Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.umstrahlte sie die Pracht der Diamanten; vergebens borgten ihre eingefallenen Wangen von der Schminke einen lügnerischen Glanz. Ihr unseliges Schicksal sprach allzu beredtsam aus ihrem Blick. Der jüngere Theil der Damen ging indeß gruppenweise, auf die ersten Töne des Orchesters sehnsüchtig harrend, im Saale auf und nieder. Unter den jugendlichen Gestalten zeichnete sich die Gräfinn Lichtenfels auffallend aus. Es war eine Junonische Figur, mit tiefschwarzen Locken, brennenden großen, braunen Augen und strengregelmäßigen Zügen. Ihr Teint war blendendweiß, ätherisch gehoben durch ein feuerrothes Creppkleid, das den üppigen Busen, die Schultern und Arme frei ließ. Aehren von Diamanten waren überreich in die Locken genestelt; und zeugten von dem feinen Geschmack und dem Reichthum der Dame. Mit herausforderndem, frechem Blick musterte sie durch die geöffneten Flügelthüren die Herren, die in dem nächsten Salon versammelt waren. Bei aller Schönheit war diesem Wesen doch der Stempel einer Sinnlichkeit aufgedrückt, die jedes geistige Element ausschloß, und sich, im vollen Bewußtsein ihrer alleinigen umstrahlte sie die Pracht der Diamanten; vergebens borgten ihre eingefallenen Wangen von der Schminke einen lügnerischen Glanz. Ihr unseliges Schicksal sprach allzu beredtsam aus ihrem Blick. Der jüngere Theil der Damen ging indeß gruppenweise, auf die ersten Töne des Orchesters sehnsüchtig harrend, im Saale auf und nieder. Unter den jugendlichen Gestalten zeichnete sich die Gräfinn Lichtenfels auffallend aus. Es war eine Junonische Figur, mit tiefschwarzen Locken, brennenden großen, braunen Augen und strengregelmäßigen Zügen. Ihr Teint war blendendweiß, ätherisch gehoben durch ein feuerrothes Creppkleid, das den üppigen Busen, die Schultern und Arme frei ließ. Aehren von Diamanten waren überreich in die Locken genestelt; und zeugten von dem feinen Geschmack und dem Reichthum der Dame. Mit herausforderndem, frechem Blick musterte sie durch die geöffneten Flügelthüren die Herren, die in dem nächsten Salon versammelt waren. Bei aller Schönheit war diesem Wesen doch der Stempel einer Sinnlichkeit aufgedrückt, die jedes geistige Element ausschloß, und sich, im vollen Bewußtsein ihrer alleinigen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0060" n="48"/> umstrahlte sie die Pracht der Diamanten; vergebens borgten ihre eingefallenen Wangen von der Schminke einen lügnerischen Glanz. Ihr unseliges Schicksal sprach allzu beredtsam aus ihrem Blick. Der jüngere Theil der Damen ging indeß gruppenweise, auf die ersten Töne des Orchesters sehnsüchtig harrend, im Saale auf und nieder. Unter den jugendlichen Gestalten zeichnete sich die Gräfinn Lichtenfels auffallend aus. Es war eine Junonische Figur, mit tiefschwarzen Locken, brennenden großen, braunen Augen und strengregelmäßigen Zügen. Ihr Teint war blendendweiß, ätherisch gehoben durch ein feuerrothes Creppkleid, das den üppigen Busen, die Schultern und Arme frei ließ. Aehren von Diamanten waren überreich in die Locken genestelt; und zeugten von dem feinen Geschmack und dem Reichthum der Dame. Mit herausforderndem, frechem Blick musterte sie durch die geöffneten Flügelthüren die Herren, die in dem nächsten Salon versammelt waren. Bei aller Schönheit war diesem Wesen doch der Stempel einer Sinnlichkeit aufgedrückt, die jedes geistige Element ausschloß, und sich, im vollen Bewußtsein ihrer alleinigen </p> </div> </body> </text> </TEI> [48/0060]
umstrahlte sie die Pracht der Diamanten; vergebens borgten ihre eingefallenen Wangen von der Schminke einen lügnerischen Glanz. Ihr unseliges Schicksal sprach allzu beredtsam aus ihrem Blick. Der jüngere Theil der Damen ging indeß gruppenweise, auf die ersten Töne des Orchesters sehnsüchtig harrend, im Saale auf und nieder. Unter den jugendlichen Gestalten zeichnete sich die Gräfinn Lichtenfels auffallend aus. Es war eine Junonische Figur, mit tiefschwarzen Locken, brennenden großen, braunen Augen und strengregelmäßigen Zügen. Ihr Teint war blendendweiß, ätherisch gehoben durch ein feuerrothes Creppkleid, das den üppigen Busen, die Schultern und Arme frei ließ. Aehren von Diamanten waren überreich in die Locken genestelt; und zeugten von dem feinen Geschmack und dem Reichthum der Dame. Mit herausforderndem, frechem Blick musterte sie durch die geöffneten Flügelthüren die Herren, die in dem nächsten Salon versammelt waren. Bei aller Schönheit war diesem Wesen doch der Stempel einer Sinnlichkeit aufgedrückt, die jedes geistige Element ausschloß, und sich, im vollen Bewußtsein ihrer alleinigen
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Zitationshilfe: | Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/60>, abgerufen am 23.07.2024. |