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Allgemeine Zeitung. Nr. 9. Augsburg, 9. Januar 1840.

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geehrt und geachtet, war es natürlich, daß eine Aufforderung, sein Jubiläum festlich zu begehen, allwärts die größte Theilnahme erregte, so daß Viele, welche sich zu spät meldeten, aus Mangel an Raum abgewiesen werden mußten. Der Gesellschaft war der große Saal im Palast Caffarelli auf dem Capitol von dem Eigenthümer freundlich eingeräumt und die Anordner des Festes, sämmtlich Künstler, hatten diesen ehemaligen Wappensaal auf das geschmackvollste mit Blumen und Laubgewinden verziert. Im Hintergrund, unter einem großen Baldachin, war die sehr ähnliche Büste Reinharts bekränzt aufgestellt; rechts die Attribute der Malerei, Pinsel, Staffelei und Palette in riesenmäßiger Größe, links alles Geräth der edlen Waidmannschaft, welcher der Gefeierte nebst der Kunst von jeher und noch gegenwärtig mit Eifer obliegt. Bei dem Festmahle stimmte das zahlreiche Sängerchor ein Festlied, von R. Reinick auf diese Gelegenheit gedichtet, an. Es schloß:

"Heil dem Meister, der im ew'gen Rom -
Fünfzig Jahre sind's - die Heimath hat gefunden,
Ohne daß ihm in der Jahre Strom
Deutscher Sinn und deutsche Art entschwunden!"

In diesem Augenblick wurde ein 20 Fuß hohes Transparentgemälde von Rahl aus Wien und Schirmer aus Düsseldorf gemalt, sichtbar: Reinhart, als Jäger gekleidet, ruht in einer schönen Landschaft von der Jagd aus, und entwirft eine Zeichnung nach der Natur. Ein donnerndes Lebehoch erschallte dem Gefeierten, welchem zugleich die Scheitel mit einem Lorbeerkranz geschmückt wurde. König Ludwig von Bayern hatte ihm zu diesem Tag das Patent als königlicher Hofmaler überreichen lassen. Kaum war dieß in der Versammlung bekannt geworden, als von der ganzen Gesellschaft, an 200 Personen, dem kunstbefördernden Monarchen ein einstimmiges wiederholtes Lebehoch gebracht wurde. Festreden wurden dem Künstler von Legationsrath Kestner und Dr. Schultz aus Dresden gehalten. Sichtbar gerührt wandte sich der Hochgefeierte an die Versammlung, und theilte mit kräftiger Stimme Einiges aus seinem thatenreichen Leben mit. Unter Anderm, wie er mit Hülfe der Vorsehung so manchen Gefahren glücklich entgangen sey, und nun in seinem 78sten Lebensjahr sich hier von einem Kreise jüngerer Männer umgeben sehe, welchen er allen einen solchen Tag zu erleben wünsche. Eine Zuschrift aus München, von vielen dortigen Künstlern unterschrieben, welche dem noch in voller Kraft erscheinenden Jubelgreis zu diesem Fest ihren Glückwunsch und ihre Verehrung darbrachten, wurde von ihm mit Freuden vorgezeigt. Er hatte sie alle, die sich seiner so freundlich in der Ferne erinnerten, während seines langen Aufenthalts hier gekannt. Spät trennte sich die Gesellschaft. Neben manchen andern Nichtkünstlern waren fast alle deutschen Diplomaten anwesend.

Deutschland.

Die neuliche Anwesenheit Schwanthalers in unserer Stadt hat zur Folge gehabt, daß demnächst unser ehrwürdiger Dom durch ein neues Denkmal von seiner Meisterhand geziert werden wird. Schwanthaler hat sich verbindlich gemacht, bloß gegen Erstattung der Auslagen ein großes Basrelief zum Andenken des im Kreuzgang unseres Doms begrabenen Dichters Heinrich Frauenlob (gestorben im J. 1318) anzufertigen. Die Ausgaben wird theils das Domcapitel tragen, theils werden sie von den hiesigen Damen zusammengebracht. So wird dieser an Monumenten und Kunstwerken schon so reiche Dom abermals ein höchst werthvolles Kunstwerk, der vaterländischen Geschichte angehörig, erhalten. (Rhein. Blätter.)

Die Leipziger Allgemeine Zeitung hat, wie wir aus öffentlichen Blättern ersehen, abermals ihre Redaction verändert. Der letzte Redacteur derselben, Dr. Hermann Frank, welcher die Leitung dieses Blattes nur während der Dauer des letztverflossenen Jahrs übernommen hatte, zeigt seinen Rücktritt von diesem Geschäfte an. Nach einer Anzeige von Hrn. Brockhaus soll die jetzige Redaction diese Zeitung in dem bisherigen Geiste fortführen. Doch wird auch dießmal der Name des Redacteurs nicht genannt, sondern das Blatt bloß als unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung erscheinend bezeichnet. Hr. Brockhaus war seit langem auf einer größern Reise abwesend, die ihn zuletzt einige Zeit in Wien festgehalten hatte. Kürzlich ist er von dort zurückgekehrt.

Vom Dr. A. Ruge in Halle enthält die "Elegante Zeitung" vom 2 Jan. ein offenes Sendschreiben, worin er ausspricht, daß er die Universität quittirt habe, allein in Halle bleiben werde, in welchem er in den angenehmsten Verhältnissen lebe, dem er so unendlich viel danke und an dem er seit einem Jahre als Stadtverordneter ein erhöhtes Interesse habe. Auch sey er nie in bessern Beziehungen zur Universität gestanden, an der die antipietistischen Docenten, wie es nicht anders seyn könne, die Mehrzahl ausmachten. Er habe gerade jetzt mehr Zuhörer als früher gefunden. Ferner hätten mehrere von den 23 Mitgliedern der Universität Halle, welche in der Leipz. Allg. Ztg. als Collegen Leo's gegen Ruge auftraten, seitdem die praktische Bestätigung der Kritiken des letztern und den eigentlichen Inhalt der Collegenschaft erfahren und meinten nun weit eher an Ruge als an Leo einen Freund zu haben etc. etc.

Die Zeitungen haben vor einigen Wochen die Nachricht enthalten, Se. Maj. der König habe den von der bekannten Commission ausgearbeiteten Verfassungsentwurf bereits gebilligt und die Vorlegung desselben an die zu berufende Ständeversammlung genehmigt. Diese Nachricht muß indeß voreilig gewesen seyn, denn wie aus zuverlässiger Quelle versichert werden kann, finden seit bereits acht Tagen täglich Conseils statt, in welchen über den materiellen Inhalt des Verfassungsentwurfs verhandelt wird. Außer des Königs Maj. wohnen auch des Kronprinzen k. Hoh., der Prinz Bernhard von Solms, das Personal des Cabinets (v. Schele, v. Lütken, v. Falcke, Bergmann) und die drei Departementsminister (v. Schulte, Stralenheim und v. d. Wisch) diesen Sitzungen bei. Wie es heißt, referirt der Cabinetsrath v. Falcke aus dem Verfassungsentwurfe, welches selbige Officium derselbe bekanntlich auch bei dem hochseligen Könige Wilhelm IV hinsichtlich des Staatsgrundgesetzes versah. Der Kanzleirath Braun führt, wie es heißt, das Protokoll. Se. Maj. soll den thätigsten Antheil an diesen Verhandlungen nehmen, sich auf das genaueste nach der juristischen oder historischen Begründung dieser oder jener Bestimmung erkundigen etc. (Hamb. C.)

Rußland und Polen.

Am 15 Dec. starb hier der durch seine Schicksale und Schriften berühmte General-Superintendent und Kirchenrath der lutherischen Gemeinde, Dr. Ignaz Feßler im 83sten Jahre seines Alters. Im Jahr 1810 ward er nach Rußland berufen und als Professor der orientalischen Sprachen und der Philosophie bei der Alexander-Newski-Akademie angestellt. Später ging er nach Saratoff, wo er sich um die dortigen Colonien viele Verdienste erwarb, und von wo er in seinen letzten Lebensjahren hierher zurückkehrte. - In der Nacht vom 22 Dec. starb hier der Geheimrath und Senator Peter Froloff. (Petersb. Bl.)



geehrt und geachtet, war es natürlich, daß eine Aufforderung, sein Jubiläum festlich zu begehen, allwärts die größte Theilnahme erregte, so daß Viele, welche sich zu spät meldeten, aus Mangel an Raum abgewiesen werden mußten. Der Gesellschaft war der große Saal im Palast Caffarelli auf dem Capitol von dem Eigenthümer freundlich eingeräumt und die Anordner des Festes, sämmtlich Künstler, hatten diesen ehemaligen Wappensaal auf das geschmackvollste mit Blumen und Laubgewinden verziert. Im Hintergrund, unter einem großen Baldachin, war die sehr ähnliche Büste Reinharts bekränzt aufgestellt; rechts die Attribute der Malerei, Pinsel, Staffelei und Palette in riesenmäßiger Größe, links alles Geräth der edlen Waidmannschaft, welcher der Gefeierte nebst der Kunst von jeher und noch gegenwärtig mit Eifer obliegt. Bei dem Festmahle stimmte das zahlreiche Sängerchor ein Festlied, von R. Reinick auf diese Gelegenheit gedichtet, an. Es schloß:

„Heil dem Meister, der im ew'gen Rom –
Fünfzig Jahre sind's – die Heimath hat gefunden,
Ohne daß ihm in der Jahre Strom
Deutscher Sinn und deutsche Art entschwunden!“

In diesem Augenblick wurde ein 20 Fuß hohes Transparentgemälde von Rahl aus Wien und Schirmer aus Düsseldorf gemalt, sichtbar: Reinhart, als Jäger gekleidet, ruht in einer schönen Landschaft von der Jagd aus, und entwirft eine Zeichnung nach der Natur. Ein donnerndes Lebehoch erschallte dem Gefeierten, welchem zugleich die Scheitel mit einem Lorbeerkranz geschmückt wurde. König Ludwig von Bayern hatte ihm zu diesem Tag das Patent als königlicher Hofmaler überreichen lassen. Kaum war dieß in der Versammlung bekannt geworden, als von der ganzen Gesellschaft, an 200 Personen, dem kunstbefördernden Monarchen ein einstimmiges wiederholtes Lebehoch gebracht wurde. Festreden wurden dem Künstler von Legationsrath Kestner und Dr. Schultz aus Dresden gehalten. Sichtbar gerührt wandte sich der Hochgefeierte an die Versammlung, und theilte mit kräftiger Stimme Einiges aus seinem thatenreichen Leben mit. Unter Anderm, wie er mit Hülfe der Vorsehung so manchen Gefahren glücklich entgangen sey, und nun in seinem 78sten Lebensjahr sich hier von einem Kreise jüngerer Männer umgeben sehe, welchen er allen einen solchen Tag zu erleben wünsche. Eine Zuschrift aus München, von vielen dortigen Künstlern unterschrieben, welche dem noch in voller Kraft erscheinenden Jubelgreis zu diesem Fest ihren Glückwunsch und ihre Verehrung darbrachten, wurde von ihm mit Freuden vorgezeigt. Er hatte sie alle, die sich seiner so freundlich in der Ferne erinnerten, während seines langen Aufenthalts hier gekannt. Spät trennte sich die Gesellschaft. Neben manchen andern Nichtkünstlern waren fast alle deutschen Diplomaten anwesend.

Deutschland.

Die neuliche Anwesenheit Schwanthalers in unserer Stadt hat zur Folge gehabt, daß demnächst unser ehrwürdiger Dom durch ein neues Denkmal von seiner Meisterhand geziert werden wird. Schwanthaler hat sich verbindlich gemacht, bloß gegen Erstattung der Auslagen ein großes Basrelief zum Andenken des im Kreuzgang unseres Doms begrabenen Dichters Heinrich Frauenlob (gestorben im J. 1318) anzufertigen. Die Ausgaben wird theils das Domcapitel tragen, theils werden sie von den hiesigen Damen zusammengebracht. So wird dieser an Monumenten und Kunstwerken schon so reiche Dom abermals ein höchst werthvolles Kunstwerk, der vaterländischen Geschichte angehörig, erhalten. (Rhein. Blätter.)

Die Leipziger Allgemeine Zeitung hat, wie wir aus öffentlichen Blättern ersehen, abermals ihre Redaction verändert. Der letzte Redacteur derselben, Dr. Hermann Frank, welcher die Leitung dieses Blattes nur während der Dauer des letztverflossenen Jahrs übernommen hatte, zeigt seinen Rücktritt von diesem Geschäfte an. Nach einer Anzeige von Hrn. Brockhaus soll die jetzige Redaction diese Zeitung in dem bisherigen Geiste fortführen. Doch wird auch dießmal der Name des Redacteurs nicht genannt, sondern das Blatt bloß als unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung erscheinend bezeichnet. Hr. Brockhaus war seit langem auf einer größern Reise abwesend, die ihn zuletzt einige Zeit in Wien festgehalten hatte. Kürzlich ist er von dort zurückgekehrt.

Vom Dr. A. Ruge in Halle enthält die „Elegante Zeitung“ vom 2 Jan. ein offenes Sendschreiben, worin er ausspricht, daß er die Universität quittirt habe, allein in Halle bleiben werde, in welchem er in den angenehmsten Verhältnissen lebe, dem er so unendlich viel danke und an dem er seit einem Jahre als Stadtverordneter ein erhöhtes Interesse habe. Auch sey er nie in bessern Beziehungen zur Universität gestanden, an der die antipietistischen Docenten, wie es nicht anders seyn könne, die Mehrzahl ausmachten. Er habe gerade jetzt mehr Zuhörer als früher gefunden. Ferner hätten mehrere von den 23 Mitgliedern der Universität Halle, welche in der Leipz. Allg. Ztg. als Collegen Leo's gegen Ruge auftraten, seitdem die praktische Bestätigung der Kritiken des letztern und den eigentlichen Inhalt der Collegenschaft erfahren und meinten nun weit eher an Ruge als an Leo einen Freund zu haben etc. etc.

Die Zeitungen haben vor einigen Wochen die Nachricht enthalten, Se. Maj. der König habe den von der bekannten Commission ausgearbeiteten Verfassungsentwurf bereits gebilligt und die Vorlegung desselben an die zu berufende Ständeversammlung genehmigt. Diese Nachricht muß indeß voreilig gewesen seyn, denn wie aus zuverlässiger Quelle versichert werden kann, finden seit bereits acht Tagen täglich Conseils statt, in welchen über den materiellen Inhalt des Verfassungsentwurfs verhandelt wird. Außer des Königs Maj. wohnen auch des Kronprinzen k. Hoh., der Prinz Bernhard von Solms, das Personal des Cabinets (v. Schele, v. Lütken, v. Falcke, Bergmann) und die drei Departementsminister (v. Schulte, Stralenheim und v. d. Wisch) diesen Sitzungen bei. Wie es heißt, referirt der Cabinetsrath v. Falcke aus dem Verfassungsentwurfe, welches selbige Officium derselbe bekanntlich auch bei dem hochseligen Könige Wilhelm IV hinsichtlich des Staatsgrundgesetzes versah. Der Kanzleirath Braun führt, wie es heißt, das Protokoll. Se. Maj. soll den thätigsten Antheil an diesen Verhandlungen nehmen, sich auf das genaueste nach der juristischen oder historischen Begründung dieser oder jener Bestimmung erkundigen etc. (Hamb. C.)

Rußland und Polen.

Am 15 Dec. starb hier der durch seine Schicksale und Schriften berühmte General-Superintendent und Kirchenrath der lutherischen Gemeinde, Dr. Ignaz Feßler im 83sten Jahre seines Alters. Im Jahr 1810 ward er nach Rußland berufen und als Professor der orientalischen Sprachen und der Philosophie bei der Alexander-Newski-Akademie angestellt. Später ging er nach Saratoff, wo er sich um die dortigen Colonien viele Verdienste erwarb, und von wo er in seinen letzten Lebensjahren hierher zurückkehrte. – In der Nacht vom 22 Dec. starb hier der Geheimrath und Senator Peter Froloff. (Petersb. Bl.)


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Sichtbar gerührt wandte sich der Hochgefeierte an die Versammlung, und theilte mit kräftiger Stimme Einiges aus seinem thatenreichen Leben mit. Unter Anderm, wie er mit Hülfe der Vorsehung so manchen Gefahren glücklich entgangen sey, und nun in seinem 78sten Lebensjahr sich hier von einem Kreise jüngerer Männer umgeben sehe, welchen er allen einen solchen Tag zu erleben wünsche. Eine Zuschrift aus München, von vielen dortigen Künstlern unterschrieben, welche dem noch in voller Kraft erscheinenden Jubelgreis zu diesem Fest ihren Glückwunsch und ihre Verehrung darbrachten, wurde von ihm mit Freuden vorgezeigt. Er hatte sie alle, die sich seiner so freundlich in der Ferne erinnerten, während seines langen Aufenthalts hier gekannt. Spät trennte sich die Gesellschaft. Neben manchen andern Nichtkünstlern waren fast alle deutschen Diplomaten anwesend. Deutschland. Mainz, 23 Dec. Die neuliche Anwesenheit Schwanthalers in unserer Stadt hat zur Folge gehabt, daß demnächst unser ehrwürdiger Dom durch ein neues Denkmal von seiner Meisterhand geziert werden wird. Schwanthaler hat sich verbindlich gemacht, bloß gegen Erstattung der Auslagen ein großes Basrelief zum Andenken des im Kreuzgang unseres Doms begrabenen Dichters Heinrich Frauenlob (gestorben im J. 1318) anzufertigen. Die Ausgaben wird theils das Domcapitel tragen, theils werden sie von den hiesigen Damen zusammengebracht. So wird dieser an Monumenten und Kunstwerken schon so reiche Dom abermals ein höchst werthvolles Kunstwerk, der vaterländischen Geschichte angehörig, erhalten. (Rhein. Blätter.) Leipzig. Die Leipziger Allgemeine Zeitung hat, wie wir aus öffentlichen Blättern ersehen, abermals ihre Redaction verändert. 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Maj. soll den thätigsten Antheil an diesen Verhandlungen nehmen, sich auf das genaueste nach der juristischen oder historischen Begründung dieser oder jener Bestimmung erkundigen etc. (Hamb. C.) Rußland und Polen. St. Petersburg, 28 Dec. Am 15 Dec. starb hier der durch seine Schicksale und Schriften berühmte General-Superintendent und Kirchenrath der lutherischen Gemeinde, Dr. Ignaz Feßler im 83sten Jahre seines Alters. Im Jahr 1810 ward er nach Rußland berufen und als Professor der orientalischen Sprachen und der Philosophie bei der Alexander-Newski-Akademie angestellt. Später ging er nach Saratoff, wo er sich um die dortigen Colonien viele Verdienste erwarb, und von wo er in seinen letzten Lebensjahren hierher zurückkehrte. – In der Nacht vom 22 Dec. starb hier der Geheimrath und Senator Peter Froloff. (Petersb. Bl.)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 9. Augsburg, 9. Januar 1840, S. 0069. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_009_18400109/5>, abgerufen am 22.11.2024.