Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.mein Kind, Du kennst dies Volk nicht! Wenn sie sehn, daß ich jetzt bei meinem Willen bleibe; daß ich mich nicht schrecken lasse, so werden sie schon ruhig fortarbeiten. Wo wollen sie denn hin? Die sind mir sicher! Grade ihre Armuth fesselt sie an mich! Ich kann ihnen noch weit größere Abzüge machen -- sie müssen doch bleiben, und nach meiner Pfeife tanzen! Aber den Ehrig kann ich nicht entbehren, ich will ihm das Doppelte seines Gehaltes bieten, wenn er bleibt." Verwundert hörte die junge Frau ihrem Manne zu: "Du hast Verluste gehabt, lieber Oburn? Du kannst deßhalb den Leuten nicht geben, worauf sie durch mühsame Arbeit ein Recht sich erworben? Aber warum brauchen wir denn so viel? Laß uns einfach leben! Fort mit dem übermäßigen Aufwande! Die Summen, welche wir dadurch nutzlos vergeuden, könnte die Lage aller Deiner Arbeiter sorgenfrei machen. Hätte ich nur früher von Deinen Verlusten gewußt: ich würde schon längst Einschränkungen im Hause gemacht haben." Bei diesen Worten lachte Oburn hell auf: "Närrchen! Wir wollen uns deßhalb nichts abgehen lassen! mein Kind, Du kennst dies Volk nicht! Wenn sie sehn, daß ich jetzt bei meinem Willen bleibe; daß ich mich nicht schrecken lasse, so werden sie schon ruhig fortarbeiten. Wo wollen sie denn hin? Die sind mir sicher! Grade ihre Armuth fesselt sie an mich! Ich kann ihnen noch weit größere Abzüge machen — sie müssen doch bleiben, und nach meiner Pfeife tanzen! Aber den Ehrig kann ich nicht entbehren, ich will ihm das Doppelte seines Gehaltes bieten, wenn er bleibt.“ Verwundert hörte die junge Frau ihrem Manne zu: „Du hast Verluste gehabt, lieber Oburn? Du kannst deßhalb den Leuten nicht geben, worauf sie durch mühsame Arbeit ein Recht sich erworben? Aber warum brauchen wir denn so viel? Laß uns einfach leben! Fort mit dem übermäßigen Aufwande! Die Summen, welche wir dadurch nutzlos vergeuden, könnte die Lage aller Deiner Arbeiter sorgenfrei machen. Hätte ich nur früher von Deinen Verlusten gewußt: ich würde schon längst Einschränkungen im Hause gemacht haben.“ Bei diesen Worten lachte Oburn hell auf: „Närrchen! Wir wollen uns deßhalb nichts abgehen lassen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0136" n="124"/> mein Kind, Du kennst dies Volk nicht! Wenn sie sehn, daß ich jetzt bei meinem Willen bleibe; daß ich mich nicht schrecken lasse, so werden sie schon ruhig fortarbeiten. Wo wollen sie denn hin? <hi rendition="#g">Die</hi> sind mir sicher! Grade ihre Armuth fesselt sie an mich! Ich kann ihnen noch weit größere Abzüge machen — sie müssen <hi rendition="#g">doch</hi> bleiben, und nach meiner Pfeife tanzen! Aber den <hi rendition="#g">Ehrig</hi> kann ich nicht entbehren, ich will ihm das Doppelte seines Gehaltes bieten, wenn er bleibt.“ Verwundert hörte die junge Frau ihrem Manne zu: „Du hast Verluste gehabt, lieber Oburn? Du kannst deßhalb den Leuten nicht geben, worauf sie durch mühsame Arbeit ein Recht sich erworben? Aber warum brauchen wir denn so viel? Laß uns einfach leben! Fort mit dem übermäßigen Aufwande! Die Summen, welche wir dadurch nutzlos vergeuden, könnte die Lage aller Deiner Arbeiter sorgenfrei machen. Hätte ich nur früher von Deinen Verlusten gewußt: ich würde schon längst Einschränkungen im Hause gemacht haben.“</p> <p> Bei diesen Worten lachte Oburn hell auf: „Närrchen! Wir wollen uns deßhalb nichts abgehen lassen! </p> </div> </body> </text> </TEI> [124/0136]
mein Kind, Du kennst dies Volk nicht! Wenn sie sehn, daß ich jetzt bei meinem Willen bleibe; daß ich mich nicht schrecken lasse, so werden sie schon ruhig fortarbeiten. Wo wollen sie denn hin? Die sind mir sicher! Grade ihre Armuth fesselt sie an mich! Ich kann ihnen noch weit größere Abzüge machen — sie müssen doch bleiben, und nach meiner Pfeife tanzen! Aber den Ehrig kann ich nicht entbehren, ich will ihm das Doppelte seines Gehaltes bieten, wenn er bleibt.“ Verwundert hörte die junge Frau ihrem Manne zu: „Du hast Verluste gehabt, lieber Oburn? Du kannst deßhalb den Leuten nicht geben, worauf sie durch mühsame Arbeit ein Recht sich erworben? Aber warum brauchen wir denn so viel? Laß uns einfach leben! Fort mit dem übermäßigen Aufwande! Die Summen, welche wir dadurch nutzlos vergeuden, könnte die Lage aller Deiner Arbeiter sorgenfrei machen. Hätte ich nur früher von Deinen Verlusten gewußt: ich würde schon längst Einschränkungen im Hause gemacht haben.“
Bei diesen Worten lachte Oburn hell auf: „Närrchen! Wir wollen uns deßhalb nichts abgehen lassen!
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Zitationshilfe: | Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/136>, abgerufen am 23.07.2024. |