Aston, Louise: Meine Emancipation, Verweisung und Rechtfertigung. Brüssel, 1846.etwaige Formfehler in meinem Schreiben zu übersehen. Auf Grund dieses Schreibens wurde ich Ende Februar auf das Präsidium vor dem Deputirten Stahlschmidt beschieden, welcher mich ersuchte, so lange im Vorzimmer zu warten, bis der Regierungsrath Lüdemann, der eigentlich mit mir zu sprechen hätte, seine anderweitigen Geschäfte beseitigt, und für meine Angelegenheiten Zeit gewonnen. Inzwischen unterhielt sich Herr Stahlschmidt höchst freundlich und gemüthlich scherzend mit mir, brachte die Rede auf Religion und auf Ehe, und veranlaßte mich durch die verschiedensten Kreuz- und Querfragen, wenn auch in scherzender Form doch meine innersten Ansichten auszusprechen. Ich nahm deßhalb keinen Anstand mich frei zu äußeren, weil ich nach der Art und Weise, wie diese Fragen gethan wurden, dies Gespräch für ein durchaus privates halten mußte. Nachdem unsre Conversation zu Ende war, führte mich Herr Stahlschmidt in das Zimmer des Regierungsrathes Lüdemann, und überreichte diesem zu meiner größten Überraschung ein Protokoll, mit den Worten: "Dies ist das Glaubensbekenntniß der etwaige Formfehler in meinem Schreiben zu übersehen. Auf Grund dieses Schreibens wurde ich Ende Februar auf das Präsidium vor dem Deputirten Stahlschmidt beschieden, welcher mich ersuchte, so lange im Vorzimmer zu warten, bis der Regierungsrath Lüdemann, der eigentlich mit mir zu sprechen hätte, seine anderweitigen Geschäfte beseitigt, und für meine Angelegenheiten Zeit gewonnen. Inzwischen unterhielt sich Herr Stahlschmidt höchst freundlich und gemüthlich scherzend mit mir, brachte die Rede auf Religion und auf Ehe, und veranlaßte mich durch die verschiedensten Kreuz- und Querfragen, wenn auch in scherzender Form doch meine innersten Ansichten auszusprechen. Ich nahm deßhalb keinen Anstand mich frei zu äußeren, weil ich nach der Art und Weise, wie diese Fragen gethan wurden, dies Gespräch für ein durchaus privates halten mußte. Nachdem unsre Conversation zu Ende war, führte mich Herr Stahlschmidt in das Zimmer des Regierungsrathes Lüdemann, und überreichte diesem zu meiner größten Überraschung ein Protokoll, mit den Worten: „Dies ist das Glaubensbekenntniß der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0016" n="16"/> etwaige Formfehler in meinem Schreiben zu übersehen.</p> <p>Auf Grund dieses Schreibens wurde ich Ende Februar auf das Präsidium vor dem Deputirten <hi rendition="#g">Stahlschmidt</hi> beschieden, welcher mich ersuchte, so lange im Vorzimmer zu warten, bis der Regierungsrath <hi rendition="#g">Lüdemann</hi>, der eigentlich mit mir zu sprechen hätte, seine anderweitigen Geschäfte beseitigt, und für meine Angelegenheiten Zeit gewonnen. Inzwischen unterhielt sich Herr <hi rendition="#g">Stahlschmidt</hi> höchst freundlich und gemüthlich scherzend mit mir, brachte die Rede auf <hi rendition="#g">Religion</hi> und auf <hi rendition="#g">Ehe</hi>, und veranlaßte mich durch die verschiedensten Kreuz- und Querfragen, wenn auch in <hi rendition="#g">scherzender Form</hi> doch meine innersten Ansichten auszusprechen. Ich nahm <hi rendition="#g">deßhalb</hi> keinen Anstand mich frei zu äußeren, weil ich nach der Art und Weise, wie diese Fragen gethan wurden, dies Gespräch für ein durchaus <hi rendition="#g">privates</hi> halten mußte. Nachdem unsre Conversation zu Ende war, führte mich Herr <hi rendition="#g">Stahlschmidt</hi> in das Zimmer des Regierungsrathes <hi rendition="#g">Lüdemann</hi>, und überreichte diesem zu meiner größten Überraschung ein Protokoll, mit den Worten: „Dies ist das Glaubensbekenntniß der </p> </div> </body> </text> </TEI> [16/0016]
etwaige Formfehler in meinem Schreiben zu übersehen.
Auf Grund dieses Schreibens wurde ich Ende Februar auf das Präsidium vor dem Deputirten Stahlschmidt beschieden, welcher mich ersuchte, so lange im Vorzimmer zu warten, bis der Regierungsrath Lüdemann, der eigentlich mit mir zu sprechen hätte, seine anderweitigen Geschäfte beseitigt, und für meine Angelegenheiten Zeit gewonnen. Inzwischen unterhielt sich Herr Stahlschmidt höchst freundlich und gemüthlich scherzend mit mir, brachte die Rede auf Religion und auf Ehe, und veranlaßte mich durch die verschiedensten Kreuz- und Querfragen, wenn auch in scherzender Form doch meine innersten Ansichten auszusprechen. Ich nahm deßhalb keinen Anstand mich frei zu äußeren, weil ich nach der Art und Weise, wie diese Fragen gethan wurden, dies Gespräch für ein durchaus privates halten mußte. Nachdem unsre Conversation zu Ende war, führte mich Herr Stahlschmidt in das Zimmer des Regierungsrathes Lüdemann, und überreichte diesem zu meiner größten Überraschung ein Protokoll, mit den Worten: „Dies ist das Glaubensbekenntniß der
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Zitationshilfe: | Aston, Louise: Meine Emancipation, Verweisung und Rechtfertigung. Brüssel, 1846, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_emancipation_1846/16>, abgerufen am 07.07.2024. |