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Allgemeine Zeitung. Nr. 26. Augsburg, 26. Januar 1840.

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Sonntag eine heilsame Lehre werden, wenn der Generalstab nicht mit Blindheit geschlagen wäre.

Die Anlehen der amerikanischen Staaten.

2. Anlehen, Handel und Tarif.

*Wir konnten, ohne zu weitläufig zu werden, der Vereinigten-Staat-Bank in eine Menge von Operationen nicht folgen, doch mag das im ersten Artikel Gesagte hinreichen, um ihr Verfahren als schamlos und betrügerisch zu bezeichnen. Indeß kommt dieß ihr Verfahren jetzt nur noch so weit in Betracht, als sich daraus erklärt, wie und warum sie bemüht war, amerikanische Anlehen in Form von Canal- und Eisenbahnactien in unglaublicher Masse über Europa, und namentlich in England zu verbreiten, wo der hohe Zinsfuß ihnen lange eine bereitwillige Abnahme verschaffte. Sie hatte nämlich den Vortheil, daß sie diese Actien um baares Geld verkaufte, und in Amerika größtentheils nur ihre Zettel dafür hingab. Jetzt erheben sich aber ganz andere Fragen, bei denen die Vereinigte-Staaten-Bank völlig in den Hintergrund tritt: wie steht es mit dem Credit der einzelnen Staaten? hat das Project, sämmtliche Anlehen der einzelnen Staaten in eine Unionsschuld zu consolidiren, eine Aussicht auf Erfolg? In wie fern stellt sich die Tariffrage in den nordamerikanischen Staaten einem solchen Plan entgegen, und wie wird sich der Handel Nordamerika's in Zukunft gestalten? Alle diese Fragen haben einen nothwendigen innern Zusammenhang, und ihr Einfluß auf die Parteistreitigkeiten des Landes muß fast entscheidend werden.

Die Frage über den Credit der einzelnen Staaten ist eine sehr häckliche, und noch hat Niemand gewagt, einen Staat geradezu als insolvent zu bezeichnen. Im Anfang dieses Jahrs erschien in dieser Beziehung ein Werk in England unter dem Titel: Observations on the financial position and credit of such of the States of the American Union as have contracted public debts. By Alex. Trotter Esq. Der Verfasser hat eine Menge officielle Documente gesammelt, um auf diese seine Ansicht zu begründen, und wir geben hier kurz das allgemeine Urtheil, welches er über den Stand der Sachen fällt:

"Am Ende des Jahrs 1835 betrugen die Schulden der einzelnen Staaten zusammengenommen über 60 Millionen Dollars, wovon der größte Theil auf eine productive Weise angelegt war. Seit dieser Zeit ist die Masse der Anlehen auf 183 Millionen gestiegen, und davon sind etwa 40 Millionen zur Errichtung von Banken verwendet worden und etwa 68 Millionen zu Straßen, Canälen, Eisenbahnen u. s. w. Da in den Vereinigten Staaten der gewöhnliche Bankgewinn die Interessen der Staatsschulden weit übersteigt, so ist hier allerdings ein Fonds, der hinreichend ist, um die darauf verwandten Summen mit Interessen und Capital zurückzubezahlen, wenn die Banken auch nur mit gewöhnlicher Klugheit geleitet werden; aber aus einer genauen Untersuchung der vorhandenen Thatsachen geht hervor, daß viele von den Staaten unternommene Canäle und Eisenbahnen höchst wahrscheinlich kein hinreichendes Einkommen abwerfen werden, um diese Werke im Stand zu erhalten und die Interessen für die darauf gewendeten Kosten zu zahlen. In allen diesen Fällen, so wie da, wo die Finanzen des Staats durch zu große Vermengung und Abhängigkeit von Bankinstituten, durch eine unkluge Verwaltung der Banken in Unordnung gerathen können, werden Hülfsfonds nöthig seyn, um den Credit des Staats zu erhalten, oder wo diese nicht vorhanden sind, muß man zu directen Abgaben seine Zuflucht nehmen. Bis jetzt haben die Legislaturen keine Neigung gezeigt, die Verpflichtungen, die sie oder ihre Vorgänger eingegangen, zu erfüllen, vielmehr sprechen sich alle Legislaturen der verschiedenen Staaten in den von ihnen ausgegangenen Actenstücken entschieden für die Unverletzlichkeit solcher Verpflichtungen aus. Obwohl nun, wenn man von der Vergangenheit auf die Zukunft schließt, aller Grund vorhanden ist, daß sie bei dieser Ansicht verharren werden, so können doch die fortdauernden und raschen Schritte, welche die demokratischen Grundsätze in den Vereinigten Staaten gemacht haben, allzu wichtige Folgen herbeiführen, die nicht zu übersehen sind. Diese Zunahme demokratischer Ansichten im schlimmsten Sinne des Worts und der Einfluß, den sie auf die verständigeren und bessern Grundsätze der einsichtsvolleren Classen üben, haben sich auf eine beklagenswerthe Weise in der geringen Macht gezeigt, welche die Executivgewalt allenthalben besitzt, wo sich ihr Pöbelgeschrei entgegenstellte, das allenthalben in der Union überhaupt, wie in den einzelnen Staaten am Ende immer siegreich gewesen ist. Die Wirkung, welche das Vorherrschen demokratischer Ansichten in dem vorliegenden Falle haben kann, ist einleuchtend; denn wenn die Staaten einmal genöthigt sind, zu Abgaben ihre Zuflucht zu nehmen, um die Interessen ihrer Anlehen zu zahlen, so wird dieß erst dann geschehen, wenn die verschiedenen Unternehmungen, zu deren Ausführung die Anlehen aufgenommen wurden, durch ihren Nichterfolg unpopulär geworden sind; und obgleich daraus noch nicht folgt, daß das Volk unter diesen Umständen sich den nothwendigen Opfern nicht unterwerfen wird, so läßt sich doch auf eine Erfüllung ihrer Verpflichtungen bei weitem nicht so zuversichtlich zählen, als wenn die Legislaturen von Volksclassen gewählt wären, die bei der Erhaltung des Staatscredits directer betheiligt sind."

Wir haben diesen Auszug aus einem viel weitschweifiger abgefaßten Gutachten darum gegeben, weil der Verfasser gerade diesen Gegenstand zu seinem speciellen Thema gemacht, andere Schriftsteller, namentlich solche, die in Amerika waren, was bei Hrn. Trotter nicht der Fall ist, und die demnach aus eigner Kenntniß der Volksgesinnung sprechen, erklären geradezu, die Amerikaner würden zu einem solchen Zweck keinen Heller an Taxen zahlen. Wir wollen jedoch diesen Punkt, als höchst bestreitbar, vorerst bei Seite lassen, und bemerken, daß selbst die Freunde der Vereinigten-Staaten-Bank einige der Staaten für höchst verdächtige Zahler halten. - Das M. Chronicle, welches seine Spalten öfters den kecksten Vertheidigern der Vereinigten-Staaten-Bank öffnete,*) enthält in seiner Nummer vom 11 November einen ganz in deren Interesse geschriebenen Artikel, worin es heißt: "Die Bank hat die verschiedenen Staaten in ihren ungeheuern Unternehmungen von Canälen und Eisenbahnen unterstützt, und hat dagegen Wechsel verschiedener Art und Staatspapiere zum Betrag von 53,563,965 Dollars erhalten; natürlich muß ein großer Theil dieser Papiere schlechte Sicherheit gewähren, und wird, wenn man sie realisirt, eine große Entwerthung erleiden; aber die Suspension der Baarzahlungen wird die Bank in den Stand setzen, diese Papiere für den Augenblick zu behalten und sie mit der Zeit auf die möglichst beste Weise zu verwerthen." Dieser Artikel zeigt klar, daß die Bank wo möglich einen Aufschub zu erhalten und die Suspension der Baarzahlungen zu verlängern sucht, um, wenn der erste Schrecken vorüber ist, die Papiere nach

*) Es ist bemerkenswerth, daß die Times, deren eigene Artikel der Vereinigten-Staaten-Bank seit Jahren feindlich waren, einen Correspondenten in Amerika hat, der durchaus die Partei der Banken nimmt, während beim M. Chronicle gerade der umgekehrte Fall stattfindet.


Sonntag eine heilsame Lehre werden, wenn der Generalstab nicht mit Blindheit geschlagen wäre.

Die Anlehen der amerikanischen Staaten.

2. Anlehen, Handel und Tarif.

*Wir konnten, ohne zu weitläufig zu werden, der Vereinigten-Staat-Bank in eine Menge von Operationen nicht folgen, doch mag das im ersten Artikel Gesagte hinreichen, um ihr Verfahren als schamlos und betrügerisch zu bezeichnen. Indeß kommt dieß ihr Verfahren jetzt nur noch so weit in Betracht, als sich daraus erklärt, wie und warum sie bemüht war, amerikanische Anlehen in Form von Canal- und Eisenbahnactien in unglaublicher Masse über Europa, und namentlich in England zu verbreiten, wo der hohe Zinsfuß ihnen lange eine bereitwillige Abnahme verschaffte. Sie hatte nämlich den Vortheil, daß sie diese Actien um baares Geld verkaufte, und in Amerika größtentheils nur ihre Zettel dafür hingab. Jetzt erheben sich aber ganz andere Fragen, bei denen die Vereinigte-Staaten-Bank völlig in den Hintergrund tritt: wie steht es mit dem Credit der einzelnen Staaten? hat das Project, sämmtliche Anlehen der einzelnen Staaten in eine Unionsschuld zu consolidiren, eine Aussicht auf Erfolg? In wie fern stellt sich die Tariffrage in den nordamerikanischen Staaten einem solchen Plan entgegen, und wie wird sich der Handel Nordamerika's in Zukunft gestalten? Alle diese Fragen haben einen nothwendigen innern Zusammenhang, und ihr Einfluß auf die Parteistreitigkeiten des Landes muß fast entscheidend werden.

Die Frage über den Credit der einzelnen Staaten ist eine sehr häckliche, und noch hat Niemand gewagt, einen Staat geradezu als insolvent zu bezeichnen. Im Anfang dieses Jahrs erschien in dieser Beziehung ein Werk in England unter dem Titel: Observations on the financial position and credit of such of the States of the American Union as have contracted public debts. By Alex. Trotter Esq. Der Verfasser hat eine Menge officielle Documente gesammelt, um auf diese seine Ansicht zu begründen, und wir geben hier kurz das allgemeine Urtheil, welches er über den Stand der Sachen fällt:

„Am Ende des Jahrs 1835 betrugen die Schulden der einzelnen Staaten zusammengenommen über 60 Millionen Dollars, wovon der größte Theil auf eine productive Weise angelegt war. Seit dieser Zeit ist die Masse der Anlehen auf 183 Millionen gestiegen, und davon sind etwa 40 Millionen zur Errichtung von Banken verwendet worden und etwa 68 Millionen zu Straßen, Canälen, Eisenbahnen u. s. w. Da in den Vereinigten Staaten der gewöhnliche Bankgewinn die Interessen der Staatsschulden weit übersteigt, so ist hier allerdings ein Fonds, der hinreichend ist, um die darauf verwandten Summen mit Interessen und Capital zurückzubezahlen, wenn die Banken auch nur mit gewöhnlicher Klugheit geleitet werden; aber aus einer genauen Untersuchung der vorhandenen Thatsachen geht hervor, daß viele von den Staaten unternommene Canäle und Eisenbahnen höchst wahrscheinlich kein hinreichendes Einkommen abwerfen werden, um diese Werke im Stand zu erhalten und die Interessen für die darauf gewendeten Kosten zu zahlen. In allen diesen Fällen, so wie da, wo die Finanzen des Staats durch zu große Vermengung und Abhängigkeit von Bankinstituten, durch eine unkluge Verwaltung der Banken in Unordnung gerathen können, werden Hülfsfonds nöthig seyn, um den Credit des Staats zu erhalten, oder wo diese nicht vorhanden sind, muß man zu directen Abgaben seine Zuflucht nehmen. Bis jetzt haben die Legislaturen keine Neigung gezeigt, die Verpflichtungen, die sie oder ihre Vorgänger eingegangen, zu erfüllen, vielmehr sprechen sich alle Legislaturen der verschiedenen Staaten in den von ihnen ausgegangenen Actenstücken entschieden für die Unverletzlichkeit solcher Verpflichtungen aus. Obwohl nun, wenn man von der Vergangenheit auf die Zukunft schließt, aller Grund vorhanden ist, daß sie bei dieser Ansicht verharren werden, so können doch die fortdauernden und raschen Schritte, welche die demokratischen Grundsätze in den Vereinigten Staaten gemacht haben, allzu wichtige Folgen herbeiführen, die nicht zu übersehen sind. Diese Zunahme demokratischer Ansichten im schlimmsten Sinne des Worts und der Einfluß, den sie auf die verständigeren und bessern Grundsätze der einsichtsvolleren Classen üben, haben sich auf eine beklagenswerthe Weise in der geringen Macht gezeigt, welche die Executivgewalt allenthalben besitzt, wo sich ihr Pöbelgeschrei entgegenstellte, das allenthalben in der Union überhaupt, wie in den einzelnen Staaten am Ende immer siegreich gewesen ist. Die Wirkung, welche das Vorherrschen demokratischer Ansichten in dem vorliegenden Falle haben kann, ist einleuchtend; denn wenn die Staaten einmal genöthigt sind, zu Abgaben ihre Zuflucht zu nehmen, um die Interessen ihrer Anlehen zu zahlen, so wird dieß erst dann geschehen, wenn die verschiedenen Unternehmungen, zu deren Ausführung die Anlehen aufgenommen wurden, durch ihren Nichterfolg unpopulär geworden sind; und obgleich daraus noch nicht folgt, daß das Volk unter diesen Umständen sich den nothwendigen Opfern nicht unterwerfen wird, so läßt sich doch auf eine Erfüllung ihrer Verpflichtungen bei weitem nicht so zuversichtlich zählen, als wenn die Legislaturen von Volksclassen gewählt wären, die bei der Erhaltung des Staatscredits directer betheiligt sind.“

Wir haben diesen Auszug aus einem viel weitschweifiger abgefaßten Gutachten darum gegeben, weil der Verfasser gerade diesen Gegenstand zu seinem speciellen Thema gemacht, andere Schriftsteller, namentlich solche, die in Amerika waren, was bei Hrn. Trotter nicht der Fall ist, und die demnach aus eigner Kenntniß der Volksgesinnung sprechen, erklären geradezu, die Amerikaner würden zu einem solchen Zweck keinen Heller an Taxen zahlen. Wir wollen jedoch diesen Punkt, als höchst bestreitbar, vorerst bei Seite lassen, und bemerken, daß selbst die Freunde der Vereinigten-Staaten-Bank einige der Staaten für höchst verdächtige Zahler halten. – Das M. Chronicle, welches seine Spalten öfters den kecksten Vertheidigern der Vereinigten-Staaten-Bank öffnete,*) enthält in seiner Nummer vom 11 November einen ganz in deren Interesse geschriebenen Artikel, worin es heißt: „Die Bank hat die verschiedenen Staaten in ihren ungeheuern Unternehmungen von Canälen und Eisenbahnen unterstützt, und hat dagegen Wechsel verschiedener Art und Staatspapiere zum Betrag von 53,563,965 Dollars erhalten; natürlich muß ein großer Theil dieser Papiere schlechte Sicherheit gewähren, und wird, wenn man sie realisirt, eine große Entwerthung erleiden; aber die Suspension der Baarzahlungen wird die Bank in den Stand setzen, diese Papiere für den Augenblick zu behalten und sie mit der Zeit auf die möglichst beste Weise zu verwerthen.“ Dieser Artikel zeigt klar, daß die Bank wo möglich einen Aufschub zu erhalten und die Suspension der Baarzahlungen zu verlängern sucht, um, wenn der erste Schrecken vorüber ist, die Papiere nach

*) Es ist bemerkenswerth, daß die Times, deren eigene Artikel der Vereinigten-Staaten-Bank seit Jahren feindlich waren, einen Correspondenten in Amerika hat, der durchaus die Partei der Banken nimmt, während beim M. Chronicle gerade der umgekehrte Fall stattfindet.
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[0205/0013] Sonntag eine heilsame Lehre werden, wenn der Generalstab nicht mit Blindheit geschlagen wäre. Die Anlehen der amerikanischen Staaten. 2. Anlehen, Handel und Tarif. *Wir konnten, ohne zu weitläufig zu werden, der Vereinigten-Staat-Bank in eine Menge von Operationen nicht folgen, doch mag das im ersten Artikel Gesagte hinreichen, um ihr Verfahren als schamlos und betrügerisch zu bezeichnen. Indeß kommt dieß ihr Verfahren jetzt nur noch so weit in Betracht, als sich daraus erklärt, wie und warum sie bemüht war, amerikanische Anlehen in Form von Canal- und Eisenbahnactien in unglaublicher Masse über Europa, und namentlich in England zu verbreiten, wo der hohe Zinsfuß ihnen lange eine bereitwillige Abnahme verschaffte. Sie hatte nämlich den Vortheil, daß sie diese Actien um baares Geld verkaufte, und in Amerika größtentheils nur ihre Zettel dafür hingab. Jetzt erheben sich aber ganz andere Fragen, bei denen die Vereinigte-Staaten-Bank völlig in den Hintergrund tritt: wie steht es mit dem Credit der einzelnen Staaten? hat das Project, sämmtliche Anlehen der einzelnen Staaten in eine Unionsschuld zu consolidiren, eine Aussicht auf Erfolg? In wie fern stellt sich die Tariffrage in den nordamerikanischen Staaten einem solchen Plan entgegen, und wie wird sich der Handel Nordamerika's in Zukunft gestalten? Alle diese Fragen haben einen nothwendigen innern Zusammenhang, und ihr Einfluß auf die Parteistreitigkeiten des Landes muß fast entscheidend werden. Die Frage über den Credit der einzelnen Staaten ist eine sehr häckliche, und noch hat Niemand gewagt, einen Staat geradezu als insolvent zu bezeichnen. Im Anfang dieses Jahrs erschien in dieser Beziehung ein Werk in England unter dem Titel: Observations on the financial position and credit of such of the States of the American Union as have contracted public debts. By Alex. Trotter Esq. Der Verfasser hat eine Menge officielle Documente gesammelt, um auf diese seine Ansicht zu begründen, und wir geben hier kurz das allgemeine Urtheil, welches er über den Stand der Sachen fällt: „Am Ende des Jahrs 1835 betrugen die Schulden der einzelnen Staaten zusammengenommen über 60 Millionen Dollars, wovon der größte Theil auf eine productive Weise angelegt war. Seit dieser Zeit ist die Masse der Anlehen auf 183 Millionen gestiegen, und davon sind etwa 40 Millionen zur Errichtung von Banken verwendet worden und etwa 68 Millionen zu Straßen, Canälen, Eisenbahnen u. s. w. Da in den Vereinigten Staaten der gewöhnliche Bankgewinn die Interessen der Staatsschulden weit übersteigt, so ist hier allerdings ein Fonds, der hinreichend ist, um die darauf verwandten Summen mit Interessen und Capital zurückzubezahlen, wenn die Banken auch nur mit gewöhnlicher Klugheit geleitet werden; aber aus einer genauen Untersuchung der vorhandenen Thatsachen geht hervor, daß viele von den Staaten unternommene Canäle und Eisenbahnen höchst wahrscheinlich kein hinreichendes Einkommen abwerfen werden, um diese Werke im Stand zu erhalten und die Interessen für die darauf gewendeten Kosten zu zahlen. In allen diesen Fällen, so wie da, wo die Finanzen des Staats durch zu große Vermengung und Abhängigkeit von Bankinstituten, durch eine unkluge Verwaltung der Banken in Unordnung gerathen können, werden Hülfsfonds nöthig seyn, um den Credit des Staats zu erhalten, oder wo diese nicht vorhanden sind, muß man zu directen Abgaben seine Zuflucht nehmen. Bis jetzt haben die Legislaturen keine Neigung gezeigt, die Verpflichtungen, die sie oder ihre Vorgänger eingegangen, zu erfüllen, vielmehr sprechen sich alle Legislaturen der verschiedenen Staaten in den von ihnen ausgegangenen Actenstücken entschieden für die Unverletzlichkeit solcher Verpflichtungen aus. Obwohl nun, wenn man von der Vergangenheit auf die Zukunft schließt, aller Grund vorhanden ist, daß sie bei dieser Ansicht verharren werden, so können doch die fortdauernden und raschen Schritte, welche die demokratischen Grundsätze in den Vereinigten Staaten gemacht haben, allzu wichtige Folgen herbeiführen, die nicht zu übersehen sind. Diese Zunahme demokratischer Ansichten im schlimmsten Sinne des Worts und der Einfluß, den sie auf die verständigeren und bessern Grundsätze der einsichtsvolleren Classen üben, haben sich auf eine beklagenswerthe Weise in der geringen Macht gezeigt, welche die Executivgewalt allenthalben besitzt, wo sich ihr Pöbelgeschrei entgegenstellte, das allenthalben in der Union überhaupt, wie in den einzelnen Staaten am Ende immer siegreich gewesen ist. Die Wirkung, welche das Vorherrschen demokratischer Ansichten in dem vorliegenden Falle haben kann, ist einleuchtend; denn wenn die Staaten einmal genöthigt sind, zu Abgaben ihre Zuflucht zu nehmen, um die Interessen ihrer Anlehen zu zahlen, so wird dieß erst dann geschehen, wenn die verschiedenen Unternehmungen, zu deren Ausführung die Anlehen aufgenommen wurden, durch ihren Nichterfolg unpopulär geworden sind; und obgleich daraus noch nicht folgt, daß das Volk unter diesen Umständen sich den nothwendigen Opfern nicht unterwerfen wird, so läßt sich doch auf eine Erfüllung ihrer Verpflichtungen bei weitem nicht so zuversichtlich zählen, als wenn die Legislaturen von Volksclassen gewählt wären, die bei der Erhaltung des Staatscredits directer betheiligt sind.“ Wir haben diesen Auszug aus einem viel weitschweifiger abgefaßten Gutachten darum gegeben, weil der Verfasser gerade diesen Gegenstand zu seinem speciellen Thema gemacht, andere Schriftsteller, namentlich solche, die in Amerika waren, was bei Hrn. Trotter nicht der Fall ist, und die demnach aus eigner Kenntniß der Volksgesinnung sprechen, erklären geradezu, die Amerikaner würden zu einem solchen Zweck keinen Heller an Taxen zahlen. Wir wollen jedoch diesen Punkt, als höchst bestreitbar, vorerst bei Seite lassen, und bemerken, daß selbst die Freunde der Vereinigten-Staaten-Bank einige der Staaten für höchst verdächtige Zahler halten. – Das M. Chronicle, welches seine Spalten öfters den kecksten Vertheidigern der Vereinigten-Staaten-Bank öffnete, *) enthält in seiner Nummer vom 11 November einen ganz in deren Interesse geschriebenen Artikel, worin es heißt: „Die Bank hat die verschiedenen Staaten in ihren ungeheuern Unternehmungen von Canälen und Eisenbahnen unterstützt, und hat dagegen Wechsel verschiedener Art und Staatspapiere zum Betrag von 53,563,965 Dollars erhalten; natürlich muß ein großer Theil dieser Papiere schlechte Sicherheit gewähren, und wird, wenn man sie realisirt, eine große Entwerthung erleiden; aber die Suspension der Baarzahlungen wird die Bank in den Stand setzen, diese Papiere für den Augenblick zu behalten und sie mit der Zeit auf die möglichst beste Weise zu verwerthen.“ Dieser Artikel zeigt klar, daß die Bank wo möglich einen Aufschub zu erhalten und die Suspension der Baarzahlungen zu verlängern sucht, um, wenn der erste Schrecken vorüber ist, die Papiere nach *) Es ist bemerkenswerth, daß die Times, deren eigene Artikel der Vereinigten-Staaten-Bank seit Jahren feindlich waren, einen Correspondenten in Amerika hat, der durchaus die Partei der Banken nimmt, während beim M. 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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 26. Augsburg, 26. Januar 1840, S. 0205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_026_18400126/13>, abgerufen am 26.04.2024.