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Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.

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68. Schließlich würde auch der hirte und auffseher unserer seelen allenthalben
grosse ehre/ freude und wonue haben/ wenn auch ein jeder öffentlicher Lehrer die etwa
ohne dem offenbahre untüchtigkeit zu dem am[t]des geistes und N. bundes tieffeinsche/
und so dann alle sorge/ zeit und mübe dahin richtete/ selbst in CHristo wahrhafftig ein
neues geschöpff und werckzeug zu werden/ sintemal auch die/ so nach dem gesetz un-
sträfflich und eifferig seyn mögen/ erstlich den proceß Pauli erfahren müssen/ in grund-
licher umkehrung zur tieffsten kindes-niedrigkeit und einfalt von allen höhen und eigenen
frömmigkeiten; ehe sie von ihrem lehren eine Apostolische krafft und frucht erwarten/
und dem HErrn JEsu eine gemeine pflantzen können. Anderer gestalt würde CHri-
stus im geist
noch immer weiter in denen/ wo er so verborgen leben und herrschen
will/ heimlich gekräncket/ gedämpffet und verspottet werden/ und zwar aus eifer vor das
gesetz/ das in geboten und stückwercken bestehet/ und also aus guter meinung/ eben
wie CHristus im fleisch von den Pharisaern und Schrifft oder Gesetz-gelehrten.

69. Es ist diese jetzige zeit eine so kummerliche geburts-zeit/ da so manches
kind biß an die geburt und an den durchbruch kommen ist/ aber keine krafft weder in sich/
noch bey andern/ auch lehren/ findet/ ausgebohren und zum wachsthum weiter gepfle-
get und genehret zu werden. Desto hefftiger mag nun schreyen/ werda nur schreyen
kan/ daß der HErr wiederum hirten senden und bereiten wolle nach seinem hertzen/ wie
vorhin und in den jahren seines bundes. Damit also nicht abermal und immer grund
geleget werde/ sondern eines immer weiter zur vollkommenheit fortfahre und andere
mit sich ziehe/ die beiligen auch ferner zubereitet/ und der gantze leib CHristi erbauet
werde: biß daß wir alle in die einigkeit des glaubens und der erkäntniß des Sohnes Got-
tes hinankommen/ in diesem vollkommenen mann/ in das maß des wachsenden alters
JEsu CHristi. Heb. VI. 1. Eph. IV. 12. Coloss. I. 11. 1. Thess. IV. 1. 2. Pet. III. 18. u. s. f.

70. Denn eben zu solchem fortgang und wachsthum sind die Lehrer gegeben/
Eph. IV. 11. damit die Christen nicht immer unbefestigte kinder bleiben oder unter allen
winden der Lehren/ menschen gebothe und in circul lauffenden gewohuheiten behalten
werden v. 14. Sondern daß sie in der wahrhafftigen liebe wachsen/ nemlich in CHri-
stum als das haupt/ und dergestelt sein e[r]stärckter männlicher leib/ durch seine geistes-
einheit im inwendigen Reich/ glorieus und herrlich/ im äusseren aber allen feinden for-
midabel
und wie die heeres spitzen schrecklich würde v. 15. 16.

71. Dieses soll und wird der eintzige zweck und die bestrehung derer seyn/ die Gott
selber sendet: worüber sie auch alles andere vorkoth und schaden achten werden/ nur da-
mit sie mit denen/ die sie bören/ Christum Jesum in sich wesendlich empfangen/ und
durch alle dessen stuffen und alter zusehends wachsen/ biß sie der aufferstehung aus den
todten in ihm nach aller leyden gemeinschafft triumphirend entgegen kommen.

72. Und so viel sey dißmal geschrieden zu bescheidener offenbarung der in Christo
erkanten wahrheit vom recht-Evangelischen lehramte/ nicht aber zu weiteren gegensatz
oder disputen. Wie ich denn jederman bitte/ alles in solchem sinn/ der dem sinn des Herrn
JEsu ähnlich oder doch nachjagend ist/ wol zu deuten/ und bey so grosser noth in dieser
zeit zu hertzen zu nehmen/ auch sich nicht einzubilden/ als wären dieses zu hohe dinge;
denn es nur die erste duchstaben und stuffen des wahren Evangelii stud/ und noch lange
nicht die unermeßliche geheimnisse und wunder der höhern gnade in der sülle Jesu Chri-
sti. Solte jemand hiedurch gerüget/ oder an seinem vermeinten beruf und amte zweiffelnd
werden/ dem wird die Göttliche traurigkeit eine niemals zu bereuende veränderung brin-
gen von seiner vorigen Pharisäischen vermessenheit/ im eigenen wircken und
bauen/ zu gründlich er demüthigung und zu einem gantz neuen lebendigen
weg nach einer unvergänglichen Glorie.

Ende der Erklärung.

68. Schließlich wuͤrde auch der hirte und auffſeher unſerer ſeelen allenthalben
groſſe ehre/ freude und wonue haben/ wenn auch ein jeder oͤffentlicher Lehrer die etwa
ohne dem offenbahre untuͤchtigkeit zu dem am[t]des geiſtes und N. bundes tieffeinſche/
und ſo dann alle ſorge/ zeit und muͤbe dahin richtete/ ſelbſt in CHriſto wahrhafftig ein
neues geſchoͤpff und werckzeug zu werden/ ſintemal auch die/ ſo nach dem geſetz un-
ſtraͤfflich und eifferig ſeyn moͤgen/ erſtlich den proceß Pauli erfahren muͤſſen/ in grund-
licher umkehrung zur tieffſten kindes-niedrigkeit und einfalt von allen hoͤhen und eigenen
froͤmmigkeiten; ehe ſie von ihrem lehren eine Apoſtoliſche krafft und frucht erwarten/
und dem HErrn JEſu eine gemeine pflantzen koͤnnen. Anderer geſtalt wuͤrde CHri-
ſtus im geiſt
noch immer weiter in denen/ wo er ſo verborgen leben und herrſchen
will/ heimlich gekraͤncket/ gedaͤmpffet und verſpottet werden/ und zwar aus eifer vor das
geſetz/ das in geboten und ſtuͤckwercken beſtehet/ und alſo aus guter meinung/ eben
wie CHriſtus im fleiſch von den Phariſaern und Schrifft oder Geſetz-gelehrten.

69. Es iſt dieſe jetzige zeit eine ſo kummerliche geburts-zeit/ da ſo manches
kind biß an die geburt und an den durchbruch kommen iſt/ aber keine krafft weder in ſich/
noch bey andern/ auch lehren/ findet/ ausgebohren und zum wachsthum weiter gepfle-
get und genehret zu werden. Deſto hefftiger mag nun ſchreyen/ werda nur ſchreyen
kan/ daß der HErr wiederum hirten ſenden und bereiten wolle nach ſeinem hertzen/ wie
vorhin und in den jahren ſeines bundes. Damit alſo nicht abermal und immer grund
geleget werde/ ſondern eines immer weiter zur vollkommenheit fortfahre und andere
mit ſich ziehe/ die beiligen auch ferner zubereitet/ und der gantze leib CHriſti erbauet
weꝛde: biß daß wir alle in die einigkeit des glaubens und der erkaͤntniß des Sohnes Got-
tes hinankommen/ in dieſem vollkommenen mann/ in das maß des wachſenden alters
JEſu CHriſti. Heb. VI. 1. Eph. IV. 12. Coloſſ. I. 11. 1. Theſſ. IV. 1. 2. Pet. III. 18. u. ſ. f.

70. Denn eben zu ſolchem fortgang und wachsthum ſind die Lehrer gegeben/
Eph. IV. 11. damit die Chriſten nicht immer unbefeſtigte kinder bleiben oder unter allen
winden der Lehren/ menſchen gebothe und in circul lauffenden gewohuheiten behalten
werden v. 14. Sondern daß ſie in der wahrhafftigen liebe wachſen/ nemlich in CHri-
ſtum als das haupt/ und dergeſtelt ſein e[r]ſtaͤrckter maͤnnlicher leib/ durch ſeine geiſtes-
einheit im inwendigen Reich/ glorieus und herrlich/ im aͤuſſeren aber allen feinden for-
midabel
und wie die heeres ſpitzen ſchrecklich wuͤrde v. 15. 16.

71. Dieſes ſoll und wird der eintzige zweck und die beſtrehung derer ſeyn/ die Gott
ſelber ſendet: woruͤber ſie auch alles andere vorkoth und ſchaden achten werden/ nur da-
mit ſie mit denen/ die ſie boͤren/ Chriſtum Jeſum in ſich weſendlich empfangen/ und
durch alle deſſen ſtuffen und alter zuſehends wachſen/ biß ſie der aufferſtehung aus den
todten in ihm nach aller leyden gemeinſchafft triumphirend entgegen kommen.

72. Und ſo viel ſey dißmal geſchrieden zu beſcheidener offenbarung der in Chriſto
erkanten wahrheit vom recht-Evangeliſchen lehramte/ nicht aber zu weiteren gegenſatz
oder diſputen. Wie ich denn jederman bitte/ alles in ſolchem ſinn/ der dem ſinn des Herrn
JEſu aͤhnlich oder doch nachjagend iſt/ wol zu deuten/ und bey ſo groſſer noth in dieſer
zeit zu hertzen zu nehmen/ auch ſich nicht einzubilden/ als waͤren dieſes zu hohe dinge;
denn es nur die erſte duchſtaben und ſtuffen des wahren Evangelii ſtud/ und noch lange
nicht die unermeßliche geheimniſſe und wunder der hoͤhern gnade in der ſuͤlle Jeſu Chri-
ſti. Solte jemand hiedurch geruͤget/ oder an ſeinem vermeintẽ beruf und amte zweiffelnd
werdẽ/ dem wird die Goͤttliche traurigkeit eine niemals zu bereuende veraͤnderung brin-
gen von ſeiner vorigen Phariſaͤiſchen vermeſſenheit/ im eigenen wircken und
bauen/ zu gruͤndlich er demuͤthigung und zu einem gantz neuen lebendigen
weg nach einer unvergaͤnglichen Glorie.

Ende der Erklaͤrung.
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[104/0105] 68. Schließlich wuͤrde auch der hirte und auffſeher unſerer ſeelen allenthalben groſſe ehre/ freude und wonue haben/ wenn auch ein jeder oͤffentlicher Lehrer die etwa ohne dem offenbahre untuͤchtigkeit zu dem amtdes geiſtes und N. bundes tieffeinſche/ und ſo dann alle ſorge/ zeit und muͤbe dahin richtete/ ſelbſt in CHriſto wahrhafftig ein neues geſchoͤpff und werckzeug zu werden/ ſintemal auch die/ ſo nach dem geſetz un- ſtraͤfflich und eifferig ſeyn moͤgen/ erſtlich den proceß Pauli erfahren muͤſſen/ in grund- licher umkehrung zur tieffſten kindes-niedrigkeit und einfalt von allen hoͤhen und eigenen froͤmmigkeiten; ehe ſie von ihrem lehren eine Apoſtoliſche krafft und frucht erwarten/ und dem HErrn JEſu eine gemeine pflantzen koͤnnen. Anderer geſtalt wuͤrde CHri- ſtus im geiſt noch immer weiter in denen/ wo er ſo verborgen leben und herrſchen will/ heimlich gekraͤncket/ gedaͤmpffet und verſpottet werden/ und zwar aus eifer vor das geſetz/ das in geboten und ſtuͤckwercken beſtehet/ und alſo aus guter meinung/ eben wie CHriſtus im fleiſch von den Phariſaern und Schrifft oder Geſetz-gelehrten. 69. Es iſt dieſe jetzige zeit eine ſo kummerliche geburts-zeit/ da ſo manches kind biß an die geburt und an den durchbruch kommen iſt/ aber keine krafft weder in ſich/ noch bey andern/ auch lehren/ findet/ ausgebohren und zum wachsthum weiter gepfle- get und genehret zu werden. Deſto hefftiger mag nun ſchreyen/ werda nur ſchreyen kan/ daß der HErr wiederum hirten ſenden und bereiten wolle nach ſeinem hertzen/ wie vorhin und in den jahren ſeines bundes. Damit alſo nicht abermal und immer grund geleget werde/ ſondern eines immer weiter zur vollkommenheit fortfahre und andere mit ſich ziehe/ die beiligen auch ferner zubereitet/ und der gantze leib CHriſti erbauet weꝛde: biß daß wir alle in die einigkeit des glaubens und der erkaͤntniß des Sohnes Got- tes hinankommen/ in dieſem vollkommenen mann/ in das maß des wachſenden alters JEſu CHriſti. Heb. VI. 1. Eph. IV. 12. Coloſſ. I. 11. 1. Theſſ. IV. 1. 2. Pet. III. 18. u. ſ. f. 70. Denn eben zu ſolchem fortgang und wachsthum ſind die Lehrer gegeben/ Eph. IV. 11. damit die Chriſten nicht immer unbefeſtigte kinder bleiben oder unter allen winden der Lehren/ menſchen gebothe und in circul lauffenden gewohuheiten behalten werden v. 14. Sondern daß ſie in der wahrhafftigen liebe wachſen/ nemlich in CHri- ſtum als das haupt/ und dergeſtelt ſein erſtaͤrckter maͤnnlicher leib/ durch ſeine geiſtes- einheit im inwendigen Reich/ glorieus und herrlich/ im aͤuſſeren aber allen feinden for- midabel und wie die heeres ſpitzen ſchrecklich wuͤrde v. 15. 16. 71. Dieſes ſoll und wird der eintzige zweck und die beſtrehung derer ſeyn/ die Gott ſelber ſendet: woruͤber ſie auch alles andere vorkoth und ſchaden achten werden/ nur da- mit ſie mit denen/ die ſie boͤren/ Chriſtum Jeſum in ſich weſendlich empfangen/ und durch alle deſſen ſtuffen und alter zuſehends wachſen/ biß ſie der aufferſtehung aus den todten in ihm nach aller leyden gemeinſchafft triumphirend entgegen kommen. 72. Und ſo viel ſey dißmal geſchrieden zu beſcheidener offenbarung der in Chriſto erkanten wahrheit vom recht-Evangeliſchen lehramte/ nicht aber zu weiteren gegenſatz oder diſputen. Wie ich denn jederman bitte/ alles in ſolchem ſinn/ der dem ſinn des Herrn JEſu aͤhnlich oder doch nachjagend iſt/ wol zu deuten/ und bey ſo groſſer noth in dieſer zeit zu hertzen zu nehmen/ auch ſich nicht einzubilden/ als waͤren dieſes zu hohe dinge; denn es nur die erſte duchſtaben und ſtuffen des wahren Evangelii ſtud/ und noch lange nicht die unermeßliche geheimniſſe und wunder der hoͤhern gnade in der ſuͤlle Jeſu Chri- ſti. Solte jemand hiedurch geruͤget/ oder an ſeinem vermeintẽ beruf und amte zweiffelnd werdẽ/ dem wird die Goͤttliche traurigkeit eine niemals zu bereuende veraͤnderung brin- gen von ſeiner vorigen Phariſaͤiſchen vermeſſenheit/ im eigenen wircken und bauen/ zu gruͤndlich er demuͤthigung und zu einem gantz neuen lebendigen weg nach einer unvergaͤnglichen Glorie. Ende der Erklaͤrung.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700/105>, abgerufen am 23.11.2024.