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Allgemeine Zeitung. Nr. 31. Augsburg, 1. Februar 1840.

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Spanien.

Die Wahlen haben gestern begonnen, und sind hier in der Hauptstadt mit der größten Ordnung und Ruhe vor sich gegangen, obgleich Gerüchte von bevorstehenden Tumulten in Umlauf gesetzt waren. Die Regierung hielt einige Truppen in Bereitschaft, um bei etwaigen Versuchen, die Ruhe zu stören, einzuschreiten, allein die Exaltirten waren ihres Sieges zu gewiß, um offene Gewaltthätigkeiten zu Hülfe zu rufen. Alle gestern gewählten Präsidenten und Secretäre der zehn Wahlcollegien, in welche Madrid getheilt ist, gehören den Progressisten an, und die zu Deputirten bestimmten Candidaten der exaltirten Partei erhielten in sämmtlichen Wahlbezirken ein solches Uebergewicht über die Moderirten, daß sich das Verhältniß der ersteren zu den letzteren wie 180 zu 70 stellte. Demnach unterliegt es kaum einem Zweifel, daß die Hauptstadt und Provinz Madrid abermals die festesten Stützen des revolutionären Systems, die entschiedensten Feinde jeder geregelten monarchischen Regierung, nämlich die HH. Arguelles, Cantero, Lopez, Caballero, Calatrava, Olozaga, Mendizabal, Osca, Gomez Pardo und Miranda, als Vertreter der spanischen Nation auf den nächsten Congreß schicken werde. Der Jubel der Exaltirten über diesen höchst wichtigen Erfolg ist außerordentlich. Das Eco del Comercio sagt heute: "Der gestrige Tag war ein Tag großer und gerechter Freude für alle wahren Constitutionellen. Die Sache der Freiheit hat den ausgezeichnetsten Triumph errungen, dessen die Jahrbücher der Wahlen erwähnen." Der Correo Nacional, das Organ der monarchisch gesinnten Partei, sagt dagegen: "Gestern hat der Wahlkampf begonnen, von dessen Ausgang es abhängen wird, ob der gesetzmäßige Einfluß auf die Angelegenheiten des Landes denjenigen zustehen solle, welche die Freiheit unter einer mit unsern Sitten, und mit den angestammten Gefühlen und Ansichten des spanischen Volks vereinbaren monarchischen Form verstehen, oder denen, welche, um uns zu regeneriren, sich vorgenommen haben, jede historische Erinnerung zu zerstören, und das Werk der Revolution und der Zerstörung, welches die Civilisation in allen Theilen der Welt verwirft, und die Ueberzeugung des menschlichen Geschlechts zurückweist, aufs neue zu beginnen." - Ich hatte so eben Gelegenheit, einen durchaus glaubwürdigen Bericht vom 16 aus Espartero's Hauptquartier zu lesen. Die dort eingegangenen Nachrichten stimmen darin überein, daß Cabrera sich von Herves, wo er erkrankt war, und sich nicht für sicher hielt, nach Morella bringen ließ. Man hatte zu diesem Behuf eine prachtvolle Tragbahre für ihn angefertigt, und die ganze Bevölkerung stritt sich um die Ehre, den gefürchteten Helden zu tragen. - Ein Bruder des Carlistischen Parteigängers Bosque fiel neulich den Truppen der Königin in die Hände. Espartero versprach ihm die Freiheit, falls er ihm sichere Nachrichten über den Zustand Cabrera's verschaffen könnte, und der Gefangene ließ deshalb seine Frau zu sich kommen, die erst vor kurzem Morella verlassen hatte. Diese sagte aus, Cabrera werde dort für todt gehalten; sie erbot sich auch, aufs neue nach Morella zu gehen, um genauere Nachrichten einzuziehen. Diesen sieht man nun entgegen. - Der General Don Diego Leon, Graf v. Belascoain, kam vorgestern aus Aragonien hier an. Er äußert laut seine Unzufriedenheit über die Intriguen des Brigadier Linage und die vollkommene Unthätigkeit, welcher sich der Herzog de la Victoria hingibt. Diese Unzufriedenheit soll von einem großen Theil der Armee getheilt werden, und findet hier einen ziemlich lauten Widerhall. Gestern Mittag hielten die Minister zu ungewöhnlicher Stunde eine Berathschlagung, nach deren Beendigung ein Courier an Espartero abgefertigt wurde. - Der großbritannische Obrist For, so wie der Capitän Grey, werden morgen von hier nach Frankreich abreisen, und Hr. Southern wird uns den 24 verlassen, um sich über Cadiz nach Lissabon zu begeben. Der durch seine mannichfaltigen Schicksale bekannte Bankier Ouvrard befindet sich seit vorgestern unangefochten in Madrid - gewiß ein Beweis, daß die politische Toleranz hier immer mehr zunimmt. Von den Planen, die ihn diesesmal nach Madrid geführt haben, will noch nichts verlauten.

Großbritannien.

Die Londoner Post vom 25 Jan. ist, durch stürmisches Wetter auf dem Canal verspätet, uns heute (31 Jan.) nicht zugekommen.

Der durch Hrn. D. W. Harvey's Anstellung bei der Citypolizei erledigte eine Parlamentssitz für den südlichen Londoner Stadttheil Southwark ist wieder einem Radicalen zugefallen. Nach der Erklärung des Poll am 24 durch den High-Sheriff erhielt Hr. Wood 2059, sein torystischer Gegner, Hr. Walter, nur 1535 Stimmen. Der Wahlkampf auf den Hustings war sehr hitzig. Die Times, die bei dieser Wahl besonders interessirt war, da Hr. Walter der Haupteigenthümer dieses Journals ist (es hatte ihn den Wählern von Southwark als einen "von jeder Parteiverbindung unabhängigen Mann" empfohlen,


Spanien.

Die Wahlen haben gestern begonnen, und sind hier in der Hauptstadt mit der größten Ordnung und Ruhe vor sich gegangen, obgleich Gerüchte von bevorstehenden Tumulten in Umlauf gesetzt waren. Die Regierung hielt einige Truppen in Bereitschaft, um bei etwaigen Versuchen, die Ruhe zu stören, einzuschreiten, allein die Exaltirten waren ihres Sieges zu gewiß, um offene Gewaltthätigkeiten zu Hülfe zu rufen. Alle gestern gewählten Präsidenten und Secretäre der zehn Wahlcollegien, in welche Madrid getheilt ist, gehören den Progressisten an, und die zu Deputirten bestimmten Candidaten der exaltirten Partei erhielten in sämmtlichen Wahlbezirken ein solches Uebergewicht über die Moderirten, daß sich das Verhältniß der ersteren zu den letzteren wie 180 zu 70 stellte. Demnach unterliegt es kaum einem Zweifel, daß die Hauptstadt und Provinz Madrid abermals die festesten Stützen des revolutionären Systems, die entschiedensten Feinde jeder geregelten monarchischen Regierung, nämlich die HH. Arguelles, Cantero, Lopez, Caballero, Calatrava, Olozaga, Mendizabal, Osca, Gomez Pardo und Miranda, als Vertreter der spanischen Nation auf den nächsten Congreß schicken werde. Der Jubel der Exaltirten über diesen höchst wichtigen Erfolg ist außerordentlich. Das Eco del Comercio sagt heute: „Der gestrige Tag war ein Tag großer und gerechter Freude für alle wahren Constitutionellen. Die Sache der Freiheit hat den ausgezeichnetsten Triumph errungen, dessen die Jahrbücher der Wahlen erwähnen.“ Der Correo Nacional, das Organ der monarchisch gesinnten Partei, sagt dagegen: „Gestern hat der Wahlkampf begonnen, von dessen Ausgang es abhängen wird, ob der gesetzmäßige Einfluß auf die Angelegenheiten des Landes denjenigen zustehen solle, welche die Freiheit unter einer mit unsern Sitten, und mit den angestammten Gefühlen und Ansichten des spanischen Volks vereinbaren monarchischen Form verstehen, oder denen, welche, um uns zu regeneriren, sich vorgenommen haben, jede historische Erinnerung zu zerstören, und das Werk der Revolution und der Zerstörung, welches die Civilisation in allen Theilen der Welt verwirft, und die Ueberzeugung des menschlichen Geschlechts zurückweist, aufs neue zu beginnen.“ – Ich hatte so eben Gelegenheit, einen durchaus glaubwürdigen Bericht vom 16 aus Espartero's Hauptquartier zu lesen. Die dort eingegangenen Nachrichten stimmen darin überein, daß Cabrera sich von Herves, wo er erkrankt war, und sich nicht für sicher hielt, nach Morella bringen ließ. Man hatte zu diesem Behuf eine prachtvolle Tragbahre für ihn angefertigt, und die ganze Bevölkerung stritt sich um die Ehre, den gefürchteten Helden zu tragen. – Ein Bruder des Carlistischen Parteigängers Bosque fiel neulich den Truppen der Königin in die Hände. Espartero versprach ihm die Freiheit, falls er ihm sichere Nachrichten über den Zustand Cabrera's verschaffen könnte, und der Gefangene ließ deshalb seine Frau zu sich kommen, die erst vor kurzem Morella verlassen hatte. Diese sagte aus, Cabrera werde dort für todt gehalten; sie erbot sich auch, aufs neue nach Morella zu gehen, um genauere Nachrichten einzuziehen. Diesen sieht man nun entgegen. – Der General Don Diego Leon, Graf v. Belascoain, kam vorgestern aus Aragonien hier an. Er äußert laut seine Unzufriedenheit über die Intriguen des Brigadier Linage und die vollkommene Unthätigkeit, welcher sich der Herzog de la Victoria hingibt. Diese Unzufriedenheit soll von einem großen Theil der Armee getheilt werden, und findet hier einen ziemlich lauten Widerhall. Gestern Mittag hielten die Minister zu ungewöhnlicher Stunde eine Berathschlagung, nach deren Beendigung ein Courier an Espartero abgefertigt wurde. – Der großbritannische Obrist For, so wie der Capitän Grey, werden morgen von hier nach Frankreich abreisen, und Hr. Southern wird uns den 24 verlassen, um sich über Cadiz nach Lissabon zu begeben. Der durch seine mannichfaltigen Schicksale bekannte Bankier Ouvrard befindet sich seit vorgestern unangefochten in Madrid – gewiß ein Beweis, daß die politische Toleranz hier immer mehr zunimmt. Von den Planen, die ihn diesesmal nach Madrid geführt haben, will noch nichts verlauten.

Großbritannien.

Die Londoner Post vom 25 Jan. ist, durch stürmisches Wetter auf dem Canal verspätet, uns heute (31 Jan.) nicht zugekommen.

Der durch Hrn. D. W. Harvey's Anstellung bei der Citypolizei erledigte eine Parlamentssitz für den südlichen Londoner Stadttheil Southwark ist wieder einem Radicalen zugefallen. Nach der Erklärung des Poll am 24 durch den High-Sheriff erhielt Hr. Wood 2059, sein torystischer Gegner, Hr. Walter, nur 1535 Stimmen. Der Wahlkampf auf den Hustings war sehr hitzig. Die Times, die bei dieser Wahl besonders interessirt war, da Hr. Walter der Haupteigenthümer dieses Journals ist (es hatte ihn den Wählern von Southwark als einen „von jeder Parteiverbindung unabhängigen Mann“ empfohlen,

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[0249/0001] Spanien. ☉Madrid, 20 Jan. Die Wahlen haben gestern begonnen, und sind hier in der Hauptstadt mit der größten Ordnung und Ruhe vor sich gegangen, obgleich Gerüchte von bevorstehenden Tumulten in Umlauf gesetzt waren. Die Regierung hielt einige Truppen in Bereitschaft, um bei etwaigen Versuchen, die Ruhe zu stören, einzuschreiten, allein die Exaltirten waren ihres Sieges zu gewiß, um offene Gewaltthätigkeiten zu Hülfe zu rufen. Alle gestern gewählten Präsidenten und Secretäre der zehn Wahlcollegien, in welche Madrid getheilt ist, gehören den Progressisten an, und die zu Deputirten bestimmten Candidaten der exaltirten Partei erhielten in sämmtlichen Wahlbezirken ein solches Uebergewicht über die Moderirten, daß sich das Verhältniß der ersteren zu den letzteren wie 180 zu 70 stellte. Demnach unterliegt es kaum einem Zweifel, daß die Hauptstadt und Provinz Madrid abermals die festesten Stützen des revolutionären Systems, die entschiedensten Feinde jeder geregelten monarchischen Regierung, nämlich die HH. Arguelles, Cantero, Lopez, Caballero, Calatrava, Olozaga, Mendizabal, Osca, Gomez Pardo und Miranda, als Vertreter der spanischen Nation auf den nächsten Congreß schicken werde. Der Jubel der Exaltirten über diesen höchst wichtigen Erfolg ist außerordentlich. Das Eco del Comercio sagt heute: „Der gestrige Tag war ein Tag großer und gerechter Freude für alle wahren Constitutionellen. Die Sache der Freiheit hat den ausgezeichnetsten Triumph errungen, dessen die Jahrbücher der Wahlen erwähnen.“ Der Correo Nacional, das Organ der monarchisch gesinnten Partei, sagt dagegen: „Gestern hat der Wahlkampf begonnen, von dessen Ausgang es abhängen wird, ob der gesetzmäßige Einfluß auf die Angelegenheiten des Landes denjenigen zustehen solle, welche die Freiheit unter einer mit unsern Sitten, und mit den angestammten Gefühlen und Ansichten des spanischen Volks vereinbaren monarchischen Form verstehen, oder denen, welche, um uns zu regeneriren, sich vorgenommen haben, jede historische Erinnerung zu zerstören, und das Werk der Revolution und der Zerstörung, welches die Civilisation in allen Theilen der Welt verwirft, und die Ueberzeugung des menschlichen Geschlechts zurückweist, aufs neue zu beginnen.“ – Ich hatte so eben Gelegenheit, einen durchaus glaubwürdigen Bericht vom 16 aus Espartero's Hauptquartier zu lesen. Die dort eingegangenen Nachrichten stimmen darin überein, daß Cabrera sich von Herves, wo er erkrankt war, und sich nicht für sicher hielt, nach Morella bringen ließ. Man hatte zu diesem Behuf eine prachtvolle Tragbahre für ihn angefertigt, und die ganze Bevölkerung stritt sich um die Ehre, den gefürchteten Helden zu tragen. – Ein Bruder des Carlistischen Parteigängers Bosque fiel neulich den Truppen der Königin in die Hände. Espartero versprach ihm die Freiheit, falls er ihm sichere Nachrichten über den Zustand Cabrera's verschaffen könnte, und der Gefangene ließ deshalb seine Frau zu sich kommen, die erst vor kurzem Morella verlassen hatte. Diese sagte aus, Cabrera werde dort für todt gehalten; sie erbot sich auch, aufs neue nach Morella zu gehen, um genauere Nachrichten einzuziehen. Diesen sieht man nun entgegen. – Der General Don Diego Leon, Graf v. Belascoain, kam vorgestern aus Aragonien hier an. Er äußert laut seine Unzufriedenheit über die Intriguen des Brigadier Linage und die vollkommene Unthätigkeit, welcher sich der Herzog de la Victoria hingibt. Diese Unzufriedenheit soll von einem großen Theil der Armee getheilt werden, und findet hier einen ziemlich lauten Widerhall. Gestern Mittag hielten die Minister zu ungewöhnlicher Stunde eine Berathschlagung, nach deren Beendigung ein Courier an Espartero abgefertigt wurde. – Der großbritannische Obrist For, so wie der Capitän Grey, werden morgen von hier nach Frankreich abreisen, und Hr. Southern wird uns den 24 verlassen, um sich über Cadiz nach Lissabon zu begeben. Der durch seine mannichfaltigen Schicksale bekannte Bankier Ouvrard befindet sich seit vorgestern unangefochten in Madrid – gewiß ein Beweis, daß die politische Toleranz hier immer mehr zunimmt. Von den Planen, die ihn diesesmal nach Madrid geführt haben, will noch nichts verlauten. Großbritannien. Die Londoner Post vom 25 Jan. ist, durch stürmisches Wetter auf dem Canal verspätet, uns heute (31 Jan.) nicht zugekommen. Der durch Hrn. D. W. Harvey's Anstellung bei der Citypolizei erledigte eine Parlamentssitz für den südlichen Londoner Stadttheil Southwark ist wieder einem Radicalen zugefallen. Nach der Erklärung des Poll am 24 durch den High-Sheriff erhielt Hr. Wood 2059, sein torystischer Gegner, Hr. Walter, nur 1535 Stimmen. Der Wahlkampf auf den Hustings war sehr hitzig. Die Times, die bei dieser Wahl besonders interessirt war, da Hr. Walter der Haupteigenthümer dieses Journals ist (es hatte ihn den Wählern von Southwark als einen „von jeder Parteiverbindung unabhängigen Mann“ empfohlen,

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 31. Augsburg, 1. Februar 1840, S. 0249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_032_18400201/1>, abgerufen am 21.11.2024.