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Allgemeine Zeitung. Nr. 18. Augsburg, 18. Januar 1840.

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Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Am 12 Jan. lief in Havre das Paketboot Sully ein, das New-York am 11 Dec. verlassen. Es hat die Präsidentenbotschaft nicht mitgebracht. Der Congreß war annoch mit den bestrittenen Wahlen des Repräsentantenhauses beschäftigt; doch hoffte man bis zum 12 Dec. damit zu Ende zu kommen, wo dann die Einbringung der Botschaft zu erwarten war.

Spanien.

(Phare des Pyrenees vom 10 Jan.) Die Brigadiers Zurbano und Aleson haben gestern Molinas angegriffen, wo Llangostera zwei Bataillone und eine Schwadron hatte, die sich zurückzogen. Alles wird zur Belagerung von Segura vorbereitet. O'Donnell wird zu gleicher Zeit Aliago und Aspiroz Alpuente belagern. - Von Saragossa schreibt man vom 7 Jan.: "Cabrera ward auf den Wunsch seiner Schwestern, die ihn nicht sicher glaubten, in einer Sänfte von Herbes nach Morella gebracht. Sein Leben ist fortwährend in der größten Gefahr."

Großbritannien.

Am 10 Jan. Nachmittags kam die Königin, von ihrer erlauchten Mutter und der Gräfin v. Charlemont begleitet, unter einer Bedeckung leichter Dragoner, von Windsorschloß nach London herein. Das Gefolge fuhr in drei Wagen nach. Das am Eingange des Buckinghampalastes zahlreich versammelte Publicum begrüßte Ihre Maj. mit freudigem Zuruf. Alsbald wurde die königliche Standarte über dem Marmorbogen vor dem Palast aufgezogen. Gleich nach der Ankunft des Hofs hatte Lord Melbourne Audienz bei Ihrer Maj. - Heute (11) ward im auswärtigen Amt ein Cabinetsrath gehalten.

Lord Brougham kehrte am 9 Jan. von Brougham-Hall bei Penrith (Cumberland) zurück, wohin er von Paris aus geeilt war, um dem Leichenbegängniß seiner Mutter beizuwohnen.

Am 10 Jan., als dem Tage, wo die Penny-Briefpost ins Leben trat, war ein ungeheurer Zudrang an den verschiedenen Londoner Postämtern. Jedermann, schien es, wollte sich, bei dem Reize der Neuheit, der ersten Gelegenheit bedienen, so wohlfeil an seine Freunde und Bekannten in den Provinzen zu schreiben. Was das Geschäft bis jetzt erschwert, ist, daß die gestempelten Pennycouverts bis jetzt noch fehlen, so daß den Briefabgebern die Pennystücke einzeln abgenommen werden müssen. Der Standard gibt die verzögerte Anfertigung dieser Couverts dem neuen Finanzminister, Hrn. Baring, Schuld, und weiß, unter scharfer Rüge der angeblich paschamäßigen Grobheit, womit derselbe das Personal seines Departements behandle, ein Geschichtchen über dessen Nachlässigkeit in diesem Punkt zu erzählen, das aber der Globe für ganz grundlos erklärt. Der Standard weist schadenfroh auf die Schererei hin, welche diese Verzögerung der Stempelcouverts den Parlamentsmitgliedern machen werde, die natürlich mit ihren Constituenten eine starke Correspondenz zu führen haben, und deren Portofreiheit unter der neuen Brieftaxacte aufhört. - Dem Sun zufolge wurden am 10 Jan. 112,000 Briefe in London expedirt - beinahe das Vierfache der an demselben Tag im vorigen Jahr expedirten Briefzahl. Davon waren 7/8 frankirt.

Vor den Assisen in Monmouth kam am 9 Jan. der zweite schwerstgravirte der auf Hochverrath angeklagten Chartisten, Zephaniah Williams - Besitzer eines Wirthshauses in dem wallisischen Gebirgsort Nantyglo, wo die Chartisten sich zu versammeln pflegten - an die Reihe. Wie gemeldet, wurde lange auf ihn gefahndet, und man verhaftete ihn endlich in Bristol, als er eben im Begriffe war, sich nach Portugal einzuschiffen. Nachdem er die Advocaten HH. Thomas und Rickards zu seinen Vertheidigern gewählt, schritt man zur Bildung der Petty Jury. Einer von den vorgeschlagenen Schwurmännern auf der Liste wurde von dem Angeklagten darum als "parteiisch" verworfen, weil er zu der silbernen Vase, die von den Einwohnern Newports ihrem vorigen Mayor, Sir Thomas Phillips, als Zeichen der Anerkennung für sein muthiges Benehmen bei dem Aufstand verehrt ward, einen Beitrag unterzeichnet. Der Solicitor-General eröffnete sofort das Verfolgungsverfahren im Namen der Krone. Die Argumentation seines Plaidoyers traf, wie natürlich, in ihren Hauptzügen mit jener gegen John Frost zusammen. Hierauf begann die Abhör der Belastungszeugen. Ihre Aussagen constatiren übereinstimmend, daß Williams bei dem Einbruch in Newport sich als einer der Führer bemerkbar gemacht habe; zugleich deponirten aber zwei derselben, daß er sich vormals bei einigen Gelegenheiten gegen die Anwendung von Gewaltmitteln ausgesprochen habe. Es unterliegt keinem Zweifel, daß das Verdict gegen ihn gerade so wie gegen John Frost ausfallen wird. Uebrigens hat sein Rechtsbeistand Hr.


Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Am 12 Jan. lief in Havre das Paketboot Sully ein, das New-York am 11 Dec. verlassen. Es hat die Präsidentenbotschaft nicht mitgebracht. Der Congreß war annoch mit den bestrittenen Wahlen des Repräsentantenhauses beschäftigt; doch hoffte man bis zum 12 Dec. damit zu Ende zu kommen, wo dann die Einbringung der Botschaft zu erwarten war.

Spanien.

(Phare des Pyrenées vom 10 Jan.) Die Brigadiers Zurbano und Aleson haben gestern Molinas angegriffen, wo Llangostera zwei Bataillone und eine Schwadron hatte, die sich zurückzogen. Alles wird zur Belagerung von Segura vorbereitet. O'Donnell wird zu gleicher Zeit Aliago und Aspiroz Alpuente belagern. – Von Saragossa schreibt man vom 7 Jan.: „Cabrera ward auf den Wunsch seiner Schwestern, die ihn nicht sicher glaubten, in einer Sänfte von Herbes nach Morella gebracht. Sein Leben ist fortwährend in der größten Gefahr.“

Großbritannien.

Am 10 Jan. Nachmittags kam die Königin, von ihrer erlauchten Mutter und der Gräfin v. Charlemont begleitet, unter einer Bedeckung leichter Dragoner, von Windsorschloß nach London herein. Das Gefolge fuhr in drei Wagen nach. Das am Eingange des Buckinghampalastes zahlreich versammelte Publicum begrüßte Ihre Maj. mit freudigem Zuruf. Alsbald wurde die königliche Standarte über dem Marmorbogen vor dem Palast aufgezogen. Gleich nach der Ankunft des Hofs hatte Lord Melbourne Audienz bei Ihrer Maj. – Heute (11) ward im auswärtigen Amt ein Cabinetsrath gehalten.

Lord Brougham kehrte am 9 Jan. von Brougham-Hall bei Penrith (Cumberland) zurück, wohin er von Paris aus geeilt war, um dem Leichenbegängniß seiner Mutter beizuwohnen.

Am 10 Jan., als dem Tage, wo die Penny-Briefpost ins Leben trat, war ein ungeheurer Zudrang an den verschiedenen Londoner Postämtern. Jedermann, schien es, wollte sich, bei dem Reize der Neuheit, der ersten Gelegenheit bedienen, so wohlfeil an seine Freunde und Bekannten in den Provinzen zu schreiben. Was das Geschäft bis jetzt erschwert, ist, daß die gestempelten Pennycouverts bis jetzt noch fehlen, so daß den Briefabgebern die Pennystücke einzeln abgenommen werden müssen. Der Standard gibt die verzögerte Anfertigung dieser Couverts dem neuen Finanzminister, Hrn. Baring, Schuld, und weiß, unter scharfer Rüge der angeblich paschamäßigen Grobheit, womit derselbe das Personal seines Departements behandle, ein Geschichtchen über dessen Nachlässigkeit in diesem Punkt zu erzählen, das aber der Globe für ganz grundlos erklärt. Der Standard weist schadenfroh auf die Schererei hin, welche diese Verzögerung der Stempelcouverts den Parlamentsmitgliedern machen werde, die natürlich mit ihren Constituenten eine starke Correspondenz zu führen haben, und deren Portofreiheit unter der neuen Brieftaxacte aufhört. – Dem Sun zufolge wurden am 10 Jan. 112,000 Briefe in London expedirt – beinahe das Vierfache der an demselben Tag im vorigen Jahr expedirten Briefzahl. Davon waren 7/8 frankirt.

Vor den Assisen in Monmouth kam am 9 Jan. der zweite schwerstgravirte der auf Hochverrath angeklagten Chartisten, Zephaniah Williams – Besitzer eines Wirthshauses in dem wallisischen Gebirgsort Nantyglo, wo die Chartisten sich zu versammeln pflegten – an die Reihe. Wie gemeldet, wurde lange auf ihn gefahndet, und man verhaftete ihn endlich in Bristol, als er eben im Begriffe war, sich nach Portugal einzuschiffen. Nachdem er die Advocaten HH. Thomas und Rickards zu seinen Vertheidigern gewählt, schritt man zur Bildung der Petty Jury. Einer von den vorgeschlagenen Schwurmännern auf der Liste wurde von dem Angeklagten darum als „parteiisch“ verworfen, weil er zu der silbernen Vase, die von den Einwohnern Newports ihrem vorigen Mayor, Sir Thomas Phillips, als Zeichen der Anerkennung für sein muthiges Benehmen bei dem Aufstand verehrt ward, einen Beitrag unterzeichnet. Der Solicitor-General eröffnete sofort das Verfolgungsverfahren im Namen der Krone. Die Argumentation seines Plaidoyers traf, wie natürlich, in ihren Hauptzügen mit jener gegen John Frost zusammen. Hierauf begann die Abhör der Belastungszeugen. Ihre Aussagen constatiren übereinstimmend, daß Williams bei dem Einbruch in Newport sich als einer der Führer bemerkbar gemacht habe; zugleich deponirten aber zwei derselben, daß er sich vormals bei einigen Gelegenheiten gegen die Anwendung von Gewaltmitteln ausgesprochen habe. Es unterliegt keinem Zweifel, daß das Verdict gegen ihn gerade so wie gegen John Frost ausfallen wird. Uebrigens hat sein Rechtsbeistand Hr.

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[0137/0001] Vereinigte Staaten von Nordamerika. Am 12 Jan. lief in Havre das Paketboot Sully ein, das New-York am 11 Dec. verlassen. Es hat die Präsidentenbotschaft nicht mitgebracht. Der Congreß war annoch mit den bestrittenen Wahlen des Repräsentantenhauses beschäftigt; doch hoffte man bis zum 12 Dec. damit zu Ende zu kommen, wo dann die Einbringung der Botschaft zu erwarten war. Spanien. (Phare des Pyrenées vom 10 Jan.) Die Brigadiers Zurbano und Aleson haben gestern Molinas angegriffen, wo Llangostera zwei Bataillone und eine Schwadron hatte, die sich zurückzogen. Alles wird zur Belagerung von Segura vorbereitet. O'Donnell wird zu gleicher Zeit Aliago und Aspiroz Alpuente belagern. – Von Saragossa schreibt man vom 7 Jan.: „Cabrera ward auf den Wunsch seiner Schwestern, die ihn nicht sicher glaubten, in einer Sänfte von Herbes nach Morella gebracht. Sein Leben ist fortwährend in der größten Gefahr.“ Großbritannien. London, 11 Jan Am 10 Jan. Nachmittags kam die Königin, von ihrer erlauchten Mutter und der Gräfin v. Charlemont begleitet, unter einer Bedeckung leichter Dragoner, von Windsorschloß nach London herein. Das Gefolge fuhr in drei Wagen nach. Das am Eingange des Buckinghampalastes zahlreich versammelte Publicum begrüßte Ihre Maj. mit freudigem Zuruf. Alsbald wurde die königliche Standarte über dem Marmorbogen vor dem Palast aufgezogen. Gleich nach der Ankunft des Hofs hatte Lord Melbourne Audienz bei Ihrer Maj. – Heute (11) ward im auswärtigen Amt ein Cabinetsrath gehalten. Lord Brougham kehrte am 9 Jan. von Brougham-Hall bei Penrith (Cumberland) zurück, wohin er von Paris aus geeilt war, um dem Leichenbegängniß seiner Mutter beizuwohnen. Am 10 Jan., als dem Tage, wo die Penny-Briefpost ins Leben trat, war ein ungeheurer Zudrang an den verschiedenen Londoner Postämtern. Jedermann, schien es, wollte sich, bei dem Reize der Neuheit, der ersten Gelegenheit bedienen, so wohlfeil an seine Freunde und Bekannten in den Provinzen zu schreiben. Was das Geschäft bis jetzt erschwert, ist, daß die gestempelten Pennycouverts bis jetzt noch fehlen, so daß den Briefabgebern die Pennystücke einzeln abgenommen werden müssen. Der Standard gibt die verzögerte Anfertigung dieser Couverts dem neuen Finanzminister, Hrn. Baring, Schuld, und weiß, unter scharfer Rüge der angeblich paschamäßigen Grobheit, womit derselbe das Personal seines Departements behandle, ein Geschichtchen über dessen Nachlässigkeit in diesem Punkt zu erzählen, das aber der Globe für ganz grundlos erklärt. Der Standard weist schadenfroh auf die Schererei hin, welche diese Verzögerung der Stempelcouverts den Parlamentsmitgliedern machen werde, die natürlich mit ihren Constituenten eine starke Correspondenz zu führen haben, und deren Portofreiheit unter der neuen Brieftaxacte aufhört. – Dem Sun zufolge wurden am 10 Jan. 112,000 Briefe in London expedirt – beinahe das Vierfache der an demselben Tag im vorigen Jahr expedirten Briefzahl. Davon waren 7/8 frankirt. Vor den Assisen in Monmouth kam am 9 Jan. der zweite schwerstgravirte der auf Hochverrath angeklagten Chartisten, Zephaniah Williams – Besitzer eines Wirthshauses in dem wallisischen Gebirgsort Nantyglo, wo die Chartisten sich zu versammeln pflegten – an die Reihe. Wie gemeldet, wurde lange auf ihn gefahndet, und man verhaftete ihn endlich in Bristol, als er eben im Begriffe war, sich nach Portugal einzuschiffen. Nachdem er die Advocaten HH. Thomas und Rickards zu seinen Vertheidigern gewählt, schritt man zur Bildung der Petty Jury. Einer von den vorgeschlagenen Schwurmännern auf der Liste wurde von dem Angeklagten darum als „parteiisch“ verworfen, weil er zu der silbernen Vase, die von den Einwohnern Newports ihrem vorigen Mayor, Sir Thomas Phillips, als Zeichen der Anerkennung für sein muthiges Benehmen bei dem Aufstand verehrt ward, einen Beitrag unterzeichnet. Der Solicitor-General eröffnete sofort das Verfolgungsverfahren im Namen der Krone. Die Argumentation seines Plaidoyers traf, wie natürlich, in ihren Hauptzügen mit jener gegen John Frost zusammen. Hierauf begann die Abhör der Belastungszeugen. Ihre Aussagen constatiren übereinstimmend, daß Williams bei dem Einbruch in Newport sich als einer der Führer bemerkbar gemacht habe; zugleich deponirten aber zwei derselben, daß er sich vormals bei einigen Gelegenheiten gegen die Anwendung von Gewaltmitteln ausgesprochen habe. Es unterliegt keinem Zweifel, daß das Verdict gegen ihn gerade so wie gegen John Frost ausfallen wird. Uebrigens hat sein Rechtsbeistand Hr.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 18. Augsburg, 18. Januar 1840, S. 0137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_018_18400118/1>, abgerufen am 21.11.2024.