Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.Thür auch damit entgegen "ists nicht barbarisch? -- Ich bin noch einmal in den Garten gegangen Noch kurz eh ich mit Dir bekannt war hab ich Thür auch damit entgegen „iſts nicht barbariſch? — Ich bin noch einmal in den Garten gegangen Noch kurz eh ich mit Dir bekannt war hab ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0040" n="26"/> Thür auch damit entgegen „iſts nicht barbariſch? —<lb/> und daß die Großmama ſtillſchweigt dazu, — wärſt Du<lb/> nur hier geweſen es wär nicht geſchehen.“ —</p><lb/> <p>Ich bin noch einmal in den Garten gegangen<lb/> wie es dunkel war, denn am Tag hingehen ſchien mir<lb/> beleidigend für die edlen Bäume; — ich hab Ab¬<lb/> ſchied genommen vom Garten, ich mag nicht wie¬<lb/> der hineingehen. — Ich hab auch den Gärtner beſucht<lb/> im Bosket, der ſagte mir, es habe ihn ſehr betrübt<lb/> daß dieſe Bäume abgehauen wären er habe ſo man¬<lb/> ches ſich immer gedacht dabei, jetzt könne er nichts mehr<lb/> von ihnen ſehen und hätt auch die Luſt verloren die<lb/> Roſenhecke zu pflegen. — Nun! — ſagte ich, aber in<lb/> Gedanken können wir immer alles ſehen was wir lieb<lb/> haben? — das gab er zu — ſo gebt doch auch die Ro¬<lb/> ſenhecke nicht auf, je höher ſie wächſt, je mehr könnt ihr<lb/> Euch dabei denken daß im Gedächtniß alles Schöne<lb/> fortblüht. — Daß bewilligte er mir, und er meinte ich<lb/> ſolle gewiß nicht klagen daß er ſie verſäumt hätte wenn<lb/> ich wieder käm. — Im Gärtner liegt wahres Genie zu<lb/> einem ſolchen Umgang mit ſeiner Umgebung in der<lb/> Natur. —</p><lb/> <p>Noch kurz eh ich mit Dir bekannt war hab ich<lb/> manchmal oben in den Baumwipfeln meine Stim¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0040]
Thür auch damit entgegen „iſts nicht barbariſch? —
und daß die Großmama ſtillſchweigt dazu, — wärſt Du
nur hier geweſen es wär nicht geſchehen.“ —
Ich bin noch einmal in den Garten gegangen
wie es dunkel war, denn am Tag hingehen ſchien mir
beleidigend für die edlen Bäume; — ich hab Ab¬
ſchied genommen vom Garten, ich mag nicht wie¬
der hineingehen. — Ich hab auch den Gärtner beſucht
im Bosket, der ſagte mir, es habe ihn ſehr betrübt
daß dieſe Bäume abgehauen wären er habe ſo man¬
ches ſich immer gedacht dabei, jetzt könne er nichts mehr
von ihnen ſehen und hätt auch die Luſt verloren die
Roſenhecke zu pflegen. — Nun! — ſagte ich, aber in
Gedanken können wir immer alles ſehen was wir lieb
haben? — das gab er zu — ſo gebt doch auch die Ro¬
ſenhecke nicht auf, je höher ſie wächſt, je mehr könnt ihr
Euch dabei denken daß im Gedächtniß alles Schöne
fortblüht. — Daß bewilligte er mir, und er meinte ich
ſolle gewiß nicht klagen daß er ſie verſäumt hätte wenn
ich wieder käm. — Im Gärtner liegt wahres Genie zu
einem ſolchen Umgang mit ſeiner Umgebung in der
Natur. —
Noch kurz eh ich mit Dir bekannt war hab ich
manchmal oben in den Baumwipfeln meine Stim¬
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