Lust hat, der Wald gehört Dein und wenn ich drinn herumlauf, so hab ich meine Freud daß ich auf Deinem Grund und Boden bin. Im Frühjahr muß es hier sein wie inwendig in der Seel; Frühling draus, Frühling drinn, ein Wille und ein Thun, -- blüht der Apfel¬ baum, so hab ich rothe Backen, stürzt sich der eigensin¬ nige Bach die Klippentrepp hinab, so setz ich ihm nach und spring kreuz und quer über ihn weg, ruft die Nach¬ tigall so komm ich gerennt, und tanzen die Mühlräder mit der Lahn einen Walzer ins Thal hinab, so pfeif ich auf dem Berg ein Stückchen dazu und guck über die rauchenden Hütten und über die schirmenden Bäume hinaus wie sie ihren Muthwill verjuchzen, und der Mül¬ ler und sein Schätzchen auch, die denken kein Mensch sähs. -- Morgenrührung, Abendwehmuth wird nicht sta¬ tuirt, in den Hecken blüht Frühlingsfeier genug, Schnur¬ ren und Summen und Windgeflüster. Aber weils Winter ist und kein Frühling, [s][o] wollt ich nur sagen wie alles so herzhaft und sorgenfrei ist in der Natur hier, so un¬ verhehlte Lebenslust, man müßte sich schämen, der Ah¬ nungswehen und Sehnsuchtträume, statt lustig mit zu grünen und zu sausen und zu plätschern; ich mein nur, es ist nicht möglich hier mitten im drallen Hessenland, anders zu sein als das heimathlich Fleckchen Welt selbst,
Luſt hat, der Wald gehört Dein und wenn ich drinn herumlauf, ſo hab ich meine Freud daß ich auf Deinem Grund und Boden bin. Im Frühjahr muß es hier ſein wie inwendig in der Seel; Frühling draus, Frühling drinn, ein Wille und ein Thun, — blüht der Apfel¬ baum, ſo hab ich rothe Backen, ſtürzt ſich der eigenſin¬ nige Bach die Klippentrepp hinab, ſo ſetz ich ihm nach und ſpring kreuz und quer über ihn weg, ruft die Nach¬ tigall ſo komm ich gerennt, und tanzen die Mühlräder mit der Lahn einen Walzer ins Thal hinab, ſo pfeif ich auf dem Berg ein Stückchen dazu und guck über die rauchenden Hütten und über die ſchirmenden Bäume hinaus wie ſie ihren Muthwill verjuchzen, und der Mül¬ ler und ſein Schätzchen auch, die denken kein Menſch ſähs. — Morgenrührung, Abendwehmuth wird nicht ſta¬ tuirt, in den Hecken blüht Frühlingsfeier genug, Schnur¬ ren und Summen und Windgeflüſter. Aber weils Winter iſt und kein Frühling, [ſ][o] wollt ich nur ſagen wie alles ſo herzhaft und ſorgenfrei iſt in der Natur hier, ſo un¬ verhehlte Lebensluſt, man müßte ſich ſchämen, der Ah¬ nungswehen und Sehnſuchtträume, ſtatt luſtig mit zu grünen und zu ſauſen und zu plätſchern; ich mein nur, es iſt nicht möglich hier mitten im drallen Heſſenland, anders zu ſein als das heimathlich Fleckchen Welt ſelbſt,
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Luſt hat, der Wald gehört Dein und wenn ich drinn
herumlauf, ſo hab ich meine Freud daß ich auf Deinem
Grund und Boden bin. Im Frühjahr muß es hier ſein
wie inwendig in der Seel; Frühling draus, Frühling
drinn, ein Wille und ein Thun, — blüht der Apfel¬
baum, ſo hab ich rothe Backen, ſtürzt ſich der eigenſin¬
nige Bach die Klippentrepp hinab, ſo ſetz ich ihm nach
und ſpring kreuz und quer über ihn weg, ruft die Nach¬
tigall ſo komm ich gerennt, und tanzen die Mühlräder
mit der Lahn einen Walzer ins Thal hinab, ſo pfeif
ich auf dem Berg ein Stückchen dazu und guck über die
rauchenden Hütten und über die ſchirmenden Bäume
hinaus wie ſie ihren Muthwill verjuchzen, und der Mül¬
ler und ſein Schätzchen auch, die denken kein Menſch
ſähs. — Morgenrührung, Abendwehmuth wird nicht ſta¬
tuirt, in den Hecken blüht Frühlingsfeier genug, Schnur¬
ren und Summen und Windgeflüſter. Aber weils Winter
iſt und kein Frühling, ſo wollt ich nur ſagen wie alles
ſo herzhaft und ſorgenfrei iſt in der Natur hier, ſo un¬
verhehlte Lebensluſt, man müßte ſich ſchämen, der Ah¬
nungswehen und Sehnſuchtträume, ſtatt luſtig mit zu
grünen und zu ſauſen und zu plätſchern; ich mein nur,
es iſt nicht möglich hier mitten im drallen Heſſenland,
anders zu ſein als das heimathlich Fleckchen Welt ſelbſt,
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/91>, abgerufen am 23.11.2024.
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