Allgemeine Zeitung. Nr. 10. Augsburg, 10. Januar 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Freitag Nr. 10. 10 Januar 1840. Spanien. Madrid, 28 Dec. Die Minister haben sich in der vielbesprochenen Angelegenheit des Brigadiers Linage ganz passiv verhalten. Der zweite Courier, welcher von hier an Espartero abgefertigt wurde, überbrachte an diesen nur das Duplicat des von der Königin-Regentin Tags zuvor an ihn gerichteten Schreibens, und der zweite hier eingetroffene Courier brachte eben so das Duplicat von Espartero's Antwort. Sobald der Herzog das Schreiben der Königin erhielt, schloß er sich ein, und ließ Niemanden vor sich, bis er den Courier wieder abgefertigt hatte, so daß der Inhalt seiner Antwort für den treuen Ausdruck seiner eignen Gesinnungen gelten kann. Die Regierungspartei behauptet, einer großen Stimmenmehrheit bei den bevorstehenden Wahlen bereits gewiß gewesen zu seyn, durch den ersten Eindruck aber, welchen der Artikel Linage's hervorgebracht habe, sey der Ausgang schwankend geworden. In der That wird das ganze Land durch die Anstrengungen der verschiedenen Parteien, den Ausgang der Wahlen je für sich zu gewinnen, in einen krampfhaften Zustand versetzt. Selbst die Personen, welche sich sonst gleichgültig verhielten, oder durch die Drohungen der Exaltirten eingeschüchtert ihre Stimmen nicht abzugeben wagten, scheinen dießmal die Wahlangelegenheit zu einer Gewissenssache zu machen. Ueberall organisiren sich die Moderirten in Comites, an deren Spitze einflußreiche Personen gestellt werden, und selbst Geldopfer werden nicht geschont. Die Exaltirten haben dagegen den Vortheil, sich im Besitz der Provincial- und Municipalämter zu befinden, kraft dessen sie die Wahllisten anfertigen, und solchen Personen, deren Stimmen sie sich nicht vergewissert haben, die Aufnahme in dieselben verweigern. Die französische Diplomatie sieht dem Ausgange dieses Parteienkampfes mit großer Spannung entgegen, und der Marquis v. Rumigny macht durchaus kein Geheimniß daraus, daß es der aufrichtigste Wunsch seiner Regierung sey, den Thron Isabellens II von Männern umgeben zu sehen, welche mit fester Hand ein geregeltes Verwaltungssystem durchführen, den heillosen Umtrieben der Anarchisten ein Ziel setzen, und der spanischen Nation Achtung und Anerkennung im Auslande verschaffen könnten. Wenn sich auch die politische Thätigkeit des Botschafters darauf beschränken mag, über die Interessen des Landes, welches er hier vertritt, zu wachen, so unterläßt er doch nichts, um auf die Wiederherstellung der Ordnung und die Befestigung eines gemäßigten Regierungssystems in der Halbinsel hinzuwirken. Die Stellung, welche der Botschafter hier einnimmt, ist um so wichtiger, da wohl wenige französische Diplomaten sich des persönlichen Vertrauens ihres Monarchen in so hohem Grade erfreuen dürften, wie der Marquis v. Rumigny. Angelegenheiten, welche mit besonderem Tacte behandelt werden müssen, werden daher, selbst wenn sie nicht ausschließlich französische Interessen betreffen, nicht selten seiner Fürsorge übertragen. - Der Infant Don Francisco de Paula sieht sich mit seiner zahlreichen Familie in Paris durch das Ausbleiben der ihm von den Cortes bewilligten Geldsummen in eine drückende Lage versetzt. Diese Summen sind auf die philippinischen Inseln angewiesen, und diese Wechsel können nur gegen einen Verlust von 23 bis 25 Procent angebracht werden; seit längerer Zeit aber hat der Infant auch gegen diesen Verlust keine Zahlung von der spanischen Staatscasse erlangen können, ein Umstand, der um so bedenklicher war, da gerade jetzt die Partei der Exaltirten abermals daran arbeitet, den leicht zu verleitenden Infanten zum Gegenstand ihrer Intriguen zu machen. Eine hohe Person wandte sich von Paris aus an den Marquis v. Rumigny, um durch ihn die geeigneten Schritte zur Zufriedenstellung des Infanten thun zu lassen, und in Folge der persönlichen Bemühungen des Botschafters ist endlich die Auszahlung der dem Infanten schuldigen Summen verfügt worden. - Wenn in öffentlichen Blättern behauptet wird, das französische Cabinet lasse hier an einem Vermählungsproject zwischen der Königin Isabelle und dem Herzog von Nemours arbeiten, so ist dieß ein Gerücht, welches hier schon seit lange besprochen wird, jedoch nur von den Politikern der Kaffeehäuser. Sollte wirklich hier etwas dergleichen im Werke seyn, so glaube ich versichern zu können, daß bei dem angeblichen Vermählungsproject zum wenigsten nicht die Königin Isabelle betheiligt ist. Großbritannien. London, 3 Jan Der Globe widerspricht in bestimmten Worten der durch Andeutungen in englischen Correspondenzen aus Konstantinopel unterstützten Behauptung französischer Journale, daß die Abberufung Lord Ponsonby's von seiner Botschafterstelle bei der Pforte bevorstehe. In einer öffentlichen Versammlung, die vor einigen Tagen in Sheffield stattfand, sprach Hr. Joseph Sturge, den man unter den Bewerbern um den durch Hrn. Attwoods Rücktritt erledigten Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Freitag Nr. 10. 10 Januar 1840. Spanien. Madrid, 28 Dec. Die Minister haben sich in der vielbesprochenen Angelegenheit des Brigadiers Linage ganz passiv verhalten. Der zweite Courier, welcher von hier an Espartero abgefertigt wurde, überbrachte an diesen nur das Duplicat des von der Königin-Regentin Tags zuvor an ihn gerichteten Schreibens, und der zweite hier eingetroffene Courier brachte eben so das Duplicat von Espartero's Antwort. Sobald der Herzog das Schreiben der Königin erhielt, schloß er sich ein, und ließ Niemanden vor sich, bis er den Courier wieder abgefertigt hatte, so daß der Inhalt seiner Antwort für den treuen Ausdruck seiner eignen Gesinnungen gelten kann. Die Regierungspartei behauptet, einer großen Stimmenmehrheit bei den bevorstehenden Wahlen bereits gewiß gewesen zu seyn, durch den ersten Eindruck aber, welchen der Artikel Linage's hervorgebracht habe, sey der Ausgang schwankend geworden. In der That wird das ganze Land durch die Anstrengungen der verschiedenen Parteien, den Ausgang der Wahlen je für sich zu gewinnen, in einen krampfhaften Zustand versetzt. Selbst die Personen, welche sich sonst gleichgültig verhielten, oder durch die Drohungen der Exaltirten eingeschüchtert ihre Stimmen nicht abzugeben wagten, scheinen dießmal die Wahlangelegenheit zu einer Gewissenssache zu machen. Ueberall organisiren sich die Moderirten in Comités, an deren Spitze einflußreiche Personen gestellt werden, und selbst Geldopfer werden nicht geschont. Die Exaltirten haben dagegen den Vortheil, sich im Besitz der Provincial- und Municipalämter zu befinden, kraft dessen sie die Wahllisten anfertigen, und solchen Personen, deren Stimmen sie sich nicht vergewissert haben, die Aufnahme in dieselben verweigern. Die französische Diplomatie sieht dem Ausgange dieses Parteienkampfes mit großer Spannung entgegen, und der Marquis v. Rumigny macht durchaus kein Geheimniß daraus, daß es der aufrichtigste Wunsch seiner Regierung sey, den Thron Isabellens II von Männern umgeben zu sehen, welche mit fester Hand ein geregeltes Verwaltungssystem durchführen, den heillosen Umtrieben der Anarchisten ein Ziel setzen, und der spanischen Nation Achtung und Anerkennung im Auslande verschaffen könnten. Wenn sich auch die politische Thätigkeit des Botschafters darauf beschränken mag, über die Interessen des Landes, welches er hier vertritt, zu wachen, so unterläßt er doch nichts, um auf die Wiederherstellung der Ordnung und die Befestigung eines gemäßigten Regierungssystems in der Halbinsel hinzuwirken. Die Stellung, welche der Botschafter hier einnimmt, ist um so wichtiger, da wohl wenige französische Diplomaten sich des persönlichen Vertrauens ihres Monarchen in so hohem Grade erfreuen dürften, wie der Marquis v. Rumigny. Angelegenheiten, welche mit besonderem Tacte behandelt werden müssen, werden daher, selbst wenn sie nicht ausschließlich französische Interessen betreffen, nicht selten seiner Fürsorge übertragen. – Der Infant Don Francisco de Paula sieht sich mit seiner zahlreichen Familie in Paris durch das Ausbleiben der ihm von den Cortes bewilligten Geldsummen in eine drückende Lage versetzt. Diese Summen sind auf die philippinischen Inseln angewiesen, und diese Wechsel können nur gegen einen Verlust von 23 bis 25 Procent angebracht werden; seit längerer Zeit aber hat der Infant auch gegen diesen Verlust keine Zahlung von der spanischen Staatscasse erlangen können, ein Umstand, der um so bedenklicher war, da gerade jetzt die Partei der Exaltirten abermals daran arbeitet, den leicht zu verleitenden Infanten zum Gegenstand ihrer Intriguen zu machen. Eine hohe Person wandte sich von Paris aus an den Marquis v. Rumigny, um durch ihn die geeigneten Schritte zur Zufriedenstellung des Infanten thun zu lassen, und in Folge der persönlichen Bemühungen des Botschafters ist endlich die Auszahlung der dem Infanten schuldigen Summen verfügt worden. – Wenn in öffentlichen Blättern behauptet wird, das französische Cabinet lasse hier an einem Vermählungsproject zwischen der Königin Isabelle und dem Herzog von Nemours arbeiten, so ist dieß ein Gerücht, welches hier schon seit lange besprochen wird, jedoch nur von den Politikern der Kaffeehäuser. Sollte wirklich hier etwas dergleichen im Werke seyn, so glaube ich versichern zu können, daß bei dem angeblichen Vermählungsproject zum wenigsten nicht die Königin Isabelle betheiligt ist. Großbritannien. London, 3 Jan Der Globe widerspricht in bestimmten Worten der durch Andeutungen in englischen Correspondenzen aus Konstantinopel unterstützten Behauptung französischer Journale, daß die Abberufung Lord Ponsonby's von seiner Botschafterstelle bei der Pforte bevorstehe. In einer öffentlichen Versammlung, die vor einigen Tagen in Sheffield stattfand, sprach Hr. Joseph Sturge, den man unter den Bewerbern um den durch Hrn. 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Selbst die Personen, welche sich sonst gleichgültig verhielten, oder durch die Drohungen der Exaltirten eingeschüchtert ihre Stimmen nicht abzugeben wagten, scheinen dießmal die Wahlangelegenheit zu einer Gewissenssache zu machen. Ueberall organisiren sich die Moderirten in Comités, an deren Spitze einflußreiche Personen gestellt werden, und selbst Geldopfer werden nicht geschont. Die Exaltirten haben dagegen den Vortheil, sich im Besitz der Provincial- und Municipalämter zu befinden, kraft dessen sie die Wahllisten anfertigen, und solchen Personen, deren Stimmen sie sich nicht vergewissert haben, die Aufnahme in dieselben verweigern. Die französische Diplomatie sieht dem Ausgange dieses Parteienkampfes mit großer Spannung entgegen, und der Marquis v. Rumigny macht durchaus kein Geheimniß daraus, daß es der aufrichtigste Wunsch seiner Regierung sey, den Thron Isabellens II von Männern umgeben zu sehen, welche mit fester Hand ein geregeltes Verwaltungssystem durchführen, den heillosen Umtrieben der Anarchisten ein Ziel setzen, und der spanischen Nation Achtung und Anerkennung im Auslande verschaffen könnten. Wenn sich auch die politische Thätigkeit des Botschafters darauf beschränken mag, über die Interessen des Landes, welches er hier vertritt, zu wachen, so unterläßt er doch nichts, um auf die Wiederherstellung der Ordnung und die Befestigung eines gemäßigten Regierungssystems in der Halbinsel hinzuwirken. Die Stellung, welche der Botschafter hier einnimmt, ist um so wichtiger, da wohl wenige französische Diplomaten sich des persönlichen Vertrauens ihres Monarchen in so hohem Grade erfreuen dürften, wie der Marquis v. Rumigny. Angelegenheiten, welche mit besonderem Tacte behandelt werden müssen, werden daher, selbst wenn sie nicht ausschließlich französische Interessen betreffen, nicht selten seiner Fürsorge übertragen. – Der Infant Don Francisco de Paula sieht sich mit seiner zahlreichen Familie in Paris durch das Ausbleiben der ihm von den Cortes bewilligten Geldsummen in eine drückende Lage versetzt. Diese Summen sind auf die philippinischen Inseln angewiesen, und diese Wechsel können nur gegen einen Verlust von 23 bis 25 Procent angebracht werden; seit längerer Zeit aber hat der Infant auch gegen diesen Verlust keine Zahlung von der spanischen Staatscasse erlangen können, ein Umstand, der um so bedenklicher war, da gerade jetzt die Partei der Exaltirten abermals daran arbeitet, den leicht zu verleitenden Infanten zum Gegenstand ihrer Intriguen zu machen. Eine hohe Person wandte sich von Paris aus an den Marquis v. Rumigny, um durch ihn die geeigneten Schritte zur Zufriedenstellung des Infanten thun zu lassen, und in Folge der persönlichen Bemühungen des Botschafters ist endlich die Auszahlung der dem Infanten schuldigen Summen verfügt worden. – Wenn in öffentlichen Blättern behauptet wird, das französische Cabinet lasse hier an einem Vermählungsproject zwischen der Königin Isabelle und dem Herzog von Nemours arbeiten, so ist dieß ein Gerücht, welches hier schon seit lange besprochen wird, jedoch nur von den Politikern der Kaffeehäuser. 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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag
Nr. 10.
10 Januar 1840.
Spanien.
☉ Madrid, 28 Dec. Die Minister haben sich in der vielbesprochenen Angelegenheit des Brigadiers Linage ganz passiv verhalten. Der zweite Courier, welcher von hier an Espartero abgefertigt wurde, überbrachte an diesen nur das Duplicat des von der Königin-Regentin Tags zuvor an ihn gerichteten Schreibens, und der zweite hier eingetroffene Courier brachte eben so das Duplicat von Espartero's Antwort. Sobald der Herzog das Schreiben der Königin erhielt, schloß er sich ein, und ließ Niemanden vor sich, bis er den Courier wieder abgefertigt hatte, so daß der Inhalt seiner Antwort für den treuen Ausdruck seiner eignen Gesinnungen gelten kann. Die Regierungspartei behauptet, einer großen Stimmenmehrheit bei den bevorstehenden Wahlen bereits gewiß gewesen zu seyn, durch den ersten Eindruck aber, welchen der Artikel Linage's hervorgebracht habe, sey der Ausgang schwankend geworden. In der That wird das ganze Land durch die Anstrengungen der verschiedenen Parteien, den Ausgang der Wahlen je für sich zu gewinnen, in einen krampfhaften Zustand versetzt. Selbst die Personen, welche sich sonst gleichgültig verhielten, oder durch die Drohungen der Exaltirten eingeschüchtert ihre Stimmen nicht abzugeben wagten, scheinen dießmal die Wahlangelegenheit zu einer Gewissenssache zu machen. Ueberall organisiren sich die Moderirten in Comités, an deren Spitze einflußreiche Personen gestellt werden, und selbst Geldopfer werden nicht geschont. Die Exaltirten haben dagegen den Vortheil, sich im Besitz der Provincial- und Municipalämter zu befinden, kraft dessen sie die Wahllisten anfertigen, und solchen Personen, deren Stimmen sie sich nicht vergewissert haben, die Aufnahme in dieselben verweigern. Die französische Diplomatie sieht dem Ausgange dieses Parteienkampfes mit großer Spannung entgegen, und der Marquis v. Rumigny macht durchaus kein Geheimniß daraus, daß es der aufrichtigste Wunsch seiner Regierung sey, den Thron Isabellens II von Männern umgeben zu sehen, welche mit fester Hand ein geregeltes Verwaltungssystem durchführen, den heillosen Umtrieben der Anarchisten ein Ziel setzen, und der spanischen Nation Achtung und Anerkennung im Auslande verschaffen könnten. Wenn sich auch die politische Thätigkeit des Botschafters darauf beschränken mag, über die Interessen des Landes, welches er hier vertritt, zu wachen, so unterläßt er doch nichts, um auf die Wiederherstellung der Ordnung und die Befestigung eines gemäßigten Regierungssystems in der Halbinsel hinzuwirken. Die Stellung, welche der Botschafter hier einnimmt, ist um so wichtiger, da wohl wenige französische Diplomaten sich des persönlichen Vertrauens ihres Monarchen in so hohem Grade erfreuen dürften, wie der Marquis v. Rumigny. Angelegenheiten, welche mit besonderem Tacte behandelt werden müssen, werden daher, selbst wenn sie nicht ausschließlich französische Interessen betreffen, nicht selten seiner Fürsorge übertragen. – Der Infant Don Francisco de Paula sieht sich mit seiner zahlreichen Familie in Paris durch das Ausbleiben der ihm von den Cortes bewilligten Geldsummen in eine drückende Lage versetzt. Diese Summen sind auf die philippinischen Inseln angewiesen, und diese Wechsel können nur gegen einen Verlust von 23 bis 25 Procent angebracht werden; seit längerer Zeit aber hat der Infant auch gegen diesen Verlust keine Zahlung von der spanischen Staatscasse erlangen können, ein Umstand, der um so bedenklicher war, da gerade jetzt die Partei der Exaltirten abermals daran arbeitet, den leicht zu verleitenden Infanten zum Gegenstand ihrer Intriguen zu machen. Eine hohe Person wandte sich von Paris aus an den Marquis v. Rumigny, um durch ihn die geeigneten Schritte zur Zufriedenstellung des Infanten thun zu lassen, und in Folge der persönlichen Bemühungen des Botschafters ist endlich die Auszahlung der dem Infanten schuldigen Summen verfügt worden. – Wenn in öffentlichen Blättern behauptet wird, das französische Cabinet lasse hier an einem Vermählungsproject zwischen der Königin Isabelle und dem Herzog von Nemours arbeiten, so ist dieß ein Gerücht, welches hier schon seit lange besprochen wird, jedoch nur von den Politikern der Kaffeehäuser. Sollte wirklich hier etwas dergleichen im Werke seyn, so glaube ich versichern zu können, daß bei dem angeblichen Vermählungsproject zum wenigsten nicht die Königin Isabelle betheiligt ist.
Großbritannien.
London, 3 Jan
Der Globe widerspricht in bestimmten Worten der durch Andeutungen in englischen Correspondenzen aus Konstantinopel unterstützten Behauptung französischer Journale, daß die Abberufung Lord Ponsonby's von seiner Botschafterstelle bei der Pforte bevorstehe.
In einer öffentlichen Versammlung, die vor einigen Tagen in Sheffield stattfand, sprach Hr. Joseph Sturge, den man unter den Bewerbern um den durch Hrn. Attwoods Rücktritt erledigten
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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