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Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.

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zauberhaft wirkenden Bilde lag nichts Ueppiges, nichts Kokettes. Keine herabwallenden Locken, keine entblößte Schulter. Aber das Nachthäubchen, welches die aufgewickelten Haare barg, umschloß mit seinem Rahmen von feinen, Brüsseler Kanten ein so liebliches Madonnenantlitz, zwei übereinandergeschlagene Füßchen sahen am Ende des Bettes so unschuldig aus den weißen Leinen hervor, daß dies ganze reizende Bild mehr zur Andacht einlud, als zu wilder Begierde. Dem Prinzen aber, dem jede höhere Regung fern lag, weil er nur eine Liebe kannte, die dem Schimmer des Goldes feil war oder der Eitelkeit zum Opfer fiel -- zog es mit stets wachsender Gewalt zu dem Bette der schönen Frau. Zitternd vor Aufregung, gepreßt und heißathmend war er nur noch einen Schritt von der Schläferinn entfernt. Leise ließ er sich auf ein Knie nieder, hob, noch unschlüssig über seinen Angriff, die Decke in die Höhe, und küßte den rosigen Fuß der Madame Oburn. Das aufwallende Blut röthete seine Augen. Einen Augenblick verweilte er, halb betäubt von so vollendeter Schönheit; dann plötzlich, mit den Zähnen knirschend, stürzte er mit

zauberhaft wirkenden Bilde lag nichts Ueppiges, nichts Kokettes. Keine herabwallenden Locken, keine entblößte Schulter. Aber das Nachthäubchen, welches die aufgewickelten Haare barg, umschloß mit seinem Rahmen von feinen, Brüsseler Kanten ein so liebliches Madonnenantlitz, zwei übereinandergeschlagene Füßchen sahen am Ende des Bettes so unschuldig aus den weißen Leinen hervor, daß dies ganze reizende Bild mehr zur Andacht einlud, als zu wilder Begierde. Dem Prinzen aber, dem jede höhere Regung fern lag, weil er nur eine Liebe kannte, die dem Schimmer des Goldes feil war oder der Eitelkeit zum Opfer fiel — zog es mit stets wachsender Gewalt zu dem Bette der schönen Frau. Zitternd vor Aufregung, gepreßt und heißathmend war er nur noch einen Schritt von der Schläferinn entfernt. Leise ließ er sich auf ein Knie nieder, hob, noch unschlüssig über seinen Angriff, die Decke in die Höhe, und küßte den rosigen Fuß der Madame Oburn. Das aufwallende Blut röthete seine Augen. Einen Augenblick verweilte er, halb betäubt von so vollendeter Schönheit; dann plötzlich, mit den Zähnen knirschend, stürzte er mit

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[90/0102] zauberhaft wirkenden Bilde lag nichts Ueppiges, nichts Kokettes. Keine herabwallenden Locken, keine entblößte Schulter. Aber das Nachthäubchen, welches die aufgewickelten Haare barg, umschloß mit seinem Rahmen von feinen, Brüsseler Kanten ein so liebliches Madonnenantlitz, zwei übereinandergeschlagene Füßchen sahen am Ende des Bettes so unschuldig aus den weißen Leinen hervor, daß dies ganze reizende Bild mehr zur Andacht einlud, als zu wilder Begierde. Dem Prinzen aber, dem jede höhere Regung fern lag, weil er nur eine Liebe kannte, die dem Schimmer des Goldes feil war oder der Eitelkeit zum Opfer fiel — zog es mit stets wachsender Gewalt zu dem Bette der schönen Frau. Zitternd vor Aufregung, gepreßt und heißathmend war er nur noch einen Schritt von der Schläferinn entfernt. Leise ließ er sich auf ein Knie nieder, hob, noch unschlüssig über seinen Angriff, die Decke in die Höhe, und küßte den rosigen Fuß der Madame Oburn. Das aufwallende Blut röthete seine Augen. Einen Augenblick verweilte er, halb betäubt von so vollendeter Schönheit; dann plötzlich, mit den Zähnen knirschend, stürzte er mit

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Zitationshilfe: Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/102>, abgerufen am 24.11.2024.