Allgemeine Zeitung. Nr. 4. Augsburg, 4. Januar 1840.Warschau, 22 Dec. Der Kaiser hat dem Fürsten von Warschau durch ein Rescript seinen vollkommensten Beifall wegen der musterhaften Ausführung der Fortificationsarbeiten in den Festungen Nowo-Georgiewsk, Brzesc-Litewski und Iwanogrod, die der speciellen Leitung des Fürsten übertragen sind, zu erkennen gegeben. Oesterreich. Wien, 29 Dec. Se. kais. Hoh. der Erzherzog Vicekönig ist von Venedig aufgebrochen, und hat sich nach Padua begeben, um auch in dieser Provinz von den Verheerungen der Ueberschwemmungen Augenschein einzunehmen, und die in dieser Hinsicht nöthigen Anstalten zu leiten. Von dort ist auch der Erzherzog Karl Ferdinand, nach einem fünftägigen Aufenthalt, am 17 d. M. nach Padua in der Fortsetzung seiner Reise in Italien, abgegangen. Der Erzbischof von Mailand hat einen die Ueberschwemmungsdrangsale der Lombardie eindringlich schildernden Hirtenbrief erlassen, der die Gläubigen seiner Diöcese in apostolischer Weise zur thätigen Hülfsleistung aufruft, und der Bischof von Cremona, um dem Bestreben der Wohlthätigkeit mit dem eigenen Beispiele voranzugehen, hat die Summe von 6000 Lire gesendet. Zugleich übernahm er den Unterhalt von vier hülflosen Kindern der Stadt Cremona, und von eben so vielen aus dieser Provinz. Auch die Municipalcongregation der Hauptstadt Mailand hat eine Aufforderung an die Bürger erlassen, zur Milderung des herrschenden Landesbedrängnisses sich werkthätig zu bezeigen. Der Wohlstand der Lombarden macht die Aufbringung großer Hülfsmittel möglich; dessenungeachtet wird der Staat selbst bedeutende Opfer bringen müssen, um diese in ihrer Größe bis jetzt noch gar nicht erfaßbare Calamität zu verringern. - Die Ihnen neulich als Gerücht gemeldete Ernennung des Hofraths Ritters v. Schwarzhuber zum staatsräthlichen Referenten ist erfolgt. - Die Verhandlungen der Ausschußcommission wegen der Recrutenstellung hat der eingetretenen Weihnachtsferien wegen eine etwa 14 Tage währende Unterbrechung erfahren. Sie werden jedoch in den ersten Tagen des Januars wieder angeknüpft werden. Mittlerweile sollen die Deputirten derselben, dem Vernehmen nach, an ihre Comitate über den bisherigen Gang der Verhandlungen Bericht erstattet, und weitere Instructionen verlangt haben. Es heißt, die Religionsangelegenheiten würden in den Sitzungen des künftigen Monats bei den Reichsständen vorgenommen werden. Als Vermuthung verlautet, daß die Krönung Ihrer Maj. der Kaiserin erst im Jahr 1841, als dem hundertjährigen Krönungstermin der Kaiserin Maria Theresia, stattfinden werde. Wenn im Nürnberger Correspondenten bei Erwähnung des russischen Gesandtschaftsfestes zur Namensfeier des russischen Kaisers gesagt wird, daß der belgische Gesandte aus Anlaß von bestehenden Differenzen zwischen Belgien und Rußland nicht beigezogen war, so kann dagegen bemerkt werden, daß es nicht geschehen konnte, weil Baron O'Sullivan sich gegenwärtig nicht in Wien befindet. Urtheilt man nach der bei der Diplomatie bestehenden Etikette, so ist anzunehmen, daß der belgische Gesandte, wenn er hier wäre, sehr wahrscheinlich eine Einladung zu diesem Feste erhalten hätte. - Nachschrift. Eben erfährt man in Wien, daß eine kleine Insel vor Venedig verschwunden ist, und zwölf Personen mit in die Tiefe begrub. Türkei. Wien, 30 Dec. Nach Correspondenzberichten aus Bucharest in der Agramer Zeitung wird Fürst Milan von Serbien seiner angegriffenen Gesundheit wegen die beschwerliche Reise nach Konstantinopel zum Empfang der Investitur, welche daselbst mit vielem Pomp gefeiert werden soll, diesen Winter noch nicht antreten, sondern in Begleitung seiner Mutter nach Kragujevatz reisen, wo er den Winter inmitten seiner Knesen zubringen will. Fürst Milosch, der sich auf diese Art ganz verlassen sieht, soll darüber sehr niedergeschlagen seyn. - Ueber den abermaligen Ausbruch der Pest theilt das Siebenbürgerblatt ein Privatschreiben aus Gallacz vom 2 Dec. folgenden Inhalts mit: "Eben jetzt (2 Dec.) sind in dem 150 Häuser zählenden Dorf Simila zwischen Rustschuk und Turtukani, ferner im Dorfe Sfetkoi auf der Straße von Silistria nach Konstantinopel am rechten Donauufer diesseits des Balkans, Pestfälle zum Vorschein gekommen, wobei jedoch die Zahl der Verstorbenen nicht ganz ermittelt werden konnte. Aus Turtukani weiß man, daß das Haus einer gewissen Cathrini Supunersi durch einen aus dem Dorfe Sfetoi angekommenen Verwandten angesteckt worden, und daß zuerst ein dieser Familie angehöriger Knabe, dann ein Mädchen an der Pest starben, später aber auch noch der Gatte und ein Diener des Hauses der Seuche erlagen. Aus einem andern Hause starben neun Personen, worunter fünf Türken, und von diesen ein Frauenzimmer, nämlich die Tochter des Hassan Bairatara. Sehr beklagenswerth ist die Indolenz der türkischen Localbehörden, welche keine Vorkehrungen treffen, dem Uebel Einhalt zu thun. Zum Glücke haben die Bewohner des letztern Dorfes aus freiem Antriebe ihre Wohnungen verlassen, und ein Lazareth auf dem Felde bezogen. Die wallachische Regierung hat dagegen in Folge der wahrgenommenen Pestfälle die Contumazfrist in Ibraila für Reisende auf 21 und für Waaren auf 40 Tage erhöht, während die moldauische Regierung in der Quarantäneperiode bis jetzt noch keine Veränderungen eintreten ließ. In den Häfen von Gallacz und Ibraila wimmelt es von Handelsschiffen. Dort und in der Umgegend ist der Gesundheitszustand vollkommen befriedigend." Ostindien. Ein Glasgower Blatt läßt sich aus Pinang (Pulo Pinang, oder Prinz-Wales-Insel, diesem der ostindischen Compagnie gehörigen kleinen, aber für den Handel höchst wichtigen Insel an der Westküste der Halbinsel Malacca gelegenen Eiland) d. d. 1 Sept. schreiben: "Wenn die Uebergriffe der Holländer in der bisherigen Art fortdauern, so dürfte unser Pfefferhandel aus den Häfen von Delhi, Lankat und andern Küstenpunkten von Sumatra bald verloren seyn. Um Pinang wird es dann ganz geschehen seyn. Unsere Handelskammer in Georgetown (der Hauptstadt von Pinang) bereitet indeß eine kräftige Vorstellung in dieser hochwichtigen Angelegenheit an das Generalgouvernement in Calcutta, und die Regierung im Mutterlande vor." Aus Calcutta sind, auf dem alten Weg um das Cap, Nachrichten aus Calcutta bis zum 11 Aug. eingetroffen. Anfangs dieses Monats war ein Versuch gemacht, aber glücklich noch entdeckt und vereitelt worden, das Arsenal im Fort der Hauptstadt in Brand zu stecken. Es war dieß das zweite ähnliche Attentat binnen zwei Monaten. Die Urheber blieben unentdeckt. R. H. Cockerill Esq., der Chef des berühmten Handelshauses dieses Namens in Calcutta, starb, eben im Begriff nach England abzureisen, an der Cholera. Warschau, 22 Dec. Der Kaiser hat dem Fürsten von Warschau durch ein Rescript seinen vollkommensten Beifall wegen der musterhaften Ausführung der Fortificationsarbeiten in den Festungen Nowo-Georgiewsk, Brzesc-Litewski und Iwanogrod, die der speciellen Leitung des Fürsten übertragen sind, zu erkennen gegeben. Oesterreich. Wien, 29 Dec. Se. kais. Hoh. der Erzherzog Vicekönig ist von Venedig aufgebrochen, und hat sich nach Padua begeben, um auch in dieser Provinz von den Verheerungen der Ueberschwemmungen Augenschein einzunehmen, und die in dieser Hinsicht nöthigen Anstalten zu leiten. Von dort ist auch der Erzherzog Karl Ferdinand, nach einem fünftägigen Aufenthalt, am 17 d. M. nach Padua in der Fortsetzung seiner Reise in Italien, abgegangen. Der Erzbischof von Mailand hat einen die Ueberschwemmungsdrangsale der Lombardie eindringlich schildernden Hirtenbrief erlassen, der die Gläubigen seiner Diöcese in apostolischer Weise zur thätigen Hülfsleistung aufruft, und der Bischof von Cremona, um dem Bestreben der Wohlthätigkeit mit dem eigenen Beispiele voranzugehen, hat die Summe von 6000 Lire gesendet. Zugleich übernahm er den Unterhalt von vier hülflosen Kindern der Stadt Cremona, und von eben so vielen aus dieser Provinz. Auch die Municipalcongregation der Hauptstadt Mailand hat eine Aufforderung an die Bürger erlassen, zur Milderung des herrschenden Landesbedrängnisses sich werkthätig zu bezeigen. Der Wohlstand der Lombarden macht die Aufbringung großer Hülfsmittel möglich; dessenungeachtet wird der Staat selbst bedeutende Opfer bringen müssen, um diese in ihrer Größe bis jetzt noch gar nicht erfaßbare Calamität zu verringern. – Die Ihnen neulich als Gerücht gemeldete Ernennung des Hofraths Ritters v. Schwarzhuber zum staatsräthlichen Referenten ist erfolgt. – Die Verhandlungen der Ausschußcommission wegen der Recrutenstellung hat der eingetretenen Weihnachtsferien wegen eine etwa 14 Tage währende Unterbrechung erfahren. Sie werden jedoch in den ersten Tagen des Januars wieder angeknüpft werden. Mittlerweile sollen die Deputirten derselben, dem Vernehmen nach, an ihre Comitate über den bisherigen Gang der Verhandlungen Bericht erstattet, und weitere Instructionen verlangt haben. Es heißt, die Religionsangelegenheiten würden in den Sitzungen des künftigen Monats bei den Reichsständen vorgenommen werden. Als Vermuthung verlautet, daß die Krönung Ihrer Maj. der Kaiserin erst im Jahr 1841, als dem hundertjährigen Krönungstermin der Kaiserin Maria Theresia, stattfinden werde. Wenn im Nürnberger Correspondenten bei Erwähnung des russischen Gesandtschaftsfestes zur Namensfeier des russischen Kaisers gesagt wird, daß der belgische Gesandte aus Anlaß von bestehenden Differenzen zwischen Belgien und Rußland nicht beigezogen war, so kann dagegen bemerkt werden, daß es nicht geschehen konnte, weil Baron O'Sullivan sich gegenwärtig nicht in Wien befindet. Urtheilt man nach der bei der Diplomatie bestehenden Etikette, so ist anzunehmen, daß der belgische Gesandte, wenn er hier wäre, sehr wahrscheinlich eine Einladung zu diesem Feste erhalten hätte. – Nachschrift. Eben erfährt man in Wien, daß eine kleine Insel vor Venedig verschwunden ist, und zwölf Personen mit in die Tiefe begrub. Türkei. Wien, 30 Dec. Nach Correspondenzberichten aus Bucharest in der Agramer Zeitung wird Fürst Milan von Serbien seiner angegriffenen Gesundheit wegen die beschwerliche Reise nach Konstantinopel zum Empfang der Investitur, welche daselbst mit vielem Pomp gefeiert werden soll, diesen Winter noch nicht antreten, sondern in Begleitung seiner Mutter nach Kragujevatz reisen, wo er den Winter inmitten seiner Knesen zubringen will. Fürst Milosch, der sich auf diese Art ganz verlassen sieht, soll darüber sehr niedergeschlagen seyn. – Ueber den abermaligen Ausbruch der Pest theilt das Siebenbürgerblatt ein Privatschreiben aus Gallacz vom 2 Dec. folgenden Inhalts mit: „Eben jetzt (2 Dec.) sind in dem 150 Häuser zählenden Dorf Simila zwischen Rustschuk und Turtukani, ferner im Dorfe Sfetkoi auf der Straße von Silistria nach Konstantinopel am rechten Donauufer diesseits des Balkans, Pestfälle zum Vorschein gekommen, wobei jedoch die Zahl der Verstorbenen nicht ganz ermittelt werden konnte. Aus Turtukani weiß man, daß das Haus einer gewissen Cathrini Supunersi durch einen aus dem Dorfe Sfetoi angekommenen Verwandten angesteckt worden, und daß zuerst ein dieser Familie angehöriger Knabe, dann ein Mädchen an der Pest starben, später aber auch noch der Gatte und ein Diener des Hauses der Seuche erlagen. Aus einem andern Hause starben neun Personen, worunter fünf Türken, und von diesen ein Frauenzimmer, nämlich die Tochter des Hassan Bairatara. Sehr beklagenswerth ist die Indolenz der türkischen Localbehörden, welche keine Vorkehrungen treffen, dem Uebel Einhalt zu thun. Zum Glücke haben die Bewohner des letztern Dorfes aus freiem Antriebe ihre Wohnungen verlassen, und ein Lazareth auf dem Felde bezogen. Die wallachische Regierung hat dagegen in Folge der wahrgenommenen Pestfälle die Contumazfrist in Ibraila für Reisende auf 21 und für Waaren auf 40 Tage erhöht, während die moldauische Regierung in der Quarantäneperiode bis jetzt noch keine Veränderungen eintreten ließ. In den Häfen von Gallacz und Ibraila wimmelt es von Handelsschiffen. Dort und in der Umgegend ist der Gesundheitszustand vollkommen befriedigend.“ Ostindien. Ein Glasgower Blatt läßt sich aus Pinang (Pulo Pinang, oder Prinz-Wales-Insel, diesem der ostindischen Compagnie gehörigen kleinen, aber für den Handel höchst wichtigen Insel an der Westküste der Halbinsel Malacca gelegenen Eiland) d. d. 1 Sept. schreiben: „Wenn die Uebergriffe der Holländer in der bisherigen Art fortdauern, so dürfte unser Pfefferhandel aus den Häfen von Delhi, Lankat und andern Küstenpunkten von Sumatra bald verloren seyn. Um Pinang wird es dann ganz geschehen seyn. Unsere Handelskammer in Georgetown (der Hauptstadt von Pinang) bereitet indeß eine kräftige Vorstellung in dieser hochwichtigen Angelegenheit an das Generalgouvernement in Calcutta, und die Regierung im Mutterlande vor.“ Aus Calcutta sind, auf dem alten Weg um das Cap, Nachrichten aus Calcutta bis zum 11 Aug. eingetroffen. Anfangs dieses Monats war ein Versuch gemacht, aber glücklich noch entdeckt und vereitelt worden, das Arsenal im Fort der Hauptstadt in Brand zu stecken. Es war dieß das zweite ähnliche Attentat binnen zwei Monaten. Die Urheber blieben unentdeckt. R. H. 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Auch die Municipalcongregation der Hauptstadt Mailand hat eine Aufforderung an die Bürger erlassen, zur Milderung des herrschenden Landesbedrängnisses sich werkthätig zu bezeigen. Der Wohlstand der Lombarden macht die Aufbringung großer Hülfsmittel möglich; dessenungeachtet wird der Staat selbst bedeutende Opfer bringen müssen, um diese in ihrer Größe bis jetzt noch gar nicht erfaßbare Calamität zu verringern. – Die Ihnen neulich als Gerücht gemeldete Ernennung des Hofraths Ritters v. Schwarzhuber zum staatsräthlichen Referenten ist erfolgt. – Die Verhandlungen der Ausschußcommission wegen der Recrutenstellung hat der eingetretenen Weihnachtsferien wegen eine etwa 14 Tage währende Unterbrechung erfahren. Sie werden jedoch in den ersten Tagen des Januars wieder angeknüpft werden. Mittlerweile sollen die Deputirten derselben, dem Vernehmen nach, an ihre Comitate über den bisherigen Gang der Verhandlungen Bericht erstattet, und weitere Instructionen verlangt haben. Es heißt, die Religionsangelegenheiten würden in den Sitzungen des künftigen Monats bei den Reichsständen vorgenommen werden. Als Vermuthung verlautet, daß die Krönung Ihrer Maj. der Kaiserin erst im Jahr 1841, als dem hundertjährigen Krönungstermin der Kaiserin Maria Theresia, stattfinden werde. Wenn im Nürnberger Correspondenten bei Erwähnung des russischen Gesandtschaftsfestes zur Namensfeier des russischen Kaisers gesagt wird, daß der belgische Gesandte aus Anlaß von bestehenden Differenzen zwischen Belgien und Rußland nicht beigezogen war, so kann dagegen bemerkt werden, daß es nicht geschehen konnte, weil Baron O'Sullivan sich gegenwärtig nicht in Wien befindet. Urtheilt man nach der bei der Diplomatie bestehenden Etikette, so ist anzunehmen, daß der belgische Gesandte, wenn er hier wäre, sehr wahrscheinlich eine Einladung zu diesem Feste erhalten hätte. – <hi rendition="#g">Nachschrift</hi>. 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Fürst Milosch, der sich auf diese Art ganz verlassen sieht, soll darüber sehr niedergeschlagen seyn. – Ueber den abermaligen Ausbruch der Pest theilt das Siebenbürgerblatt ein Privatschreiben aus Gallacz vom 2 Dec. folgenden Inhalts mit: „Eben jetzt (2 Dec.) sind in dem 150 Häuser zählenden Dorf Simila zwischen Rustschuk und Turtukani, ferner im Dorfe Sfetkoi auf der Straße von Silistria nach Konstantinopel am rechten Donauufer diesseits des Balkans, Pestfälle zum Vorschein gekommen, wobei jedoch die Zahl der Verstorbenen nicht ganz ermittelt werden konnte. Aus Turtukani weiß man, daß das Haus einer gewissen Cathrini Supunersi durch einen aus dem Dorfe Sfetoi angekommenen Verwandten angesteckt worden, und daß zuerst ein dieser Familie angehöriger Knabe, dann ein Mädchen an der Pest starben, später aber auch noch der Gatte und ein Diener des Hauses der Seuche erlagen. Aus einem andern Hause starben neun Personen, worunter fünf Türken, und von diesen ein Frauenzimmer, nämlich die Tochter des Hassan Bairatara. Sehr beklagenswerth ist die Indolenz der türkischen Localbehörden, welche keine Vorkehrungen treffen, dem Uebel Einhalt zu thun. Zum Glücke haben die Bewohner des letztern Dorfes aus freiem Antriebe ihre Wohnungen verlassen, und ein Lazareth auf dem Felde bezogen. Die wallachische Regierung hat dagegen in Folge der wahrgenommenen Pestfälle die Contumazfrist in Ibraila für Reisende auf 21 und für Waaren auf 40 Tage erhöht, während die moldauische Regierung in der Quarantäneperiode bis jetzt noch keine Veränderungen eintreten ließ. In den Häfen von Gallacz und Ibraila wimmelt es von Handelsschiffen. 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Warschau, 22 Dec. Der Kaiser hat dem Fürsten von Warschau durch ein Rescript seinen vollkommensten Beifall wegen der musterhaften Ausführung der Fortificationsarbeiten in den Festungen Nowo-Georgiewsk, Brzesc-Litewski und Iwanogrod, die der speciellen Leitung des Fürsten übertragen sind, zu erkennen gegeben.
Oesterreich.
✝ * Wien, 29 Dec. Se. kais. Hoh. der Erzherzog Vicekönig ist von Venedig aufgebrochen, und hat sich nach Padua begeben, um auch in dieser Provinz von den Verheerungen der Ueberschwemmungen Augenschein einzunehmen, und die in dieser Hinsicht nöthigen Anstalten zu leiten. Von dort ist auch der Erzherzog Karl Ferdinand, nach einem fünftägigen Aufenthalt, am 17 d. M. nach Padua in der Fortsetzung seiner Reise in Italien, abgegangen. Der Erzbischof von Mailand hat einen die Ueberschwemmungsdrangsale der Lombardie eindringlich schildernden Hirtenbrief erlassen, der die Gläubigen seiner Diöcese in apostolischer Weise zur thätigen Hülfsleistung aufruft, und der Bischof von Cremona, um dem Bestreben der Wohlthätigkeit mit dem eigenen Beispiele voranzugehen, hat die Summe von 6000 Lire gesendet. Zugleich übernahm er den Unterhalt von vier hülflosen Kindern der Stadt Cremona, und von eben so vielen aus dieser Provinz. Auch die Municipalcongregation der Hauptstadt Mailand hat eine Aufforderung an die Bürger erlassen, zur Milderung des herrschenden Landesbedrängnisses sich werkthätig zu bezeigen. Der Wohlstand der Lombarden macht die Aufbringung großer Hülfsmittel möglich; dessenungeachtet wird der Staat selbst bedeutende Opfer bringen müssen, um diese in ihrer Größe bis jetzt noch gar nicht erfaßbare Calamität zu verringern. – Die Ihnen neulich als Gerücht gemeldete Ernennung des Hofraths Ritters v. Schwarzhuber zum staatsräthlichen Referenten ist erfolgt. – Die Verhandlungen der Ausschußcommission wegen der Recrutenstellung hat der eingetretenen Weihnachtsferien wegen eine etwa 14 Tage währende Unterbrechung erfahren. Sie werden jedoch in den ersten Tagen des Januars wieder angeknüpft werden. Mittlerweile sollen die Deputirten derselben, dem Vernehmen nach, an ihre Comitate über den bisherigen Gang der Verhandlungen Bericht erstattet, und weitere Instructionen verlangt haben. Es heißt, die Religionsangelegenheiten würden in den Sitzungen des künftigen Monats bei den Reichsständen vorgenommen werden. Als Vermuthung verlautet, daß die Krönung Ihrer Maj. der Kaiserin erst im Jahr 1841, als dem hundertjährigen Krönungstermin der Kaiserin Maria Theresia, stattfinden werde. Wenn im Nürnberger Correspondenten bei Erwähnung des russischen Gesandtschaftsfestes zur Namensfeier des russischen Kaisers gesagt wird, daß der belgische Gesandte aus Anlaß von bestehenden Differenzen zwischen Belgien und Rußland nicht beigezogen war, so kann dagegen bemerkt werden, daß es nicht geschehen konnte, weil Baron O'Sullivan sich gegenwärtig nicht in Wien befindet. Urtheilt man nach der bei der Diplomatie bestehenden Etikette, so ist anzunehmen, daß der belgische Gesandte, wenn er hier wäre, sehr wahrscheinlich eine Einladung zu diesem Feste erhalten hätte. – Nachschrift. Eben erfährt man in Wien, daß eine kleine Insel vor Venedig verschwunden ist, und zwölf Personen mit in die Tiefe begrub.
Türkei.
✝ * Wien, 30 Dec. Nach Correspondenzberichten aus Bucharest in der Agramer Zeitung wird Fürst Milan von Serbien seiner angegriffenen Gesundheit wegen die beschwerliche Reise nach Konstantinopel zum Empfang der Investitur, welche daselbst mit vielem Pomp gefeiert werden soll, diesen Winter noch nicht antreten, sondern in Begleitung seiner Mutter nach Kragujevatz reisen, wo er den Winter inmitten seiner Knesen zubringen will. Fürst Milosch, der sich auf diese Art ganz verlassen sieht, soll darüber sehr niedergeschlagen seyn. – Ueber den abermaligen Ausbruch der Pest theilt das Siebenbürgerblatt ein Privatschreiben aus Gallacz vom 2 Dec. folgenden Inhalts mit: „Eben jetzt (2 Dec.) sind in dem 150 Häuser zählenden Dorf Simila zwischen Rustschuk und Turtukani, ferner im Dorfe Sfetkoi auf der Straße von Silistria nach Konstantinopel am rechten Donauufer diesseits des Balkans, Pestfälle zum Vorschein gekommen, wobei jedoch die Zahl der Verstorbenen nicht ganz ermittelt werden konnte. Aus Turtukani weiß man, daß das Haus einer gewissen Cathrini Supunersi durch einen aus dem Dorfe Sfetoi angekommenen Verwandten angesteckt worden, und daß zuerst ein dieser Familie angehöriger Knabe, dann ein Mädchen an der Pest starben, später aber auch noch der Gatte und ein Diener des Hauses der Seuche erlagen. Aus einem andern Hause starben neun Personen, worunter fünf Türken, und von diesen ein Frauenzimmer, nämlich die Tochter des Hassan Bairatara. Sehr beklagenswerth ist die Indolenz der türkischen Localbehörden, welche keine Vorkehrungen treffen, dem Uebel Einhalt zu thun. Zum Glücke haben die Bewohner des letztern Dorfes aus freiem Antriebe ihre Wohnungen verlassen, und ein Lazareth auf dem Felde bezogen. Die wallachische Regierung hat dagegen in Folge der wahrgenommenen Pestfälle die Contumazfrist in Ibraila für Reisende auf 21 und für Waaren auf 40 Tage erhöht, während die moldauische Regierung in der Quarantäneperiode bis jetzt noch keine Veränderungen eintreten ließ. In den Häfen von Gallacz und Ibraila wimmelt es von Handelsschiffen. Dort und in der Umgegend ist der Gesundheitszustand vollkommen befriedigend.“
Ostindien.
Ein Glasgower Blatt läßt sich aus Pinang (Pulo Pinang, oder Prinz-Wales-Insel, diesem der ostindischen Compagnie gehörigen kleinen, aber für den Handel höchst wichtigen Insel an der Westküste der Halbinsel Malacca gelegenen Eiland) d. d. 1 Sept. schreiben: „Wenn die Uebergriffe der Holländer in der bisherigen Art fortdauern, so dürfte unser Pfefferhandel aus den Häfen von Delhi, Lankat und andern Küstenpunkten von Sumatra bald verloren seyn. Um Pinang wird es dann ganz geschehen seyn. Unsere Handelskammer in Georgetown (der Hauptstadt von Pinang) bereitet indeß eine kräftige Vorstellung in dieser hochwichtigen Angelegenheit an das Generalgouvernement in Calcutta, und die Regierung im Mutterlande vor.“
Aus Calcutta sind, auf dem alten Weg um das Cap, Nachrichten aus Calcutta bis zum 11 Aug. eingetroffen. Anfangs dieses Monats war ein Versuch gemacht, aber glücklich noch entdeckt und vereitelt worden, das Arsenal im Fort der Hauptstadt in Brand zu stecken. Es war dieß das zweite ähnliche Attentat binnen zwei Monaten. Die Urheber blieben unentdeckt. R. H. Cockerill Esq., der Chef des berühmten Handelshauses dieses Namens in Calcutta, starb, eben im Begriff nach England abzureisen, an der Cholera.
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
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