Aston, Louise: Meine Emancipation, Verweisung und Rechtfertigung. Brüssel, 1846.Die Frauen, denen ein ruhiger Besitz und ein idyllisches Glück geworden, werden diesen Gegensatz nicht begreifen, weil sich ihnen zu schöner Harmonie verschmilzt, was bei mir feindlich auseinander liegt. Sie werden mich als eine Abentheuerin verdammen, die, untreu dem eignen Herzen, und einem gesetzlich anbefohlenen Glück, in aller Unruhe eines stürmischen Lebens den Frieden sucht, den ihr die heimathliche Stätte, des Weibes eigenster Wirkungskreis, nicht zu gewähren vermochte. Doch vom sichern Ufer aus läßt sich leicht der Sturm beschwören und verachten, mit dem auf offner See das schwankende Schiff vergebens kämpft. Ich habe durchfühlt, was die Prophetenstimme eines George Sand den zukünftigen Geschlechtern verkündet; den Schmerz der Zeit, den Wehruf der Opfer, welche die Unnatur der Verhältnisse zu Tode foltert. Ich weiß es, welcher Entwürdigung eine Frau unter dem heiligen Schutze des Gesetzes und der Sitte ausgesetzt ist; wie sich diese hülfreichen Penaten des Hauses in nutzlose Vogelscheuchen verwandeln, und das Recht zum Adjudanten brutaler Gewalt wird! -- Doch ich schreibe weder einen Roman, noch eine Die Frauen, denen ein ruhiger Besitz und ein idyllisches Glück geworden, werden diesen Gegensatz nicht begreifen, weil sich ihnen zu schöner Harmonie verschmilzt, was bei mir feindlich auseinander liegt. Sie werden mich als eine Abentheuerin verdammen, die, untreu dem eignen Herzen, und einem gesetzlich anbefohlenen Glück, in aller Unruhe eines stürmischen Lebens den Frieden sucht, den ihr die heimathliche Stätte, des Weibes eigenster Wirkungskreis, nicht zu gewähren vermochte. Doch vom sichern Ufer aus läßt sich leicht der Sturm beschwören und verachten, mit dem auf offner See das schwankende Schiff vergebens kämpft. Ich habe durchfühlt, was die Prophetenstimme eines George Sand den zukünftigen Geschlechtern verkündet; den Schmerz der Zeit, den Wehruf der Opfer, welche die Unnatur der Verhältnisse zu Tode foltert. Ich weiß es, welcher Entwürdigung eine Frau unter dem heiligen Schutze des Gesetzes und der Sitte ausgesetzt ist; wie sich diese hülfreichen Penaten des Hauses in nutzlose Vogelscheuchen verwandeln, und das Recht zum Adjudanten brutaler Gewalt wird! — Doch ich schreibe weder einen Roman, noch eine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0012" n="12"/> <p> Die Frauen, denen ein ruhiger Besitz und ein idyllisches Glück geworden, werden diesen Gegensatz nicht begreifen, weil sich ihnen zu schöner Harmonie verschmilzt, was bei mir feindlich auseinander liegt. Sie werden mich als eine Abentheuerin verdammen, die, untreu dem eignen Herzen, und einem gesetzlich anbefohlenen Glück, in aller Unruhe eines stürmischen Lebens <hi rendition="#g">den</hi> Frieden sucht, den ihr die heimathliche Stätte, des Weibes eigenster Wirkungskreis, nicht zu gewähren vermochte. Doch vom sichern Ufer aus läßt sich leicht der Sturm beschwören und verachten, mit dem auf offner See das schwankende Schiff vergebens kämpft. Ich habe durchfühlt, was die Prophetenstimme eines <hi rendition="#g">George Sand</hi> den zukünftigen Geschlechtern verkündet; den Schmerz der Zeit, den Wehruf der Opfer, welche die Unnatur der Verhältnisse zu Tode foltert. Ich weiß es, welcher Entwürdigung eine Frau unter dem heiligen Schutze des Gesetzes und der Sitte ausgesetzt ist; wie sich diese hülfreichen Penaten des Hauses in nutzlose Vogelscheuchen verwandeln, und das Recht zum Adjudanten brutaler Gewalt wird! —</p> <p>Doch ich schreibe weder einen Roman, noch eine </p> </div> </body> </text> </TEI> [12/0012]
Die Frauen, denen ein ruhiger Besitz und ein idyllisches Glück geworden, werden diesen Gegensatz nicht begreifen, weil sich ihnen zu schöner Harmonie verschmilzt, was bei mir feindlich auseinander liegt. Sie werden mich als eine Abentheuerin verdammen, die, untreu dem eignen Herzen, und einem gesetzlich anbefohlenen Glück, in aller Unruhe eines stürmischen Lebens den Frieden sucht, den ihr die heimathliche Stätte, des Weibes eigenster Wirkungskreis, nicht zu gewähren vermochte. Doch vom sichern Ufer aus läßt sich leicht der Sturm beschwören und verachten, mit dem auf offner See das schwankende Schiff vergebens kämpft. Ich habe durchfühlt, was die Prophetenstimme eines George Sand den zukünftigen Geschlechtern verkündet; den Schmerz der Zeit, den Wehruf der Opfer, welche die Unnatur der Verhältnisse zu Tode foltert. Ich weiß es, welcher Entwürdigung eine Frau unter dem heiligen Schutze des Gesetzes und der Sitte ausgesetzt ist; wie sich diese hülfreichen Penaten des Hauses in nutzlose Vogelscheuchen verwandeln, und das Recht zum Adjudanten brutaler Gewalt wird! —
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Zitationshilfe: | Aston, Louise: Meine Emancipation, Verweisung und Rechtfertigung. Brüssel, 1846, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_emancipation_1846/12>, abgerufen am 07.07.2024. |