Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.weitere Berührung. Nur an Concerttagen öffnete sie wohl die Flügelthüren ihres Gartensaales oder setzte sich in die Geisblattlaube, die eigends zu ihrem Logis gehörte. Doch sah man sie gewöhnlich allein. Nur dann und wann ließ sie einen Musiker, bei dem sie ein bedeutendes Talent entdeckte, zu sich einladen. Weil sie Musik leidenschaftlich liebte, zeigte sie sich, solchen Künstlern gegenüber, stets artig und generös, und wurde in manchen Kreisen die Beschützerin der Kunst genannt. Auch kam sie in den Ruf eines beispiellosen Reichthums. Die Besitzerin der Meierei, eine gewisse Frau Meier, war ein originelles Weib, das eine nähere Charakteristik verdient. Von ihrem wahren Namen und ihrer Herkunft wußte man nichts. Der Sage nach war sie vor vielen Sommern mit einem polnischen Grafen, der sie seine Frau nannte, nach Carlsbad gekommen. Obgleich ziemlich roh, hatte sie doch während der Saison die Aufmerksamkeit vieler stattlichen Cavaliere auf sich gezogen, und da sie glänzend lebte, war sie sogar eine von den Damen geworden, welche den Ton in der Gesellschaft weitere Berührung. Nur an Concerttagen öffnete sie wohl die Flügelthüren ihres Gartensaales oder setzte sich in die Geisblattlaube, die eigends zu ihrem Logis gehörte. Doch sah man sie gewöhnlich allein. Nur dann und wann ließ sie einen Musiker, bei dem sie ein bedeutendes Talent entdeckte, zu sich einladen. Weil sie Musik leidenschaftlich liebte, zeigte sie sich, solchen Künstlern gegenüber, stets artig und generös, und wurde in manchen Kreisen die Beschützerin der Kunst genannt. Auch kam sie in den Ruf eines beispiellosen Reichthums. Die Besitzerin der Meierei, eine gewisse Frau Meier, war ein originelles Weib, das eine nähere Charakteristik verdient. Von ihrem wahren Namen und ihrer Herkunft wußte man nichts. Der Sage nach war sie vor vielen Sommern mit einem polnischen Grafen, der sie seine Frau nannte, nach Carlsbad gekommen. Obgleich ziemlich roh, hatte sie doch während der Saison die Aufmerksamkeit vieler stattlichen Cavaliere auf sich gezogen, und da sie glänzend lebte, war sie sogar eine von den Damen geworden, welche den Ton in der Gesellschaft <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0077" n="65"/> weitere Berührung. Nur an Concerttagen öffnete sie wohl die Flügelthüren ihres Gartensaales oder setzte sich in die Geisblattlaube, die eigends zu ihrem Logis gehörte. Doch sah man sie gewöhnlich allein. Nur dann und wann ließ sie einen Musiker, bei dem sie ein bedeutendes Talent entdeckte, zu sich einladen. Weil sie Musik leidenschaftlich liebte, zeigte sie sich, solchen Künstlern gegenüber, stets artig und generös, und wurde in manchen Kreisen die Beschützerin der Kunst genannt. Auch kam sie in den Ruf eines beispiellosen Reichthums. Die Besitzerin der Meierei, eine gewisse Frau <hi rendition="#g">Meier</hi>, war ein originelles Weib, das eine nähere Charakteristik verdient. Von ihrem wahren Namen und ihrer Herkunft wußte man nichts. Der Sage nach war sie vor vielen Sommern mit einem polnischen Grafen, der sie seine Frau nannte, nach Carlsbad gekommen. Obgleich ziemlich roh, hatte sie doch während der Saison die Aufmerksamkeit vieler stattlichen Cavaliere auf sich gezogen, und da sie glänzend lebte, war sie sogar eine von den Damen geworden, welche den Ton in der Gesellschaft </p> </div> </body> </text> </TEI> [65/0077]
weitere Berührung. Nur an Concerttagen öffnete sie wohl die Flügelthüren ihres Gartensaales oder setzte sich in die Geisblattlaube, die eigends zu ihrem Logis gehörte. Doch sah man sie gewöhnlich allein. Nur dann und wann ließ sie einen Musiker, bei dem sie ein bedeutendes Talent entdeckte, zu sich einladen. Weil sie Musik leidenschaftlich liebte, zeigte sie sich, solchen Künstlern gegenüber, stets artig und generös, und wurde in manchen Kreisen die Beschützerin der Kunst genannt. Auch kam sie in den Ruf eines beispiellosen Reichthums. Die Besitzerin der Meierei, eine gewisse Frau Meier, war ein originelles Weib, das eine nähere Charakteristik verdient. Von ihrem wahren Namen und ihrer Herkunft wußte man nichts. Der Sage nach war sie vor vielen Sommern mit einem polnischen Grafen, der sie seine Frau nannte, nach Carlsbad gekommen. Obgleich ziemlich roh, hatte sie doch während der Saison die Aufmerksamkeit vieler stattlichen Cavaliere auf sich gezogen, und da sie glänzend lebte, war sie sogar eine von den Damen geworden, welche den Ton in der Gesellschaft
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Zitationshilfe: | Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/77>, abgerufen am 03.07.2024. |