, wo eine freie Synodalverfassung der protestantischen Kirche in den Landen der Jülichschen Erbschaft unter protestantischen, selbst unter katholischen Landesherren geschichtlich bestand, findet man nichts Abschreckendes in der Freiheit der katholischen Kirche unter protestantischen Fürsten, ob man sich gleich im Osten, wo das Consistorialsystem der evangelischen Kirche bestand, so daß die devolvirte bischöfliche Gewalt und die Staatshoheit sich mit einander verschmolzen, schwerer daran gewöhnen kann. Wenn im Westen selbst noch viele Protestanten Freiheit für ihre Kirche im Wesentlichen verlangen, ja in der neuen Kirchenordnung zum Theil besitzen, kann es auch nicht auffallen, daß die Freiheit der katholischen Kirche ziemlich ohne Arg angesehen wird. Daraus erklärt sich vielleicht auch, daß an so vielen andern Orten das Verhältniß unter den verschiedenen Confessionsverwandten ungetrübt geblieben. Es fragt sich übrigens noch, was die Aufregung mehr befördert hat, ob nämlich die Anklagen katholischer Schriftsteller gegen die Regierung das Zurlastlegen von Absichten, die sie nie gehabt, als weise Regierung nie haben darf, oder ob die unvorsichtigen Aeußerungen schriftstellernder Freunde der Regierung. Da jeder Streitende sich im Recht glaubt, so ist der Streit hart, allein eben darum wird der dereinstige Friede ein gründlicher langewährender seyn, wenn er gleich keine extreme Meinung befriedigen wird. Endete doch auch der Investiturstreit im Mittelalter endlich mit einem Vielen unangenehmen medius terminus! Um auf den berührten Berliner Correspondenzartikel zurückzukommen, sey nur noch bemerkt, daß in Arnsberg zufällig nur Aerzte Einer Confession sind, es also unmöglich ist, daß, wie dort berichtet, die einzelnen Confessionsverwandten in Folge der kirchlichen Wirren ihre Aerzte wechseln. Uebrigens könnte aber auch keine Stadt weniger als Arnsberg die gegen alle Confessionsverwandten gleichen landesväterlichen Absichten der Regierung verkennen, da seit 24 Jahren keine Stadt in der Monarchie verhältnißmäßig dem Wohlwollen der Regierung mehr verdankt, als Arnsberg. Allerdings werden hier inzwischen, wie jetzt wohl überall im Westen, die gemischten Ehen vom Geistlichen derjenigen Confession eingesegnet, der die Brautleute die Kinder bestimmt haben. Derjenige Theil, der nach den Verhältnissen zur Vorherrschaft in der Ehe prädestinirt ist – sey es nun durch Versorgung, Geld, Geist u. s. w – siegt auch hierin; so ist es immer gewesen, und wird es auch wohl bleiben, so daß das praktische Resultat des Streits der großen Gewalten immerhin nur ein geringes seyn wird. Ein Katholik. Tripolis. Die Nachrichten der Touloner und Marseiller Blätter aus Tripolis lauten immer ungünstiger für die Türken. „Es scheint, sagt ein Schreiben, daß diese Regentschaft auf immer für die Pforte verloren ist. Sie würde viele Menschen und viel Geld in reinem Verlust opfern, wenn sie das Land noch länger zu behaupten versuchte. Der neue Pascha Askar Ali kam nach Tripolis mit dem Befehl, den Arabern keinerlei Concession zu machen, und dieß war ein unverbesserlicher Fehler.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 39. Augsburg, 8. Februar 1840, S. 0308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_039_18400208/12>, abgerufen am 18.04.2024.