Eh wir abreisten hatte ich noch manchen Kampf mit den andern, man war nicht einig ob ich dem Sa¬ vigny nicht lästig sein würde, weil man glaubt und ge¬ wiß weiß daß er nichts auf mich hält. Ich halte nun auch eben nichts besondres von mir; ich hab ihn im¬ mer noch wie sonst lieb, und so scheu ich mich gar nicht mit ihm zu leben, obschon er einen Widerwillen ge¬ gen meine Natur zu haben scheint, um so glanzvoller erscheint mir Deine Nachsicht mit mir; und er behauptet ich sei hochmüthig, -- manchmal glaub ichs gar, weil er doch gescheuter ist als wir alle, -- und kann also einen Charakter besser beurtheilen. -- Und dann kann ich Dir sagen freu ich mich ordentlichermaßen über die¬ sen Hochmuth und denke es muß doch wohl auch was hinter mir sein, denn ohne Ursache dazu würd er nicht drauf kommen; was glaubt er wohl daß mich so hochmüthig macht? -- Ha ha ha! -- das heist: ich lach! -- über was? -- daß der Savigny nichts weiß von meiner zärtlichen Nei¬ gung für den Jud, -- und wie ich alle vornehme Leut nicht den kann weil sie mir zu gemein sind, und weil kein Mensch im Haus weiß warum ich als übermüthig bin und das ist heut einmal wieder weil ich ein besonders angenehm Abentheuer hatte; ich war im Garten der
am
Eh wir abreiſten hatte ich noch manchen Kampf mit den andern, man war nicht einig ob ich dem Sa¬ vigny nicht läſtig ſein würde, weil man glaubt und ge¬ wiß weiß daß er nichts auf mich hält. Ich halte nun auch eben nichts beſondres von mir; ich hab ihn im¬ mer noch wie ſonſt lieb, und ſo ſcheu ich mich gar nicht mit ihm zu leben, obſchon er einen Widerwillen ge¬ gen meine Natur zu haben ſcheint, um ſo glanzvoller erſcheint mir Deine Nachſicht mit mir; und er behauptet ich ſei hochmüthig, — manchmal glaub ichs gar, weil er doch geſcheuter iſt als wir alle, — und kann alſo einen Charakter beſſer beurtheilen. — Und dann kann ich Dir ſagen freu ich mich ordentlichermaßen über die¬ ſen Hochmuth und denke es muß doch wohl auch was hinter mir ſein, denn ohne Urſache dazu würd er nicht drauf kommen; was glaubt er wohl daß mich ſo hochmüthig macht? — Ha ha ha! — das heiſt: ich lach! — über was? — daß der Savigny nichts weiß von meiner zärtlichen Nei¬ gung für den Jud, — und wie ich alle vornehme Leut nicht den kann weil ſie mir zu gemein ſind, und weil kein Menſch im Haus weiß warum ich als übermüthig bin und das iſt heut einmal wieder weil ich ein beſonders angenehm Abentheuer hatte; ich war im Garten der
am
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0086"n="72"/><p>Eh wir abreiſten hatte ich noch manchen Kampf<lb/>
mit den andern, man war nicht einig ob ich dem Sa¬<lb/>
vigny nicht läſtig ſein würde, weil man glaubt und ge¬<lb/>
wiß weiß daß er nichts auf mich hält. Ich halte nun<lb/>
auch eben nichts beſondres von mir; ich hab ihn im¬<lb/>
mer noch wie ſonſt lieb, und ſo ſcheu ich mich gar<lb/>
nicht mit ihm zu leben, obſchon er einen Widerwillen ge¬<lb/>
gen meine Natur zu haben ſcheint, um ſo glanzvoller<lb/>
erſcheint mir Deine Nachſicht mit mir; und er behauptet<lb/>
ich ſei hochmüthig, — manchmal glaub ichs gar, weil<lb/>
er doch geſcheuter iſt als wir alle, — und kann alſo<lb/>
einen Charakter beſſer beurtheilen. — Und dann kann<lb/>
ich Dir ſagen freu ich mich ordentlichermaßen über die¬<lb/>ſen Hochmuth und denke es muß doch wohl auch was<lb/>
hinter mir ſein, denn ohne Urſache dazu würd er nicht drauf<lb/>
kommen; was glaubt er wohl daß mich ſo hochmüthig<lb/>
macht? — Ha ha ha! — das heiſt: ich lach! — über was? —<lb/>
daß der Savigny nichts weiß von meiner zärtlichen Nei¬<lb/>
gung für den Jud, — und wie ich alle vornehme Leut nicht<lb/>
den kann weil ſie mir zu gemein ſind, und weil kein<lb/>
Menſch im Haus weiß warum ich als übermüthig bin<lb/>
und das iſt heut einmal wieder weil ich ein beſonders<lb/>
angenehm Abentheuer hatte; ich war im Garten der<lb/><fwplace="bottom"type="catch">am<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[72/0086]
Eh wir abreiſten hatte ich noch manchen Kampf
mit den andern, man war nicht einig ob ich dem Sa¬
vigny nicht läſtig ſein würde, weil man glaubt und ge¬
wiß weiß daß er nichts auf mich hält. Ich halte nun
auch eben nichts beſondres von mir; ich hab ihn im¬
mer noch wie ſonſt lieb, und ſo ſcheu ich mich gar
nicht mit ihm zu leben, obſchon er einen Widerwillen ge¬
gen meine Natur zu haben ſcheint, um ſo glanzvoller
erſcheint mir Deine Nachſicht mit mir; und er behauptet
ich ſei hochmüthig, — manchmal glaub ichs gar, weil
er doch geſcheuter iſt als wir alle, — und kann alſo
einen Charakter beſſer beurtheilen. — Und dann kann
ich Dir ſagen freu ich mich ordentlichermaßen über die¬
ſen Hochmuth und denke es muß doch wohl auch was
hinter mir ſein, denn ohne Urſache dazu würd er nicht drauf
kommen; was glaubt er wohl daß mich ſo hochmüthig
macht? — Ha ha ha! — das heiſt: ich lach! — über was? —
daß der Savigny nichts weiß von meiner zärtlichen Nei¬
gung für den Jud, — und wie ich alle vornehme Leut nicht
den kann weil ſie mir zu gemein ſind, und weil kein
Menſch im Haus weiß warum ich als übermüthig bin
und das iſt heut einmal wieder weil ich ein beſonders
angenehm Abentheuer hatte; ich war im Garten der
am
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/86>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.