Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.

Bild:
<< vorherige Seite

schmerzlichste Zerknirschung seines Innern treiben konnte. Das höchste Gut seines Lebens stand auf dem Spiel -- und in die Gewalt seiner Frau war es gegeben, den drohenden Sturm zu beschwören. Gerade der nahe Verlust zeigte ihm den ganzen Werth des klingenden Mammons; seine fiebernde Angst ließ ihn ängstlich nach Rettung umhersuchen; das Gold stand wie ein Phantom vor seiner Seele, unentfliehbar, ihn fesselnd mit eherner Macht; und wuchs in den phantastischen Bildern, die durch seine Seele jagten, zu riesenhafter Gestalt. Wie klein schien ihm dagegen das Opfer, das seine Frau bringen sollte, ein kurzes Liebesglück an einen Fremden verschwendet, eine selige Nacht, untreu den Laren des Hauses, unter einem fremden Gestirn geträumt! Dennoch ängstigte ihn die fieberhafte Spannung seiner Frau. Er stand vor ihr wie ein Delinquent, der um Gnade fleht; doch sie wies ihn mit Entschiedenheit zurück.

Er wollte ihre Erklärung nicht als fest, ihren Entschluß nicht als wandellos hinnehmen, und verließ das

schmerzlichste Zerknirschung seines Innern treiben konnte. Das höchste Gut seines Lebens stand auf dem Spiel — und in die Gewalt seiner Frau war es gegeben, den drohenden Sturm zu beschwören. Gerade der nahe Verlust zeigte ihm den ganzen Werth des klingenden Mammons; seine fiebernde Angst ließ ihn ängstlich nach Rettung umhersuchen; das Gold stand wie ein Phantom vor seiner Seele, unentfliehbar, ihn fesselnd mit eherner Macht; und wuchs in den phantastischen Bildern, die durch seine Seele jagten, zu riesenhafter Gestalt. Wie klein schien ihm dagegen das Opfer, das seine Frau bringen sollte, ein kurzes Liebesglück an einen Fremden verschwendet, eine selige Nacht, untreu den Laren des Hauses, unter einem fremden Gestirn geträumt! Dennoch ängstigte ihn die fieberhafte Spannung seiner Frau. Er stand vor ihr wie ein Delinquent, der um Gnade fleht; doch sie wies ihn mit Entschiedenheit zurück.

Er wollte ihre Erklärung nicht als fest, ihren Entschluß nicht als wandellos hinnehmen, und verließ das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0164" n="152"/>
schmerzlichste Zerknirschung seines Innern                     treiben konnte. Das höchste Gut seines Lebens stand auf dem Spiel &#x2014; und in die                     Gewalt seiner Frau war es gegeben, den drohenden Sturm zu beschwören. Gerade der                     nahe Verlust zeigte ihm den ganzen Werth des klingenden Mammons; seine fiebernde                     Angst ließ ihn ängstlich nach Rettung umhersuchen; das Gold stand wie ein                     Phantom vor seiner Seele, unentfliehbar, ihn fesselnd mit eherner Macht; und                     wuchs in den phantastischen Bildern, die durch seine Seele jagten, zu                     riesenhafter Gestalt. Wie klein schien ihm dagegen das Opfer, das seine Frau                     bringen sollte, ein kurzes Liebesglück an einen Fremden verschwendet, eine                     selige Nacht, untreu den Laren des Hauses, unter einem fremden Gestirn geträumt!                     Dennoch ängstigte ihn die fieberhafte Spannung seiner Frau. Er stand vor ihr wie                     ein Delinquent, der um Gnade fleht; doch sie wies ihn mit Entschiedenheit                     zurück.</p>
        <p> Er wollte ihre Erklärung nicht als fest, ihren Entschluß nicht als wandellos                     hinnehmen, und verließ das
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0164] schmerzlichste Zerknirschung seines Innern treiben konnte. Das höchste Gut seines Lebens stand auf dem Spiel — und in die Gewalt seiner Frau war es gegeben, den drohenden Sturm zu beschwören. Gerade der nahe Verlust zeigte ihm den ganzen Werth des klingenden Mammons; seine fiebernde Angst ließ ihn ängstlich nach Rettung umhersuchen; das Gold stand wie ein Phantom vor seiner Seele, unentfliehbar, ihn fesselnd mit eherner Macht; und wuchs in den phantastischen Bildern, die durch seine Seele jagten, zu riesenhafter Gestalt. Wie klein schien ihm dagegen das Opfer, das seine Frau bringen sollte, ein kurzes Liebesglück an einen Fremden verschwendet, eine selige Nacht, untreu den Laren des Hauses, unter einem fremden Gestirn geträumt! Dennoch ängstigte ihn die fieberhafte Spannung seiner Frau. Er stand vor ihr wie ein Delinquent, der um Gnade fleht; doch sie wies ihn mit Entschiedenheit zurück. Er wollte ihre Erklärung nicht als fest, ihren Entschluß nicht als wandellos hinnehmen, und verließ das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie - A Digital Library of Works by German-Speaking Women: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax von "Sophie". (2013-03-13T15:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Heinrich Heine Universität Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-13T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-13T15:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/164
Zitationshilfe: Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/164>, abgerufen am 26.11.2024.