Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Aston, Louise: Meine Emancipation, Verweisung und Rechtfertigung. Brüssel, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

für die Wohlfahrt des Staates erinnerte mich, obgleich ich ihre Nothwendigkeit einsah, etwas zu sehr an den Wohlfahrts-Ausschuß der französischen Revolution, und seine Maßregen, und ich sah mich erschrocken um, ob der preußische Staat sich etwa in einem solchen terroristischen Kriegszustande befände. Am wenigsten aber wollte mir einleuchten, wie diese Theorie auf meinen speziellen Fall Anwendung finden könne, da ich mir bewußt war, durchaus nichts unternommen zu haben, was der Wohlfahrt des preußischen Staates gefährlich sein könnte.

Der Polizei gegenüber kann ich mich nicht rechtfertigen, weil ich ihr Maß für das, was dem preußischen Staate heilsam oder gefährlich ist, durchaus nicht kenne; weil ich als preußische Unterthanin zu dem Vertrauen verpflichtet bin, daß die Maßregeln der Regierung, wenn sie auch unbegreiflich sind, wie die Wege der Vorsehung, doch zu meinem Besten führen.

Meine Rechtfertigung gilt hauptsächlich dem Publikum, das aus Unkenntniß jener providentiellen Fürsorge mich leicht für schuldig halten könnte, mich gegen den bestehenden Zustand der Gesellschaft verschworen, und Verbrechen begangen zu haben, welche

für die Wohlfahrt des Staates erinnerte mich, obgleich ich ihre Nothwendigkeit einsah, etwas zu sehr an den Wohlfahrts-Ausschuß der französischen Revolution, und seine Maßregen, und ich sah mich erschrocken um, ob der preußische Staat sich etwa in einem solchen terroristischen Kriegszustande befände. Am wenigsten aber wollte mir einleuchten, wie diese Theorie auf meinen speziellen Fall Anwendung finden könne, da ich mir bewußt war, durchaus nichts unternommen zu haben, was der Wohlfahrt des preußischen Staates gefährlich sein könnte.

Der Polizei gegenüber kann ich mich nicht rechtfertigen, weil ich ihr Maß für das, was dem preußischen Staate heilsam oder gefährlich ist, durchaus nicht kenne; weil ich als preußische Unterthanin zu dem Vertrauen verpflichtet bin, daß die Maßregeln der Regierung, wenn sie auch unbegreiflich sind, wie die Wege der Vorsehung, doch zu meinem Besten führen.

Meine Rechtfertigung gilt hauptsächlich dem Publikum, das aus Unkenntniß jener providentiellen Fürsorge mich leicht für schuldig halten könnte, mich gegen den bestehenden Zustand der Gesellschaft verschworen, und Verbrechen begangen zu haben, welche

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0036" n="36"/>
für die Wohlfahrt des Staates erinnerte mich, obgleich ich ihre Nothwendigkeit einsah, etwas zu sehr an den Wohlfahrts-Ausschuß der französischen Revolution, und seine Maßregen, und ich sah mich erschrocken um, ob der preußische Staat sich etwa in einem solchen terroristischen Kriegszustande befände. Am wenigsten aber wollte mir einleuchten, wie diese Theorie auf meinen speziellen Fall Anwendung finden könne, da ich mir bewußt war, durchaus nichts unternommen zu haben, was der <hi rendition="#g">Wohlfahrt</hi> des preußischen Staates gefährlich sein könnte.</p>
        <p>Der Polizei gegenüber kann ich mich nicht rechtfertigen, weil ich ihr Maß für das, was dem preußischen Staate heilsam oder gefährlich ist, durchaus nicht kenne; weil ich als preußische Unterthanin zu dem Vertrauen verpflichtet bin, daß die Maßregeln der Regierung, wenn sie auch unbegreiflich sind, wie die Wege der Vorsehung, doch zu meinem Besten führen.</p>
        <p>Meine Rechtfertigung gilt hauptsächlich <hi rendition="#g">dem</hi> Publikum, das aus Unkenntniß jener providentiellen Fürsorge mich leicht für schuldig halten könnte, mich gegen den bestehenden Zustand der Gesellschaft verschworen, und Verbrechen begangen zu haben, welche
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0036] für die Wohlfahrt des Staates erinnerte mich, obgleich ich ihre Nothwendigkeit einsah, etwas zu sehr an den Wohlfahrts-Ausschuß der französischen Revolution, und seine Maßregen, und ich sah mich erschrocken um, ob der preußische Staat sich etwa in einem solchen terroristischen Kriegszustande befände. Am wenigsten aber wollte mir einleuchten, wie diese Theorie auf meinen speziellen Fall Anwendung finden könne, da ich mir bewußt war, durchaus nichts unternommen zu haben, was der Wohlfahrt des preußischen Staates gefährlich sein könnte. Der Polizei gegenüber kann ich mich nicht rechtfertigen, weil ich ihr Maß für das, was dem preußischen Staate heilsam oder gefährlich ist, durchaus nicht kenne; weil ich als preußische Unterthanin zu dem Vertrauen verpflichtet bin, daß die Maßregeln der Regierung, wenn sie auch unbegreiflich sind, wie die Wege der Vorsehung, doch zu meinem Besten führen. Meine Rechtfertigung gilt hauptsächlich dem Publikum, das aus Unkenntniß jener providentiellen Fürsorge mich leicht für schuldig halten könnte, mich gegen den bestehenden Zustand der Gesellschaft verschworen, und Verbrechen begangen zu haben, welche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax von zeno.org (2013-03-15T10:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus zeno.org entsprechen muss.
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-15T10:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-15T10:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/aston_emancipation_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/aston_emancipation_1846/36
Zitationshilfe: Aston, Louise: Meine Emancipation, Verweisung und Rechtfertigung. Brüssel, 1846, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_emancipation_1846/36>, abgerufen am 21.11.2024.