Allgemeine Zeitung. Nr. 30. Augsburg, 30. Januar 1840.Sonst hat man nur Gesetzsammlungen, Wörterbücher und dergleichen für den praktischen Handgebrauch nothwendige Hülfsmittel. Selbst diejenige oon diesen Sammlungen, die auf Staatskosten herausgegeben wird, und die für die Wissenschaft eine höhere Bedeutung haben sollte und auch zum Theil hat, die oben gedachte Sammlung der alten Landschaftsgesetze, läßt in der Art, wie sie bis jetzt redigirt worden ist, viele Forderungen, die man von einem höhern Standpunkt aus an sie zu machen berechtigt wäre, unbefriedigt. Doch verdient der Fleiß der Herausgeber in Vergleichung aller vorhandenen Handschriften und die musterhafte Treue, womit die verschiedenen Lesearten wiedergegeben sind, alle Anerkennung. (Beschluß folgt.) Frankreich. Akademiesitzungen im Januar. Für das Jahr 1840 ward Serres, Arzt in der Pitie und bekannt durch seine Untersuchungen in der Anatomie und Physiologie, besonders aber der Embryologie, zum Vicepräsidenten erwählt. Noch immer ist man mit Studium und Vervollkommnung der Daguerreotypie beschäftigt. Was den technischen Theil anbetrifft, sind vorzüglich zwei Verbesserungen bemerkenswerth, welche zu gleicher Zeit der Akademie vorgelegt wurden. Die eine von Seguier ist auf Abkürzung des Processes der Jodirung der Silberplatte berechnet. Am Boden einer hölzernen Schachtel befindet sich mit Jod imprägnirte Leinwand, darüber ein Pappendeckel, durch welchen die Joddämpfe gleichmäßig streichen und an die Silberplatte sich ablagern, welche gemäß der äußern Temperatur näher und ferner angebracht werden muß und bei mittlerer in zwei Minuten sich jodirt. - Die andere Verfahrungsweise von dem Optiker Soleil bezweckt eine Vereinfachung in der Manipulation der Quecksilberübertragung nach Einwirkung der Lichtstrahlen. Er bringt auf eine Kupferplatte eine Auflösung von salpetersaurem Quecksilber, welche eine ganz dünne Lage Mercur zurückläßt, der durch leichtes Erhitzen an der jodirten Platte sich bald niederschlägt. - Bianchi in Toulouse übersandte Lichtbilder einer Landschaft mit einigen Häusern im Vordergrunde, als Beweis, daß es möglich sey, die Gegenstände mit ihren natürlichen Farben darzustellen; auch erschienen die Dächer allerdings mit einem der Ziegelfarbe sehr genäherten Rostroth, allein auch die grünen Fensterläden zeigten dieselbe Färbung. - Melloni in Neapel stellte neuerdings eine Reihe von Versuchen an, um die Ursache zu ergründen, daß die Lichtbilder bei übrigens vollkommen gleichen Umständen zu gewissen Tageszeiten weniger rein sich darstellen lassen. Indem er nun die Sonnenstrahlen zu wiederholtenmalen mittelst des Prisma's analysirte, fand er, daß das Maximum der Temperatur in dem dunkeln Theile des Spectrums nicht zu allen Tagesstunden dasselbe sey, sondern bald mehr, bald weniger von der rothen Farbe entfernt liege, und schloß somit, daß die Fortleitung der Wärmestrahlen eine Modification durch gewisse Zustände in der Atmosphäre erleide, welche auf die Transmission der Lichtstrahlen durchaus ohne Einfluß seyen. - Forbes in Edinburg zeigte der Akademie an, daß er über die Eigenschaft gewisser Körper, niedrige Wärmegrade leichter, als höhere durchzulassen, ähnliche Resultate wie Melloni erhalten habe; doch sey auch besonders die Beschaffenheit ihrer Oberfläche von Einfluß. Turpin hat bekanntlich im Bier und im Wein die sogenannten Gährungspilze und in der Milch den Uebergang der Milchkügelchen in Pflanzenbildung (Penicillium glaucum Linck) nachweisen wollen. A. Donne stellte nun neuerdings, in einem Berichte an die Akademie, seine neuern Untersuchungen über die Milch betreffend, die Behauptung auf, daß dieselbe Schimmelbildung auch an der Oberfläche de natürlichen und geschmolzenen Butter binnen einigen Tagen eintrete. Turpin legte nunmehr seine Erfahrungen hierüber vor. Die natürliche Butter zeige allerdings eine Menge Milchkügelchen, deren Zersetzung sie eben ranzig mache, vom Butteröl rings umgeben. Wird die Butter geschmolzen, so setzen sich die Milchkügelchen gemäß ihrer Schwere allmählich zu Boden des Gefäßes. Erkaltet, sieht man unter dem Mikroskop die Butter bestehend aus einem Agglomerat von unendlich vielen, sehr kleinen, zarten, bald dendritenartig gestalteten, bald in glänzenden Sphäroiden gelagerten, gelben Krystallen, deren jeder von einer fetten Materie umcapselt ist, welche man leicht für eine polyedrische Zelle ansehen könnte. Da nun die Milchkügelchen allenthalben vom Butteröl umflossen und vom Zutritt des Sauerstoffs und des Wassers abgehalten sind, so können sie nicht eher keimen, als das Oel sich zersetzt und den Zutritt gestattet, was bei den Untersuchungen Turpins am 85sten Tage noch nicht der Fall war, während die Kügelchen in der Milch binnen wenigen Tage keimen. Duhamel legte die Resultate seiner Untersuchungen über die harmonischen Töne vor. - D'Abbadie übersandte an Arago die Resultate einiger auf Reisen angestellten Beobachtungen. In Alexandrien fand er am 8 Oktober die Neigung der Magnetnadel 43° 48'; in Rom fand er sie am 29 September 60° 25', und in Paris am 19 August 67° 13'. Auch bestimmte er die Höhe mehrerer bewohnten Orte in Abyssinien mit dem Barometer. - Beck aus Utrecht bestätigte im Allgemeinen die Beobachtungen von Dutrochet über die eigne Temperatur der Pflanzen. - Jacqeumet aus Bordeaux zeigte der Akademie eine Erfindung vor, das Zerspringen der Dampfkessel zu verhüten mittelst Anbringung einer schmelzbaren Rondelle. - Lionville, Professor an der polytechnischen Schule zu Paris legte neue Berechnungen über die Ellipse vor. - Professor Erman aus Berlin gab schriftliche Mittheilungen an die Akademie über die Bahn der Sternschnuppen, welche um die Sonne läuft und in deren Nähe die Erde vom 9 bis 12 August kömmt. (Wir kommen morgen darauf zurück.) Robiquet sprach über das Oel des Senfes, der einzigen Pflanze, worin er Stickstoff und Schwefel zugleich gefunden haben will. (?) Außerdem wurden Vorträge über Eisenbahnen, Locomotiven etc. gehalten; das Interessanteste hierunter war die Mittheilung des Schiffslieutenants Leon du Parc über die Einrichtung der Räder an Dampfschiffen, welche man nach Umständen in Segelschiffe umwandeln will. Stets waren die Räder dem Laufe des Schiffes hinderlich und bei unruhigem Meere selbst gefährlich. Du Parc hat nunmehr sehr starke Räder erfunden, welche in weniger als einer Minute vollkommen entfernt werden können, ein Problem, das früher fast unlösbar schien, an Bord des Phare aber wirklich schon ausgeführt wurde. Oesterreich. Wien. In der Litteratur ist es hier stiller als je; einige unbedeutende Taschenbücher und die gewöhnliche Journalsalbaderei - das ist Alles. Die beiden Dramen von Grillparzer: "der Traum ein Leben," und "weh dem, der lügt," die bei Wallishauser im Druck erschienen, sind als keine Novitäten zu betrachten, da sie schon von den Brettern herab dem Publicum bekannt sind, das heißt dem Wiener Publicum. Das übrige Deutschland ist zu sehr mit den unsterblichen Werken der Pariser Sonst hat man nur Gesetzsammlungen, Wörterbücher und dergleichen für den praktischen Handgebrauch nothwendige Hülfsmittel. Selbst diejenige oon diesen Sammlungen, die auf Staatskosten herausgegeben wird, und die für die Wissenschaft eine höhere Bedeutung haben sollte und auch zum Theil hat, die oben gedachte Sammlung der alten Landschaftsgesetze, läßt in der Art, wie sie bis jetzt redigirt worden ist, viele Forderungen, die man von einem höhern Standpunkt aus an sie zu machen berechtigt wäre, unbefriedigt. Doch verdient der Fleiß der Herausgeber in Vergleichung aller vorhandenen Handschriften und die musterhafte Treue, womit die verschiedenen Lesearten wiedergegeben sind, alle Anerkennung. (Beschluß folgt.) Frankreich. Akademiesitzungen im Januar. Für das Jahr 1840 ward Serres, Arzt in der Pitié und bekannt durch seine Untersuchungen in der Anatomie und Physiologie, besonders aber der Embryologie, zum Vicepräsidenten erwählt. Noch immer ist man mit Studium und Vervollkommnung der Daguerréotypie beschäftigt. Was den technischen Theil anbetrifft, sind vorzüglich zwei Verbesserungen bemerkenswerth, welche zu gleicher Zeit der Akademie vorgelegt wurden. Die eine von Séguier ist auf Abkürzung des Processes der Jodirung der Silberplatte berechnet. Am Boden einer hölzernen Schachtel befindet sich mit Jod imprägnirte Leinwand, darüber ein Pappendeckel, durch welchen die Joddämpfe gleichmäßig streichen und an die Silberplatte sich ablagern, welche gemäß der äußern Temperatur näher und ferner angebracht werden muß und bei mittlerer in zwei Minuten sich jodirt. – Die andere Verfahrungsweise von dem Optiker Soleil bezweckt eine Vereinfachung in der Manipulation der Quecksilberübertragung nach Einwirkung der Lichtstrahlen. Er bringt auf eine Kupferplatte eine Auflösung von salpetersaurem Quecksilber, welche eine ganz dünne Lage Mercur zurückläßt, der durch leichtes Erhitzen an der jodirten Platte sich bald niederschlägt. – Bianchi in Toulouse übersandte Lichtbilder einer Landschaft mit einigen Häusern im Vordergrunde, als Beweis, daß es möglich sey, die Gegenstände mit ihren natürlichen Farben darzustellen; auch erschienen die Dächer allerdings mit einem der Ziegelfarbe sehr genäherten Rostroth, allein auch die grünen Fensterläden zeigten dieselbe Färbung. – Melloni in Neapel stellte neuerdings eine Reihe von Versuchen an, um die Ursache zu ergründen, daß die Lichtbilder bei übrigens vollkommen gleichen Umständen zu gewissen Tageszeiten weniger rein sich darstellen lassen. Indem er nun die Sonnenstrahlen zu wiederholtenmalen mittelst des Prisma's analysirte, fand er, daß das Maximum der Temperatur in dem dunkeln Theile des Spectrums nicht zu allen Tagesstunden dasselbe sey, sondern bald mehr, bald weniger von der rothen Farbe entfernt liege, und schloß somit, daß die Fortleitung der Wärmestrahlen eine Modification durch gewisse Zustände in der Atmosphäre erleide, welche auf die Transmission der Lichtstrahlen durchaus ohne Einfluß seyen. – Forbes in Edinburg zeigte der Akademie an, daß er über die Eigenschaft gewisser Körper, niedrige Wärmegrade leichter, als höhere durchzulassen, ähnliche Resultate wie Melloni erhalten habe; doch sey auch besonders die Beschaffenheit ihrer Oberfläche von Einfluß. Turpin hat bekanntlich im Bier und im Wein die sogenannten Gährungspilze und in der Milch den Uebergang der Milchkügelchen in Pflanzenbildung (Penicillium glaucum Linck) nachweisen wollen. A. Donné stellte nun neuerdings, in einem Berichte an die Akademie, seine neuern Untersuchungen über die Milch betreffend, die Behauptung auf, daß dieselbe Schimmelbildung auch an der Oberfläche de natürlichen und geschmolzenen Butter binnen einigen Tagen eintrete. Turpin legte nunmehr seine Erfahrungen hierüber vor. Die natürliche Butter zeige allerdings eine Menge Milchkügelchen, deren Zersetzung sie eben ranzig mache, vom Butteröl rings umgeben. Wird die Butter geschmolzen, so setzen sich die Milchkügelchen gemäß ihrer Schwere allmählich zu Boden des Gefäßes. Erkaltet, sieht man unter dem Mikroskop die Butter bestehend aus einem Agglomerat von unendlich vielen, sehr kleinen, zarten, bald dendritenartig gestalteten, bald in glänzenden Sphäroiden gelagerten, gelben Krystallen, deren jeder von einer fetten Materie umcapselt ist, welche man leicht für eine polyedrische Zelle ansehen könnte. Da nun die Milchkügelchen allenthalben vom Butteröl umflossen und vom Zutritt des Sauerstoffs und des Wassers abgehalten sind, so können sie nicht eher keimen, als das Oel sich zersetzt und den Zutritt gestattet, was bei den Untersuchungen Turpins am 85sten Tage noch nicht der Fall war, während die Kügelchen in der Milch binnen wenigen Tage keimen. Duhamel legte die Resultate seiner Untersuchungen über die harmonischen Töne vor. – D'Abbadie übersandte an Arago die Resultate einiger auf Reisen angestellten Beobachtungen. In Alexandrien fand er am 8 Oktober die Neigung der Magnetnadel 43° 48'; in Rom fand er sie am 29 September 60° 25', und in Paris am 19 August 67° 13'. Auch bestimmte er die Höhe mehrerer bewohnten Orte in Abyssinien mit dem Barometer. – Beck aus Utrecht bestätigte im Allgemeinen die Beobachtungen von Dutrochet über die eigne Temperatur der Pflanzen. – Jacqeumet aus Bordeaux zeigte der Akademie eine Erfindung vor, das Zerspringen der Dampfkessel zu verhüten mittelst Anbringung einer schmelzbaren Rondelle. – Lionville, Professor an der polytechnischen Schule zu Paris legte neue Berechnungen über die Ellipse vor. – Professor Erman aus Berlin gab schriftliche Mittheilungen an die Akademie über die Bahn der Sternschnuppen, welche um die Sonne läuft und in deren Nähe die Erde vom 9 bis 12 August kömmt. (Wir kommen morgen darauf zurück.) Robiquet sprach über das Oel des Senfes, der einzigen Pflanze, worin er Stickstoff und Schwefel zugleich gefunden haben will. (?) Außerdem wurden Vorträge über Eisenbahnen, Locomotiven etc. gehalten; das Interessanteste hierunter war die Mittheilung des Schiffslieutenants Leon du Parc über die Einrichtung der Räder an Dampfschiffen, welche man nach Umständen in Segelschiffe umwandeln will. Stets waren die Räder dem Laufe des Schiffes hinderlich und bei unruhigem Meere selbst gefährlich. Du Parc hat nunmehr sehr starke Räder erfunden, welche in weniger als einer Minute vollkommen entfernt werden können, ein Problem, das früher fast unlösbar schien, an Bord des Phare aber wirklich schon ausgeführt wurde. Oesterreich. Wien. In der Litteratur ist es hier stiller als je; einige unbedeutende Taschenbücher und die gewöhnliche Journalsalbaderei – das ist Alles. Die beiden Dramen von Grillparzer: „der Traum ein Leben,“ und „weh dem, der lügt,“ die bei Wallishauser im Druck erschienen, sind als keine Novitäten zu betrachten, da sie schon von den Brettern herab dem Publicum bekannt sind, das heißt dem Wiener Publicum. Das übrige Deutschland ist zu sehr mit den unsterblichen Werken der Pariser <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0012" n="0236"/> Sonst hat man nur Gesetzsammlungen, Wörterbücher und dergleichen für den praktischen Handgebrauch nothwendige Hülfsmittel. Selbst diejenige oon diesen Sammlungen, die auf Staatskosten herausgegeben wird, und die für die Wissenschaft eine höhere Bedeutung haben sollte und auch zum Theil hat, die oben gedachte Sammlung der alten Landschaftsgesetze, läßt in der Art, wie sie bis jetzt redigirt worden ist, viele Forderungen, die man von einem höhern Standpunkt aus an sie zu machen berechtigt wäre, unbefriedigt. 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Am Boden einer hölzernen Schachtel befindet sich mit Jod imprägnirte Leinwand, darüber ein Pappendeckel, durch welchen die Joddämpfe gleichmäßig streichen und an die Silberplatte sich ablagern, welche gemäß der äußern Temperatur näher und ferner angebracht werden muß und bei mittlerer in zwei Minuten sich jodirt. – Die andere Verfahrungsweise von dem Optiker Soleil bezweckt eine Vereinfachung in der Manipulation der Quecksilberübertragung nach Einwirkung der Lichtstrahlen. Er bringt auf eine Kupferplatte eine Auflösung von salpetersaurem Quecksilber, welche eine ganz dünne Lage Mercur zurückläßt, der durch leichtes Erhitzen an der jodirten Platte sich bald niederschlägt. – Bianchi in Toulouse übersandte Lichtbilder einer Landschaft mit einigen Häusern im Vordergrunde, als Beweis, daß es möglich sey, die Gegenstände mit ihren natürlichen Farben darzustellen; auch erschienen die Dächer allerdings mit einem der Ziegelfarbe sehr genäherten Rostroth, allein auch die grünen Fensterläden zeigten dieselbe Färbung. – Melloni in Neapel stellte neuerdings eine Reihe von Versuchen an, um die Ursache zu ergründen, daß die Lichtbilder bei übrigens vollkommen gleichen Umständen zu gewissen Tageszeiten weniger rein sich darstellen lassen. Indem er nun die Sonnenstrahlen zu wiederholtenmalen mittelst des Prisma's analysirte, fand er, daß das Maximum der Temperatur in dem dunkeln Theile des Spectrums nicht zu allen Tagesstunden dasselbe sey, sondern bald mehr, bald weniger von der rothen Farbe entfernt liege, und schloß somit, daß die Fortleitung der Wärmestrahlen eine Modification durch gewisse Zustände in der Atmosphäre erleide, welche auf die Transmission der Lichtstrahlen durchaus ohne Einfluß seyen. – Forbes in Edinburg zeigte der Akademie an, daß er über die Eigenschaft gewisser Körper, niedrige Wärmegrade leichter, als höhere durchzulassen, ähnliche Resultate wie Melloni erhalten habe; doch sey auch besonders die Beschaffenheit ihrer Oberfläche von Einfluß.</p><lb/> <p>Turpin hat bekanntlich im Bier und im Wein die sogenannten Gährungspilze und in der Milch den Uebergang der Milchkügelchen in Pflanzenbildung (Penicillium glaucum Linck) nachweisen wollen. A. Donné stellte nun neuerdings, in einem Berichte an die Akademie, seine neuern Untersuchungen über die Milch betreffend, die Behauptung auf, daß dieselbe Schimmelbildung auch an der Oberfläche de natürlichen und geschmolzenen Butter binnen einigen Tagen eintrete. Turpin legte nunmehr seine Erfahrungen hierüber vor. Die natürliche Butter zeige allerdings eine Menge Milchkügelchen, deren Zersetzung sie eben ranzig mache, vom Butteröl rings umgeben. Wird die Butter geschmolzen, so setzen sich die Milchkügelchen gemäß ihrer Schwere allmählich zu Boden des Gefäßes. Erkaltet, sieht man unter dem Mikroskop die Butter bestehend aus einem Agglomerat von unendlich vielen, sehr kleinen, zarten, bald dendritenartig gestalteten, bald in glänzenden Sphäroiden gelagerten, gelben Krystallen, deren jeder von einer fetten Materie umcapselt ist, welche man leicht für eine polyedrische Zelle ansehen könnte. Da nun die Milchkügelchen allenthalben vom Butteröl umflossen und vom Zutritt des Sauerstoffs und des Wassers abgehalten sind, so können sie nicht eher keimen, als das Oel sich zersetzt und den Zutritt gestattet, was bei den Untersuchungen Turpins am 85sten Tage noch nicht der Fall war, während die Kügelchen in der Milch binnen wenigen Tage keimen.</p><lb/> <p>Duhamel legte die Resultate seiner Untersuchungen über die harmonischen Töne vor. – D'Abbadie übersandte an Arago die Resultate einiger auf Reisen angestellten Beobachtungen. In Alexandrien fand er am 8 Oktober die Neigung der Magnetnadel 43° 48'; in Rom fand er sie am 29 September 60° 25', und in Paris am 19 August 67° 13'. Auch bestimmte er die Höhe mehrerer bewohnten Orte in Abyssinien mit dem Barometer. –</p><lb/> <p>Beck aus Utrecht bestätigte im Allgemeinen die Beobachtungen von Dutrochet über die eigne Temperatur der Pflanzen. – Jacqeumet aus Bordeaux zeigte der Akademie eine Erfindung vor, das Zerspringen der Dampfkessel zu verhüten mittelst Anbringung einer schmelzbaren Rondelle. – Lionville, Professor an der polytechnischen Schule zu Paris legte neue Berechnungen über die Ellipse vor. – Professor Erman aus Berlin gab schriftliche Mittheilungen an die Akademie über die Bahn der Sternschnuppen, welche um die Sonne läuft und in deren Nähe die Erde vom 9 bis 12 August kömmt. (Wir kommen morgen darauf zurück.) Robiquet sprach über das Oel des Senfes, der einzigen Pflanze, worin er Stickstoff und Schwefel zugleich gefunden haben will. (?) Außerdem wurden Vorträge über Eisenbahnen, Locomotiven etc. gehalten; das Interessanteste hierunter war die Mittheilung des Schiffslieutenants Leon du Parc über die Einrichtung der Räder an Dampfschiffen, welche man nach Umständen in Segelschiffe umwandeln will. Stets waren die Räder dem Laufe des Schiffes hinderlich und bei unruhigem Meere selbst gefährlich. Du Parc hat nunmehr sehr starke Räder erfunden, welche in weniger als einer Minute vollkommen entfernt werden können, ein Problem, das früher fast unlösbar schien, an Bord des Phare aber wirklich schon ausgeführt wurde.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Oesterreich.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline> <hi rendition="#b">Wien.</hi> </dateline> <p> In der Litteratur ist es hier stiller als je; einige unbedeutende Taschenbücher und die gewöhnliche Journalsalbaderei – das ist Alles. 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Sonst hat man nur Gesetzsammlungen, Wörterbücher und dergleichen für den praktischen Handgebrauch nothwendige Hülfsmittel. Selbst diejenige oon diesen Sammlungen, die auf Staatskosten herausgegeben wird, und die für die Wissenschaft eine höhere Bedeutung haben sollte und auch zum Theil hat, die oben gedachte Sammlung der alten Landschaftsgesetze, läßt in der Art, wie sie bis jetzt redigirt worden ist, viele Forderungen, die man von einem höhern Standpunkt aus an sie zu machen berechtigt wäre, unbefriedigt. Doch verdient der Fleiß der Herausgeber in Vergleichung aller vorhandenen Handschriften und die musterhafte Treue, womit die verschiedenen Lesearten wiedergegeben sind, alle Anerkennung.
(Beschluß folgt.)
Frankreich.
Akademiesitzungen im Januar.
Für das Jahr 1840 ward Serres, Arzt in der Pitié und bekannt durch seine Untersuchungen in der Anatomie und Physiologie, besonders aber der Embryologie, zum Vicepräsidenten erwählt.
Noch immer ist man mit Studium und Vervollkommnung der Daguerréotypie beschäftigt. Was den technischen Theil anbetrifft, sind vorzüglich zwei Verbesserungen bemerkenswerth, welche zu gleicher Zeit der Akademie vorgelegt wurden. Die eine von Séguier ist auf Abkürzung des Processes der Jodirung der Silberplatte berechnet. Am Boden einer hölzernen Schachtel befindet sich mit Jod imprägnirte Leinwand, darüber ein Pappendeckel, durch welchen die Joddämpfe gleichmäßig streichen und an die Silberplatte sich ablagern, welche gemäß der äußern Temperatur näher und ferner angebracht werden muß und bei mittlerer in zwei Minuten sich jodirt. – Die andere Verfahrungsweise von dem Optiker Soleil bezweckt eine Vereinfachung in der Manipulation der Quecksilberübertragung nach Einwirkung der Lichtstrahlen. Er bringt auf eine Kupferplatte eine Auflösung von salpetersaurem Quecksilber, welche eine ganz dünne Lage Mercur zurückläßt, der durch leichtes Erhitzen an der jodirten Platte sich bald niederschlägt. – Bianchi in Toulouse übersandte Lichtbilder einer Landschaft mit einigen Häusern im Vordergrunde, als Beweis, daß es möglich sey, die Gegenstände mit ihren natürlichen Farben darzustellen; auch erschienen die Dächer allerdings mit einem der Ziegelfarbe sehr genäherten Rostroth, allein auch die grünen Fensterläden zeigten dieselbe Färbung. – Melloni in Neapel stellte neuerdings eine Reihe von Versuchen an, um die Ursache zu ergründen, daß die Lichtbilder bei übrigens vollkommen gleichen Umständen zu gewissen Tageszeiten weniger rein sich darstellen lassen. Indem er nun die Sonnenstrahlen zu wiederholtenmalen mittelst des Prisma's analysirte, fand er, daß das Maximum der Temperatur in dem dunkeln Theile des Spectrums nicht zu allen Tagesstunden dasselbe sey, sondern bald mehr, bald weniger von der rothen Farbe entfernt liege, und schloß somit, daß die Fortleitung der Wärmestrahlen eine Modification durch gewisse Zustände in der Atmosphäre erleide, welche auf die Transmission der Lichtstrahlen durchaus ohne Einfluß seyen. – Forbes in Edinburg zeigte der Akademie an, daß er über die Eigenschaft gewisser Körper, niedrige Wärmegrade leichter, als höhere durchzulassen, ähnliche Resultate wie Melloni erhalten habe; doch sey auch besonders die Beschaffenheit ihrer Oberfläche von Einfluß.
Turpin hat bekanntlich im Bier und im Wein die sogenannten Gährungspilze und in der Milch den Uebergang der Milchkügelchen in Pflanzenbildung (Penicillium glaucum Linck) nachweisen wollen. A. Donné stellte nun neuerdings, in einem Berichte an die Akademie, seine neuern Untersuchungen über die Milch betreffend, die Behauptung auf, daß dieselbe Schimmelbildung auch an der Oberfläche de natürlichen und geschmolzenen Butter binnen einigen Tagen eintrete. Turpin legte nunmehr seine Erfahrungen hierüber vor. Die natürliche Butter zeige allerdings eine Menge Milchkügelchen, deren Zersetzung sie eben ranzig mache, vom Butteröl rings umgeben. Wird die Butter geschmolzen, so setzen sich die Milchkügelchen gemäß ihrer Schwere allmählich zu Boden des Gefäßes. Erkaltet, sieht man unter dem Mikroskop die Butter bestehend aus einem Agglomerat von unendlich vielen, sehr kleinen, zarten, bald dendritenartig gestalteten, bald in glänzenden Sphäroiden gelagerten, gelben Krystallen, deren jeder von einer fetten Materie umcapselt ist, welche man leicht für eine polyedrische Zelle ansehen könnte. Da nun die Milchkügelchen allenthalben vom Butteröl umflossen und vom Zutritt des Sauerstoffs und des Wassers abgehalten sind, so können sie nicht eher keimen, als das Oel sich zersetzt und den Zutritt gestattet, was bei den Untersuchungen Turpins am 85sten Tage noch nicht der Fall war, während die Kügelchen in der Milch binnen wenigen Tage keimen.
Duhamel legte die Resultate seiner Untersuchungen über die harmonischen Töne vor. – D'Abbadie übersandte an Arago die Resultate einiger auf Reisen angestellten Beobachtungen. In Alexandrien fand er am 8 Oktober die Neigung der Magnetnadel 43° 48'; in Rom fand er sie am 29 September 60° 25', und in Paris am 19 August 67° 13'. Auch bestimmte er die Höhe mehrerer bewohnten Orte in Abyssinien mit dem Barometer. –
Beck aus Utrecht bestätigte im Allgemeinen die Beobachtungen von Dutrochet über die eigne Temperatur der Pflanzen. – Jacqeumet aus Bordeaux zeigte der Akademie eine Erfindung vor, das Zerspringen der Dampfkessel zu verhüten mittelst Anbringung einer schmelzbaren Rondelle. – Lionville, Professor an der polytechnischen Schule zu Paris legte neue Berechnungen über die Ellipse vor. – Professor Erman aus Berlin gab schriftliche Mittheilungen an die Akademie über die Bahn der Sternschnuppen, welche um die Sonne läuft und in deren Nähe die Erde vom 9 bis 12 August kömmt. (Wir kommen morgen darauf zurück.) Robiquet sprach über das Oel des Senfes, der einzigen Pflanze, worin er Stickstoff und Schwefel zugleich gefunden haben will. (?) Außerdem wurden Vorträge über Eisenbahnen, Locomotiven etc. gehalten; das Interessanteste hierunter war die Mittheilung des Schiffslieutenants Leon du Parc über die Einrichtung der Räder an Dampfschiffen, welche man nach Umständen in Segelschiffe umwandeln will. Stets waren die Räder dem Laufe des Schiffes hinderlich und bei unruhigem Meere selbst gefährlich. Du Parc hat nunmehr sehr starke Räder erfunden, welche in weniger als einer Minute vollkommen entfernt werden können, ein Problem, das früher fast unlösbar schien, an Bord des Phare aber wirklich schon ausgeführt wurde.
Oesterreich.
_ Wien. In der Litteratur ist es hier stiller als je; einige unbedeutende Taschenbücher und die gewöhnliche Journalsalbaderei – das ist Alles. Die beiden Dramen von Grillparzer: „der Traum ein Leben,“ und „weh dem, der lügt,“ die bei Wallishauser im Druck erschienen, sind als keine Novitäten zu betrachten, da sie schon von den Brettern herab dem Publicum bekannt sind, das heißt dem Wiener Publicum. Das übrige Deutschland ist zu sehr mit den unsterblichen Werken der Pariser
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