Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.neuen Hause in Buchenberg, kleidete sich wieder in Landestracht und that lustig; sie behielt die Rappen ihres Vaters und fuhr oft damit nach der Stadt zur Betreibung ihres Rechtshandels. Rothmann brachte noch vor der Wiederherstellung Diethelm's einen Vergleich zu Stande, der Fränz noch immer zu einer der reichsten Erbinnen im Oberlande machte. Man sagte, daß sie doch noch den Munde heirathe. Dies trat aber nicht ein. Die Missionen kamen in das Oberland und wühlten alle Herzen auf. Ergreifend vor Allen wirkte jener Missionär, den Fränz im Wildbade kennen gelernt hatte. Fränz ward die Stifterin eines Jungfrauenbundes in Buchenberg und die erste Schwester desselben. Auf den Bahnhof in Friedrichshafen am Bodensee kam eines Tages ein großer Zug von jungen Burschen und Mädchen, sie weinten alle beim Abschiede von einer abgehärmten Mädchengestalt, die eine Nonne geleitete, und schauten ihr noch lange traurig nach, als sie mit dem Dampfschiff nach der Schweiz fuhr. Das schöne Haus in Buchenberg gehört jetzt dem Kloster Einsiedeln in der Schweiz. Wer weiß, welche Bestimmung es haben soll! neuen Hause in Buchenberg, kleidete sich wieder in Landestracht und that lustig; sie behielt die Rappen ihres Vaters und fuhr oft damit nach der Stadt zur Betreibung ihres Rechtshandels. Rothmann brachte noch vor der Wiederherstellung Diethelm's einen Vergleich zu Stande, der Fränz noch immer zu einer der reichsten Erbinnen im Oberlande machte. Man sagte, daß sie doch noch den Munde heirathe. Dies trat aber nicht ein. Die Missionen kamen in das Oberland und wühlten alle Herzen auf. Ergreifend vor Allen wirkte jener Missionär, den Fränz im Wildbade kennen gelernt hatte. Fränz ward die Stifterin eines Jungfrauenbundes in Buchenberg und die erste Schwester desselben. Auf den Bahnhof in Friedrichshafen am Bodensee kam eines Tages ein großer Zug von jungen Burschen und Mädchen, sie weinten alle beim Abschiede von einer abgehärmten Mädchengestalt, die eine Nonne geleitete, und schauten ihr noch lange traurig nach, als sie mit dem Dampfschiff nach der Schweiz fuhr. Das schöne Haus in Buchenberg gehört jetzt dem Kloster Einsiedeln in der Schweiz. Wer weiß, welche Bestimmung es haben soll! <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="30"> <p><pb facs="#f0226"/> neuen Hause in Buchenberg, kleidete sich wieder in Landestracht und that lustig; sie behielt die Rappen ihres Vaters und fuhr oft damit nach der Stadt zur Betreibung ihres Rechtshandels.</p><lb/> <p>Rothmann brachte noch vor der Wiederherstellung Diethelm's einen Vergleich zu Stande, der Fränz noch immer zu einer der reichsten Erbinnen im Oberlande machte. Man sagte, daß sie doch noch den Munde heirathe. Dies trat aber nicht ein.</p><lb/> <p>Die Missionen kamen in das Oberland und wühlten alle Herzen auf. Ergreifend vor Allen wirkte jener Missionär, den Fränz im Wildbade kennen gelernt hatte. Fränz ward die Stifterin eines Jungfrauenbundes in Buchenberg und die erste Schwester desselben.</p><lb/> <p>Auf den Bahnhof in Friedrichshafen am Bodensee kam eines Tages ein großer Zug von jungen Burschen und Mädchen, sie weinten alle beim Abschiede von einer abgehärmten Mädchengestalt, die eine Nonne geleitete, und schauten ihr noch lange traurig nach, als sie mit dem Dampfschiff nach der Schweiz fuhr.</p><lb/> <p>Das schöne Haus in Buchenberg gehört jetzt dem Kloster Einsiedeln in der Schweiz. Wer weiß, welche Bestimmung es haben soll!</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0226]
neuen Hause in Buchenberg, kleidete sich wieder in Landestracht und that lustig; sie behielt die Rappen ihres Vaters und fuhr oft damit nach der Stadt zur Betreibung ihres Rechtshandels.
Rothmann brachte noch vor der Wiederherstellung Diethelm's einen Vergleich zu Stande, der Fränz noch immer zu einer der reichsten Erbinnen im Oberlande machte. Man sagte, daß sie doch noch den Munde heirathe. Dies trat aber nicht ein.
Die Missionen kamen in das Oberland und wühlten alle Herzen auf. Ergreifend vor Allen wirkte jener Missionär, den Fränz im Wildbade kennen gelernt hatte. Fränz ward die Stifterin eines Jungfrauenbundes in Buchenberg und die erste Schwester desselben.
Auf den Bahnhof in Friedrichshafen am Bodensee kam eines Tages ein großer Zug von jungen Burschen und Mädchen, sie weinten alle beim Abschiede von einer abgehärmten Mädchengestalt, die eine Nonne geleitete, und schauten ihr noch lange traurig nach, als sie mit dem Dampfschiff nach der Schweiz fuhr.
Das schöne Haus in Buchenberg gehört jetzt dem Kloster Einsiedeln in der Schweiz. Wer weiß, welche Bestimmung es haben soll!
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