Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.Eltern Liebe, Rang und Reichtum zum Opfer bringen; und ich war nicht edel genug, dies Opfer abzulehnen. Ohne den Segen der Eltern wurde Elise meine Gattinn -- Deine Mutter." -- Erschöpft hielt hier der Greis einige Augenblicke inne; dann fuhr er bewegter fort: "Aus großer, alles bezwingender Liebe war diese Ehe geschlossen worden; dennoch war sie nicht glücklich. Glaube mir, Mädchen, Liebe beglückt nur auf kurze Zeit! Deine Mutter ist edel und liebenswürdig; -- dennoch waren wir Beide elend; deine Mutter, weil sie alle gewohnten Annehmlichkeiten des Lebens entbehren mußte; ich, weil ich nicht im Stande war, sie ihr zu verschaffen. So sind uns freudlose Jahre vorübergegangen, welche mir die traurige Lehre gaben, daß unter bedrückten äußern Verhältnissen jede Hoffnung auf Glück getäuscht wird. Das Glück kehrt nur bei den Glücklichen ein! Du bist mein einziges Kind -- die Erfahrung meines Lebens soll Dir zum Heile werden! Du sollst einer jugendlichen Täuschung nicht den wahren Genuß des Daseins opfern! Ich muß Dich schützen vor all' dem Jammer, den Deine Mutter erlebt." Eltern Liebe, Rang und Reichtum zum Opfer bringen; und ich war nicht edel genug, dies Opfer abzulehnen. Ohne den Segen der Eltern wurde Elise meine Gattinn — Deine Mutter.“ — Erschöpft hielt hier der Greis einige Augenblicke inne; dann fuhr er bewegter fort: „Aus großer, alles bezwingender Liebe war diese Ehe geschlossen worden; dennoch war sie nicht glücklich. Glaube mir, Mädchen, Liebe beglückt nur auf kurze Zeit! Deine Mutter ist edel und liebenswürdig; — dennoch waren wir Beide elend; deine Mutter, weil sie alle gewohnten Annehmlichkeiten des Lebens entbehren mußte; ich, weil ich nicht im Stande war, sie ihr zu verschaffen. So sind uns freudlose Jahre vorübergegangen, welche mir die traurige Lehre gaben, daß unter bedrückten äußern Verhältnissen jede Hoffnung auf Glück getäuscht wird. Das Glück kehrt nur bei den Glücklichen ein! Du bist mein einziges Kind — die Erfahrung meines Lebens soll Dir zum Heile werden! Du sollst einer jugendlichen Täuschung nicht den wahren Genuß des Daseins opfern! Ich muß Dich schützen vor all' dem Jammer, den Deine Mutter erlebt.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0023" n="11"/> Eltern Liebe, Rang und Reichtum zum Opfer bringen; und ich war nicht edel genug, dies Opfer abzulehnen. Ohne den Segen der Eltern wurde Elise meine Gattinn — Deine Mutter.“ — Erschöpft hielt hier der Greis einige Augenblicke inne; dann fuhr er bewegter fort: „Aus großer, alles bezwingender Liebe war diese Ehe geschlossen worden; dennoch war sie nicht glücklich. Glaube mir, Mädchen, Liebe beglückt nur auf kurze Zeit! Deine Mutter ist edel und liebenswürdig; — dennoch waren wir Beide elend; deine Mutter, weil sie alle gewohnten Annehmlichkeiten des Lebens entbehren mußte; ich, weil ich nicht im Stande war, sie ihr zu verschaffen. So sind uns freudlose Jahre vorübergegangen, welche mir die traurige Lehre gaben, daß unter bedrückten äußern Verhältnissen jede Hoffnung auf Glück getäuscht wird. Das Glück kehrt nur bei den Glücklichen ein! Du bist mein einziges Kind — die Erfahrung meines Lebens soll Dir zum Heile werden! Du sollst einer jugendlichen Täuschung nicht den wahren Genuß des Daseins opfern! Ich muß Dich schützen vor all' dem Jammer, den Deine Mutter erlebt.“</p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0023]
Eltern Liebe, Rang und Reichtum zum Opfer bringen; und ich war nicht edel genug, dies Opfer abzulehnen. Ohne den Segen der Eltern wurde Elise meine Gattinn — Deine Mutter.“ — Erschöpft hielt hier der Greis einige Augenblicke inne; dann fuhr er bewegter fort: „Aus großer, alles bezwingender Liebe war diese Ehe geschlossen worden; dennoch war sie nicht glücklich. Glaube mir, Mädchen, Liebe beglückt nur auf kurze Zeit! Deine Mutter ist edel und liebenswürdig; — dennoch waren wir Beide elend; deine Mutter, weil sie alle gewohnten Annehmlichkeiten des Lebens entbehren mußte; ich, weil ich nicht im Stande war, sie ihr zu verschaffen. So sind uns freudlose Jahre vorübergegangen, welche mir die traurige Lehre gaben, daß unter bedrückten äußern Verhältnissen jede Hoffnung auf Glück getäuscht wird. Das Glück kehrt nur bei den Glücklichen ein! Du bist mein einziges Kind — die Erfahrung meines Lebens soll Dir zum Heile werden! Du sollst einer jugendlichen Täuschung nicht den wahren Genuß des Daseins opfern! Ich muß Dich schützen vor all' dem Jammer, den Deine Mutter erlebt.“
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Zitationshilfe: | Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/23>, abgerufen am 26.07.2024. |