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Allgemeine Zeitung. Nr. 27. Augsburg, 27. Januar 1840.

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richtet sich immer nach der Stärke der Streitkräfte, über die man in der Nähe dieser Hauptstadt verfügen kann. - Wir haben auf der Rhede von Vurla einen ungünstigen Ankerplatz und werden einen schlechten Winter hier zubringen. Aber die Engländer wollen nun einmal möglichst nahe bei den Dardanellen bleiben, und wir müssen dort nöthigenfalls eben so schnell ankommen, als sie."

Deutschland.

Der Antheil unsers Publicums an den Sitzungen der Kammer der Abgeordneten ist bis jetzt überaus lebhaft. Auch heute in der 3ten öffentlichen Sitzung waren die Tribunen überfüllt. Es wurden vom 2ten und 3ten Ausschusse über Gesetzesentwürfe, und vom Petitionsausschusse über geprüfte Anträge der Abgeordneten Vorträge erstattet. (Wir kommen morgen darauf zurück.) Die Sitzung endete, da die Tagesordnung erschöpft war, schon vor 11 Uhr. - Man spricht dermal sehr viel von Vereinigung der Vorstadt Au nebst Haidhausen und Giesing mit unserer Residenzstadt, wodurch letztere einen Zuwachs von etwa 18,000 Seelen erhalten würde. Gewiß ist, daß der Gegenstand in den letzten Tagen beim Magistrat und in den Collegien der Gemeindebevollmächtigten zum Vortrage kam, und nächstens der k. Regierung vorgelegt werden wird. - Wie schon einmal früher, sahen wir auch jetzt wieder spanische Tänzer vom Madrider Hoftheater. Den großen Beifall, den sie erhalten, verdanken sie wohl weniger der Grazie ihrer Bewegungen, als vielmehr der nationalen Eigenthümlichkeit ihrer Tänze und ihrem sinnlichen Ausdrucke.

Ein Westorkan, wie man ihn hier seit Menschengedenken nicht erlebte, raste von gestern auf heute und peitschte den Bodensee mit einer furchtbaren Wuth. Von diesem schrecklichen Sturme wurden die der hiesigen Gesellschaft gehörigen Dampfboote Helvetia und Leopold in Mitte des zur Umarbeitung bestimmt waren, ohne an sich selbst den mindesten Schaden zu leiden, nach neunstündigem Kampfe mit der Gewalt der Wogen, hier an. Zwei Schleppschiffe jedoch, welche dem Leopold angehängt waren, mußten, nachdem vorher die verzweifelten Anstrengungen vergeblich gemacht worden waren, die darin befindlichen Personen und Waaren zu retten, als dieselben mit Wasser gefüllt waren, sich selbst überlassen werden. Es befanden sich darin drei Matrosen und ein Passagier. Einem der Matrosen war es noch gelungen, vom Schleppschiffe weg durch Schwimmen das Dampfboot zu erreichen. *)*) (Konst. Bl.)

Preußen.

An die Stelle des verstorbenen Generals v. Stülpnagel ist der Generalmajor v. Reyher, Chef des Generalstabs im Gardecorps, zum Director des allgemeinen Kriegsdepartements ernannt worden. Der General v. Reyher ist ein allgemein geachteter Militär, der von den untersten Chargen auf gedient hat, und dessen Kenntnisse bei der Leitung des Kriegsdepartements gewiß vom günstigsten Einfluß auf das Heer seyn werden.

Rußland und Polen.

Verschiedene Blätter haben der Verabschiedung des Ministers Staatssecretärs Grabowski auf eine Weise gedacht, die Berichtigung verdient. Seit mehr als zwanzig Jahren ist der Geh. Raht v. Turkul, selbst ein geborner Pole so gut als Grabowski, und als ein eben so geistreicher als humaner Mann bekannt, im Staatssecretariat für das Königreich Polen angestellt, und hat schon seit geraumer Zeit demselben de facto vorgestanden, indem Graf Grabowski durch Krankheit verhindert war, sich mit den Geschäften zu befassen. Der leidende Zustand seiner Gesundheit ist die Ursache, aus welcher dieser hochbejahree Staatsmann seine Entlassung nachgesucht und erhalten. Die Ernennung seines bisherigen Gehülfen an seine Stelle verstand sich gewissermaßen von selbst, und Niemanden, der das Sachverhältniß kennt, durfte es befremden, daß in dieser Beziehung das eingetreten ist, was nach Maaßgabe des Verdienstes und der Geschäftserfahrung nicht anders zu erwarten war.

Wie man bestimmt vernimmt, ist vor einigen Tagen ein Courier vom Generallieutenant Perowsky, noch aus der Steppe abgefertigt, hier eingetroffen; über den Inhalt der eingegangenen Depeschen verlautet unterdessen nichts officiell im Publicum. Strenge Kälte und arges Unwetter sollen die Expedition auf ihrem Marsch durch die Steppe sehr turbirt haben; im Uebrigen litt sie an nichts Noth, war trefflich conditionirt, und suchte, vom frohesten Muthe beseelt, im raschen Vorrücken das Ziel ihrer Bestimmung zu erreichen. Dem nächsten Berichte des Generals Perowsky sieht man aus Khiwa selbst entgegen, das die Expedition in den letzten Tagen des scheidenden Jahres zu erreichen hoffte. Nicht 8000 - wie ein früheres Schreiben besagte - sondern 12,000 Kamele sind dem Detaschement zum Transport der Bagage und Ammunition beigegeben. (Hamb. u. Berl. Bl.)

Griechenland.

Unser politischer Horizont, welcher sich seit langer Zeit rein erhalten hatte, ist seit Wochen von einem Nebel umschleiert, dessen Durchschauung der überraschten Regierung zwar noch nicht ganz gelang, den zu zerreißen sie aber energisch beschäftigt ist. Die unvermuthete Verhaftung Georg Kapodistrias' (Bruder des ehemaligen Präsidenten Griechenlands) und des Obristen Nikitas (bekannt unter dem Namen: Türkenfresser), brachten in das Publicum übertriebene Gerüchte von Verschwörungen und Complotten gegen die bestehende Ordnung, von gewaltthätigen Entwürfen etc., die durch anderweitige Verhaftungen, Haussuchungen, Papier-Beschlagnahmen und militärische Vorsichtsmaaßregeln theilweisen Glauben finden mußten. Der Staatsprocurator fuhr mit dem Dampfschiff Otto mit geheimen Instructionen ab, Niemand wußte Anfangs wohin, aber Jedermann vermuthete, um weitere verdächtige Personen, deren Namen in der Sache compromittirt sind, zu verhaften. Kein Wunder, daß alle Parteien ihre Intriguenmaschine schnell in Bewegung setzten, um die Verrathenen gänzlich zu stürzen. Wenn in jedem andern Lande Parteien ein Unglück, so sind sie in Griechenland gleichsam ein Glück zu nennen, weil sie sich stets gegenseitig verrathen, so daß keiner ihrer nachtheiligen Anschläge zur Ausführung gelangen kann. Was man bis jetzt mit Bestimmtheit über die geheimnißvolle Verbindung wissen will, ist folgendes: bei der Untersuchung im Hause des Georg Kapodistrias fand man unter dessen Papieren ein Heft in griechischer Sprache, in welchem die ganze Organisation des geheimen Bundes verzeichnet war. Es enthält die Gründe und den Zweck der Gesellschaft, ihre außerordentlichen Mittel, die Art und Weise des Verfahrens, bei der Aufnahme und den von den Mitgliedern zu leistenden Schwur. Der Name der Gesellschaft ist: Philorthodoxia, und ihr Vorwand Beschützung der griechischen Religion, unter welchem Deckmantel man eine gänzliche Veränderung im Innern des Landes und eine Revolution in den türkischen Nachbarprovinzen Epirus, Macedonien und Thessalien bewerkstelligen

*) Die übrigen drei Personen ertranken, nach Berichten im Schwäb. Merkur.

richtet sich immer nach der Stärke der Streitkräfte, über die man in der Nähe dieser Hauptstadt verfügen kann. – Wir haben auf der Rhede von Vurla einen ungünstigen Ankerplatz und werden einen schlechten Winter hier zubringen. Aber die Engländer wollen nun einmal möglichst nahe bei den Dardanellen bleiben, und wir müssen dort nöthigenfalls eben so schnell ankommen, als sie.“

Deutschland.

Der Antheil unsers Publicums an den Sitzungen der Kammer der Abgeordneten ist bis jetzt überaus lebhaft. Auch heute in der 3ten öffentlichen Sitzung waren die Tribunen überfüllt. Es wurden vom 2ten und 3ten Ausschusse über Gesetzesentwürfe, und vom Petitionsausschusse über geprüfte Anträge der Abgeordneten Vorträge erstattet. (Wir kommen morgen darauf zurück.) Die Sitzung endete, da die Tagesordnung erschöpft war, schon vor 11 Uhr. – Man spricht dermal sehr viel von Vereinigung der Vorstadt Au nebst Haidhausen und Giesing mit unserer Residenzstadt, wodurch letztere einen Zuwachs von etwa 18,000 Seelen erhalten würde. Gewiß ist, daß der Gegenstand in den letzten Tagen beim Magistrat und in den Collegien der Gemeindebevollmächtigten zum Vortrage kam, und nächstens der k. Regierung vorgelegt werden wird. – Wie schon einmal früher, sahen wir auch jetzt wieder spanische Tänzer vom Madrider Hoftheater. Den großen Beifall, den sie erhalten, verdanken sie wohl weniger der Grazie ihrer Bewegungen, als vielmehr der nationalen Eigenthümlichkeit ihrer Tänze und ihrem sinnlichen Ausdrucke.

Ein Westorkan, wie man ihn hier seit Menschengedenken nicht erlebte, raste von gestern auf heute und peitschte den Bodensee mit einer furchtbaren Wuth. Von diesem schrecklichen Sturme wurden die der hiesigen Gesellschaft gehörigen Dampfboote Helvetia und Leopold in Mitte des zur Umarbeitung bestimmt waren, ohne an sich selbst den mindesten Schaden zu leiden, nach neunstündigem Kampfe mit der Gewalt der Wogen, hier an. Zwei Schleppschiffe jedoch, welche dem Leopold angehängt waren, mußten, nachdem vorher die verzweifelten Anstrengungen vergeblich gemacht worden waren, die darin befindlichen Personen und Waaren zu retten, als dieselben mit Wasser gefüllt waren, sich selbst überlassen werden. Es befanden sich darin drei Matrosen und ein Passagier. Einem der Matrosen war es noch gelungen, vom Schleppschiffe weg durch Schwimmen das Dampfboot zu erreichen. *)*) (Konst. Bl.)

Preußen.

An die Stelle des verstorbenen Generals v. Stülpnagel ist der Generalmajor v. Reyher, Chef des Generalstabs im Gardecorps, zum Director des allgemeinen Kriegsdepartements ernannt worden. Der General v. Reyher ist ein allgemein geachteter Militär, der von den untersten Chargen auf gedient hat, und dessen Kenntnisse bei der Leitung des Kriegsdepartements gewiß vom günstigsten Einfluß auf das Heer seyn werden.

Rußland und Polen.

Verschiedene Blätter haben der Verabschiedung des Ministers Staatssecretärs Grabowski auf eine Weise gedacht, die Berichtigung verdient. Seit mehr als zwanzig Jahren ist der Geh. Raht v. Turkul, selbst ein geborner Pole so gut als Grabowski, und als ein eben so geistreicher als humaner Mann bekannt, im Staatssecretariat für das Königreich Polen angestellt, und hat schon seit geraumer Zeit demselben de facto vorgestanden, indem Graf Grabowski durch Krankheit verhindert war, sich mit den Geschäften zu befassen. Der leidende Zustand seiner Gesundheit ist die Ursache, aus welcher dieser hochbejahree Staatsmann seine Entlassung nachgesucht und erhalten. Die Ernennung seines bisherigen Gehülfen an seine Stelle verstand sich gewissermaßen von selbst, und Niemanden, der das Sachverhältniß kennt, durfte es befremden, daß in dieser Beziehung das eingetreten ist, was nach Maaßgabe des Verdienstes und der Geschäftserfahrung nicht anders zu erwarten war.

Wie man bestimmt vernimmt, ist vor einigen Tagen ein Courier vom Generallieutenant Perowsky, noch aus der Steppe abgefertigt, hier eingetroffen; über den Inhalt der eingegangenen Depeschen verlautet unterdessen nichts officiell im Publicum. Strenge Kälte und arges Unwetter sollen die Expedition auf ihrem Marsch durch die Steppe sehr turbirt haben; im Uebrigen litt sie an nichts Noth, war trefflich conditionirt, und suchte, vom frohesten Muthe beseelt, im raschen Vorrücken das Ziel ihrer Bestimmung zu erreichen. Dem nächsten Berichte des Generals Perowsky sieht man aus Khiwa selbst entgegen, das die Expedition in den letzten Tagen des scheidenden Jahres zu erreichen hoffte. Nicht 8000 – wie ein früheres Schreiben besagte – sondern 12,000 Kamele sind dem Detaschement zum Transport der Bagage und Ammunition beigegeben. (Hamb. u. Berl. Bl.)

Griechenland.

Unser politischer Horizont, welcher sich seit langer Zeit rein erhalten hatte, ist seit Wochen von einem Nebel umschleiert, dessen Durchschauung der überraschten Regierung zwar noch nicht ganz gelang, den zu zerreißen sie aber energisch beschäftigt ist. Die unvermuthete Verhaftung Georg Kapodistrias' (Bruder des ehemaligen Präsidenten Griechenlands) und des Obristen Nikitas (bekannt unter dem Namen: Türkenfresser), brachten in das Publicum übertriebene Gerüchte von Verschwörungen und Complotten gegen die bestehende Ordnung, von gewaltthätigen Entwürfen etc., die durch anderweitige Verhaftungen, Haussuchungen, Papier-Beschlagnahmen und militärische Vorsichtsmaaßregeln theilweisen Glauben finden mußten. Der Staatsprocurator fuhr mit dem Dampfschiff Otto mit geheimen Instructionen ab, Niemand wußte Anfangs wohin, aber Jedermann vermuthete, um weitere verdächtige Personen, deren Namen in der Sache compromittirt sind, zu verhaften. Kein Wunder, daß alle Parteien ihre Intriguenmaschine schnell in Bewegung setzten, um die Verrathenen gänzlich zu stürzen. Wenn in jedem andern Lande Parteien ein Unglück, so sind sie in Griechenland gleichsam ein Glück zu nennen, weil sie sich stets gegenseitig verrathen, so daß keiner ihrer nachtheiligen Anschläge zur Ausführung gelangen kann. Was man bis jetzt mit Bestimmtheit über die geheimnißvolle Verbindung wissen will, ist folgendes: bei der Untersuchung im Hause des Georg Kapodistrias fand man unter dessen Papieren ein Heft in griechischer Sprache, in welchem die ganze Organisation des geheimen Bundes verzeichnet war. Es enthält die Gründe und den Zweck der Gesellschaft, ihre außerordentlichen Mittel, die Art und Weise des Verfahrens, bei der Aufnahme und den von den Mitgliedern zu leistenden Schwur. Der Name der Gesellschaft ist: Philorthodoxia, und ihr Vorwand Beschützung der griechischen Religion, unter welchem Deckmantel man eine gänzliche Veränderung im Innern des Landes und eine Revolution in den türkischen Nachbarprovinzen Epirus, Macedonien und Thessalien bewerkstelligen

*) Die übrigen drei Personen ertranken, nach Berichten im Schwäb. Merkur.
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[0213/0005] richtet sich immer nach der Stärke der Streitkräfte, über die man in der Nähe dieser Hauptstadt verfügen kann. – Wir haben auf der Rhede von Vurla einen ungünstigen Ankerplatz und werden einen schlechten Winter hier zubringen. Aber die Engländer wollen nun einmal möglichst nahe bei den Dardanellen bleiben, und wir müssen dort nöthigenfalls eben so schnell ankommen, als sie.“ Deutschland. _ München, 25 Jan. Der Antheil unsers Publicums an den Sitzungen der Kammer der Abgeordneten ist bis jetzt überaus lebhaft. Auch heute in der 3ten öffentlichen Sitzung waren die Tribunen überfüllt. Es wurden vom 2ten und 3ten Ausschusse über Gesetzesentwürfe, und vom Petitionsausschusse über geprüfte Anträge der Abgeordneten Vorträge erstattet. (Wir kommen morgen darauf zurück.) Die Sitzung endete, da die Tagesordnung erschöpft war, schon vor 11 Uhr. – Man spricht dermal sehr viel von Vereinigung der Vorstadt Au nebst Haidhausen und Giesing mit unserer Residenzstadt, wodurch letztere einen Zuwachs von etwa 18,000 Seelen erhalten würde. Gewiß ist, daß der Gegenstand in den letzten Tagen beim Magistrat und in den Collegien der Gemeindebevollmächtigten zum Vortrage kam, und nächstens der k. Regierung vorgelegt werden wird. – Wie schon einmal früher, sahen wir auch jetzt wieder spanische Tänzer vom Madrider Hoftheater. Den großen Beifall, den sie erhalten, verdanken sie wohl weniger der Grazie ihrer Bewegungen, als vielmehr der nationalen Eigenthümlichkeit ihrer Tänze und ihrem sinnlichen Ausdrucke. _ Konstanz, 22 Jan. Ein Westorkan, wie man ihn hier seit Menschengedenken nicht erlebte, raste von gestern auf heute und peitschte den Bodensee mit einer furchtbaren Wuth. Von diesem schrecklichen Sturme wurden die der hiesigen Gesellschaft gehörigen Dampfboote Helvetia und Leopold in Mitte des zur Umarbeitung bestimmt waren, ohne an sich selbst den mindesten Schaden zu leiden, nach neunstündigem Kampfe mit der Gewalt der Wogen, hier an. Zwei Schleppschiffe jedoch, welche dem Leopold angehängt waren, mußten, nachdem vorher die verzweifelten Anstrengungen vergeblich gemacht worden waren, die darin befindlichen Personen und Waaren zu retten, als dieselben mit Wasser gefüllt waren, sich selbst überlassen werden. Es befanden sich darin drei Matrosen und ein Passagier. Einem der Matrosen war es noch gelungen, vom Schleppschiffe weg durch Schwimmen das Dampfboot zu erreichen. *) *) (Konst. Bl.) Preußen. _ Berlin, 22 Jan. An die Stelle des verstorbenen Generals v. Stülpnagel ist der Generalmajor v. Reyher, Chef des Generalstabs im Gardecorps, zum Director des allgemeinen Kriegsdepartements ernannt worden. Der General v. Reyher ist ein allgemein geachteter Militär, der von den untersten Chargen auf gedient hat, und dessen Kenntnisse bei der Leitung des Kriegsdepartements gewiß vom günstigsten Einfluß auf das Heer seyn werden. Rußland und Polen. _ Vom Main, 21 Jan. Verschiedene Blätter haben der Verabschiedung des Ministers Staatssecretärs Grabowski auf eine Weise gedacht, die Berichtigung verdient. Seit mehr als zwanzig Jahren ist der Geh. Raht v. Turkul, selbst ein geborner Pole so gut als Grabowski, und als ein eben so geistreicher als humaner Mann bekannt, im Staatssecretariat für das Königreich Polen angestellt, und hat schon seit geraumer Zeit demselben de facto vorgestanden, indem Graf Grabowski durch Krankheit verhindert war, sich mit den Geschäften zu befassen. Der leidende Zustand seiner Gesundheit ist die Ursache, aus welcher dieser hochbejahree Staatsmann seine Entlassung nachgesucht und erhalten. Die Ernennung seines bisherigen Gehülfen an seine Stelle verstand sich gewissermaßen von selbst, und Niemanden, der das Sachverhältniß kennt, durfte es befremden, daß in dieser Beziehung das eingetreten ist, was nach Maaßgabe des Verdienstes und der Geschäftserfahrung nicht anders zu erwarten war. _ St. Petersburg, 11 Jan. Wie man bestimmt vernimmt, ist vor einigen Tagen ein Courier vom Generallieutenant Perowsky, noch aus der Steppe abgefertigt, hier eingetroffen; über den Inhalt der eingegangenen Depeschen verlautet unterdessen nichts officiell im Publicum. Strenge Kälte und arges Unwetter sollen die Expedition auf ihrem Marsch durch die Steppe sehr turbirt haben; im Uebrigen litt sie an nichts Noth, war trefflich conditionirt, und suchte, vom frohesten Muthe beseelt, im raschen Vorrücken das Ziel ihrer Bestimmung zu erreichen. Dem nächsten Berichte des Generals Perowsky sieht man aus Khiwa selbst entgegen, das die Expedition in den letzten Tagen des scheidenden Jahres zu erreichen hoffte. Nicht 8000 – wie ein früheres Schreiben besagte – sondern 12,000 Kamele sind dem Detaschement zum Transport der Bagage und Ammunition beigegeben. (Hamb. u. Berl. Bl.) Griechenland. _ Athen, 12 Januar. Unser politischer Horizont, welcher sich seit langer Zeit rein erhalten hatte, ist seit Wochen von einem Nebel umschleiert, dessen Durchschauung der überraschten Regierung zwar noch nicht ganz gelang, den zu zerreißen sie aber energisch beschäftigt ist. Die unvermuthete Verhaftung Georg Kapodistrias' (Bruder des ehemaligen Präsidenten Griechenlands) und des Obristen Nikitas (bekannt unter dem Namen: Türkenfresser), brachten in das Publicum übertriebene Gerüchte von Verschwörungen und Complotten gegen die bestehende Ordnung, von gewaltthätigen Entwürfen etc., die durch anderweitige Verhaftungen, Haussuchungen, Papier-Beschlagnahmen und militärische Vorsichtsmaaßregeln theilweisen Glauben finden mußten. Der Staatsprocurator fuhr mit dem Dampfschiff Otto mit geheimen Instructionen ab, Niemand wußte Anfangs wohin, aber Jedermann vermuthete, um weitere verdächtige Personen, deren Namen in der Sache compromittirt sind, zu verhaften. Kein Wunder, daß alle Parteien ihre Intriguenmaschine schnell in Bewegung setzten, um die Verrathenen gänzlich zu stürzen. Wenn in jedem andern Lande Parteien ein Unglück, so sind sie in Griechenland gleichsam ein Glück zu nennen, weil sie sich stets gegenseitig verrathen, so daß keiner ihrer nachtheiligen Anschläge zur Ausführung gelangen kann. Was man bis jetzt mit Bestimmtheit über die geheimnißvolle Verbindung wissen will, ist folgendes: bei der Untersuchung im Hause des Georg Kapodistrias fand man unter dessen Papieren ein Heft in griechischer Sprache, in welchem die ganze Organisation des geheimen Bundes verzeichnet war. Es enthält die Gründe und den Zweck der Gesellschaft, ihre außerordentlichen Mittel, die Art und Weise des Verfahrens, bei der Aufnahme und den von den Mitgliedern zu leistenden Schwur. Der Name der Gesellschaft ist: Philorthodoxia, und ihr Vorwand Beschützung der griechischen Religion, unter welchem Deckmantel man eine gänzliche Veränderung im Innern des Landes und eine Revolution in den türkischen Nachbarprovinzen Epirus, Macedonien und Thessalien bewerkstelligen *) Die übrigen drei Personen ertranken, nach Berichten im Schwäb. Merkur.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 27. Augsburg, 27. Januar 1840, S. 0213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_027_18400127/5>, abgerufen am 26.04.2024.