Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.würden, zu einem Gnadengeschenk, das eine aus dem Katechismus geschöpfte Sittlichkeit mit den andern zugleich sich selbst macht! Abgesehen von dem Posaunenton des Pharisäerthums, der noch jetzt in allen Gassen, an allen Ecken ertönt, wenn er sich auch in den Heroldruf überschwänglicher Christlichkeit verwandelt; abgesehen von der eigennützigen Wohlthätigkeit, welche ihre Gaben nur auf Abschlag himmlischer Belohnung spendet: wird nicht durch unsere socialen Verhältnisse selbst die milde Humanität gezwungen, die Miene der Herablassung anzunehmen, und einem entwürdigten Pariathum als Gnade und Segen gegenüber zu treten? Doch allmählich beginnt auch in den Massen das Bewußtsein der ewigen Menschenrechte, wie sie die französische Revolution proklamirt, die keine Form der Freiheit geben ohne ihren Inhalt; sondern den Anspruch auf eine Existenz, die in allem Reichthum der Schöpfung sich mit Freiheit auszubreiten berechtigt ist. In den neuesten Entwickelungen des französischen Geistes gähren diese Probleme mit dunkler Gewalt, eine Gährung, die noch keine feste Form gewinnen kann, die proteusartig würden, zu einem Gnadengeschenk, das eine aus dem Katechismus geschöpfte Sittlichkeit mit den andern zugleich sich selbst macht! Abgesehen von dem Posaunenton des Pharisäerthums, der noch jetzt in allen Gassen, an allen Ecken ertönt, wenn er sich auch in den Heroldruf überschwänglicher Christlichkeit verwandelt; abgesehen von der eigennützigen Wohlthätigkeit, welche ihre Gaben nur auf Abschlag himmlischer Belohnung spendet: wird nicht durch unsere socialen Verhältnisse selbst die milde Humanität gezwungen, die Miene der Herablassung anzunehmen, und einem entwürdigten Pariathum als Gnade und Segen gegenüber zu treten? Doch allmählich beginnt auch in den Massen das Bewußtsein der ewigen Menschenrechte, wie sie die französische Revolution proklamirt, die keine Form der Freiheit geben ohne ihren Inhalt; sondern den Anspruch auf eine Existenz, die in allem Reichthum der Schöpfung sich mit Freiheit auszubreiten berechtigt ist. In den neuesten Entwickelungen des französischen Geistes gähren diese Probleme mit dunkler Gewalt, eine Gährung, die noch keine feste Form gewinnen kann, die proteusartig <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0141" n="129"/> würden, zu einem Gnadengeschenk, das eine aus dem Katechismus geschöpfte Sittlichkeit mit den andern zugleich sich selbst macht! Abgesehen von dem Posaunenton des Pharisäerthums, der noch jetzt in allen Gassen, an allen Ecken ertönt, wenn er sich auch in den Heroldruf überschwänglicher Christlichkeit verwandelt; abgesehen von der eigennützigen Wohlthätigkeit, welche ihre Gaben nur auf Abschlag himmlischer Belohnung spendet: wird nicht durch unsere socialen Verhältnisse selbst die milde Humanität gezwungen, die Miene der Herablassung anzunehmen, und einem entwürdigten Pariathum als Gnade und Segen gegenüber zu treten? Doch allmählich beginnt auch in den Massen das Bewußtsein der ewigen Menschenrechte, wie sie die französische Revolution proklamirt, die keine Form der Freiheit geben ohne ihren Inhalt; sondern den Anspruch auf eine Existenz, die in allem Reichthum der Schöpfung sich mit Freiheit auszubreiten berechtigt ist. In den neuesten Entwickelungen des französischen Geistes gähren diese Probleme mit dunkler Gewalt, eine Gährung, die noch keine feste Form gewinnen kann, die proteusartig </p> </div> </body> </text> </TEI> [129/0141]
würden, zu einem Gnadengeschenk, das eine aus dem Katechismus geschöpfte Sittlichkeit mit den andern zugleich sich selbst macht! Abgesehen von dem Posaunenton des Pharisäerthums, der noch jetzt in allen Gassen, an allen Ecken ertönt, wenn er sich auch in den Heroldruf überschwänglicher Christlichkeit verwandelt; abgesehen von der eigennützigen Wohlthätigkeit, welche ihre Gaben nur auf Abschlag himmlischer Belohnung spendet: wird nicht durch unsere socialen Verhältnisse selbst die milde Humanität gezwungen, die Miene der Herablassung anzunehmen, und einem entwürdigten Pariathum als Gnade und Segen gegenüber zu treten? Doch allmählich beginnt auch in den Massen das Bewußtsein der ewigen Menschenrechte, wie sie die französische Revolution proklamirt, die keine Form der Freiheit geben ohne ihren Inhalt; sondern den Anspruch auf eine Existenz, die in allem Reichthum der Schöpfung sich mit Freiheit auszubreiten berechtigt ist. In den neuesten Entwickelungen des französischen Geistes gähren diese Probleme mit dunkler Gewalt, eine Gährung, die noch keine feste Form gewinnen kann, die proteusartig
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