Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.heiligen innern tempel/ da er wesendlich wohnet/ solche kräffte und höhen 61. Sintemal es ja CHristo und denen Aposteln ein leichtes gewesen wäre/ die leute 62. Es möchte aber aus diesen allen klar seyn/ ob und welche denn bey so gestalten 63. Rach dem klaren sinn der schrifft heist nicht dasienige etwas eigenes/ was 64. Sondern das heist nach dem sinn des H. Geistes etwas eigenes/ was nicht formen
heiligen innern tempel/ da er weſendlich wohnet/ ſolche kraͤffte und hoͤhen 61. Sintemal es ja CHriſto und denen Apoſteln ein leichtes geweſen waͤre/ die leute 62. Es moͤchte aber aus dieſen allen klar ſeyn/ ob und welche denn bey ſo geſtalten 63. Rach dem klaren ſinn der ſchrifft heiſt nicht dasienige etwas eigenes/ was 64. Sondern das heiſt nach dem ſinn des H. Geiſtes etwas eigenes/ was nicht formen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0103" n="102"/> heiligen innern tempel/ da er weſendlich wohnet/ ſolche kraͤffte und hoͤhen<lb/> der vernunfft/ und die daher entſtehende natuͤrliche herſchſucht/ mercket/<lb/> welche immer gern eine ἐθελοθρησκεί αν oder ſelbſterwehlten ſinnlichen ge-<lb/> formten dienſt GOttes (auch wol aus guter meinung und vorwand)<lb/> auffrichten will. So bald/ ſag ich/ diß ſich aͤuſſert/ kan der H. Geiſt auch<lb/><hi rendition="#fr">nicht auff eine ſtunde weichen/</hi> unterworffen zu ſeyn denen/ die da die<lb/> ſelige <hi rendition="#fr">freyheit</hi> in CHriſto <hi rendition="#fr">auskundſchaffen</hi> und vernichten wollen/ auff<lb/> daß die wahrheit des Evangelii von der erloͤſung aus dem menſchen-joch<lb/> beſtehe. <hi rendition="#aq">Gal. II.</hi> 45.</p><lb/> <p>61. Sintemal es ja CHriſto und denen Apoſteln ein leichtes geweſen waͤre/ die leute<lb/> auff ſolche geformte aͤuſſere kirchen-wercke zu fuͤhren/ wenn ſie es nicht vor unzulaͤnglich und<lb/> ſchaͤdlich gehalten haͤtten. Es pfleget aber auchhingegen dieſen freywirckenden geiſt ſo<lb/> manche arbeit zu koſten/ ehe er die ſeinigen aus der angebornen und dem fleiſch faſt angeneh-<lb/> men knechtſchafft/ und duͤſtern gefaͤngniß der ſatzungen und gebraͤuche (dabey es der na-<lb/> tur ſo wenig muͤhe oder leiden gilt) in den weiten und lichten raum des freyen gnaden-<lb/> reichs JEſu verſetzet und erbohren: Weswegen er in ihnen nunmehro deſto ernſtlicher<lb/> auff der hut ſtehet/ ſie von <hi rendition="#fr">zucht-meiſtern</hi> zu bewahren/ ob ſich auch deren 10000. ange-<lb/> ben ſolten/ weil ſolche doch keinen ſo vaͤterlichen ſinn erweiſen/ ſondern ihnen nur ein knech-<lb/> tiſch joch nach dem andern als nothwendig zum glauben uͤber den hals zu werffen ſuchen/ <hi rendition="#aq">Gal.<lb/> IV.</hi> 19. Und alſo duͤrffen die an die ſchule JEſu gewieſene und gewoͤhnte juͤnger auff ewig<lb/><hi rendition="#fr">nicht mehr meiſter ſuchen/ denn JEſum CHriſtum/</hi> welchem ſie ſich <hi rendition="#fr">aus gan-<lb/> tzer macht anvertrauet haben/</hi> und aus deſſen hand ſie niemand reiſſen ſoll. <hi rendition="#aq">Matth.<lb/> XXIII. 8. 10 Joh. X.</hi> 27. 28.</p><lb/> <p>62. Es moͤchte aber aus dieſen allen klar ſeyn/ ob und welche denn bey ſo geſtalten<lb/> ſachen nun <hi rendition="#fr">etwas eigenes anfangen/</hi> wie man gemeiniglich einwendet. Ob es nem-<lb/> lich die gliedmaſſen CHriſti thun/ welche von dem unſichtbaren haupt und gantzem leibe/<lb/> darein ſie gewurtzelt und erbauet ſind/ <hi rendition="#aq">Coloſſ. II.</hi> 7. ewiglich nicht getrennet werden/ und<lb/> nimmermehr etwas eigenes ſuchen oder anfangen doͤrffen? (denn von ſolchen gliedern<lb/> blieb allein die frage oben uͤbrig/ mit außnehmung der ungezogenen/ ungeuͤbten und annoch<lb/> unbefeſtigten ſeelen) oder ob es diejenigen thun/ welche eine ἐθελοθρησκείαν oder ſelbſt-<lb/> erwehlten GOttes-dienſt nicht nur anrichten (welches an ſich ſelbſt gut gemeinet ſeyn<lb/> moͤchte) ſondern auch als eine allgemeine und noͤthige pflicht allen ohne <hi rendition="#aq">diſcretion</hi> und<lb/> unterſcheid auff buͤrden wollen.</p><lb/> <p>63. Rach dem klaren ſinn der ſchrifft heiſt nicht dasienige <hi rendition="#fr">etwas eigenes/</hi> was<lb/> von dem <hi rendition="#fr">gemeinem gebrauch</hi> oder ſinn abgehet/ und etwas <hi rendition="#fr">ſonderbares/</hi> ungemei-<lb/> nes/ <hi rendition="#fr">auſſerordentliches</hi> iſt: Denn ſonſt muͤſte dervorwurff aller Gottloſen wieder die<lb/> kleine herde CHriſti gelteu/ daß ſie von dem <hi rendition="#fr">gemeinen</hi> breiten weg ihrer verſam̃lungen<lb/> und <hi rendition="#fr">geſellſchafften</hi> in kirchen und ſonſt/ auff den ſchmalen und <hi rendition="#fr">ungemeinen</hi> weg treten/<lb/> da ſie doch darinne nichts eigenes/ ſondern das <hi rendition="#fr">gemeine beſte</hi> ſuchen.</p><lb/> <p>64. Sondern das heiſt nach dem ſinn des H. Geiſtes etwas <hi rendition="#fr">eigenes/</hi> was nicht<lb/> von dem <hi rendition="#fr">allgemeinen und einigen brunnen/</hi> nemlich GOtt in CHriſto JEſu/ durch den<lb/> H. Geiſt weſentlich <hi rendition="#fr">herſtammet/</hi> in deſſen ausgedruckten <hi rendition="#fr">willen und namen ange-</hi><lb/> fangen/ gemittelt und vollendet wird/ und alſo auff dieſes gemeine hoͤchſte gut wieder <hi rendition="#fr">fuͤh-<lb/> ret</hi> und weiſet. Dahero denn in der ſchrifft alles ſolch eigenes auch gutſcheinendes ver-<lb/> worffen wird/ weil es aus dem eigenem falſch-Adamiſchen willen und leben entſtehet/ als da<lb/> iſt <hi rendition="#fr">eigene gerechtigkeit</hi> derer geſetzlichen heuchleriſchen Juden in ihren ſatzungen und<lb/> <fw place="bottom" type="catch">formen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [102/0103]
heiligen innern tempel/ da er weſendlich wohnet/ ſolche kraͤffte und hoͤhen
der vernunfft/ und die daher entſtehende natuͤrliche herſchſucht/ mercket/
welche immer gern eine ἐθελοθρησκεί αν oder ſelbſterwehlten ſinnlichen ge-
formten dienſt GOttes (auch wol aus guter meinung und vorwand)
auffrichten will. So bald/ ſag ich/ diß ſich aͤuſſert/ kan der H. Geiſt auch
nicht auff eine ſtunde weichen/ unterworffen zu ſeyn denen/ die da die
ſelige freyheit in CHriſto auskundſchaffen und vernichten wollen/ auff
daß die wahrheit des Evangelii von der erloͤſung aus dem menſchen-joch
beſtehe. Gal. II. 45.
61. Sintemal es ja CHriſto und denen Apoſteln ein leichtes geweſen waͤre/ die leute
auff ſolche geformte aͤuſſere kirchen-wercke zu fuͤhren/ wenn ſie es nicht vor unzulaͤnglich und
ſchaͤdlich gehalten haͤtten. Es pfleget aber auchhingegen dieſen freywirckenden geiſt ſo
manche arbeit zu koſten/ ehe er die ſeinigen aus der angebornen und dem fleiſch faſt angeneh-
men knechtſchafft/ und duͤſtern gefaͤngniß der ſatzungen und gebraͤuche (dabey es der na-
tur ſo wenig muͤhe oder leiden gilt) in den weiten und lichten raum des freyen gnaden-
reichs JEſu verſetzet und erbohren: Weswegen er in ihnen nunmehro deſto ernſtlicher
auff der hut ſtehet/ ſie von zucht-meiſtern zu bewahren/ ob ſich auch deren 10000. ange-
ben ſolten/ weil ſolche doch keinen ſo vaͤterlichen ſinn erweiſen/ ſondern ihnen nur ein knech-
tiſch joch nach dem andern als nothwendig zum glauben uͤber den hals zu werffen ſuchen/ Gal.
IV. 19. Und alſo duͤrffen die an die ſchule JEſu gewieſene und gewoͤhnte juͤnger auff ewig
nicht mehr meiſter ſuchen/ denn JEſum CHriſtum/ welchem ſie ſich aus gan-
tzer macht anvertrauet haben/ und aus deſſen hand ſie niemand reiſſen ſoll. Matth.
XXIII. 8. 10 Joh. X. 27. 28.
62. Es moͤchte aber aus dieſen allen klar ſeyn/ ob und welche denn bey ſo geſtalten
ſachen nun etwas eigenes anfangen/ wie man gemeiniglich einwendet. Ob es nem-
lich die gliedmaſſen CHriſti thun/ welche von dem unſichtbaren haupt und gantzem leibe/
darein ſie gewurtzelt und erbauet ſind/ Coloſſ. II. 7. ewiglich nicht getrennet werden/ und
nimmermehr etwas eigenes ſuchen oder anfangen doͤrffen? (denn von ſolchen gliedern
blieb allein die frage oben uͤbrig/ mit außnehmung der ungezogenen/ ungeuͤbten und annoch
unbefeſtigten ſeelen) oder ob es diejenigen thun/ welche eine ἐθελοθρησκείαν oder ſelbſt-
erwehlten GOttes-dienſt nicht nur anrichten (welches an ſich ſelbſt gut gemeinet ſeyn
moͤchte) ſondern auch als eine allgemeine und noͤthige pflicht allen ohne diſcretion und
unterſcheid auff buͤrden wollen.
63. Rach dem klaren ſinn der ſchrifft heiſt nicht dasienige etwas eigenes/ was
von dem gemeinem gebrauch oder ſinn abgehet/ und etwas ſonderbares/ ungemei-
nes/ auſſerordentliches iſt: Denn ſonſt muͤſte dervorwurff aller Gottloſen wieder die
kleine herde CHriſti gelteu/ daß ſie von dem gemeinen breiten weg ihrer verſam̃lungen
und geſellſchafften in kirchen und ſonſt/ auff den ſchmalen und ungemeinen weg treten/
da ſie doch darinne nichts eigenes/ ſondern das gemeine beſte ſuchen.
64. Sondern das heiſt nach dem ſinn des H. Geiſtes etwas eigenes/ was nicht
von dem allgemeinen und einigen brunnen/ nemlich GOtt in CHriſto JEſu/ durch den
H. Geiſt weſentlich herſtammet/ in deſſen ausgedruckten willen und namen ange-
fangen/ gemittelt und vollendet wird/ und alſo auff dieſes gemeine hoͤchſte gut wieder fuͤh-
ret und weiſet. Dahero denn in der ſchrifft alles ſolch eigenes auch gutſcheinendes ver-
worffen wird/ weil es aus dem eigenem falſch-Adamiſchen willen und leben entſtehet/ als da
iſt eigene gerechtigkeit derer geſetzlichen heuchleriſchen Juden in ihren ſatzungen und
formen
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