Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.in der Seligkeit aufzugehn. Das fühl' ich jetzt, denn Du verurtheilst mich, des Lebens unschätzbarste Güter einem ungeliebten Manne hinzuopfern, dessen verlebte Züge nur das Todesurtheil aussprechen über meine Jugend. Mich reizt nicht all' diese Pracht der äußern Existenz, die seelenlos auch der Seele nichts zu bieten vermag, sie nur fesseln kann in blendender Sklaverei. Nie werde ich diese Fesseln ertragen!" Bei diesen Worten nahm sie mit zitternder Hand eine schwere goldene Kette vom Tisch; und ihre zarten Finger rüttelten und spielten gedankenlos mit den Ringen und Gliedern des prächtigen Geschmeides. Doch über den Greis kam der Sturm des Unwillens, und unterbrach gewaltig die kurze Pause sprachlosen Erstarrens, in das ihn die Rede der Tochter versetzt. Die unbeherrschte Leidenschaft triumphirte! An dem braunlockigen Haar riß er die Tochter wild hin und her, und stieß sie dann mit den Füßen von sich, in maßlosem Zorn ausrufend: Ungerathene! Ich fluche Dir! Erschöpft, todesmatt, mit blauen Lippen und festgeschlossenen Augen sank der Greis, nach in der Seligkeit aufzugehn. Das fühl' ich jetzt, denn Du verurtheilst mich, des Lebens unschätzbarste Güter einem ungeliebten Manne hinzuopfern, dessen verlebte Züge nur das Todesurtheil aussprechen über meine Jugend. Mich reizt nicht all' diese Pracht der äußern Existenz, die seelenlos auch der Seele nichts zu bieten vermag, sie nur fesseln kann in blendender Sklaverei. Nie werde ich diese Fesseln ertragen!“ Bei diesen Worten nahm sie mit zitternder Hand eine schwere goldene Kette vom Tisch; und ihre zarten Finger rüttelten und spielten gedankenlos mit den Ringen und Gliedern des prächtigen Geschmeides. Doch über den Greis kam der Sturm des Unwillens, und unterbrach gewaltig die kurze Pause sprachlosen Erstarrens, in das ihn die Rede der Tochter versetzt. Die unbeherrschte Leidenschaft triumphirte! An dem braunlockigen Haar riß er die Tochter wild hin und her, und stieß sie dann mit den Füßen von sich, in maßlosem Zorn ausrufend: Ungerathene! Ich fluche Dir! Erschöpft, todesmatt, mit blauen Lippen und festgeschlossenen Augen sank der Greis, nach <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0026" n="14"/> in der Seligkeit aufzugehn. Das fühl' ich jetzt, denn Du verurtheilst mich, des Lebens unschätzbarste Güter einem ungeliebten Manne hinzuopfern, dessen verlebte Züge nur das Todesurtheil aussprechen über meine Jugend. Mich reizt nicht all' diese Pracht der äußern Existenz, die seelenlos auch der Seele nichts zu bieten vermag, sie nur fesseln kann in blendender Sklaverei. Nie werde ich diese Fesseln ertragen!“ Bei diesen Worten nahm sie mit zitternder Hand eine schwere goldene Kette vom Tisch; und ihre zarten Finger rüttelten und spielten gedankenlos mit den Ringen und Gliedern des prächtigen Geschmeides. Doch über den Greis kam der Sturm des Unwillens, und unterbrach gewaltig die kurze Pause sprachlosen Erstarrens, in das ihn die Rede der Tochter versetzt. Die unbeherrschte Leidenschaft triumphirte! An dem braunlockigen Haar riß er die Tochter wild hin und her, und stieß sie dann mit den Füßen von sich, in maßlosem Zorn ausrufend: Ungerathene! Ich fluche Dir! Erschöpft, todesmatt, mit blauen Lippen und festgeschlossenen Augen sank der Greis, nach </p> </div> </body> </text> </TEI> [14/0026]
in der Seligkeit aufzugehn. Das fühl' ich jetzt, denn Du verurtheilst mich, des Lebens unschätzbarste Güter einem ungeliebten Manne hinzuopfern, dessen verlebte Züge nur das Todesurtheil aussprechen über meine Jugend. Mich reizt nicht all' diese Pracht der äußern Existenz, die seelenlos auch der Seele nichts zu bieten vermag, sie nur fesseln kann in blendender Sklaverei. Nie werde ich diese Fesseln ertragen!“ Bei diesen Worten nahm sie mit zitternder Hand eine schwere goldene Kette vom Tisch; und ihre zarten Finger rüttelten und spielten gedankenlos mit den Ringen und Gliedern des prächtigen Geschmeides. Doch über den Greis kam der Sturm des Unwillens, und unterbrach gewaltig die kurze Pause sprachlosen Erstarrens, in das ihn die Rede der Tochter versetzt. Die unbeherrschte Leidenschaft triumphirte! An dem braunlockigen Haar riß er die Tochter wild hin und her, und stieß sie dann mit den Füßen von sich, in maßlosem Zorn ausrufend: Ungerathene! Ich fluche Dir! Erschöpft, todesmatt, mit blauen Lippen und festgeschlossenen Augen sank der Greis, nach
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Zitationshilfe: | Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/26>, abgerufen am 23.07.2024. |