Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.hat. Kannst sie jeden Tag holen, wenn du was damit anfangen willst. Damit kann ich nicht weit springen. Der Herr Schultheiß hat mir ja aber auf dem Rathhaus gesagt, daß er mir was Gutes mitzutheilen hat. Nun? Ist denn vierzig Gulden Nichts? Und zwei Jahr Zins ist auch dabei. Ich will dir's aber nur sagen, ich hab' was Anderes mit dir vorgehabt, aber du hast dich drei Tage besonnen, bis du zu mir kommen bist, und dieweil sich der Gescheite besinnt, besinnt sich der Narr auch. Munde sah wohl, daß ihn Diethelm schrauben wollte; daran, daß er ihn tief zu demüthigen suchte, um ihn dann vielleicht großmüthig zu sich zu erheben, dachte er nicht, er sagte daher: Ihr wisset, was ich denk', Ihr kennet mich ja. Ich kenn' dich nimmehr. Du bist zwei Jahre Soldat gewesen, da wird der Mensch ein anderer. Wen ich damals gern gehabt, hab' ich noch gern. Das ist brav. Du hast immer ein gut Herz gehabt. Jetzt muß ich aber da Schreibereien machen. Komm morgen wieder, Munde. Schon beim Eintritte Munde's hatte sich Fränz entfernt, und als dieser jetzt auch wegging, begleitete ihn die Mutter und sagte ihm noch auf der Treppe: Munde, sei nur heiter. Ich darf nichts sagen, aber glaub mir, er hat's gut mit dir vor. Komm nur morgen wieder. Es fällt kein Baum auf Einen Schlag. Grüß mir deinen Vater und sag ihm, es ging' mir viel besser, aber spinnen kann ich noch nicht. Und sieh, daß du von deinem Vater ein Mittel kriegst gegen böse Träume und gegen das Frieren, darfst aber nicht sagen, für Wen es ist. Für Wen ist's denn? Es ist besser, wenn du's nicht weißt, dann brauchst du es nicht zu sagen. Munde wußte es aber jetzt, und die Anfangs tröstliche hat. Kannst sie jeden Tag holen, wenn du was damit anfangen willst. Damit kann ich nicht weit springen. Der Herr Schultheiß hat mir ja aber auf dem Rathhaus gesagt, daß er mir was Gutes mitzutheilen hat. Nun? Ist denn vierzig Gulden Nichts? Und zwei Jahr Zins ist auch dabei. Ich will dir's aber nur sagen, ich hab' was Anderes mit dir vorgehabt, aber du hast dich drei Tage besonnen, bis du zu mir kommen bist, und dieweil sich der Gescheite besinnt, besinnt sich der Narr auch. Munde sah wohl, daß ihn Diethelm schrauben wollte; daran, daß er ihn tief zu demüthigen suchte, um ihn dann vielleicht großmüthig zu sich zu erheben, dachte er nicht, er sagte daher: Ihr wisset, was ich denk', Ihr kennet mich ja. Ich kenn' dich nimmehr. Du bist zwei Jahre Soldat gewesen, da wird der Mensch ein anderer. Wen ich damals gern gehabt, hab' ich noch gern. Das ist brav. Du hast immer ein gut Herz gehabt. Jetzt muß ich aber da Schreibereien machen. Komm morgen wieder, Munde. Schon beim Eintritte Munde's hatte sich Fränz entfernt, und als dieser jetzt auch wegging, begleitete ihn die Mutter und sagte ihm noch auf der Treppe: Munde, sei nur heiter. Ich darf nichts sagen, aber glaub mir, er hat's gut mit dir vor. Komm nur morgen wieder. Es fällt kein Baum auf Einen Schlag. Grüß mir deinen Vater und sag ihm, es ging' mir viel besser, aber spinnen kann ich noch nicht. Und sieh, daß du von deinem Vater ein Mittel kriegst gegen böse Träume und gegen das Frieren, darfst aber nicht sagen, für Wen es ist. Für Wen ist's denn? Es ist besser, wenn du's nicht weißt, dann brauchst du es nicht zu sagen. Munde wußte es aber jetzt, und die Anfangs tröstliche <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="22"> <p><pb facs="#f0161"/> hat. Kannst sie jeden Tag holen, wenn du was damit anfangen willst.</p><lb/> <p>Damit kann ich nicht weit springen. Der Herr Schultheiß hat mir ja aber auf dem Rathhaus gesagt, daß er mir was Gutes mitzutheilen hat.</p><lb/> <p>Nun? Ist denn vierzig Gulden Nichts? Und zwei Jahr Zins ist auch dabei. Ich will dir's aber nur sagen, ich hab' was Anderes mit dir vorgehabt, aber du hast dich drei Tage besonnen, bis du zu mir kommen bist, und dieweil sich der Gescheite besinnt, besinnt sich der Narr auch.</p><lb/> <p>Munde sah wohl, daß ihn Diethelm schrauben wollte; daran, daß er ihn tief zu demüthigen suchte, um ihn dann vielleicht großmüthig zu sich zu erheben, dachte er nicht, er sagte daher:</p><lb/> <p>Ihr wisset, was ich denk', Ihr kennet mich ja.</p><lb/> <p>Ich kenn' dich nimmehr. Du bist zwei Jahre Soldat gewesen, da wird der Mensch ein anderer.</p><lb/> <p>Wen ich damals gern gehabt, hab' ich noch gern.</p><lb/> <p>Das ist brav. Du hast immer ein gut Herz gehabt. Jetzt muß ich aber da Schreibereien machen. Komm morgen wieder, Munde.</p><lb/> <p>Schon beim Eintritte Munde's hatte sich Fränz entfernt, und als dieser jetzt auch wegging, begleitete ihn die Mutter und sagte ihm noch auf der Treppe:</p><lb/> <p>Munde, sei nur heiter. Ich darf nichts sagen, aber glaub mir, er hat's gut mit dir vor. Komm nur morgen wieder. Es fällt kein Baum auf Einen Schlag. Grüß mir deinen Vater und sag ihm, es ging' mir viel besser, aber spinnen kann ich noch nicht. Und sieh, daß du von deinem Vater ein Mittel kriegst gegen böse Träume und gegen das Frieren, darfst aber nicht sagen, für Wen es ist.</p><lb/> <p>Für Wen ist's denn?</p><lb/> <p>Es ist besser, wenn du's nicht weißt, dann brauchst du es nicht zu sagen.</p><lb/> <p>Munde wußte es aber jetzt, und die Anfangs tröstliche<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0161]
hat. Kannst sie jeden Tag holen, wenn du was damit anfangen willst.
Damit kann ich nicht weit springen. Der Herr Schultheiß hat mir ja aber auf dem Rathhaus gesagt, daß er mir was Gutes mitzutheilen hat.
Nun? Ist denn vierzig Gulden Nichts? Und zwei Jahr Zins ist auch dabei. Ich will dir's aber nur sagen, ich hab' was Anderes mit dir vorgehabt, aber du hast dich drei Tage besonnen, bis du zu mir kommen bist, und dieweil sich der Gescheite besinnt, besinnt sich der Narr auch.
Munde sah wohl, daß ihn Diethelm schrauben wollte; daran, daß er ihn tief zu demüthigen suchte, um ihn dann vielleicht großmüthig zu sich zu erheben, dachte er nicht, er sagte daher:
Ihr wisset, was ich denk', Ihr kennet mich ja.
Ich kenn' dich nimmehr. Du bist zwei Jahre Soldat gewesen, da wird der Mensch ein anderer.
Wen ich damals gern gehabt, hab' ich noch gern.
Das ist brav. Du hast immer ein gut Herz gehabt. Jetzt muß ich aber da Schreibereien machen. Komm morgen wieder, Munde.
Schon beim Eintritte Munde's hatte sich Fränz entfernt, und als dieser jetzt auch wegging, begleitete ihn die Mutter und sagte ihm noch auf der Treppe:
Munde, sei nur heiter. Ich darf nichts sagen, aber glaub mir, er hat's gut mit dir vor. Komm nur morgen wieder. Es fällt kein Baum auf Einen Schlag. Grüß mir deinen Vater und sag ihm, es ging' mir viel besser, aber spinnen kann ich noch nicht. Und sieh, daß du von deinem Vater ein Mittel kriegst gegen böse Träume und gegen das Frieren, darfst aber nicht sagen, für Wen es ist.
Für Wen ist's denn?
Es ist besser, wenn du's nicht weißt, dann brauchst du es nicht zu sagen.
Munde wußte es aber jetzt, und die Anfangs tröstliche
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/auerbach_diethelm_1910 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/auerbach_diethelm_1910/161 |
Zitationshilfe: | Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/auerbach_diethelm_1910/161>, abgerufen am 25.07.2024. |