Momenten rechnet, und Dich gegen Deine eignen Lau¬ nen vertheidigen wird, die so oft ins Träge und Me¬ lancholische spielen.
Und ich denke mir darin einen großen Genuß für Dich daß Du die große weite Natur im Winterkleid vor Dir hast, denn die Gegend von Marburg ist sehr schön und lacht einem zum Fenster herein, -- oder ist es Dir lieber in jener Zerstreuung bald dies bald jenes beginnend und endlich mit Verdruß an Dir selber verzweifelnd, daß Du zu nichts gekommen bist? -- Ich glaub daß Du alle Deine guten Vorsätze sehr er¬ leichtern könntest und Deine Zwecke erreichen, wenn Du von Marburg aus, einen korrekten Briefwechsel mit der Großmama führtest, Deine Briefe würden ihr gewiß Freude machen, sie würde nicht versäumen Deine Fragen nach der Jugend und dem Geist Deiner Mut¬ ter zu beantworten, so wie nach Deinem Großvater, Du könntest Deine eignen Bemerkungen hinzufügen, und brauchtest nur die Vorsicht zu haben Deine Briefe von irgend einem unschuldigen Copist abschreiben zu lassen, so hättest Du als Nebenarbeit, und wahrschein¬ lich viel vollständiger und gelungner, wozu Du vielleicht vergebliche Anstalten in Frankfurt machen würdest, --
Momenten rechnet, und Dich gegen Deine eignen Lau¬ nen vertheidigen wird, die ſo oft ins Träge und Me¬ lancholiſche ſpielen.
Und ich denke mir darin einen großen Genuß für Dich daß Du die große weite Natur im Winterkleid vor Dir haſt, denn die Gegend von Marburg iſt ſehr ſchön und lacht einem zum Fenſter herein, — oder iſt es Dir lieber in jener Zerſtreuung bald dies bald jenes beginnend und endlich mit Verdruß an Dir ſelber verzweifelnd, daß Du zu nichts gekommen biſt? — Ich glaub daß Du alle Deine guten Vorſätze ſehr er¬ leichtern könnteſt und Deine Zwecke erreichen, wenn Du von Marburg aus, einen korrekten Briefwechſel mit der Großmama führteſt, Deine Briefe würden ihr gewiß Freude machen, ſie würde nicht verſäumen Deine Fragen nach der Jugend und dem Geiſt Deiner Mut¬ ter zu beantworten, ſo wie nach Deinem Großvater, Du könnteſt Deine eignen Bemerkungen hinzufügen, und brauchteſt nur die Vorſicht zu haben Deine Briefe von irgend einem unſchuldigen Copiſt abſchreiben zu laſſen, ſo hätteſt Du als Nebenarbeit, und wahrſchein¬ lich viel vollſtändiger und gelungner, wozu Du vielleicht vergebliche Anſtalten in Frankfurt machen würdeſt, —
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Momenten rechnet, und Dich gegen Deine eignen Lau¬
nen vertheidigen wird, die ſo oft ins Träge und Me¬
lancholiſche ſpielen.
Und ich denke mir darin einen großen Genuß für
Dich daß Du die große weite Natur im Winterkleid
vor Dir haſt, denn die Gegend von Marburg iſt ſehr
ſchön und lacht einem zum Fenſter herein, — oder
iſt es Dir lieber in jener Zerſtreuung bald dies bald
jenes beginnend und endlich mit Verdruß an Dir ſelber
verzweifelnd, daß Du zu nichts gekommen biſt? —
Ich glaub daß Du alle Deine guten Vorſätze ſehr er¬
leichtern könnteſt und Deine Zwecke erreichen, wenn Du
von Marburg aus, einen korrekten Briefwechſel mit der
Großmama führteſt, Deine Briefe würden ihr gewiß
Freude machen, ſie würde nicht verſäumen Deine
Fragen nach der Jugend und dem Geiſt Deiner Mut¬
ter zu beantworten, ſo wie nach Deinem Großvater,
Du könnteſt Deine eignen Bemerkungen hinzufügen,
und brauchteſt nur die Vorſicht zu haben Deine Briefe
von irgend einem unſchuldigen Copiſt abſchreiben zu
laſſen, ſo hätteſt Du als Nebenarbeit, und wahrſchein¬
lich viel vollſtändiger und gelungner, wozu Du vielleicht
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/76>, abgerufen am 26.11.2024.
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