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Allgemeine Zeitung. Nr. 16. Augsburg, 16. Januar 1840.

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v. Welck und der geheime Finanzrath v. Polenz - ein Resultat, das hier um so mehr allgemeine Verwunderung erregt hat, als Jedermann 10 gegen 1 gewettet hätte, daß Bürgermeister Hübler als erster Candidat in Vorschlag kommen würde. Ueberhaupt bestätigt diese Wahl, wie es schon bei den Deputationswahlen in der ersten Kammer genugsam zu erkennen war, daß die Aristokratie in derselben in enggegliederter Schlachtlinie vorwärts schreitet, und die derselben entgegenstrebenden Elemente nur als machtlose Staffage erscheinen. Sonst war außer Deutrich bisweilen noch ein bürgerlicher unter den Candidaten für die Vicepräsidentenstelle, wie z. B. Hübler; jetzt hat man drei Adelige sich ausgesucht, wobei nicht unerwähnt zu lassen ist, daß v. Carlowitz bereits Mitglied zweier Deputationen ist, und v. Polenz, um seine Entschuldigung gegen Uebernahme eines Deputationsamtes zu motiviren, über vielfältige Kränklichkeit geklagt hat. Dagegen ist dem Bürgermeister Hübler die von Deutrich bekleidete Mitgliedschaft der zweiten Deputation zugetheilt worden.
(Sächs. Bl.)

Preußen.

Der hiesige Berichterstatter der Allgemeinen Zeitung, welcher unter dem Zeichen [irrelevantes Material] die Nachrichten aus dem Großherzogthum Posen liefert, meldet in einem in ihrer Nummer vom 23 Dec. enthaltenen Artikel, daß man an der Eisenbahn vom Niemen nach Libau bereits in voller Arbeit begriffen sey, während wir hier wissen, daß die für dieses Unternehmen zu stiftende Actiengesellschaft, trotz dem daß der Kaiser ihr die Zinsen garantiren will, noch nicht einmal zusammengebracht ist; "und wir, fügt er hinzu, wir legen unterdessen die Hände in den Schooß und lassen das Gras auf den Straßen und an den Seehäfen wachsen." Wie gewöhnlich in den Berichten dieses Referenten läuft also Alles darauf hinaus, der preußischen Regierung etwas anzuhängen. Wir fürchten nur, es werden einige aus dem Volk auf den Zweifel kommen, ob eine östliche preußische Eisenbahn, die er vorschlägt, die Russen daran hindern würde, ihre eigene zur Ausführung ihrer Producte zu benutzen; wir fürchten, diese Einigen werden es der Regierung Dank wissen, daß sie einen solchen Zweifel lieber selbst erwägt, als das Nationalvermögen an Chimären hängt. - Viel ist seit einiger Zeit über die Verhältnisse der preußischen Ostprovinzen gesprochen worden, aber selten haben wir gefunden, daß der richtige Gesichtspunkt zu ihrer Beurtheilung gewählt wurde. Die herrschenden Uebelstände zu schildern, zu übertreiben, der Regierung mißbilligende Blicke zuzuwerfen, dazu ist jeder bereit gewesen; aber was denn eigentlich an ihr zu mißbilligen sey, das hat keiner gesagt, viel weniger einen gescheidten Rath gegeben. Daß Rußland seine Gränzen abschließt, ist vielleicht nicht politisch richtig, vielleicht dient es nur mächtigen Privatinteressen, in jedem Falle schadet es den östlichen preußischen Provinzen. Aber Rußland kann die Absicht haben, politische Nachtheile durch financielle Vortheile aufzuwiegen, die Frage lediglich nach seinen particulären Interessen zu entscheiden - wo ist der Grund, aus dem es deßhalb getadelt werden möchte? Gegen die Uebel, welche für einen Nachbarstaat daraus entstehen, hat derselbe nie andere Mittel gehabt, als Unterhandlungen oder Repressalien. Jene sind gepflogen in Berlin wie in Petersburg; man wird ihren Gang und ihre speciellen Resultate freilich nicht zu Jedermanns Kenntniß gebracht haben, aber daß dabei das Aeußerste versucht und mit aller Sachkenntniß verfahren ist, dürfte von einer Regierung, deren Erfahrung im Fache der Finanzen und des Handels noch nie in Zweifel gestellt worden; billig vorauszusetzen seyn. Die Unterhandlungen sind fruchtlos gewesen; es bleiben also die Repressalien. Die naheliegende Art, Repressalien anzuwenden, wäre: die preußische Gränze gleich der russischen abzusperren. Erfolg würde dieß allerdings haben, aber für wen die meisten Nachtheile? Sicherlich nicht für Rußland, dem Preußen überhaupt nur abnimmt, was es für sich braucht, oder was es andern Staaten zuführt, und wovon es die Vortheile des Zwischenhandels bezieht. Daß aber dennoch Kräfte gegen die vorhandenen Uebel da sind und wirken, ist leicht zu erkennen, sobald man sich, anstatt Aengstlichkeit zu hegen oder zu fingiren, nur einigem Nachdenken über das hingeben will, was vor Augen liegt. Rußlan sieht sich jetzt genöthigt, eine Eisenbahn von vierzig und einigen Meilen in einem Lande, wo weder Passage noch Handelsverkehr erheblich sind, wo also zum Rentiren sehr wenig Aussicht ist, anzulegen. Die Gründe dafür müssen also stark seyn. Wenn sie nun angelegt seyn wird, so ist damit der directe russische Getreidehandel mit England noch keineswegs bewirkt. Die preußischen Seestädte, die ihn bisher vermittelten, bezogen von England Colonialwaaren, Rußland aber braucht nur baares Geld. Und wer die Danziger, Elbinger, Königsberger Speichermasse einmal gesehen, von ihren, zum Theil einen europäischen Ruf genießenden Einrichtungen nur einige Kenntniß genommen hat, der wird einräumen, daß dergleichen nicht so schnell in Libau nachzuahmen sind, der andern vielfachen persönlichen und sachlichen Zwischenverhältnisse, durch welche ein Verkehr bedingt wird, nicht einmal zu gedenken. Die russische Eisenbahn kann also den Ostpreußen keinen Schrecken einjagen, sondern es muß ihnen als die erste günstige Folge irgend einer von Preußen eingenommenen Stellung erscheinen, daß Rußland nach einem so kolossalen, zu seinem eigentlichen Zweck in gar keinem Verhältniß stehenden Projecte zu greifen gezwungen ist, um sich zu helfen. Dieses ungeheure Mißverhältniß ist eine Hülfe für Preußen, und die Abneigung gegen Rußland, welche dieses in Folge seines rücksichtslosen Princips in allen Classen des Volks und in allen Ständen hervorruft, und welche immer tiefer wurzelt, wird eine andere Hülfe seyn. Damit wollen wir nicht die Besorgniß aussprechen, als glaube die Regierung genug gethan zu haben. Sie wird zwar jene indirecten Angriffe schwerlich beachten, aber das Auge eines väterlichen Monarchen wendet sich darum nicht ab von den Nachtheilen, die eine ganze Provinz treffen. Was die Verhältnisse zuließen, ist zwar gethan, aber die Zeit gebiert täglich neue; was diese zulassen, unterbleibt gewiß nicht. (Leipz. Bl.)

Dänemark.

Unter den bisher bekannt gewordenen Adressen, vor Allem aus dem Herzogthum Schleswig, an den König Christian VIII, verdient diejenige aus der Stadt Schleswig hervorgehoben zu werden. Beherzigenswerth sind namentlich darin die Worte: "Berathende Stände sind eigentlich nur Schattenbilder der wirklichen, sie vermehren die Zahl der Collegien; das Volk sieht, wie wenig sie wirken, und verliert mit der Zeit alles Interesse daran. Ein Landtag mit dem Rechte der Beschlußnahme dagegen gewährt den sichersten Schutz gegen die verderbliche Bureaukratie." (Nordd. Bl.)

Der König hat der Residenz ein unschätzbares Neujahrsgeschenk durch die Genehmigung und Bekanntmachung des neuen Gemeindegesetzes gemacht, welches auch schon in der Berling'schen Zeitung aufgenommen worden. Es fand sich nach königlichem Befehl am 1 d. M. der Oberpräsident Kjerulff im geheimen Staatsrath ein, wo der König ihm das von Sr. Majestät selbst unterschriebene Gesetz einhändigte. Unmittelbar darauf begab sich der Oberpräsident zum Magistrat, wo sich nach allerhöchstem Befehl die

v. Welck und der geheime Finanzrath v. Polenz – ein Resultat, das hier um so mehr allgemeine Verwunderung erregt hat, als Jedermann 10 gegen 1 gewettet hätte, daß Bürgermeister Hübler als erster Candidat in Vorschlag kommen würde. Ueberhaupt bestätigt diese Wahl, wie es schon bei den Deputationswahlen in der ersten Kammer genugsam zu erkennen war, daß die Aristokratie in derselben in enggegliederter Schlachtlinie vorwärts schreitet, und die derselben entgegenstrebenden Elemente nur als machtlose Staffage erscheinen. Sonst war außer Deutrich bisweilen noch ein bürgerlicher unter den Candidaten für die Vicepräsidentenstelle, wie z. B. Hübler; jetzt hat man drei Adelige sich ausgesucht, wobei nicht unerwähnt zu lassen ist, daß v. Carlowitz bereits Mitglied zweier Deputationen ist, und v. Polenz, um seine Entschuldigung gegen Uebernahme eines Deputationsamtes zu motiviren, über vielfältige Kränklichkeit geklagt hat. Dagegen ist dem Bürgermeister Hübler die von Deutrich bekleidete Mitgliedschaft der zweiten Deputation zugetheilt worden.
(Sächs. Bl.)

Preußen.

Der hiesige Berichterstatter der Allgemeinen Zeitung, welcher unter dem Zeichen [irrelevantes Material] die Nachrichten aus dem Großherzogthum Posen liefert, meldet in einem in ihrer Nummer vom 23 Dec. enthaltenen Artikel, daß man an der Eisenbahn vom Niemen nach Libau bereits in voller Arbeit begriffen sey, während wir hier wissen, daß die für dieses Unternehmen zu stiftende Actiengesellschaft, trotz dem daß der Kaiser ihr die Zinsen garantiren will, noch nicht einmal zusammengebracht ist; „und wir, fügt er hinzu, wir legen unterdessen die Hände in den Schooß und lassen das Gras auf den Straßen und an den Seehäfen wachsen.“ Wie gewöhnlich in den Berichten dieses Referenten läuft also Alles darauf hinaus, der preußischen Regierung etwas anzuhängen. Wir fürchten nur, es werden einige aus dem Volk auf den Zweifel kommen, ob eine östliche preußische Eisenbahn, die er vorschlägt, die Russen daran hindern würde, ihre eigene zur Ausführung ihrer Producte zu benutzen; wir fürchten, diese Einigen werden es der Regierung Dank wissen, daß sie einen solchen Zweifel lieber selbst erwägt, als das Nationalvermögen an Chimären hängt. – Viel ist seit einiger Zeit über die Verhältnisse der preußischen Ostprovinzen gesprochen worden, aber selten haben wir gefunden, daß der richtige Gesichtspunkt zu ihrer Beurtheilung gewählt wurde. Die herrschenden Uebelstände zu schildern, zu übertreiben, der Regierung mißbilligende Blicke zuzuwerfen, dazu ist jeder bereit gewesen; aber was denn eigentlich an ihr zu mißbilligen sey, das hat keiner gesagt, viel weniger einen gescheidten Rath gegeben. Daß Rußland seine Gränzen abschließt, ist vielleicht nicht politisch richtig, vielleicht dient es nur mächtigen Privatinteressen, in jedem Falle schadet es den östlichen preußischen Provinzen. Aber Rußland kann die Absicht haben, politische Nachtheile durch financielle Vortheile aufzuwiegen, die Frage lediglich nach seinen particulären Interessen zu entscheiden – wo ist der Grund, aus dem es deßhalb getadelt werden möchte? Gegen die Uebel, welche für einen Nachbarstaat daraus entstehen, hat derselbe nie andere Mittel gehabt, als Unterhandlungen oder Repressalien. Jene sind gepflogen in Berlin wie in Petersburg; man wird ihren Gang und ihre speciellen Resultate freilich nicht zu Jedermanns Kenntniß gebracht haben, aber daß dabei das Aeußerste versucht und mit aller Sachkenntniß verfahren ist, dürfte von einer Regierung, deren Erfahrung im Fache der Finanzen und des Handels noch nie in Zweifel gestellt worden; billig vorauszusetzen seyn. Die Unterhandlungen sind fruchtlos gewesen; es bleiben also die Repressalien. Die naheliegende Art, Repressalien anzuwenden, wäre: die preußische Gränze gleich der russischen abzusperren. Erfolg würde dieß allerdings haben, aber für wen die meisten Nachtheile? Sicherlich nicht für Rußland, dem Preußen überhaupt nur abnimmt, was es für sich braucht, oder was es andern Staaten zuführt, und wovon es die Vortheile des Zwischenhandels bezieht. Daß aber dennoch Kräfte gegen die vorhandenen Uebel da sind und wirken, ist leicht zu erkennen, sobald man sich, anstatt Aengstlichkeit zu hegen oder zu fingiren, nur einigem Nachdenken über das hingeben will, was vor Augen liegt. Rußlan sieht sich jetzt genöthigt, eine Eisenbahn von vierzig und einigen Meilen in einem Lande, wo weder Passage noch Handelsverkehr erheblich sind, wo also zum Rentiren sehr wenig Aussicht ist, anzulegen. Die Gründe dafür müssen also stark seyn. Wenn sie nun angelegt seyn wird, so ist damit der directe russische Getreidehandel mit England noch keineswegs bewirkt. Die preußischen Seestädte, die ihn bisher vermittelten, bezogen von England Colonialwaaren, Rußland aber braucht nur baares Geld. Und wer die Danziger, Elbinger, Königsberger Speichermasse einmal gesehen, von ihren, zum Theil einen europäischen Ruf genießenden Einrichtungen nur einige Kenntniß genommen hat, der wird einräumen, daß dergleichen nicht so schnell in Libau nachzuahmen sind, der andern vielfachen persönlichen und sachlichen Zwischenverhältnisse, durch welche ein Verkehr bedingt wird, nicht einmal zu gedenken. Die russische Eisenbahn kann also den Ostpreußen keinen Schrecken einjagen, sondern es muß ihnen als die erste günstige Folge irgend einer von Preußen eingenommenen Stellung erscheinen, daß Rußland nach einem so kolossalen, zu seinem eigentlichen Zweck in gar keinem Verhältniß stehenden Projecte zu greifen gezwungen ist, um sich zu helfen. Dieses ungeheure Mißverhältniß ist eine Hülfe für Preußen, und die Abneigung gegen Rußland, welche dieses in Folge seines rücksichtslosen Princips in allen Classen des Volks und in allen Ständen hervorruft, und welche immer tiefer wurzelt, wird eine andere Hülfe seyn. Damit wollen wir nicht die Besorgniß aussprechen, als glaube die Regierung genug gethan zu haben. Sie wird zwar jene indirecten Angriffe schwerlich beachten, aber das Auge eines väterlichen Monarchen wendet sich darum nicht ab von den Nachtheilen, die eine ganze Provinz treffen. Was die Verhältnisse zuließen, ist zwar gethan, aber die Zeit gebiert täglich neue; was diese zulassen, unterbleibt gewiß nicht. (Leipz. Bl.)

Dänemark.

Unter den bisher bekannt gewordenen Adressen, vor Allem aus dem Herzogthum Schleswig, an den König Christian VIII, verdient diejenige aus der Stadt Schleswig hervorgehoben zu werden. Beherzigenswerth sind namentlich darin die Worte: „Berathende Stände sind eigentlich nur Schattenbilder der wirklichen, sie vermehren die Zahl der Collegien; das Volk sieht, wie wenig sie wirken, und verliert mit der Zeit alles Interesse daran. Ein Landtag mit dem Rechte der Beschlußnahme dagegen gewährt den sichersten Schutz gegen die verderbliche Bureaukratie.“ (Nordd. Bl.)

Der König hat der Residenz ein unschätzbares Neujahrsgeschenk durch die Genehmigung und Bekanntmachung des neuen Gemeindegesetzes gemacht, welches auch schon in der Berling'schen Zeitung aufgenommen worden. Es fand sich nach königlichem Befehl am 1 d. M. der Oberpräsident Kjerulff im geheimen Staatsrath ein, wo der König ihm das von Sr. Majestät selbst unterschriebene Gesetz einhändigte. Unmittelbar darauf begab sich der Oberpräsident zum Magistrat, wo sich nach allerhöchstem Befehl die

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Die Unterhandlungen sind fruchtlos gewesen; es bleiben also die Repressalien. Die naheliegende Art, Repressalien anzuwenden, wäre: die preußische Gränze gleich der russischen abzusperren. Erfolg würde dieß allerdings haben, aber für wen die meisten Nachtheile? Sicherlich nicht für Rußland, dem Preußen überhaupt nur abnimmt, was es für sich braucht, oder was es andern Staaten zuführt, und wovon es die Vortheile des Zwischenhandels bezieht. Daß aber dennoch Kräfte gegen die vorhandenen Uebel da sind und wirken, ist leicht zu erkennen, sobald man sich, anstatt Aengstlichkeit zu hegen oder zu fingiren, nur einigem Nachdenken über das hingeben will, was vor Augen liegt. Rußlan sieht sich jetzt genöthigt, eine Eisenbahn von vierzig und einigen Meilen in einem Lande, wo weder Passage noch Handelsverkehr erheblich sind, wo also zum Rentiren sehr wenig Aussicht ist, anzulegen. Die Gründe dafür müssen also stark seyn. Wenn sie nun angelegt seyn wird, so ist damit der directe russische Getreidehandel mit England noch keineswegs bewirkt. Die preußischen Seestädte, die ihn bisher vermittelten, bezogen von England Colonialwaaren, Rußland aber braucht nur baares Geld. Und wer die Danziger, Elbinger, Königsberger Speichermasse einmal gesehen, von ihren, zum Theil einen europäischen Ruf genießenden Einrichtungen nur einige Kenntniß genommen hat, der wird einräumen, daß dergleichen nicht so schnell in Libau nachzuahmen sind, der andern vielfachen persönlichen und sachlichen Zwischenverhältnisse, durch welche ein Verkehr bedingt wird, nicht einmal zu gedenken. Die russische Eisenbahn kann also den Ostpreußen keinen Schrecken einjagen, sondern es muß ihnen als die erste günstige Folge irgend einer von Preußen eingenommenen Stellung erscheinen, daß Rußland nach einem so kolossalen, zu seinem eigentlichen Zweck in gar keinem Verhältniß stehenden Projecte zu greifen gezwungen ist, um sich zu helfen. Dieses ungeheure Mißverhältniß ist eine Hülfe für Preußen, und die Abneigung gegen Rußland, welche dieses in Folge seines rücksichtslosen Princips in allen Classen des Volks und in allen Ständen hervorruft, und welche immer tiefer wurzelt, wird eine andere Hülfe seyn. Damit wollen wir nicht die Besorgniß aussprechen, als glaube die Regierung genug gethan zu haben. Sie wird zwar jene indirecten Angriffe schwerlich beachten, aber das Auge eines väterlichen Monarchen wendet sich darum nicht ab von den Nachtheilen, die eine ganze Provinz treffen. Was die Verhältnisse zuließen, ist zwar gethan, aber die Zeit gebiert täglich neue; was diese zulassen, unterbleibt gewiß nicht. (<hi rendition="#g">Leipz</hi>. <hi rendition="#g">Bl</hi>.)</p>
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[0126/0006] v. Welck und der geheime Finanzrath v. Polenz – ein Resultat, das hier um so mehr allgemeine Verwunderung erregt hat, als Jedermann 10 gegen 1 gewettet hätte, daß Bürgermeister Hübler als erster Candidat in Vorschlag kommen würde. Ueberhaupt bestätigt diese Wahl, wie es schon bei den Deputationswahlen in der ersten Kammer genugsam zu erkennen war, daß die Aristokratie in derselben in enggegliederter Schlachtlinie vorwärts schreitet, und die derselben entgegenstrebenden Elemente nur als machtlose Staffage erscheinen. Sonst war außer Deutrich bisweilen noch ein bürgerlicher unter den Candidaten für die Vicepräsidentenstelle, wie z. B. Hübler; jetzt hat man drei Adelige sich ausgesucht, wobei nicht unerwähnt zu lassen ist, daß v. Carlowitz bereits Mitglied zweier Deputationen ist, und v. Polenz, um seine Entschuldigung gegen Uebernahme eines Deputationsamtes zu motiviren, über vielfältige Kränklichkeit geklagt hat. Dagegen ist dem Bürgermeister Hübler die von Deutrich bekleidete Mitgliedschaft der zweiten Deputation zugetheilt worden. (Sächs. Bl.) Preußen. Berlin, 5 Jan. Der hiesige Berichterstatter der Allgemeinen Zeitung, welcher unter dem Zeichen _ die Nachrichten aus dem Großherzogthum Posen liefert, meldet in einem in ihrer Nummer vom 23 Dec. enthaltenen Artikel, daß man an der Eisenbahn vom Niemen nach Libau bereits in voller Arbeit begriffen sey, während wir hier wissen, daß die für dieses Unternehmen zu stiftende Actiengesellschaft, trotz dem daß der Kaiser ihr die Zinsen garantiren will, noch nicht einmal zusammengebracht ist; „und wir, fügt er hinzu, wir legen unterdessen die Hände in den Schooß und lassen das Gras auf den Straßen und an den Seehäfen wachsen.“ Wie gewöhnlich in den Berichten dieses Referenten läuft also Alles darauf hinaus, der preußischen Regierung etwas anzuhängen. Wir fürchten nur, es werden einige aus dem Volk auf den Zweifel kommen, ob eine östliche preußische Eisenbahn, die er vorschlägt, die Russen daran hindern würde, ihre eigene zur Ausführung ihrer Producte zu benutzen; wir fürchten, diese Einigen werden es der Regierung Dank wissen, daß sie einen solchen Zweifel lieber selbst erwägt, als das Nationalvermögen an Chimären hängt. – Viel ist seit einiger Zeit über die Verhältnisse der preußischen Ostprovinzen gesprochen worden, aber selten haben wir gefunden, daß der richtige Gesichtspunkt zu ihrer Beurtheilung gewählt wurde. Die herrschenden Uebelstände zu schildern, zu übertreiben, der Regierung mißbilligende Blicke zuzuwerfen, dazu ist jeder bereit gewesen; aber was denn eigentlich an ihr zu mißbilligen sey, das hat keiner gesagt, viel weniger einen gescheidten Rath gegeben. Daß Rußland seine Gränzen abschließt, ist vielleicht nicht politisch richtig, vielleicht dient es nur mächtigen Privatinteressen, in jedem Falle schadet es den östlichen preußischen Provinzen. Aber Rußland kann die Absicht haben, politische Nachtheile durch financielle Vortheile aufzuwiegen, die Frage lediglich nach seinen particulären Interessen zu entscheiden – wo ist der Grund, aus dem es deßhalb getadelt werden möchte? Gegen die Uebel, welche für einen Nachbarstaat daraus entstehen, hat derselbe nie andere Mittel gehabt, als Unterhandlungen oder Repressalien. Jene sind gepflogen in Berlin wie in Petersburg; man wird ihren Gang und ihre speciellen Resultate freilich nicht zu Jedermanns Kenntniß gebracht haben, aber daß dabei das Aeußerste versucht und mit aller Sachkenntniß verfahren ist, dürfte von einer Regierung, deren Erfahrung im Fache der Finanzen und des Handels noch nie in Zweifel gestellt worden; billig vorauszusetzen seyn. Die Unterhandlungen sind fruchtlos gewesen; es bleiben also die Repressalien. Die naheliegende Art, Repressalien anzuwenden, wäre: die preußische Gränze gleich der russischen abzusperren. Erfolg würde dieß allerdings haben, aber für wen die meisten Nachtheile? Sicherlich nicht für Rußland, dem Preußen überhaupt nur abnimmt, was es für sich braucht, oder was es andern Staaten zuführt, und wovon es die Vortheile des Zwischenhandels bezieht. Daß aber dennoch Kräfte gegen die vorhandenen Uebel da sind und wirken, ist leicht zu erkennen, sobald man sich, anstatt Aengstlichkeit zu hegen oder zu fingiren, nur einigem Nachdenken über das hingeben will, was vor Augen liegt. Rußlan sieht sich jetzt genöthigt, eine Eisenbahn von vierzig und einigen Meilen in einem Lande, wo weder Passage noch Handelsverkehr erheblich sind, wo also zum Rentiren sehr wenig Aussicht ist, anzulegen. Die Gründe dafür müssen also stark seyn. Wenn sie nun angelegt seyn wird, so ist damit der directe russische Getreidehandel mit England noch keineswegs bewirkt. Die preußischen Seestädte, die ihn bisher vermittelten, bezogen von England Colonialwaaren, Rußland aber braucht nur baares Geld. Und wer die Danziger, Elbinger, Königsberger Speichermasse einmal gesehen, von ihren, zum Theil einen europäischen Ruf genießenden Einrichtungen nur einige Kenntniß genommen hat, der wird einräumen, daß dergleichen nicht so schnell in Libau nachzuahmen sind, der andern vielfachen persönlichen und sachlichen Zwischenverhältnisse, durch welche ein Verkehr bedingt wird, nicht einmal zu gedenken. Die russische Eisenbahn kann also den Ostpreußen keinen Schrecken einjagen, sondern es muß ihnen als die erste günstige Folge irgend einer von Preußen eingenommenen Stellung erscheinen, daß Rußland nach einem so kolossalen, zu seinem eigentlichen Zweck in gar keinem Verhältniß stehenden Projecte zu greifen gezwungen ist, um sich zu helfen. Dieses ungeheure Mißverhältniß ist eine Hülfe für Preußen, und die Abneigung gegen Rußland, welche dieses in Folge seines rücksichtslosen Princips in allen Classen des Volks und in allen Ständen hervorruft, und welche immer tiefer wurzelt, wird eine andere Hülfe seyn. Damit wollen wir nicht die Besorgniß aussprechen, als glaube die Regierung genug gethan zu haben. Sie wird zwar jene indirecten Angriffe schwerlich beachten, aber das Auge eines väterlichen Monarchen wendet sich darum nicht ab von den Nachtheilen, die eine ganze Provinz treffen. Was die Verhältnisse zuließen, ist zwar gethan, aber die Zeit gebiert täglich neue; was diese zulassen, unterbleibt gewiß nicht. (Leipz. Bl.) Dänemark. Kiel, 3 Jan. Unter den bisher bekannt gewordenen Adressen, vor Allem aus dem Herzogthum Schleswig, an den König Christian VIII, verdient diejenige aus der Stadt Schleswig hervorgehoben zu werden. Beherzigenswerth sind namentlich darin die Worte: „Berathende Stände sind eigentlich nur Schattenbilder der wirklichen, sie vermehren die Zahl der Collegien; das Volk sieht, wie wenig sie wirken, und verliert mit der Zeit alles Interesse daran. Ein Landtag mit dem Rechte der Beschlußnahme dagegen gewährt den sichersten Schutz gegen die verderbliche Bureaukratie.“ (Nordd. Bl.) Kopenhagen, 3 Januar. Der König hat der Residenz ein unschätzbares Neujahrsgeschenk durch die Genehmigung und Bekanntmachung des neuen Gemeindegesetzes gemacht, welches auch schon in der Berling'schen Zeitung aufgenommen worden. Es fand sich nach königlichem Befehl am 1 d. M. der Oberpräsident Kjerulff im geheimen Staatsrath ein, wo der König ihm das von Sr. Majestät selbst unterschriebene Gesetz einhändigte. Unmittelbar darauf begab sich der Oberpräsident zum Magistrat, wo sich nach allerhöchstem Befehl die

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 16. Augsburg, 16. Januar 1840, S. 0126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_016_18400116/6>, abgerufen am 21.11.2024.